TRINKT DEN SAPHIRWEIN - Tanith Lee - E-Book

TRINKT DEN SAPHIRWEIN E-Book

Tanith Lee

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Beschreibung

Vier-BEE ist eine utopische Stadt. Eine Kuppelstadt, in der man lange lebt und wo man Körper, Geschlecht und Rasse nach Belieben wechselt.

Alles ist erlaubt, nur eines nicht: das Töten.

Der Erzähler – später: die Erzählerin - besucht oft den Turm der Geschichte und liest Bücher über vergangene Zeiten. Überraschenderweise ist er nicht der Einzige, der dies tut, denn als er mit einer seiner Freundinnen zusammenzieht, wird er von einem Rivalen zu einem altmodischen Duell bei Morgengrauen herausgefordert.

Der Erzähler tötet den Rivalen im Duell – eine ungeheuerliche Tat für den Rat der Stadt, die ihn nach einer chaotischen Gerichtsverhandlung, bei der auch der Getötete in seinem neuem Körper als Zeuge auftritt, in die lebensfeindliche Wüste außerhalb der Kuppelstadt verbannt. Er bekommt als Starthilfe einen neuen Körper (und entscheidet sich für einen weiblichen), Lebensmittel und Hilfsroboter.

Nun richtet sich die Erzählerin also in ihrem neuen Wüstenhaus ein.

Was sie nicht weiß, ist, dass sich um ihr Leben schnell eine Legende bildet und immer mehr „Auswanderer“ zu ihr stoßen, die vom Leben gelangweilt sind.

Der Rat der Stadt erkennt die Gefahr, die von der kleinen Kolonie in der Wüste ausgeht, und beschließt, etwas dagegen zu unternehmen...

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TANITH LEE

Trinkt den Saphirwein

Tanith Lee-Werkausgabe, Band 2

Roman

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Die Autorin 

Das Buch 

 

Glossar des Jong-Slangs  

Glossar allgemeiner Ausdrücke 

 

Erster Teil  

Zweiter Teil 

Dritter Teil  

Epilog 

 

Erläuterung von Konventionen, Institutionen und Geräten  

 

Die Autorin

Tanith Lee.

(* 19. September 1947, + 24. Mai 2015).

Tanith Lee war eine britische Horror-, Science Fiction- und Fantasy-Schriftstellerin und Verfasserin von Drehbüchern. Sie wurde viermal mit dem World Fantasy-Award ausgezeichnet (2013 für ihr Lebenswerk) und darüber hinaus mehrfach für den Nebula- und British Fantasy-Award nominiert.

Im Laufe ihrer Karriere schrieb sie über 90 Romane und etwa 300 Kurzgeschichten. Sie debütierte 1971 mit dem Kinderbuch The Dragonhoard; 1975  folgte mit The Birthgrave (dt. Im Herzen des Vulkans) ihr erster Roman für Erwachsene, der zugleich auch ihren literarischen Durchbruch markierte.

Tanith Lees Oevre ist gekennzeichnet von unangepassten Interpretationen von Märchen, Vampir-Geschichten und Mythen sowie den Themen Feminismus, Psychosen, Isolation und Sexualität; als wichtigsten literarischen Einfluss nannte sie Virginia Woolf und C.S. Lewis.

Zu ihren herausragendsten Werken zählen die Romane Trinkt den Saphirwein (1978), Sabella oder: Der letzte Vampir (1980),  Die Kinder der Wölfe (1981), Die Herrin des Deliriums (1986), Romeo und Julia in der Anderswelt (1986), die Scarabae-Trilogie (1992 bis 1994), Eva Fairdeath (1994), Vivia (1995), Faces Under Water (1998) und White As Snow (2000).

1988 gelang ihr mit Eine Madonna aus der Maschine (OT: A Madonna Of The Machine) ein herausragender Beitrag zum literarischen Cyberpunk; eine Neu-Übersetzung der Erzählung wird in der von Christian Dörge zusammengestellten Anthologie Cortexx Avenue enthalten sein.

Ihre wichtigsten Sammlungen von Kurzgeschichten und Erzählungen sind: Red As Blood/Tales From The Sisters Grimme (1983), The Gorgon And Other Beastly Tales (1985) und Nightshades: Thirteen Journeys Into Shadow.

Tanith Lee war seit 1992 mit dem Künstler John Kaiine verheiratet und lebte und arbeitete in Brighton/England.

Sie verstarb im Jahre 2015 im Alter von 67 Jahren.

Der Apex-Verlag widmet Tanith Lee eine umfangreiche Werkausgabe.

Das Buch

Vier-BEE ist eine utopische Stadt. Eine Kuppelstadt, in der man lange lebt und wo man Körper, Geschlecht und Rasse nach Belieben wechselt.

Alles ist erlaubt, nur eines nicht: das Töten.

Der Erzähler – später: die Erzählerin - besucht oft den Turm der Geschichte und liest Bücher über vergangene Zeiten. Überraschenderweise ist er nicht der Einzige, der dies tut, denn als er mit einer seiner Freundinnen zusammenzieht, wird er von einem Rivalen zu einem altmodischen Duell bei Morgengrauen herausgefordert.

Der Erzähler tötet den Rivalen im Duell – eine ungeheuerliche Tat für den Rat der Stadt, die ihn nach einer chaotischen Gerichtsverhandlung, bei der auch der Getötete in seinem neuem Körper als Zeuge auftritt, in die lebensfeindliche Wüste außerhalb der Kuppelstadt verbannt. Er bekommt als Starthilfe einen neuen Körper (und entscheidet sich für einen weiblichen), Lebensmittel und Hilfsroboter.

Nun richtet sich die Erzählerin also in ihrem neuen Wüstenhaus ein.

Was sie nicht weiß, ist, dass sich um ihr Leben schnell eine Legende bildet und immer mehr „Auswanderer“ zu ihr stoßen, die vom Leben gelangweilt sind.

Der Rat der Stadt erkennt die Gefahr, die von der kleinen Kolonie in der Wüste ausgeht und beschließt, etwas dagegen zu unternehmen...

Frühe Ausgaben von Trinkt den Samphirwein:

Glossar des Jong-Slangs

Dalika heftiger Streit

derisann lieblich, wunderschön

drod zu Tode gelangweilt sein

dramdik entsetzlich, das Abscheulichste

Eddlwi Hallo, guten Tag

Farasum Fluchwort

Flup obszöner Ausdruck, auf Weibliches gemünzt

Grax obszöner Ausdruck, auf Männliches gemünzt

insumat unübertroffen

krasch wunderbar, großartig

Promok Schwachsinniger

sölt schwer von Begriff, leicht zu übertölpeln

sulka gepflegt. (Von Jong nur für Nicht-Jong gebraucht.)

taski neurotisch

Telldrep siehe Flup

tsaradann verrückt, wahnsinnig

Unk milder Ausruf, wie Menschenskind!

Uuma Liebling, Schatz

Uuma-kasma zärtlichstes Kosewort, selten gebraucht

Vixaxn Sinn unklar, aber offenbar höchst obszön

  Glossar allgemeiner Ausdrücke

Glar Früher Vier-BEE-Titel, ähnlich Professor. Die Bezeichnung hielt sich als höflicher Name für QR-Lehrer an den Hypnoschulen, war im Übrigen aber nicht mehr gebräuchlich.

Mitt-Fräk Mittelperiode jedes Fräk, Dauer vierzig Einheiten.

Rorl Vier-BEE-Entsprechung eines Jahrhunderts

Split Vier-BEE-Minute

Einheit Vier-BEE-Tag

Fräk Zeitraum von einhundert Einheiten

  Erster Teil

 

  1 . 

 

 »Hergal«, sagte ich, »wenn du das noch einmal sagst, haue ich dich persönlich durch die Wand.«

Hergal sah mich mit ernsthaftem Staunen an.

»Na gut«, sagte er und sagte es. Er wirkte auch nicht überrascht, als ich aufstand und genau das tat, was ich versprochen hatte. Vielleicht wollte er mir nur einen Gefallen tun. Als er dalag, auf der anderen Seite der Wand, umgeben von zersplittertem Seidenkristall; fügte ich hinzu: »Du bist wohl ein viel zu großer Ignorant, um zu wissen, was nun kommt.«

»Absolut«, sagte Hergal, während er glitzernde Splitter aus seinem langen Orangenhaar zupfte und verschütteten Orangenwein aus seinen Ärmeln wand.

»Säbel im Morgengrauen«, sagte ich, »oder Pistolen. Such es dir aus. Ich bin der Herausforderer, also hast du die Wahl der Waffen.«

»Du bist also doch wieder an den Geschichtsarchiven gewesen«, sagte Hergal, »und wie ich vor unserer kleinen Dalika eben bemerkte, bringt es dich ganz durcheinander, die Hälfte der Zeit ein Mann zu sein, alte Uuma. Du bist vorwiegend weiblich, warum willst du dann nicht  - «

Keine Chance, zu Ende zu sprechen. Ich hieb ihn wieder auf den Boden.

Er starrte mich jämmerlich an.

»Säbel?« fragte ich. »Oder Pistolen?«

»Grax«, sagte Hergal. »Wenn du auf antiken Adel machen willst, dann tu das im Abenteuer-Palast, wie alle anderen auch.«

Und so funkelten wir uns, nachdem wir wieder auf unseren goldbeschuhten Füßen standen, kurze Zeit an, wonach er in den Morgen hinausschritt und einen der gängigen Jong-Schlager vor sich hin pfiff: Lieben will ich dich allein, denn du bist so derisann.  

 Ungefähr zwanzig Roboter und QR unterschiedlichen Aussehens, aber gleichermaßen unfreundlich, gingen auf mich los, so dass ich ebenfalls das kleine Restaurant an der Kristall-Terrasse verließ und in der entgegengesetzten Richtung von meinem Freund, Gefährten und Kumpel, Hergal dem Ekligen, auf dem Kristall-Gehweg davon eilte.

 

 Um ganz offen zu sein, was mich fertigmachte, war die reine Logik von Hergals Schlussfolgerungen. Gewiss, ich war wieder an den Geschichtsarchiven gewesen. Gewiss, vorwiegend weiblich wie ich war, existierte ich nun schon seit fast drei Fräk ununterbrochen als Mann. Natürlich hatte es eine Reihe verschiedener Körper gegeben, aber sie sahen einander alle sehr ähnlich.

   Es gab viele wie Zirk, die, wenn männlich, zu schlaksigen Heldentypen mit Schultern von der Breite der Ratshallentüren neigten, zu sich wölbender Bronzemuskulatur und großmäuliger Art - was Zirk, wenn weiblich, dadurch ausglich, dass er an die neunzig Zentimeter groß war, zerbrechlich wie Porzellan und scheu wie ein Sand-Hase von Vier-BOO. Dann gab es solche wie Kley, der, wenn männlich, eine stille, wohlerzogene Null war und in Mädchenform zu einem tobenden Drachen wurde. Ich dagegen blieb so oder so fast ziemlich gleich. Stets zur Gewalttat neigend, zu Ritterlichkeit und allgemeiner Launenhaftigkeit, färbten die Größe meiner Brüste oder andersartiger Anhängsel, die ich zufällig an mir hatte, die Situation nicht in beträchtlichem Maße jedenfalls nehme ich das an. Aber mein spezieller Kreis, der sich, wie die meisten Jong-Kreise, in den letzten zwölf Fräk erweitert hatte, war empfindlich geworden, was meine ewige Männlichkeit anging - wie Hergal das zu nennen beliebte. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass Hergal, selbst vorwiegend männlich, mein Eindringen in seine Reservate missbilligte. Er und ich kamen gut miteinander aus, wenn er weiblich und ich männlich war, aber mir war aufgefallen, während die Zeit dahin glitschte, dass die Fetzen flogen, wenn wir einer Art waren. Ein weiterer Punkt, der Hergal männlich bei mir männlich störte, war vielleicht mein überragender Erfolg beim weiblichen Kontingent der Gruppe.

 Thinta begann tatsächlich langsam unangenehm zu werden.

 »Um dich muss man sich kümmern«, pflegte sie zu sagen. »Du brauchst jemanden, der dich im Auge behält. Du erinnerst dich an die Geschichte von damals. Ich habe sie nicht vergessen, und der Rat auch nicht, darauf kannst du dich verlassen.« Und dann, während ihre Katzenaugen mich anglühten: »Wir heiraten zu Mitt-Fräk, du kannst zu mir kommen und bei mir leben, und alles wird einfach krasch sein.«

 Thintas Heim war einer der überall zu findenden Paläste von Vier-BEE, mit sieben Smaragdtürmen, jeder von unten bis oben mit hellgrünen Katzen vollgestopft. Thinta hatte schon immer einen Katzen-Komplex gehabt, der Einheit für Einheit schlimmer zu werden schien. Wenn man bei ihr zu Hause eine Tür öffnete, fiel eine Katze heraus; legte man sich bei ihr auf ein Sofa, sprang sofort eine Katze auf einen herunter. Sich dort mit Thinta zu lieben, konnte eine Strapaze sein. Beim ersten Mal hatte ich geglaubt, es sei Thinta, die wimmerte und diese langen, glühenden Kratzspuren an meinem Rücken hinterließ, aber es war nicht Thinta gewesen, sondern drei von Thintas Katzen.

»Nein, danke, Thinta«, sagte ich. »Wir können für eine Einheit heiraten, ja, aber wir gehen zu den Schwebeanlagen.«

Aber Thinta behielt mich trotzdem gern. Sie meldete sich oft mitten in der Nacht, weckte mich aus tiefem Schlaf und fragte:

 »Wie geht es dir?«

Sie tauchte zu den unpassendsten Stunden des Tages auf und sagte: »Bist du sicher?«

Inzwischen erschien Zirk, wie ein Sand-Hase, schüchtern an den Tischen der Restaurants, wo ich aß, oder auf der Oberfläche der Wasserschuhlauf-Becken und flüsterte stockend: »Oh, Eddlwi, Uuma. Dass ich dich hier treffe!«

 Und Mirri, Hergals letzte Liebe, die er persönlich in unseren Kreis gebracht und mit der er so viele geheime Stunden verbracht hatte, verfolgte mich jetzt die Fahr-Schienen, Gehwege und Himmelskorridore von Vier-BEE hinauf und hinunter, während ihr Haar wie eine Regenbogen-Flagge flatterte und ihr Gesicht von Raubtierinstinkten erhellt war. Selbst bei Hergal erinnere ich mich undeutlich, dass er um Mitternacht in weiblicher Form erschien und auf faszinierte, berechnende Art sagte: »Weißt du, ich glaube, ich fange langsam an, dich zu begreifen.«

 Die Szene mit Hergal in Cristal Air hatte sich aber ergeben, weil wir gehört hatten, dass Danor von Vier-BAA zurückkam. Danor und ich. Das war lange vorbei.

Danor und ich und die alberne, schlimme Sequenz vor so vielen Fräk, als sie - damals er, ich sie - mir erklärt hatte, er könne nicht lieben und Gefallen daran finden. Danor aus einem Fenster in den Schwebewolken springend und zig Meter in die Stadt hinabfallend - sinnlose Tat, weil die Roboter bei ihm sein und ihn innerhalb der einen Stunde in einen neuen Körper versetzt haben würden - aber ganz genau so, als sei ihm ernst damit... Für mich war dieser Vorfall jetzt auf irgendeine Weise der Anfang dessen, was mit mir geschah, all der Dinge, die mir damals zustießen, zwölf Fräk in meiner eigenen Vergangenheit. Meines Kampfes gegen die Welt, das Schnappen und Beißen eines wilden Tieres nach der Sonne. Wenn ich über die Schulter blicke, sehe ich in der Verwüstung den Kampf, eine Herausforderung zu finden, den wilden Versuch, ein Kind zu machen und den tödlichen Fehler, der das Kind in seinem kristallenen Zwielicht tötete; die verrückte Beziehung - die einzige Beziehung, die mir etwas galt, meine Liebe und Verbindung mit dem Liebling, den ich nie nannte, bis es zu spät war. Mein Liebling, der starb. Tod, überall Tod, Tod in dieser Gesellschaft, wo niemand stirbt...

»Möchte wissen, welches Geschlecht Danor für die Heimkehr annimmt«, sagte Hergal und sah mich durch seine Aprikosenwimpern verstohlen an.

»Weiblich«, sagte ich.

»Ja, dabei ist sie eine Weile geblieben«, meinte Hergal.

Vielleicht hatte er erraten, weshalb - weil sie sagte, es sei leichter so Leidenschaft vorzutäuschen. Zum Glück las sie nie in den Geschichtsarchiven, wie ich es getan und unter den anderen kleinen Schrecknissen den ironischen Essay über Frigidität gefunden hatte, der über zehn Rorl alt war.

»Allerdings ist sie lange genug in BAA gewesen, um über ihr ewiges Mädchentum hinweg zu kommen«, sagte Hergal. »Dann seid nur ihr zwei, Hatta und du, die Sonderlinge im Kreis.«

Ich ärgerte mich, ehrlich gesagt, darüber, mit Hatta auf eine Stufe gestellt zu werden, den wir draußen eben hatten vorbei huschen sehen, mit dem Aussehen eines scharlachroten Ballons auf drei Beinen, der gleichzeitig vom Blitz und der Pest gestreift worden war. Hatta hatte ebenfalls Messer in mein Herz geschleudert, aber das lag, zusammen mit allem anderen, weit zurück. Jetzt schien er sich mit einer Haltung giftigen Erfindungsreichtums um seine zwanghafte Hässlichkeit zu bekümmern, die beinahe für ihn einnahm. Jeder Körper war schlimmer als der vorige, was eigentlich unmöglich sein musste. Vielleicht hoffte er, wir würden bei seinem Anblick, wenn er zum Kristallfenster hinein lugte, unsere Viertmahlzeit von uns geben.

»Hast du Mirri kürzlich gesehen?«, fragte ich Hergal beiläufig.

Auch ich besaß ein Arsenal.

»Mit dir«, sagte Hergal, »aber rechne nicht damit, es mit Danor zu schaffen. Danor ist ausgeflippt, als du ausgeflippt bist, und sie hat BEE verlassen, um von dir wegzukommen. Deshalb ist dies das erste Mal, dass sie zurückkommt.«

»Wie schmeichelhaft, eine so tiefgreifende Wirkung zu hinterlassen«, sagte ich.

»Hör zu«, sagte Hergal, »du sitzt da oben auf deinem Hintern im Geschichts-Turm, im Staub mit zwei rostigen Robotern, die nicht einmal wissen, was für ein Rorl wir schreiben. Du liest von Dingen, die es nicht mehr gibt und nie wieder geben wird. Abenteuer, Kriege, Krankheit, veraltete gesellschaftliche Verhaltensweisen - Dichter.« Das letzte war eine Stichelei gegen mein Aussehen, von mir modelliert nach einer Art Mischung der romantischen, bleichen jungen Männer, die mit Massen gelockter schwarzer Haare, schmalen, geschmeidigen Körpern, scharf geschnittenen Zügen und großen, schattengefleckten blauen Opalen als Augen von uralten Zeichnungen einer verschwundenen intellektuellen Welt dreidimensional auf die Geschichts-Wände projiziert wurden. Alle diese Wesen sterben traditionell jung - an uralten, nie gehörten Krankheiten der Lunge, auf See, bei Schlachten, in brennenden Flugzeugen und durch unerwartete Unfälle. Das schien von ihnen verlangt zu werden, und ich will nicht behaupten, ich hätte ihnen nie in die hübschen, tragischen Gesichter gelacht. Ein Tod dieser Art war selbst für mich schwer zu begreifen, hier, wo der Tod menschliches Leben nie auf Dauer bedrohte. Man stelle sich die Mienen dieser Dichter vor, gerettet von den Robotern in Vier-BEE, neu in Fleisch aus der Limbus-Wanne gekleidet. Soll das heißen, dass ich nun doch noch weitere Verse für mein verdammtes Gedicht schreiben muss? Wie unaussprechbar dramdik.

»Hör mal«, fing Hergal wieder an, »du hast schon ewig deinen Körper nicht mehr gewechselt. Geh zum Limbus und mach das, und ich hole dich ab. Erinnerst du dich an deinen Körper mit der Zimthaut und dem Limonenhaar? Das war wirklich insumat.«

 »Du meinst den weiblichen Körper?«

 »Oh, ja«, sagte Hergal. »Warum lässt du ihn dir nicht wieder heraussuchen und bestellen? Dann können wir zwei uns ein paar Einheiten lang zusammentun.«

»Du weißt also ganz sicher, dass Danor weiblich zurückkommt«, sagte ich. Hergal sah mich an. Ich fügte hinzu: »Danor und ich haben ein altes Abkommen. Ich möchte sie nicht im Stich lassen. Vielleicht könntest du Mirri überreden. Ich sage ihr, dass ich etwas anderes vorhabe.«

»Du bekommst sie nur, weil du zu sieben Achteln immer noch eine von ihnen bist«, sagte Hergal. »Das ist Kannibalismus.«

»Wie gelehrt«, sagte ich. »Kann es sein, dass du auch im Geschichts-Turm gewesen bist? Wo du ja jetzt so viel freie Zeit hast...«  

»Du bist ein Außenseiter«, sagte Hergal. »Bist immer einer gewesen. Du gehst nicht in die Traumzimmer, weil du nicht einmal mehr einen Traum hinter dich bringen kannst, ohne ihn zu verpfuschen. Du versuchst, achtzig Rorl zurück in der Vergangenheit zu leben, weil du mit den Dingen, so wie sie sind, nicht zurechtkommst.«

»Du kannst es«, sagte ich. »Du hast aufgehört, dich auf das Sifar-Denkmal zu stürzen, und im vergangenen Mitt-Fräk hast du dich im Ilex-Park an einem Jadebaum erhängt, wo alle Kinder von der Hypnoschule dich sehen konnten. Wie wohl angepasst!«

»Wenn ich Jong hinter mir habe, werde ich wenigstens ein kleines Kind machen können, das in die Hypnoschule gehen wird, weil es mir nicht gelungen ist, das letzte zu vernichten«, sagte Hergal.

 Er hatte eindeutig im Geschichts-Turm herumgeschnüffelt.

 Die Ausdrücke waren archaisch, wie jetzt bei mir die Hälfte.

 Aber egal. Das war der Augenblick, als ich ihn durch die Wand hieb, und wir trennten uns.

 Trotz meiner Herausforderung hatte ich aber gewusst, dass er für ein Duell gar nicht in Frage kam, selbst wenn er davon gelesen hatte. Man brauchte sich Hergal nur vorzustellen, wie er im Morgengrauen auf zehn Schritt Abstand von der Schulter feuerte. Das Gähnen hätte ihn beim Zielen gestört.

 

 

 2. 

 

 »Eddlwi«, sagte eine scharfe, metallische Stimme. Ich erriet, wer es war, bevor ich mich umdrehte.

 »Na, wenn das nicht Kley ist«, sagte ich.

  Kley war im Augenblick weiblich, was so viel hieß wie Sieh dich vor, aber, als ich mich umschaute, in einem neuen Körper. Blendend. Haare wie Lava, Augen wie rohes Gold, Haut wie poliertes Messing, und todschick in Durchsichtiges, gemustert mit Golddolchen, gekleidet, während an ihrem Schamschild ein von allen antiken Meisterwerken ausgerechnet - Bronzetotenschädel grinste.

 »Ich muss sagen, du siehst bleich aus.«

 »Das ist der Sinn, Kley, mein Körper soll bleich aussehen.« »Ach ja. Du bist ein süchtiger Dichter, nicht?«

»Schwindsüchtig, Uuma, schwindsüchtig«, sagte ich.

 »Widerlich«, sagte sie. »Deine Einfälle sind einfach abstoßend.«

 »Und wie«, bestätigte ich. »So abstoßend wie drei Jong in einer Kuchenfabrik.«

 »Und dein Wortschatz!«, plärrte sie. »Diese Wörter! Fabrik? Was ist das denn?«

 »Ein Ort, wo sie Schallstöpsel machen«, sagte ich. ·

  Wir befanden uns auf der alten, nicht beweglichen Gehbahn, die hinter der Ratshalle Sektor Drei nach oben führt und schließlich den Geschichts-Turm erreicht. Es war eine entlegene Strecke, nicht oft benützt, weil der Turm selbst nur selten besucht wurde, so dass Kleys Eintreffen auf meinen Fersen so unerwartet wie unwillkommen war.

 »Du solltest dich zusammennehmen«, brüllte sie, und ihre Stimme prallte an die Stahlstatuen entlang der Gehbahn, von denen sie zurückgeworfen wurde. »In der ganzen Stadt hat sich dein Dalika mit Hergal herumgesprochen. Sogar die Kuna haben davon berichtet.«

»Juhu-u«, sagte ich. Ich hatte mich abgewandt und ging weiter, aber sie eilte mir nach und packte sogar mit goldbehandschuhten Fingern meinen Arm.

»Danor kommt bei Sonnenuntergang mit dem Himmelsboot zurück.«

»Ja, ich weiß.«

»Und du holst sie ab?«

»Kley«, sagte ich, »im Augenblick bin ich auf dem Weg zum Geschichts-Turm.«

»Oh, nein«, sagte sie, »du kommst mit mir. Ich habe das neueste Jong-Liebeshandbuch gelesen, Purpurner Höhepunkt. Du wirst mich für den Nachmittag heiraten, und wir machen alles, was da steht, einschließlich das Trapez mit der rotglühenden Sternpeitsche, und - «

»Kley«, sagte ich, »schau mich an. Sehe ich kräftig genug aus, so etwas durchhalten zu können?«

»Natürlich nicht«, fauchte sie. »So hast du den Körper machen lassen, oder? Aber wenn ich dich kenne - «

»Kley«, sagte ich, »du kennst mich nicht.«

 

 Im Gegensatz zu dem hellen, leuchtenden Geschichtsmuseum, wo man aus ein paar Rorl Bildaufzeichnungen und ähnliches Zeug aufbewahrte - war der Geschichts-Turm, Vorbote des Geheimnisvollen, passend schwarz, alt, düster und abweisend.

   Und die Fassade wirkte. Wie viele Leute gingen hin? Zweimal hatte ich, wenn ich ein paar alte Bildplatten betrachtete, in einem anderen Teil des Gebäudes jemanden rumoren können, wie er einen Flugboden hinauf- und hinabzischte. Und einmal war eine Alt-Person, weiblich und missbilligend, hereinmarschiert gekommen, um den Ursprung irgendeines Ratsmottos für eine Abhandlung zu erkunden, die sie schrieb - oder zumindest vorgab zu schreiben. Ich war da noch nicht in meinem Dichterkörper gewesen, und sie hatte mich finster angeblickt, wie ich dort robust herumgelungert war. Später hörte ich sie zu einem der ältlichen Roboter sagen, die im Turm herum ratterten, dass man Jong nicht hereinlassen sollte.

Und wann hatte ich das Portal zum ersten Mal durchschritten? Etwa zwanzig Einheiten, nachdem ich damals, vor zwölf Fräk, aus Limbus gekommen war, als ich selbst Geschichte gemacht hatte, indem ich einfach umfiel und zwangsweise neu mit Fleisch ausgestattet wurde. Thinta hatte mich besucht, o ja, ich entsinne mich gut. Thinta, mit einer versteckten Anspielung: »Erinnerst du dich an das seltsame Wort... « Ich hatte es offenbar auf dem Weg zurück von mir gegeben. Das seltsame Wort war Gott gewesen. Thinta sagte, sie habe es in den Geschichtsarchiven nachgeschlagen. Sie sagte, es klänge wie eine Art von sehr großem Spezialcomputer. Sie sagte, es mache ihr Sorgen, deshalb war sie mitgekommen und belästigte mich damit, damit sie sich wohler fühlte. Ich war schließlich zum Turm gegangen, um selbst nachzusehen. Ich konnte das Rätsel nie wirklich aufklären. Je weiter zurück man ging, desto bruchstückhafter waren die Archive - und ich glaube, es hing mit der Zeit zusammen, als überall Ungewissheit herrschte. Mir gefiel es jedoch in der Abgeschiedenheit des Turms, und ich begann in den Archiven um ihrer selbst willen nachzuforschen, ob bruchstückhaft oder nicht. Das, was sie einem in der Hypno-Schule beibringen, kratzt kaum die Oberfläche an.

Es war auch, um ehrlich zu sein, ein Ersatz für Dinge, die ich aufgegeben hatte, wie die Traumzimmer, da sich selbst die gründlichst programmierten Träume - voller Schwerter, Drachen und dergleichen - unweigerlich in Alpträume der unprogrammierten Sorte verwandelten. Das letzte Mal, als ich hinging, erwachte ich schreiend und machte erneut Geschichte in Vier-BEE. Ich hatte geträumt, ich kämpfe gegen ein riesiges Ungeheuer aus Flammen, das einem das Fleisch von den Knochen sengte, und es wollte nicht sterben, so oft ich ihm auch das Haupt abtrennte oder das Herz durchbohrte. Das war ein Traum, an den ich mich inzwischen gewöhnt hatte, aber wenigstens bezahlte ich kein Traumzimmer mehr dafür, mich damit zu belasten.

Im Turm kam ein schrulliger Roboter heran gekeucht. Er wirkte sehr erfreut darüber, mich zu sehen, und seine Lämpchen vollführten ein kleines Feuerwerk. Die Räume rochen nach Metall und Staub, und dazu war eine Art Weihrauchduft wahrzunehmen, von einigen der ganz alten Bücher, die in besonderen Vakuumbehältern aufbewahrt und nicht von Maschinen, sondern von Luftströmen umgeblättert wurden, damit sie nicht zerfielen.

Bei diesem Besuch vertiefte ich mich nicht besonders. Ich saß in meiner Nische, der Klang alter (ungefähr zehn Rorl) Musik umgab mich, und so begann ich reichlich romantischen Gedanken über Danor nachzuhängen. Natürlich mochte sie die Enttäuschung des Fräk sein. Oder sie konnte sich in ein Horrorwesen vom Stile Hattas verwandelt haben, auch wenn das kaum zu erwarten war. Die arme, frigide Danor. Meine Lektüre hier oben hatte mir ein paar Ideen geliefert. Ruhig betrachtet, war Danor so etwas wie ein wissenschaftliches Experiment, aber man schlüpfe in die Haut eines Dichters und man wird sehen, dass man nach einer Maschine greift und anfängt, Poesie dazu zu komponieren. Ein Jong-Liebesgedicht für Danor, so elegant, charmant und leer wie ein verlassenes Zimmer.

Sie musste Vier-BEE zum selben Zeitpunkt verlassen haben, als ich aus Limbus gekommen war, einen Behälter mit Metallbändern unter dem Arm - das bedrückende Epos der Ereignisse, das ich dort geschaffen hatte. Möglicherweise traf zu, was Hergal behauptete; sie war aus Angst vor mir geflohen, da unser getrennter Abstieg ins Elend praktisch gleichzeitig erfolgt war. Aber warum zurückkommen?

Schließlich schaltete ich die Musik ab und verließ die Nische.

Hinter den transpolarisierten Fenstern schlurfte die Sonne von Vier-BEE den Himmel hinab.

Und dort, auf einer Stahlbank, saß Kley und rauchte eine lächerliche goldene Zigarre.

»Bleicher denn je«, erklärte sie ätzend. Sie klappte ein Armband auf und bot mir eine Energiepille an, die ich ablehnte. »Du willst vor Danors Füßen in Ohnmacht fallen, wie?«

Ja, irgendeiner kam immer wieder mit diesen Dingen daher.

»Das sollte nicht notwendig sein«, sagte ich.

»Na, dann komm«, sagte sie. Ihre fingerlangen Nägel blitzten im Sonnenlicht. »Der ganze Kreis geht zur Schleuse, um sie zu begrüßen. Wahrscheinlich auch ein paar andere Kreise, die sich erinnern, dass sie den Tick hatte, so zu tun, als sei sie schwer zu bekommen.«

»Los, Kley«, sagte ich. »Streng dich mal an. Tu so, als wärst du schwer zu bekommen.«

Sie erwischte mich beinahe mit ihren langen Fingernägeln, und fünf Roboter kamen herüber und trieben uns mit missbilligendem Keuchen hinaus.

 

 

3.

 

Glocken schrillten. Eine leise Explosion bezeichnete die Schließung der Kuppelschleusen, und Danors Himmelsboot schwebte wie ein großer Silbervogel aus dem bombastisch vollkommenen Sonnenuntergang von Vier-BEE herab.

Man sah, dass das Boot von BAA kam, der Stadt des Fabulösen.

Rubine funkelten an den verschlossenen Fensteröffnungen, durch welche die Insassen wie immer vom Blick auf die wilde Wüste außerhalb der Kuppeln verschont blieben. Und als die Ausstiegluken sich öffneten, strömte eine Menge heraus, in nachschleifenden Umhängen aus nicht entzündlichem Feuer und ähnlichen Gewändern, mit erschreckenden Androiden-Haustieren und kistenweise seltsamem Gepäck, nicht zu reden von einem Schwarm Baas, jetzt Bees. Ich benützte keine Bee mehr. Ich trug Dinge an mir, wenn ich überhaupt etwas mitnahm. Die alte Bee, die dauernd auf mich herabstürzte, größtenteils durch mein eigenes Betreiben, lag jetzt in dem Haufen vergessenen Trödels, der die oberen Räume zu Hause ausfüllte.

Hergal lungerte zusammen mit Zirk-als-Held am Rand der Ankunfts-Strecke herum. Beide warfen mir von der Seite beunruhigte Blicke zu, und Zirk wölbte, offenkundig als Warnsignal, den einen oder anderen Bizeps. Von Hatta war zum Glück nichts zu sehen, und Mirri war auch nicht gekommen. Dagegen tauchte Thinta in gedämpfter Erregung auf, hetzte heran und funkelte Kley mit einem jener einzigartigen Thinta-Blicka an, die so bedrohlich wirken wie ein Lutscher.

»Eddlwi«, sagte Kley und gab mir einen Rippenstoß als Satzzeichen. »Ist sie schon da? Oder kann ich endlich sagen - er?«

»Alles in Ordnung mit dir?« fragte mich Thinta. »Du siehst so erledigt aus. Danor? Nein, das heißt, wir wissen noch nichts.

Hast du daran gedacht, dir eine Speiseinjektion geben zu lassen?« Niemand wusste, in welchem Körper Danor auftreten würde.

Zirk wettete mit einem männlichen Jong aus einem anderen Kreis, dass es das hübsche, kleine Ding in Rosa sein würde, und der männliche Jong - er hieß Doval - sagte, er glaube, es sei das andere, noch hübschere kleine Ding in Rot.

»Ja, Thinta«, sagte ich.

»Bist du sicher?«, drängte Thinta. »Ich habe nämlich für alle Fälle Nährpillen mitgebracht.«

In diesem Augenblick sah ich Danor. Es war ganz leicht, sie zu erkennen - ja, sie. Die feurige Art und Heftigkeit waren noch immer vorhanden, und man konnte sie deutlich sehen, wie Licht durch gefärbtes Glas. Wenn man genau hinsah. Die anderen stießen und schoben sich immer noch herum und gestikulierten in sämtlichen Himmelsrichtungen. Und Kley brüllte plötzlich, Danor habe inzwischen vielleicht den Status einer Alt-Person erreicht, worauf sie einer würdevollen Frau auf die Schulter schlug, die sich prompt beim nächsten Roboter darüber zu beschweren begann. Mitten im Getümmel entwischte ich meinen Bewachern und schlenderte zum Empfangsbereich und erreichte ihn im selben Sekundenbruchteil, als Danor dort abgefertigt war.

Das Haar wie eine blaue Regenwolke, und ein BAA-Kleid aus durchsichtigen Blitzstrahlen. An einer Kette aus Saphiren führte sie eine Art Schwanenwesen, das elegant auf ganz steifen Beinen daher trippelte, das Gefieder genau von der Tönung ihrer eigenen lavendelfarbenen Augen.

»Hallo, Danor.«

Sie hob den Kopf und sah mich fragend an. »Du kennst mich? Wie derisann. Und wer bist du?«

Ich sagte es ihr.

»Oh - «, sagte sie, als wolle sie noch etwas anderes hinzufügen, zögerte dann aber. Ihre Augen, diese lavendelfarbenen Augen, waren offen wie zwei Türen auf eine Art Tumult- Erschrecken,

Freude, Feigheit, Erinnerung. Sie war genau zu dem Augenblick zurückgekehrt, als sie/er vom Schwebewagen gesprungen war, das sah ich, unmittelbar zurück zum Geheimnis. Niemand sonst wusste doch davon? Niemand außer mir.

»Du hast meine Lippen mit einem Kuss versiegelt, erinnerst du dich?«, sagte ich.

»Habe ich das? Oh, ja«, sagte sie. Dann runzelte sie bedrückt die Stirn. Sie dachte anscheinend an diesen Kuss und die Archäologische Expedition zurück, dorthin, als ich, unverständliche Stöhnlaute von Gott und Langeweile von mir gebend, auf den Boden des Museums für Robotik hingestürzt war. Nach der Rückkehr aus Limbus hatte ich entdeckt, dass sie fort war - oder ich hätte es entdeckt, wäre damals ein Gedanke an Danor möglich gewesen. »Bist du glücklich?«, fragte sie mich offen und leise.

»Ich bin berühmt dafür«, sagte ich. Sie blickte an mir vorbei.

»Und du? Wie war es die ganzen Fräk in BAA?«

»Insumat«, sagte sie, »Versteht sich.«

Ihr Schwan hatte inzwischen ein steifes, makelloses Bein gehoben und pisste eine Empfangssäule an, etwas, das mich überraschte, da die Androiden-Tiere von BAA gewöhnlich ohne Körperfunktionen sind. Zwei QR besprühten alles mit Desinfektionsmittel, außer vielleicht den Schwan. Zirk war ebenfalls herangehüpft und betrachtete verwirrt die Szene, während sein Herkulesgesicht vor berstender Emotion dunkelrot anlief.

Schließlich stieß er hervor: »Du musst Danor sein!«

»Danor?«, sagte ich. »Das ist nicht Danor. Danor ist das hübsche, kleine Ding in Rosa.« Danor schwieg.

Zirk zappelte, und seine Brustmuskeln sanken unsicher zusammen. »Na, ich dachte, die in Rosa sei ...Aber wer ist es dann?«

»Kommt es darauf an?«, fragte ich. »Du kümmerst dich um deine Interessen, ich mich um meine.« Ich beugte mich an sein Ohr. »Schließlich habe ich das mit Danor aufgegeben, als ich dich und Hergal an der Arbeit sah. Ich würde auf Hergal aufpassen.«

Zirk fuhr herum, registrierte Hergals Position und galoppierte in Richtung auf das Boot, um das rosarote Mädchen mit Vier-BEE-Galanterie zu überfallen. Wie erstaunt sie sein würde. Kley und Thinta gafften mich an, und Kleys goldene Augen zeigten ein Leopardenfunkeln.