Waggon Nr. 13 - Akif Turan - E-Book

Waggon Nr. 13 E-Book

Akif Turan

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Beschreibung

Das Wiener Riesenrad ist ein Muss für alle Touristen, die Wien besuchen. Es ist das Wahrzeichen von der Stadt Wien, das nicht nur Geschichte erleben lässt, sondern auch eine unvergesslich schöne Fahrt über die gesamte Stadt. Doch für manche Fahrgäste wurden gewisse Fahrten alles andere als ein schönes Erlebnis. Sie wurden zu der Alptraumfahrt ihres Lebens.

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Dieses Buch widme ich meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen vom Wiener Riesenrad aus dem Jahr 2023. Insbesondere meiner ehemaligen Vorgesetzten und Geschäftsführerin vom Wiener Riesenrad Nora Lamac. Es war mir eine Ehre ein Teil dieses hervorragenden Teams gewesen zu sein. Ich danke euch allen von ganzem Herzen!

In Liebe,

Akif “Mr. Duplo” Turan

"Hereinspaziert"

Kommen Sie herein und erleben Sie Vielfalt an Wiens neuem Tor zum Vergnügen. Hier verschmelzen Tradition und Moderne zu einer einzigartigen Melange, hier finden Neu und Alt, Geschäft und Unterhaltung, höchste Gastlichkeit und unvergleichliche Prateratmosphäre zueinander. Wiener Charme, Sinnesfreuden, Spektakel, Business und Magie. Alles auf einmal - auf dem Wiener Riesenradplatz! Das müssen Sie gesehen haben!

Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

NOCH EINE KURZE GESCHICHTE ZUM ABSCHLUSS

KAPITEL 1

DAS WIENER RIESENRAD

Seit der Entstehung des rund 65 Meter hohen historischen Bauwerks im Jahre 1897, wurde das Wiener Riesenrad als das Wahrzeichen der Stadt Wien bekannt.

Es wurde zur Feier des 50. Thronjubiläums von Kaiser Franz Josef I. errichtet.

Lange dauerte es nicht bis das Wiener Riesenrad sich auf der gesamten Welt herumgesprochen hatte und schnell zu einer beliebten Touristenattraktion geworden war.

Bereits einige Künstlerinnen und Künstler aus den verschiedenen Bereichen hatten Ihr Interesse daran verkündet, um ihre Kunstwerke auf dem Wiener Riesenrad zu präsentieren. Das Wiener Riesenrad bot ihnen die Gelegenheit, um mit ihren Kunstwerken und Projekten die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen.

So nutzte zum Beispiel 1898 die Wienerin Marie Kindl das Wiener Riesenrad und hang sich, während der Fahrt aus einem Waggonfenster, um sowohl auf ihre persönliche Armut als auch um die soziale Not aufmerksam zu machen.

1914 fuhr die damalige Zirkusdirektorin und Reiterin Madame Solange d’Atalide aus Frankreich auf einem Pferd sitzend eine Runde auf dem Dach von einem der Waggons des Wiener Riesenrades und ging somit in die Geschichte ein.

Auf ähnlichem Wege zog die beliebte Sehenswürdigkeit noch viele weitere auf der ganzen Welt an, um ihnen die Gelegenheit ihres Lebens bieten zu können, um ebenfalls in die Geschichte einzugehen.

Doch leider war das Wiener Riesenrad auch dazu gezwungen worden für schwarze Schlagzeilen zu sorgen.

Der Zweite Weltkrieg war leider angebrochen, worunter auch der stählerne Riese gelitten hatte.

Das Wiener Riesenrad hatte große Brandschäden während dem Krieg verzeichnet und war teilweise niedergebrannt worden.

Die dreißig leuchtend roten Waggons, die von 1 bis 30 nummeriert waren, hatten sich schnell kohlschwarz verfärbt und sämtliche Fenster, die stets glasklar gewesen waren, sodass die Fahrgäste ganz Wien während ihrer unvergesslichen Fahrt bewundern konnten, waren zerschlagen.

Teile der stabilen Stahlkonstruktion waren durch die eingesetzten Sprengkörper und der umherfliegenden Munition durchlöchert worden und sogar eingeschmolzen.

Der wiener Gigant war beinahe nicht mehr wiederzuerkennen gewesen.

Es war ein sehr trauriger Anblick.

Schließlich war der Zweite Weltkrieg beendet worden und auf der gesamten Welt versuchten die überlebenden Menschen ihr altes Leben wiederaufzubauen.

So auch das Wiener Riesenrad.

Es wurde rundum renoviert und mit viel Arbeit, Mühe, Zeit und Geld wiederaufgebaut.

Man hatte sich bemüht, den alten Glanz, den das Rad zu Beginn ausgestrahlt hatte, erneut einzufangen und schaffte es am Ende, dass es sogar noch bewundernswerter ausgesehen hatte als zuvor.

Die einzige Veränderung, die man vorgenommen hatte, war die Anzahl der neuen Waggons. Denn anstatt insgesamt dreißig Waggons wurden an das wiederaufgebaute Wiener Riesenrad nur die Hälfte eingehängt.

Die Reduzierung der Waggons lag an der neuen Stahkonstruktion, die nicht noch mehr tragen konnte. Denn die Stabilität des Wiener Riesenrades litt enorm darunter, sodass man absolut nichts riskieren wollte.

Alle fünfzehn Waggons, die von 1 bis 15 nummeriert wurden, bekamen einen neuen roten Anstrich und stachen prächtiger hervor als je zuvor.

Ihre Dächer glänzten unter der prallen Sonne und gaben den Besucherinnen und den Besuchern den Eindruck als wären sie mit kleinen und feinen Edelsteinen versehen worden.

Die neu eingesetzen Fenster waren größer und bekamen noch stärkere Scheiben eingesetzt durch die man eine viel bessere Aussicht genießen konnte.

Im Großen und Ganzen wurde das Wiener Riesenrad erneut zu einer großen und spektablen Touristenattraktion wie es bereits vor seiner Zerstörung durch den Krieg gewesen war und blieb weiterhin unter Denkmalschutz wie seit 1939.

Und die Nachfrage für Filmdrehs, waghalsige Aktionen und sonstige Shows steigerte sich zudem mit der Zeit immer mehr und mehr, die das Wiener Riesenrad noch beliebter und noch bekannter machten. Es wurde regelrecht zu einem Touristenmagnet und zog Menschen aus der gesamten Welt an.

Alle von ihnen wollten ein Teil von dieser atemberaubenden Geschichte spüren, während sie ihre Runden in den gemütlichen und großräumigen Waggons, von denen jeder einzelne Platz für bis zu 15 Personen bot, drehten und für einen kurzen, jedoch unvergesslichen Moment, die gesamte Stadt Wien unter ihren Füßen hatten.

Das war ein sensationelles Erlebnis, das die Erwartungen sämtlicher Fahrgäste weitaus übertroffen hatte.

Es begeisterte jung und alt im selben Maße. Da das Volk etwas vergleichbares zuvor nicht kannte galt das Wiener Riesenrad zu Beginn als die Attraktion, die das Land je gesehen hatte.

Es bereitete ihnen nicht nur sehr viel Spaß, sondern erfüllte sie auch zugleich mit sehr viel Stolz. Denn es war ein sehr schönes und zufriedenstellendes Gefühl zu wissen, dass eine solche Konstruktion wie das Wiener Riesenrad die Aufmerksamkeit positiv auf die Republik Österreich und somit auch auf dessen Bürgerinnen und Bürger zog.

Das Wiener Riesenrad war so berühmt und berüchtigt gewesen, sodass die Einheimischen, von welchem Land auch immer, die Wienerinnen und Wiener immer wieder damit in Verbindung brachten, wenn diese in den Urlaub flogen. Denn es hieß immer, >>Ah! You are from the town where the Great Ferris Wheel was built. It’s wonderful.<<

Schon allein diesen oder einen ähnlichen Satz zu hören, erfüllte die Wienerinnen und Wiener mit viel Stolz und sorgte auch gleichzeitig dafür, dass ihr Urlaub dadurch umso entspannter und genussvoller wurde.

Eines der Punkte wieso das Wiener Riesenrad stets so beliebt war, lag auch unter anderem daran, das es sehr tierfreundlich war.

Denn die Fahrgäste durften auch ihre Hunde mit in die Waggons nehmen und gemeinsam mit anderen Fahrgästen die 15-minütige Fahrt genießen.

Somit musste keiner von ihnen irgendwo unten angekettet sehnsüchtig auf ihre Besitzerinnen und Besitzer warten. Und schon gar nicht bei Schlechtwetter.

So marschierten sie alle munter auf ihren vier Beinen und aufgeregt mit ihren Schwänzen wedelnd in eines der Waggons hinein und genauso auch wieder hinaus, sobald die Fahrt zu Ende ging.

So war das Wiener Riesenrad nunmal. Nicht nur menschen-, sondern auch tierfreundlich. Es hatte ein “Herz” für jeden.

Denn einfach jeder sollte zu diesem einmaligen Erlebnis kommen und sein Spaß haben dürfen.

Es sollte Geschichte, Spaß und Lebewesen miteinander verbinden und für viele unvergessliche Momente sorgen.

Das Wiener Riesenrad war sogar so beliebt unter vielen Fahrgästen gewesen, sodass einige von ihnen es immer wieder besuchten und damit fuhren.

Einmal hatte sogar ein wiener Stammfahrgast namens Emanuel Pichler veranlasst, dass seine Angehörigen die Asche nach seinem Tod vom Radkranz des Wiener Riesenrades verstreuen sollten.

Man kam seinem letzten Wunsch nach und verstreute die Asche des loyalen Fahrgastes und veranlasste eine gebürtige Trauerfeier mitsamt des Riesenradpersonals, um ihm somit die letzte Ehre zu erweisen.

Vorher jedoch fuhren seine hinterbliebene Ehefrau Liselotte Pichler und seine beiden Kinder Manuel und Alexander mit seiner Asche, die sicher in der Urne ruhte und sich in den fest umklammernden Händen seines jüngsten Sohnes Alex befand, eine Ehrenrunde beim Wiener Riesenrad.

Sie hatten sich für sein Lieblingswaggon mit der Nummer 13 entschieden.

So konnte der an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung verstorbene Emanuel Pichler seine letzte Fahrt in seinem Lieblingswaggon machen, bevor er mit der Brise Wind, der an jenem Tag vorüberzog “tanzend” seine Reise ins Jenseits betrat. Er starb noch in seinem Wagen als er sich bereits auf den Weg nach Hause gemacht hatte, nachdem er sich vom Dienst für den Feierabend ausgestempelt hatte. Sein Fahrzeug fuhr noch eine Weile unkontrolliert über die Fahrbahn, während sein Kopf reaktionslos auf dessen Lenkrad ruhte und nur durch die Bewegung seines Autos links und rechts schwankte. Seine Arme hangen seitlich von seinen Beinen hinunter während sein Fuß, der auf dem Gaspedal stand mit viel Druck das Auto beschleunigte. Nach nur wenigen Minuten kam das Fahrzeug zu stehen, nachdem es von der Fahrbahn abkam und gegen eines der Leitpfosten gefahren war, die sich am Straßenrand befanden.

Die Asche von Emanuel Pichler auf dem Radkranz zu verstreuen war also ein weiterer großer Moment, sowohl für das Wiener Riesenrad als auch für das gesamte Personal gewesen, der ebenfalls in die Geschichte einging.

Vom Wiener Riesenrad war man es auch gewohnt, dass es zu bestimmten Anlässen und Feiertagen mit entsprechenden Farben und nicht in gewöhnlichem rot beleuchtet wurde. Es handelte sich dabei um eine moderne LED Lichttechnologie, die das Wahrzeichen der Stadt bunt erstrahlen ließ. Man ließ zum Beispiel das Wiener Riesenrad rosa leuchten als Zeichen der Solidarität für Brustkrebspatientinnen. Und einmal im Jahr leuchtete das Wiener Riesenrad in komplettem Blau, um damit auf die seltene Erkrankung genannt Angelman-Syndrom aufmerksam zu machen.

Jedes Jahr zu Weihnachten und zu Silvester bestückte man sogar alle Waggons mit einer LED Leuchtkette und verlieh dem gesamten Rad dadurch eine weihnachtliche Note. Ganz egal für welche Beleuchtung man sich auch entschied, das Wiener Riesenrad schaffte es jedes Mal die Blicke der Menschen auf sich zu ziehen.

Und an dem Tag an dem man die Asche von Emanuel Pichler verstreut hatte, wurde das Wiener Riesenrad schwarz beleuchtet.

Auch dies zog Blicke auf sich, doch diesmal zeugten die Augen der Menschen von Trauer ansatt von Freude.

Es gab also nichts was das historische Bauwerk, das das Wahrzeichen Wiens ist, erlebt hatte.

Zumindest bis dahin.

Denn ein schreckliches Erlebnis sollte ihm noch bevorstehen.

Ein Erlebnis, das sich öfter wiederholen sollte, als einem lieb ist.

Ein Erlebnis, das ein weiteres Mal für dunkle Schlagzeilen und möglicherweise sogar für mehr Aufruhr auf der gesamten Welt sorgen sollte, als der Zweite Weltkrieg zu seiner Zeit.

Dieses unheimliche Erlebnis sollte dem Wiener Riesenrad nicht nur finanzielle, sondern auch seinem Ruf fatale Schäden zufügen.

Es waren bereits einige Tage nach dem tragischen Tod von Emanuel Pichler vergangen und der Betrieb des Wiener Riesenrades lief wie gewöhnlich weiter.

Alle, sowohl das Personal als auch die Fahrgäste waren voller Freude und hatten eine sehr gute Laune.

Anders war es im Freizeitpark Wiener Prater, den dort stand das Wiener Riesenrad, auch nicht zu erwarten gewesen.

Es war nunmal der Ort, an dem jung und alt, Familien und Liebhaber, aber auch Singles jede Menge Spaß haben konnten. So war das gesamte Personal des Wiener Riesenrades stets gut gelaunt und motiviert gewesen.

Nur ein einziger Mann, der zum gewöhnlichen Personal gehört hatte und meist für die technische Arbeit beziehungsweise auch für die Einschulung der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig gewesen war, sorgte oft für Unbehagen im Team. Der unnötige Stress, den er bei jedem Einzelnen verursacht hatte, war einfach nicht mehr zu ertragen gewesen, doch weil er eines der Dienstältesten gewesen war und somit auch großteils das Sagen hatte, erlaubte er sich oftmals die Macht seiner Position auszunutzen und verschaffte sich dadurch ein sehr schlechtes Bild unter seinen Kolleginnen und Kollegen.

Einige von ihnen hatten sich bereits mehrmals bei Flora, ihrer Vorgesetzten, über ihn und sein Benehmen beschwert, doch da seine Handlungen keine großen Schäden anrichteten beziehungsweise er sich bei seiner jungen, erfolgreichen und überaus attraktiven Chefin immer wieder einschleimte und ihr Lügen auftischte, kam er jedes Mal ohne Konsequenzen durch. Das wiederum ermutigte ihn weiter zu machen und sein negativer Umgang im Unternehmen nahm sogar noch mehr zu. Doch dem restlichen Team blieb nichts anderes übrig, als die Zähne zusammenzubeißen und ihn so gut sie es konnten zu ignorieren.

Und zu wissen, dass das Team sich bei der Vorgesetzten über ihn beschwerte, trieb ihn umso mehr dazu an, ihnen das Leben zur Hölle zu machen.

Bereits viele zuvor hatten aufgrund seiner Lügen, die durch ihn verbreitet worden waren, aber auch durch den Stress, den er bei ihnen erzeugte, das Unternehmen verlassen.

Und auch immer wieder kündigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weil er ihnen allen die Arbeit schwer macht.

Nur die etwas stärkeren beziehungsweise auch die, die keine andere Wahl haben, weil sie einfach auf diese Arbeit angewiesen sind, halten es mit ihm aus.

So schaffte es der unbeliebte von allen sein Unwesen im Unternehmen weiter zu treiben und hatte nicht vor damit aufzuhören.

Es gefiel ihm ständig mit anderen zu streiten, ihre Arbeit zu manipulieren und ihnen Aufgaben zu erteilen.

Er selber arbeitete wenig bis gar nicht. Selbst seine Arbeit ließ er hin und wieder die anderen machen und ging viel lieber ins Büro um ein kleines Nickerchen zu machen oder auf seinem Handy herumzuspielen. Manchmal fuhr er sogar während der Arbeitszeit mit seinem Fahrzeug weg und kam erst Stunden wieder zurück. Er behauptete immer, dass er Material für das Unternehmen kaufen musste, doch in Wahrheit kam er oft, so dreist wie er nunmal war, mit privatem Einkauf wieder zurück.

Abgesehen davon würde ein Einkauf, wie er es immer behauptete keine drei bis vier Stunden dauern. Schon gar nicht, wenn das Bauhaus nur wenige Minuten mit dem Auto zu erreichen war.

Doch so war er nunmal.

All das machte ihn aus. All das machte Lars zu der Person, die er gewesen war.

Ob es dem Rest des Teams gefiel oder nicht. Lars gehörte dazu und er dachte nicht einmal im Traum daran zu gehen.

Es war ein ruhiger Freitagabend im Frühling und Lars hatte an diesem Tag die Spätschicht.

Er sollte gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen vom Fahrdienst bis 22:00 Uhr arbeiten.

Wie immer hatte er im Maschinenraum die beiden Antriebsmotore, die das gesamte Riesenrad zum drehen brachten, überprüft. Und auch die Antriebsseile hatte er gründlich kontrolliert und gegebenenfalls mit dem dazugehörigen Öl geschmiert.

Nachdem er festgestellt hatte, dass alles vollkommen in Ordnung gewesen war, arbeitete er in der Werkstatt weiter. Es war viel mehr ein Aufräumen und sauber machen als irgendwelchen technischen oder handwerklichen Arbeiten nachzugehen.

Denn Lars arbeitete nur ungern und wenn, dann sah er zu, dass er immer die leichtesten Aufgaben übernahm.

Doch an jenem Abend war er alleine für die Technik zuständig, denn die Kollegen vom Fahrdienst waren ausschließlich nur für die Steuerung des Wiener Riesenrades, aber auch für den Einsowie auch den Ausstieg zuständig der Fahrgäste zuständig.

Somit war Lars auf sich allein gestellt, doch das machte ihm nicht allzu viel aus. Er hatte sich die Arbeit nämlich so aufgeteilt, sodass er es gemütlich hatte. Dafür aber würden die Kollegen am nächsten Tag viel mehr Arbeit zu erledigen haben. Der Gedanke daran ließ ihn teuflisch schmunzeln.

Eine letzte Arbeit musste Lars jedoch noch selber erledigen.

Und zwar musste er in einem der Waggons die kaputte Glühbirne austauschen.

Diese Arbeit war bereits schon länger fällig, doch Lars ignorierte es gerne und hoffte, dass ein anderer Kollege dies bemerken und ihm die Arbeit abnehmen würde.

Als dies jedoch nicht geschah, forderte schließlich Lars am Ende von einem seiner Kollegen die kaputte Glühbirne auszutauschen. Doch als sich sein Kollege die Glühbirne ansehen wollte, war sie in Ordnung.

Denn was Lars nicht wusste war, dass das Licht im Waggon Nummer 13 nur bei ihm flackerte und keinem anderen außer ihm auffiel. Für alle anderen waren die Spots in allen Waggons vollkommen in Ordnung gewesen.

Aber in diesem Moment flackerte die Glühbirne erneut und als Lars sie wieder bemerkt hatte schnappte er sich eine neue Glühbirne vom Hinterzimmer der Werkstatt und ging mit wütenden Schritten und einem grimmigen Blick auf den Waggon mit der Nummer 13 zu. Er forderte mit einer genervten Stimme seinen Kollegen auf, der in der Fahrkabine saß, das Rad bei Waggon Nummer 13 zu stoppen, damit er einsteigen konnte. >>Halt an bei 13! Ich muss die verdammte Birne austauschen.<< Sein Kollege war verwirrt und wusste zunächst nicht was Lars meinte, also fragte er nach um auf eine Nummer sicher zu gehen. >>Die 13? ... Wieso? Was stimmt damit nicht?<< Lars würdigte ihm keine Antwort, sondern warf ihm nur genervte Blicke zu, die folgendes sagen würden, wenn sie sprechen könnten -Das geht dich nichts an verflucht. Mach einfach das, was ich dir sage!-

Derartiges war man von Lars bereits gewohnt gewesen. Er war schon immer ein ignorant gewesen, der dachte er sei etwas Besseres als alle anderen. Dabei war er nur ein gewöhnlicher Mitarbeiter wie alle anderen noch. Er wurde lediglich nur von seiner Chefin Flora darum gebeten, dass er alles im Auge behält und, dass er darauf aufpassen soll, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und genau diese Verantwortung, die ihm aufgebürgert worden war, gab ihm das Gefühl besser zu sein alle anderen. Dabei wurde er aufgrund seiner langen Dienstjahre ausgesucht, weil Flora ihm einfach vertraute. Doch Lars missbrauchte ihr Vertrauen und zeigte sich von seiner schlechten Seite, die ihn bei allen anderen sehr unbeliebt gemacht hatte. Er erlaubte sich einfach viel zu viel und es war ihm egal gewesen was alle anderen davon gehalten haben. Er war sich seiner Position sicher und er wusste, dass keiner den Mut hatte, sich persönlich mit ihm anzulegen. Er saß nunmal am längeren Hebel. Wem es nicht gefiel, durfte gehen. Lars würde schon dafür sorgen und Flora glauben lassen, dass es nicht an ihm lag. Er wusste ganz genau, wie er mit allen umzugehen hatte. Lars war ein sehr gerissener, aber auch ein sehr hinterhältiger kleiner Mann, den man als eine sehr toxische Person bezeichnen würde. Wenn das Wiener Riesenrad ein menschlicher Körper wäre, wäre Lars das Krebsgeschwür.

Jedenfalls blieb der Fahrer bei Waggon Nummer 13 stehen. Er war froh, dass der Waggon nicht besetzt war. Denn so konnte Lars sofort einsteigen und er würde ihn umso schneller wieder los werden.

Denn sobald Lars bei der Fahrkabine gestanden hatte, hatte er bereits eine negative Auro ausgeströmt, die der Kollege vom Fahrdienst nicht ertragen konnte.

So wie der Waggon in der Station zu stehen kam, stieg Lars ein und ging direkt zu dem Spot mit der kaputten Glühbirne. Es war der links obere hinten.

Der Fahrer verschloss hinter ihm ganz schnell wieder die Tür zu und versuchte noch mit fragenden Blicken herauszufinden was Lars nun tatsächlich in dem Waggon vorhatte. Doch als er nichts konkretes feststellen konnte, schüttelte er nur sein Kopf und begab sich wieder zurück in die kleine Fahrkabine.

Da noch Betrieb war und sich Fahrgäste in ein paar der restlichen Waggons befanden, ließ er Lars eine Runde im Rad drehen. Denn für gewöhnlich reichte eine Runde für das Auswechseln einer Glühbirne aus.

Der Fahrer drückte auf den grünen Knopf und brachte das Riesenrad dazu sich zu drehen.

Als der Waggon mit der Nummer 13 vor dem Fenster der Fahrkabine vorbeifuhr, sah er ein letztes Mal hinein zu Lars, der mit ausgestreckten Armen versuchte die alte Glühbirne herauszunehmen, bis dieser aus seinem Blickfeld verschwunden war.

Lars befand sich bereits einige Meter über dem festen Boden und war immer noch mit der Glühbirne beschäftigt.

Arbeiten wie diese hasste er abgöttisch. Er war stets der Meinung gewesen, dass eine solche Arbeit unter seinem Niveau gewesen war und sich daher jedes Mal minderwertig gefühlt hatte.

Denn diese Art von Arbeit erinnerte ihn daran, dass er auf der selben Stufe stand, wie seine restlichen Kollegen.

Und das konnte Lars ganz und gar nicht ausstehen.

Doch in diesem Fall blieb ihm nichts anderes übrig. Zwei seiner Kollegen hatten die Frühschicht und ein weiterer hatte an diesem Tag frei.

Somit kam Lars, zu seinem Bedauern, nicht drum herum und musste diese ätzende Arbeit übernehmen.

So machte er sich genervt ran an die Arbeit und fluchte dabei leicht flüsternd.

Das Riesenrad hatte schon fast den höchsten Punkt erreicht, als der Waggon, in dem sich Lars befunden hatte, plötzlich stark zu schwanken begann. Wie eine Schaukel bewegte sich der Waggon unaufhörlich von links nach rechts.

Lars, der nicht wusste was vor sich ging, dachte zunächst, es würde an dem starken Wind liegen, der eventuell plötzlich vorbeigezogen hatte. Doch als er eines der Waggonfenster aufgemacht hatte, um seine Theorie festzustellen, bemerkte er, dass absolut kein Wind draußen zu spüren gewesen war.

Genervt und wütend schob er das Fenster wieder hoch und fing wieder zu fluchen an. Er schrie mit wütendem Ton im Waggon herum >>So ein verfluchter Mist! Kann der Idiot nicht fahren oder was ist da los? So ein ungeschickter Nichtsnutz. Alle miteinander. Können absolut nichts.<<

Dabei hatte es ganz und gar nicht beim Fahrer gelegen. Denn der muss nur auf den Knopf drücken und alles andere lief von selbst.

Auch Lars war dies bewusst gewesen, aber er liebte es nunmal den anderen die Schuld zuzuschieben. Ganz besonders in solchen Fällen. Das war wie ein gefundenes Fressen für ihn gewesen.

Der Waggon Nummer 13 wurde langsamer und hörte kurz darauf auf zu schaukeln.

Lars atmete einmal tief durch und war froh darüber gewesen, dass es endlich vorbei war und er seine Arbeit beenden konnte.

Er bückte sich nach unten und nahm die neue Glühbirne vom Boden, die ihm zuvor aus der Hand gefallen war, als der Waggon aus der Ruhe gekommen war.

Kaum hatte er sich wieder aufgerichtet, gingen plötzlich alle Lichter im Waggon Nummer 13 aus und es wurde sehr dunkel darin.

Da war Lars mehr als nur sprachlos gewesen und schrie wieder mit einer wütenden Stimme >>Was ist hier jetzt los, verdammt nocheinmal? Das kann ja nicht wahr sein. So ein verfluchter Mist! Jetzt sind alle Spots ausgefallen oder was? Ist ja ganz toll. Großartig!<<

Wütend griff er nach seiner Taschenlampe, die in dem kleinen Täschen steckte, das an seinem Gürtel hang.

Doch aus irgendeinem seltsamen Grund funktionierte seine Taschenlampe nicht. Er klopfte ein paar Mall wütend darauf, aber die Taschenlampe wollte einfach nicht leuchten.

Das wiederum machte Lars umso wütender, weswegen er umso mehr fluchte >>So ein verfluchter Mist! Wollt ihr mich alle verarschen oder was? Was soll der Scheiß hier?<<

Lars hatte genug und er wollte einfach nur noch raus aus dem Waggon. Er musste unbedingt mal an die frische Luft. In diesem Zustand war es ihm absolut nicht möglich gewesen weiter zu arbeiten. Also zückte er sein Mobiltelefon aus der Hosentasche hinaus und wollte den Kollegen in der Fahrkabine auffordern, das Rad nicht zu stoppen bis sein Waggon unten in der Station angekommen war. Normalerweise war dies verboten, wenn das Riesenrad noch im Betrieb war und sich weitere Fahrgäste in den anderen Waggons befanden. Doch das war Lars egal gewesen. In diesem Moment dachte er wiedereinmal nur an sich selbst.

Er war gerade dabei gewesen, die Nummer von der Fahrkabine auf seinem Mobiltelefon auszuwählen, als plötzlich, wie aus dem Nichts, eine unheimliche und vollkommen fremde Gestalt direkt vor ihm aufgetaucht war.

Die Körperspannung von Lars ließ auf der Stelle ab und seine beiden Arme sanken wie zwei schwere Säcke hinunter. Sein Mobiltelefon fiel dabei auf den Boden.

Sein Gesicht wurde kreidebleich und sein Verstand schien für diesen Moment nicht mehr bei ihm zu sein.

Er bekam wackelige Beine und konnte seinen Augen nicht trauen.

Direkt vor ihm, in der Dunkelheit, stand ein abscheuliches Wesen, das seine bösen Blicke auf ihn gerichtet hatte.

Eine etwa zwei Meter große dürre Gestalt mit einer faltigen Glatze, großen gelb leuchtenden Augen, faltigen Hängeohren, einer breiten und großen Nase und einer bis zum Bauch reichender zerzauster Schifferkrause stand regungslos an der hinteren Ecke des Waggon mit der Nummer 13 und beobachtete Lars still und schweigend.

Das einzige, was sich zwischen ihnen beiden befunden hatte, war die breite und flache Sitzbank, die genau inmitten des Waggons angeschraubt worden war.

Mit einer ängstlichen Stimme und vor Angst zitternden Lippen, eine derartige Furcht hatte Lars schon seit langer Zeit nicht verspürt, versuchte er mit dem unheimlichen Wesen zu kommunizieren >>W...www...wer oder was zz...zur Hölle bist du verflucht?<<

Die fremde und unheimliche Gestalt antwortete ihm nicht. Sie stand weiterhin auf ihrem Platz und durchbohrte Lars mit ihren furchteinflößenden Blicken.

>>Herr Gott, spinne ich jetzt wirklich? Was zum Teufel geht hier vor?<< sprach Lars in einem leisen und angsterfüllten Ton zu sich selbst, während er die Gestalt angesehen hatte.

Die dämonische Gestalt bewegte sich nun langsam auf Lars zu, der verzweifelt versuchte der Kreatur aus dem Weg zu gehen.

>>W...was soll das? G...geh bloß weg von mir, hörst du?

K...komm auf gar keinen Fall näher!<< forderte Lars das Wesen mit erschrockener Stimme auf.

Doch die unheimliche Gestalt ignorierte die Aufforderungen von Lars und kam immer näher und näher zu ihm.

Lars fing nach Hilfe zu schreien, doch in der Höhe, in der er sich zu diesem Zeitpunkt befunden hatte, konnte ihn niemand hören. Er war auf sich alleine gestellt gewesen. Verzweifelt lief er an der Sitzbank vorbei und versuchte eines der Fenster zu öffnen, ohne, dass das Wesen ihn fassen konnte.