Sophia's Rache - Akif Turan - E-Book

Sophia's Rache E-Book

Akif Turan

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Beschreibung

Die junge Chefinspektorin von der Mordkommission der Stadt Wien, Asena Hilal, hatte in ihrer Karrierelaufbahn viele Mordfälle aufgeklärt. Doch ihr aktuellster Fall, bringt eine neue Reihe von Mordfällen mit sich. Diesmal wird sie richtig herausgefordert. Wird sie es schaffen den Täter auch diesmal zu schnappen?

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Seitenzahl: 356

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Wie alles Begann

Kapitel 1: Ein Seltsamer Fall

Kapitel 2: Das Verhör

Kapitel 3: Der Partner

Kapitel 4: Ein Engel aus der Hölle

Kapitel 5: Die Geisterjagd

Kapitel 6: Der Geisterjäger

Kapitel 7: Zwei auf Einen Streich

Kapitel 8: Keine Verschnaufpause

Kapitel 9: Auszeit

Kapitel 10: Matthias Kogler

Kapitel 11: Reinhard Stumpf

Kapitel 12: Ein Alter Bekannter

Kapitel 13: Geist, Dämon oder Engel

Das Leben Danach

VORWORT

Aus einem ganz bestimmten Grund, habe ich mich dazu entschlossen, diesen Roman hier zu schreiben. Der Grund ist der, dass die Gewalt an Frauen mit jedem Tag zunimmt und die Verbrechen an ihnen immer grausamer werden. Die meisten Frauen fallen leider immer wieder zum Opfer von Gestalten, die als Männer herumstolzieren. Selbstverständlich werde ich hier auf keine Details eingehen. Ich möchte mit diesem Roman lediglich eine Botschaft an die sogenannten Männer ausrichten, die denken, sie würden über das weibliche Geschlecht stehen.

Das Ganze natürlich mit einer rein fiktiven Geschichte, die vollkommen meiner Fantasie als Autor von Horrorgeschichten und Psychothrillern entsprungen ist und klarerweise auch so geschrieben wurde. Mit diesem Roman appelliere ich an alle Männer, sich gegenüber den Frauen nicht mehr zu vergreifen und ihnen mit Respekt, Verständnis und Liebe gegenüber zu treten. Es darf nicht vergessen werden, dass wir Männer von Frauen abstammen. Eine Frau trägt uns, in der Regel für neun Monate, in ihrem Bauch und bringt uns mit, für uns unvorstellbaren und auch unerträglichen Schmerzen, auf die Welt, um hinterher, ihr ganzes Leben uns zu widmen und für uns zu sorgen. Sie füttert uns, sie wechselt unsere Windeln, sie wäscht uns, sie pflegt uns, sie zieht uns groß, sie beschützt uns.

Sie kümmert sich um uns. Für manch einer von uns wird sie zu einer guten Freundin, die uns zuhört und und uns bei Allem unterstützt. Für jeden von uns wird sie zu einer Lehrerin, die uns so manches beibringt und uns auf alles mögliche auf der Welt vorbereitet. Eine Mutter kann zu Allem werden, was für ihre Kinder notwendig sind. Eine Mutter ist eine wachechte Superheldin. Es gibt nichts, was sie für ihre Kinder nicht tun würde. Eine Mutter würde, ohne zu zögern, für ihre Kinder sterben, wenn es drauf ankäme. Eine Mutter würde ganze Berge versetzen um ihren Kindern das zu ermöglichen, was sie gerade brauchen. Eine Mutter verzichtet auf so vieles nur damit ihre Kinder nicht vernachlässigt werden und immer das bekommen was sie möchten. Eine Mutter ist so vieles. Eine Mutter ist zugleich ein Schutzengel. Und alle Männer hatten oder haben noch eine Mutter. Und alle Männer dürfen all das nicht vergessen. Sie dürfen nicht vergessen, dass auch ihre Mutter eine Frau ist. Sie dürfen nicht vergessen, dass ihre Mutter genau so eine Frau ist, wie die Frauen, denen sie schreckliches antun und sie weder gerecht noch angemessen und auch respektlos behandeln. Vergesst bitte nicht Männer, dass ihr alle von einer Frau abstammt und, dass ihr ihnen den gebührenden Respekt erweisen solltet, den sie verdienen.

Zudem haben ja auch einige von diesen Männer Schwestern, die ebenso Frauen sind. Für einen Mann ist eine Schwester sehr wichtig. Sie kann für ihn zu einer sehr wichtigen Person werden. Ich weiß das, weil ich gleich mit zwei Schwestern gesegnet wurde. Auf Schwestern kann man sich immer verlassen. Die ältere Schwester ist immer wie eine Mutter, die sich um ihre jüngeren Geschwister kümmert. Eine jüngere Schwester ist wie eine Tochter, die stets von ihren älteren Geschwistern beschützt wird und der man gute Vorbilder sein sollte. Man spielt mit ihr, man pflegt sie, man hilft ihr bei den Hausaufgaben. Als älterer Bruder, zeigt man ihr zudem noch, dass sie keine Angst vor anderen haben müsste. Man bringt ihr etwas über Sport bei, etwas über Autos, etwas über Reparaturen, etwas über Selbstverteidigung. Man wird zu einem guten Freund für sie, auf den sie sich jederzeit verlassen kann, wenn sie in Schwierigkeiten ist. Von dem sie weiß, dass sie bei ihm Schutz, Hilfe und Geborgenheit finden würde. Und so sollte es auch sein. Die Frauen sollten sich nicht vor Männern fürchten müssen. Sie sollten sich nicht davor fürchten müssen, spätabends oder nachts alleine auf die Straße zu gehen. Sie sollten sich dabei keine Gedanken darüber machen müssen, dass sie irgendeiner überfallen könnte. Die Frauen sollten genau so ihre Freiheiten genießen können, wie die Männer. Die Frauen sollten genauso am Arbeitsplatz gleichberechtigt bezahlt werden wie die Männer. Die Frauen sollten genauso wie Männer beachtet und angesehen werden, ohne jegliche Arten von Diskriminierungen und Ausgrenzungen. Die Frauen sind ein sehr wichtiger Teil in unserem Leben und das sollten wir ihnen auch so vermitteln und es ihnen zeigen. Eigentlich das bereits Selbstverständliche sollten wir ihnen zeigen. Das, was eigentlich schon von Anfang an sein müsste. Doch diese Männer dachten und denken immer noch, dass sie über die Frauen bestimmen können. So ist es aber nicht. Wer gibt ihnen das Recht darüber, über den Frauen zu herrschen und über sie bestimmen zu können? Es sind genau diese einzelnen Gestalten, die sich Männer nennen. So einer ist in meinen Augen kein Mann. Nur biologisch, aber nicht vom Wesen her. Und überhaupt ist ein Mann dann erst ein richtiger Mann, wenn er nicht nur die Frauen mit Respekt behandelt, sondern auch im Haushalt mit hilft. Ein Mann sollte nämlich sehr wohl auch zu Hause kochen, putzen, aufräumen, Geschirrspülen und sich um die Wäsche kümmern. Ein Mann sollte nicht immer alles von der Frau erwarten und sich von ihr bedienen lassen. Ein Glas Wasser könnt ihr euch auch selber holen. Euer Essen könnt ihr euch auch selbst an den Tisch bringen. Eure Getränke und Snacks könnt ihr euch auch selber auf die Couch mitnehmen. Hört damit auf eure Frauen wie eure privaten Kellnerinnen bzw. wie eure Bediensteten zu benützen.

Ihr habt euch entschieden eine Frau zu ehelichen und euch nicht etwa eine Hausdame angeschafft. Hört auf damit sie nur an jedem vierzehnten Februar des Jahres zu beachten und zu beschenken. Eure Frauen verdienen das nicht nur einmal im Jahr, sondern täglich. Ihr solltet sie täglich beachten und sie auch hin und wieder mit Geschenken überraschen. Auch wenn dieses Geschenk nur eine Schachtel Pralinen oder ein Strauß voller Blumen sind. Es kommt einfach auf die Geste an. Es kommt darauf an, dass ihr an sie denkt. Es zeigt euren Frauen, dass sie euch wichtig sind und, dass ihr sie liebt. Und auch als Vater sollten Männer ihren Pflichten nachgehen und sich um die gemeinsamen Kinder kümmern und nicht immer alles von der Frau erwarten. Man ist ja schließlich Partner und Partner halten zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Eltern sein und ein Haushalt führen sind immer eine Sache von Teamwork. Wenn man es so nimmt, ist die Frau das Leben an sich. Denn, wie bereits erwähnt, bringt die Frau, als das weibliche Geschlecht, genauso auch im Tierreich, die Kinder zur Welt.

Die Natur, ist ebenso weiblich und auch sie bringt alles Leben, das wir auf der Natur bewundern, zur Welt. Wir sagen ja nicht umsonst Mutternatur dazu. Der Planet in dem wir Leben ist mit der Bezeichnung, die Erde, ebenso weiblich. Und auch hier finden sowohl die Natur als auch die Tiere und wir Menschen Leben darin. Kurz gesagt, ohne die Frauen bzw. das weibliche Geschlecht, gibt es auch kein Leben. Zumindest nicht auf natürliche Art und Weise. So würde es auch keine Männer geben. Also, ihr, die sich Männer nennen und als solche auf diesem Planeten wandeln. Hört bitte mit dem Verbrechen gegenüber den Frauen auf! Hört bitte auf sie ohne Respekt zu behandeln! Hört bitte auf sie zu diskriminieren! Hört bitte auf ihnen die Liebe zu verwehren!

Fangt an sie zu lieben, zu respektieren und fangt bitte an ihnen gegenüber loyale und würdige Partner zu sein! Erst wenn die Männer erkannt haben, welch ein Segen die Frauen für sie sind, erst dann wird ihnen klar werden, dass sie ohne sie vollkommen verloren sind. Wir leben alle auf dem selben Planeten und wir alle, Mensch, Tier und Natur, haben es verdient, gleichberechtigt und in Frieden zu leben. Das Leben ist ohnehin schon viel zu kurz, also macht es nicht noch kürzer oder unerträglicher!

Geht auf die Wünsche und Bedürfnisse von euren Frauen und Partnerinnen ein und erwartet nicht immer alles von ihnen!

Hört auf sie anzustarren und sie von oben bis unten auszumustern, als hättet ihr nie eine Frau in eurem Leben gesehen oder als wären sie nicht von dieser Welt. Hört auf sie auf der Straße, im Park, am Arbeitsplatz, in Clubs, in Cafés, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder sonst wo auch immer zu belästigen und sie unangemessen anzusprechen.

Denn denkt immer daran! Diese Frauen sind irgendjemandes Ehefrauen, Mütter, Schwestern, Töchter. Ihr zerstört nicht nur deren Leben, sondern auch die von ihrer Familie.

Ihr würdet es ebenso nicht wollen, dass man die Frauen in euren Familien- und Bekanntenkreisen derart belästigt oder gar schlimmes antut.

Also werdet nicht selbst zu diesen Männern, die ihr selbst nicht tolerieren könnt!

In diesem Sinne wünsche ich jeder Leserin und jedem Leser meines Romans viel Spaß beim Lesen und bedanke mich bei jeder und jedem Einzelnen, sich für mein Buch entschieden zu haben.

Mit blutigen Grüßen AKIF TURAN

Frauen sind starke, talentierte und intelligente Exemplare der menschlichen Rasse, die von den Männern verehrt und respektiert werden sollten.

Akif Turan

WIE ALLES BEGANN

Sophia wuchs als Einzelkind im neunzehnten Jahrhundert in Wien auf. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt, weswegen sie seither mit ihrem Vater zusammen lebte. Sie war im zarten Alter von siebzehn Jahren und ein beliebtes Mädchen in der Nachbarschaft gewesen. Zumindest bemühte sie sich stets so auszusehen. Denn ihr Vater Ludwig war ein grausamer Mann gewesen. Seit dem Tod seiner geliebten Ehefrau war er einfach nicht mehr derselbe Mann gewesen. Vom Beruf her war er Schuster gewesen. Eigentlich ein sehr beliebter. Denn Ludwig beherrschte sein Handwerk sehr gut und war ein Meister darin.

Er war so beliebt und bekannt gewesen, dass sogar adelige und angesehene Persönlichkeiten ihre Schuhe bei ihm anfertigen ließen. Er war dadurch zu einem wohlhabenden Bürger der Stadt geworden und hatte keinerlei mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Dafür allerdings hatte er ein umso größeres Problem mit dem Verlust seiner Frau Gertrude zu kämpfen. Er verkraftete es einfach nicht und wollte es Anfangs auch gar nicht wahrhaben, dass sie vom Leben davon geschieden war.

Doch mit der Zeit musste er es lernen mit diesem großen Verlust umzugehen und damit zu leben. Er musste es tun. Für seine liebevolle Tochter Sophia. Sie war das einzige, das ihm von seiner Frau geblieben ist. Und Sophia sah ihrer Mutter zum verwechseln ähnlich. Ludwig sagte ihr immer wieder, dass Gott zwar seine Frau genommen hätte, aber zugleich ihm eine, genauso bildhübsche, Tochter geschenkt hätte. Sophia erinnerte ihren Vater nicht nur optisch an ihre Mutter, sondern auch vom Verhalten her. Sophia hatte genauso eine liebliche Stimme, wenn sie sang, sie konnte genauso gut kochen, sie war genauso talentiert und sie war genauso schlau wie ihre Mutter, die sie nie kennenlernen durfte. All das erinnerte Ludwig sehr stark an seine Frau Gertrude. Für ihn war es schon so, dass nicht seine Tochter Sophia vor ihm stand und mit ihm zusammenlebte, sondern es war so, als ob es seine Frau gewesen wäre. Nach seinem schrecklichen Verlust, tat er sich von Zeit zu Zeit schwer, die beiden auseinander zu halten. Und genau so begann er auch eines Tages, als Sophia gerade erst sechzehn geworden war, etwas mehr für sie zu empfinden. Er konnte und wollte nichts gegen seine Gefühle unternehmen. Er ließ sich von ihnen überwältigen und auch leiten. Also kam er eines Nachts, einen Tag nach Sophia's sechzehntem Geburtstag, auf die fatale Idee, sich in ihr Schlafzimmer zu schleichen. Gewiss hatte er nichts Gutes im Sinn. Er ließ sich einfach von seiner Lust treiben und konnte an nichts anderes mehr denken. Es war dreiundzwanzig Uhr gewesen und Sophia schlief bereits tief und fest in ihrem Bett, eingekuschelt in ihre samtweiche Decke auf dem verschiedene Blumen abgebildet waren. Genauso auch ihr Kopfkissen. Neben ihrem Bett stand eine kleine Kommode auf dem sich ein hölzerner Rahmen in Herzform befand und in diesem Rahmen war ein Foto von ihrer Mutter drinnen gewesen. Mehr hatte sie von ihrer Mutter nicht. So wusste sie zumindest, wie ihre Mutter mal ausgesehen hatte. Sophia fand, dass ihre Mutter eine schöne Frau gewesen war und sie hätte sie nur zu gerne kennengelernt. Sie war sich sicher, dass sie sich sehr gut verstehen und genauso miteinander sehr gut auskommen würden. Dies wünschte sie sich auch bezüglich ihrem Vater. Jedoch würde das niemals so sein. Nicht mehr seit jener Nacht. Diese Nacht war für sie eine verfluchte Nacht.

Diese Nacht war die Nacht, die ihr alles genommen und alles zerstört hatte. Seit dieser Nacht sollte weder sie noch alles andere in ihrem Leben so sein, wie es mal gewesen war. Denn in dieser Nacht war der Teufel in ihren Vater geraten. In dieser Nacht wurde ihr Vater zum Teufel.

Ludwig machte die Tür zu dem Zimmer seiner Tochter Sophia einen Spalt breit auf und blickte lüstern und vorsichtig, wie ein wildes Tier, das seiner Beute lauert, in das dunkle Zimmer direkt auf Sophia's Bett. Er blieb gute zwei Minuten so stehen und beobachtete seine Tochter, mit fast schon Wasser überlaufenem Mund, wie sie sich so in ihrem Bett, eingekleidet in ihrem Seidenpyjama, hin und her wälzte und weiß Gott wovon träumte. Ludwig biss sich bei dem Anblick mehrmals auf die Lippen, ballte seine Hände nervös zu Fäusten zusammen und rieb dabei mit seinen Daumen, seine in die Handflächen gedrückten, Finger.

Nun machte er die Tür langsam weiter auf und das Licht, das vom Flur kam, erleuchtete in Trapezform, das Zimmer von Sophia und fiel direkt auf ihr Bett. Ludwig bewegte sich mit langsamen Schritten zu Sophia zu. Immer noch nichts ahnend, schlief Sophia, vollkommen der bösen Absicht ihres Vaters ausgeliefert, weiter. Ludwig näherte sich wie ein Raubtier das sich seinem Opfer nähert. Vorsichtig machte er einen langsamen Schritt nach dem anderen und achtete dabei auch auf seine Atmung. Jetzt war er seiner Beute nahe genug gekommen. Jetzt stand er direkt vor Sophia's Bett und blickte mit weit aufgerissenen Augen von oben auf sie herab. Sein Herzschlag erhöhte sich. Es schlug schneller als je zuvor. Er begann zu schwitzen. In nur wenigen Sekunden war er vom Schweiß durchnässt worden. Ihm war plötzlich so heiß am ganzen Körper geworden. Ein Schweißtropfen fiel von seiner Stirn auf die Wange von Sophia drauf, der sie wach werden ließ. Als Sophia ihre Augen öffnete, sah sie ihren Vater direkt über sich vor ihrem Bett stehen. Vollkommen schweißgebadet und mit Blicken in seinen Augen, die sie nie wieder vergessen würde. Er war wie erstarrt gewesen. Er stand einfach regungslos da und beobachtete sie. Sophia wusste nicht, was ihr Vater so spät in der Nacht von ihr wollen würde. Sie wollte von ihm wissen, was er von ihr wollen würde, doch er antwortete nicht. Dieser Zustand ihres Vaters war ihr vollkommen neu gewesen. Das hatte sie noch nie zuvor bei ihm erlebt. Er war wie hypnotisiert. Er war zwar direkt vor ihr, aber war es auch irgendwie doch nicht. Der Zustand war einfach viel zu verwirrend für Sophia. Für einen Augenblick dachte sie sogar, dass sie vielleicht noch träumen würde. Doch schon bald würde sie feststellen müssen, dass sie nicht träumen würde. Sie würde schon kurz darauf realisieren müssen, dass alles was geschehen war, sich in Wirklichkeit zutragen hätten.

Ihr war definitiv bewusst geworden, dass sie zwar nicht träumte, aber dafür einen richtigen Albtraum erlebt hatte, als ihr Vater sich plötzlich auf sie stürzte. Weder er noch sein Verhalten waren nicht wieder zu erkennen. Er war zu einer wildgewordenen Bestie geworden, der sich hungrig auf seine Beute gestürzt hatte. Sophia wusste nicht wie es ihr geschehen war. Sie schrie ihren Vater an, dass er das sofort unterlassen solle, aber er machte immer noch weiter. Er riss Sophia das Seidenpyjama herunter, woraufhin sie sich umso mehr wehrte und dabei gleichzeitig weinte und ihren Vater weiter anschrie.

Sophia's Pech war zudem auch, dass sie etwas außerhalb von der Stadt wohnten, weswegen sie auch kaum Nachbarn in der näheren Umgebung hatten. Somit konnte niemand ihre Hilferufe hören. Keiner konnte herbei eilen und sie von den Fängen ihres Vaters befreien. Sie war ganz auf sich alleine gestellt und wehrte sich mit all ihrer Kraft gegen ihren Vater, der einfach nicht aufhören wollte sich an seine Tochter zu vergreifen. Nachdem Sophia mit Bedauern einsehen musste, dass niemand zur Hilfe kommen würde und sie nicht stark genug gewesen war ihrem Vater Widerstand zu leisten, hörte sie auf sich weiter zu wehren und befand sich plötzlich in Trance. Sie lag einfach nur regungslos da, während ihr Vater weitermachte und starrte mit leeren Blicken auf die Decke.

Wenn man dabei gewesen wäre, hätte man deutlich sehen können, wie all ihre Lebensenergie und Lebensfreude aus ihren Augen heraus gesogen worden sind. In dieser Nacht flogen sie einfach davon und sollten nie wieder zurück kehren. In dieser Nacht sollte sie sich nur in einer leere Hülle verwandeln. Doch damit niemand außerhalb etwas merken sollte, setzte sie jedes Mal ein falsches Lächeln auf und tat so, als würde bei ihr zu Hause alles gut laufen. Sophia wurde in dieser Nacht ihre Jugend gestohlen. Sophia wurde in dieser Nacht ihr Leben gestohlen. Und das von ihrem eigenen Vater. Doch das war eben nur der Anfang. Denn es sollten weitere dieser grauenhaften und schlaflosen Nächte folgen. Ludwig dachte nämlich nicht einmal Ansatzweise daran damit aufzuhören.

Ganz im Gegenteil, er fühlte sich dabei sehr wohl.

Das ging ein ganzes Jahr so. Bis Sophia siebzehn Jahre alt wurde. Mittlerweile gehörte diese schreckliche Tat ihres Vaters zu ihrem Alltag und schien sich damit abgefunden zu haben.

Sie kam in der Vergangenheit schon des Öfteren auf die Idee, ihren Vater bei der Polizei anzuzeigen oder bei anderen Bürgerinnen und Bürger Hilfe zu suchen, jedoch war sie gezwungen dies zu unterlassen, da ihr Vater mit dem Tod gedroht hatte. Auch von zu Hause weglaufen kam für sie nicht in Frage, da sie nicht wüsste, wie sie alleine zurecht kommen würde. Und überhaupt hätte sie es als ein siebzehnjähriges Mädchen nur schwer gehabt. Denn die Polizei würde sie, sobald sie sie entdecken würden, aufgrund ihrer Minderjährigkeit, wieder zurück in ihr, für sie zur Hölle gewordenem, zu Hause bringen in dem der Teufel höchst persönlich wohnt. Er war einfach zu einem kranken und psychopathischen Monster mutiert, der sich das nicht anmerken ließ. Für Sophia war er einfach nicht wiederzuerkennen. Wohin war der einst so liebevolle Vater verschwunden, fragte sie sich immer wieder. Sie konnte sich einfach nicht erklären, wie sich ein Mensch so dermaßen ändern könnte. Er war wie ausgewechselt gewesen. Sie war einfach nicht in der Lage zu begreifen, wie ein Vater in der Lage sein könnte, seiner eigenen Tochter so etwas schreckliches anzutun. Sie konnte es einfach nicht verstehen.

Ludwig machte jedem etwas vor und tat weiterhin so als wäre er der sympathische und beliebte Schuster von früher gewesen.

Niemand wusste von seinem inneren Dämon. Niemand wusste was jede Nacht bei ihm zu Hause, hinter verschlossenen Türen, passierte. Niemand wusste, wie grausam und abscheulich er tatsächlich gewesen war. Niemand wusste von all dem.

Niemand, außer Sophia.

Sophia war auf sich alleine gestellt gewesen. Sie konnte niemanden zur Hilfe holen. Sie konnte sich aber auch nicht selbst helfen. Es schien so, als würde das für den Rest ihres Lebens so ablaufen. Es schien so, als gäbe es keinerlei Hoffnung für sie.

Sie dachte sich, dass es nur eine einzige Möglichkeit geben würde um diesem Elend ein für allemal ein Ende zu bereiten.

Sie wusste, dass es eine sehr gewagte Idee gewesen war, aber sie wusste auch, dass es die einzige Möglichkeit war zu entkommen. Entweder würde sie das tun oder sie würde sich das Elend weiter über sich ergehen lassen müssen.

Mehr Optionen schien sie einfach nicht zu haben.

Selbstverständlich war sie nicht begeistert von dieser Idee, aber sie war nun mal so geworden. Sie wurde zu dem gemacht. Sie hasste sich dafür selbst. Vielleicht sogar mehr als sie ihren eigenen Vater hasste. Denn der war ja eigentlich Schuld an dieser ganzen Sache. Er war Schuld daran, dass sie nur noch an das Eine denken konnte. Er verwandelte sich zu einem Monster und verwandelte Sophia gleich mit. Wie ein Vampir, der ein junges Mädchen beißt, ihr das Blut aussaugt und sie anschließend genau so zu einem Vampir macht, wie er selbst einer ist. Wie ein Werwolf, der einem jungen Mädchen ein Stück Fleisch abbeißt und sie ebenso zu einer wilden Bestie verwandelt. Wie ein Zombie, der einem jungen Mädchen in die Hand beißt und sie ebenso zu einer dieser ewig umherschleichenden Kreaturen macht. Wie ein Virus, der ein junges Mädchen ansteckt, sie infiziert und sie einfach so, wie aus dem Nichts, krank macht. Sophia hatte viele solcher Vergleiche darüber, was ihr Vater ihr angetan hatte. Sophia könnte und würde niemals ihrem Vater verzeihen. Sophia könnte und würde das niemals akzeptieren.

Welch ein schreckliches Unheil war nur über sie gekommen?

Sie fand einfach keine Antwort.

Sophia konnte sich zwar nicht erklären, wie ihr Vater zu solch einem Monster werden konnte, aber sie wusste wie sie dem Ganzen ein Ende bereiten könnte.

Also bereitete sie sich auf eine weitere Nacht vor. Doch diesmal konnte sie diese Nacht, im Gegensatz zu den vergangenen Nächten, kaum erwarten. Für diese Nacht, hatte sie sich für ihren Vater etwas ganz besonderes einfallen lassen.

In dieser Nacht sollte all das ein Ende finden.

In dieser Nacht, wollte sich Sophia rächen.

Ludwig war gerade in der Arbeit und würde erst am Abend nach Hause kommen. Sophia nutzte diese Zeit aus um sich auf die Nacht vorzubereiten. Sie ging in das Schlafzimmer ihres Vaters und kniete sich vor einer Truhe nieder, die sie zuvor unter dem Bett ihres Vater heraus geholt hatte. In dieser Truhe hatte Ludwig die letzten Sachen von seiner Ehefrau aufbewahrt, die sie zuletzt noch bei sich hatte, bevor sie verstarb. Er brachte es damals nicht über's Herz sie zu entsorgen. Somit beschloss er all die Kleinigkeiten, wie ein Kamm, eine Halskette, die er ihr zu ihrem achten Hochzeitstag geschenkt hatte, eine Armbanduhr, die zu der Zeit bevorzugt von den Damen getragen wurden. Die Männer hatten alle eine edle Taschenuhr bei sich getragen. Zudem befanden sich noch viele weitere Fotos von Sophia's Mutter darin. Auf einigen war sie zusammen mit ihrem Vater zu sehen. Sie schienen ein sehr glückliches Ehepaar gewesen zu sein. Als Sophia ihren Vater auf diesen Bilder so herzhaft lachen sah und dabei deutlich, aus seinen vor Freude leuchtenden Augen, erkennen konnte, wie glücklich er einst gewesen sein muss, konnte sie es sich umso schwerer vorstellen, zu welch einem Monster er nun geworden war. Doch schnell riss sie sich aus ihren Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf ihren Plan. In der Truhe befand sich nämlich auch das Kleid, das ihre Mutter an ihrem Todestag angehabt hatte. In diesem Kleid brachte sie Sophia zur Welt. Das Kleid hatte einen beigen Ton und bestand aus Baumwolle. Sie war mit einem etwas weitem Rock und einem Unterrock versehen. Das Oberteil bestand aus einer Bluse mit Rüschenärmel. Zudem befanden sich auf dem Kleid kleine Schmetterlingsmuster, deren Außenränder in Hellblau gestickt gewesen waren. An der Taille war ein zu den Schmetterlingsmustern passendes Band in Marineblau. Der Saum vom Rock war ebenso mit Bändern in Marineblau verziert gewesen. Es war ein traumhaft schönes Kleid fand Sophia. Und genau deswegen hatte sie sich entschieden in jener Nacht dieses Kleid, das Kleid, das ihre Mutter an ihrem Todestag, der zugleich Sophia's Geburtstag gewesen ist, getragen hat, zu tragen. Mit diesem besonderen Kleid wollte sie ihren Vater in dieser besonderen Nacht überraschen. Also holte sie das Kleid aus der Truhe heraus und schob die Truhe wieder zurück unter das Bett ihres Vaters. Sie verschwand damit in ihrem Zimmer und begann sich auf die Ankunft ihres Vaters Ludwig vorzubereiten. Sie zog das Kleid an, schminkte sich, lackierte ihre Fingernägel und kämmte sich ihre blonden Haare zurecht, die sich seidenweich angefühlt und unter der Sonne geglänzt hatten.

Sie richtete sich ganz fein her und konnte es kaum erwarten den Gesichtsausdruck ihres Vaters zu sehen, sobald er nach Hause kommen und sie so vorfinden würde. Sophia wusste, dass es sich lohnen würde. Sie wusste, dass es nicht umsonst sein würde. Sie war fest davon überzeugt, dass es ihrem Vater ganz besonders gut gefallen würde.

Es war bereits Abend geworden und Sophia wartete vollkommen bereit und sehnsüchtig im Wohnzimmer auf die Ankunft ihres Vaters. Sie hatte sich ein Lächeln aufgesetzt, damit sie ihrem Vater umso besser gefallen konnte.

Diesmal hatte sie darauf verzichtet für ihn zu kochen. Denn für's Essen war keine Zeit vorhanden. Sobald ihr Vater durch die Tür das Haus und anschließend das Wohnzimmer betreten sollte, wollte sie mit ihrem Plan loslegen. Sie wollte es nicht noch länger hinauszögern. Sophia hatte es sich in den Kopf gesetzt, in jener Nacht, dem Elend ein für allemal ein Ende zu setzen. Ohne Zögerungen. Ohne Ablenkungen. Es musste einfach wie geplant ablaufen. Denn einen zweiten Plan hatte sie nicht. Dieser hier musste funktionieren. Dieser Plan durfte nicht daneben gehen. So wartete sie ganz fest entschlossen im Wohnzimmer auf der Couch sitzend auf ihren Vater Ludwig.

Schon konnte Sophia ein Rascheln direkt vor der Haustür hören. Es war das Rascheln vom Schlüsselbund ihres Vaters.

Endlich war er zu Haue angekommen. Endlich war sie ihrem Plan ein Stück weiter gekommen.

Sie konnte genau hören, wie ihr Vater den Hausschlüssel in das Schlüsselloch an der Tür hinein gesteckt, daran gedreht und die Tür aufgemacht hatte. Ludwig hatte das Haus betreten und hatte sich den Mantel und die Schuhe ausgezogen. Sofort danach hatte er sich auf den Weg in das Wohnzimmer gemacht um sich, so wie jeden Abend auch, vor dem Essen ein wenig auszuruhen. Doch dieses Mal sollte es ein wenig anders ablaufen als gewöhnlich. Dieses Mal wartete eine besondere Überraschung seiner Tochter Sophia auf ihn. Sobald er das Wohnzimmer betrat und Sophia in diesem Kleid und so herausgeputzt vor sich auf der Couch sitzen sah, stockte ihm der Atem. Er war wie fest gefroren. Es war als hätte er ein Geist gesehen. Das hätte er nun wirklich nicht erwartet. Er war für einen Moment regungslos da gestanden und versuchte dabei wieder klar denken zu können. Mit weit aufgerissenen Augen und weit geöffnetem Mund stand er vor seiner Tochter, die ihn die ganze Zeit über nur angelächelt hatte.

Sophia hatte regelrecht den Anblick ihres Vaters genossen. Das war genau das Bild gewesen, dass sie sich ausgemalt hatte.

Nichts anderes hatte sie sich erwartet. Ihr Plan war aufgegangen. Sie hatte es geschafft ihren Vater zu überraschen.

Doch die eigentliche Überraschung, die Krönung des Ganzen, sollte erst noch kommen. So hatte sie, triumphierend, das Wort ergriffen und sagte >>Na, Vater! Was sagst du dazu? Wie gefalle ich dir jetzt?<< Ludwig war immer noch hin und her gerissen gewesen. Er hatte versucht stotternd, ja fast ängstlich, zu antworten >>W...wa...was hass...hasst du da a...an Sophia?<< Sophia stand lächelnd auf und beantwortete seine Frage >>Ich habe das Kleid von Mutter angezogen, damit ich dir besser gefalle. Tu ich das? Gefalle ich dir so mehr?<< Und wieder hatte Ludwig stotternd zu reden angefangen >>Ja...ja...d...das...das tust du meine liebe Sophia. In der Tat, d...das tust du. Du...mein Gott!...Du siehst genau so aus wie sie. Du siehst genau so aus...wie deine...wie deine Mutter.<< Das war genau die Antwort, die sich Sophia erwartet hatte.

Jetzt hatte sie ihren Vater ganz unter ihren Bann gezogen und konnte nun ihren Plan zu Ende bringen. Also hatte sie weiter gemacht. >>Na dann? Worauf wartest du denn noch? Komm und hol dir deine Frau!<< Sie grinste ihn verführerisch an.

Ludwig konnte nicht widerstehen und hatte sich ein weiteres Mal von seiner Lust überwältigen lassen. Er war mit schnellen Schritten direkt zu Sophia gelaufen und hatte sie sofort mit beiden Händen an der Hüfte gepackt und sie zu sich gezogen.

Doch noch bevor er weitermachen konnte, hatte Sophia die nächste Überraschung heraus geholt. Sie hatte ein Messer, das sie die ganze Zeit über hinter ihrem Rücken versteckt gehalten hatte, heraus geholt und hatte vor damit ihren Vater umzubringen. Doch zu ihrem Bedauern hatte Ludwig schnell reagiert und konnte dem hinterhältigen Angriff seiner Tochter entkommen. Sophia war verängstigt gewesen, weil sie ihren Vater verfehlt hatte und war in Tränen ausgebrochen. Sie hatte plötzlich angefangen laut zu schreien und hatte mit dem Messer hin und her gefuchtelt. Ludwig war ganz außer sich.

Durch diese Aktion seiner Tochter Sophia war er wütend geworden. Er hatte vor sich auf sie zu stürzen um ihr das Messer aus der Hand schlagen zu können. Sophia hatte weiter geschrien und hatte weiterhin mit dem Messer Löcher in die Luft gestochen. Irgendwie hatte es Ludwig geschafft, in seinem Adrenalinrausch, ihr das Messer aus der Hand zu nehmen. So wie er das Messer an sich gerissen hatte, so begann er damit mehrfach auf seine Tochter Sophia einzustechen bis sie letztendlich sterbend zu Boden gefallen war. Sophia war in dem selben Kleid gestorben wie ihre Mutter zuvor. Erst nachdem er seine Tochter am blutigen Boden liegen gesehen hatte, wurde ihm klar, welch ein Fehler er gemacht hatte. Er hatte sofort das Messer aus seiner Hand weg geworfen und hatte sich trauernd zu dem leblosen Körper seiner Tochter Sophia hingekniet. Er hatte mit seinen zittrigen Händen den Kopf von Sophia aufgehoben und auf sein Schoß gelegt. Ludwig hatte sie eine Weile schweigend und mit Tränen in den Augen angestarrt.

Aus Sophias Nase und Mund war ihr Blut ausgelaufen, das die Hände von Ludwig verschmiert hatten. Ludwig konnte sich nicht erklären wie das alles passieren konnte. Er wusste nicht wie es dazu gekommen war. Er wusste nur, dass er seine Tochter umgebracht hatte. Und er wusste auch, dass das niemand jemals erfahren durfte. Also hatte er beschlossen sich zu sammeln und wieder zu Verstand zu kommen. Er musste diese missliche Tat vor jedem Geheim halten. Weder seine Kunden noch die Polizei durften davon erfahren. Er war sich bewusst darüber, dass er die ganze Sache vertuschen musste. Doch er wusste nicht wie er das tun sollte. Dazu müsste er sich etwas gerissenes ausdenken. Er beschloss, damit es keinem auffallen sollte, weiterhin zur Arbeit zu fahren um seinem Beruf nachgehen zu können. Falls jemand nach seiner herzhaften Tochter fragen sollte, würde er ihnen schon sagen, dass es ihr gut gehen und sie sich eine Zeit lang zu Hause aufhalten würde, um sich auf ihre schulische Weiterbildung vorzubereiten. Ludwig war sich sicher gewesen, dass er das schon irgendwie schaffen würde, doch er wusste nicht, wie lange er das hätte durchziehen können. Doch zunächst müsste er mal die Leiche seiner Tochter los werden.

Begraben konnte er sie nicht. Verbrennen ebenso wenig. Also war er auf die Idee gekommen, seine Tochter Sophia in ihre Einzelteile zu zerstückeln und in der selben Truhe, in der er die letzten Sachen seiner verstorbenen Ehefrau Gertrude aufbewahrt hatte, zu verstauen. Da ihm bereits klar gewesen war, dass das tote Fleisch darin vergammeln und zu stinken anfangen würde, hatte er beschlossen, die Truhe vorerst im Zimmer von Sophia aufzubewahren bis ihm eine bessere Lösung eingefallen war.

So hatte das Ludwig also getan. Er hatte eine Säge von seiner Abstellkammer geholt, mit der er die Leiche seiner Tochter Sophia in Einzelteile zersägt hatte. Während er jedes einzelne Glied der armen Sophia zersägt und jeden Knochen durchtrennt hatte, hatte er nicht ein einziges Mal dabei mit seinen Augen gezuckt. Er hatte einfach sein Atem angehalten und hatte zugesehen, dass er seine Arbeit so schnell wie möglich erledigte.

Nachdem er fertig gewesen war, hatte er die Reste, die einmal seine Tochter gewesen waren, in die Truhe verstaut, die Truhe in Sophia's Zimmer eingebunkert und die Tür für immer abgesperrt. Niemand sollte je dieses Zimmer betreten. Niemand sollte sie je wieder besuchen kommen. Das Ganze war ihm einfach viel zu riskant gewesen.

Er ging die ersten drei Tage danach weiter arbeiten, konnte sich jedoch nicht mehr auf seinen Beruf konzentrieren, weswegen auch seine Arbeit darunter gelitten hatte. Das war seinen Kunden aufgefallen gewesen, wodurch er sich viele Beschwerden anhören musste. Ludwig beschloss danach für eine Zeit lang, er wusste selber nicht wie lange er dafür brauchen würde, den Laden zuzusperren und sich zurückzuziehen. Er musste sich entspannen und von all dem was in den letzten Tagen zuvor passiert gewesen war erholen. Er hatte etwas Urlaub nötig. So hatte er sich in sein Haus eingesperrt und wollte, so gut es geht, den Kontakt nach Draußen, abbrechen. Er wollte einfach nur alleine sein und in Ruhe gelassen werden.

Er hatte sämtlichen Wein und jede Einzelne Flasche Whiskey aus seinem Keller geholt und hatte begonnen Tag und Nacht zu trinken. Er hatte zum Frühstück, zu Mittag und zu Abend getrunken. Er hatte auch spät in der Nacht getrunken. Er hatte jedes Mal so viel getrunken, bis er hinterher immer irgendwo hingefallen oder eingeschlafen war. Der Tod von Sophia hatte ihn schlussendlich doch noch sehr mitgenommen und war damit ganz und gar nicht klar gekommen. Schon der Tod seiner Frau war ihm damals zu viel gewesen, doch er war nur wegen Sophia stark geblieben. Am Ende musste er jedoch eingestehen, dass ausgerechnet er es gewesen war, der seine Tochter, das letzte Geschenk seiner geliebten Ehefrau Gertrude, umgebracht hatte. Er konnte sich seine tat nicht verzeihen und versuchte seine Schuldgefühle und all das was er seiner Tochter angetan hatte, in Alkohol zu ertränken. Doch ganz egal wieviel er auch getrunken hatte, konnte er nichts von all dem vergessen. Die Schmerzen waren viel zu groß gewesen.

Er hatte aufgehört sich zu baden, sich zu rasieren, anständig zu essen. Das gesamte Haus hatte nur noch nach seiner vernachlässigten Körperhygiene und nach Alkohol gestunken.

Sämtliche Zimmer waren von Ungeziefer befallen gewesen.

Überall flogen Stubenfliegen herum und überall krabbelten Ameisen und Kakerlaken umher. Ja sogar Ratten hatten sich bereits eingenistet und hatten es sich auf dem Müllberg, der sich mitten in der Küche befand gemütlich gemacht. Hin und wieder hatte sich eine Fliege in eines seiner Flaschen geirrt, die unmittelbar danach im genüsslichen Alkohol, nach mehrmaligem Zappeln und hoffnungslosen Versuchen dem zu entkommen, ihrem Schicksal erlegen und anschließend im Magen von Ludwig gelandet gewesen war. Sein ganzes Leben war auf den Kopf gestellt gewesen. Und daran war einzig und allein er Schuld.

Mittlerweile waren knapp zwei Wochen seit dem Tod von Sophia vergangen und bei Ludwig hatte es immer noch keine Verbesserungen gegeben. So hatte er sich eines Nachts eine weitere Flasche von seinem guten Wein geschnappt und war in sein Schlafzimmer getaumelt. Er hatte einen kräftigen Schluck vom bereits klebrigem Flaschenhals genommen und hatte sich hinterher in sein Bett fallen gelassen, dessen Bezüge seit Tagen nicht mehr ausgewechselt gewesen waren. Die halbvolle Flasche war auf den Boden gefallen und ein wenig Wein war dabei auf den ehemals schönen Teppich ausgeschüttet gewesen. Kaum hatte er sich die Augen zugemacht, hatte er sie wieder, wenn auch nur zusammen gekniffen, aufgemacht.

Denn direkt am Fußende seines Bettes hatte sich etwas unerklärliches geeignet. Es kam ihm vor als wäre dort jemand gestanden. Er hatte versucht sich etwas mehr aufzurichten um genauer erkennen zu können, wer oder was diese Silhouette, die sich vor seinen verschwommenen Augen befand, sein könnte. Als die Gestalt nun ein wenig klarer geworden war, dachte er zunächst, dass er vor lauter Alkohol nur halluzinieren würde. Denn die Person, die vor ihm gestanden war, durfte eigentlich gar nicht dort stehen. Ludwig war ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen und seine Haare am ganzen Körper hatten sich aufgerichtet. Es hatte ihm die Sprache verschlagen.

Kalter Schweiß war seine Stirn herab geronnen. Es war unmöglich. Es hätte einfach nicht sein dürfen. Vor ihm war tatsächlich seine Tochter Sophia gestanden, die eigentlich seit knapp zwei Wochen zerstückelt und versperrt in einer Truhe hätte sein sollen. Doch sie stand vor ihm. Vollkommen als eine ganze Person und so schön, wie sie schon immer gewesen war.

Und sie trug erneut das Kleid ihrer Mutter am Körper und hatte, ohne sich bewegt oder etwas gesagt zu haben, ihren Vater, ihren Mörder angestarrt.

Ludwig hatte einen ausgetrockneten Mund als er seine Tochter vollkommen lebendig vor sich stehen gesehen hatte. Langsam hatte er sich aufgerichtet und sich ihr genähert. Er hatte seinen rechten Arm nach ihr ausgestreckt, damit er fühlen konnte, ob sie auch tatsächlich echt gewesen war. Als er sie auch wirklich berühren hatte können, war er vollkommen außer sich geraten.

Mit großen Augen war er sofort ein weites Stück nach hinten gehüpft und wusste nicht, was er hätte sagen sollen.

Er hatte vor lauter Angst zu stottern angefangen. Doch ehe er auch nur ein Wort gesagt hatte, konnte er genau beobachten, wie sich die Gestalt, die unmöglich seine Tochter hätte sein können, in etwas abscheuliches, hässliches und verrottetes verwandelt hatte. Plötzlich war eine dürre Kreatur vor ihm gestanden, dessen Haut vollkommen bleich und faltig, die Augen vollkommen weiß und ohne sichtbare Pupillen, das Kleid und die Haare voller Dreck und Blut gewesen waren und einen enormen Gestank absonderte bei dem selbst die Tapeten im Schlafzimmer anfingen zu verfaulen. Nun hatte Ludwig erst recht Angst bekommen und hatte sich verzweifelt mit beiden Händen sein Gesicht gerieben in der Hoffnung, dass er das alles vielleicht doch nur träumen würde. Doch das war nicht so.

Er hatte nicht geträumt. Alles was sich zu dieser Zeit in seinem Haus, in seinem Schlafzimmer abgespielt hatte, war wirklich passiert. Noch bevor er kaum hatte begreifen können, welch ein furchtbares Schauspiel sich vor ihm ereignet hatte, hatte es im Zimmer angefangen zu blitzen und zu donnern. Plötzlich waren sämtliche Fenster aufgegangen, die Scheiben in viele kleine Teile zersplittert und das Zimmer wurde vom starken Wind gefüllt, bei dem die Vorhänge gedroht hatten abzureißen.

Die Tapeten lösten sich von den Wänden herunter, die Schlafzimmertür wurde wie von Geisterhand abgesperrt, sodass Ludwig ja nicht entkommen konnte und sein Bett fing zu wackeln an.

Ludwig konnte nichts anderes tun als sprachlos und verängstigt das ganze Spektakel mitanzusehen. Während er sich so verwirrt im Zimmer umgesehen hatte, hatte er nicht bemerkt, dass die Kreatur, die seine tote Tochter Sophia darstellen sollte, direkt vor seiner Nase gestanden war. Kaum war sie vor ihm aufgetaucht gewesen, hatte sie ihn, mit ihren faltigen, vertrockneten Händen an denen sich lange und spitze Fingernägel befanden, am Hals gepackt und in die Höhe gehoben. Ludwig hatte dabei keine Luft bekommen, weil sie ihn sehr stark gewürgt hatte. Er hatte zappelnd um sein Leben gerungen und hatte versucht sich mit all seiner Kraft aus den Fängen dieses Dämons zu befreien. Doch Ludwig war nicht stark genug gewesen. Der Dämon hatte ihn näher an sein Gesicht geholt und hatte mit seinen milchweißen Augen direkt in die verängstigten Augen von Ludwig hinein gestarrt. Nach wenigen Sekunden hatte der Dämon mit weit geöffnetem Mund zu kreischen angefangen und hatte dabei Ludwig's Gesicht vom Unterkiefer aus aufgerissen, woraufhin er sofort tot und ohne Unterkiefer auf den Boden gefallen war. Sein Blut verteilte sich auf dem Teppich, auf den zuvor sein Wein ausgeschüttet gewesen war und hatte sich damit vermischt. Der Dämon, der einmal seine Tochter Sophia gewesen war, hatte den abgerissenen Unterkiefer von Ludwig noch in seiner Hand, den er anschließend aufgegessen hatte. Nachdem er fertig gewesen war, war er genauso wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Die entstellte Leiche von Ludwig war noch ein paar Tage so da gelegen bis sie schließlich von besorgten Kunden vorgefunden worden war. Kurze Zeit später fand man auch die Leichenteile seiner Tochter, die mittlerweile bereits vollkommen verwest worden waren.

Da niemand Ludwig eine solche schreckliche Tat zuschreiben konnte wie seine eigene geliebte Tochter zu ermorden und auch sich selbst nicht so derart grausam verstümmeln und dadurch Selbstmord begehen würde, weil er bei allen als ein lieber und netter Mann bekannt gewesen war, war man sich sicher, dass ein brutaler und grauenhafter Mörder sich in der Stadt herumtreiben würde.

Doch die Polizei konnte den angeblichen Mörder nie fassen, obwohl sich von Zeit zu Zeit ähnliche Vorfälle ereignet hatten.

Sie tappten jedes Mal im Dunklen und waren nicht in der Lage, die seltsamen Mordfälle zu lösen.

Doch das sollte sich in der heutigen Zeit ändern.

KAPITEL 1

EIN SELTSAMER FALL

Gegenwart

Erst zwei Tage waren vom letzten Fall vergangen, den die Chefinspektorin und Mordermittlerin Asena Hilal nach mühsamen drei Monaten endlich aufgeklärt hatte. Die Wienerin mit türkischen Wurzeln sowie die gesamte Stadt Wien waren erleichtert gewesen und konnten endlich wieder aufatmen. Denn die Stadt war einen weiteren Serienmörder los geworden, der monatelang sein Unheil getrieben und somit alle Bewohnerinnen und Bewohner in Angst und Schrecken versetzt hatte. Monatelang traute sich kaum einer aus seinem zu Hause heraus, damit sie der grausame Serienmörder, dem man den Spitznamen „Der Schlächter“ gegeben hatte, der jedoch mit dem bürgerlichen Namen Frederick Bonnet hieß. Er stammte ursprünglich aus der französischen Stadt Marseille und war achtunddreißig Jahre alt. Seit fünfzehn Jahren lebte er in Wien und war als Lagerarbeiter in einem Möbelhaus beschäftigt.

Seine Deutschkenntnisse waren zwar recht gut, doch man konnte immer noch sehr deutlich seinen französischen Akzent heraus hören. Frederick Bonnet war mit einer jungen Frau aus Linz liiert, die er eines Tages kennenlernte, als sie ein Kleiderschrank abholen gekommen war. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und beschlossen nach wenigen Wochen ihre Bekanntschaft zur Verwandtschaft zu machen und gingen in den Bund der Ehe ein. Ihr Name ist Bianca und sie ist fünfunddreißig Jahre alt. Aus ihrer Ehe ging eine zehn Jährige Tochter hervor, die seit dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter alleine in Wien lebt. Vom Doppelleben ihres Mannes wusste Bianca nicht. Sie hätte sich das auch nie von ihm erträumen können. Nie im Leben hätte sich daran denken können, dass ausgerechnet ihr Mann der seit Monaten gesuchte Serienmörder war, den die ganze Stadt fürchtete. Als sie davon erfahren hatte, setzte bei ihr sofort die Schockstarre ein bevor sie in Tränen zerbrach und zu Boden fiel. Diese Nachricht hatte sowohl ihre als auch die Welt ihrer Tochter Chantal zerstört.

Wie sollte sie das nur ihrer Tochter jetzt beibringen? Wie sollte sie das jetzt ihrer Familie in Linz und auch all ihren Freunden erklären? Wie würden sie alle nur darauf reagieren, wenn sie davon erfahren würden? Was würden die Nachbarn dazu sagen? Würde man ihr ihre Unschuld und ihre Unwissenheit darüber glauben? Die Polizei glaubte ihren Aussagen. Zudem glaubte auch Asena Hilal, dass Bianca von den schrecklichen Taten nichts wusste bzw. nicht wusste, dass er der Verantwortliche gewesen war. Daher glaubten zumindest einige ihrer Freunde, genauso auch ihre Familie und unterstützen sie und ihre Tochter noch heute. Einige haben da immer noch ihre Bedenken und bevorzugen es lieber Abstand zu halten. Doch das kümmert Bianca nicht. Seit dem Vorfall mit ihrem Mann Frederick konzentriert sie sich auf ihre neue Zukunft und um die Zukunft ihrer Tochter Chantal.