Unendliche Stadt - Alastair Reynolds - E-Book

Unendliche Stadt E-Book

Alastair Reynolds

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Beschreibung

Das Überleben der Menschheit steht auf dem Spiel

Die Stadt Spearpoint ist die letzte Bastion der Menschheit auf einer unzivilisierten und lebensfeindlichen Welt, umgeben von halbautonomen Stadtstaaten unterschiedlichen technischen Standards. Der Engel Quillion lebt nach einer fehlgeschlagenen Mission inkognito in der Stadt, doch die Begegnung mit einem halbtoten Engel zwingt ihn, Spearpoint zu verlassen, denn seine ehemaligen Auftraggeber haben es auf ihn abgesehen. Mit der Schleuserin Meroka kann er aus Spearpoint entkommen, doch plötzlich steht nicht nur sein eigenes Leben auf dem Spiel, sondern das der ganzen menschlichen Zivilisation...

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DAS BUCH

Die Stadt Spearpoint, bestehend aus verschiedenen Zonen, in denen unterschiedliche technische Standards und Lebensbedingungen herrschen, ist die letzte Bastion der Menschheit in einer ansonsten unzivilisierten und grausamen Welt. In der Zone Neon Heights lebt der Engel Quillon, der einzige Überlebende einer fehlgeschlagenen Mission der Himmlischen Höhen, unter falscher Identität als Pathologe. Sein beschauliches Leben gerät jedoch aus den Fugen, als eines Tages ein halbtoter Engel auf seinem Seziertisch landet, der ihm eine Botschaft überbringt: Quillons ehemalige Auftraggeber haben es auf ihn abgesehen. Will er sein Leben retten, muss er so schnell wie möglich aus Spearpoint verschwinden. Mit Hilfe der Schleuserin Meroka flieht Quillon aus der Stadt. Doch in der offenen Weite des Umlands lauern ungeahnte Gefahren, und plötzlich steht viel mehr auf dem Spiel als Quillons Überleben …

DER AUTOR

Alastair Reynolds wurde 1966 im walisischen Barry geboren. Er studierte Astronomie in Newcastle und St. Andrews und arbeitete lange Jahre als Astrophysiker für die Europäische Raumfahrt-Agentur ESA, bevor er sich als freier Schriftsteller selbstständig machte. Reynolds lebt in der Nähe von Leiden in den Niederlanden.

Inhaltsverzeichnis

DAS BUCHDER AUTORERSTER TEIL
EinsZweiDreiVierFünfSechsSiebenAchtNeunZehnElfZwölfDreizehn
ZWEITER TEIL
VierzehnFünfzehnSechzehnSiebzehnAchtzehn
DRITTER TEIL
NeunzehnZwanzigEinundzwanzigZweiundzwanzigDreiundzwanzigVierundzwanzigFünfundzwanzigSechsundzwanzigSiebenundzwanzigAchtundzwanzigNeunundzwanzigDreißig
Copyright

»Und die Erde ist nichts als ein Stern, der früher einmal geleuchtet hat.«

JAMES ELROY FLECKER,The Golden Journey to Samarkand

Der Anruf ging kurz vor fünf Uhr nachmittags in der Abteilung Hygiene und Allgemeine Dienste ein. Jemand meldete irgendeinen Schlamassel unten auf der Felsplatte. Möglicherweise sei eine Person von einem der überhängenden Gebäude im Vierten Bezirk hinabgestürzt oder auch die ganze Strecke von Circuit City hinuntergefallen. Der Einsatzkoordinator drehte sich zur Wandkarte um, inspizierte die leuchtenden kleinen Markierungspunkte und entdeckte ein Säuberungsfahrzeug, das nahe genug an der Absturzstelle war, um sich der Sache anzunehmen. Es war mit einem älteren Team besetzt, er kannte die Männer. Gleich darauf hob er den schwarzen Telefonhörer von der Gabel und wählte auf der Drehscheibe eine Nummer. Während die Schalttafel blinkte und summte, zog er an seiner Zigarette.

»Hier Dreinullsieben.«

»Hab Drecksarbeit für euch, Cultel. Etwas auf der Felsplatte, gleich westlich der Wasserwerke. Da draußen gibt’s sonst ja nicht viel, also müsstet ihr die Stelle mühelos finden. Nehmt den Wartungstunnel an der Siebten Straße Richtung Umspannwerk, und geht den Rest des Weges zu Fuß. Mit dem Schlüsselbund am blauen Anhänger müsstet ihr Zugang zu allen städtischen Absperrungen haben.«

»Wir sind bereits voll beladen. Außerdem haben wir gleich Feierabend. Kannst du nicht jemand anderen schicken?«

»Nein, geht nicht, wegen der Hauptverkehrszeit. Wenn wir auf einen anderen Wagen warten, wird der Schlamassel zu stinken anfangen und jede Menge Neugierige anziehen. Die Möwen haben die Stelle sowieso schon im Visier. Tut mir leid, Cultel, aber ihr müsst das wegmachen und euch die Zeit als Überstunden gutschreiben lassen.«

»Also gut. Aber wir sind wirklich voll beladen. Du schickst uns besser noch einen Wagen zur Verstärkung. Kann ja sein, dass wir Leichen abtransportieren müssen.«

»Werd sehen, was ich tun kann. Melde dich, wenn du den Schlamassel vom Beton gekratzt hast. Wir bereiten hier schon mal den Papierkram vor.«

»Will ’nen Durchschlag davon.«

»Und seid vorsichtig da draußen, Jungs. Ist ein langer Abstieg bis nach unten. Und ich hab keinen Bock darauf, Steamville anzurufen und denen mitzuteilen, dass sie jetzt dran sind, euch beide vom Pflaster zu schälen.«

Cultel kappte die Verbindung und hängte den Hörer wieder unter das Armaturenbrett des Säuberungsfahrzeugs. Danach wandte er sich seinem Partner Gerber zu, der gerade nach dem letzten Donut in der Papiertüte angelte. »Hast du alles mitbekommen?«

»Genug.«

»Wieder so ein verdammter Abkratz-Job auf der Felsplatte. Dabei wissen die doch, wie sehr ich so was liebe.«

»Wie der Mann schon sagte: wegmachen und als Überstunden gutschreiben lassen.« Gerber biss in den Donut und wischte sich das Fett von den Lippen. »Klingt doch nicht übel.«

»Klar, weil du verrückt nach Süßem und kostspieligen Freundinnen bist.«

»Das bezeichnet man als ein Leben jenseits der Scheiße, die man vom Pflaster kratzen muss, Cultel. Solltest es auch mal damit probieren.«

Cultel, derjenige von beiden, der stets am Steuer saß, grunzte irgendetwas Abfälliges und lenkte den Van zurück auf die Elektrospur, die den Wagen mit Energie versorgte. Tatsächlich verdichtete sich der Verkehr bereits, denn die Stoßzeit hatte begonnen. Private Personenkraftwagen, Taxis, Busse und Lastwagen bewegten sich träge in eine Richtung und fuhren so dicht auf, dass hintere und vordere Stoßstangen der Wagen einander fast berührten. Da sie ein städtisches Dienstfahrzeug benutzten, konnten sie, wenn nötig, die vorgeschriebene Elektrospur auch verlassen. Dennoch musste man sich im Straßen- und Verkehrsnetz verdammt gut auskennen, um in keinen Stau zu geraten. Cultel war fest davon überzeugt, dass er als Taxichauffeur mehr Geld verdienen würde als in seinem Job als Fahrer eines Säuberungswagens; aber bei der Beförderung von Leichen bestand der Vorteil darin, dass sie nicht quatschten. Und Gerber zählte in dieser Hinsicht kaum, denn seine Nase steckte meistens in einer Tüte mit Donuts.

Bis zur Siebten Straße brauchten sie zwanzig Minuten. Zum Wartungstunnel gelangte man über eine steile Rampe, die in der Gegenrichtung von Spearpoint zwischen zwei Gebäuden lag. Unten war ein vergittertes Tor in die Mauern eingelassen. Bei ihrer Ankunft kuppelte Cultel den Polschuh aus und lenkte den Van mit dem Schwungrad die Rampe hinunter. Er hoffte nur, dass das Drehmoment auch noch ausreichen würde, die Rampe wieder hinaufzufahren, wenn sie den Schlamassel beseitigt und dessen Reste aufgeladen hatten. Von einem anderen Einsatzfahrzeug war bis jetzt nichts zu sehen.

Er griff nach dem Schlüsselbund mit dem blauen Anhänger, holte die Ausrüstung hinter seinem Sitz hervor und stieg aus dem seitlich geriffelten Van aus. Gerber nahm eine Kamera mit, außerdem eine starke Taschenlampe, wie sie die Polizei benutzte.

Als Cultel in der Abteilung Hygiene und Allgemeine Dienste angefangen hatte, waren die Polizisten immer die Ersten am Schauplatz eines Absturzes gewesen. Die Säuberungsmannschaft hatte damals lediglich die untergeordnete Aufgabe gehabt, den Leichnam vom Pflaster zu kratzen und die Stelle abzuspritzen. Doch in letzter Zeit hatte die Polizei so viel um die Ohren, dass sie es gern dem Säuberungsdienst überließ, sich eigenständig um den Schlamassel zu kümmern, sofern alles ordnungsgemäß dokumentiert und unterschrieben wurde. Falls irgendetwas auf eine faule Sache hindeutete, konnte sie sich später ja immer noch einschalten. Allerdings waren die Abgestürzten in der Regel nur Unfallopfer. Und Cultel sah keinen Grund, diesmal etwas anderes anzunehmen.

Mit Hilfe des Schlüsselbunds konnten sie das vergitterte Tor, eine Absperrung der Stadt, mühelos öffnen und betraten den betonierten Wartungstunnel, der dunkel und feucht war. An vielen Stellen hatte sich die Wandverschalung bereits gelöst. Durch die Spalten sickerte Regenwasser, das am Boden ein träge dahinfließendes Rinnsal bildete, so tief, dass Cultels Schuhe klitschnass wurden. Es stank leicht nach Kanalisation. Weiter hinten, am Ende des Wartungstunnels, war ein indigoblauer Halbkreis auszumachen, ein Stück vom Himmel. Cultel spürte bereits, wie es kühler wurde und der Wind auffrischte. Im Rücken der Felsplatte, wo überall Gebäude standen, merkte man nicht viel davon, aber zum Rand hin war es stets kälter. Und auch stiller: Der Felsvorsprung verschluckte das Summen des Verkehrs, das Rattern der Pendlerzüge und das Heulen der Sirenen, wenn die Polizeiwagen sich auf der sanft geschwungenen Spirale der Stadt nach oben oder unten schlängelten.

Am Ende des Wartungstunnels wich der Betonbelag der Substanz, auf der man Spearpoint errichtet hatte. Niemand hatte sich je die Mühe gemacht, dem schwarzen Zeug einen Namen zu verleihen – vielleicht deswegen, weil es so allgegenwärtig war wie die Luft.

Die Felsplatte war zunächst eben, stieg jedoch nach und nach zu einem steilen Hang an. Cultel passte auf, wo er hintrat, denn dieses schwarze Zeug war tückisch, wie jeder wusste: in einem Moment noch fest wie Stein, im nächsten so glitschig wie Eis.

Gerber schwenkte die Taschenlampe zum Fuß des Hangs hinüber: »Da liegt ja unser Baby.«

»Ich seh’s.«

Sie rückten näher an die Stelle heran, wobei sie sich wegen des wachsenden Neigungswinkels seitwärts am Hang entlangbewegten und Vorsicht walten ließen. Die abgestürzte Person war rund dreißig Handspannen vom äußersten Rand entfernt aufgeschlagen. Im abendlichen Zwielicht konnte Cultel einen Kopf, zwei Arme und zwei Beine ausmachen; alle Gliedmaßen saßen noch dort, wo sie hingehörten. Außerdem entdeckte er neben der bleichen Gestalt etwas Zerknittertes, das wie ein hauchdünnes, durchsichtiges Gewand aussah. Bei Abgestürzten konnte man sich ja nie allzu sicher sein, aber diese Person sah nicht so aus, als wäre sie von sehr weit oben hinuntergefallen. Üblich waren Verstümmelungen: Köpfe und Gliedmaßen lösten sich beim Sturz oft ab – entweder durch die Wucht des Aufschlags oder wegen zufälliger Kollisionen auf dem Weg nach unten, wenn der Fallende Fassaden streifte oder von irgendeinem Felsvorsprung abprallte. Doch dieses fragile Puzzle hatte noch alle Teilchen beisammen.

Cultel blickte über die Schulter nach oben und hob den Rand seines Hutes an, um bessere Sicht zu haben. In dieser Umgebung gab es weder Gebäude noch Überhänge, von denen jemand hätte abstürzen können. Und die Person konnte auch nicht vom nächsthöheren Felsplateau gefallen sein, denn dann wäre sie wegen der Windströmungen nicht hier, sondern am Fuß des Hanges hinter dem Gebäudemeer gelandet. Außerdem hätte sie dann viel schwerere Verletzungen davongetragen.

»Irgendwas ist hier faul«, bemerkte Cultel.

»Hab ich auch grad gedacht.« Gerber hob die Kamera ans Auge und schoss zwei Bilder. Während sie sich im Schneckentempo vorwärtsbewegten, setzten sie die Füße vorsichtig auf und wagten kaum zu atmen. Plötzlich wurde Cultel klar, mit was sie es hier zu tun hatten: Das Zerdrückte neben der Gestalt war kein Gewand. Es waren Flügel.

»Das ist ja …«, entfuhr es Gerber.

»Tja.«

Was sie vor sich sahen, war ein Engel. Erneut hob Cultel den Blick, doch diesmal richtete er ihn weiter nach oben. Nicht auf die nächste Reihe von Gebäuden, sondern ganz nach oben, über das bunte Flimmern von Neon Heights, das holographische Leuchten von Circuit City und das rötlich funkelnde Plasma der Cybertowns hinweg. Er konnte förmlich vor sich sehen, wie die Engel da oben, meilenweit entfernt, herumwirbelten und Spearpoints spitze Nadel so umkreisten wie Nachtfalter das Licht. Wie zum Teufel ist einer von ihnen hier heruntergekommen?, fragte er sich. Und warum musste das ausgerechnet während meiner Schicht passieren?

»Komm, sacken wir das Ding ein«, sagte Gerber. »Es macht mir jetzt schon Angst.«

»Hast du je mit einem von ihnen zu tun gehabt?«

»Nein, heute zum ersten Mal. Und du?«

»Früher mal, war da noch unerfahren in diesem Job. Er fiel auf das dritte Gleis der Hochbahn, Grüne Linie. Das verdammte Ding war schon geröstet, als wir’s abkratzten. Und dann ist es nochmal passiert, vor drei, vier Jahren. War nur noch Brei, weit schlimmer als der hier. Auf den ersten Blick konnte man nicht mehr viel von ihm erkennen.«

Gerber schoss ein weiteres Bild. Beim Nachleuchten des Blitzlichts hatte Cultel das verrückte Gefühl, der Leichnam habe gezuckt und seine Lage fast unmerklich verändert. Er kroch zu dem Abgestürzten hinüber und kniete sich mit seiner Ausrüstung neben ihn auf den Boden. Mittlerweile hatten die Seemöwen ein reges Interesse an dem Leichnam entwickelt. Mit schrillen Schreien zankten sie sich in der Abendluft um die Beute. Cultel machte sich daran, das Geschöpf zu untersuchen, musterte die fast nackte Gestalt, die bis auf die gebrochenen Flügel keine Verletzungen aufwies. Sie lag still da, den Kopf zur Seite gewandt, und sah ihn aus riesigen mitternachtsblauen Augen an. Bis auf den leeren Blick wirkte sie beinahe lebendig. »Das verdammte Ding muss bis fast nach unten noch am Leben gewesen sein«, bemerkte er. »Das hier war eine kontrollierte Landung, kein Absturz.«

»Was für eine Art zu sterben«, sagte Gerber. »Hältst du’s für Selbstmord, oder hat sich das arme Ding, na ja, einfach verirrt?«

»Vielleicht hatte der Antrieb des Engels irgendeine Störung«, erwiderte Cultel und betastete die harte fremdartige Metalllegierung der Flugausrüstung. »Teufel, was soll’s, wer kann das schon sagen? Nimm ihn von allen Seiten auf. Danach sacken wir ihn ein und legen ihn in den Van. Je schneller wir diese Sache vom Hals haben, desto besser.«

Sie schoben den Engel in den Leichensack, den sie mit einem Schildchen versahen, und achteten dabei darauf, die Flügel nicht noch mehr zu beschädigen und keines der spindeldürren Glieder zu brechen. Als Cultel den Sack anhob, merkte er, dass er ihn mühelos allein tragen konnte. Es war so, als beförderte er nur einen Sack voller Knochen. Sie brauchten nicht einmal den Boden abzuspritzen. Der Engel hatte keinen Tropfen Blut oder was sonst in seinen Adern fließen mochte vergossen.

Als sie den Einsatzkoordinator anriefen, war der andere Van noch immer nicht aufgetaucht.

»Tut mir leid, Cultel. Musste die Leute an die Grenze von Steamville schicken. Uns wurde gemeldet, dass die Zone sich wieder mal verlagert.«

»Na ja, vielleicht überlegst du dir das nochmal. Wir haben den Schlamassel beseitigt, das heißt den Abgestürzten geborgen.« Er sah zu Gerber hinüber, der jetzt grinste. »Mach dich auf was gefasst: Es ist ein Engel.«

»Es wurde aber nicht gemeldet, dass irgendjemand von den höchsten Ebenen hinabgestürzt ist, Dreinullsieben.«

»Der hier ist auch nicht abgestürzt. Der muss fast den ganzen Weg geflogen sein. Und dann ist er gestorben.«

»Wie sie’s zu tun pflegen.« Cultel hörte die auf Erfahrung beruhende Skepsis heraus, die er dem Einsatzkoordinator kaum verübeln konnte. Es wäre nicht das erste Mal, dass irgendjemand ein perverses Vergnügen daran hatte, ihnen eine falsche Engelsleiche unterzujubeln. Konnte sogar irgendein widerlicher Streich sein, den jemand aus den eigenen Reihen einer anderen Reinigungsmannschaft spielte, um zu sehen, ob sie darauf hereinfiel.

Doch Cultel wusste, dass dieser Engel echt war.

»Falls du möchtest, dass wir den Engel bei uns hineinquetschen, machen wir das. Wird dabei vielleicht ein bisschen zerdrückt, aber das schaffen wir schon. Allerdings übernehme ich keine Verantwortung für eventuelle Bruchschäden, nur damit du Bescheid weißt. Ich nehme an, wir sollen das Ding zum Dritten Bezirk befördern?«

»Ja, wenn ihr glaubt, dass der Engel echt ist.«

»Ich bade es aus, falls nicht.«

»Also gut, fahrt zum Dritten Bezirk. Aber entfernt alles technische Zubehör. Verpackt es separat, dann schicken wir’s zur Abteilung Einfuhr.«

Cultel legte auf.

»Warum zum Dritten Bezirk? Mit denen haben wir sonst nie zu tun«, sagte Gerber.

Sie schnallten den Engel fest, schlossen den Van und machten sich auf den Rückweg, die Rampe hinauf. Die Fahrt zum Leichenschauhaus des Dritten Bezirks dauerte weitere zwanzig Minuten, obwohl sie Abkürzungen und Nebenstraßen nahmen, um sich die spiralförmige Felsplatte hinaufzuschlängeln.

Das Leichenschauhaus war ein aschgrauer Betonquader mit Flachdach und kleinen quadratischen Fenstern in der vorderen Fassade, niedriger als die zahlreichen Büro- und Apartmentgebäude ringsum. Sie fuhren auf die Rückseite und stellten den Van in der Haltebucht ab, wo ein Empfangsangestellter sie erwartete.

»Euer Einsatzleiter hat uns Bescheid gesagt«, erklärte der Angestellte, während Cultel die Hecktür des Van aufschloss. »Meinte, ihr hättet irgendwas Interessantes für Quillon.« Er kratzte sich mit einem Stift an der Nase. »Die letzte Lieferung ist ja schon eine Weile her. Ich glaube, Quillon hat sich schon gefragt, ob ihr die Abmachung vergessen habt.«

»Als ob wir so was vergessen würden«, erwiderte Cultel und unterschrieb den Lieferschein.

»Um was geht’s denn überhaupt?«, fragte Gerber.

»Quillon sieht sich alles, was seltsam wirkt, gerne als Erster an«, erklärte der Angestellte. »Ist wohl eine Art Hobby von ihm.«

Gerber zuckte die Achseln. »Kommt allen gelegen«, fuhr der Angestellte fort. »Quillon hat seinen Spaß, und die anderen Leichenschauhäuser ersparen sich eine Menge Papierkram, denn wenn so was hereinkommt, muss alles in dreifacher Ausfertigung dokumentiert werden.« Während Cultel und Gerber den Leichensack auf eine Rollbahre luden, linste er herüber. »Darf ich mal sehen?«

»Nur zu«, erwiderte Cultel.

Der Angestellte öffnete den Sack eine Handbreit und rümpfte angesichts des totenbleichen, zerschmetterten Geschöpfs da drinnen die Nase. »Dabei sehen sie so schön aus, wenn sie da oben herumfliegen und ihre Flügel aufleuchten und funkeln.«

»Hab ein bisschen Nachsicht mit ihm.« Cultel zog den Reißverschluss wieder zu. »Er hatte heute nicht gerade seinen besten Tag.«

»Bist du sicher, dass es ein Er ist?«

»Jetzt, wo du’s erwähnst …«

»Ihr könnt ihn zu Quillon karren, wenn ihr wollt«, sagte der Angestellte. »Nehmt den Lastenaufzug bis zum dritten Stock. Quillon wird irgendwo da oben sein. Ich muss hier unten bleiben und auf eine andere Lieferung warten.«

»Viel los heute Abend?«

»Schon die ganze Woche. Angeblich hat die Grenze wieder Wanderlust bekommen.«

»Hab’s gehört. Dann machen wir wohl besser unsere Schotten dicht und ziehen unsere Uhren auf.«

Sie schoben die Bahre ins Gebäude. Innen glänzten grüne Wände und nackte weiße Kacheln; es stank nach dem Chlor von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln. Das Licht der Deckenlampen war so gedämpft, dass es fast bräunlich wirkte. Die meisten Angestellten hatten bereits Feierabend gemacht und das Leichenschauhaus der Nachtschicht und den Geistern früherer Kunden überlassen. Cultel hasste diesen Ort, so wie er alle Leichenhallen hasste. Wie konnte irgendjemand in einem Gebäude arbeiten, wo man nichts anderes tat, als tote Körper aufzuschneiden? Zumindest bewegte er sich beim Säuberungsdienst in der frischen Luft.

Sie nahmen den Lastenaufzug, fuhren in den dritten Stock, schoben die schwere Gittertür auf und rollten die Bahre auf den Gang. Am anderen Ende wartete Quillon bereits und schnippte einen Zigarettenstummel in einen in die Wand eingelassenen Aschenbecher. Cultels letzte Begegnung mit ihm lag schon drei oder vier Jahre zurück, doch er erkannte ihn sofort. Was nicht bedeutete, dass Quillon noch genauso aussah wie damals.

»Als ich von einer neuen Lieferung hörte, hab ich schon gehofft, es käme Nachschub an Arzneimitteln«, erklärte er mit seiner trägen, bedächtigen und etwas zu tiefen Stimme. »Wären die Schränke noch leerer, müssten wir tote Menschen demnächst abweisen.«

»Wir haben Ihnen ein Geschenk mitgebracht«, sagte Cultel. »Seien Sie nett zu uns.«

»Wie läuft’s mit der Arbeit?«

»Mal so, mal so, Quillon. Aber solange es eine Stadt und Leichen gibt, müssen Sie und ich uns wohl kaum Sorgen um Arbeit und Brot machen.«

Quillon war von jeher dünn, geradezu hager gewesen, aber jetzt sah er so aus, als hätte er soeben die Augen aufgeschlagen und wäre von einem Seziertisch gestiegen. Der weiße Arztkittel baumelte an seinen knochendürren Schultern so schlaff herunter, als hinge er auf einem Kleiderbügel. Eine weiße Kappe verhüllte seinen Glatzkopf. Er trug eine leicht eingefärbte Brille, obwohl die Lampen im Leichenschauhaus nur trübe Funzeln waren, und grüne OP-Handschuhe, die nicht verbergen konnten, dass seine Finger auffällig lang waren und unangenehm skelettartig wirkten. Unter seinen Wangenknochen lagen tiefe Schatten, und seine Haut sah farblos, wächsern und wie tot aus.

Er kommt niemals davon los, dachte Cultel. Hier ist er in seinem Element. Der Kerl hat sich den idealen Arbeitsplatz ausgesucht.

»Also, was haben Sie für mich?«

»Hab einen Engel für Sie eingefangen, mein Freund. Ist auf der Felsplatte gelandet.«

Da Quillons Brille die Augen verbarg, war seine Reaktion schwer einzuschätzen. Der Rest seines Gesichts bewegte sich so gut wie nie, selbst dann nicht, wenn er sprach. »Kam er die ganze Strecke von den Himmlischen Höhen herunter?«

»Ja, soweit wir wissen. Eine Sache ist allerdings merkwürdig: Es gibt kaum Anzeichen dafür, dass er mit hoher Geschwindigkeit aufgeprallt ist.«

»Das ist interessant«, bemerkte Quillon im gleichmütigen Tonfall eines Menschen, der sich kaum etwas weniger Interessantes vorstellen kann. Aber Cultel nahm ihm den Gleichmut nicht ganz ab.

»Hatte irgendeine Apparatur dabei, die wir entfernt haben. Was Sie vor sich haben, ist eigentlich nur ein nackter Leichnam mit Flügeln.«

»Also genau das, womit wir uns beschäftigen.«

»Schneiden Sie … äh … viele solcher Exemplare auf, Quillon?«, fragte Gerber.

»Hin und wieder mal einen oder zwei. Kann nicht behaupten, dass Engel besonders regelmäßig bei uns auftauchen. Sind wir beide uns eigentlich schon mal begegnet?«

»Glaube nicht. Was haben Engel denn an sich, dass Sie die so sehr mögen?«

»›Mögen‹ ist wohl kaum der richtige Ausdruck. Es handelt sich einfach um ein medizinisches Spezialgebiet, und wir sind hier für solche Untersuchungen eingerichtet. Verfügen über eine Überdruckkammer für den Fall, dass sie irgendetwas Giftiges verströmen, und über explosionssichere Türen. Und wenn man erst einmal ein Exemplar untersucht hat, ist der Papierkram bei späteren Fällen eigentlich nur noch Routine.«

»Außerdem entlastet das die anderen Leichenschauhäuser«, ergänzte Cultel.

Quillon rieb sich das knochige Kinn und nickte. »So hat jeder was davon.«

Es folgte ein etwas peinlicher Moment: Cultel und Gerber standen immer noch an der Rollbahre herum, während Quillon sich daneben aufgebaut hatte und die Hände in den OP-Handschuhen seitlich baumeln ließ.

»Nun ja, dann sind wir hier wohl fertig«, sagte Cultel schließlich. »Auf dem Einlieferungsschein steht alles, was Sie wissen müssen. Die übliche Prozedur: Wenn Sie den Leichensack nicht mehr brauchen, schicken Sie ihn zur Abteilung Allgemeine Dienste. Am liebsten abgespritzt und desinfiziert.«

»Ich kümmere mich darum.«

»Na dann, bis zum nächsten Mal«, sagte Cultel, während er sich in den immer noch geöffneten Lastenaufzug zurückzog.

»Ja, bis zum nächsten Mal.« Quillon hob zum Abschied den Arm.

»War nett, Ihre Bekanntschaft zu machen«, bemerkte Gerber höflich.

Kurz nachdem Cultel die Türen des Aufzugs geschlossen hatte, kreischte der Motor oben im Schacht auf, und sie fuhren hinab.

Ohne sich zu rühren, blieb Quillon am Ende des Ganges stehen, bis ihm die Anzeige über der Aufzugtür verriet, dass Cultel und Gerber im Erdgeschoss angekommen waren. Danach ging er langsam zur Rollbahre hinüber, besah sich den Einlieferungsschein und legte eine Hand auf den verschlossenen schwarzen Leichensack, in dem der Engel steckte. Gleich darauf schob er die Bahre ins Untersuchungszimmer, streifte eine OP-Maske über, hob den Leichensack auf den Sektionstisch, holte den Engel vorsichtig heraus und bettete ihn auf den Rücken. Selbst im Tod kam er Quillon schön vor. Seine Augen waren geschlossen, und die gebrochenen Flügel hingen zu beiden Seiten herunter, so dass ihre Spitzen den gefliesten Boden berührten  – genauer gesagt die schrägen Abflussrinnen, die dazu dienten, die Körperflüssigkeiten der Leichen aufzunehmen und wegzuschwemmen. Unter der grellen Lampe über dem Sektionstisch wirkte der Körper gespenstisch bleich, sehr nackt und so unbehaart wie ein Rattenfötus.

Da Quillon mit keiner Störung rechnete, setzte er die Brille ab. Er schob einen kleinen Rollwagen, dessen Räder quietschten, neben den Sektionstisch und zog das grüne Abdecktuch zur Seite, so dass ein Sortiment chirurgischer Instrumente sichtbar wurde. Darunter waren Skalpelle, Pinzetten, Knochensägen, glänzende sterile Kellen und Spatel sowie verschiedene Glas- und Edelstahlbehälter für die sezierten Gewebeproben. Diese Gerätschaften waren ihm früher einmal lächerlich primitiv vorgekommen, doch inzwischen waren sie ihm so vertraut, dass sie ihm Sicherheit gaben und er mühelos damit umgehen konnte. Quillon zog das Mikrofon, das von der Decke baumelte, näher an sich heran und legte einen Wippschalter an dessen Seite um. Irgendwo außerhalb dieses Raums begannen Tonbänder durch Aufnahmeköpfe zu gleiten. Er räusperte sich und bemühte sich, deutlich zu artikulieren, damit er trotz der stimmverzerrenden OP-Maske zu verstehen war. »Hier spricht Doktor Quillon. Fortsetzung der früheren Aufzeichnung.« Er blickte zu den Uhren an der Wand gegenüber. »Es ist jetzt achtzehn Uhr fünfzehn. Beginne mit der Autopsie eines Leichnams, Einlieferungsnummer fünf – acht – drei – drei – vier, der vor kurzem von der Abteilung Hygiene und Allgemeine Dienste ans Leichenschauhaus des Dritten Bezirks überstellt wurde.« Er hielt kurz inne und ließ den Blick über den Leichnam gleiten, wobei es kaum einer bewussten Anstrengung bedurfte, die angemessenen Beobachtungen im Geiste festzuhalten. »Die ersten Anzeichen sprechen dafür, dass es sich bei dem Leichnam um einen Engel handelt, vermutlich um einen erwachsenen Engel männlichen Geschlechts. Der Engel wirkt unversehrt, bis auf den Bruch der Flügel, der wohl von der Wucht des Aufpralls herrührt. An den Gliedmaßen sind länglich verlaufende Blutergüsse und Narben zu erkennen, außerdem deutliche Schwellungen unter der Haut – so frisch, dass sie wahrscheinlich zum Tod des Engels beigetragen haben. Doch ansonsten wirken die Gliedmaßen unversehrt und weisen keine Anzeichen größerer Brüche oder Verzerrungen auf. All das deutet darauf hin, dass der Abstieg des Engels von den Himmlischen Höhen kontrolliert erfolgte. Im letzten Moment stürzte er mit solcher Kraft ab, dass die Flügel beschädigt wurden, doch ansonsten trug er keine sichtbaren Verletzungen davon. Der Grund für seinen Abstieg ist unbekannt; die Todesursache ist vermutlich ein massives, schlechter Anpassung geschuldetes Trauma, ausgelöst dadurch, dass der Engel plötzlich den Lebensbedingungen unserer Zone ausgesetzt war. Jedenfalls ist diese Todesursache wahrscheinlicher als die Wucht des Aufpralls auf der Felsplatte.« Er hielt erneut inne, ließ das Tonband jedoch weiterlaufen, während er nach einer Spritze griff. Gleich darauf stieß er die Nadel in eine kleine, mit einem Gummistöpsel verschlossene Flasche – eine aus dem verbliebenen Dutzend dieser Flaschen im Bestand des Leichenschauhauses – und zog die Spritze auf, wobei er darauf achtete, nicht mehr zu nehmen als unbedingt nötig.

»Gemäß der vorgeschriebenen Vorgehensweise«, fuhr er fort, »verabreiche ich jetzt eine tödliche Dosis Morphax-55, um den endgültigen Tod sicherzustellen.« Er klopfte gegen das Glas der Spritze, bis alle Luftblasen verschwunden waren, und beugte sich danach hinüber, um dem Engel die Nadel in die nackte Haut des Brustkorbs zu stoßen. Quillon hatte in den sechs Jahren, die er hier als Pathologe praktiziert hatte, mehrere Hundert menschliche Körper seziert – Unfallopfer, Mordopfer, Opfer ärztlicher Schlampigkeit –, jedoch nur elf Engel. Allerdings war das immer noch mehr, als die meisten Pathologen während ihrer beruflichen Laufbahn zu sehen bekamen.

Er drückte die Nadelspitze gegen die Haut. »Beginne jetzt mit der Injektion von …«, sagte er gerade, als der linke Arm des Engels hochfuhr, um nach seiner Hand zu greifen. »Aufhören«, befahl der Engel.

Quillon hielt inne, jedoch eher aus einem Reflex heraus als wegen der Worte des Engels. Er war so erschrocken, dass er beinahe die Spritze fallen gelassen hätte. »Der Engel lebt noch«, sprach er ins Mikrofon. »Soeben hat er Begriffsvermögen, visuelles Erfassen und feinmotorische Kontrolle gezeigt. Ich werde jetzt versuchen, das Leiden des Patienten dadurch zu lindern, dass ich …« Er zögerte und sah dem sterbenden Geschöpf in die Augen, die jetzt hellwach und voll auf seinen Blick konzentriert wirkten, was ihm noch mehr Angst einjagte. Immer noch umfasste der Engel Quillons Handgelenk, während die Spritze wie ein Dolch über seinem Brustbein schwebte.

»Lass mich das zu Ende bringen«, bat Quillon. »Es nimmt dir die Schmerzen.«

»Du meinst, es nimmt mir das Leben«, erwiderte der Engel langsam und mit großer Mühe, als wäre kaum noch genügend Luft in seinen Lungen, um Töne zu erzeugen. Er hatte große blaue Augen, die, wie es für Engel charakteristisch war, keine sichtbaren Strukturen aufwiesen. Als er seine Umgebung musterte, rollte sein auf dem Sektionstisch ruhender Kopf leicht hin und her.

»Sterben wirst du sowieso«, erwiderte Quillon schroff.

»Warum bringst du mir das nicht ein bisschen netter bei?«

»Weil an deiner Lage nichts Nettes ist. Du bist von den Himmlischen Höhen heruntergefallen und gehörst nicht hierher; deine Zellen werden mit dieser Umgebung nicht fertig. Selbst wenn wir dich zurück nach Hause bringen könnten, wäre es für eine Rettung zu spät. Die Schäden sind zu groß.«

»Und du glaubst, das wüsste ich nicht?« Die pfeifende, kindliche Stimme des Engels war gerade so tief, dass man ihn als männliches Wesen identifizieren konnte. »Mir ist völlig klar, was auf mich zukommt. Aber ich will deine Medizin nicht. Jetzt noch nicht.« Der Engel ließ Quillons Hand los, damit er die Spritze zurück auf den Rollwagen legen konnte. »Ich muss dich etwas fragen.«

»Ja, natürlich.«

Als der Engel Quillon ansah, war es so, als öffneten sich Fenster zu einer fremdartigen Seele. Sein Kopf war nur wenig kleiner als der eines erwachsenen Menschen, jedoch fast haarlos, schön geformt und nicht von dieser Welt. So als wäre er nicht aus lebender Materie und Maschinerie gemacht, sondern aus Porzellan und getöntem Glas. »Aber du musst mir eine ehrliche Antwort geben.«

»Das werde ich.«

»Bist du Quillon?«

Der Pathologe schwieg einige Sekunden. Schon oft hatte er sich gefragt, auf welche Weise es geschehen würde, wenn seine Verfolger ihn schließlich erwischten. Seltsamerweise hatte er sich niemals vorgestellt, dass die Konfrontation im Leichenschauhaus stattfinden würde. Stets war er davon ausgegangen, dass der Schauplatz irgendeine dunkle Gasse oder ein überfüllter Pendlerzug sein würde. Vielleicht sogar seine Wohnung: Wenn er nach Hause kam und das Licht anknipste, würde sich plötzlich ein Schatten in sein Blickfeld schieben und Metall aufblitzen. Doch welchen Grund sollten die Verfolger haben, nach seinem angenommenen Namen zu fragen? Wenn sie so tüchtig gewesen waren, ihn aufzuspüren, kannten sie selbstverständlich sowohl seinen Decknamen als auch seine wahre Identität. Anders ausgedrückt: Es konnte nur einen Grund geben, ihn nach seinem angenommenen Namen zu fragen. Um ihm vor Augen zu führen, dass er auf ganzer Linie versagt hatte und seine Tarnung aufgeflogen war.

»Natürlich bin ich Quillon«, erwiderte er mit so viel Würde und Gelassenheit, wie er aufbringen konnte.

»Das ist gut. Mir wurde ja auch gesagt, dass man mich zu dir bringen würde.«

Das unangenehme Gefühl in seinem Bauch dehnte sich nach und nach aus und kroch an seinem Rücken hoch. »Wer hat das gesagt?«

»Natürlich die Leute, die mich hierhergeschickt haben. Du hältst dies alles doch hoffentlich nicht für puren Zufall?«

In diesem Augenblick überlegte Quillon, ob er den Engel sofort töten sollte. Er hatte immer noch das Morphax-55 zur Hand, konnte es jederzeit spritzen. Aber das wusste auch der Engel, und er redete trotzdem weiter. Quillons Gedanken rasten. Wenn er jetzt zur Tat schritt, würde der Engel vielleicht seinerseits versuchen, ihn zu töten. Also bewahrte er Haltung. »Warum bist du dann abgestürzt?«

»Weil ich es so wollte. Es war die schnellste Lösung, wenn auch nicht die ungefährlichste.« Der Engel schluckte so heftig, dass sein ganzer Körper bebte. »Ich habe mir nichts vorgemacht. Dass ich mich auf eine selbstmörderische Aktion einließ und nicht zu den Himmlischen Höhen zurückkehren würde, war mir bewusst, aber ich tat es trotzdem. Ich ließ mich fallen und überlebte lange genug, um mit dir reden zu können. Sie sagten, ein Engel, der in Neon Heights abstürzt, werde zur Autopsie fast immer zu Quillon gebracht. Stimmt das?«

»Ja, fast immer.«

»Ich verstehe, was dich an solchen Autopsien reizt.«

Immer noch lief das Tonband mit und zeichnete jede Einzelheit dieses Gesprächs auf. Quillon griff nach oben und schaltete das Mikro aus, so nützlich ein Mitschnitt auch sein mochte.

»Ach ja?«

»Du warst mal einer von uns. Dann ist irgendetwas passiert … Und jetzt lebst du hier unten, mitten unter den Prähumanen mit ihren stinkenden Fabriken, den brummenden Autos und dem trüben elektrischen Licht.«

»Sehe ich wie ein Engel aus?«

»Ich weiß, was mit dir passiert ist. Man hat dich so verändert, dass du prähuman aussiehst, hat dir die Flügel gestutzt, den Körper neu gestaltet und dein Blut von Maschinen gesäubert. Man hat dich ausgesandt, damit du unter den Prähumanen lebst, ihre Lebensweise kennenlernst und beweist, dass ein Leben hier unten für uns möglich ist. Und du warst nicht der Einzige, es gab noch andere.« Erschöpft holte der Engel Luft, wobei sein Brustkorb rasselte. »Doch dann ging irgendetwas schief, und nur du bist jetzt noch übrig und kannst niemals nach Hause zurückkehren. Du arbeitest an diesem Ort, weil du auf der Hut sein musst. Es könnte ja sein, dass die Himmlischen Höhen Agenten ausschicken, um dich hier aufzuspüren. Gewöhnliche Engel kommen nicht an dich heran. Folglich müssen diejenigen, die sie ausschicken, ungewöhnliche Engel sein. Oder bereit, sehr bald, nachdem sie dich gefunden haben, zu sterben.«

»In diesem Raum sind nur du und ich«, sagte Quillon bedächtig. »Warum hast du mich noch nicht getötet?«

»Weil das nicht der Zweck meiner Mission ist.« Erneut holte der Engel röchelnd Luft. »Ich bin gekommen, um dich zu warnen. In den Himmlischen Höhen sind die Dinge derzeit in Bewegung. Du bist wieder im Spiel.«

»Was meinst du damit, dass die Dinge in Bewegung sind?«

»Es gibt Zeichen und böse Omen im chaotischen Inneren von Spearpoint. Anzeichen für ungewöhnliche Instabilität in der Mire, unserem Zielmarkierungs- und Bezugssystem für alle Erdvermessungen. Bei religiösen Menschen auch als das ›Auge Gottes‹ bekannt. Aber du bist ja nicht religiös, oder doch?«

»Eigentlich nicht.«

»Wenn du’s wärst, würdest du sagen, dass Gott mal wieder die Ruhe verliert. Wahrscheinlich hast du auch hier unten kleine Erschütterungen bemerkt, die die große Erschütterung ankündigen. Das Beben an den Grenzen, böse Anzeichen dafür, dass die Zonen sich bald wieder verlagern werden. Innerhalb von Spearpoint gibt es irgendetwas, das niemand wirklich versteht, nicht einmal die Engel, und es macht vielen von uns zu schaffen. Die Leute, die dich hierhergeschickt haben und vor denen du dich versteckst, wollen dich deswegen zurückhaben.«

»Inzwischen bin ich nutzlos für sie.«

»Leider sind sie anderer Meinung. In deinem Schädel sind Informationen gespeichert, die sie da sehr gerne herausholen würden. Und wenn ihnen das nicht gelingt, werden sie dich auf jeden Fall töten, um sicherzustellen, dass kein anderer diese Informationen in die Finger bekommt.«

»Wer ist denn sonst noch an mir interessiert?«

»Diejenigen, die mich hierhergeschickt haben, auch wir wollen diese Informationen. Der Unterschied ist nur, dass wir dich lieber am Leben lassen würden.«

»Und die anderen? Sind sie schon hier?«

»Ja. In gewissem Grade ähneln sie dir. Sie wurden so modifiziert, dass sie hier unten arbeiten können. Aber ohne die Kenntnisse, die du ins Infiltrationsprogramm eingebracht hast, sind die Modifikationen nicht so wirksam wie bei dir. Sie können sich hier unten nicht so lange aufhalten wie du – und sich auch nicht so gut an die Umgebung anpassen.« Der Engel musterte ihn. »Soweit man bei dir von Anpassung sprechen kann, Quillon.«

»Wie nah sind sie an mir dran?«

»Gut möglich, dass sie dich bereits im Visier haben. Vielleicht bewachen sie auch schon gewisse Ausgänge für den Fall, dass du Neon Heights zu verlassen versuchst.«

»Also werde ich mich verstecken.«

»Du hast dich doch immer schon versteckt, und es hat nichts genützt. Mittlerweile haben sie sicher schon eine chemische Spur von dir und können dich anhand forensischer Daten ausfindig machen. Dir bleibt nur die Chance zu flüchten. Das Leben hier unten stellt für sie die äußerste Grenze des Erträglichen dar. Wenn du in andere Zonen überwechselst, können sie deine Spur nicht weiterverfolgen, so sind sie nicht ausgerüstet.«

»Ich soll Neon Heights verlassen?«

Mit der feinen blauen Zunge befeuchtete der Engel seine Lippen. »Du sollst Spearpoint verlassen. Du musst ganz nach unten, nach draußen flüchten. Ins weite, offene Land.«

Bei diesem Gedanken lief Quillon ein Schauer über den Rücken. »Da draußen gibt es nichts.«

»Genügend, um zu überleben. Wenn du es geschafft hast, dich dem Leben hier unten anzupassen, wirst du’s auch dort schaffen. Das Wichtigste ist, dass die Informationen in deinem Kopf niemals zu deinen Feinden gelangen.«

»Warum interessieren sie sich ausgerechnet jetzt dafür?«

»Das Projekt, mit dem du dich befasst hast, war von Anfang an nur die Spitze des Eisbergs. Im Grunde ging es um ein geheimes Programm, das darauf ausgerichtet war, eine Besatzungsmacht zu schaffen: ein Heer von Engeln mit eingebauter Anpassungsfähigkeit an unterschiedlichste Umgebungsbedingungen, mit hoch entwickelter Flexibilität. Und all das zu dem Zweck, den Rest von Spearpoint in die Finger zu bekommen.«

»Ist mir bekannt.«

»Als du ausfielst, ist das Programm ins Stocken geraten. Aber jetzt hat die Perspektive einer Zonenverschiebung die Sache dringlicher gemacht. Sie wollen diese Besatzungsmacht jetzt unbedingt schaffen. Und das bedeutet, dass sie dein Wissen an sich bringen wollen.«

»Und was wollen deine Leute?«

»Dein Wissen, genau wie die anderen, aber für andere Zwecke. Nicht dafür, den Rest von Spearpoint zu unterjochen, sondern um Notstandshilfe bereitzustellen, falls es zum Schlimmsten kommt.«

»Auch in diesem Fall wäre es doch wohl das Sicherste, mich anschließend zu liquidieren.«

»Ich will dir nichts vormachen. Es wurde tatsächlich … in Erwägung gezogen.« Der Engel bedachte ihn mit einem schwachen, mitleidigen Lächeln. »Doch dann hat man sich letztendlich darauf geeinigt, dass du dafür zu wertvoll bist. Wir können nicht zulassen, dass deine Kenntnisse auf diese Weise vergeudet werden.«

»Dann hilf mir, nach Hause zurückzukehren.«

»Diese Möglichkeit ist mir verwehrt. Das Beste, was wir für dich tun konnten, war, dich zu warnen, damit du fliehen kannst. Doch bei deiner Flucht bist du auf dich selbst gestellt.« Die Augen betrachteten ihn mit tiefer, einfühlsamer Intelligenz. »Kannst du Spearpoint verlassen, ohne dass dir jemand folgt, Quillon?«

»Das weiß ich nicht.«

»Wenn du dir nicht sicher sein kannst, hat es kaum einen Sinn, es überhaupt zu versuchen. Gibt es denn niemanden, an den du dich wenden kannst?«

»Doch, es gibt jemanden«, erwiderte Quillon nach kurzem Überlegen.

»Einen Prähumanen?«

»Einen Mann, der mir hin und wieder geholfen hat.«

»Kann man ihm trauen?«

»Er weiß, was ich bin. Hat mich niemals verraten.«

»Und in einer Situation wie dieser?«

»Ich habe keinen Grund, ihm zu misstrauen.«

»Wenn dieser Mann dir helfen kann, dann geh zu ihm. Aber nur, wenn du ihm voll und ganz vertraust. Falls du in dieser Hinsicht Zweifel hast, musst du die Flucht allein antreten.«

»Wie lange soll ich wegbleiben?«

»Du wirst schon wissen, wann du ohne Risiko zurückkehren kannst. In den Himmlischen Höhen wird es bald einen Machtwechsel geben.«

»Ich kann aber nicht einfach alles stehen und liegen lassen und verschwinden. Hier unten habe ich doch ein Leben.«

»Unser Geheimdienst behauptet das Gegenteil, Quillon. Du hast keine Frau, keine Familie, kaum Freunde. Nur deine Arbeit. Du sezierst Leichen, und in letzter Zeit siehst du fast schon selbst wie eine aus. Wenn du das ein Leben nennen willst … Von mir aus gerne.«

Quillon starrte auf den Engel hinunter. »Hast du dich wirklich für diese Sache aufgeopfert?«

»Du meinst, um zu dir zu gelangen? Ja, habe ich. Ich bin in dem Wissen hierhergekommen, dass ich sterben und mein Tod kein leichter sein würde. Aber ich wusste auch, dass es möglicherweise zu etwas Gutem führt, wenn ich dich erreichen und dazu überreden kann, dein eigenes Überleben ernst zu nehmen – dass etwas dabei herauskommt, für das mein Tod ein sehr geringes Opfer ist.«

»Ich weiß nicht einmal, wie du heißt.«

»Erinnerst du dich an deinen eigenen Namen? Den ursprünglichen?«

»Nein, den haben sie ausgelöscht, als sie mir die neuen Erinnerungen eingepflanzt haben.«

»Dann werden wir uns wie zwei Fremde voneinander verabschieden. Es ist besser so.«

»Verstehe«, erwiderte Quillon leise.

»Ich bin jetzt bereit für die Spritze, wenn du nichts dagegen hast.«

Quillon griff nach der Spritze mit Morphax-55. »Wenn ich mehr für dich tun könnte, würde ich es tun.«

»Du brauchst kein schlechtes Gefühl dabei zu haben. Es war meine Entscheidung, hierherzukommen, nicht deine. Hauptsache, du verspielst diese Chance nicht.«

»Das werde ich nicht.« Quillon überzeugte sich davon, dass die Spritze keine Luftblasen enthielt. Die andere Hand legte er mit leichtem Druck auf den nackten Brustkorb des Engels. »Halt still. Das hier wird nicht wehtun.«

Als er die Spritze einführte und auf den Kolben drückte, seufzte der Engel. Bald darauf verlangsamte und entspannte sich seine Atmung. »Wie lange wird es dauern?«, fragte er.

»Ein paar Minuten, vielleicht auch weniger.«

»Gut. Denn es gibt da noch etwas, das ich dir zu erzählen vergessen habe.«

Das Knirschen von Getrieben, das Scheppern und Klappern einer elektromechanischen Telefonvermittlung, Schaltungen, die aktiviert und deaktiviert werden, das Summen eines Amtszeichens, Fray, der nach zehn- oder elfmaligem Läuten schließlich abnimmt. »Wer zum Teufel ist dran?«

»Quillon.«

»Mein Lieblingsmonster.« Fray hielt kurz inne. Im Hintergrund waren die Geräusche einer Kneipe zu hören: derbes Gelächter, das Klirren von Gläsern, ein laut aufgedrehter Fernseh- oder Rundfunkapparat, der Gong eines Boxkampfes. »Bisschen früh dran, oder? Hab im Augenblick kein Nähzeug da.«

»Ich stecke in der Klemme. Wir müssen unter vier Augen miteinander reden.«

»Von wo aus rufst du an?«

»Von einem Feinkostladen, der auf meinem Heimweg liegt.« Quillon schirmte den Mund mit einer Hand ab, da ihm bewusst war, dass der Ladeninhaber im vorderen Raum ihn beobachtete. Er hatte Quillon zunächst aufgefordert, die öffentliche Telefonzelle an der Straße statt den privaten Apparat im hinteren Ladenteil zu benutzen. »Sie sind mir auf den Fersen.«

»Glaubst du das, oder weißt du das?«

»Heute ist etwas passiert. Mehr kann ich dir im Moment nicht sagen.«

»Also gut«, sagte Fray nach langem Zögern. »Eines weiß ich: Du bist nicht der Typ, der grundlos den Schwanz einzieht. Geh bloß nicht nach Hause. Glaubst du, du schaffst es hierher, ohne dass man dich beschattet?«

»Werde mein Bestes versuchen.«

»Sei wachsam, bleib auf der Hut, aber verhalte dich gleichzeitig möglichst normal und unbekümmert.«

»Guter Tipp, Fray.«

»Früher mal konntest du so was. Besinn dich auf die alte Routine.«

Nachdem Fray aufgelegt hatte, blieb Quillon mit dem Hörer am Ohr noch einen Moment stehen. Es war ihm leicht mulmig bei dem Gedanken, dass er soeben etwas in Bewegung gesetzt hatte, das er jetzt nicht mehr stoppen konnte. Fray war wie eine Lawine, die man nicht aufhalten konnte, sobald sie losgetreten war. Es bedurfte nur eines winzigen Anstoßes, um ihn in Gang zu setzen, aber von diesem Zeitpunkt an entwickelte er eine solche Eigendynamik, dass er jedes Mal mit viel Gepolter und Getöse irgendeine Katastrophe auslöste, die alles von oben nach unten kehrte.

Quillon legte den Hörer auf, ging in den vorderen Teil des Ladens hinüber, warf eine Handvoll Münzen auf den Tresen und bedankte sich.

»Kopf hoch«, sagte der Ladeninhaber und kratzte sich am fetten Doppelkinn. »Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.«

Er lenkte den Wagen von der Elektrospur zum Randstreifen hinüber und stellte ihn ab. Gleich darauf griff er nach der Tasche, die auf dem Beifahrersitz lag und ihn vom Leichenschauhaus hierherbegleitet hatte. Sie war aus schwarzem Leder, an den Kanten jedoch schon so abgewetzt, dass sie bräunlich aussahen. Das Schild am schwarzen Ledergriff wies sie als Eigentum von Dr. M. Quillon aus. Wenn man den Verschluss, eine goldene Spange, öffnete, zog sie sich wie eine Ziehharmonika auseinander und enthüllte zahlreiche gepolsterte Innentaschen und Fächer.

Quillon schloss den Wagen ab und rückte den Hut zurecht. Der Fünfte Bezirk war ein anrüchiger Stadtteil, und es war schon spät. Beiläufig fragte er sich, ob er seinen Wagen jemals wiedersehen würde.

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