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Eine zweite Chance für die erste Liebe ... Emma Westlake ist ein Großstadtkind. Sie lebt in einem Penthouse mitten in Manhattan, leitet die Moderedaktion der Zeitschrift „Glamerica“, ist mit den Stars auf Du und Du und jettet um die Welt. Die Kleinstadt Stonehill Creek, aus der sie eigentlich stammt, hat sie längst aus ihrem Gedächtnis gestrichen, doch als eine ehemalige Schulkameradin sie bittet, ihre Brautjungfer zu werden, ist Emma gezwungen, gemeinsam mit ihrer besten Freundin Lucy ihrer Heimat einen Besuch abzustatten. In Stonehill Creek wird Emma nicht nur mit den liebenswert-verschrobenen Einwohnern und Bräuchen der Stadt konfrontiert, sie trifft auch auf Josh, ihre erste große Liebe, den sie einst für ihren Job verlassen hat, und der sie bereits vom ersten Augenblick an wieder um den Verstand bringt. Es dauert nicht lange, bis zwischen Emma und Josh nicht nur die Funken, sondern auch die Fetzen fliegen. Kann es sein, dass Emma seinerzeit die falsche Entscheidung getroffen hat? Gibt es eine zweite Chance für die erste Liebe? Doch Josh ist verheiratet und Emma ist längst kein Smalltowngirl mehr, oder?
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Inhaltsverzeichnis
1
7
Smalltowngirl
© 2015 by Daniela Felbermayr
Covergestaltung: Daniela Felbermayr
Titelbild: Depositphotos
Korrektorat: S.W. Korrekturen e.U.
www.pink-powderpuff-books.com
„Emma? Lucy Springs möchte von Ihnen zurückgerufen werden!“
Emma Westlake war gerade erst aus ihrer Mittagspause zurückgekommen, die sie mit ihrer besten Freundin Lucy verbracht hatte, als ihre Sekretärin Mel von ihrem Stuhl aufsprang und mit einer gelben Haftnotiz vor ihrer Nase herumwedelte.
„Lucy? Aber die hab ich vor zehn Minuten vor ihrem Büro abgesetzt“, grübelte Emma, während sie ihre Guccitasche öffnete und instinktiv nach ihrem Handy suchte. Vielleicht hatte sie es wieder einmal bei Lucy liegen lassen. Je älter sie wurde, umso vergesslicher wurde sie auch, stellte sie in einem Gedankenblitz schmunzelnd fest. In Anbetracht der Tatsache, dass sie gerade einmal Anfang dreißig war, wollte sie gar nicht erst darüber nachdenken, wie es wohl sein würde, wenn sie noch ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hatte. Vermutlich würde sie dann mit einem kleinen Anhänger um den Hals herumlaufen müssen, auf dem ihr Name und ihre Adresse eingeprägt waren. Sie grinste bei diesem Gedanken und stellte fest, dass ihre Vergesslichkeit ihr dieses Mal kein Schnippchen geschlagen hatte. Das Handy konnte es nicht sein. Es fand sich zwischen Eyeliner, Make-up, Kaugummi und ihrem Portemonnaie.
„Sie hat gerade eben angerufen“, meinte Mel. „Soll ich Sie verbinden?“
Emma nahm ihr den Zettel aus der Hand.
„Danke, ich rufe sie selber an!“
Mel nickte, lächelte ihr zu, nahm wieder auf ihrem Stuhl Platz und begann, etwas zu tippen.
Emma ging an ihrem Schreibtisch vorbei, öffnete ihre Bürotür und eine kühle Brise aus der Klimaanlage, gepaart mit dem hellen Sonnenlicht, das von der New Yorker Madison Avenue hereinstrahlte, schlug ihr entgegen. Im Vergleich zu der Hitze, die dieser Frühlingstag – es war Mitte April und für die Jahreszeit wirklich unglaublich heiß draußen – mit sich brachte, war die Kühle wundervoll. Sie hängte ihre Tasche an die Messinggarderobe, die sich hinter der Bürotür befand, auf, kramte ihr Handy heraus und suchte Lucys Nummer in der Anruferliste, die sich wie immer an der allerersten Stelle befand, während sie sich auf ihren Bürostuhl fallen ließ.
„Hey“, meldete sich ihre beste Freundin gut gelaunt bereits nach dem ersten Klingeln.
„Wir haben uns erst vor zehn Minuten getroffen, hast du bereits jetzt wieder so große Sehnsucht nach mir?“, scherzte Emma.
„Unglaubliche“, lachte Lucy. „Hör mal, ich halte hier gerade eine Einladung von Reba McKenna in Händen, und ich schätze mal, du hast auch eine bekommen!“
Emma grübelte. Reba McKenna? Sie konnte sich an niemanden mit diesem Namen erinnern.
„Reba wer?“, fragte sie.
„Reba McKenna. Ich habe auch eine Weile gebraucht, bis ich dahintergekommen bin, wer das ist. Wir sind mit ihr zur Highschool gegangen. Dunkle Haare, lockig, Brille. Ihre Mutter war die Biologielehrerin und wir drei haben unser Abschlussprojekt in amerikanischer Geschichte zusammen geschrieben“, erklärte Lucy.
„Von Lincoln bis Clinton – ein Querschnitt der Präsidenten der Vereinigten Staaten und wie sie das Land prägten“, schwelgte Emma lächelnd in Erinnerungen. Und mit den Erinnerungen an ihr damaliges Schulprojekt kam auch die Erinnerung an Reba McKenna wieder zurück.
„Mein Gott, ja, Reba. Wie konnte ich sie nur vergessen“, sagte sie und wühlte parallel dazu in der Post, die Mel auf ihrem Tisch gestapelt hatte. Jede Menge interne Notizen betreffend der nächsten Ausgabe des Magazins, für das sie arbeitete, eine Kreditkartenabrechnung für die Firmen-Visa, Einladungen zu diversen Events und ein kleiner, unscheinbarer, rechteckiger Umschlag, in zartem Grün gehalten, fanden sich da. Emma öffnete den Umschlag und zog eine ebenfalls blassgrüne Karte heraus, auf der – wenig überraschend – ebenfalls in grün gehaltene Blumen an verschnörkelten Ranken die rechte Bildseite hinaufkletterten. „Wir heiraten“, stand in verschnörkelter Schrift inmitten der grünen Blumenranken. Emma öffnete die Karte, aus der ein zusammengefaltetes Blatt Papier fiel, und las die Einladung. Reba McKenna und Scott Diery würden am fünften Mai den Bund der Ehe eingehen und auf der Farm der McKennas in Stonehill Creek heiraten. Man freue sich auf ein wunderschönes Ehegelöbnis und ein Fest im Rahmen von Familie und Freunden. Emma faltete das cremefarbene Blatt Papier auseinander, auf dem jemand in kalligraphischer Schrift einige Zeilen verfasst hatte. Sie war begeistert von der schnörkeligen, sorgfältigen Schrift, in Zeiten, in denen die meiste Kommunikation über Mail, SMS und Sprachnachricht, meist in abgehackten Wortfetzen anstatt in ausgereiften Sätzen stattfand, eine angenehme Abwechslung.
„Liebe Emma,
bestimmt wirst du überrascht sein, nach so langer Zeit von mir zu hören. Ich habe in den vergangenen Wochen viel über die Vergangenheit nachgedacht und dass ich ohne sie nicht die wäre, die ich heute bin. Aus diesem Grund würden mein zukünftiger Ehemann und ich uns unglaublich darüber freuen, wenn du am Tage unserer Hochzeit eine meiner Brautjungfern wärst. Bitte lass mich schnell wissen, ob du diesen Tag voller Freude und Liebe mit mir, Scott und all unseren lieben Freunden und Verwandten feiern wirst.“
„Brautjungfer“, las Emma in Gedanken laut vor und wunderte sich, dass Reba gerade sie – und vermutlich auch Lucy – ausgewählt hatte. Immerhin hatten beide der Kleinstadt Stonehill Creek, ihrem Heimatort, den Rücken gekehrt, um in New York Karriere zu machen. Unter den Zeilen stand eine Telefonnummer mit der Vorwahl von Stonehill Creek.
„Noch nicht einmal eine Mailadresse“, murmelte Emma.
„Meinst du wirklich, die haben in Stonehill Creek schon E-Mail“, scherzte Lucy, die immer noch am Telefon war.
„Hast du vor, hinzufahren?“
„Ich weiß nicht. Anfangs dachte ich, es würde überhaupt nicht in meinen Zeitplan passen und dass es verschwendete Zeit wäre. Doch je länger ich darüber nachdachte … Emma, wie lange waren wir schon nicht mehr zu Hause?“
Emma dachte darüber nach. Sie und Lucy waren direkt nach dem College – sie beide hatten ihren Abschluss an der Oklahoma State gemacht – nach New York gekommen, um Karriere zu machen, was ihnen ganz großartig gelungen war. Lucy leitete die Ostküsten-Abteilung bei einem der größten Immobilienmakler des Bundesstaates und Emma hatte vor einem Jahr das Ressort „Mode und Fashion“ bei Glamerica, einer Hochglanzzeitschrift, die immer mal wieder als der einzige ernst zu nehmende Konkurrent der Vogue gehandelt wurde, übernommen. Im mittleren Westen verstand man unter der Kombination Frau und Karriere eine frühe Hochzeit und eine Menge Kinder, vielleicht noch einen Halbtagsjob in der Bank oder im Supermarkt, wenn der Ehemann das „gestattete“, hatte aber für gewöhnlich mit Heim und Herd ausreichend um die Ohren. Grund genug für Emma und Lucy, damals das Weite zu suchen.
Grundsätzlich hätte Emma ihre Familie in Stonehill gerne wieder einmal besucht. Die regelmäßigen Telefonate hielten sie zwar auf dem Laufenden, waren aber nicht im Entferntesten das Gleiche wie ein Besuch zu Hause. Sie liebte ihre Familie und war alles in allem der Prototyp eines Familienmenschen, doch der Grund, warum sie ihre Heimatstadt seit Jahren nicht mehr besucht hatte, war ein triftiger.
„Ich weiß nicht so recht, Lucy … Ich meine, ich würde schon gerne wieder einmal nach Hause zurück, aber ich bin nicht gerade scharf drauf … du weißt schon … wiederzusehen.“
„Ach komm schon, Em“, sagte Lucy, „das Ganze ist doch jetzt schon neun Jahre her, Schnee von gestern. Außerdem …“, Sie stutzte einen Augenblick, bevor sie weitersprach. „… ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber … mein letzter Wissensstand ist, dass er weggezogen ist, eine Schönheitskönigin geheiratet hat … Miss … Texas … Miss Kansas oder irgend so was, und eine Menge wunderschöne Babys mit ihr in die Welt gesetzt hat. Glaub mir, Stonehill Creek ist sicher für dich, was Josh Ryder betrifft.“
Emma wusste nicht, ob sie diese Information beunruhigen, enttäuschen oder freuen sollte, bevor ein Gefühl der Ungläubigkeit, ja fast ein Gefühl der Fassungslosigkeit von ihr Besitz ergriff. Sie und Josh waren seit der Highschool bis zu dem Tag, an dem Emma das College beendet hatte, ein Paar gewesen. Das Paar. Ein Traumpaar, das jeder kannte, das jeder gernhatte und für das jeder seine Hand ins Feuer gelegt hätte, dass es eines Tages heiraten und den Rest seines Lebens in trauter Zweisamkeit verbringen würde. Für ganz Stonehill Creek war klar gewesen, dass die beiden eines Tages heirateten, und für eine ganze Weile hatte Emma das auch selbst geglaubt. Hatte sich der romantischen Idee hingegeben, dass ihre Highschoolzeit ewig dauern würde, und sich keine Gedanken darüber gemacht, was war, wenn der Ernst des Lebens für sie begann. Die ganze Zeit über, während sie auf dem College gewesen war, hatte sie gedacht, dass es gar nichts an ihren Plänen zu rütteln gab. Josh würde nach ihrem Collegeabschluss – er selbst war vier Jahre älter als sie – mit ihr nach New York kommen, sich dort einen Job suchen, vermutlich sogar beim NYPD anheuern. Sie würden heiraten, erst in der City und später auf dem Land – Long Island vielleicht, oder Queens, möglicherweise auch Connecticut – leben und bis ans Ende ihrer Tage glücklich sein.
Josh hatte nach der Highschool das College und danach noch die Polizeischule besucht und arbeitete, während Emma in ihrem letzten Jahr an der Oklahoma State studierte, als Officer in Stonehill Creek, dem Zweitausend-Seelen-Kaff im mittleren Westen, in dem sie beide aufgewachsen waren. Ja, Emma hatte tatsächlich gedacht – nein, sie war davon ausgegangen, dass Josh, nachdem sie ihr Betriebswirtschaftsstudium abgeschlossen hatte, mit ihr nach New York gehen würde. Sie lachte bitter bei dem Gedanken, einst so naiv gewesen zu sein.
Leider hatte Emma ihre Pläne ohne Josh gemacht, der nie auch nur im Traum daran gedacht hatte, Stonehill Creek zu verlassen und ganz im Gegenteil sogar davon ausgegangen war, dass Emma bei ihm in Stonehill Creek bleiben und eine typische Kleinstadtkarriere mit Minivan, zwei Kindern und der kulinarischen Versorgung der Junior-Baseball-League anstrebte.
Jetzt, all die Jahre nach dem verhängnisvollen Tag ihres Abschiedes, war ihr klar geworden, warum sie nie mit ihm über ihre Zukunft gesprochen hatte. Sie beide hatten die Zeit nach Emmas Abschluss immer irgendwie ausgeblendet, vermutlich weil sie insgeheim schon zu diesem Zeitpunkt längst gewusst hatten, dass sie beide unterschiedliche Pläne hatten. Für Josh war die kleine Stadt am Rande von Oklahoma nicht nur seine Heimat, sondern auch der Mittelpunkt seines Lebens. Dort wollte er leben, alt werden und sterben. Am besten natürlich mit Emma an seiner Seite. Doch als die ihren Abschluss in der Tasche hatte und die Pläne, an die Ostküste zu ziehen, immer mehr Gestalt annahmen, reagierte Josh eher mit Unverständnis als mit Euphorie, als sie von ihm erwartete, sie zu begleiten. Er hatte ihr erklärt, dass schon sein Ururgroßvater einer der Stadtväter von Stonehill Creek gewesen war und dass seither jedes Mitglied der Familie Ryder hier geboren und gestorben war. Dass er der Stadt etwas zurückgeben wollte und nicht einfach so wegziehen konnte. Und dass er das auch gar nicht wollte. Er hatte nahezu panisch reagiert, als Emma ihm voller Tatendrang erklärte, dass sie bereits einige Vorstellungsgespräche in Manhattan vereinbart hatte und dass sie beide sich anfangs mit Lucy ein kleines Appartement teilen konnten, ehe sie finanziell so weit auf eigenen Beinen standen, um sich etwas eigenes zu besorgen, immerhin war Manhattan ein teures Pflaster. Josh hatte Tränen in den Augen gehabt, als er ihr gestand, dass er sie heiraten, eine Familie mit ihr gründen wollte, und sie hatte ebenfalls Tränen in den Augen gehabt, als sie ihm sagte, dass sie niemals eine Familie haben wollte. Sie wollte Karriere machen, keine Kinder großziehen. Sie wollte die Welt sehen, nicht nur Kindergärten, Grundschulen und Baseballplätze der Junior League.
Nach einem vierstündigen Gespräch waren sie übereingekommen, dass sie wohl unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft hatten und dass es besser wäre, getrennte Wege zu gehen. Josh hatte die paar Sachen, die er in der Studentenbude, die Emma und Lucy sich teilten, hatte, zusammengepackt, und seither hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Wut, Enttäuschung und Bitterkeit waren über Emma hereingebrochen, als Josh so mir nichts, dir nichts aus ihrem Leben verschwunden war. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich hilflos, leer und verletzt gefühlt. Doch die Tatsache, dass er ihren Lebenstraum so mit Füßen trat, dass er noch nicht einmal bereit war, ihm eine Chance zu geben, sondern einfach so von ihr erwartete, dass sie eine Horde Kinder gebar und Heimchen am Herde spielte, brach ihr fast das Herz.
Jetzt war er also wegen einer anderen aus Stonehill Creek weggezogen. Ihretwegen hatte er das nicht tun wollen. Hatte herumlamentiert, der Stadt etwas wiedergeben zu wollen, hatte ihr ein schlechtes Gewissen gemacht, weil sie die Stadt, in der sie aufgewachsen war, verlassen wollte. Aber gut, immerhin war sie ja keine Miss Irgendwas, sondern nur die dumme alte Emma, deren Wünsche keinen Pfifferling wert waren. Sie spürte, wie jetzt, so lange Zeit danach, immer noch Wut und Eifersucht in ihr aufkeimten.
„Er ist aus Stonehill Creek weggezogen?“, sagte Emma, und die Überraschung in ihrer Stimme konnte sie nicht verbergen. Die ganze Zeit über hatten ihre Eltern und die Freunde aus Stonehill, zu denen sie noch sporadisch Kontakt hatte, es tunlichst vermieden, Josh in irgendeiner Art und Weise zu erwähnen. Es war fast so, als hätte er nie existiert, aber dennoch war sie davon ausgegangen, dass er immer noch als Cop arbeitete und auf der Farm seiner Eltern, etwas außerhalb, lebte. Wie blöd war sie doch gewesen. Hatte sie tatsächlich geglaubt, er würde ein einsamer Eigenbrötler sein, nur weil es damals mit ihnen beiden nicht geklappt hatte? War nicht sie selbst genau so eine einsame Eigenbrötlerin geworden?
„Na ja, es sind die Dinge, die man so mitbekommt, wenn man mit seiner Mutter oder seiner Schwester telefoniert“, sagte Lucy und bereute, ihre beste Freundin über Joshs Ehe informiert zu haben.
„So? Wenn ich mit meiner Mutter oder meiner Grandma telefoniere, kommt das Gespräch nie auf Josh.“
„Emma“, versuchte Lucy zu beschwichtigen, „es hatte sicher seinen Grund, warum es zwischen dir und Josh damals nicht geklappt hat. Er war nicht der Richtige und ohnehin ein Arsch, wenn er dich zum Bleiben überreden wollte, aber wegen einer anderen mit Sack und Pack weggezogen ist. Komm schon, lass uns hinfahren. Unsere Familien werden aus allen Wolken fallen und auch Reba würden wir Freude bereiten.“
Emma überlegte kurz. Unmut war in ihr hochgekocht. Wut und Enttäuschung und Überraschung, dass es sie immer noch so sehr schmerzte, dass Josh eine andere hatte. Sie hatte ihn geliebt, und er hatte ihr das Herz gebrochen, als er ihr sagte, dass er Stonehill Creek nicht verlassen würde. Offensichtlich war sie ihm nur nicht wichtig genug gewesen, um mit ihr in die große weite Welt hinaus zu ziehen. Bei einer Miss Irgendwas, die ein bisschen mit dem Hintern herumwackelte, sah die Sache natürlich ganz anders aus.
„Okay, lass uns fahren“, sagte sie nach einer Weile, in der sie an die Zeit in Stonehill zurückgedacht und versucht hatte, Josh möglichst daraus auszublenden.
„Und ich hoffe, Josh und seine Miss Irgendwas sind dort, damit ich ihm vor den Latz knallen kann, dass er ein Patriot für’n Arsch ist!“
2
Zwei Wochen später saßen Emma und Lucy an Bord einer 737, die sie von La Guardia nach Oklahoma City bringen sollte. Von dort aus würde es mit einem Mietwagen nach Stonehill Creek gehen, das etwa einhundertfünfzig Meilen außerhalb lag. Sie beide hatten für ganze drei Wochen Urlaub genommen und wollten in dieser Zeit eine kleine Reise in die Vergangenheit unternehmen.
Je näher der Abreisezeitpunkt kam, desto aufgeregter wurde Emma. Sie war tatsächlich seit fast neun Jahren nicht zu Hause gewesen und mittlerweile hatte sich ein schlechtes Gewissen in ihr ausgebreitet. Neun Jahre. Insgeheim war ihr natürlich klar, dass Josh der Grund dafür gewesen war, warum sie bisher immer einen großen Bogen um Stonehill gemacht hatte, doch es war dennoch unglaublich, dass es so lange Zeit gebraucht hatte, um wieder einmal nach Hause zu fahren.
Stonehill Creek war ein kleines Zweitausend-Seelen-Nest, weit im Landesinneren und – wenn man erst einmal dort war, weitab von jeglicher Zivilisation. In Stonehill Creek schien die Zeit stehen geblieben zu sein und die Uhren tickten anders. Die kleine Stadt mit einer Metropole wie New York, L.A. oder Chicago zu vergleichen, war fast unmöglich. Es gab zwar Internet, Handys und Laptops, doch sie schienen den Bewohnern nicht so wichtig zu sein wie dem Rest der Welt. Emma hatte ihrer Großmutter vor einigen Jahren zum Geburtstag ein Handy geschenkt, das noch immer in seiner Originalverpackung darauf wartete, in Betrieb genommen zu werden. Es gab Scheunenfeste, Nähkränzchen und Kuchenbasare, und sonntags traf man sich erst in der Kirche und am Nachmittag zu Barbecues oder Sportveranstaltungen. Jeder kannte jeden und jeder mochte jeden. Es war fast so, als wäre Stonhill Creek ein eigener kleiner Mikrokosmos, weitab von allem, was der Welt heute wichtig schien. Stonehill Creek war ganz anders als das Leben, das Emma jetzt führte.
„Wie weit ist es noch?“, fragte Lucy, als die beiden etwa eine halbe Stunde auf dem Freeway Richtung landeinwärts unterwegs waren.
„Laut Navi noch gut hundertzwanzig Meilen“, antwortete Emma nach einem prüfenden Blick auf das TomTom an der Windschutzscheibe. Sie würden noch eine ganze Weile im Wagen verbringen. Ein weiterer Umstand, den sie an Stonehill nicht mochte. Es war so … so unflexibel. Man musste erst stundenlang quer durchs Land fahren, um hinzugelangen, es gab keinen Flughafen, noch nicht einmal einen Bahnhof oder eine Busverbindung, die einen nach Stonehill Creek brachte. Kleine, regionale Busunternehmen brachten einen zwar in die umliegenden Nachbarstädte, die allerdings auf demselben Level waren wie Stonehill Creek. Wollte man beispielsweise von Stonehill nach Oklahoma, so musste man erst mit dem Bus nach Carver Town, von dort aus mit einem anderen Bus nach Silver Falls und schließlich mit einem dritten Bus nach Little Lake Creek. Von Little Lake Creek gab es – nach Emmas letztem Kenntnisstand – einen kleinen Bahnhof, von wo aus es dreimal die Woche eine Zugverbindung nach Oklahoma City gab. Es hätte Emma noch nicht einmal wirklich gewundert, wenn Stonehill Creek nach wie vor ein weißer Fleck auf der Landkarte gewesen wäre.
Ihre Eltern hatten sich gefreut wie Schneekönige, als sie ihren Besuch angekündigt hatte, und konnten es zu Anfang gar nicht glauben, dass ihre Tochter wieder nach Hause kam. Ihre Mutter und ihre Großmutter waren völlig aus dem Häuschen gewesen, hatten abwechselnd ins Telefon hineingerufen, was sie für ihren Aufenthalt besorgen sollten und ob sie immer noch Schokobrownies mit Nüssen am liebsten aß, denn die wollten sie lastwagenladungsweise backen. Emma schmunzelte bei der Erinnerung an das Telefonat.
„Hast du, seit wir die Einladung von Reba bekommen haben, eigentlich Kontakt zu irgendjemandem von früher?“, fragte Emma kurz darauf.
Wenn sie ehrlich mit sich selbst gewesen wäre, dann wäre ihr klar geworden, dass sie eigentlich nur weitere Details über Josh herausfinden wollte, die Lucy, sollte sie welche haben, bislang nicht rausgerückt hatte. Wo er jetzt lebte, wie viele Kinder er hatte, ob er glücklich war. Oder gar geschieden. Zur Hochzeit selbst würde er bestimmt nicht kommen, er hatte Reba noch nicht einmal gekannt, und wenn er seit Jahren weggezogen war und mitten im Nirgendwo lebte, war es auch nicht sehr wahrscheinlich, dass er ein guter Freund des Bräutigams war. Emma musste sich wohl damit abfinden, dass es kein Liebesrevival, nein, noch nicht einmal ein Wiedersehen mit Josh geben würde. War vermutlich auch besser so. Es hatte sie damals ganz schön mitgenommen, als sie sich getrennt hatten, und auch die Info, dass er jetzt verheiratet war, hatte sich für einige Zeit in ihrem Kopf festgesetzt. Gut möglich, dass alte Wunden aufgerissen würden, wenn Josh ihr vor die Nase kam. Sie schüttelte kurz und unmerklich den Kopf und wunderte sich selbst über ihre Gedanken. Wiedersehen? Liebesrevival? All die Jahre hatte sie es erfolgreich geschafft, Josh zu verdrängen, und auch er hatte es niemals auch nur der Mühe wert gefunden, sich nach ihr zu erkundigen. Seit dem Tag, als er aus ihrer Studentenbude verschwunden war, war er auch aus ihrem Leben verschwunden. Sie sollte jetzt nicht damit anfangen, ihre gemeinsame Zeit von damals wiederaufleben zu lassen, und ihn möglicherweise idealisieren.
„Nein, eigentlich nicht“, sagte Lucy und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche, die sie in den Händen hielt, seit die beiden in den Mietwagen gestiegen waren. „Ich habe zwar versucht, einige von unseren früheren Schulkameraden zu googeln, aber bis auf Ally McPhee auf Facebook konnte ich niemanden finden. Und Ally hat auch bloß ein einziges, altes Foto von sich hochgeladen.“
„Mhm“, machte Emma und ärgerte sich insgeheim, darüber, dass Lucy nichts weiter über Josh wusste, und darüber, dass er ihr offenbar vermehrt im Kopf herumging, seit sie die Staatsgrenze zu Oklahoma überschritten hatten.
Nach über drei Stunden – der Freeway hatte inzwischen auf alte Landstraßen abgezweigt, die in geschotterte, unbefestigte Wege übergingen, nachdem sie weitere Nester wie Woods Haven, Lottys Nest und Riverside hinter sich gelassen hatten – passierten sie endlich die Stadtgrenzen von Stonehill Creek. Die Dämmerung hatte bereits begonnen, das Land in sein diffuses Licht zu tauchen. Emma fühlte sich aufgeregt und kribbelig, als sie an dem alten Ortsschild vorbeifuhren, das verwittert in schnörkeligen Buchstaben verkündete, dass Stonehill Creek einen willkommen hieß und dass es ein toller Platz zum Leben war und um seine Kinder großzuziehen. Es hatte sich anscheinend gar nichts verändert in all den Jahren.
Verzaubert blickte Emma die Straßen und Parks an, die Häuser und die Läden, die sich auf beiden Seiten der Hauptstraße säumten. Vor dem Friseurladen von Conrad Lewis, der mittlerweile schon eine Million Jahre alt sein musste, drehte sich immer noch der alte, rot-weiße Barbierstab, den Emma als kleines Mädchen immer so gern angesehen hatte, wenn seine Farben sich abwechselnd ihren Weg nach unten suchten. Gegenüber, bei Kittys Market, war gerade eine Aushilfe, ein junger Bursche, bestimmt nicht älter als sechzehn, dabei, die Kisten mit dem Gemüse und dem Obst vom Bürgersteig hineinzutragen. Drinnen konnte Emma die alte Kitty erkennen, die hinter der Kasse stand und sich angeregt mit einer Kundin unterhielt. Ein neben dem Laden angebrachtes Schild wies darauf hin, dass am kommenden Freitagabend in der Grundschule die Aufführung der Theatergruppe der Sechs- bis Neunjährigen stattfand und dass es Saft und Kuchen für alle Besucher gab. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie war zu Hause.
Nachdem sie Lucy bei ihren Eltern abgesetzt und von Mary-Lou und Walter Springs zu einer selbst gemachten Himbeerlimonade eingeladen worden war (Limonade, überhaupt selbst gemachte, hatte sie seit ihrem Weggang aus Stonehill nicht mehr getrunken), machte Emma sich auf den Weg nach Hause. Es fühlte sich seltsam an, das kleine Haus an der Elmstreet mit dem gepflegten Vorgarten und der Doppelgarage, das Emmas Urgroßvater gebaut und ihr Großvater ausgebaut hatte, wieder ihr „Zuhause“ zu nennen, doch die kommenden drei Wochen würde es das sein. Emma würde eine kleine Reise in die Vergangenheit antreten, sie würde wieder das kleine Mädchen sein, das in ihrem Kinderzimmer am Schreibtisch sitzt und zum Fenster hinausguckt, wo sie das Treiben auf der Straße beobachtet, sie würde ihrer Mutter und ihrer Großmutter beim Kochen helfen und mit ihrem Vater und ihrem Großvater in den kleinen Handwerkermarkt fahren, an den auch eine Autowerkstätte angeschlossen war, von wo die beiden Ersatzteile für ihren Hot Rod kauften, den sie gemeinsam zusammenbauten. Alles würde so sein wie früher, bis auf die Tatsache, dass Josh Ryder sich dieses Mal nicht heimlich bei ihrem Fenster hineinstehlen würde, wo sie bis in die frühen Morgenstunden unschuldig knutschten, so wie bei Dawsons Creek. Josh Ryder würde viele Meilen weit weg sein, seine wunderschönen Kinder ins Bett bringen und mit seiner ebenfalls wunderschönen Modelfrau in ihrem perfekten Eigenheim vor dem Fernseher sitzen und vermutlich froh sein, dass die dumme alte Emma damals so starrköpfig gewesen war und die weite Welt einem Leben mit ihm vorgezogen hatte.
3
Emma hatte nicht damit gerechnet, dass es ihr fast Schwierigkeiten bereitete, ihr Elternhaus zu betreten. Sie hatte eine ganze Weile etwas abseits hinter einer Baumgruppe auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt und für einige Augenblicke tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, wieder zurück nach New York zu fliegen. Ihr Herz klopfte, und sie fragte sich, was sie hier eigentlich wollte. War sie zurückgekehrt, weil sie Josh wiedersehen wollte? Weil irgendetwas in ihr ihr sagte, dass es ein Fehler gewesen war, damals abzuhauen? Wollte sie einfach nur die Brautjungfer von Reba sein, einer Frau, die sie zuletzt auf der Highschool gesehen hatte und an die sie sich noch nicht einmal mehr richtig erinnern konnte? Oder war sie gar zurückgekehrt, weil sie herausfinden wollte, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Stonehill Creek den Rücken zu kehren und in New York Karriere zu machen? Ob es vielleicht doch nicht so erfüllend war, wie sie geglaubt hatte, im Rampenlicht zu stehen und gutes Geld zu verdienen. Ja, sie hatte eine Menge Männerbekanntschaften und konnte sich über mangelnde Körperlichkeiten nicht beklagen. Doch die Kerle, die sie kennenlernte, waren spätestens am nächsten Morgen nach dem Frühstück weg, und bei vielen von ihnen kannte sie noch nicht einmal den Nachnamen. Reba McKenna würde heiraten und hatte, obwohl sie hier in Stonehill Creek an der Tankstelle arbeitete, mehr erreicht als sie selbst. Reba hatte jemanden gefunden, der den Rest seines Lebens mit ihr verbringen wollte, während sie, Emma, es noch nicht einmal schaffte, die Kerle dazu zu animieren, zum Mittagessen zu bleiben.
Emma seufzte und ließ den Motor an. Sie überquerte die Straße und stellte den Mietwagen, einen Chevrolet Malibu, in der Einfahrt ihres Elternhauses ab. Sie stieg aus und besah sich das schmucke Einfamilienhaus mit den Blumenrabatten, die den Aufgang säumten, und den ordentlich getrimmten Hecken. Sie hörte von drinnen, wie Terry Bradshaw in der Sportschau, die ihr Vater sich nach dem Abendessen niemals entgehen ließ, etwas über ein Spiel der Cowboys erzählte, und genoss die leichte Brise, die eingesetzt hatte und ihr Haar zur Seite wehte. Noch einmal atmete Emma tief durch, bevor sie die vier Stufen zur Veranda hinaufging und ihr Elternhaus betrat.
Eine Gänsehaut bildete sich auf ihrem gesamten Körper, als sie durch die Tür schritt. Es war, als hätte sie die Tür in eine andere Welt geöffnet, eine Welt, von der sie längst vergessen hatte, wie wichtig sie ihr war. Das Gerede von Terry Bradshaw war jetzt lauter geworden, und sie hörte, wie er einen Spielzug von Tony Romo als grandios, grandioser, am grandiosesten bezeichnete. Ihre Mutter und ihre Großmutter waren – wie immer um diese Zeit – in der Küche mit dem Geschirrspülen beschäftigt, weil ihre Großmutter immer und immer wieder betonte, ein Geschirrspüler würde ihr nicht ins Haus kommen. Es duftete noch nach Essen, und Emma hörte die alte Filterkaffeemaschine (sie hatte vor zwei Jahren versucht, ihren Eltern ein Nespresso-Gerät schmackhaft zu machen, aber auch dagegen hatten sie sich verwehrt) grummeln.
Langsam stellte sie ihren Koffer neben der Tür ab und ging einige Schritte hinein. Sie war aufgeregt und überglücklich, wieder hier zu sein. Auf Zehenspitzen huschte sie durch den Flur in die Küche, wo ihre Mutter und ihre Großmutter gerade dabei waren, das Geschirr, das beim Abendessen benutzt worden und mittlerweile abgespült war, in den Küchenschränken zu verstauen. Emma erfüllte ein warmes Gefühl.
„Na, habt ihr das Geschirr auch ordentlich gespült?“, fragte sie. „Man muss immer auch die Unterseite abspülen, egal, ob die benutzt wurde oder nicht.“
Sie lächelte, als die beiden Frauen in der Küche sich umdrehten und auf sie zustürzten.
„Oh Emma, Liebes“, rief ihre Großmutter, „dass ich das noch erleben darf. Lass dich ansehen.“ Die kleine alte Dame mit dem fast schneeweißen Kurzhaarschnitt sah ihre Enkeltochter liebevoll an. „Du bist viel zu dünn“, stellte sie fest.
„Aber Grandma, ich glaube, du brauchst eine Brille.“ „Doch, du bist zu dünn“, sagte Flora Westlake. „Aber dagegen können wir hier bestimmt etwas tun.“ Sie drückte ihre Enkelin noch einmal an sich.
„Oh Emma“, sagte ihre Mutter jetzt, „du bist wunderschön. Aber deine Großmutter hat recht, du bist tatsächlich viel zu dünn!“
„Emma.“
Emma drehte sich um und stand vor ihrem Vater und ihrem Großvater.
„Hey, Dad, Grandpa“, sagte sie, während sie in die Arme der beiden Männer fiel.
„Mein Gott, Emma, du bist ja eine richtige Karrierefrau geworden, sieh dich nur an. Ich weiß noch, wie du als kleines Mädchen immer heimlich Kuchen aus der Vorratskammer gestohlen und ihn hinten beim Schuppen gegessen hast“, lachte ihr Großvater herzlich.
„Das lag daran, dass Grandma eben die besten Kuchen der Welt bäckt“, lachte Emma, während sie ihren Vater in die Arme schloss. „Also wenn das so ist, dann sollten wir nicht lange um den Kuchen herumreden, sondern ihn essen“, sagte Emmas Mutter und deutete auf ein Blech Schokoladenkuchen mit Kokosflocken darauf, den Emma schon immer heiß geliebt hatte.
„Ihr habt meinen Lieblingskuchen gebacken?“
Emma traten Tränen in die Augen. Niemals hätte sie so lange wegbleiben dürfen.
„Na hör mal, unsere prominente Tochter kommt nach Hause, da war es doch klar, dass ein Kuchen nicht fehlen darf!“
Emma verlebte einen wunderschönen Abend im Kreise ihrer Familie. Sie hatte sich zwar immer gesagt, dass sie der Karrieretyp war, der mit Familie nicht so viel anfangen konnte, doch als sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihren Großeltern in dem großen, gemütlichen Wohnzimmer der Westlakes saß, selbst gemachten Schokoladenkuchen aß und dazu – neuerlich – selbst gemachte Limonade trank, wurde ihr wieder einmal bewusst, wie sehr sie ihr altes Leben eigentlich vermisste. Sie erzählte von New York, von ihrem Job und ihren Freunden und zeigte ihrer Familie Fotos ihres Appartements und ihres Büros auf dem iPad. Und obwohl alle vier interessiert taten und vermutlich auch beeindruckt davon waren, welch kometenhaften Aufstieg ihre Tochter/Enkelin am anderen Ende des Landes hinter sich hatte, sah es so aus, als würden sie nicht sehr viel mit all den Promi-Schnappschüssen, den schicken Designermöbeln und den First-Row-Plätzen bei Vogue-Events anfangen können. Resigniert hatte Emma ihr iPad wieder weggepackt und sich damit abgefunden, dass sie hier im mittleren Westen war, wo man es spannender fand, dass die Frau von schräg gegenüber zum fünften Mal schwanger war, als dass die eigene Tochter ein Interview mit George Clooney gehabt und sich mit ihm darüber unterhalten hatte, was er nachts im Bett trug.