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Jedes Lebewesen ist irgendwo verwurzelt oder beheimatet. Auch Menschen wollen wissen, wer sie sind, woher sie kommen und suchen ihre Wurzeln. In diesem Buch geht es um die Fortführung einer Familiengeschichte, die im Buch "Umbruch - Ursprung - Utopie" 2013 bei R. G. Fischer erschien. Ron wird von der Jugendsünde mit seiner ersten Liebe eingeholt und eine Großfamilie findet zusammen. Die Wurzel des Lebens ist Erkenntnis. Alle Menschen sind verschieden mit unterschiedlichen Fähigkeiten, aber alle sind gleichwertig.
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Seitenzahl: 138
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Es ist ein Gott, der dich sieht und dich liebt. Kehre um!
(nach Genesis 16,13)
Gebet um Wahrheit
Vorspann
Suche nach den Wurzeln
Was bereits erzählt wurde
Zeiten der Entwicklung
Was noch nicht bekannt war
Herr der Zeit
Wie es weiterging
Gott ist Herrlichkeit
Wir sind eine große Familie
Schnee war gestern
Die Wurzel des Lebens ist Erkenntnis
Energie im Lebensbaum
Gott, gib Weisheit, stärke den Verstand
aller Leitenden im Land.
Doch auch alle anderen lass erkennen,
dass sie mit Hass nichts ändern können.
Wir reden viel von Intelligenz
und laufen nach unmöglichen Trends.
Schuld sind nicht die aus fremden Ländern.
Jeder von uns muss sich ändern.
Alles beginnt mit einem Gedanken.
Er zeigt den Weg oder lässt uns schwanken.
Wahrheit scheint nicht mehr gefragt,
weil niemand glaubt, was du gesagt.
Es geht um Ursprung und Anfang der Welt,
um die Kraft, die sie weiter erhält.
Es ist allein der Liebe Macht.
Der Tod bedeutet nicht Schicht im Schacht.
Im Laufe der Zeit hat sich das menschliche Zusammenleben wiederholt geändert. In unserem Grundgesetz wird die Ehe als Grundlage der Familie besonders geschützt. Die Vorschriften des Familienrechts verurteilten sehr lange „unsittliche Lebensverhältnisse“ und regierten bis in die Ehen hinein, immer zu Ungunsten der Frau und auch der Kinder.
Ungewollte Schwangerschaften führten zu sogenannten „Muss-Ehen“, oder dem „gefallenen Mädchen“ wurde das „Kind der Schande“ weggenommen. Wenn es nicht adoptiert werden konnte, wurde dieses „wertlose Leben“ – wie man heute weiss – in Heimen oft misshandelt oder missbraucht. Das widerfuhr leider manchmal auch Kindern, die aus gesundheitlichen Gründen in Kurheime verschickt wurden. Kinder hatten und haben vielleicht auch noch heute allgemein wenig Rechte.
Die Diskriminierung des „unsittlichen Lebenswandels“ von Mädchen gehört weitgehend der Vergangenheit an und damit auch die männliche Doppelmoral: Mädchen mussten unberührt in die Ehe gehen, Männer sollten vorher viele Erfahrungen sammeln. Das führte zu Mädchen mit unterschiedlichem Wert. Einen Ausweg sollte die Prostitution bieten. Leider hat sie sich zur Ausbeutung der Armut und zum illegalen Menschenhandel ausgeweitet. Eine Hilfe für Mädchen war sie nie.
In der vorliegenden Geschichte geht es um die Familie in der bürgerlichen Gesellschaft nach dem 2. Weltkrieg. In unserem zerstörten Land lebten die Menschen auf engem Raum, in der Mehrheit Frauen und Kinder. Die Sehnsucht nach einer heilen Welt war also groß. Sobald sich wieder Familien zusammenfanden, wurde von göttlicher Ordnung gesprochen und die Zeit zurückgedreht. Dem männlichen Oberhaupt war die Hausfrau untergeordnet. In der Bibel ist davon nicht die Rede. Frau und Mutter werden zu können, stellt die Frau nicht unter den Mann, im Gegenteil. Gott schuf Mann und Frau als gleichberechtigte Partner.
Als Gott selbst als Mensch geboren werden wollte, fragte er keinen Mann um Erlaubnis, sondern offenbarte sich einem jungen Mädchen, einer Jungfrau. Er brauchte ihr Vertrauen. Erst nachdem sie für die für sie nicht ungefährliche Aufgabe bereit war, stellte er ihr einen Mann als Helfer zur Seite. Ihn fragte er nicht, ob es ihm passte, sondern sagte: „Fürchte dich nicht davor.“
Die Bibel spricht nicht von Familien, sondern Hausgemeinschaften. Ihr Oberhaupt muss kein Mann sein. Die erste Christin in Europa war die Purpurhändlerin Lydia, also eine selbständige Geschäftsfrau. Sie stand nicht nur ihrer Hausgemeinschaft vor, sondern leitete auch die erste Christengemeinde in Philippi.
Die Frauen, die während des Kriegs die abwesenden Männer auch in deren Berufen vertreten mussten, setzten bei der Abfassung des Grundgesetzes durch, die Gleichberechtigung von Männern und Frauen hinein zu schreiben und die Gleichwertigkeit aller Menschen. Der Rassenwahn der Nationalsozialisten hatte viel Leid in die Welt gebracht. Inzwischen ist bewiesen, dass es überhaupt keine Menschenrassen gibt. Die Sprache der Gene ist eindeutig. Doch Rassismus und Sexismus nehmen weiter zu. Sowohl von der Gleichberechtigung der Geschlechter als auch aller Menschen überhaupt sind wir leider immer noch weit entfernt.
Das Leben ist kein Kinderspiel.
Doch was ist das Lebensziel?
Ist auch vieles wohlgeraten,
was habe ich noch zu erwarten?
Oft kreuzen Lebenswege sich.
Was ist der richtige für mich?
Wer kann mir die Antwort sagen
auf alle meine Lebensfragen?
Ob ich träumte, als ich schlief
und mich eine Stimme rief?
Sie sprach, er würde mich erwarten
in einem wunderschönen Garten.
In dem Garten stand ein Baum.
Ich sah ihn nicht in meinem Traum,
denn ich lag in seinem Schatten.
Mit mir viele Platz dort hatten.
Drumherum strahlte helles Licht.
Von der Sonne kam es nicht.
Man hörte fern ein Wasser rauschen
und etwas, dem ich wollte lauschen.
Dann erkannte ich den Traum.
Es war das Bild vom Lebensbaum,
dessen Wurzeln das Wasser erreichen.
So wird das Leben niemals weichen.
Deshalb ist so groß die Krone,
damit viel Leben darin wohne.
Des Baumes Wurzeln wachsen weit,
verbinden Zeit und Ewigkeit.
Ron und Anne hatten sich als Schüler kennengelernt und trennten sich, als Anne von ihm schwanger war. Ron heiratete später Renate und sie bekamen zwei Töchter: Anja und Monika. Anja war zuerst kränklich. Monika entwickelte dadurch ein Verantwortungsbewusstsein für die Schwester. Der Name Anja erinnerte Ron an Anne und er fragte sich, ob sein Kind mit ihr vielleicht ein Sohn gewesen sei. Er sprach aber nie darüber.
Renate wäre gern berufstätig geblieben, was Ron nicht wollte. Als sie nach Jahren ihren Willen durchsetzte, in den Beruf zurückzukehren, kam es zur Scheidung. Die Mädchen entschieden sich jeweils für einen Elternteil. Monika und Anja waren nun Einzelkinder und sahen sich nur selten. Monika war immer Papas Liebling, Anja zog mit der Mutter in eine andere Stadt, musste sich in einer neuen Schule eingewöhnen und natürlich vieles im Haushalt tun.
Rons Mutter, die gegen seine Ehe gewesen war, kam häufig, um Ron und Monika bei der Hausarbeit zu helfen. Sie überzeugte das Kind davon, dass die Mutter schuld sei an der Scheidung.
Monikas Schulfreundin, deren Eltern auch geschieden waren, zog weg, weil ihre Mutter einen Witwer mit 5 Kindern heiratete. Dafür fehlte Monika jedes Verständnis. Sie war verzweifelt, als auch ihr Vater eine Freundin hatte. Sie erzählte es Anja beim nächsten Besuch. Die sah es völlig anders und hoffte, auch die Mutter würde wieder heiraten, damit sie sich weniger um sie sorgen müsse. Monika fand es nicht normal, beide Elternteile doppelt zu haben. Sie war eifersüchtig wie die Oma, die ihren Sohn mit keiner anderen Frau teilen wollte.
Nach Abschluss der Schule begann Monika ein Studium, Anja machte eine Berufsausbildung. Sie heiratete ihren langjährigen Freund Klaus und wurde sehr glücklich mit ihm. Monika hatte während des Studiums gegen den Willen des Vaters geheiratet, obwohl sie Tim erst wenige Wochen kannte. Sie war immer von der Richtigkeit ihrer eigenen Entscheidungen überzeugt, doch die Ehe wurde bald geschieden. Der Vater erzählte ihr nun von seiner ersten Liebe und deren Ende, um sie zu trösten. Doch Monika war schockiert. Sie sprach darüber mit Anja.
„Papa war für mich immer der Beste und untadelig, aber als ganz junger Mann hatte er mit einem jungen Mädchen ein Kind. Sie kamen überein, es zur Adoption frei zu geben. Später hat er Mama kennengelernt und war mit ihr glücklich bis wir uns trennten. Seit ich das weiss, hat mein Leben sich verändert. Wahrscheinlich haben wir einen Bruder oder eine große Schwester.“
„Ich könnte kein Kind weggeben“, antwortete Anja betroffen. „Es muss schrecklich gewesen sein für das Mädchen. Hat sie es wirklich getan?“
Monika zuckte die Achseln. „Ich denke schon. Papa hat sich darüber keine Gedanken gemacht, nachdem sie die Entscheidung getroffen hatten. Später hätte er das Kind gern mal gesehen, aber das war nicht möglich. Ich musste ihm versprechen, nicht darüber zu reden. Doch ich denke, es geht auch dich an.“
„Warum hat er es dir gesagt?“
„Er wollte mich trösten, als ich mich von Tim scheiden ließ. Er sagte dasselbe wie du: gut, dass ihr keine Kinder habt, und begründete es mit seiner Geschichte. Ich glaube, es hat ihn erleichtert, endlich einmal darüber zu reden. Männer zeugen sicher oft nichteheliche Kinder und ziehen sich vor der Geburt zurück. Seit ich das begriff, habe ich allgemein eine schlechte Meinung von Männern und erwarte nicht viel. Papa war für mich eine Ausnahme. Ihn habe ich vergöttert. Das ist jetzt vorbei.“
Anja schüttelte den Kopf. „Papa ist auch nur ein Mann, aber er hat vernünftiger gehandelt als Männer, die sich um nichts kümmern. Ganz bestimmt waren seine Eltern die treibende Kraft. Sie wollten nicht, dass er heiratet und von uns auch nicht Oma und Opa genannt werden.“
„Stimmt. Hätten sie Papa früher erlaubt zu heiraten, hätten wir jetzt eine andere Mutter und einen großen Bruder oder eine Schwester. Komische Vorstellung.“ Monika lachte kurz auf.
Anja sah sie ernst an. „Ich denke eher an die Mutter und das Kind. Natürlich war sie in der Situation einverstanden, wenn sie keinen hatte, der sie unterstützte. Aber was hat es für sie bedeutet? Ob sie später auch geheiratet und weitere Kinder bekommen hat?“
Monika staunte. „Worüber du nachdenkst! Das Kind ist längst erwachsen, es ist viel älter als wir. Wahrscheinlich hat es eine eigene Familie und wir sind Tanten. Aber mich interessiert diese Verwandtschaft nicht.“
„Es geht nicht um uns.“ Anja war empört. „Betroffen war in erster Linie das schwangere Mädchen. Sie hat das Kind neun Monate lang ausgetragen, das neue Leben in sich gespürt. Wenn ich an meine Schwangerschaften denke, ...“
„Das ist etwas anderes“, unterbrach Monika sie. „Es ist bestimmt ein Unterschied, ob man sich ein Kind wünscht und auf die Geburt wartet, oder ob man von Anfang an lieber nicht schwanger wäre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dann eine Beziehung zu dem Gewächs im Bauch aufbaut.“
„Da magst du Recht haben“, stimmte Anja zu. „Papa ist für uns aber derselbe, der er immer war. Alle Menschen machen Fehler, besonders in der Jugend. Doch meist werden ehrenhafte Bürger aus ihnen. Als Papa Elvira heiraten wollte, reagiertest du genauso wie seine Eltern. Du bist seine Tochter und brauchst ein eigenes Leben. Papa und Elvira sind glücklich geworden, Mama und Helmut auch.“
Anjas Stimme klang schärfer, als sie beabsichtigt hatte, sodass Monika sie erschrocken anblickte. „Das stimmt. Papas Eltern konnten ihre eigenen Kinder nicht loslassen und hatten etwas dagegen, Großeltern zu werden. Tante Gisela ist gegen ihren Willen ausgezogen und Papa, als er Mama heiratete. Nach Großvaters Tod und unserer Trennung fand Großmutter dann eine neue Aufgabe bei mir und Papa. Mit Elvira hatte sie kein Problem, weil sie selbst inzwischen Hilfe brauchte und zu Tante Gisela zog. Da hatten wir keinen Kontakt mehr, eigentlich schade.“
„Probleme und Besonderheiten scheint es in allen Familien zu geben“, war Anja überzeugt. „Stell dir vor, du wärst unserem Bruder begegnet und ihr hättet ein Verhältnis miteinander angefangen, ohne zu ahnen, dass ihr Geschwister seid.“
„Das wäre ja ….,“ Erschrocken sah Monika ihre Schwester an. „Also Anja, nach der Abstammung habe ich natürlich noch nie jemanden gefragt oder ob er adoptiert ist. Möglich ist so etwas. Doch ich habe von niemandem ein Kind. Da ist es ja nicht so schlimm.“
***
Anja verbrachte die sonntägliche Mittagsruhe mit einer Tasse Kaffee auf der Terrasse, während ihr Mann den Kindern vorlas. Sie versuchte, sich in die Lage der damaligen
Freundin ihres Vaters zu versetzen, die jetzt wahrscheinlich schon Großmutter war, und musste erkennen, dass ihr hierzu die Erfahrung fehlte. Als Kind hatte sie sich mit dem älteren Bruder einer Schulkameradin angefreundet. Klaus war fünf Jahre älter und gerade das hatte sie angezogen und es war Liebe daraus geworden. Was wäre gewesen, wenn sie damals von der Existenz eines echten Bruders erfahren hätte? Sie wollte auch Monikas Reaktion verstehen und kam wieder zu dem Punkt, den sie ihr gegenüber angesprochen hatte: Was, wenn sie zufällig eine Beziehung mit ihm gehabt hätte?
„Worüber denkst du nach?“
Anja schrak zusammen. Sie hatte Klaus nicht kommen hören.
„Hat es was mit Monikas Besuch zu tun? Ich bin froh, dass du nicht so flippig bist wie deine Schwester.“
Er setzte sich neben sie.
„Ja, Monika ist frustriert, weil ihr Leben nicht so läuft, wie sie es mal geplant hat; aber das ist nicht mein Problem.“
„Sondern?“
„Wenn man ein Kind adoptiert, könnte es unbekannte leibliche Geschwister haben, die es irgendwann kennenlernt, ohne von der Verwandtschaft zu wissen. Es könnte zu Blutschande kommen.“
Irritiert sah Klaus seine Frau an. „Wir haben kein Adoptivkind und werden auch keines haben. Wer sollte ….“ Bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte, verstand er die Frage. „Du meinst, wenn einer von uns beiden adoptiert wäre als Kleinkind und wir leibliche Geschwister wären? Das wäre strafbar.“
Sie nickte. „So ähnlich habe ich es gemeint. Aber wir beide sind nicht adoptiert.“
„Nein, da kannst du beruhigt sein. Wenn es so gewesen wäre, hätten wir nicht heiraten können. Das Standesamt verlangt die Abstammungsurkunde. Dadurch soll so etwas verhindert werden.“ Er hielt inne. „Genau genommen stimmt das nicht. Meist steht bei Adoptierten nur die Mutter drin und die Gefahr, über die du nachdenkst, besteht ebenso wie bei Kuckuckskindern.“
„Kuckuckskinder?“ Anja sah ihn fragend an.
„Ja, wenn eine Frau einen Seitensprung vertuscht und das Kind ihrem Mann unterschiebt, ist das aus den Urkunden nicht ersichtlich. Dann könnten zwei Verliebte denselben Vater haben.“ Er küsste sie. „Ich hoffe doch, dass unsere Kinder echt sind.“
„Davon kannst du unbesorgt ausgehen“, bestätigte Anja ebenfalls mit einem Kuss. Bevor sie noch etwas hinzufügen konnte, erschienen die Kinder. Die Eltern sollten den Sonntag mit ihnen verringen.
Abends, nachdem die Kleinen im Bett waren, kam Klaus auf das Thema des Nachmittags zurück. Er war neugierig geworden. „Sag mal, warum interessiert dich das eigentlich? Wie bist du heute Nachmittag darauf gekommen?“
„Monika hat mich darauf gebracht. Ich habe vielleicht einen älteren Bruder oder eine ältere Schwester. Mein Vater hat ihr erzählt, dass er in seiner Jugend ein Mädchen geschwängert hat und das Kind adoptiert wurde.“
Verblüfft sah Klaus seine Frau an. „Du sinnst also einer Jugendsünde deines Vaters nach und würdest gern mehr über die damalige Schwangerschaft und das Kind wissen. Ich denke, das ist nicht unsere Angelegenheit. Der Junge oder das Mädchen ist längst erwachsen und hat wahrscheinlich selbst eine Familie. Sollen wir die beunruhigen? Dein Vater würde auf keinen Fall wollen, dass wir Ermittlungen anstellen.“
„Da hast du Recht“, stimmte Anja zu. „Monika musste ihm versprechen, niemandem davon zu erzählen. Er wollte sie nur wegen des Scheiterns ihrer Ehe trösten. Er hat es nicht einmal unserer Mutter gesagt.“
„Dann lassen wir es auch dabei.“
Anja nickte. Dann fuhr sie fort: „Meine Mutter wollte mich Anne nennen. Da hätte sich mein Vater fast verraten, erzählte er Monika. So hieß seine erste Liebe. Er war dann mit Anja einverstanden, doch er hat mich selten mit meinem Namen angeredet. Jetzt denke ich, er wollte nicht erinnert werden.“
Anja sah auf ihre im Schoß gefalteten Hände. Klaus legte einen Arm um sie.
„Umso wichtiger ist es, das Thema in der Familie weiterhin ruhen zu lassen. In der Vergangenheit herum zu rühren, kann nur zu Problemen bei allen Beteiligten führen.“
„Ich habe nicht vor, irgendetwas zu unternehmen.“ Anja sah ihren Mann liebevoll an. „Es war aber gut, darüber zu reden. Wenn mein Vater früher den Mut gehabt hätte, wäre vielleicht vieles anders verlaufen. Doch darüber wollen wir nicht spekulieren. Lass uns schlafen gehen. Morgen ist die Nacht wieder früh zu Ende.“
***
Bei ihrem nächsten Besuch war Monika weniger auffällig gekleidet, spielte mit den Kindern und erzählte beiläufig, sie habe eine andere Arbeitsstelle angenommen. Die habe zwar nichts mit ihrem Studium zu tun, doch sie fühle sich wohl und sie sei sicher, nun werde ihr Leben in den richtigen Bahnen verlaufen. Im Laufe des Gesprächs fragte sie, was man von einem Treffen aller Familienangehörigen halte. Sie habe an Papas Geburtstag gedacht und sei bereit, sich gemeinsam mit Elvira um alles zu kümmern.
Klaus und Anja hatten gegen diese Idee nichts einzuwenden. Zuletzt hatten sie sich zu ihrer Hochzeit getroffen. Die geschiedenen Eltern waren sich in der großen Gesellschaft aus dem Weg gegangen. Anja war bereit, mit Mutter und Stiefvater darüber zu reden, ob sie zu einer wesentlich kleineren Feier kommen würden.
In der Erde träumt er vom Licht.
Die Wurzeln suchen nach Wasser.
Ein Trieb die Erde durchbricht.
Der Boden wurde nasser.
Dann kommt die Sonne hervor.
Der Boden wird trocken.
Grün reckt sich die Pflanze empor.
Die Sonnenstrahlen locken.
So wächst jede Generation
aus tiefem Dunkel ins Licht.
Was wusste der Keim davon?
Er kannte die Zukunft nicht.
Lang ist die Vergangenheit,
unterschiedlich die Lebensfahrt.
Zukunft ist Unendlichkeit.
Gelebt wird in der Gegenwart.