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Das Buch "Tiefdruckgebiete im Kopf - Ein Leben mit Depression" bietet einen Einblick in das Thema für Ratsuchende und deren Angehörige.
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Seitenzahl: 62
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Für N. und T.,
1 Verletzte Gefühle, verletzte Seele
Tagebuchauszug: Es ist so anders
2 Was ist eine Depression?
2.1 Depressionsspirale
Tagebuchauszug: Ich bin nicht wichtig
3 Ursachen - Wodurch kann eine Depression entstehen?
3.1 Warum ausgerechnet ich?
3.2 Ursachen bei Kindern und Jugendlichen
3.3 Persönliche Sicht
Tagebuchauszug: Unter vielen allein
4 Anzeichen einer Depression
4.1 Hauptsymptome / Zusatzsymptome
4.2 Denken- Fühlen- Handeln- körperliche Beschwerden
4.3 Symptome bei Kindern und Jugendlichen
4.4 Symptome während einer manischen Phase
Tagebuchauszug: Dein Schweigen
5 Formen - Depression ist nicht gleich Depression
5.1 Variante der Unterscheidung
5.2 Klassifikation nach ICD 10
Tagebuchauszug: Eine andere Wahrheit
6 Depression - eine Tablette und es ist alles gut?
Tagebuchauszug: Du tust mir weh
7 Selbsttest
Tagebuchauszug: Chaos im Kopf
8 Behandlung einer Depression
8.1 Diagnose
8.2 Behandlungsmethoden
8.2.1 Psychopharmakologische Behandlungsmethoden
8.2.2 Psychotherapeutische Behandlungsmethoden
8.2.3 Weitere mögliche Behandlungsmethoden
8.2.4 Anwendbarkeit
8.2.4.1 Im Zusammenhang mit Bindungsunsicherheit
8.3 Hürden für eine erfolgreiche Behandlung
Tagebuchauszug: Die Angst, dich zu verlieren
9 Leben mit Depression
9.1 Selbstbild eines depressiven Menschen
9.2 Depressive Denkfehler
9.3 Folgen einer Depression
9.4 Vom Suizidplan bis zum Selbstmord
9.5 Was kann man tun?
Tagebuchauszug: Immer wieder ich
10 Der Umgang mit einem Depressiven
Tagebuchauszug: Wir hatten doch noch Pläne
11 Linktipps
12 Adressen und Links
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Ich bin nichts.
Ich kann nichts.
Das Leben hat keinen Sinn mehr.
Die meisten kennen wohl die Situation, in der man sich entnervt bildlich die Haare rauft und das Gefühl hat, dass alle um einen herum buchstäblich vom Wahnsinn gebissen sind. Nicht selten mischt sich in die Situation der Gedanken "ich dreh gleich durch". Tatsächlich aber lastet in den Momenten bereits eine Menge auf der Seele und es bedarf wirklich nicht mehr viel, was das berühmte Fass zum Überlaufen bringt. Doch das ist weder ungewöhnlich noch ein Anzeichen einer psychischen Erkrankung. Letztlich steht jeder Mensch der täglichen Herausforderung gegenüber, eine Balance zwischen Gefühlen, Beziehungen, eigenen und fremden Erwartungen zu finden. Das fällt nicht immer gerade leicht und ob bzw. wie gut uns das gelingt, hängt von reichlich vielen individuellen Gegebenheiten ab.
So ist es nachvollziehbar, wenn wir uns bei Erfolgen freuen und in belastenden Situationen traurig, enttäuscht oder auch verärgert und unzufrieden reagieren. Gefühle wie bspw. Freude, Traurigkeit und Angst sind feste Bestandteile unserer Persönlichkeit. Und wir alle kennen die Momente, in denen wir einfach zu nichts zu bewegen sind. Ein Streit oder gar die Trennung von der besten Freundin kann uns buchstäblich lähmen. Wir bemerken, wie schnell wir alles verlieren können, wie verletzbar das noch gerade erlebte Glück sein kann. Sicherlich können wir uns auch vorstellen, was derjenige empfindet, der den Verlust eines geliebten Menschen akzeptieren muss, der akut von Arbeitslosigkeit bedroht ist oder sich einer Aufgabe ausgesetzt fühlt, die er nicht zu bewältigen weiß. Sie alle können den Menschen aus dem Gleichgewicht geraten lassen. Und wenn wir darüber nachdenken, wie sehr wir in den Situationen innerlich aufgewühlt wären, kann ein Unbeteiligter möglicherweise durchaus an uns Stimmungsschwankungen oder auch ein Stimmungstief wahrnehmen. Doch genau an dieser Stelle zeigt sich, ob es sich um eine vorübergehende Gefühlssituation handelt. Denn so lähmend und traurig wir eine Situation auch empfinden mögen, es gelingt uns meistens dennoch, wenigstens kurz dieser zu entschwinden, sich auf Anstehendes zu konzentrieren, uns abzulenken. Doch die Ereignisse können auch so tief einschneidend sein, dass sie in uns manches durcheinander geraten lassen. Möglicherweise rückt unser Stimmungstief mit aller Traurigkeit und Niedergeschlagenheit oder auch emotionaler Leere nicht mehr von unserer Seite. Das geliebte Hobby, auch das Lieblingslokal sind uns so egal geworden, und es scheint, dass allmählich auch unser Körper rebelliert. - Ein Bündel dem wir hilflos ausgesetzt sind, welches uns den Alltag zu meistern und Aufgaben zu bewältigen schlichtweg erschwert. Doch auch Anzeichen, selbst wenn wir es nicht wahrhaben wollen, die auf eine Depression hinweisen können. Doch was heißt das konkret?
Gefühle gehören zur Persönlichkeit. Erst eine spezifische Konstellation von Symptomen, ihre Intensität und Dauer verwandeln das normale Erleben in krankhaftes Leid.
Spricht man von Depression haben die meisten eine ungefähre Idee, um was es sich handelt und davon, dass es viele betrifft und sie selbst schon mal nicht. Schließlich sei man normal, schon immer gewesen. Normal? Was heißt das? Um nicht in philosophische Verstrickungen zu geraten und dennoch darin zu enden, dass jeder seine eigene Definition hat, beschäftigen wir uns lieber mit dem Thema an sich.
Der Körper sendet Signale, wenn etwas nicht stimmt. Fieber ist ein Beispiel - und die wenigsten kennen nicht mindestens ein, zwei überlieferte Hausmittelchen dagegen. Auch unsere Seele sendet Signale, wenn sie verletzt ist. Doch wir reagieren nicht mit gleicher Sicherheit. Es ist eben kein sichtbarer Schnupfen, sondern irgendwas in uns drin, was aus dem Gleichgewicht geraten ist. Hätten wir uns in den Finger geschnitten, wüssten wir die Wunde mit einem Pflaster zu versorgen. Doch ein Pflaster für die Seele? Für Betroffene und Angehörige die Herausforderung zu erkennen, ob die seelischen Verstimmung bereits Anzeichen einer Erkrankung enthält. Warum es eine Herausforderung darstellt, wird gleich sichtbar.
Zunächst - was ist eine Depression? Allgemein gesagt: "… eine weit verbreitete psychische Störung, die durch Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefühle und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen gekennzeichnet sein kann.…" (WHO, o. J.). Symptome, die also jedem schon einmal in irgendeiner Form begegnet sind. Oft werden derartige Verstimmungen, bis hin zu Krisen durch Familie, Freunde oder bereits Abwechslung aufgefangen, manchmal aber eben auch nicht. So kann beinahe unbemerkt eine Depression entstehen, die therapiert werden kann und muss. Es ist nun auch nicht weiter verwunderlich, dass von Depressionen sowohl Frauen als auch Männer sowie Kinder und Jugendliche betroffen sein können. Um einmal Zahlen zu nennen: Nach WHO-Aussage leben weltweit etwa 121 Menschen mit einer Depression (vgl. BMBF, 2013). Allein in Deutschland gibt es im Jahr 2011 etwa 4 Millionen behandlungsbedürftige depressive Menschen (vgl. Hegerl, 2011). Wenn man bedenkt, dass es zu gleicher Zeit in Deutschland ca. 81 Millionen Einwohner gibt (vgl. Destatis, 2012), sprechen wir also von 5% aller Einwohner, die unmittelbar an einer Depression leiden (vgl. Hegerl, 2011). Im Verlauf eines Lebens, wird gar jeder zweite bis dritte Mensch mit einer Depression zu kämpfen haben (vgl. Wewetzer, 2009, S. 1).
Geht man also davon aus, dass psychische Erkrankungen genauso weit verbreitet sind wie bspw. ein grippaler Infekt und die Dunkelziffer weitaus größer ist, verwundert es nicht, dass Depressionen die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit bilden (vgl. WIDGE.de, 2013).
Es scheint damit beinahe ein Phänomen zu sein, dass diese durchaus schwerwiegende Erkrankung innerhalb der Gesellschaft tabuisiert wird. Einem Prominenten wird eine Depression noch zugestanden, aber einem Mitmenschen aus dem eigenen Umfeld?