Selbsttransformation durch Meditation - Horst Gunkel - E-Book

Selbsttransformation durch Meditation E-Book

Horst Gunkel

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Beschreibung

In diesem Buch wechseln sich Erläuterungen zur buddhistischen Lehre und Übungen, die diese durch meditative Praxis durchdringen, ab. Es gibt dazu Ergänzungen im Internet unter http://www.er-da.eu/ErDa/Kurs.html. Das Buch wendet sich nicht an Anfänger. Wer noch wenig meditative Praxis hat und auch mit der buddhistischen Lehre noch nicht vertraut ist, dem seien die früheren Bücher dieser Reihe empfohlen. Die Inhalte dieses Buches sind durch langjährige Praxis und Einübung entstanden, sie wurden aufgrund von Kursen allmählich weiter entwickelt, bis sie in der jetzigen Form vorlagen. Das Buch eignet sich auch nicht zum einfachen Durchlesen, die Inhalte erschließen sich vielmehr erst dann vollständig, wenn die Übungen wiederholt und in der richtigen Reihenfolge eingeübt werden. Daher empfehle ich, ergänzend die Audiomeditation unter der genannten Internetadresse zu üben.

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Seitenzahl: 479

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Das Buch

In diesem Buch wechseln sich Erläuterungen zur buddhistischen Lehre und Übungen, die diese durch meditative Praxis durchdringen, ab. Es gibt dazu Ergänzungen im Internet unter http://www.er-da.eu/ErDa/Kurs.html. Das Buch wendet sich nicht an Anfänger. Wer noch wenig meditative Praxis hat und auch mit der buddhistischen Lehre noch nicht vertraut ist, dem seien die früheren Bücher dieser Reihe empfohlen. Die Inhalte dieses Buches sind durch langjährige Praxis und Einübung entstanden, sie wurden aufgrund von Kursen allmählich weiter entwickelt, bis sie in der jetzigen Form vorlagen. Das Buch eignet sich auch nicht zum einfachen Durchlesen, die Inhalte erschließen sich vielmehr erst dann vollständig, wenn die Übungen wiederholt und in der richtigen Reihenfolge eingeübt werden. Daher empfehle ich, ergänzend die Audiomeditation unter der genannten Internetadresse zu üben.

Kursiv und fett gedruckte Begriffe sind in einem Glossar am Ende des Buches erklärt.

Der Autor

Horst Gunkel, Jahrgang 1951, arbeitete 40 Jahre als Lehrer am beruflichen Schulzentrum in Gelnhausen. Er engagierte sich in vielen Vereinen und Bürgerinitiativen zum Schutz des Lebens in all seinen Formen. Von 1981 bis 1995 war er in zahlreichen Gremien und zwei Regionalparlamenten aktiv. Von 1987 bis 2000 leitete er außerdem das ÖkoBüro Hanau. Anfang der 90er Jahre begegnete er dem Buddhismus und erkannte schnell, dass ein Engagement hierin (noch) wichtiger sei als sein bisheriges politisches Wirken. Er legte alle politischen Ämter nieder und setzte sich im Netzwerk Engagierter Buddhisten für ökologische, pazifistische und soziale Projekte ein. 1996 kam er zur Buddhistische Gemeinschaft Triratna (damals: Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens), für die er zunächst in Frankfurt/M. eine Meditationsgruppe aufbaute, dann die Buddhistische Gemeinschaft Gelnhausen. Er lebt heute in Thüringen.

Weitere Vorträge, Erzählungen und Meditationen von Horst Gunkel finden sich unter http://www.gelnhausen-meditation.de

Inhaltsverzeichnis

Selbsttransformation durch Meditation

ERDE

Meditation 1: Sitzen wie ein Berg

(Stufe 1)

Meditation 2: Das Erdelement

Meditation 3: Das Erdelement lieben

Plädoyer gegen das Erdelement

Meditation 4: Erdelement – das Feste

Das Luftelement

Meditation 5: Das Luftelement

Meditation 6: Die Begegnung mit der Luft

Meditation 7: Baum-Atem-Meditation

Das Wasserelement

Meditation 8: Das Wasserelement

Meditation 9: Das Wasserelement erspüren

Meditation 10: Schmelzen und Erden

(Stufe 2)

Wenn sie aber nicht schmelzen....

Meditation 11: Wasserelement, das Fließende

Das Feuerelement

Der Mensch hat sich von der Natur entfremdet

Meditation 12: Das Feuerelement

Meditation 13: Das Feuer entfachen

Das Wurzelcakra

Der Buddha und der Baum

Meditation 14: Fest verwurzelt

(Stufe 3)

Meditation 15: Der dreifache Atem

Karma – nur eine Ebene von Bedingtheit

Karma 2.0

Körperlich gespeichertes Karma

Meditation 16: Die Vier-Elemente-Meditation

Kontemplation: Ökologie des Geistes

Meditation 17: Die Vier Großen Wesen

Das Raumelement

Meditation 18: Das Raumelement

Meditation 19: Dieser klafterlange Körper

Vorbemerkung zur Meditation 20

Meditation 20: Die Liebe der Erde

(Stufe 4)

Meditation 21: Planetenmeditation

Sinnlichkeit, Bauchgefühl und Wissen

Das Sakralcakra

Meditation 22: Verkörperung

Einführung in die Meditation der Stufe 5

Meditation 23: Ein Sakrament

(Stufe 5)

Empfindungen

Meditation 24: Um die Empfindungen wissen

Wahrnehmung

Gefühle und Emotionen

Das Solarplexus-Cakra

Meditation 25: Bauchgefühl

(Stufe 6)

Die Befreiung des Herzens

Das Herz-Cakra

Dem Schatten begegnen

Die Praxis des Herzens

Meditation 26: Von ganzem Herzen

(Stufe 7)

Meditation 27: Das Herz lächelt

Meditation 28: Das Herz des Pilgers

Meditation 29: Tonglen

Meditation 30: Naikan

Übung: vedanā und khandhas

Anfänger-Geist

Betrachtung der vedana in der Meditation

Der Bahiyer im Borkengewand

Das Kehlcakra

Zufluchten

Der erste ethische Vorsatz (Gewaltfreiheit)

Der zweite Vorsatz (Großzügigkeit)

Der dritte Vorsatz (Genügsamkeit)

Der vierte Vorsatz (Wahrhaftigkeit)

Der fünfte Vorsatz (Achtsamkeit)

Meditation 31: Singe, du Engel!

(Stufe 8)

Meditation 32: Die sieben Cakras

Meditation 33: Schmetterlinge träumen

Wie soll ich in ein Cakra atmen?

Das Bewusstseinselement

Bewusstsein ist meist

papanca

Aufruf zur Emanzipation

Das Stirncakra

Ti Ratana Vandana – Ein ritueller Text

Das Unbewusste im Buddhismus

Meditation 34: Ganz bewusst

(Stufe 9)

Meditation 35: Die Körper erwägen

Meditation 36: Das Bewusstseinselement

Weitergehen, sich dem Transzendenten öffnen

Das Kronencakra

Meditation 37: Lobpreisung der Evolution

Meditation 38: Gaia

Die Grüne Tārā

Meditation 39: Die Vollendung

(Stufe 10)

Zur Vorbereitung der Meditation 40

Meditation 40: Mit Körper, Rede und Geist

Dank an die Erde und alle Elemente

Begriffserklärungen

Wo finden sich weitere Beiträge des Autors?

Selbsttransformation durch Meditation

Bitte beachten: Kursiv und fett gedruckte Worte sind in einem Glossar am Ende des Buches erläutert – aber nur das, was wirklich kursivundfett gedruckt ist

Was will uns der Titel dieses Buches sagen?

Wir transformieren uns beständig selbst. Unseren Körper transformieren wir mit jeder Nahrungsaufnahme und mit jedem Ausscheidungsprozess. Wir transformieren ihn sogar mit jedem Atemzug, denn jeder Atemzug führt uns Moleküle zu – unter anderem molekularen Sauerstoff – und es werden teilweise andere Moleküle ausgeatmet: Kohlendioxid beispielsweise. Wir transformieren unseren Körper also ständig selbst.

Aber auch unser Geist wird ständig transformiert. Jede Informationsaufnahme, sei es durch Sehen, Hören, Riechen, Schmecken oder Tasten, bringt uns neue Informationen, die durch unser (bewusstes oder unbewusstes) Denken verarbeitet werden. Auch dadurch transformieren wir uns, genauer: unser Bewusstsein. Alle diese Transformationen geschehen beiläufig, in den seltensten Fällen gezielt. Wir lassen also beständig die Manipulation unseres Körpers und unseres Geistes (Bewusstseins) durch externe Einflüsse zu.

Mitunter arbeiten wir gezielt an unserem Bewusstsein. Wenn wir bewusst lernen, also gezielt Informationsinput aufnehmen, verändert das unser Bewusstsein, allerdings von außen, abhängig von den Instanzen, die uns veranlassen, das zu lernen.

Es gibt jedoch eine Art, gezielt und unmittelbar an unserem Geist zu arbeiten. Das nennen wir Meditation. Meditation ist die bewusste und gezielte Transformation suboptimaler Geisteszustände in positivere. Was aber ist positiver? Als ein Mensch, der dem Dharma des Buddha folgt, sage ich:

Liebe ist positiver als Hass

Großzügigkeit ist positiver als Gier (Egoismus)

Erkenntnis der Dinge, wie sie wirklich sind, ist besser als Verblendung (von Gier und/oder Hass kontaminierte Projektionen unseres Geistes)

Als Buddhist arbeite ich an meinem Geist. Als Gründer und (anfangs alleiniger) Leiter von „Meditation am Obermarkt, Gelnhausen“1, helfe ich anderen Menschen, an ihrem Geist zu arbeiten. Dies geschieht auf dem Dreifachen Pfad, den der Buddha lehrte, dem Pfad aus Ethik, Meditation und Weisheit.

Die Praxis des Dharma, der Lehre des Buddha, ist etwas, das mein Lehrer Sangharakshita die „Höhere Evolution“ nennt. Unter Evolution wird allgemein die Entwicklung weniger komplexer Strukturen hin zu immer komplexeren verstanden. Man kann also von einer chemisch-physikalischen Evolution sprechen (vom Urknall über Chaos zum Kosmos) und von einer biologischen Evolution (von Aminosäuren über Einzeller zu Pflanzen, Tieren, Menschen). Die „Höhere Evolution“ in der Terminologie von Sangharakshita ist die Entwicklung vom (normalen) Menschen über den Weisen hin zum Buddha (dem „Erwachten“, dem Vollkommenen). Diese Evolution geschieht jedoch nicht automatisch, sondern gezielt, durch Arbeit am eigenen Geist.

Der Buddha hat diesen Weg entdeckt und – so weit wir wissen – als erster gelehrt. Dies ist noch heute gültig. Allerdings hat der Buddha vor 2500 Jahren in Nordindien in einer Welt gelebt, die von unserer verschieden ist. Daher haben in den folgenden Jahrhunderten und in den unterschiedlichen Kulturen Weisheitslehrer die Lehrmethoden teilweise modifiziert, wie es den gesellschaftlichen, technischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen ihrer Zeit entsprach. So hat auch mein Lehrer Sangharakshita den Ausdruck „Höhere Evolution“ geprägt, weil das für uns Menschen im Westen des 21. Jahrhunderts verständlicher ist als andere Terminologien.

Ich selbst habe die Lehren des Buddha (und diese seit einem Vierteljahrhundert insbesondere in der Modifikation von Sangharakshita) eingeübt. Die Dinge, die ich besonders hilfreich fand, habe ich bei „Meditation am Obermarkt“ an andere weitergegeben. Einen Teil davon habe ich 2014 als Kurs ErDa (erdgestützte Dankbarkeit) unterrichtet. Die Rückkopplung durch meine Kursteilnehmer*innen war mir wichtig und hat dazu geführt, dass ich die Übungseinheiten modifiziert habe. Ich habe sie unter anderem im Internet zur Verfügung gestellt. Auch hierauf habe ich Rückkopplungen erhalten, mit denen ich das Material nochmals modifiziert habe. Daraus ist dieses Buch entstanden.

Wie sollte man mit diesem Buch umgehen?

Man kann dieses Buch einfach durchlesen. Dadurch wird man einiges erfahren, sich allerdings nicht selbst transformieren. Daher habe ich neben relativ kurzen erklärenden Abschnitten auch insgesamt 40 verschiedene Meditationen eingefügt. Hiermit kann man auf verschiedene Arten umgehen:

man kann sie einfach nur durchlesen (das hat einen recht geringen Effekt)

Man kann diese durchlesen und dies als Anregung für eigene Meditationen verwenden (dies dürfte schon deutlich besser sein)

man kann sie sich selbst auf Band sprechen und dann als geleitete Meditation machen (was m. E. deutlich besser ist als die ersten beiden Vorschläge). Damit man das mit dem richtigen Tempo macht, habe ich bei jeder Meditation angegeben, wie lange Zeit man m. E. dafür aufwenden sollte, damit sie ihre Wirkung entfalten kann. Ich empfehle jede dieser Meditationen mehrfach zu üben. Meines Erachtens ist der Erfolg am besten, wenn man sie 3-4 Mal nach Ansage macht und danach, also wenn man den Verlauf schon recht gut beherrscht, ohne Tonbandansage und in dem Tempo, das einem als am meisten erfolgversprechend erscheint. Ich empfehle dabei, sich zwar an meinen Zeitangaben zu orientieren, aber

innerhalb der Meditation

für die Teile mehr Zeit zu verwenden, bei denen es einem sinnvoll erscheint, und das etwas zügiger zu machen, wovon man glaubt, dies schon gut genug zu beherrschen.

einfacher als selbst die Meditationen auf Band zu sprechen, dürfte es sein, die von mir im Internet zur Verfügung gestellten Audiomeditationen zu verwenden. Der jeweilige Link ist angegeben. (Es kann natürlich sein, dass es diesen Link nicht mehr gibt, wenn du die Übungen erst viele Jahre nach Erscheinung des Buches machst, denn ich bin inzwischen über 70...)

Ich möchte allerdings davor warnen zu versuchen, sich nur die „Rosinen“ herauszupicken, also das, was einem besonders angenehm erscheint. Insbesondere die mit „Stufe 1“ bis „Stufe 10“ gekennzeichneten Meditationen bauen aufeinander auf. Man sollte also die Meditation der Stufe 2 erst machen, wenn man einige (ich meine nicht weniger als sieben) Male die Meditation der Stufe1 erfolgreich eingeübt hat. Das gleiche gilt für alle Meditationen mit der Bezeichnung „Stufe“.

Grundsätzlich sollte man alle diese Meditationen, insbesondere jedoch die mit „Stufe“ gekennzeichneten, erst dann üben, wenn man eine gewisse Erfahrung mit der metta bhāvana (Meditation der liebenden Güte) hat. Solltest du diese nicht haben, so möchte ich dir dringend anraten, die metta bhāvana zunächst einige Male zu üben, bevor du dich an die Meditationen dieses Buches machst. Ich rate darüber hinaus allen, die meditieren, die metta bhāvana wenigstens einmal wöchentlich einzuüben, denn dadurch bekommen wir die grundlegende positive Emotion, die auf dem Pfad der Selbsttransformation durch Meditation nötig ist. Du kannst diese anfangs als geleitete Meditation einüben, ich empfehle dafür ganz besonders die geleitete Meditation meines Meditationslehrers Dhammaloka, im Internet zu finden unter: http://www.freebuddhistaudio.com/audio/details?num=LOC229&c=noder die von mir im Rahmen des ErDa-Projektes geleitete Meditation http://www.er-da.eu/ErDa/audi/mettabasis.WMA

Ich wünsche dir interessante Stunden mit diesem Buch, lehrreiche Einsichten … und vielleicht gelingt es dir damit sogar an deiner „Selbsttransformation durch Meditation“ zu arbeiten!

Horst Gunkel

1 heutiger Name: Buddhistische Gemeinschaft Gelnhausen

ERDE

Dieser Abschnitt hat den sehr kurzen Titel „Erde“. Was ist damit gemeint? Nun der Begriff „Erde“ hat mindestens drei Dimensionen. Ich werde zunächst versuchen, diese drei Dimensionen zu erläutern und danach den Zusammenhang zum Buddha und zu seiner Lehre, dem Dharma, darzustellen. Schließlich gehe ich darauf ein, was das für uns heute hier bedeutet. Und das alles ist viel kürzer als ihr jetzt denkt!

Unter Erde versteht man

das Erdelement

den Boden

unseren Planeten

diese drei Dimensionen sind dabei nicht isoliert voneinander zu betrachten, so als wären es drei unterschiedliche Begriffe, die nur zufällig im Deutschen mit der gleichen Vokabel belegt sind, sondern es handelt sich um eine Einheit und um verschiedene Zugänge zu dem Phänomen, das wir Erde nennen.

Wenn wir vom Erdelement sprechen, dann meinen wir eines der vier klassischen Elemente, die in der Antike in vielen Kulturen der Welt zu einer Analyse des Bestehenden verwendet wurden. Unter dem Erdelement wird in diesem Zusammenhang alles Feste, Harte, Solide verstanden. Der Boden unter unseren Füßen ist hart, unsere Knochen sind hart, ein Stein ist hart und Kruppstahl ist hart – ihr erinnert euch. Auf Sanskrit nennt man die vier Elemente die mahābhūtas. Mahā heißt „groß“, bhūta ist abgeleitet von bhāva (Werden) und heißt „gewachsen, geformt, geschaffen, geworden“. Man nennt die mahābhūtas auch die vier großen Naturen oder die vier großen Geister.

Das erste Element, pahavī (Erde) drückt die Tendenz zur Solidität aus, āpo (Wasser) die Tendenz zur Beweglichkeit, vāyo (Luft, Wind) die Tendenz zur Expansion und tejo (Feuer) die zur Ausstrahlung. Damit beschreiben diese Elemente verschiedene Qualitäten physischer Formen. Nach manchen späteren Betrachtungen kommen noch das Raumelement und das Bewusstseinselement dazu. Aber als mahābhūtas werden gewöhnlich nur die ersten vier bezeichnet.

Wenn wir uns aber den vier Elementen, den mahābhūtas, wieder als „Großem Geist“ zuwenden, können wir erkennen, dass das Universum ein lebendes Wesen ist, magisch und mysteriös, es ist von Bewusstsein durchdrungen, von Geist; manche nennen es „göttlichen Geist“, „Gott“ oder „Heiligen Geist“. Wir können mit anderen Worten erkennen, dass wir Teile von Gaia, unserer Mutter, des Planeten Erde sind, gespeist von der Wärme des Vaters Sonne, in Abhängigkeit mit uns unbekannten Dimensionen des Universums.

Wenn wir den Begriff mahābhūta (großer Geist) verwenden, verweisen wir auf (ich zitiere jetzt Sangharakshita): „etwas, das irgendwie entstanden ist, oder herbeigezaubert wurde – eine mysteriöse, anders-weltliche Erscheinung. Wenn wir an die vier Elemente als große Geister denken, dann wird deutlich, dass es nicht um Konzepte oder um unbelebte Materie geht, sondern um lebendige Kräfte. Das Universum lebt, auf magische Weise, und das spukhafte Auftreten der vier großen Elemente macht diese Erfahrung auf natürliche Weise mysteriös und unzugänglich für definierendes Wissen.“

Das also ist die erste Dimension des Begriffes Erde. Außerdem bezeichnen wir als Erde, den Boden unter unseren Füßen, den Erdboden oder auch den Mutterboden, was auf die Verbindung zum Weiblichen, zum Fruchtbaren, zum Mütterlichen hinweist. Diesmal zitiere ich Wikipedia: "Der Mutterboden, auch als Oberboden und unter Landwirten als Ackerkrume bezeichnet, ist der oberste und fruchtbarste Horizont des Bodens. (…) Neben Luft und Wasser sind Böden im Allgemeinen und Mutterboden im Besonderen eine wichtige Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen und daher eine wertvolle, endliche Ressource. Mutterboden ist jedoch durch Erosion, Versiegelung, Eintrag von Giftstoffen und anderen Raubbau gefährdet. Daraus leitet sich eine eigene Boden-Ethik ab, die den Schutz und die Bewahrung dieses Mutterbodens zum Ziel hat."

Und schließlich versteht man unter Erde auch unseren Planeten, unsere Heimat, unsere Basis, unsere Mutter, die uns alle hervorgebracht hat. Unser Körper ist von der Erde nur geborgt und wird alsbald zu dieser zurückkehren in einem großen Recyclingprozess, den wir Leben nennen und der aus Entstehen (10, bhāva), jati (11, Geburt) und marana (12, Tod) besteht, die drei Begriffe finden wir in unserem Meditationsraum am Obermarkt an der Wand in einem Ausschnitt aus dem Lebensrad. Leben ist ein ewiger Prozess aus bhāva, jati, marana, bhāva, jati, marana, bhāva usw. Träger dieses Prozesses ist unser Heimatplanet, die Erde, deren integraler Bestandteil wir sind.

Dieser Planet ist, wie wir seit den Bildern aus den Apollo-Raumschiffen vor einem halben Jahrhundert wissen, ein recht einzigartiges blaues Juwel im Weltall. Er ist die Grundlage allen Lebens, das wir kennen. Er ist das originäre Juwel im Ozean der Leerheit, im Universum, das originäre, das ursprüngliche Juwel, aus dem und auf dem diese drei anderen Juwelen, die wir Buddhisten verehren, entstanden sind: der Buddha, die Lehre und die Gemeinschaft der diese Lehre Praktizierenden. Sie alle und auch alles andere Lebendige konnte nur entstehen, da es den Planeten Erde gab und da es ihn genau so gab und gibt, wie er ist.

Der Buddha, der große Lehrer der Menschen, hatte eine ganz besonders intensive Verbindung zur Erde. Daher wird der Buddha ganz häufig in der bhumi-sparsa-mudrā dargestellt, der Erdberührungsgeste, so zum Beispiel der blaue Buddha Akobhya im Maala der fünf Buddhaaspekte. Bei der Erdberührungsgeste berührt der sitzende Buddha mit der rechten Hand die Erde.

Diese Geste geht auf eine Begebenheit kurz vor Buddhas Erwachen zurück. Es heißt Māra, der Böse, sei an ihn herangetreten und habe ihm gesagt, er könne niemals zum Erwachen kommen, so viel er auch meditiere, es sei vermessen von ihm daran zu glauben.

Mit anderen Worten, es ging dem Noch-Nicht-Buddha genauso wie uns, wenn wir uns in Meditation gelegentlich fragen, ob das nicht alles Zeitverschwendung ist, ob Meditation tatsächlich etwas bringt, ob wir uns so wirklich transformieren können. Man nennt das auch das Meditationshindernis vicikicchā, skeptischer Zweifel, Unentschlossenheit. Sicher kann uns Meditation allein nicht helfen. Meditation gedeiht nur wirklich gut, transformiert uns bekanntlich nur auf der Grundlage von Ethik. Und gerade diesen ethischen Wandel des angehenden Buddha hatte Māra angezweifelt.

Doch Siddhartha Gotama, der spätere Buddha, hat diese Unentschlossenheit besiegt und dafür steht die Erdberührungsgeste. Er berührt die Erde und ruft die ultimative Zeugin auf, er ruft Mutter Erde in den Zeugenstand, um auszusagen, dass er über unendlich lange Zeit ethisch gehandelt habe. Handeln heißt auf Sanskrit „karma“. Und als Zeugin erscheint daraufhin wirklich die Erdgöttin sthāvara, das heißt „die Stabile“, ein Begriff, der auf das Wesen des Erdelements verweist. Die Erdgöttin, dieser große Geist (mahābhūta) der Stabilität und Solidität, der Beharrlichkeit und Unerschütterlichkeit, bezeugt das ethische Handeln des Prinzen Siddhartha. Der aufkommende skeptische Zweifel des Siddhartha ist beseitigt, seinem Erwachen steht nichts mehr im Wege.

Diese Erdgöttin ist natürlich die mythologische Gestalt der Mutter Erde, die in allen indigenen Kulturen verehrt wird, es ist die Figur, die in unserem Kulturraum als Demeter verehrt wurde, es ist der Mutter-Archetyp der Psychologie C. G. Jungs, es ist die griechische Göttin Gaia, d. h. die Gebärerin, es ist die römische Terra Mater, es ist die kleinasiatische Kybele, die nordische Jörd, die germanische Nerthus, die keltische Brighid, wovon der Name Brigitte abgeleitet ist, und es ist die Erdgöttin Erda aus Wagners Ring des Nibelungen. Und selbst der Katholizismus hat versucht eine entsprechende weibliche Fruchtbarkeitsgöttin, eine Übergöttin zu kreieren: die Mutter Gottes. Es ist diese universelle Muttergottheit unzähliger spiritueller Traditionen, die für Liebe, Entstehen, Fruchtbarkeit und Werden steht – und eben damit auch für Transformation und Entstehen des Neuen, also für das Entstehen – im übertragenen Sinne die „Geburt“ – des Buddha.

Der Buddha hat seit seinem Gang in die Hauslosigkeit eine besondere Beziehung zur Erde in allen Grundhaltungen, also im Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen. Beim Stehen ist das selbstverständlich, heißt es doch: mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Aber auch im Liegen verbindet sich der Buddha mit dem Boden, er schläft im Freien auf der Erde. Er erdet sich auch im Schlaf, im Bardo des Traumes; selbst hier ist er geerdet, fest auf dem Boden der Tatsachen.

Und der Buddha verbringt sein Leben im Gehen, er bewegt sich als Wanderer fort. Letztmals bei seinen vier Ausfahrten, also vor seinem Gang in die Hauslosigkeit, benutzte er einen Wagen. Letztmals beim Gang in die Hauslosigkeit benutzte er ein Reitpferd, von da an bewegte sich der Buddha über 50 Jahre nur zu Fuß fort, barfuß, immer verbunden mit der Erde, die ihn trägt. Schritt für Schritt geerdet beschreitet er den Edlen Achtfältigen Pfad.

Und auch in seiner Meditationshaltung im Sitzen ist der Buddha geerdet, er sitzt auf dem Boden, auf dem Erdelement, er erdet sich in dieser Haltung mit den Füßen, er erdet sich im Lotussitz zusätzlich mit den Knien, er erdet sich mit seinem Gesäß und mit dem Körperteil, das in Sanskrit mūlādhāra heißt, das Wurzelcakra, ein Energiezentrum im Körper, das es dem Sitzenden ermöglicht „Wurzeln zu pflanzen“ und sich physisch und spirituell zu verwurzeln.

Die Erdverbindung, der Bezug zum Erdelement, zu unserer Basis, unserer Grundlage, unserem Fundament, war dem Buddha also ganz wichtig. Das Erdelement steht dabei für die physische Grundlage, Ethik steht für die spirituelle Grundlage.

Und auch für uns ist es wichtig, uns zu erden. Erde ist unser Ursprung, zur Erde werden wir zurückkehren, von der Erde sind wir niemals wirklich getrennt. Häufig jedoch verlieren wir uns in Träumereien, in Hirngespinsten, sind uns unserer Verbindung zur Erde nicht bewusst. Wenn das so ist, verlieren wir den Boden unter den Füßen – und dann ist unser Absturz vorprogrammiert. Das gilt selbstverständlich im übertragenen Sinn. Aber es ist auch ganz wichtig, durch kleine Rituale uns das immer wieder bewusst zu machen. Wir haben diesen Körper, der aus Erdelement ist – und aus Wasserelement, denn das ist bekanntlich nur eine beweglichere Form von Materie, auch Wasser ist natürlicher Bestandteil des Planeten Erde und des Mutterbodens.

Ein solches Ritual, mit dem wir uns mit der Erde verbinden, ist die Meditationshaltung. Wir bemühen uns so gut wie uns dies physisch möglich ist, im Lotussitz sitzen. Dazu habe ich zu spät angefangen zu üben, erst als ich schon 40 war. Ich kann auch nicht vierzig Minuten mit voreinander liegenden Beinen sitzen, die Unterschenkel bis zu den Knien auf dem Boden. Daher habe ich unter die Knie eine Unterlage gelegt. Diese Unterlage ist etwas Festes, besteht aus Erdelement. Auch das Kissen, auf dem ich sitze, ist aus Erdelement. Es ermöglicht mir, ziemlich stabil zu sitzen. In buddhistischen Kreisen nennt man das: Sitzen wie ein Berg – fest, stabil, unumwerfbar. Ein Berg ist natürlich auch Erdelement, ist Teil dieses Planeten mit dem Namen Erde.

Damit wir nie diese zentrale Rolle der Erde vergessen, haben wir in unserem Meditationsraum in Gelnhausen ein Bild vom Planeten Erde. Wenn ich hier allein im Meditationsraum bin, verbeuge ich mich vor dem Abbild des Buddha auf dem Schrein. Und ich verbeuge mich vor dem Abbild der Erde an dieser Wand. Namonama – Ehre, wem Ehre gebührt! Dem Buddha, unserem großen Lehrer, und Gaia, unserer großen Mutter.

Dieses Buch enthält geleitete Meditationen, sie sind in kleinerer aber fetter Schrift abgedruckt. Du kannst sie lesen und dich für eigene Meditationen davon inspirieren lassen oder sie dir selbst auf einen Tonträger sprechen. Oder du kannst versuchen, dem jeweils am Endes des Textes angegeben Link zu folgen.

Meditation 1:

(= Meditation Stufe 1)2

Sitzen wie ein Berg

ca. 45 Min.

Sitze in Meditationshaltung auf deinem Kissen, die Beine vor dir verschränkt. Wenn deine Knie die Erde nicht berühren, dann lege etwas darunter, sodass die Knie aufliegen.

Du berührst die Erde jetzt mit dem Gesäß, mit den Füßen und den Knien. – Das sind deine Erdungspunkte. – Es ist wichtig, dass du stabil sitzt. – Die Wirbelsäule gerade aufgerichtet. – Der Kopf thront in entspannter Haltung auf deinem Hals – ohne jede Muskelanspannung – der Blick ist in etwa zwei Meter Entfernung vor dir auf den Boden gerichtet, du kannst aber auch mit geschlossenen Augen sitzen, um nicht abgelenkt zu sein. – Dein Gesäß liegt in solch einer Höhe auf dem Kissen auf, dass deine Wirbelsäule entspannt ist und möglichst wenige Muskeln deines Rumpfes angespannt sind.

Lege die Hände kurzzeitig unter dein Gesäß, dort wo die Sitzhöcker sind, das sind die beiden Knochen im Gesäß. – Nun mache ein paar Mal nacheinander abwechselnd einen Rundrücken und ein Hohlkreuz, um die Bewegung deiner Sitzhöcker zu verfolgen. Wenn du deinen Rücken aufrichtest, gehen die Sitzhöcker nach hinten. Suche die Stelle, an der sie gerade nach hinten gegangen sind, das müsste die Stelle sein, in der dein Rücken gerade aufgerichtet ist. – Nun nimm deine Hände wieder dort weg und lege sie auf die Oberschenkel. – Wippe ein paar Mal nach vorne und hinten, um die ideale Haltung zu finden, von der du glaubst, dass du so dreißig bis sechzig Minuten sitzen kannst. – Dann bewege deinen Oberkörper leicht nach rechts und links, um auch in diese Richtung den bestmöglichen Sitz hinzubekommen.

Deine Arme fallen dir locker aus den Schultern, die Armmuskulatur ist völlig entspannt. – Die Hände liegen auf den Oberschenkeln in der Nähe deines Rumpfes auf, alle Muskeln sind entspannt. – Vergewissere dich, dass deine Kleidung und dein Sitzunterlage locker auf deiner Haut aufliegt, damit keine Falten, oder einengende Bekleidung deine Meditation behindert.

So solltest du dich immer auf deine Meditation vorbereiten. – Das kann einige Zeit dauern. Wenn du dich daran gewöhnt hast, geht das vielleicht in zwei bis drei Minuten, diese Vorbereitung ist aber wichtig. – Fasse den festen Entschluss, deine heutige Meditation achtsam zu machen. – Wann immer eine Ablenkung deinen Geist einfangen will, kehre ruhig aber bestimmt zum Meditationsobjekt zurück, das wird in dieser Meditation deine Körperhaltung und deine Atmung sein.

Betrachte jetzt deine Atmung beim Ein- und beim Ausatmen, ohne sie zu manipulieren, betrachte sie nur. – Einatmen und Ausatmen. – Nehmen und Geben. – Einverleiben und wieder Loslassen.

Ich werde dich jetzt durch deinen Körper führen. Bleibe aber während dieser ganzen Körperbetrachtung deines Atems beim Ein- und beim Ausatmen Gewahr.

Spüre die Berührung des Bodens an deinen Füßen. – Spüre den Bodenkontakt. – Bodenkontakt ist wichtig, Bodenkontakt gibt Stabilität. – Der Boden unter dir ist Teil der Erde, Teil des Erdelementes, des Festen, des Soliden, des Verlässlichen. – Die Erde stützt dich. Mach dich unten so breit wie möglich, damit dich die gütige Erde stützen kann. – Sie ist deine Grundlage, dein Fundament, deine Basis. – Spüre die Punkte, an denen deine Füße geerdet sind. Spüre deine großen Fußzehen. – Jetzt versuche, die Empfindungen in den anderen Zehen wahrzunehmen. – Deine Füße tragen dich oft, helfen dir beim Gehen, jetzt aber dürfen sie ausruhen, dürfen entspannen.

Gehe weiter in den Fußballen. Welche Empfindung hast du hier? – Hier finden sich häufig Verspannungen. Wenn da eine Verspannung ist, dann lächle ihr beim Einatmen zu, und lass sie sich beim Ausatmen entspannen. - Einatmen: freundlich zulächeln; ausatmen: Spannung loslassen, entspannen. – Mach das bei dieser Körperbetrachtung mit jeder Stelle, bei der du eine Verspannung feststellst: einatmend freundlich zulächeln; ausatmend Spannung loslassen, entspannen.

Wir gehen weiter zur Fußsohle – zur weichen Unterseite des Fußes – zum Fußrücken, man nennt ihn auch den Spann, weil hier gerne Verspannungen sitzen – einatmend freundlich zulächeln; ausatmend Spannung loslassen, entspannen – zur Ferse – in die Unterschenkel – die Wadenmuskulatur – und immer, wenn du eine Verspannung feststellst: einatmend freundlich zulächeln; ausatmend Spannung loslassen, entspannen.

Weiter zum Knie. Deine Knie sollten auch aufliegen, sei es auf dem Boden oder auf einem Kissen, du solltest auch hier geerdet sein. – Wir gehen weiter in die Oberschenkel, auch hier sind große kräftige Muskeln, wenn du eine Verspannung feststellst: einatmend freundlich zulächeln; ausatmend Spannung loslassen, entspannen. – Das werde ich jetzt nicht mehr sagen, mach es einfach, wann immer du eine Verhärtung der Muskulatur, eine Verspannung, einen Druck verspürst.

Wir kommen zum Gesäß. – Das Gesäß sollte fest aufliegen, nicht zaghaft wie ein schüchternes Kind, sondern fest, stabil, erdverbunden – mach dich unten am Gesäß ganz breit – je breiter du unten bist, im Bereich deiner Erdungspunkte, also Füßen, Knien und Gesäß, desto besser, desto stabiler sitzt du. – Wir nennen das: Sitzen wie ein Berg. Unten ganz breit und stabil. Unumwerfbar. Wenn du wirklich ganz breit sitzt, hast du nicht nur mit den Sitzhöckern Bodenkontakt, sondern auch mit dem Dammbereich, also der Region zwischen Anus und Genitalien. – Diese Stelle des Körpers, der Dammbereich, mit dem wir wie fest angewurzelt auf der Erde sitzen, heißt aus Sanskrit mūlādhāra, Wurzelcakra. – Spüre die Erde unter deinem Wurzelcakra.

Nun gehen wir zum Steißbein – von dort allmählich aufwärts zu den Kreuzbeinwirbeln. – Gibt es Verspannungen in der Gegend des Kreuzes? – weiter zu den Lendenwirbeln und dem unteren Rücken – dann entlang der Wirbelsäule zum oberen Rücken – achte auf Verspannungen im Rücken und behandle sie, wie wir das geübt haben – dann zu den Schulterblättern und den Schultern, hier sitzen auch gerne Verspannungen – wir gehen in die Oberarme – auch hier starke Muskeln – weiter in die Ellenbogen – die Unterarme – zu den Händen – den Fingern – von hier aus wieder zu den Oberschenkeln – auf der Oberseite der Oberschenkel entlang zum Genitalbereich – von dort zur Bauchdecke – spüre das Heben und Senken der Bauchdecke beim Atmen – und den Kontakt mit deiner Kleidung – weiter in den Brustbereich – dann zu den Schlüsselbeinen – zum Bereich des Kehlkopfes – kannst du hier deinen Atem wahrnehmen?

Das Kinn ganz locker – die Mundpartie, lass sie weich werden, ganz locker, ganz entspannt – entspanne die Lippen – die Zunge ganz weich und relaxed – weiter zur Nasenpartie – die Wangen völlig locker, total entspannt – die Nase – auch hier der Atem – die Augenpartie – Augen ganz locker, die dürfen jetzt auch ausruhen und Pause machen – den Bereich der Augenbrauen und die Stirn – auch hier alle Spannung loslassen, ganz weich, ganz entspannt – weiter zur Kopfhaut – hast du ein Gefühl für deine Haare? – und jetzt zu den Ohren – zu dem Punkt, an dem die Wirbelsäule den Schädel verlässt – die Halswirbel entlang – Hals ganz locker, ganz entspannt – in den Brustkorb – die Herzgegend – danke Herz, dass du Tag und Nacht unermüdlich für mich arbeitest – weiter nach unten in den Bereich des Zwerchfells – spüre hier die Atmung – ins Innere des Bauches – dort, wo viele Organe für dich arbeiten, Leber, Galle, Milz, Nieren, Bauchspeicheldrüse – alle arbeiten ständig und unermüdlich für dein Wohlbefinden – und von dort zurück zum Wurzelcakra, zu dem Punkt, auf dem du sitzt – das Wurzelcakra sitzt nicht nur auf der Erde, es küsst auch die Erde aus Dankbarkeit für die Unterstützung – ohne dein Wurzelcakra und die Erde unter dir wärest du in den Weiten des Universums verloren – danke, Wurzelcakra, danke Mutter Erde – danke Welt, du unermesslicher Ort der Potentialität, die alles möglich macht.

Und in deiner eigenen Zeit beende deine Meditation. – Wenn du die Meditation beendet hast, dann stehe auf und verbeuge dich in Dankbarkeit – in Dankbarkeit für deinen Körper, in Dankbarkeit vor der Erde, in Dankbarkeit vor dem unendlichen Ozean der Leerheit, dessen Potentialität alles ermöglicht. – Svaha!

Link – ohne Gewähr: http://www.kommundsieh.de/audios/ErDa-01-Sitzen.WMA

Meditation 2:

Das Erdelement

20-25 Min.

Betrachte beim Ein- und beim Ausatmen deinen Atem – was immer ich sage – sei dir während dessen deines Atems bewusst – einatmen und ausatmen – nehmen und geben.

Erdelement – eines der vier großen Elemente, der mahābhūtas – Erde, Wasser, Luft, Feuer, das sind die vier großen Elemente aller alten Kulturen Asiens, Europas, Afrikas und Amerikas.

Alles Feste, Solide, Statische nennen wir Erdelement. – Erde, Bäume, Autos, Häuser, Brot, all das ist Erdelement – Knochen, Haut, Adern, Muskeln, Haare usw. sind Erdelement. – Erde in dir und Erde da draußen.

Du sitzt in der Meditation auf der Erde – auch wenn du in einem Zimmer sitzt, auf dem Fußboden, auf einem Kissen oder auf was auch immer, das ist Erdelement – das Erdelement stützt dich – wann immer du sitzt, stehst, liegst oder gehst, du tust das auf dem Erdelement – die Erde ist immer deine Stütze.

Dein Körper besteht aus Erdelement – alles Feste ist Erdelement – woher kommt das Erdelement in dir? – du hast es aufgenommen – mit deiner Nahrung – vorher war es außerhalb von dir – aus Erde wurden Pflanzen, wurde Getreide – Korn ist Erdelement – aus Körnern wurde Brot, Nudeln oder Reis – Nahrung ist Erdelement – du bist aus Erdelement – du hast dir das Erdelement von der Erde nur geborgt – was man geborgt hat, gibt man zurück – spätestens kurz nach deinem Tod gibst du alles Erdelement zurück.

Auch wenn du zur Toilette gehst – wenn deine Haare ausfallen – wenn du deine Nägel schneidest, gibst du Erdelement zurück – nehmen und wieder zurückgeben – nehmen und geben – einatmen und ausatmen – ein großer Prozess des Nehmens und Wiederzurückgebens – in deinen Muskeln verbrauchst du die im Erdelement, im Brot, im Gemüse, in Kartoffeln, in deiner Nahrung gespeicherte Energie – auch jetzt: deine Muskeln arbeiten – vielleicht kannst du sogar einen Muskel jetzt beim Arbeiten fühlen – dein Herz, dein Pulsschlag, Muskelarbeit, dort wird Erdelement verbrannt, oxidiert – und dann scheidest du dieses Erdelement in kleinen Portionen aus – Kohlenstoff aus deiner Nahrung wird zu Kohlendioxid – einatmen und ausatmen – gerade gibst du Erdelement zurück – zurück zu deiner großen Mutter, der Erde – dieser Planet hat dir das Erdelement genauso geborgt wie das Wasser- und das Luftelement – mit deinem Atem gibst du alle drei zurück – das Luftelement – das Wasserelement mit der Feuchtigkeit deines Atemhauchs – das Erdelement in Form von Kohlenstoff – sei dir weiterhin deines Atems bewusst – dieses Prozesses, bei dem wir Geborgtes zurückgeben.

Manchmal sagen wir, in einem Raum sei die Luft verbraucht – das kommt dann, wenn dort schon viele Leute ausgeatmet haben – aber diese Luft ist nicht verbraucht – sie enthält nur viel Erdelement in Form von Kohlenstoff – diese Luft ist erdgeschwängert – Schwangerschaft ist bhāva, ist Werden – in Abhängigkeit von Schwangerschaft, von bhāva, von Werden entsteht jāti, entsteht Geburt – die schwangere Luft gebiert neues Leben – Kohlendioxid wird von Pflanzen absorbiert – Kohlenstoff wird von Pflanzen zum Wachstumverwendet – eines kommt zum anderen – eine Pflanze wächst, vielleicht ein Weizenhalm – in Abhängigkeit von jāti, von Geburt, entsteht jarā-marana, Altern und Tod – der Weizenhalm ist Erdelement, er lebt nur einen Sommer – Tod des Weizenhalmes – aber im Korn wird der Weizen wiedergeboren – es kann neues Korn entstehen – oder Brot – dann wird dieser ehemalige Weizen, dieses Erdelement des Weizens, vielleicht in dir wiederentstehen – pattica-samuppāda, Entstehen in Abhängigkeit – Erdelement, vorgestern Weizen, gestern Brot, heute du – morgen Kohlendioxid – dann Weizen – dann Viehfutter – der Kreislauf des Werdens – das bhāva-cakra, das Rad des Lebens.

Einatmen und ausatmen – du bist aus Erdelement – du bist Teil des großen Kreislaufes – eines Kreislaufes, dessen materielle Basis wir Stoffwechsel nennen – Entstehen in Abhängigkeit – ein großes planetarisches Netzwerk – einatmen und ausatmen – leben und sterben – nehmen und zurückgeben – das Universum – in Wort „Universum“ steckt „unus“ eines, denn alles ist eins – und im Universum steckt „versum“ das Umgekehrte, denn eines wird ins andere umgekehrt, verwandelt – heilige Wandlung – in jeder Sekunde – überall – ein göttliches Prinzip – ohne Erdelement gäbe es uns nicht, auch nicht ohne Wasserelement und Luftelement – alle sind von der großen Mutter, vom Planeten Erde geborgt – danke, Mutter Erde, für das Erdelement.

Einatmen und ausatmen – nehmen und geben – einatmen und ausatmen – nach dem Sitzen aufstehen – und dich in Dankbarkeit vor der Erde verbeugen.

Link – ohne Gewähr http://www.gelnhausen-meditation.de/Erdelement.WMA

2 Wichtig: Die Meditationen mit der Bezeichnung Stufe 1 usw. sind zentrale Meditationen, die du jeweils einige Male (mindestens 6 bis 10 Mal) geübt haben solltest, bevor du die Meditation der nächsten Stufe beginnst!

Meditation 3:

Das Element Erde lieben -

am besten im Freien zu üben

30 - 45 Min.

Betrachte deinen Atem beim Einatmen und Ausatmen – einatmen und ausatmen – kommen und gehen – nehmen und geben – bei allem, was ich sage, betrachte weiter deinen Atem beim Ein- und beim Ausatmen – sei dir dabei des Nehmens und des Abgebens bewusst – alles, was du hast, hast du von diesem Planeten, der Erde, bekommen – das Luftelement, das du einatmest, ist ein Geschenk dieses Planeten – ist eine Leihgabe dieses Planeten, die du mit dem Ausatmen zurückgibst – einatmen und ausatmen – nehmen und geben – auch das Wasserelement, das du mit Getränken zu dir genommen hast, gibst du mit der Feuchtigkeit des Atems zurück an die Natur, an deinen Heimatplaneten – einatmen und ausatmen – nehmen und geben – und auch das Erdelement, alles Feste, das du mit der Nahrung aufgenommen hast, gibst du in Form von Kohlenstoff mit dem Atem zurück – einatmen und ausatmen – nehmen und wieder zurückgeben.

Sei dir deiner Sitzhaltung gewahr – die Füße berühren den Boden, sind verbunden mit dem Boden, dem Festen – alles was fest ist, ist Erdelement – du sitzt fest und sicher mit deinem Gesäß auf, gut geerdet – der Rücken gerade aufgerichtet – dank deiner Wirbelsäule, die stabil ist, die aus Erdelement besteht – Erdelement unter dir, das dich stützt, das dir Stabilität verleiht – Erdelement in dir, das dich stützt, das dir Stabilität verleiht – alles Erdelement in dir ist von der Natur geborgt, vom Planeten Erde, und wird wieder zu diesem zurückkehren.

Dein Kopf ruht majestätisch auf dem Hals – dein harter Kopf, dein stabiler Kopf, dein fester Schädel, der dein Hirn schützt – der Schädel, Erdelement, geborgt von der Erde, danke Erde! – dein Hals trägt diesen wertvollen Kopf – dank der Halswirbel – geborgtes Erdelement – die Erde, deine Partnerin, der du alles zu verdanken hast – nehmen und wieder zurückgeben – dein Kopf stabilisiert durch die Halsmuskeln, die starken – Halsmuskeln, Erdelement, von der Erde geborgt.

Deine Arme, die kräftigen, sind aus Erdelement – fixiert an den Schultern – fühle deine starken Schultern – deine harten Schlüsselbeine – deine festen Schulterblätter – so viele Jahre tragen diese Schulter alles, was du auf dich nimmst – Schultern, geborgtes Erdelement – bewege etwas deine kräftige Schultermuskulatur – spüre deine Stärke, liebe deine Beweglichkeit – danke dafür Erdelement – danke dafür Planet Erde.

Spüre den Atem in deinem Brustkorb und deinem Bauch – einatmen und ausatmen – nehmen und geben – das Einatmen, erzeugt durch deine Körpermuskulatur, durch dein kräftiges Zwerchfell und deine festen Rippenmuskeln – geliebtes Erdelement in dir, das dir ermöglicht zu atmen – danke Erde! – danke du meine Partnerin, der ich das Leben verdanke.

Dein Gesäß sitzt auf dem Erdelement auf, auf einer festen Unterlage – dein Gesäß ist Erdelement – Erdelement in Form von Haut, Erdelement in Form von Knochen – Erdelement in Form von Muskeln, Erdelement in Form von Fett – wie herrlich, diese Kombination aus den unterschiedlichen Erscheinungsformen von Erdelement – sie machen dein tolles Gesäß aus – so ermöglicht dir das Erdelement zu sitzen – stabil auf dem Erdelement, das die Unterlage ist – Stabilität, Festigkeit, Kraft, alles Produkte des Erdelementes – danke Erde, geschätztes Erdelement, geliebtes Erdelement – dankbar küsst dein Gesäß die Erde unter dir – deine Geliebte – deine Partnerin fürs Leben.

Deine Oberschenkel – kräftig gebaut, sie ermöglichen dir das Gehen – diese starken Schenkelknochen, diese kräftige Oberschenkelmuskulatur – Erdelement, geborgt von der Erde – eine kostenlose Leihgabe, um dir das Leben zu ermöglichen – dadurch kannst du stehen, kannst du gehen, bist mobil.

Dein Knie ist Erdelement – Knochen, Knorpel, Haut, Sehnen, alles Erdelement – deine Waden – Erdelement in Form von Knochen, von Haut, von Muskeln, von Sehnen – und dann die Füße – in ständigem Kontakt mit dem Erdelement unter dir, deine Füße ein Wunderwerk aus Erdelement – Dutzende von Knochen – zahlreiche Sehnen, Muskeln, Blutgefäße, Nerven, Haut, Fußnägel, alles Erdelement – deine Füße, ohne die du nicht stehen und nicht gehen könntest, die dich auch im Sitzen stützen – ein Wunderwerk aus Erdelement, geborgt von der Erde, unserer großen Mutter.

Deine Füße sind jetzt im Kontakt mit der Erde darunter, dem Planeten, dessen Teil sie ja sind – spüre die mütterliche Liebe dieses Planeten, spüre das Erdelement unter deinen Füßen – und spüre das Erdelement in deinen Füßen – spüre die Dankbarkeit in dir für die Leihgabe des Erdelementes – spüre den Kontakt der Füße mit dem Erdelement darunter – und spüre, wie deine Füße sich danach sehnen, die Erde in Dankbarkeit zu küssen – wie ein Kind den Gute-Nacht-Kuss seiner Mutter ersehnt – küsse die Erde mit deinen Füßen, küsse sie wirklich – und nimm dir vor, noch heute eine kleine, achtsame Gehmeditation zu machen, am besten barfuß, und dabei die Erde mit jedem Schritt zu küssen – aus Dankbarkeit, herrlich.

Und nun komme zum Atem zurück – der verursacht ist durch deine unwillkürlichen Muskelbewegungen – nehmen und geben – das Wechselspiel des Lebens – ohne das Erdelement könntest du nicht leben – einatmen und ausatmen – Interaktion mit dem Planeten Erde – das Erdelement gehört dir nicht – es ist nur geborgt – großzügiger Weise und völlig unentgeltlich zur Verfügung gestellt – damit du leben kannst – danke, Natur.

Das Erdelement ist ein Geschenk – ein Geschenk des Planeten Erde an dich – eine Leihgabe deiner Partnerin, die du mit jedem Schritt und mit jeder Berührung des Gesäßes liebevoll küssen kannst – und mit deinen Füßen - mach dir das immer wieder bewusst, beim dankbaren Gehen, und tu es einfach.

Link – ohne Gewähr: http://www.er-da.eu/ErDa/audi/ErDa-06-Bauch.WMA

Plädoyer gegen das Erdelement

Ich habe hier bisher das „Hohelied der Erde“ und des Erdelementes gesungen. Vielleicht scheint es sogar so, als wäre ich verliebt in die Erde.

Verliebt, verloren, vergessen, versagt, verzagen, sich vertun, all das ist negativ. Liebe ist etwas wunderschönes. Verliebt zu sein aber ist eine Mischform aus Liebe und Verblendung. Ja, ich liebe die Erde, ich liebe sie über alles. Aber ich bin nicht verliebt in die Erde. Wenn wir etwas oder jemanden lieben, dann würdigen wir seinen oder ihren assada-Aspekt. Jedes Ding hat einen assada-Aspekt, einen positiven Aspekt, den Aspekt, der es schön macht, der den Zauber ausmacht, der von einem Ding, einem Ereignis oder einer Person ausgeht. Bei manchen Phänomenen überwiegt der assada-Aspekt. Jedes Ding, jedes Phänomen, jede Person hat aber auch einen ādinavā-Aspekt, das ist der problematische Aspekt eines Phänomens.

Als mein Vater jung war, hatte Deutschland eine große Zeit, vielleicht die dynamischsten zehn Jahre seiner Geschichte. Es ging eine Faszination von dieser Nation und ihrem Führer aus, und viele, nur allzu viele, ließen sich von diesem assada-Aspekt blenden. So zog mein Vater mit zwanzig Jahren verblendet in den Krieg und kehrte mit dreiundzwanzig erblindet (die Augen durch Granatsplitter zerfetzt) in eine Nation in Trümmern zurück. Heute weiß jeder einigermaßen klar denkende Mensch, dass in Nazi-Deutschland der ādinavā-Aspekt, der hässlich, gemeine, zerstörerische Aspekt, den assada-Aspekt eindeutig überwogen hat.

Ja, ich singe das „Hohelied der Erde“, denn die Erde und das Erdelement, das von ihr den Namen geliehen hat, haben einen assada-Aspekt, ein Faszinosum, und ich wäre der letzte, der dies leugnen würde, daher habe ich auch mit dem Brustton der Überzeugung das Hohelied der Erde und des Erdelementes gesungen.

Aber ich bin auch Realist. Ich bemühe mich, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. Und so betrachte ich nicht nur den assada-Aspekt des Phänomens Erdelement, sondern auch den ādinavā-Aspekt. Ja, das Erdelement steht für Bodenständigkeit, Verlässlichkeit, Sicherheit, Solidität und Verlässlichkeit. Denn es hat etwas Statisches.

Ja, es ist gut, eine sichere, stabile Meditationshaltung zu haben. Ein Korsett gibt auch eine gute Haltung, eine Zwangsjacke stabilisiert unseren Sitz und wären wir einbetoniert – dann hätten wir eine absolut ruhige Sitzhaltung. Das war zugegebenermaßen etwas polemisch, aber es enthält ein Fünkchen Wahrheit. Je stabiler etwas ist, desto unbeweglicher ist es; je sicherer etwas ist, desto langweiliger ist es. Und todsicher ist nur der Tod.

Das Erdelement hat nicht zu überschätzende Vorteile, aber das Erdelement, das Feste, das Stabile hat keinerlei Dynamik. Sitzen wie ein Berg ist eine schöne Metapher, aber wer will schon Millionen Jahre fest verwurzelt in der Erde sitzen? Eigentlich ist das Schöne an unserem Planeten, den wir die Erde nennen, dass er gerade nicht so statisch ist wie unsere Nachbarplaneten Venus oder Mars. Hier, auf der Erde, ist in den letzten Jahrmillionen ganz schön etwas los. Und das liegt an der gelungenen Mischung aus Erdelement, Wasserelement, Luftelement und Feuerelement.

Es ist gut, Stabilität wertzuschätzen, aber Reformunwilligkeit, geistige Unbeweglichkeit, Erstarrtes bringt nicht weiter - Statik ist das Gegenteil von Dynamik. Wer spirituelle Entwicklung möchte, sollte zwar nicht zu sprunghaft sein und ein stabiles Bemühen ausweisen, aber er oder sie muss auch den festen Willen zur Transformation haben. Daher lasst uns unseren dynamischen Planten Erde und sein ungeheures Entwicklungspotential schätzen, aber die Stabilität des Erdelementes nicht überschätzen. Stabilität ist gut, aber wo Stabilität zu Starrheit wird, sind andere Qualitäten gefragt. Die der anderen Elemente, des flexiblen Wassers, der beweglichen Luft und der aufsteigenden Dynamik des Feuers.

Meditation 4:

Erdelement – das Feste

20 – 25 Min.

Sitzen auf dem Meditationskissen – eine feste, sichere Unterlage – der Rücken gerade aufgerichtet – die harte Wirbelsäule hält den Körper – die Hände liegen auf, gestützt von einer soliden Unterlage – Solidität – Härte – Stabilität – Erdelement – alles Feste ist das Erdelement – gut, dass es das Erdelement gibt.

Alles Feste in der Welt ist Erdelement – Berge – Bäume – Reißzähne – Autos – Stahlbeton – Eisenbahnen – Asphalt – Panzer – Ton – Steine – Scherben.

Alles Feste in mir ist Erdelement – Knochen – Zähne – Haare – Nägel – Blutgefäße – Muskeln – Nerven – Arterienverkalkung – Hühneraugen – Altersstarrsinn – Trotz – Muskelverhärtung im Krampf – Tumore.

Das Feste in der Welt – die US-Army – russische Atombomben – chinesische Raketen – die Durchschlagskraft einer Stalinorgel – der deutsche Junge, hart wie Kruppstahl – Putin – Erdogan – die Kirche im Mittelalter – struktureller Konservativismus – die Ideologie der Islamisten – die Mao-Ze-Dong-Ideen – alle Ideologien – der Satz: "es steht aber geschrieben" – die Rente ist sicher – der Euro ist hart – ein Sprengstoffgürtel – alles Erdelement.

Dennoch: gut, dass es das Erdelement gibt – wir verdanken ihm unser Leben – wir verdanken ihm die Möglichkeit, etwas aufzubauen – gegebenenfalls etwas Suboptimales – vielleicht auch etwas ganz Falsches – es liegt in unserer Hand – wir sind der Schöpfer.

Link – ohne Gewähr: http://www.er-da.eu/ErDa/audi/DasFeste.WMA

Das Luftelement

Das Thema ist Luft. Ich möchte aber nicht über die Bestandteile der Luft, also der Atmosphäre, sprechen, obwohl dies in unserer Zeit auch ein dankbares Thema wäre, denn die vom Menschen verursachten Veränderungen in der Luftchemie sind das vielleicht größte Thema des gerade angebrochenen dritten Jahrtausends unserer Zeitrechnung, nämlich des Klimawandels und damit der Gefährdung des Lebens auf diesem Planeten.

Vielleicht ist schon der Begriff „Luftelement“ etwas gewöhnungsbedürftig, denn wenn wir mit unserem durch Schulwissen verbildeten Geist denken, so assoziieren wir bei "Elemente" inzwischen fast automatisch das Periodensystem der Elemente aus dem Chemieunterricht, also eine Systematik von Atomen. Hier ist aber nicht in erster Linie das, was für uns Menschen an der Luft am wichtigsten ist, also an das Sauerstoffatom gedacht oder genauer an den molekularen Sauerstoff, obwohl auch das in diesem Kapitel eine Rolle spielen wird.

Wenn wir im Buddhismus und in anderen spirituellen Traditionen vom Luftelement sprechen, dann ist eines der vier großen Elemente gemeint, die die alten naturverbundenen Völker verehrten, nämlich Erdelement, Wasserelement, Luftelement und Feuerelement. In unserem Kulturraum, in Europa, haben die Griechen im 6. und 5. Jhd. vor unserer Zeitrechnung die Vier-Elemente-Lehre ausformuliert, hier sind insbesondere zu nennen Thales von Milet – den wir aus dem Schulunterricht kennen, das ist der mit dem Thaleskreis – weiterhin Anaximedes und schließlich Heraklit von Ephesus, der vor allem durch den Satz πάντα ῥεῖ (panta rhei – alles fließt) bekannt wurde, mit der er die Vergänglichkeit beschrieb. Er wurde übrigens dafür vom Buddha kritisiert, denn der Buddha fand es ziemlich enttäuschend, dass Heraklit aus dieser Erkenntnis keine Handlungsanweisungen ableitete, Heraklit war eben Theoretiker, während der Buddha Praktiker war. Man kann daran übrigens auch erkennen, dass es damals schon Ansätze einer Globalisierung gab, zumindest im Bereich der Geisteswissenschaften.

Auch in Indien zu Zeiten Buddhas war die Einteilung in diese Vier Elemente üblich, man bezeichnete sie als mahābhūtas, was so viel wie „großer Geist“ bedeutet und darauf abzielt, das im alten Indien vor allem die spirituelle Bedeutung dieser Elemente wichtig war.

Mit dem Erdelement bezeichnet man in diesem System alles Feste, Harte, Statische, also Berge, Knochen, Bäume, Autos. Das Wasserelement bezeichnet alles das, was flüssig ist, was im Fluss ist – vergleiche Heraklit mit seinem panta rhei (πάντα ῥεῖ). Unter dem Luftelement versteht man alles, was sehr beweglich, gasförmig, äußerst flüchtig, frei. Und das Feuerelement ist alles das, was sehr heiß ist, was nach oben strebt, was transformiert oder transformiert wird.

Hier geht es jetzt aber um das Luftelement. Und wenn ich zuvor geschrieben habe, dass das Luftelement alles ist, was frei ist, fallen mir dabei zwei Assoziationen ein, eine wirtschaftliche und eine buddhistische, kein Wunder, schließlich habe ich früher Wirtschaftswissenschaften studiert und später die Wissenschaft des Dharma, also das, was im Westen als „Buddhismus“ bezeichnet wird. Auch die Wirtschaftswissenschaft assoziiert Luft mit „frei“, denn traditionell teilt die Wirtschaftswissenschaft Güter ein in „Wirtschaftliche Güter“, also solche die einen Preis haben und mit denen man handeln und Profite erwirtschaften kann, und in „Freie Güter“, also solche, die kostenlos zur Verfügung stehen. Und als Musterbeispiel für Freie Güter wird in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur immer die Luft genannt.

Im Buddhismus ist Freiheit bekanntlich das höchste Ziel, der Buddha hat von seiner Lehre gesagt, sie habe nur einen einzigen Geschmack, den von vimutti, von Freiheit. So nimmt es auch nicht wunder, dass der Buddha immer großen Wert auf die Atemachtsamkeit gelegt hat. Eine der beiden bekanntesten Lehrreden des ganzen Pāi-Kanons, das ānāpānasati-sutta, ist die Lehrrede von der Achtsamkeit beim Ein- und Ausatmen. Der Buddha hat einmal gesagt, es sei diese Meditation gewesen, die ihn schließlich zur Befreiung (da ist das Wort wieder!) geführt hat, zum Nirwana.

Mit dem Atem verwandte Worte sind Odem, Lebenshauch und prāna, alle diese Wort haben eine spirituelle Bedeutung. Bleiben wir zunächst in der jüdisch-christlichen Tradition, dort erscheint der Lebenshauch bei der Erschaffung des Menschen, nämlich im 1. Buch Mose, 2,7 steht: „Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele.“ Der Ursprung von allem Leben ist in dieser Tradition natürlich Gott, der Herr, aber wichtig erscheint mir die Transformation, die der Odem erwirkt, er transformiert nämlich den Erdenkloß – mithin Materie, Erdelement – zu einem lebendigen Wesen, er inspiriert ihn, was wörtlich heißt: ihm Geist einblasen.

Eine recht ähnliche Stellung – wenn auch ohne den Gottesbezug – finden wir in der altindischen Vorstellung der vorbuddhistischen Zeit, in den Upanisaden. Prāna (Sanskrit) bedeutet im Hinduismsus Leben, Lebenskraft oder Lebensenergie. In der Tat gibt es so etwas wie Lebenskraft oder Lebensenergie3, etwas, das die westliche Wissenschaft bis heute noch nicht entschlüsseln konnte, und diese Lebensenergie korreliert bei hochentwickelten Lebewesen, bei Menschen beispielsweise, mit dem Auftreten bzw. Aufhören des Atems, daher macht es Sinn, vom Atem, vom Odem, von der prāna, als Lebenshauch zu sprechen.

Diese Erklärung ist zwar auch richtig, greift jedoch meines Erachtens viel zu kurz. Dem Buddha geht es um Erkenntnis des Wesentlichen. Und da gibt es drei Dinge, die man vollkommen durchschauen muss, um zum Erwachen zu kommen, zur Erleuchtung, zum Nirwana, zur Befreiung. Diese drei Dinge müssen nicht nur intellektuell verstanden werden, dann wären sie eine reine Kopfgeburt, wären nur in unserem Hirn und nicht in unserer Erfahrung; sie müssen uns vielmehr in Fleisch und Blut übergehen, sie müssen inkorporiert werden, sie müssen von jeder Zelle unseres Wesens aufgesogen werden und diese durchdringen.

Momentan befindet ihr euch auf dieser Stufe des Hörens (Lesens). Ihr lest etwas vom Buddha, von Meditation und vom Luftelement, das könnt ihr vielleicht hinterher sogar nacherzählen, aber euer Geist hat sich dadurch noch nicht verändert. Veränderung im Geist geschieht erst durch den nächsten Schritt: ausführliches Reflektieren im Lichte unterschiedlicher Betrachtungsweisen. Solches Reflektieren kann man allein beginnen, ihr könntet also zum Beispiel heute Abend noch über das nachdenken, was ich geschrieben habe und morgen wieder und nächste Woche usw.

Mindestens genauso wichtig ist es aber, mit anderen zu reflektieren, damit wir uns nicht in unsere eigenen Ideen verrennen. Das ist der Grund, warum wir bei Meditation am Obermarkt nach meinen Vorträgen immer diskutieren und warum es bei den Kursen der Buddhistischen Gemeinschaft Triratna immer Gesprächsrunden gibt. Wenn man dieses Reflektieren, dieses weise Erwägen, lang und intensiv genug gemacht hat, dann ist es wirklich in unserem Geist angekommen.

Damit hat es uns aber noch nicht wirklich nachhaltig verändert. Das kann erst durch den dritten Schritt erfolgen, durch die Meditation, die gedankenfreie Schauung der jeweiligen Tatsache nach zuvor erfolgter intellektueller Aufnahme (Hören) und geistiger Verarbeitung (Reflektieren). Das ist der Grund, warum Menschen, die den Pfad des Buddha beschreiten, meditieren. Man nennt das Vipassanā-Meditation, Meditation zur Erreichung des Klärblicks, der Erkenntnis, wie die Dinge wirklich sind. Und diese erreichte der Buddha durch den Dreischritt aus Hören, Reflektieren und Meditieren aufgrund der Betrachtung des Atems. Und genau das ist auch der Grund, warum der Buddha Heraklit kritisierte: er hatte etwas gesehen (πάντα ῥεῖ - panta rhei), aber offensichtlich weder hinreichend über die Implikationen dieser Erkenntnis reflektiert noch sich durch darauf aufbauende Meditation transformiert und hatte daher nur einen äußerst marginalen Beitrag zur griechischen Geistesentwicklung geliefert.

Bleibt noch zu fragen, was das eigentlich für drei Dinge sind, von denen ich sagte, dass man sie nicht nur intellektuell verstanden haben muss, sondern dass man sie in jede Zelle des Körpers aufgenommen haben muss, um zur vollständigen Befreiung zu kommen, und was das schließlich mit dem Atem zu tun hat.

Nun diese drei Erkenntnisse sind die sog. drei lakkhanas (Pali: außergewöhnliche Verwirklichungen) sind die drei Wesensmerkmale alles abhängig Entstandenen, nämlich

dukkha

(das Unvollkommene)

anicca

(Vergänglichkeit)

anattā

(Leerheit von jedem unveränderlichen Kern)

Ich möchte diese Begriffe abschließend kurz am Beispiel des Atems erläutern. Der Atem ist dukkha, d. h. er ist nicht vollkommen, letztendlich unbefriedigend oder auch tatsächlich mit Unangenehmen verbunden. Das bedeutet nun keineswegs, dass der Atem – oder jedes andere Objekt – durch und durch negativ oder leidvoll wäre. Nein, der Atem – und auch die anderen Phänomene, haben natürlich viele positive Eigenschaften, sind Quell von Freude und Befriedigung. Das nennt man den assada-Aspekt des Atems – oder den jedes anderen Objektes. Aber daneben gibt es auch den ādinavā-Aspekt, d. h. einen negativen Aspekt.

So angenehm der Atem sein mag, mit jedem einzelnen Atemzug kommen wir unserem letzten Atemzug unweigerlich einen Atemzug näher. Und dann gibt es da noch die Zeiten, in der die Luft unangenehm ist. Manchmal stinkt es bestialisch, meiner Meinung nach zum Beispiel wenn am Nebentisch geraucht wird. Häufig werden in buddhistischen Einrichtungen Räucherstäbchen entzündet, was für mich eine besondere Belastung ist, denn dies führt bei mir – wie bei zahlreichen anderen Menschen auch – zu deutlich erhöhtem Blutdruck. Beim letzten Sesshin in Essen, bei dem Räucherstäbchen erlaubt waren, war mein Blutdruck nach fünf Stunden bei 240 zu 140 – trotz Medikamenten, und er blieb tagelang deutlich zu hoch.

Als ich in der indischen Hauptstadt Delhi war, war die Luftqualität so schlecht, dass ich immer nach 15 Minuten außerhalb des Hotels mit air condition schlimme Kopfschmerzen bekam, ähnlich ging es mir 1990 in Weimar (DDR) und in den 60er Jahren an mindestens 100 Tagen im Jahr in Hanau, nämlich infolge des Kraftwerks Staudinger bei Inversionswetterlage. Als ich noch zur Schule ging, war die Luft durch die Hanauer Heraeuswerke mitunter grün, gelb, lila oder rot – und bestimmt war nicht nur die Farbe ein Problem. Als Kind hatte ich Asthma und massiven Heuschnupfen. Manchmal glaubte ich ersticken zu müssen, ich träumte auch vom Ersticken. Dies sind nur einige Elemente, die mir zum ādinavā-Aspekt des Atems einfallen. Also: selbst so schöne Dinge wie der Atem haben diesen Aspekt der Unvollkommenheit.

Der Atem ist vergänglich, wir können ihn nicht festhalten. Die schönste, sauberste frische Luft wird mit der Zeit verbrauchter. Und natürlich bekümmert uns auch die Aussicht auf unseren letzten Atemzug, die ultimative Vergänglichkeit, nicht nur unseres Atems, sondern auch unserer Person.

Und schließlich ist der Atem, wie alles andere auch, ohne festen Wesenskern. Der Atem ist mein wichtigstes Lebensmittel. Dennoch verschwindet er. Was ich in diesem Moment noch für einen Bestandteil meines Körpers halte, die Luft in meinen Lungen, der Sauerstoff in meinem Blut, die Kohlenstoffoxidation in meinen Muskeln, wird im nächsten Moment ausgeatmet, ausgeschieden. Das geht mit allen unseren Bestandteilen ebenso, natürlich auch mit dem Erdelement in uns, mit dem Wasserelement in uns, mit dem Feuerelement in uns, ja das gilt sogar für unser Bewusstsein. Aber an keinem dieser Objekte geschieht es so schnell und so gut permanent wahrnehmbar wie beim Atem. Daher ist der Atem das ideale Objekt nicht nur für die Samatha-Meditation, die der Beruhigung dient, sondern auch für die Vipassanā