Tote Nacht Geschichten - Band 2 - Akif Turan - E-Book

Tote Nacht Geschichten - Band 2 E-Book

Akif Turan

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Beschreibung

In dem zweiten Band der Tote Nacht Geschichten breitet sich das Böse weiter aus und das Grauen geht weiter. 52 neue schreckliche Horror-Geschichten von Mördern und Monstern, die unter die Haut gehen. Neue Gruselgeschichten. Neue Schreckensstunden.

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IF YOU DON’T TAKE CARE OF YOURSELF, THEY WILL KILL YOU AND THERE IS NO HELP. YOU WILL DIE IN SUFFER AND IN PAIN, THEY WILL KILL YOU AND EAT YOUR BRAIN.

Wir teilen die Welt mit Wesen, deren Existenz, der Großteil der Menschen, nicht begreifen kann.

-Akif Turan-

Inhaltsverzeichnis

WERTVOLL

VERSCHULDET

EINER ZU VIEL

DER HAUSDIENER

DER ZUNGENFRESSER

VEGAN

RUDI’S GEISTERBAHN

DUNKLE JULIA

MEDUSA

DER BAUM

DIE BABYFABRIK

THE GREYS - DIE GRAUEN

EINE VERLOCKENDE STIMME

DIE LEDERMANUFAKTUR

YABANIK

DER EIERLEGER

ANTI-STRESS-MENSCH

DIE FREMDE ALTE FRAU

DIE SCHUHE DES TEUFELS

ES KLINGELT!

DAS TEUFLISCHE AUTO

DIE SAAT

OMA’S BROWNIES

DER KUSS

DIE OPFERUNG

DAS VERFLUCHTE FERIENHAUS

DIE QUAL DER WAHL

DEVIL’S POWDER

HAPPY KILLDAY!

DAS SCHWEBENDE GESICHT

BEZAUBERNDE LIPPEN

DAS KREMATORIUM

AUF EWIG!

DER STIEFVATER

DAS GEHEIMREZEPT

DAS ONLINESPIEL

DER STUHL

DIE MUTTER

DIE BABYSITTERIN

DER NACHBAR

VIOLETA

DER TRAUMGEIST

DER COUNTDOWN ZUM TOD

DER PSYCHOAUTOR

CRINGLES

KOPFSCHMERZEN

EIN EKELHAFTER TYP

DIE FLIRTFALLE

DIE FRAU MIT EINEM STRICK UM DEN HALS

LAUTE SCHRITTE

EIN RIESE IN DEN BERGEN

BARHOUT, DER ZERMALMER

WERTVOLL

Stefan war schon immer ein Mensch gewesen, der sehr viel Wert auf so einiges gelegt hatte.

Seien es Termine beziehungsweise Verabredungen mit anderen Personen, die Einhaltung seiner Pläne, besondere Anlässe beziehungsweise Geburstage oder sonstige Feierlichkeiten, Familientreffen, umweltbewusstes leben, auf die eigene Fitness sowie auch auf die Gesundheit achten, aber auch auf gewisse Dinge beziehungsweise Gegenstände pflegte er stets viel Wert darauf zu legen. So ziemlich alles war für Stefan sehr von Bedeutung.

Vor allem jedoch, hatte ein ganz besonderer Gegenstand einen ganz hohen und besonderen Wert für ihn.

Die weiße Kaffeetasse, die ihm seine Mutter nur wenige Tage vor ihrem plötzlichen Tod geschenkt hatte.

Sie war somit das letzte Geschenk, das Stefan von seiner Mutter erhalten hatte und von daher war die weiße Kaffeetasse mit der Aufschrift

“Ich bin stolz auf dich mein Sohn” sehr wertvoll für ihn gewesen.

Die Kaffeetasse war für Stefan sogar so wertvoll gewesen, dass er nicht einmal zum Trinken verwendete, weil er Angst hatte, dass sie kaputt gehen könnte.

Er passte gut auf sie auf. Jeden Tag reinigte und polierte er die Tasse, sodass sie stets sauber bleiben konnte.

Und, weil die Kaffeetasse so besonders gewesen war, bekam sie auch einen ganz besonderen Platz in seiner Wohnung und wurde nicht einfach so zu den anderen Tassen in der Küche abgestellt.

Sie stand auf einem der Wandregale, die Stefan in seiner Wohnung angebracht hatte. Auf manchen standen Bücher nebeneinander aufgreiht, auf anderen Bilder, auf denen er einige Erlebnisse und Momente aus seiner unvergesslichen Vergangenheit festgehalten hatte und auf einem dieser Regale, genau in der Mitte, war die Kaffeetasse platziert gewesen.

Sie stand so prachtvoll präsentiert da und erweckte den Eindruck von einem Pokal.

Jedenfalls bekam Stefan eines Tages einen Besuch von einem seiner Kollegen. Die beiden waren auch recht gut miteinander befreundet gewesen.

So wie es für einen guten Gastgeber üblich gewesen war, hatte Stefan jede Menge Snacks, Naschereien und Getränke auf dem Tisch im Wohnzimmer bereitgestellt, um seinen Freund und Kollegen gut versorgen zu können.

Der Abend hatte ganz gut angefangen und Stefan und sein Kollege Simon amüsierten sich prächtig.

Irgendwann, im Laufe des Abends, ging Stefan in seine Küche um eine weitere Packung Kartoffelchips zu holen, weil sie die Schüssel bereits leer gefuttert hatten.

Als Stefan jedoch wieder in das Wohnzimmer zurückgekehrt war, hatte er mitangesehen, dass Simon sein nächstes Getränk aus genau der Kaffeetasse trank, die seine Mutter ihm geschenkt hatte.

Bei diesem Anblick wurde Stefan plötzlich wütend und konnte nicht glauben, was seine mit Hass erfüllten Augen erblicken mussten.

In völliger Rage ließ er die Packung mit den Kartoffelchips darin auf den Boden fallen und fing an Simon anzuschreien >>”Leg sie Tasse sofort wieder zurück, hörst du?”<< Simon hatte sich beinahe verschluckt, als Stefan ihn so dermaßen angeschrien hatte und fand sich in völliger Verwirrung wieder.

>>Das ist die Kaffetasse, die meine Mutter kurz vor ihrem Tod geschenkt hatte und nicht einmal ich habe sie bis heute benutzt.<< Schrie Stefan seinen Kollegen Simon weiter an.

Simon hatte sich daraufhin sofort entschuldigt und die Tasse sofort auf den Tisch gestellt.

>>Es tut mir sehr Leid Stefan! Ich wusste nicht, dass ich die Tasse nicht benutzen durfte. Sie stand da so auf dem Regal und ich dachte, ich trinke mal aus ihr.<< Verteidigte sich Simon.

>>Nimmst du immer einfach so Sachen, ohne vorher um Erlaubnis zu bitten?<< Wollte Stefan mit verärgerter Stimme von Simon wissen, doch bevor Simon noch darauf eine Antwort geben konnte, hatte sich Stefan sofort auf ihn gestürzt.

Er war wie eine wilde Bestie, die gerade dabei gewesen war ihr Opfer zu zerfleischen.

Stefan prügelte immer mehr und härter auf Simon ein, sodass Simon kurzer Zeit später vollkommen blutüberströmt und bewusstlos auf dem Boden gelegen hatte.

Doch das genügte Stefan noch lange nicht. Also griff er auf den leeren Schüssel, in der vorher die Kartoffelchips waren und schlug sie mehrmals auf Simons Kopf. Bis die Schlüssel irgendwann nachgab und in mehrere Stücke sprang. Einige der Porzellanstücke des Schüssels stecken in Simons völlig entstelltem Gesicht, der mittlerweile nicht mehr bewusstlos, sondern gestorben war.

Danach stand Stefan auf, so als ob nichts gewesen wäre und stellte mit seinen blutigen Händen die Kaffeetasse, in der sich noch ein wenig Orangensaft von Simon befand, zurück auf den Regal.

VERSCHULDET

Erik war ein besessener Spieler von Glücksspielen und Wetten.

Ganz egal, ob es nun Rubbellose, Lottoscheine, Automaten, Sportwetten oder diverse Spieltische in Casinos waren, Erik verbrachte Stunden seiner Tage damit diverse Wetten abzuschließen.

Er hatte bereits die Hälfte seines Lebens mit Glücksspielen vergeudet und, obwohl er alles verloren hatte, dachte Erik nicht einfach daran damit aufzuhören, sondern machte hoffnungslos weiter und verschuldete sich immer mehr.

Einige Wettbüros hatten ihm sogar Hausverbot gegeben, doch dies hinderte Erik nicht daran weiterzumachen. Denn es waren ja noch viele weitere Plätze und Orte an denen er seine Sucht nach Glücksspielen weiter nähren konnte.

Und genau diese Sucht hatte letztendlich dazu geführt, dass Erik schon bald seine Ehe beenden und damit seine geliebte Ehefrau sowie seine beiden Töchter aufgeben musste. Genauso wurde er kurze Zeit darauf obdachlos und musste bei seinem älteren Bruder und dessen Frau leben.

Seine Schwägerin war wenig von dieser Idee begeistert gewesen, doch ihr Mann, Dirk, hatte sie doch noch dazu überreden können seinen jüngeren Bruder für ein paar Tage aufzunehmen.

Schließlich hatte er viel durchgemacht.

Doch aus den paar Tagen wurden ein paar Wochen, ein paar Monate und schließlich ein ganzes Jahr.

Erik hatte es schließlich ganz gemütlich bei seinem älteren Bruder Dirk und dessen Ehefrau Sonja.

Er hatte stets eine warme Mahlzeit am Tisch, ein festes Dach über dem Kopf und er musste sich weder um den Haushalt noch um etwas anderes Gedanken machen.

Erik lebte wie ein 1-A Prominenter, der sich um nichts kümmern musste außer um sein eigenes Wohlergehen.

Und da er keinerlei finanzielle Verantwortungen hatte, dachte er auch gar nicht daran arbeiten zu gehen. Er borgte sich immer mehr Geld von Dirk aus und verkaufte sämtliche Sachen, die Dirk und Sonja nicht wirklich gebrauchen konnten, meist auch ohne um Erlaubnis zu fragen, um so an Geld zu gelangen, die er wiederum bei den Glückspielen verspielte.

Sonja hatte Dirk bereits oft darüber angesprochen und Dirk dazu gedrängt, dass er Erik dazu animieren solle einen Job zu finden und auszuziehen. Doch Dirk wusste ganz genau, dass Erik ganz schön wütend sein konnte, wenn man ihn zu etwas bedrängte. Und wenn Erik mal außer sich war, war er durch nichts mehr aufzuhalten gewesen. Daher wollte er dieses hagliche Thema besonders vorsichtig behandeln und es seinem jüngeren Bruder so schonend wie nur möglich beibringen. Doch jedes Mal, sobald er damit anfangen wollte, wurde er von Erik entweder nicht ignoriert oder er entkammit irgendwelchen faulen Ausreden davon.

Und während Sonja und Dirk weiterhin am Verzweifeln waren, widmete sich Erik seiner Leidenschaft zu und verbrachte noch mehr Zeit draußen. Manchmal war er sogar über mehrere Tage oder Nächte weg.

Sein älterer Bruder Dirk hatte irgendwann herausgefunden, dass Erik oft in irgendwelchen Casinos die Nacht verbracht oder sich bei irgendwelchen zwielichtigen Typen aufgehalten hatte, die private Glücksspiele bei sich Zuhause betrieben hatten.

Dirk wollte mit der dunklen Welt, in die sein jüngerer Bruder geraten war, nicht zu tun haben, weswegen er sich da nicht allzu sehr einmischen wollte. Doch Sorgen machte er sich ständig. Er konnte nur hoffen, dass seinem Bruder nichts schreckliches zustoßen würde.

Eines Abends, als Dirk im Wohnzimmer seine Lieblingssitcom angesehen hatte und Sonja das Abendessen zubereitete, stürmte Erik in die Wohnung hinein.

Er knallte die Tür hinter sich zu und war vollkommen außer sich gewesen.

Schweißgebadet und völlig außer Atem schreitete er mit schnellen Schritten voran ins Wohnzimmer.

Dirk und Sonja standen bereits vor Schreck mitten im Zimmer und wussten nicht was vor sich ging.

Zum ersten Mal nach fünf Tagen hatten sie Erik wieder gesehen und ahnten bei dessen schrecklichemAnblick nichts Gutes. Vor allem fiel den beiden seine schlecht veraztete Hand auf, die mit einer Bandage umwickelt war und an der Stelle, an der sein rechter Kleinfinger sein sollte, nicht als Blut zu sehen war.

Ohne seine Aufmerksamkeit den beiden zu richten, fing Erik plötzlich in der gesamten Wohnung zu stöbern an. Verzweifelt suchte er nach wertvollen Gegenständen, die er noch verkaufen könnte, weil er sich bei ein paar sehr gefährlichen Typen hoch verschuldet hatte.

Es war eine sehr hohe Summe, um die es dabei ging und Erik musste seine Schulden so schnell wie möglich begleichen, weil man ihm ansonsten mit dem Tod gedroht hatte. Und damit er der Drohung auch tatsächlich Glauben schenken sollte, hatte man ihm den kleinen Finger an seiner rechten Hand abgeschnitten.

Es war also diesmal etwas sehr ernstes gewesen und Erik musste sich beeilen.

Während Sonja vor lauter Angst vor sich hin winselte, versuchte Dirk das Gespräch mit seinem jüngeren Bruder aufzubauen und versuchte herauszufinden, was genau vor sich ging.

Doch Erik war so außer sich gewesen, dass er weder Dirk noch seine Zurufe wahrnehmen konnte.

Schließlich hatte Dirk Erik an dessen Schultern gepackt und mit wütender Stimme gefragt, was er hier mache und wieso ihm ein Finger fehlen würde.

Nach einem kurzen Schweigen erzählte Erik ganz aufgeregt, dass er bei einigen sehr mysteriösen und dunklen Männern Schulden aufgebaut hatte, die er noch an diesem Abend bezahlen musste.

Als Dirk noch wissen wollte, wie hoch Erik’s Schulden seien und Erik sie ihm gesagt hatte, wurde Dirk vorerst ganz blass imGesicht, doch nach nicht allzu langer Zeit versuchte er die Ruhe zu bewahren und eine Lösung zu finden.

Dirk versuchte beide, Sonja und Erik, zu beruhigen und nachzudenken.

Doch die Schuldsumme, um die es ging, war einfach viel zu hoch und die Zeit zum Nachdenken sehr wenig gewesen.

Noch während sie alle am Verzweifeln waren, stürmten drei zwielichtige Männer in die Wohnung herein und forderten nun das Geld, das Erik ihnen schuldete.

Dirk versuchte ein vernünftiges Gespräch mit den fremden Männern aufzubauen und so eine Lösung zu finden, um die Schulden seines jüngeren Bruders begleichen zu können.

Zumindest versuchte er ein paar Tage Zeit zu gewinnen, um das Geld anzuschaffen. Doch eines der drei Männer sagte ihm, dass sie nicht länger warten können und, dass Erik bereits seit 1 Woche das Geld schulden würde.

Ihr Vorgesetzter würde nicht mehr länger warten wollen, ließen sie Dirk wissen und fügten hinzu, dass sie entweder jetzt das Geld einfordern oder Erik töten müssten.

Jegliche Versuche von Dirk die Männer überreden zu wollen, waren vergebens und er wusste selber nicht mehr weiter.

Und als plötzlich die Männer ihre Schusswaffen aus ihremHosenbund herausholten, fiel Erik plötzlich eine Idee ein, die er sofort mit den drei Männern teilen wollte.

Da Erik wusste, dass der Mann, dem er das ganze Geld schuldete, unter anderem auch bei einer internationalen Organmafia mitmischte, hatte er den drei Männern folgenden Vorschlag gemacht.

Sie sollten ihn von seinen Schulden entlasten, wenn sie dafür die Organe von seinem älteren Bruder und dessen Ehefrau Sonja nehmen und damit in den Handel eingehen würden.

Als Dirk und Sonja diesen schrecklichen und zugleich barbarischen Plan von Erik gehört hatten, waren sie vor Schock wie gelähmt gewesen.

Die drei fremden und furcheinflößenden Männer jedoch, waren mit der Idee und diesem Vorschlag einverstanden gewesen und meinten, dass ihr Vorgesetzter dies als Rückzahlung anerkennen und somit Erik von seinen Schulden befreien würde.

Noch während Dirk und Sonja damit beschäftigt gewesen waren, herauszufinden was vor sich ging, hatten zwei der Männer ihre Schusswaffen mit einem Schalldämpfer bestückt und jeweils eine Munition in die Schädel von Dirk und Sonja abgefeuert. Die beiden waren auf der Stelle tot gewesen. Die drei Männer sprachen Erik wieder schuldenfrei und nahmen die zwei Leichen mit.

EINER ZU VIEL

Eigentlich war die Familie Pérez gar nicht so groß gewesen, aber für den erstgeborenen Alberto war ein Familienmitglied stets immer einer zu viel.

Mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Miguel und ihren beiden Eltern, waren sie geradeeinmal vier Personen imHaushalt.

Alberto konnte seinen um zwei Jahre jüngeren Bruder schon seit dessen Geburt nicht besonders leiden. Doch anstatt ihm gemeine Streiche zu spielen oder sich ihm gegenüber fies zu verhalten, versuchte Alberto Miguel zu ignorieren. So sehr Miguel auch nur ein Teil im Leben seines älteren Bruders werden wollte, schaffte er es einfach nicht zu ihm durchzudringen.

Alberto tat immer so, als würde Miguel gar nicht existieren.

Und, obwohl Alberto seit über vielen Jahren es geschafft hatte, seinen jüngeren Bruder auf Distanz zu halten, kam er dennoch nicht über die eine oder andere Konfrontation hinweg.

Schließlich griffen hin und wieder seine Eltern ein und baten ihn darum auf Miguel aufzupassen oder diverse Sachen für ihn zu erledigen. Darüber ärgerte sich Alberto immer ammeisten. Denn, er hatte keinen älteren Bruder, der ihm alles hätte zeigen können, weswegen er vieles alleine lernen oder machen musste. Klar, er hatte sein Vater Valerio, aber das war nicht dasselbe wie einen älteren Bruder zu haben. Denn es gab gewisse Sachen, die konnte man mit dem eigenen Vater einfach nicht unternehmen. Daher war Alberto gewissermaßen gezwungen vieles alleine herauszufinden beziehungsweise zu machen.

Doch Miguel hatte es etwas einfacher. Sein älterer Bruder Alberto musste vieles für ihn erledigen und ihm auch vieles zeigen beziehungsweise beibringen. Dinge, die ihm keiner gezeigt, die er selber lernen musste, musste er plötzlich jemand anderem beibringen.

Derartige Momente fand Alberto jedes Mal sehr unfair. Und das wiederum sorgte dafür, dass er sich immer mehr von seinem jüngeren Bruder Miguel distanzierte. Er wollte ihm einfach all diese Gefallen nicht tun. Er kam sich wie der persönliche Diener seines jüngeren Bruders vor.

Alberto hatte ohnehin bereits genug eigene Sachen zu erledigen gehabt und da sollte er sich auch noch um all das Anliegen seines Bruders Miguel kümmern? Das ging einfach nicht.

So konnte und durfte das einfach nicht weitergehen.

Alberto hatte sich bereits mehrmals darüber bei seinen Eltern beschwert, doch leider immer vergebens.

Seine Eltern machten ihn für vieles, sowie auch für Miguel verantwortlich und waren nicht bereit gewesen, ihm ein wenig Last von den Schultern zu nehmen.

Alberto fühlte sich daher von seinen Eltern nicht verstanden. Sie machten sich nicht einmal die Mühe ihrem ältesten Sohn richtig zuzuhören.

Sie winkten vieles leichtsinnig ab und taten so, als sei alles was Alberto zu ihnen sagte, nicht von Bedeutung wäre.

Daher hatte Alberto es irgendwann aufgegeben und erzählte seinen Eltern gar nichts mehr. Er versuchte selbst Lösungen zu finden und mit gewissen umständlichen Situationen alleine klar zu kommen. So wie er das schon immer getan hatte. Alberto war schon immer auf sich alleine gestellt gewesen.

Sein jüngerer Bruder Miguel hingegen, bekam alles in den Mund geschoben.

Doch damit sollte nun endgültig Schluss sein.

Alberto war eines Tages der Meinung gewesen, dass es für Miguel nun an der Zeit gewesen war, zu lernen auf eigenen Beinen zu stehen.

Also setzte sich Alberto mit Miguel auf ein ernstes Gespräch unter zwei Teenager Brüdern zusammen und versuchte ihm klar zu machen, dass er von nun an auf sich selbst gestellt war und auf jegliche weitere Hilfe von Alberto verzichten musste. Ob es ihm nun gefiel oder nicht.

Alberto erklärte Miguel, dass er lange genug sein Zimmer mit ihm geteilt, ihn zur Schule und dann wieder nach Hause gebracht, seine Hausaufgaben gemacht, seine Spielzeuge an ihm abgegeben, und viele weitere Sachen für ihn gemacht und viel von seiner wertvollen zeit für ihn verschwendet hat. Auch, dass seine Mutter Carla immer nur die Lieblingsgerichte von Miguel gekocht hatte und, die er gezwungen war zu essen, obwohl sie ihm nicht schmeckten, hatte Alberto gegenüber seinem jüngeren Bruder erwähnt.

Alberto versuchte Miguel einfach nur klar zu machen, dass er von nun an ihm nicht mehr helfen würde und, dass Miguel sich um seine Angelegenheiten gefälligst selber kümmern sollte.

Miguel, der darüber zu Beginn sehr traurig geworden war, weil er dachte, dass sein älterer Bruder ihn im Stich lassen würde, wurde von Minute zu Minute immer wütender. Die Wut kochte und pochte in ihm, ohne, dass Alberto davon etwas mitbekommen hatte.

Miguel’s Gesicht fing an vor lauter Zorn rot anzulaufen und seine beiden Wangen bließen sich vor dem enormen Druck, der in ihm entstand, auf wie die Schallblasen bei einem Frosch.

Seine aufgerissenen Augen waren dabei aus seinen Augenhöhlen herauszuspringen.

Die Vorstellung, aber auch die Tatsache, dass sein älterer Bruder ihm nicht mehr helfen wollte, fand Miguel ganz und gar nicht in Ordnung. Er fühlte sich hintergangen. Er fühlte sich im Stich gelassen. Er fühlte sich nicht geliebt. Miguel war enttäuscht und verärgert zugleich.

Und genau diese Kombination brachte ihn schließlich dazu nur noch schwarz zu sehen.

Mit der Kraft eines Schwarzbären sprang Miguel plötzlich auf seinen älteren Bruder Alberto und packte ihn mit unvorstellbaren Kräften an dessen Hals und schnürte ihm die Kehle zu.

Obwohl Alberto eigentlich kräftiger als sein zwei Jahre jüngerer Bruder gewesen war, schaffte er es dennoch nicht ihn zu überwältigen.

Alberto war fassungslos darüber gewesen, wie stark Miguel eigentlich gewesen war, der immer noch mit all seiner Kraft ihn erwürgte.

Es dauerte nicht mehr lange und Alberto musste sich, trotz seines Widerstandes, geschlagen geben.

Seine Kräfte ließen nach und er wurde immer schwächer und bekam immer weniger Luft.

Schließlich, nach sehr langen und qualvollen fünf Minuten war Alberto gestorben.

Miguel war immer noch von der Wut und von dem Zorn gepackt, sodass er ausgesehen hatte, als wäre er von etwas teuflischem beziehungsweise dämonischem bessen gewesen.

Seine Handabrücke waren deutlich am Hals seines verstorbenen älteren Bruders zu sehen, nachdem er endlich von ihm losgelassen hatte.

Mit langsamen und tiefen Atemzügen starrte Miguel die frische Leiche seines älteren Bruders noch eine Weile an bis er schließlich aufstand und einfach so wegging, als wäre gar nichts passiert.

DER HAUSDIENER

Der ursprünglich aus Polen stammender Hausdiener Artur Król, arbeitete bereits seit fünfzehn Jahren für die norwegische Familie Strøm und wurde keinen einzigen Tag für seine überaus hervorragenden Dienste gelobt. Keines der Familienmitglieder Strøm würdigte ihm auch nur den kleinsten Dank. Die gesamte Familie nahm seine Arbeit, die oftmals auch sehr anstrengend beziehungsweise auch von Zeit zur Zeit kompliziert und stressig sein konnte, als selbstverständlich hin. Sie schafften es einfach nicht die harte Arbeit, die Artur Król Tag für Tag auf’s Neue leisten musste, anzuerkennen.

Artur Król liegf der stressigen Arbeit der Familie Strøm hinterher und musste ihnen im wahrsten Sinne des Wortes alles erdenkliche hinterher aufräumen. Artur Król verzichtete nicht nur auf das meiste seiner Freizeit, sofern er überhaupt welche hatte, er musste auch auf die Liebe verzichten. Ihm war klar gewesen, dass er, bei diesem Beruf, keine eigene Familie hätte gründen können, aber für die Liebe wäre dennoch Platz gewesen. Doch nicht, wenn man als der Hausdiener der Familie Strøm angestellt gewesen war.

Da hatte man weder Platz für die Liebe noch für sonst etwas anderes. Für Artur Król gab es nur die Familie Strøm, um die er sich die ganze Zeit über kümmern musste. Und, obwohl er alles für die Familie Strøm getan und ihr Leben ihnen sehr viel einfacher und bequemer gestaltet hatte, hatte er, in all den Jahren, kein eiziges Mal das Wort

“Danke!” gehört. Aber dafür sehr oft Flüche und Beschimpfungen, die er allesamt über sich ergehen lassen musste. Wenn Artur Król nicht zur selben Zeit an verschiedenen Orten sein konnte, wurde er sofort mit der Zorn eines der Familienmitglieder konfrontiert. Sie wollten einfach nicht verstehen, wieso er zum Beispiel nicht gleichzeitig dem Baby die Windel wechseln, den Hund Gassi führen und das Abendessen vorbereiten konnte, während die gesamte Familie hungrig am Esstisch gesessen hatte. Wie konnte er es nur wagen sie alle warten beziehungsweise verhungern zu lassen. Und das Gebell des Toy-Pudels war auch nicht mehr zu ertragen gewesen.

Doch trotz all der Schikane, die die Familie Strøm ihm an den Kopf geworfen hatte, dachte Artur Król nicht daran zu kündigen. Denn die Familie Strøm bezahlte ihm ein überaus lukratives Gehalt. Zumindest waren sie in dieser Sache korrekt und bezahlten Artur Król allein für eine Woche mehr als ein Speditionskaufmann im Monat verdient.

Zudem durfte er mietfrei in der Villa der Familie Strøm wohnen und profitierte sonst noch von einigen Vorteilen, die ihm sein Job als Hausdiener verschaffte.

Doch irgendwann hatte Artur Król es eingesehen, dass Geld nicht alles ist. Denn die Schikane und auch die Undankbarkeit der fünfköpfigen Familie Strøm nahmen immer mehr zu. Es wurde immer schlimmer. Vor allem nachdem die Zwillingsmädchen zu nervtötenden Teenagern herangewachsen waren und sich mitten in der Pubertät befanden. Sie brachten das Fass am Ende zumÜberlaufen.

Auf der einen Seite musste sich Artur Król um die Zwillinge kümmern, die seine Geduld mehr als nur strapazierten, auf der anderen Seite um das dreijährige Baby, das immerzu schreite und auf wiederum der anderen Seite musste er sich um die Bedürfnisse und Wünsche der Eltern dieser Satansbraten kümmern. Und, als ob das alles nicht genug gewesen wäre, musste er auch noch den Hundesitter spielen.

Eines Tages hatte die Familie Strøm einen weiteren wichtigen Besuch von einem ihrer reichen und wohlhabenden Freunde bekommen.

Und auch dieses Mal musste sich Artur Król von diesem Besuch schikanieren lassen. Die Gäste hatten ihn wie einen Arbeitssklaven behandelt.

Zudemmusste hatten deren Kinder für viel Dreck und Schmutz gesorgt, weswegen Artur Król ihnen ständig nachputzen musste. So sehr geschwitzt hatte er in den fünfzehn Jahren nicht.

Und anstatt ihn in Schutz zu nehmen, setzte die Familie Strøm eins drauf und erniedrigte ihren loyalen Hausdiener umso mehr, nachdem er aus purer Erschöpfung ein wenig geseufzt hatte. Die Familie Strøm fand das zutiefst respektlos gegenüber ihren Gästen und Freunden.

Zur Strafe hatte man ihm sogar seine wohlverdiente Pause entzogen, sodass Artur Król den Rest des Abends hungrig verbringen beziehungsweise arbeiten musste.

Und genau nach diesem Vorfall war bei Artur Król ein Licht aufgegangen. Er hatte beschlossen sich nichts mehr gefallen zu lassen. Das war keine Frage des Geldes mehr, sondern des Respekts, der Anerkennung, des Dankes und der Menschlichkeit.

Nach diesem Tag hatte Artur Król beschlossen sich nie wieder, für kein Geld der Welt, schikanieren und respektlos behandeln zu lassen.

Nach diesem Tag war in Artur Król ein Monster erwacht. Etwas so abgrundtief Böses, das ihn regelrecht zu einer Tat verleiten ließ, das er eventuell noch bereuen könnte. Doch darüber wollte Artur Król nicht nachdenken. Die Konsequenzen waren ihm zu diesem Zeitpunkt vollkommen egal gewesen.

Artur Król hatte nur eines im Sinn.

Den Tod der Familie Strøm.

Nur zwei Tage nachdem die Gäste und Freunde