1,49 €
Seit mehr als 30 Jahren ist Sebastian Thiel Marathonläufer und Triathlet. Fast von Beginn an berichtet er in Briefen an einen Freund von seinen Wettkämpfen; angefangen von einem Extremlauf über knapp 70 Kilometer in den Schweizer Bergen, über Ironman-Triathlons bis hin zu Teilnahmen am Triple-Ultra-Triathlon, bei denen er 11,4 Kilometer schwamm, 540 Kilometer Rad fuhr und 126,6 Kilometer lief. In den Briefen schreibt Sebastian Thiel nicht nur über die sportlichen Aspekte wie Zeiten und Platzierungen, sondern mehr auch über sehr persönliche Dinge, die ihn zur Teilnahme an diesen extremen Ausdauerbelastungen motivieren. Im vorliegenden Bericht schreibt er über seine Vorbereitung und Teilnahme an der Triathlon Challenge in Roth 2006.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 23
[…] wie es sich gehört, gegenüber einer schönen Frau bringt man kein vernünftiges Wort zustande. Und das obwohl auch sie mir schöne Augen macht. [...] Vor dem Wettkampf versuchte ich, ihr Aussehen, ihren Gang und die Art, wie sie spricht aufzusaugen, um es in Erinnerung zu rufen, wenn es mir schlecht gehen sollte. Es klappte bedingt. Denn ich hätte nie gedacht, dass es mir so schlecht gehen würde, dass es mir nicht nur schwerfiel, die Erinnerung aufzurufen, sondern dass selbst sie kein Trost war […]
Berlin, den 4. Juli 2006
Lieber B.!
Wenn Du denkst, schlimmer geht es nicht mehr... Wenn Du denkst, du hast alles schon einmal erlebt... Nein, der Ironman hat immer noch eine Überraschung für Dich parat. Er quält Dich, du quälst Dich... Ich weiß gar nicht, ob ich das in Worte fassen kann, ob ich das irgendwie zu fassen kriege...
13:17:44 Stunden. Ins Ziel bin ich gekommen.
Alles geht mal los. Alles endet mal. Das ist das einzige, glaube ich, dass sicher ist. Dass alles einmal ein Ende hat, das musst Du irgendwo drin haben, das musst Du verinnerlicht haben. Sonst kommst Du nicht durch. Irgendwann, Du weißt nicht wann, das ist das schlimme, aber irgendwann ist es zu Ende. Das vergiss nie.
Es ging mit einem Anruf von Henrik los: Seine Freundin musste ins Krankenhaus und die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden kommen würden, war sehr gering. Es ging auch mit einer Nachricht im Autoradio los: Jan Ullrich darf bei der Tour de France nicht starten. Dopingverdacht. Nicht zu vergleichen natürlich. Aber es drückte auf Ruperts und meine Stimmung. In zwei Wochen wollten wir dabei sein, wenn er endlich wieder die Tour gewinnt. Und es ging mit einer Woche los, in der ich Ronja nicht mehr traf. Irgendwie kann ich sie und ihr Bild nicht festhalten und ich brauchte doch etwas, woran ich mich festhalten konnte, wenn ich am Main-Donau-Kanal entlang torkeln würde.
Aber es ging auch mit einer schönen Ferienwohnung los, mit einer lockeren einstündigen Fahrradtour bei bestem Wetter und mit Deutschlands Viertelfinalsieg gegen Argentinien bei der WM. Dann ging es wirklich los. Ich war wieder da. Und doch ... nicht richtig? Fünf Minuten liegen zwischen den Starts der einzelnen Gruppen. Fünf Minuten, in denen circa 300 Leute durch einen Durchgang schlüpfen, um ins Wasser zu gelangen und von wo aus dann noch ein paar Meter bis zur Startlinie zu schwimmen sind. Obwohl ich das wusste und kannte, war ich doch hinten dran. Ich paddelte noch mühsam vor, als schon der Startschuss ertönte. Wenigstens entging ich dadurch der Drängelei.