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Alarmierende Studie vom 13. Mai 2024: Ein höherer Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmittel erhöht das Risiko eines verfrühten Todes. Den stärksten Zusammenhang fanden die Forscher bei verzehrfertigem Fleisch, Geflügel und Meeresfrüchten, ebenso bei zuckerhaltigen Getränken, Desserts auf Milchbasis und geschmackvollen Frühstücksprodukten.Das jeweils errechnete höhere Risiko lag zwischen vier und 43 Prozent. Für die Untersuchung der Gefahr durch ultraprozessiertes Essen wurden 30 Jahre lang die Erkrankungen und Schicksale von 74.563 Krankenschwestern und von 39.501 männlichen Angehörigen der Gesundheitsberufe bewertet. Eine weitere gesicherte Erkenntnis: Eine höhere Qualität der Ernährung reduziert mögliche Krankheitsursachen. Gleichzeitig spricht moderne Forschung Menschen mit schwerem Übergewicht oder Fettleibigkeit von hartnäckigen Vorwürfen frei. Dutzende Faktoren wirken sich stärker negativ aus als vielleicht zu viele Kalorien, Gefräßigkeit oder Willensschwäche.In diesem Sinn empfiehlt sich dieses Buch als Kompass zur richtigen Ernährung.
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Seitenzahl: 297
Ultra-prozessierte Nahrung dramatisch unterschätzt
Die Gier in den Lebensmittel-Konzernen muss gestoppt werden
Impressum
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IGK-Verlag
22393 Hamburg, Volksdorfer Weg 81c
Copyright © IGK-Verlag 2024
Autoren: Dr. med. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich
ISBN: 9783689958084
Fotos: © vectorfusionart-depositphotos.com, Engel-Fotolia.com
INHALT
Editorial
Einleitung
Ultraverarbeitete Lebensmittel und süchtig machende Tabakprodukte – ein alarmierender Vergleich
Verlierer und Gewinner
Wie ein 3D-Drucker im Bauch
Die Anti-Übergewichtseffekte von Tomate, Karotte, Mais & Co.
Noch mehr erstaunliche Hilfen aus der Natur
Triple A Rating für Sekundäres
Silizium – Giftmagnet, Darmretter, Heilwunder
Ein Riesenproblem: Was Menschen nicht essen
Unser Organismus mag Fett
Fettgewebe werden stillgelegt
Verlorene Jahre
Calcium, die früheste Anti-Fett-Substanz
Auch Vitamin D hat Anti-Fett-Kräfte
Vitaminmangel ist mit Übergewicht verknüpft
Dauerkampf gegen Krankheit von außen
Günstige Fettsäuren gegen falsches Fett
Pflanzen drücken das Gewicht
Körpersysteme auf Sparflamme
Stress füttert Fettzellen
Dem Stoffwechsel ausgeliefert
Der allererste Denkfehler
Die giftige Wahrheit über Zucker
Deutschlands Sonderweg mit Schonfrist
Verwirrung um richtiges Essen
Fünf Jahrzehnte guter Zucker, böses Fett
Industriemonster Transfette
„Selbstmord mit dem Löffel“: High Fructose Corn Syrup
Jede Diät löst eine Gegenwehr aus 127
Gegenspieler von Zucker: Schlankmacher Bitterstoffe
Fettgewebe ist intelligent
Fettzellen brauchen selbst Mikronährstoffe
Fremde Hormone im Bauch
BPA, BPS, BPF, BPB, BPE, BPAF
Schwierige Bezeichnung für Kohlenhydrate
Genussformeln für Fett, Salz und Zucker
Die Wahrheit über das Ei
Gesunde Öle, ungesunde Rückstände
Wir essen fast pausenlos und die Entzündung gleich mit
Schlank mit den Fetten der Mittelmeerdiät
Weißmehl ist besser als sein Ruf
Erregungsstoffe aus dem Supermarkt
Hochprozessierte Nahrung, hochproblematische Belastung
Nahrung wirkt im Gehirn – leider auch minderwertige
Übergewicht und Krebs: Gefährliche Zusammenhänge
Kritische Worte zu künstlichen Süßstoffen
Warten auf eine Entschuldigung durch die Nahrungsindustrie
Das australische Zucker-Paradoxon
Ungerechtigkeit gegen Dicke nimmt zu
… und ebenfalls gut zu wissen
Sonderteil Empfehlungen: Gewürze, Getränke, Glücks-Food
Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente mit Hoffnungspotenzial
Magisches Essen für jedes Lebensjahrzehnt
50 gesunde Lebensmittel für jedes Gewicht
Nahrungsmittel mit Anti-Bauch-Potenzial
Gastkommentar: „Wir wissen es seit einem Jahrzehnt, und doch ziehen wir niemanden zur Rechenschaft“
Quellen
Die Gesellschaft, die medizinischen Institutionen und die politischen Kräfte sind so konzentriert auf das Körpergewicht, dass sie völlig außer Acht lassen, was das Entscheidende ist. Unsere Nahrung ist der wichtigste Faktor unter allen Ursachen, die zum Tod führen.
Nicht wie viel wir essen, macht den Unterschied, sondern was wir essen. Wichtige Informationen dazu bilden einen Großteil dieses Buches.
Konzerne und Interessensgruppen haben sich verschworen, aus Menschen mit einem schweren Körper Milliardengewinne herauszupressen. Damit werden Dicke zweimalig zum Opfer. Denn Gewicht haben sie zugelegt und ihre Gesundheit riskiert, weil sie das verzehrten, was ihnen die Nahrungsindustrie als Essen verkaufte. Anschließend wurden sie verachtet, durch Fettscham unter Druck gesetzt und unter falschen Versprechungen zum Abnehmen gedrängt. Und jedes Mal wurden sie abkassiert.
… und genau genommen passiert Schlanken das Gleiche, weil sie aus allen Richtungen davor gewarnt werden, ihr Dünnsein zu verlieren.
Wir hören viel über die angeblichen Gefahren des Fettseins. Aber wir wissen fast nichts über die Folgen der Schande, korpulent zu sein.
Wer sich ernsthaft mit der Frage befassen möchte, wie es zu dieser Situation überhaupt kommen konnte, muss sich erst den größten Wandel innerhalb der Strukturen der Macht in den zurückliegenden Jahrzehnten vor Augen führen. Regierungen verzichteten auf Regulierung. Entfesseltes Unternehmertum schuf sich den freien Markt. Wir erleben seit Jahrzehnten die Ausweitung von maßloser Ungleichheit in Bezug auf Macht, Vermögen und Einkommen. Das ist besonders verhängnisvoll im Bereich des Gesundheitswesens, in dem der Staat eine Fürsorgepflicht hat. Ein Zusammenschluss von Konzernen der Nahrungsindustrie, der Zuckerindustrie, der Pharmabranche, der Medien, der Modebranche, der Unterhaltungsindustrie und Teilen der Wissenschaft schöpft ungehindert Milliardengewinne ab. Der Nahrungsindustrie gelang es, Vorschriften zu entfernen, die ihre Produktion erschwerten, was ihnen spezielle Methoden bei der Herstellung ihrer Nahrungsmittel ermöglichte und ihre Vermarktung ohne jede Einschränkung zuließ, auch bereits an Kinder.
Sinn der Zutatenliste zum Beispiel ist es zu verstehen, woraus unser Essen besteht. Diesen Zweck erfüllt sie nicht mehr. Viele Zusätze und Inhaltsstoffe dürfen verschwiegen werden und tauchen jahrelang in der öffentlichen Diskussion nicht auf. Dazu zählt Globoost aus Schlachthausabfall. Für bis zu 40 Prozent mehr in Fleischprodukten gespeichertes Wasser.
Die Soziologin Dianne Rubinstein hat dazu während ihres Studiums an der City University of New York 2014 die Arbeit zum Masters of Arts mit dem Titel „Neoliberalismus und die ‚Übergewichts-Epidemie‘“ vorgelegt. Darin bezeichnet sie diesen Schulterschluss von Interessensgruppen als Obesity-Industrial-Complex, als Übergewichtsindustrie-Kartell.
Noch immer nicht wird angemessen das Wesentliche anerkannt, auch nicht von den meisten Ärztinnen und Ärzten mit direkten Kontakt zu Betroffenen: Schweres Übergewicht ist eine komplexe, chronische Erkrankung. Sie kann eine lebenslange Rücksichtnahme bedeuten. Erst die neuen Medikamentengruppen Ozempic & Co., GLP1-Rezeptoragonisten und GIP- Rezeptoragonisten, bieten eine Chance auf grundlegende Verbesserungen.
Völlig unterschätzt wird das schleichende Gift in hochverarbeiteter Nahrung. Die Fakten sind erdrückend. Gefährdet ist jedes einzelne Organ. Hier das verblüffende Forschungsergebnis einer Zusammenarbeit von sieben medizinischen Universitäten in den U.S.A. und Thailand, veröffentlicht in „Neurology“ am 11. Juni 2024.
Der Verzehr von ultraprozessierten Nahrungsmitteln kann dramatisch schädlich sein für das Nervensystem, besonders im alternden Gehirn. Das ist unabhängig von anderen Risikofaktoren für depression oder Alzheimer und Parkinson.
Wer denkt schon beim genüsslichen Verzehr einer Fertigpizza an sein Gehirn!
Die Welt, in der Betroffene leben, ist die Folge von zahlreichen Umständen, bei denen die Gesellschaft die Karten mischt: Es ist die Folge dessen, was unsere Supermärkte anpreisen. Es ist die Folge dessen, was Werbung und Marketingtricks für ultraprozessierte Nahrung in unser Gehirn zwingen.
Und es ist die Folge dessen, wozu ein permanenter Zeitmangel uns antreibt, um den Tag zu bestehen.
Einerseits beweist moderne Wissenschaft alarmierende Zusammenhänge. Fettleibigkeit kann die Ursache sein von Herzinsuffizienz, also von der Unfähigkeit, genügend sauerstoffreiches Blut zu pumpen. Ebenso der Auslöser von Atemstörungen beim Schlafen, von Lebererkrankungen oder die Erklärung für psychische Probleme. Schweres Übergewicht belastet immer das Hormonsystem. Mit Auswirkungen auf Drüsen, auf innere Organe wie Magen, Darm, Leber, Herz, Nieren, Nervensystem und Muskulatur, sowie auf unsere Fettgewebe und die Haut.
Andrerseits werden Ärztinnen und Ärzte der Herzmedizin, Spezialisten für Atemwege, Schlafmediziner, Fachärzte für innere Medizin und Allgemeinärzte in der Regel keine gute Antwort haben auf die Frage: „Wie kann ich am besten abnehmen?“
Wenn wir jedoch Dicken und ihrem Verhalten nicht die wesentliche Schuld an ihrem schweren Schicksal geben können, wem sonst?
Drei Marktforscher an der Universität Göttingen, Südniedersachsen, unter Leitung der Wissenschaftlerin Kristin Jürkenbeck veröffentlichten am 18. Februar 2020 in einer eigentlich belanglosen Studie alarmierende Informationen. Der vierte und der fünfte Satz ihrer Einleitung, aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, lauteten: „Die jährlichen unmittelbaren Kosten für Übergewicht in Deutschland summieren sich auf ungefähr € 29,39 Milliarden und die indirekten Kosten (das sind niedrigere Wirtschaftsleistung, Langzeitpflege und Schmerzen) zu zusätzlichen € 33,65 Milliarden. Die Gesamtzahl von 102.000 Personen stirbt frühzeitig jedes Jahr wegen Übergewicht.“
Diese Toten erzeugten keine einzige Schlagzeile … während Deutschland damals dem ersten Todesfall durch das Coronavirus entgegenzitterte!
Über die jeweilige Todesursache der 102.000 Übergewichtsopfer des Jahres 2019 ist nichts bekannt. Aber soviel steht fest. Keine dicke Person stirbt am Gewicht. Das übernehmen zahlreiche nicht-übertragbare Erkrankungen. Herzleiden, Schlaganfall, Zuckerkrankheit, nichtalkoholische Fettleber, Nierenversagen, Depression, Krebs.
Eine Veröffentlichung im Journal „Obesity Review“ im März 2020 enthielt eine Warnung. Das Älterwerden und das Dickwerden haben auf die Gesundheit ähnliche negative Auswirkungen. Mit mentaler Einschränkung, Bluthochdruck, schlechteren Bedingungen bei der Zellerneuerung und körperlicher Schwäche geht es los.
Drei Vorwürfe an schwer Übergewichtige räumt die aktuelle Wissenschaft jedoch aus. Gefräßigkeit. Faulheit. Willensschwäche. Sie sind nicht die Ursache davon, dass der Stoffwechsel eines Menschen ins Chaos gerät.
Immer mehr internationale Studien verweisen auf ultraprozessierte Nahrung. Sie wurde im Leben von Millionen Menschen immer wichtiger. Das wird auch weiter so bleiben. Denn weder trainiert die Medizinbranche ihre Auszubildenden fundiert über die richtige Ernährung, noch ermutigt sie Ärztinnen und Ärzte, sich echt zu engagieren. Und auch die Politik bleibt Lösungen schuldig.
Hoffnung wäre tatsächlich unbegründet. Unter allen studierenden Personen haben künftige Ärztinnen und Ärzte den größten Anteil an Essstörungen.
In einer Studie an 107 Medizinstudenten im dritten Jahr an einer amerikanischen Universität berichteten 52 Prozent der Studenten über gesteigerte Zielstrebigkeit. Während ihrer Grundausbildung kümmerten sie sich weniger um sich selbst und waren zunehmend einsam. Das führt unweigerlich zu einer Verschlechterung der Selbstfürsorge, zu denen eine gesunde Ernährung, regelmäßiger Sport, Meditation und andere Verhalten gehören können.
Später, während der Ausübung ihres fordernden Berufes, ist die Nahrungsaufnahme von Ärztinnen und Ärzten häufig unkontrolliert und ungesund und keinesfalls ein Modell für ihre Patientinnen und Patienten. Das aktuelle Wissen über die Bedeutung der einzelnen Mikronährstoffe hat im Medizinstudium keine Priorität.
Unsere Gesellschaft ist jetzt und in Zukunft möglicherweise auf das Fachwissen unglücklicher und ungesunder Ärztinnen und Ärzte angewiesen, um die Gesundheit der Bevölkerung zu erhalten.
Wer jetzt wegen schlechterer Ernährung nur ans Dickwerden oder an mehr Herzinfarkte denkt, macht den gleichen Fehler wie die meisten Politikerinnen und Politiker.
Sie haben vermutlich noch nie vom so genannten Flynn-Effekt gehört. Die britische Wochenzeitung „The Economist“ erinnerte an dieses verblüffende Phänomen am 11. Juli 2024 unter der ins Deutsche übersetzten Überschrift „Wie der IQ der Welt gesteigert wird“. Antwort: Durch die Bekämpfung von Fehlernährung, denn sie behindert die Gehirnentwicklung der nächsten Generation.
Der aus Washington D.C. stammende Gehirnforscher James Robert Flynn befasste sich mit den Intelligenzquotienten in 72 Nationen und überraschte die Wissenschaft mit seinem Ergebnis. Er behauptete im März 2013, dass 100 Jahre davor der durchschnittliche Intelligenzquotient bei etwa 70 lag und damals 60 Punkte höher sei, bei 130. Eine unvorstellbare Steigerung der Denkleistung des menschlichen Gehirns, das Millionen Jahre brauchte für die ersten 70 Punkte!
Wie konnte es sich in nur wenigen Jahrzehnten so schnell verbessern? Die Antwort liegt vor allem darin, dass die Menschen geistig stimuliert wurden und sich besser ernährten. So wie die Muskeln Nahrung und Bewegung brauchen, um stark zu werden, braucht auch das Gehirn die richtigen Nährstoffe und Aktivitäten, um sich zu entwickeln.
Das wird ein Problem, wenn immer Menschen ihre Nahrungsmittel dramatisch verändert, stark verarbeitet und extrem industrialisiert zu sich nehmen.
Die Faktenlage für Warnungen vor hochprozessierten Nahrungsmitteln generell ist unstrittig. Gerade in letzter Zeit kommen Studienergebnisse über Auswirkungen auf das Gehirn hinzu. Die Aussagen decken sich.
Während Ursachen für Alzheimer und Parkinson noch weitgehend im Dunkeln liegen, kann der falsche Griff im Supermarkt eine weitere messbare Belastung für das Gehirn nach sich ziehen.
In einer Studie wurden 14.175 Erwachsene ohne Anzeichen einer mentalen Beeinträchtigung zehn Jahre lang beobachtet. Während der Studie entwickelten 768 neurologische Störungen. Nachdem belastende Einflüsse durch das Lebensalter, das Geschlecht, durch Bluthochdruck und auf Grund anderer Faktoren herausgerechnet worden waren, zeigte sich: Jeweils zehn Prozent Erhöhung der Aufnahme von hochprozessierter Nahrung waren mit einer um 16 Prozent größeren Wahrscheinlichkeit für kognitive Erkrankungen verbunden.
Umgekehrt entsprach ein höherer Verzehr von frischen oder nur gering verarbeiteten Lebensmitteln einem um zwölf Prozent verringerten Risiko für das Gehirn.
In einer weiteren Gruppe von 20.243 Erwachsenen erlitten während der Beobachtungszeit 1.108 von ihnen einen Schlaganfall. Ein höherer Anteil von hochprozessierter Nahrung war mit einem um acht Prozent erhöhten Risiko verbunden. Weniger ultraprozessierte Nahrung summierte sich in einer um neun Prozent niedrigeren Wahrscheinlichkeit.
Die Forscherinnen und Forscher betonen etwas Überraschendes: Die mit ultraprozessiertem Essen verbundenen Risiken waren nicht geringer, wenn die Betroffenen sich zwischendurch vorbildlich an die sehr günstigen Ernährungsprogramme Mittelmeerkost oder DASH-Diät gegen Bluthochdruck hielten.
(Quelle: “Associations Between Ultra-Processed Food Consumption and Adverse Brain Health Outcomes”. Neurology. 11. Juni 2024).
Unbestritten hat es Auswirkungen auf unsere Gesundheit, wie unsere Nahrung verarbeitet wird.
Stark verarbeitet, hat sie nicht nur ein schlechtes Profil, einerseits wenig Eiweiß und wenig Ballaststoffen, andrerseits vollgepackt mit Zucker, Fett und Salz. Unter Verdacht steht auch die Fülle von Zusatzstoffen wie Emulgatoren, Farbstoffe, künstliche Süßstoffe und Nitrate und Nitrite. Sie werden unter anderem mit Störungen des Ökosystems der Mikroben im Darm und mit stillen chronischen Entzündungsprozessen in Verbindung gebracht. Leider ist ultraprozessierte Nahrung bei weitem nicht das einzige Problem.
Dieses Buch hat eine Schwäche. Selbst wer alle Seiten bis ans Ende liest, wird sich intuitiv immer noch gegen die Hauptaussage sträuben: Nicht Gefräßigkeit macht Menschen dick. Auch nicht Faulheit und Willensschwäche.
Aber es stimmt. Es sind nicht die Menschen, die unersättlich werden. Es sind ihre Körper. Sie werden es durch dickmachendes Essen.
Was und wie viel wir verzehren und was unser Stoffwechsel daraus macht, bestimmen nicht hauptsächlich wir. Es ist das Ergebnis unzähliger Faktoren. Einer der unwichtigsten sind Kalorien.
Die Folgen können die weitverbreiteten nichtübertragbaren Krankheiten sein und betreffen sogar die Fettleibigkeit. Darauf kann nicht früh und nicht oft genug hingewiesen werden.
Es ist ein Gebot der Stunde aus einer wissenschaftlichen Studie vom 30. November 2019 zu zitieren, weil sie in doppelter Hinsicht typisch ist: Die Schlussfolgerung ist eine Anklage an die Nahrungsindustrie und an die Gesundheitspolitik … und niemand hat reagiert!
Die Untersuchung beschriebt damals schon die Folgen von hochprozessierter Nahrung und erschien mit dem ins Deutsche übersetzten Titel „Über die Kalorien hinaus – Liegt das Problem in der Produktion?“
Zitat: „Es gibt eine zunehmende Übergewichtsepidemie, dementsprechende chronische Erkrankungen und Steigerungen im Konsum von ultraprozessiertem Essen. In jüngsten Studien mit Menschen erwiesen sich hochprozessierte Nahrungsmittel als Beitrag zu verringerter Sattheit, zu erhöhter Essenshäufigkeit, zu verschlechterten biochemischen Messwerten in Bezug auf Fettsucht und zu mehr Gewichtszunahme“.
(Quelle: „Beyond the Calories—Is the Problem in the Processing?“ Janese Laster MD, Leigh A. Frame PhD, MHS. „Current Treatment Options in Gastroenterology“ 30 November 2019).
Also: Weniger Sattheit, mehr Mahlzeiten, stärkere Fettsucht, höheres Gewicht.
Möglicherweise fällt es Ihnen schwer, das zu glauben. Aber bedenken Sie. Wir sprechen von einem Organismus, der in jeder Sekunde zwischen zehn bis 50 Millionen alte, verbrauchte und geschädigte Körperzellen abbaut und durch funktionstüchtige neue ersetzt. Am liebsten ungestört ohne irgendwelche Schadstoffe von außen.
Bevor Sie jetzt falsche Schlüsse ziehen: Hochprozessierte Nahrung ist ein echtes Problem, aber wahrlich nicht das einzige oder wichtigste.
Bequemlichkeit, Geschmack und unschlagbar niedrige Preise machen diese Art von ultraprozessiertem Essen fast unwiderstehlich. Während jedoch immer mehr Menschen zu Fertiggerichten und Snacks zwischendurch greifen, werden auch immer mehr Menschen dicker oder fetter.
Am häufigsten sind es Kartoffelchips, gesüßte Getränke mit Geschmack, Süßigkeiten, Desserts, Backwaren mit weißem Mehl, rotes Fleisch und mariniertes und industriell zubereitetes Fleisch.
Langsamere Gewichtszunahme im Laufe des Lebens oder sogar Abnehmen verbinden die Forscher mit Vollkornprodukten, Früchten und Gemüsen.
Die in der Studie untersuchten Amerikaner aßen zu wenig Ballaststoffe und nahmen zu viele Nahrungszusätze und appetitfördernde Chemikalien auf. Diese Substanzen veranlassen uns, rascher zu essen, häufiger zu essen. Die gesundheitlichen Folgen sind erheblich. Sie werden hingenommen. Sie werden vertuscht.
Einer der Autoren, der Arzt Dr. med. Leigh A. Frame, sieht die Regierungen in der Pflicht: „Statt hinterher Fettsucht und Stoffwechselkrankheiten mit Medikamenten zu behandeln, brauchen wir ernste Bemühungen, unser Essen als Medizin einzusetzen. Ein Rückgang der Gewichtskrise und damit verbundener Krankheiten wird weniger prozessierte Nahrung erfordern und einen größeren Verzehr von vollwertigen Gemüsen, Hülsenfrüchten, Nüssen, Obst und schlicht Wasser statt Softdrinks.“
Eine Gesundheitsbranche als Profitmaschine lässt nichts Gutes erwarten.
Sehr viel stärker als wir selbst beeinflussen fremde Kräfte das Verhältnis unseres Körpers mit Essen. Das Dickmacherkartell aus Nahrungsindustrie, Pharmaherstellern, Handel, Werbeagenturen, Medien, Modebranche und Politik hat es sogar geschafft, die krankmachenden Exzesse erfolgreich jenen betroffenen Personen anzuhängen, die dann wegen ihrer korpulenten Figur auch noch erfolgreich diffamiert werden.
Keine Nation der Welt hat es bisher geschafft, den Anstieg der Übergewichtskrise zu stoppen. Zu lange ließ auch die Wissenschaft sich an den Rand drücken. Es ist alarmierend. Schon seit drei Jahrzehnten hat angeblich der Kampf gegen Übergewicht höchste Priorität hat. Wichtigste Erkenntnisse haben jedoch erst die Jahreszahl 2019.
Als Belege zu konkreten und oft verblüffenden Aussagen in diesem Buch wurden mehr als 200 der fundamental elementarsten und aktuellsten Studien über die komplexe Entstehung von Fettleibigkeit ausgewertet. Mehr als ein Drittel stammt aus den letzten Jahren.
Sie geben eine völlig andere Sicht wieder.
Schon Medikamente im Mutterleib können verheerende späte Folgen auf die Bedingungen im Verdauungstrakt haben. Jedoch wahrlich katastrophal wirken sich Strategien einer Nahrungsindustrie aus, die sich bis heute ihrer Mitverantwortung für die globale Fettleibigkeitsepidemie entzieht. Raffinierte Zuckervarianten, Überdosierung mit Salz und minderwertige Fette sind die Säulen eines obersten Ziels aller Maßnahmen: ausufernder Mehrkonsum um jeden Preis, auf Teufel komm raus! Substanzen durchdringen die Blut-Hirn-Schranke. Sie heißen offiziell Exzitotoxine, Erregungsgifte und sind zugelassen. Sie animieren Geschmacksnerven und zerstören Gehirnzellen. Kopfschmerz, Nesselsucht, Unfruchtbarkeit, Schlafstörung, Schlaganfall? Selber schuld.
Hunderte Zusätze mit chemischen Wirkungen trimmen den Stoffwechsel dann endgültig in den roten Bereich.
Und das Beschämendste: Kleinkinder werden schon vor dem dritten Lebensjahr raffiniert fast unstoppbar auf dick getrimmt.
Hier einige ganz böse Mitspieler in der Übergewichtskrise:
- Antibiotika, noch im Mutterleib und ab Geburt.
- Zuckerversionen mit heimtückischen Wirkungen, allen voran High Fructose Corn Syrup, HFCS.
- Dubiose Zusätze mit chemischen Wirkungen in hochprozessierter Nahrung, Xenobiotika genannt.
- Gehärtete Fette, die auch ungekühlt nicht ranzig werden.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher sind Zusammenhänge überhaupt nicht durchschaubar. Die Wissenschaft weiß täglich mehr und wird konsequent totgeschwiegen. Davon profitieren alle Partner im Kartell der Übergewichtsindustrie.
Der überwiegende Teil der Seiten in diesem Buch präsentiert einen vielleicht sogar Mut machenden völlig anderen Blick auf das Dicksein, wie Sie es am eigenen Körper möglicherweise selbst erleben oder an anderen sehen. Eindeutig widerlegen alle seriösen Studien jeden Vorwurf von Gefräßigkeit, Faulheit und Willensschwäche.
Auf den Punkt gebracht: Alles, was allgemein über das Dicksein unterstellt und behauptet wird, ist grundsätzlich falsch.
Dieses Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite eine Materialsammlung, die Besorgnis erregt.
Aber zur Belohnung für die Lektüre finden Sie schon innerhalb der ersten 30, 40 Seiten geballte Informationen, die eine erstaunliche These stützen: Eigentlich nur mehr spezielle Mikronährstoffe der Natur selbst können reparieren, was Nahrungsindustrie, Pharmabranche, Medien und Politik mit unserem Körper anstellen. Sie finden sie in den Kapiteln „Die Anti-Übergewichtseffekte von Tomate, Karotte, Mais & Co.“, „Noch mehr erstaunliche Hilfen aus der Natur“ und ziemlich verblüffend in „Calcium, die früheste Anti-Fett-Substanz“ und „Auch Vitamin D hat Anti-Fett-Kräfte“. Hilfreiche wissenschaftliche Erkenntnisse sind über das ganze Buch verteilt und konzentriert in „Empfehlungen: Gewürze, Getränke, Glücks-Food“ sowie „Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente mit Hoffnungspotenzial“.
Es sind Substanzen mit Reset-Effekt, wie bei einem Computer, der abgestürzt ist. Vitamine, Aminosäuren, Spurenelemente, Mineralstoffe, Fettsäuren, Enzyme, sekundäre Pflanzenstoffe. Ihnen gelingt die Wiederherstellung eines Ausgangszustandes.
In diesem Buch wird an vielen Stellen von Entzündung die Rede sein, von entzündlichen Prozessen, von inflammatorischem Stress. Aber auch vom Gegenteil, von anti-entzündlichen Mikronährstoffen.
Entzündung ist eine geniale Waffe unserer Krankheitsabwehr. Stets ist sie der Versuch einer Korrektur durch das Immunsystem. Unser Fieber markiert krankmachende Erreger, und Killerzellen und Fresszellen beseitigen sie. Die gleiche Körperpolizei bekämpft mit aller Kraft jedoch auch gefährliche Nahrung. Mit negativen Folgen vom Verdauungstrakt bis hinauf in das Gehirn.
Anti-entzündliche Nährstoffe können den gefährlichen Stress beenden. Doch sie kommen in den allermeisten Produkten der Nahrungsindustrie nicht vor.
Nahrungszusätze, Umweltgifte und manche Medikamente können doppelt schädlich sein. Sie jagen auch aggressive Sauerstoffmoleküle wie Brandfackeln durch die Gefäße. Das bewirkt eine Art Rostfraß im Körper. In der Natur lässt der Effekt von Oxidation aufgeschnittene Äpfel braun und Fette ranzig werden. Eisen rostet. Dieser oxidative Stress schafft eine Zellzerstörung mit der Geschwindigkeit eines Kurzschlusses. Im Körper startet er das langsame Erlahmen vieler Organfunktionen durch reaktive Sauerstoffteilchen. Die Folgen sind Alterungsprozesse, Entzündungen, Arteriosklerose, Übergewicht, Fettleber, Bluthochdruck, Bedrohungen für Herz und Gehirn, sowie die Bereitschaft für einige Krebserkrankungen.
Wirksamsten Schutz bietet die anti-oxidative Selbsthilfe des Körpers. Dafür benötigt er ebenfalls bestimmte Mikronährstoffe, die in dem, was am besten schmeckt, nicht vorkommen.
Auf den Punkt gebracht: Moderne Nahrung startet nach Verzehr Belastungen im Körper, erneuert sie immer wieder und stoppt sie nicht.
Essen könnte uns so guttun. Doch diese Rechnung geht mit der Nahrungsindustrie nicht auf.
Sogar der weltweit geachtete Ernährungsepidemiologe Dr. Carlos A. Monteiro hielt es beim Jahreskongress zur Bekämpfung von Fettsucht 2022 für gerechtfertigt, die Nahrungsmittelindustrie und die Tabakbranche in einem Atemzug zu nennen. Er betonte die Ähnlichkeit ihrer Strategien für Lobbying und Marketing. Er erwartete einen Wendepunkt: „Irgendwann wird dies so offensichtlich und werden die Kosten für die Gesundheitssysteme zu teuer werden. Es ist eine Situation wie die globale Erwärmung. Irgendwann wird die Menschheit erkennen, dass ein Wandel notwendig ist. Die Frage ist nur, ob wir genug Zeit haben werden. Wenn wir diese Probleme erst in 20 oder 30 Jahren lösen, wird der Schaden enorm sein.“
„Ist Nahrung der neue Tabak?“ (Is Food the New Tobacco?) fragte das amerikanische Magazin „The Atlantic” bereits am 21. März 2009. Der Artikel basierte auf einer Studie von zwei Forschern auf dem Gebiet der Risiken durch das Rauchen aus dem Rudd Center for Food Policy and Obesity, Yale University, und der University of Michigan mit der ins Deutsche übersetzten Überschrift „Die Gefahren des Ignorierens der Geschichte: Big Tobacco spielte ein schmutziges Spiel und Millionen starben. Wie ähnlich ist Big Food?“ (The perils of ignoring history: Big Tobacco played dirty and millions died. How similar is Big Food? Kelly Brownell, Kenneth Warner. March 2009).
Die Aussagen: 1954 bezahlte die amerikanische Tabakindustrie für die Veröffentlichung einer Stellungnahme gegenüber Rauchern in Hunderten von US-Zeitungen. Darin erklärte die Industrie, dass ihr die Gesundheit der Bevölkerung am wichtigsten sei, und versprach eine Reihe gutgläubiger Änderungen. Was folgte, waren Jahrzehnte der Täuschung und Aktionen, die Millionen von Menschen das Leben kosteten.
Details sind atemberaubend. Die Tabakindustrie betonte die persönliche Verantwortung der Raucherinnen und Raucher. Sie bezahlte Wissenschaftler, die kritische Erkenntnisse in Bezug auf Schäden im Zusammenhang mit dem Rauchen als Müll bezeichneten, sie gab Selbstregulierungsversprechen ab und betrieb mit massiven Mitteln Lobbyarbeit gegen Maßnahmen der Regierung. Im Laufe der jahrzehntelangen Auseinandersetzungen führte die Tabakindustrie angeblich sicherere Produkte ein, manipulierte und leugnete gleichzeitig sowohl die süchtig machende Natur ihrer Produkte als auch deren Vermarktung an Kinder.
Zu der neuen Diskussion lieferte die amerikanische Tageszeitung „The Washington Post“ am 19. September 2023 einen Beitrag, der auch in Deutschland Aufmerksamkeit verdient hätte. Die Überschrift enthielt eine Überraschung für viele: „Viele der heutigen ungesunden Lebensmittel wurden von Big Tobacco auf den Markt gebracht“ (Many of today’s unhealthy foods were brought to you by Big Tobacco). Mit der Aussage: Eine neue Studie in der Fachzeitschrift „Addiction“ (Sucht) legt nahe, dass die Tabakkonzerne, die bei der Vermarktung von Zigaretten sehr geschickt waren, ähnliche Strategien angewandt haben, um die Menschen mit verarbeiteten Lebensmitteln zu ködern. Die Untersuchung befasste sich mit dem Siegeszug der „hyper-schmeckenden“ Lebensmitteln, die starke Kombinationen von Fett, Natrium, Zucker und anderen Zusatzstoffen enthalten. Sie steigern das Verlangen nach diesen Lebensmitteln und können zu einem übermäßigen Verzehr führen.
Die Fakten: Tabakunternehmen stiegen vor 60 Jahren in das Lebensmittelgeschäft ein, um ihre Angebote auszuweiten. Diese Firmen verfügten über umfangreiches Wissen in Bezug auf Farbstoffe, Geschmacksstoffe und Zusatzstoffe für ihre Zigaretten. Führungskräfte erkannten, dass sie diese Zutaten für die Herstellung einer Vielzahl von verarbeiteten Lebensmitteln verwenden konnten.
Ein Beispiel das ihnen Recht gab: R.J. Reynolds kaufte den Hersteller des Cocktails Hawaiian Punch, der in zwei Geschmacksrichtungen erhältlich war. Auf der Basis von Marktforschungsstudien bei Kindern und erweiterte das Unternehmen Hawaiian Punch auf mindestens 16 Geschmacksrichtungen, darunter viele, die von Kindern bevorzugt wurden. Der Erfolg von Hawaiian Punch veranlasste den Tabakriesen, in andere Nahrungsmittelgruppen zu expandieren, darunter Pudding und Ahornsirup.
In den 1980er Jahren übernahmen die Tabakgiganten Philip Morris und R.J. Reynolds die großen Lebensmittelhersteller Kraft, General Foods und Nabisco. Tabakunternehmen dominierten das amerikanische Lebensmittelangebot und konnten mit beliebten Marken wie Oreo-Keksen, Teddy Grahams, Ritz-Cracker, Jello-O, Kool-Aid und Oscar Mayer Hot Dogs, fettfreien Devils-Food-Kekse von SnackWell und Lunchables Milliardenumsätze machen.
In den 2000er Jahren zogen sich die Tabakriesen weitgehend aus der Lebensmittelbranche zurück - jedoch nicht, ohne ein bleibendes Vermächtnis auf den Lebensmitteln zu hinterlassen, die wir essen.
Die Psychologin und Hauptautorin der neuen Studie Tera Fazzino von der University of Kansas schockiert mit ihrer Analyse:
"Wir haben herausgefunden, dass Tabakkonzerne gezielt besonders schmackhafte Lebensmittel in die Lebensmittelversorgung einbrachten. Es ist wichtig, dass die Menschen verstehen, woher diese Lebensmittel stammen und wer dafür verantwortlich ist.“
Ashley Gearhardt, eine Psychologie mit Schwerpunkt Nahrungssucht an der University of Michigan ergänzte: „Wir fanden heraus, dass Lebensmittel, die von Tabakunternehmen vertrieben wurden, mit 80 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit starke Kombinationen von Kohlenhydraten und Salz und mit 29 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit ähnlich starke Kombinationen von Fett und Salz enthalten, die sie besonders schmackhaft machen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Tabakunternehmen verarbeitete Lebensmittel so entwickelt haben, dass sie den so genannten Glückspunkt in unserem Geschmackssystem treffen und Heißhunger auslösen.“
Die in „Addiction“ veröffentlichte Studie ergab außerdem, dass die Unterschiede zwischen ehemals genial ausgetüftelten Nahrungsmitteln der Tabakriesen und anderen Supermarktprodukten weitgehend verschwunden sind. Es ist nicht so, dass die Nahrungsmittel gesünder geworden sind, so die Psychologin Tera Fazzino. Andere Unternehmen haben begriffen, was funktioniert, und haben Produkte umformuliert. Jetzt sind sie genauso schmackhaft wie die Angebote der Wettbewerber.
Ultrahochverarbeitete Lebensmittel werden eindeutig mit einer schlechten Gesundheit in Verbindung gebracht. Aber die Wissenschaftler beginnen gerade erst zu verstehen, warum. Denn es dauert viele Jahre, bis sich chronische Krankheiten entwickeln. Ein amerikanischer Ernährungsmediziner geht allerdings so weit, jetzt bereits zu sagen: „Die Frage ist, wann sich die Nahrungsmittelindustrie für ihre Verbrechen entschuldigen wird.“
Seriösere Forscher räumen ein, dass sie noch zu wenig darüber wissen, auf welche Weise hochverarbeitete Nahrung die einzelnen Organe schädigen können, und dass weitere Studien nötig sind. Übereinstimmend wird jedoch vermutet, dass diese Lebensmittel leicht zu übermäßigem Verzehr verleiten - vielleicht weil sie schwer zu widerstehende Kombinationen von Kohlenhydraten, Zucker, Fetten und Salz enthalten, weil sie kalorienreich und leicht zu kauen sind. Es ist möglich, dass die daraus resultierenden Blutzuckerspitzen die Arterien schädigen oder Entzündungen verstärken, oder dass bestimmte Lebensmittelzusatzstoffe oder Chemikalien die Hormone beeinträchtigen, Darmwände durchlässiger machen oder das Mikrobiom des Darms stören. Das ständige, gedankenlose Naschen neutralisiert die notwendigen Impulse der Hormone für Hunger, Appetit und Sattheit.
Jedoch auf der Grundlage von Studien an großen Gruppen von Menschen über viele Jahre hinweg – allein für eine einzige Studie von 2024 wurden die Daten von mehr als zehn Millionen analysiert – sind Forscherinnen wie die Professorin für Ernährung an der Harvard T.H. Chan School of Public Health Josiemer Mattei davon überzeugt, dass es ein echtes Problem mit diesen Lebensmitteln gibt. Es wird größer: Im Juni 2024, beim Jahreskongress der Übergewichtsmedizin in Sao Paolo, beklagte Dr. Carlos A. Monteiro Bedrückendes. Ultraprozessierte Nahrung verdrängt immer mehr frische Lebensmittel, obwohl sie eine Bedrohung unserer Gesundheit darstellt.
Interessensgruppen diktieren uns eine völlig eingeengte Sicht auf schwere Körper und auf Fettleibigkeit. Dabei sind sie wahnsinnig erfolgreich. Deshalb ist dieses Buch notwendig.
Wenigstens ein dünner Hoffnungsschimmer für Dicke gleich auf den allerersten Seiten war für die beiden Autoren eine wirkliche Herzensangelegenheit.
Also beginnen wir so: Karotten, rote Paprika, die Wassermelone, Aprikosen, Kürbis, Papaya, Tomaten, Spinat und Broccoli besitzen magisch wirkende Substanzen. Sie programmieren sowohl die Fettgewebe wie das Gehirn, möglichst mit dem Dickmachen aufzuhören, auch gegen vorhandene biologische Widerstände, und stellen die Weichen auf Gewichtsreduktion. Dutzende andere Lieferanten pflanzlicher Substanzen ebenso.
Mit Haferflocken gelingt ein ähnliches Wunder dank ihrer 14 Gruppen wertvoller Mikronährstoffe und der Heilsubstanz Silizium.
Und es geht weiter. Braunalgen sagen ebenfalls im Verdauungstrakt der Kalorienflut den Kampf an. Auch Joghurt schafft dort bessere Verhältnisse mit Geduld. Und wenn wir die neun bis zwölf Stunden mit Nicht-Essen zwischen Abendessen und Frühstück auf vierzehn bis sechzehn Stunden ausdehnen, legt das ebenfalls einen Schalter um, auch wenn wir in den übrigen Stunden unverändert das Gleiche essen.
Lesen Sie also dieses Buch mit Block und Bleistift griffbereit. Wodurch werden diese Empfehlungen so besonders interessant?
Alle dicken Körper machen nicht das, was wir eigentlich wollen. Und schon gar nicht, wenn wir schließlich Strategien dagegen starten, weil wir darunter leiden.
Mikronährstoffe können da sehr hilfreich sein. Sie schützen Pflanzen vor allen möglichen Risiken. Nach Verzehr haben sie in unserem Körper gewünschte Wirkungen.
Das ist bemerkenswert. Denn Menschen mit schwerem Körper verharren für gewöhnlich in einer Sackgasse, unabhängig davon, aus welchen der möglichen zahlreichen Gründe sie dort gelandet sind. Der Organismus dicker Personen zeigt eine lähmende und scheinbare Teilnahmslosigkeit an den Anstrengungen von Millionen Betroffenen für eine Figur ohne Scham und für ein Leben ohne Mobbing.
Jetzt noch einmal die gute Nachricht.
Nicht wenige Substanzen aus der grünen Apotheke der Natur können einen übergewichtigen Organismus aus seiner Lethargie reißen. Es handelt sich um verzehrbare Vitamine, um Aminosäuren, Spurenelemente, Mineralstoffe, Fettsäuren und Enzyme.
Das ist wirklich beachtlich. Denn unsere Fettgewebe sind ein Organsystem mit eigenem Willen. Sie bestimmen selbständig über ein natürliches Verwerten der Nahrung – das würde unsere Schlankheit bewahren - oder über ein Speichern – das macht uns dick. Diese Hartnäckigkeit der Fettzellen, eigenwillig zu agieren, bildet sich sofort ab dem ersten Atemzug nach unserer Geburt.
Auf welche Weise, hat die Wissenschaft erst spät begriffen.
Während der Entbindung erwirbt das Neugeborene das vollständig ausgebildete Mikrobiom der Mutter, also die für sie typischen Bakterien, und jene des Krankenhauses und der Familie. Kaiserschnittbabys hingegen werden vor allem mit Hautbakterien auf den Weg geschickt. Sie brauchen zehn Jahre, um das Versäumte aufzuholen.
In Bezug auf schlank bleiben oder dick werden, ist schon diese Phase die erste allerwichtigste. Jedes Lebewesen bildet seine persönliche Symbiose mit Billionen Mikroorganismen. Sie mischen sofort in allen biologischen Prozessen mit. Dutzende weitere Hauptfaktoren spielen ebenfalls eine Rolle, vielleicht sogar Hunderte. Die Forschung erkennt immer mehr. Wohl der entscheidendste, auch negativ, ist unser Essen.
Der Mensch ist ein komplexer Organismus aus Dutzenden Trillionen Zellen, von denen jede ihre eigene Struktur und Funktion hat. Am Ende spiegelt sich die Flut unserer Darmbakterien nach Schätzungen in der unvorstellbaren Zahl 30 mit 15 Nullen wider, etwa so viele wie unsere Körperzellen (Quelle: „How Many Cells Are in the Human Body? Fast Facts“. Healthline, 2020). Niemand weiß es genauer.
Wer Pech hat und im Laufe des Lebens die falschen Mikroben anhäuft, bei dem holen sie das Letzte aus den verzehrten Kalorien herausholen. Sie pressen außer den möglichst vielen Nährstoffen auch Giftstoffe durch die Darmwände ins Blut! Sie haben eine entscheidende Rolle bei zerstörerischen Entzündungen. Sie fördern das Anlegen von Fettdepots.
Mehr Nährstoffe, der ins Blut gelangen, erhöhen eindeutig die Wahrscheinlichkeit, durch Überernährung fettleibig zu werden.
Vielleicht ist es nur ein winziger Unterschied im Grammbereich. Für die meisten ist fast nicht vorstellbar, dass so Dramatisches passieren kann. Aber es ist so. Einige Rechenbeispiele: Täglich 2,5 Gramm Gewicht mehr addieren sich in drei Jahren – also in 1.000 Tagen – zu 2,5 Kilogramm. Fünf Gramm täglich schlagen in zehn Jahren mit 18,25 Kilo zu Buche. Zehn Gramm Tag für Tag bringen in 15 Jahren mehr als 54 Kilo auf die Waage, die eigentlich unerklärlich sind. Das betrifft nur das Gewicht. Aber falsche Darmmikroben machen auch krank.
Bei den Glücklicheren bewirken ganz andere Bakterien das genaue Gegenteil.
Im besten Fall erledigen unsere günstigsten Mikroorganismen rund um die Uhr unzählige lebenswichtige Aufgaben. Sie verhindern zum Beispiel entzündliche Prozesse und verbessern unsere Versorgung mit Blut, Sauerstoff, Vitaminen und Spurenelementen. Sie unterstützen im Darm die Krankheitsabwehr. Während sie gewünschte biologische Prozesse initiieren, vernachlässigen sie im Endeffekt ein wenig die Funktion der reinen Energiegewinnung. Alles Maßnahmen gegen ein Dickwerden. Sie verwenden ihr Potenzial auch darauf, jene Hormone wirken zu lassen, die dem Gehirn eine Sättigung verkünden. Nur dann wird der Körper die Verwertung der allerletzten Kalorien unterlassen.
Ein perfekt funktionierender Stoffwechsel ist die allererste Voraussetzung für die Balance zwischen Nahrungsaufnahme und Energieverbrauch.
Alles hängt davon ab, welche Mikroben in diesem Mix nach und nach die Oberhand gewinnen, günstige oder ungünstige. So startet sehr früh die lebenslange Gratwanderung zwischen Normalgewicht und Fettleibigkeit. Im Laufe von Jahrzehnten mischen auch noch Abertausende andere Einflüsse mit.
Fast der unwichtigste ist die Menge verzehrter Nahrung. Nicht aber ihre Qualität.
Mit die schlimmsten Effekte kommen von der Nahrungsindustrie. Nicht wieviel sie essen, grenzt dicke Menschen aus. Was uns als Essen verkauft wird, ist der Skandal. Dieselben Unternehmen, deren Produkte dick machen, sind gleichzeitig die größten Nutznießer vom Diätwahn und vom Mobbingkrieg gegen Übergewichtige. Medien verschaffen sich Vorteile allzuoft mit Ausgrenzung und Versprechen, die an Verdummung grenzen: „Pfunde purzeln“ mit „simplen Alltags-Tricks“, denn „wichtig sind vor allem Disziplin und Wille“. Dauerbrenner ist „8 Ernährungstipps: So bekommen Sie einen flachen Bauch“.
Fast jeder dieser Beiträge enthält dann auch den Hinweis, dass es gar nicht möglich ist, das Abnehmen auf ein bestimmtes Körperteil zu lenken. Es zählt immer das Ganze.
Auch die Politik und die Gesundheitssysteme verdienen unseren größten Aufschrei. Alle machen sich mitschuldig. Aus unterschiedlichen Gründen unterlassen sie die Vermittlung existenziell wichtiger Botschaften an Menschen mit Übergewicht und Fettleibigkeit.
Solche Erkenntnisse liegen vor. Aber kaum jemand verbreitet sie. Diese sinnvollen Orientierungen wären auch für Normalgewichtige genauso wertvoll.
Wer also im Bus auf eine Person in einem korpulenten Körper trifft, sieht vor sich womöglich einen Menschen, der sich mit 1.000 Kalorien durch den langen Tag quält.
Dieses Buch wurde nicht geschrieben, um schwere Menschen zum Abspecken zu bringen. Aber auch dazu finden Sie lesenswerte Anleitungen. Tatsache bleibt: Illusionen wären fehl am Platz.
Höchstes Ziel ist ein endlich zufriedenes und gesundes Leben.
Die meisten Betroffenen werden mehr oder weniger mit Übergewicht leben müssen.
Zugrunde liegt eine vielschichtige, viele Faktoren einschließende Problematik. Fettleibigkeit, Fachbegriff Adipositas oder Obesity, ist ein medizinischer Zustand, bei dem übermäßiges Körperfett sich in einem Ausmaß angesammelt hat, dass negative Auswirkungen auf die Gesundheit wahrscheinlicher werden. Bei diesen Menschen ist der Body Mass-Index 30 oder darüber.
Fettleibigkeit ist unter Umständen unlösbar. Lösbar ist das Stigma. Die Diskriminierung des Dickseins muss enden!
Genau genommen ist der Begriff Übergewicht an sich bereits eine falsche Bezeichnung, weil er möglicherweise ausschließt, dass jeder Einzelne ein von der Natur bestimmtes individuelles Gewicht haben kann und darf. Wer diese sympathische Auffassung unterstützt, ist auch davon überzeugt, dass Gesundheit in allen Formen und Größen in Erscheinung treten kann.
Es leben bereits mehr übergewichtige Menschen als hungernde auf den fünf Kontinenten. Sie ernähren sich zunehmend falsch und, was lebenswichtige Mikronährstoffe angeht, absolut unzureichend. Hauptgrund ist das beherrschende Nahrungsmittelsystem. Es ermutigt zum Konsum von hochprozessierten essbaren Substanzen. Sie sind schwer mit Salz, Zucker, gesättigten Fetten und künstlichen Zusätzen beladen. Sie sind preiswert. Sie sind unwiderstehlich schmackhaft.
Fast immer sind die wahren Dosierungen der verzehrbaren, aber problematischen Substanzen der Nahrungsmittel nicht eruierbart. Typisch das Beispiel für die Mengenangabe Salz auf einem Etikett für einen Fleischbrotaufstrich. Er enthält: Röstzwiebel, pures Salz, Würze und Gewürze … vier Quellen von Salz.
Die Nahrungswirtschaft weiß über unser Essen mehr als die Gesundheitsminister. Sie ist der große Sieger. Das wird teuer.
Noch gelingt es der Übergewichtsindustrie mit einer verheerenden Faustregel die Einstellung der Gesellschaft zu diktieren: Jeder Dicke ist ganz allein selber schuld. Zahllose Studien weisen jedoch in eine ganz andere Richtung. Übergewichtige sind keinesfalls gefräßiger, fauler oder willensschwächer. Sie sind jedoch stärker Opfer als andere. Opfer einer Nahrungsindustrie mit einem einzigen schamlosen Ziel: Soviel Produkte zu verkaufen wie nur irgendwie möglich. Und zwar unter allen Umständen und ohne Rücksicht auf den Zustand einer Gesellschaft.
Die Weltgesundheitsorganisation World Health Organisation, W.H.O., erklärt 39 Prozent der Erwachsenen für übergewichtig. 13 Prozent erfüllen die Bedingungen für Fettleibigkeit.
Heute wissen wir, worauf es ankommt. Entscheidend ist, was das Essen entweder zum Gesundbleiben oder zum Krankwerden beiträgt. Unabhängig von irgendeinem Effekt auf das Gewicht. Unabhängig von seinem Energiebeitrag.
Dafür gibt es in einem sehr komplexen System schon ganz simple Belege. Ein Beispiel: Menschen, die vier Mal pro Woche Nüsse essen, erkranken seltener an Diabetes, egal wie viele Kilo sie auf die Waage bringen. Auch bestimmte Todesrisiken werden reduziert.