Menschensohn - Brigitte Welters - E-Book

Menschensohn E-Book

Brigitte Welters

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Beschreibung

Was ist der Mensch, wer ist Gott - und der Menschensohn? Das Wort bekam durch eine Vision des Propheten Daniel eine mythische Bedeutung. Im Neuen Testament übernahm Jesus diesen Titel. Die Offenbarung des Johannes bezeichnet den Weltenrichter so. Ist Menschensohn also ein anderes Wort für Gott?

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INHALT

Einleitung

Daniel

Der Mensch

Menschen sind unterschiedlich

Gott

Das Himmelreich

Der Menschensohn – Sohn Gottes

Dankgebet

Leben und Tod

Der Ewige

Tempel Gottes

Gottes Wohnung

Anfang und Ende schließen den Kreis

Unsere Welt

EINLEITUNG

Nach der Wortbedeutung ist ein Menschensohn nichts anderes als ein Mann. In der Apokalyptik ist das Wort eine mythische Bezeichnung. Das geht zurück auf eine Vision des Propheten Daniel. Er hatte eine himmlische Erscheinung, die einem Menschen glich. In den Evangelien sieht man diese Gestalt in Jesus, der in der Offenbarung des Johannes als Weltenrichter erscheint.

Daniel war ein junger Mann der jüdischen Oberschicht, den König Nebukadnezar zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft Israels an seinen Hof holte, wo er gemeinsam mit anderen jungen Leuten ausgebildet wurde. Daniel gab seinen Glauben nicht auf, obwohl es von ihm erwartet wurde. Er hielt an seinem Gott fest.

Jesus war kein Religionsstifter. Davon wollte er die Menschheit befreien und sie in die Gotteskindschaft zurückführen. Er sprach von sich als Menschensohn, wenn er den Bezug zu seiner himmlischen Herkunft herstellen wollte und vermied die ebenso richtige Bezeichnung Gottessohn.

DANIEL

Daniel wurde aus der Heimat geraubt,

hat aber weiter an Gott geglaubt.

Er war lernbegierig und voll Zuversicht.

Er tat auch immer seine Pflicht.

Gott gab ihm Weisheit und Verstand,

hielt über ihn seine Hand,

schützte ihn vor bösen Intrigen.

Gott allein wird am Ende siegen.

Gott gab Daniel das Talent,

dass er die Bedeutung der Träume kennt

des Königs. In einer eigenen Vision

zeigte Gott ihm dann den Menschensohn.

DER MENSCH

Je nach dem, wen man fragt, ist der Mensch die höchste Entwicklungsstufe der Evolution oder die Krone der Schöpfung. Beides bedeutet, dass es vor ihm etwas gab, das durch seine Entstehung abgeschlossen wurde. Dann konnte Neues beginnen oder es entwickelt sich weiter, weil nichts auf der Erde vollkommen ist. Vollkommenheit braucht wie alles ein Gegenüber.

Die heutige Weltbevölkerung ist vielfacher als am Anfang, als die ersten Menschen sich ihrer Einzigartigkeit bewusst wurden. Sie pflanzten sich fort, erkannten einen ewigen Kreislauf und müssen Anfang und Ende des eigenen Lebens akzeptieren.

Ohne Anfang und ohne Ende ist nur die Ewigkeit als geschlossener Kreis im göttlichen Licht der Liebe. Der allmächtige Gott ist das Gegenteil vom Nichts und von der Finsternis. Er machte die Zeit zum Gegenpol der Ewigkeit und ordnete das Chaos, das vielleicht durch den Urknall entstand, von dem niemand sicher sagen kann, ob es ihn gab und was da explodierte.

Wie und wodurch entstanden das Leben und die Erde? Warum ist die Lebenszeit des Einzelnen begrenzt? „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“, beginnt der biblische Bericht. Davor war nichts als Finsternis. Über der Urflut schwebte Gottes Geist und Gott sprach: „Es werde Licht“.

Es folgen zwei unterschiedliche Berichte, die sich zu widersprechen scheinen. Es heißt, am sechsten Tag erschuf Gott als letztes den Menschen nach seinem Bilde als Mann und Frau. Er segnete sie und trug ihnen auf: Seid fruchtbar und mehret euch. Dann übergab er ihnen die ganze Erde und machte sie zu deren Verwalter. Gott fand, dass alles sehr gut gelungen sei und erklärte den siebten Tag zum heraus gehobenen, heiligen Ruhetag. Sieben ist die Zahl der Vollendung, eine Schlüsselzahl zwischen Himmel und Erde.

In der weiteren Geschichte formte Gott den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies ihm seinen Lebensatem in die Nase. Er schuf den Garten Eden mit herrlichen Pflanzen und Bäumen, setzte den Menschen hinein und erkannte: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Wo war die Frau geblieben, die er doch vorher schon erschaffen hatte?

Als Erklärung erfand man ein sehr unwahrscheinliches Märchen. Die erste Frau Adams soll Lilith gewesen sein, die ihn verließ. Als Gott nach dem Ruhetag sein Werk noch einmal betrachtete, war Adam also allein. Unter allen Geschöpfen wurde keine Partnerin für ihn gefunden. Deshalb formte Gott aus einem Teil von Adam Eva und gebot dem Paar noch einmal: „Seid fruchtbar und mehret euch.“ Lilith kam angeblich als Schlange zurück und verführte Eva zum Ungehorsam. Wollte sie Adam zurückgewinnen? Gott verfluchte sie daraufhin. In der Bibel im Buch Jesaja wird Lilith als Nachtgespenst im verwüsteten Edom erwähnt.

Ich kannte die Bibel noch nicht, als mir als Kind auffiel, Männer haben Brustwarzen aber keine Brüste wie Frauen. Meine Schlussfolgerung war, der erste Mensch müsse beides in einem gewesen sein. Dann hätten sich Männer und Frauen auseinanderentwickelt, weil nicht alle stillen wollten.

Die augenblicklich moderne Gender- und Queerdenker-Szene scheint von einer Umkehrung meiner kindlichen Theorie auszugehen. Jeder kann angeblich selbst bestimmen, was er sein will. Doch die Mehrheit der Menschen ist nicht sowohl als auch. Das biologische Geschlecht ist männlich oder weiblich. Wie sich der einzelne fühlt und verhält, ist davon unabhängig. Kinder zeugen und gebären kann jedenfalls nicht jeder, der es möchte, sondern nur, wer die entsprechenden Organe hat.

Die Schöpfungsgeschichte in der Bibel besteht aus zwei Teilen. Sie beginnt in der Ewigkeit mit einer Übersicht über Dauer und Ablauf in sechs Abschnitten. Es ist zwar von Tagen die Rede, doch sie entsprechen nicht unserer Zeitrechnung, die es noch nicht gab.

Zuerst schuf Gott das Licht und trennte es von der Finsternis. So entstanden Tag und Nacht. Dann umgab er den Erdball mit der Atmosphäre und nannte sie Himmel. Er schied das trockene Land von den Wassermassen, damit sich auf der Erde die Natur mit Gras, Kraut und Bäumen entwickeln konnte. Dann war das Weltall dran. Gott schuf Sonne, Mond und Sterne, und nun konnte es die Zeit, wie wir sie kennen, geben.

Noch fehlte das eigentliche Leben. Damit begann Gott am fünften Tag, indem er das Meer mit Fischen und die Luft mit Vögeln bevölkerte. Als letztes bekam auch die inzwischen begrünte Erde ihre Bewohner. Das war am sechsten Schöpfungstag. Dann folgte der Ruhetag.

Nach der jüdischen Religion beginnt ein Tag am Vorabend nach Sonnenuntergang, denn bevor Gott sprach es werde Licht, war es finster. Die Zeit wurde in Tagesstunden und Nachtwachen eingeteilt. Unsere Zeitrechnung berücksichtigt die wechselnde Tageslänge der Jahreszeiten und lässt jeden Tag um Mitternacht beginnen, ebenfalls in der Finsternis. Wir zählen die Stunden durchgehend von null bis vierundzwanzig Uhr.

Der zweite Teil der Schöpfungsgeschichte ergänzt Einzelheiten. Nachdem Land und Meer getrennt waren, stieg aus der Erde Feuchtigkeit auf. Es wurde neblig und Gottes Saat keimte im Boden. Weil die Wärme der Sonne fehlte, konnten sich keine Regenwolken bilden. Gott war noch nicht fertig. Während sich die Pflanzen in der Natur entwickelten, widmete er sich der Erschaffung des Sternenhimmels, der Zeit und der Tierwelt. Es waren sehr viele unterschiedliche Arten. Er fand, dass durch sein Wort alles gut gelungen war.

Gott wünschte sich aber Partner, mit denen gemeinsam er sich um die Schöpfung kümmern wollte. Er berührte den Ackerboden und formte eine Gestalt aus Erde. Durch seinen göttlichen Atem wurde es eine lebendige Seele mit Geist. Das Wesen war Gott ähnlich, konnte mit ihm sprechen, denken, fühlen und planen. Der erste Mensch hatte das Licht der Welt erblickt und war eine Einheit aus Körper, Seele und Geist. Gott setzte ihn in einen wunderschönen Garten. Dort sollte er sich vermehren und später über die ganze Erde ausbreiten. Doch dazu durfte er nicht allein bleiben.

Also ließ Gott ihn in einen tiefen Schlaf fallen und teilte ihn in Mann und Frau. Er klonte ihn gewissermaßen, denn er wollte keine verschiedenen Rassen wie bei den Tieren. Darauf achtete er auch später, als Luzifers Engel sich mit den Töchtern der Menschen verbanden. Die Nachkommen blieben gottähnliche Menschen, unabhängig von ihrem Aussehen, seine geliebten Kinder.

Jeder Mensch ist ein Unikat wie Gott. Alle sind völlig gleichwertig. Adam war glücklich, als er erwachte und Eva sah. Sie sollten Freude aneinander haben, sich gemeinsam fortpflanzen, den herrlichen Garten genießen und jeden siebten Tag mit Gott gemeinsam feiern. Der sechste Tag endete mit Gottes Feststellung, dass nun alles sehr gut sei. Leider dauerte der paradiesische Zustand nur bis die Schlange erschien.

Gott war nicht allein, als er sagte „lasst uns Menschen machen“. Er meinte nicht die Engel, von denen später in der Heiligen Schrift erzählt wird, sondern das Wort, das er selbst ist, also den Logos, der später Mensch wurde als Jesus Christus, sowie Sophia, die Weisheit, Gottes weibliche Seite, Partnerin des Logos. Heute sprechen wir von Dreieinigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Dabei wird die weibliche Seite leider ausgeklammert, inzwischen deshalb gern Geistkraft genannt.

Der Erzengel Luzifer, Engel des Lichts, war eifersüchtig. Er wäre gern Gott gleichgestellt an seiner Seite gewesen wie das Wort und die Weisheit. Die Menschen waren eine unerwünschte Konkurrenz. Sie stehen Gott näher als die Engel. Luzifer überlegte nicht lange. Er bedachte nicht, dass er sich selbst schaden könnte, und erschien im Garten Eden als Schlange. Die Menschen waren noch ohne Argwohn. Durch Lügen würde er sie von Gott trennen. Doch dann blieb nicht nur den Menschen, sondern auch ihm der Himmel verschlossen. Er wurde von Gott verflucht und Herr der Finsternis, der die Menschen bis heute täuscht.

Als die Schlange fragte: „Sollte Gott wirklich gesagt haben?“ kamen Eva Zweifel. Vielleicht hatten sie ihn falsch verstanden? Adam hätte einwenden müssen: „Lass uns mit Gott darüber sprechen, was richtig ist.“ Doch er sagte nichts, nahm die ihm angebotene Frucht und gab später Eva und Gott selbst die Schuld für seinen Ungehorsam.

Damit war das Paradies verloren und die Angst geboren. Gott wurde gegenüber der irdischen Welt unsichtbar. Er bekleidete seine Kinder und gab ihnen Hinweise für ihr künftiges Leben auf der Erde, das schwer werden würde. Sie mussten alles selbst gestalten und haben bis heute die alleinige Verantwortung für ihr Handeln.

Gottes Segen gegenüber steht der Fluch der Gottesferne. Das irdische Leben ist begrenzt. Der Zugang zum Baum des Lebens ist versperrt. Jede Generation muss seither sterben. Eva wird ihre Kinder mit Schmerzen gebären, erhielt aber die Zusage, einer ihrer Nachkommen werde Tod und Teufel eines Tages besiegen.

***

Gott hatte den Menschen mit vielen kreativen Fähigkeiten ausgestattet, die ihm natürlich blieben. Ebenso behielt er die Freiheit, alle persönlichen Talente unabhängig vom biologischen Geschlecht zu entfalten und freie Entscheidungen zu treffen.

Eine unbeschränkte Freiheit ist so gefährlich wie eine Brücke ohne Geländer über einen tosenden Fluss. Nur wenige wagen es, sie ohne Angst zu betreten. Man braucht einen Halt. Auch Freiheit braucht eine Begrenzung. Die hat Gott für das menschliche Miteinander gegeben, doch sie wird als Gängelung abgelehnt.

Nun regiert die Angst die Welt. Wir versuchen sie zu verdrängen, doch sie sitzt tief. Wenn Gott einen Menschen anspricht oder Engel sendet, ist der erste Satz deshalb: „Fürchte dich nicht.“ Jesus sagte seinen Jüngern vor 2000 Jahren: „In der Welt habt ihr Angst, aber ich habe die Welt überwunden.“