Urlaub, oder was? - Karlheinz Huber - E-Book

Urlaub, oder was? E-Book

Karlheinz Huber

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Beschreibung

Um einen Katastrophenurlaub zu vermeiden, ist es wichtig, sich im Vorfeld ausreichend zu informieren. Lesen Sie Bewertungen, googeln Sie die Gegebenheiten vor Ort und wählen Sie eine Unterkunft, die Ihren Bedürfnissen entspricht. Soweit die Theorie. Die Praxis bei unserem Familienurlaub sah dann vollkommen anders aus. Herzlich willkommen zum ultimativen Chaosurlaubsbericht. Aber damit nicht genug. Mitreisende erzählten uns von ihren katastrophalen Urlaubserlebnissen. Aus Mitgefühl - oder Schadenfreude? Urteilen Sie selbst.

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Für Moni, die ja nur lustige Bücher liest.

VORWORT

Zuerst wollte ich ein Buch schreiben über alle tollen Urlaubserlebnisse. Dann dachte ich nach und kam zu dem Entschluss, dass es ein kurzes und langweiliges Buch werden würde.

"Wir waren in XYZ, es war toll. Dann waren wir in ABC, da war es echt super!“ Usw.

Dann fiel mir plötzlich ein, dass sich der Mensch (leider) immer eher an Negativerlebnisse erinnert und ich lenkte meine Aufmerksamkeit gezielt auf die nicht unbedingt immer positiven Urlaubserlebnisse.

Und siehe da - jede Menge Potenzial, also Schreibmaterial.

So entstand dieses Buch - aus wahren Erlebnissen.

Ich hoffe, Sie nehmen das alles nicht zu ernst und genießen es, sich von den Missgeschicken Anderer unterhalten zu lassen.

Viel Spaß wünscht der freundliche Herr Huber

Inhalt

Vorwort

Dialog

Hallo erstmal

Erinnerungen

Malle

Vorfreude

Abflug

Ankunft

Tag 2

Tag 3

Ibiza

Tag 4

Tag 5

Tag 6

Hansestadt Hamburg

Tag 7

Tag 8

Tag 9

Gran Canaria

Tag 10

Tag 11

Kenia

Tag 12

Männergespräche

Tag 13

Frauengespräche

Der Letzte Tag

Der Tag danach

Nachwort

Über den Autor

Weitere BÜecher des Autors

DIALOG

„Schatz das Telefon klingelt, gehst du bitte mal dran!“

„Hallo, ich bin es, Herr Mayer aus dem Reisebüro. Ich möchte gerne nochmals über den von Ihrer Frau errechneten Preis sprechen für die zu buchende Reise.“

„Hallo, Herr Mayer, das können wir gerne machen, aber glauben Sie mir, meine Frau hat bis jetzt leider immer Recht gehabt.“

„Ha, ha, ha, ja normalerweise schon, aber ganz ehrlich, diesmal nicht. Für den Hammerpreis nach Lanzarote in ein 4-Sterne-Hotel mit Halbpension, vier Erwachsene und zwei Kinder, in der Ferienzeit – niemals. Diesmal nicht, und vor allem nicht zu dem Preis.“

„Also Herr Mayer, jetzt mal ganz unter uns: Sie hat sich noch nie verrechnet – oder? Wir beide kennen niemanden, der sich mit den Urlaubskatalogen1 und den Sonderrabatten so gut auskennt wie meine herzallerliebste Gattin.

Am besten Sie schauen nochmal in aller Ruhe nach und melden sich dann später, um sich bei ihr zu entschuldigen.“

„Ähm ja OK, ich schau dann nochmals nach und melde mich später.

Wiederhören.“

„Schatz, wer war das?“ trällert meine Gattin aus dem Hintergrund.

„Du, das war lustig. Herr Mayer aus dem Reisebüro war der Meinung, dass dein Preis nicht stimmt. Ich habe ihm klar gemacht, dass das nicht sein kann, weil du ja immer Recht hast. Jetzt schaut er nochmal nach und meldet sich später wieder.“

„Recht so, der wird sich wundern.“

1 Damals gab es noch kein Internet, nur Kataloge – unglaublich, aber wahr

HALLO ERSTMAL

Natürlich hat der Preis gestimmt und wahrhaftig, es war ein Schnäppchenpreis. Eigentlich hätte ich mir damals schon denken können, dass irgendwas daran nicht richtig sein kann. Aber hinterher ist man halt immer schlauer.

Der Reihe nach:

Hallo, ich bin Autor und Erzähler in einem. Bin verheiratet mit der besten Ehefrau von Allen, der Elke, und zum Haushalt gehört unsere tolle Tochter Sahra, die mittlerweile sieben Jahre alt wurde.

Elke hat - mal wieder zu einem unglaublichen Preis - unseren anstehenden Urlaub gebucht. Mit von der Partie sind unsere Freunde Thomas, Doris und die leibreizende Mia, ebenfalls sieben Jahre alt.

In 14 Tagen geht’s nach Lanzarote in ein 4-Sterne-Hotel mit Halbpension, an den Ort Costa Teguise. Im Katalog tolle Bilder und eine super Beschreibung; einfach zu schön, um wahr zu sein.

Heute Abend gehen wir zu unseren Freunden, um noch die letzten Details abzusprechen. Das ist nun schon der dritte gemeinsame Urlaub, und langsam haben wir Routine darin, die Ausflüge gemeinsam zu planen. Ich trommle also die Familie zusammen und los geht’s.

ERINNERUNGEN

Auf der Fahrt sagte Elke:

„Weißt du noch, unser gemeinsamer vorletzter Urlaub?“

„Oh ja“, antwortete ich und meine Erinnerung setzte ein, als ob es gestern gewesen wäre.

Wir hatten für eine Woche im Oktober ein kleines Häuschen für sechs Personen in einer Ferienanlage mit Spaßbad in Deutschland gebucht. Baden, Riesenrutsche, Sauna, Planwagen, Tennis (nicht für mich) und einem riesigen Spielplatz direkt vor der Tür – beste Voraussetzungen zum Erholen.

Als wir mit unseren beiden Autos ankamen, regnete es in Strömen. Petrus hat alle Eimer im Himmel mit Wasser gefüllt und sie dann über uns ausgeleert – auf einmal!

So ein Wetter im Oktober – na ja, dann gehen wir halt schwimmen, und schon schossen die Mundwinkel wieder nach oben. Die Rezeption war zwar besetzt, aber viel Ahnung hatte die Dame leider wenig. Immerhin bekamen wir den Schlüssel und sie konnte uns so einigermaßen erklären, wo das sechs-Personen-Häuschen steht. Frohgelaunt machten wir uns auf den Weg durch den immer noch strömenden Regen zu unserem einwöchigen Zuhause.

Natürlich lag das Haus am Ende der Welt, also am anderen Ende des Ferienparkes. Von außen sah das ‚Haus‘ eher wie eine Puppenstube aus, aber das kann ja täuschen. Thomas schloss auf und alle drängten in das Häuschen, aber wir kamen nicht weit. In der Küche - direkt am Eingang, also kein Flur - war nicht genug Raum für alle.

Wir machten Platz und überließen die Inspektion den Frauen. So standen die beiden Mädchen, Thomas und ich in der Küche und hörten wie die Damen fluchten. Wir zogen unsere Jacken und die Schuhe aus und liefen ins Wohnzimmer. Vier mal vier Meter groß, mit einem offenen Kamin und noch einer integrierten Treppe nach oben zu den zwei Schlafzimmern. Die Schlafzimmer besaßen ein Mini- Doppelbett und einen Mini-Schrank. Man konnte nur von einer Seite in das Bett und als das Kinderbett stand, musste man durch das Kinderbett nach draußen steigen.

„Das ist doch für Liliputaner gebaut – oder“ sagte Thomas in einem sehr sarkastischen Ton. OK, dachte ich, das kann spannend werden. Wir packten erstmal nur das Nötigste aus, den Rest ließen wir in den Autos. Dann richteten wir unsere Badetaschen und stampften durch den Regen in Richtung Schwimmbad. Als wir an der Eingangstür ankamen, war es endgültig mit der guten Laune vorbei. Auf einem gelben Schild stand mit großen roten Buchstaben geschrieben:

Wegen dringenden Sanierungsarbeiten vorübergehend geschlossen

Ohne Wort stampften wir sofort in Richtung Rezeption.

Mittlerweile waren wir so nass, dass wir selbst zum Schwimmen keinen Bock mehr hatten.

Alternativen mussten her.

„Es tut mir leid, aber das mit den Sanierungsarbeiten haben wir bekanntgegeben. Da müssen Sie sich bei Ihrem Reiseveranstalter beschweren“, war die knappe, schnippische Antwort der total inkompetenten Dame.

Ich dachte noch, na das kann sie wenigstens, und schüttelte den Kopf.

„Wie sieht es aus mit Tennisspielen?“, fragte Doris.

„Tut mir leid, diese Woche ist das alljährliche Kreisliga -

Meisterschaftsturnier. Also alles ausgebucht“, kam die

Antwort wie aus der Pistole geschossen.

Die Hautfarbe von Doris wurde immer dunkler – der Vulkan begann langsam, aber sicher, zu brodeln:

„Wann können wir mit dem Planwagen fahren“, presste sie aus sich heraus und Misses Schnippisch antwortete immer noch vergnügt:

„Verflixt, da sind beide Räder in der Reparatur.“

Das Wörtchen leider hat sie wohl absichtlich verschluckt.

Jetzt war es wichtig, die Initiative zu übernehmen, bevor die Eskalationsstufe zu hoch wurde. Thomas und ich zogen die Damen nach draußen, und wir machten uns wieder auf die Wanderung zu unserem Puppenhäuschen, natürlich im strömenden Regen.

Mittlerweile war es richtig kalt geworden, was auch sehr positiv war, um die erhitzten Gemüter abzukühlen.

Natürlich funktionierte die Heizung nicht, die, wie wir auf einem Informationsblatt lesen konnten, zu dieser Jahreszeit wegen Wartungsarbeiten immer abgestellt wurde.

Und so saßen wir zu sechst im Wohnzimmer, und der Frust war förmlich zu spüren. Dann begannen sich die vier Damen über die Kälte zu beschweren, und wenn Frauen sich beschweren, müssen Männer rennen, und das taten Thomas und ich auch.

Erleichtert verließen wir die Gefahrenstelle und gingen freiwillig Brennholz suchen. Natürlich regnete es immer noch und feuchtes Holz brennt bekanntlich nicht so gut. Aber Not macht erfinderisch, und so fuhren wir mit einem Auto zum nächsten Supermarkt. Zuerst sammelten wir die Abfallkartons, und dabei fanden wir auch einige Obstholzkisten, die noch trocken waren.

Diesen Schatz präsentierten wir dann den Mädels voller Stolz und entzündeten ein Feuer im Kamin.

Natürlich hielt das Feuer nur für 30 Minuten, aber immerhin, besser als nichts. Wir sind dann am nächsten Morgen abgereist. Auf der Heimfahrt waren Elke und ich uns einig, dass unsere Freunde nie mehr mit uns in Urlaub gehen würden.

Aber wir haben uns getäuscht.

„Hey Papa, willst du vorbeifahren“, riss mich Sahra aus meinen Gedanken.

Wir waren angekommen.

MALLE

Nach einer innigen freundlichen Begrüßung und einem super Essen machten wir es uns auf der Couch im Wohnzimmer bequem. Die Kinder gingen spielen und wir begannen uns an den letzten gemeinsamen Urlaub zu erinnern.

Elke sagte: „Wisst ihr noch, wie toll es in Malle war?“

„Wie könnten wir den Urlaub je vergessen“, antwortete Doris.

„Das super Hotel in Paguera und die Animateurin“, sagte Thomas lachend.

„Natali“, sagte ich seufzend, „die wird uns auch nicht vergessen.“

„Da sollten wir vielleicht nochmal hin, oder? Alleine die Cocktailbar unten am Strand war schon die Reise wert“, sagte Doris und Thomas antwortete: „Das kannst du laut sagen.“

Nach einem Schluck kühlem Bier räusperte ich mich und sagte:

„Wisst ihr noch, die Misswahl?“

Plötzlich bekamen die zwei Ladys rote Köpfe und Thomas begann lauthals zu lachen und flüsterte geheimnisvoll:

„Zu schade, dass die Batterien in der Kamera leer waren.“ Elke und Doris seufzten: „Eher zum Glück für uns.“

„Sagt mal, wer hatte denn eigentlich die Wahl damals gewonnen, ich habe das gar nicht mehr so richtig mitbekommen“, sagte ich mit vollem Ernst in der Stimme. Stille – war die Antwort, und ratlose Gesichter.

„Ich weiß nur noch, dass ich am nächsten Morgen wahnsinnige Kopfschmerzen hatte“, flüsterte Elke Doris sagte: „Ja, ich auch und wir haben mit Sonnenbrillen gefrühstückt – warum eigentlich?“

„Weil ihr euch geschämt habt. Wie kleine Kinder habt ihr euch aufgeführt und gewonnen hat niemand. Ihr wurdet alle zu Siegerinnen erklärt, nachdem ihr Männer mit Natali in den Pool gesprungen seid. Der Hotelmanager hat höchstpersönlich die Veranstaltung beendet. Wir haben uns freiwillig an einen anderen Tisch gesetzt“, sagten Mia und Sahra gleichzeitig mit einer enormen Schadenfreude im Tonfall.

„Schön war‘s trotzdem“, sagte Thomas lachend und alle stimmten

mit ein.

„Jetzt aber zurück zu unserer bevorstehenden Reise. Wir haben einen Reiseführer gekauft und die möglichen Ausflüge schonmal markiert. Ihr könntet ihn in Ruhe ansehen und dann einfach zum Urlaub mitbringen. Im Groben sind wir uns ja schon einig“, sagte Elke und überreichte Doris den Reiseführer.

„Welches Auto wollen wir denn mieten, habt ihr schon darüber nachgedacht“? sagte Thomas und ich antwortete:

„Natürlich einen Jeep – was sonst!“

Vielleicht war ich zu voreilig, denn der Gesichtsausruck bei den großen Mädels ließ nicht auf Begeisterung schließen. Mutig fügte ich etwas verunsichert, aber grinsend, hinzu:

„Natürlich ohne Verdeck – perfekt für Abenteurer wie wir!“

Die kleinen Mädels machten den Unterschied. Sie waren so begeistert von der Idee und somit war klar, wir nehmen zwei Jeeps. Thomas nickte mir anerkennend zu. Er hatte im Vorfeld stark bezweifelt, dass es mir gelingen würde, aber ich habe es geschafft.

Jeeps für ALLE.

Ich räusperte mich, denn ich hatte noch eine Nachricht zu verkünden:

„Den Transfer zum Flughafen habe diesmal ich gebucht. Bald mache ich Elke Konkurrenz, denn für den Spottpreis hätte sie das Angebot nie gefunden. Das Zauberwort heißt Mundpropaganda. Wir werden 3,5 Stunden vor dem Abflug zuerst abgeholt, dann kommen wir zu euch gefahren, ehe es dann zum Flughafen weiter geht.“

Erstaunte Blicke erfreuten mich, und als auch meine Gattin anerkennend nickte, war meine Welt in bester Ordnung.

Und so gingen wir beschwingt auseinander und freuten uns auf den anstehenden Urlaub.

VORFREUDE

In zwei Tagen geht es los. Mein vorerst letzter Arbeitstag verlief unerwartet völlig problemlos. OK, ich blieb in einem vier-Personen- Aufzug mit sechs Personen gefüllt stecken, aber die Notabfahrt funktionierte, und so konnten wir alle nach 10 Minuten Bangen und Hoffen wieder aussteigen.

Urlaubstechnisch war alles auf den Weg gebracht und weit und breit keine Probleme in Sicht – dachte ich.

Zu Hause angekommen, erwartete mich eine freudestrahlende Gattin und eine nervige kleine Tochter. Mein fragendes Gesicht wurde sofort beantwortet:

„Papa, warum darf ich nicht alles mitnehmen?“, sagte Sahra mit Tränen in den Augen.

„Ein Fall für den Boss“, sagte Elke und verschwand im Schlafzimmer.

„Was willst du denn alles mitnehmen, mein Schatz?“, fragte ich unerschrocken, obwohl ich die Antwort schon erahnte.

„Das habe ich doch schon gesagt: ALLES!“ bekam ich als Antwort.

OK, jetzt ist Psychologie gefragt und ich sagte:

„Gehen wir ein Eis essen, dann erkläre ich dir, warum das nicht

geht – einverstanden?“

Und so kam es, dass ich mit meiner Tochter ein Eis essen ging und meine Gattin in Ruhe alle Koffer packen konnte. Natürlich war nach dem Eis kein ALLES-Problem mehr vorhanden und wir alberten im Garten noch ein wenig herum bei strahlendem Sonnenschein. Nach dem Abendessen spielten wir gemeinsam noch eine Runde Uno, als plötzlich das Telefon klingelte.

Elke nahm ab und an ihrem Gesichtsausdruck erkannten wir, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie sagte immer nur ja, ja und dann bis später. Als sie aufgelegt hatte schaute sie in zwei wissbegierige Gesichter.

„Also, Thomas ist mit Doris im Krankenhaus. Sie ist beim Kofferpacken in einen kaputten Kleiderbügel getreten. Die Wunde wird erst einmal genäht, dann melden sie sich nochmal und sagen, wie es weiter geht.“

Ich flüsterte: „Mist, morgen früh um sieben Uhr geht der Flug. Ob das noch was wird?“

„Doris ist zäh, das weißt du. Das wird schon klappen, denk doch mal positiv, mein Schatz“, bekam ich als Antwort.

Und wie immer hatte meine Gattin auch diesmal Recht. Doris rief später selbst nochmal an und bestätigte, dass unserem Urlaub nichts mehr im Weg steht. Prima, dachte ich, stellte den Wecker und schlief sorglos ein.

ABFLUG

Der Wecker klingelte zur unchristlichen Zeit am frühen Morgen.

Ich weckte den Rest der Familie.

Einen Kaffee gönnten wir uns noch, dann trugen wir/ich

den großen Koffer,

den mittleren Koffer,

den kleinen Koffer,

die erste Reisetasche,

die zweite Reisetasche und

den Rucksack nach unten.

Ich schaute meine Tochter an, die lächelte und sagte:

„Nein, wir haben nicht Alles dabei.“

Ich grinste durch meine Schweißperlen und freute mich über eine so kluge Tochter. Dann richtete ich mich langsam auf, nicht dass mit dem Kreuz noch was passiert, und schaute auf die Uhr.

Deutsch, also pünktlich und zufrieden, schauten wir die Straße entlang. Noch war kein Auto zu sehen, aber ich war zuversichtlich – noch. Nach 10 Minuten ging meine Frau nach oben, um unsere Freunde anzurufen, dass es etwas später werden könnte. Nach 20 Minuten kramte ich die Telefonnummer des Unternehmens heraus und probierte mehrmals anzurufen.

Keiner meldete sich, meine Zuversicht schrumpfte zusehends.

Mittlerweile kommunizierten wir mit unseren Freunden über den Anrufbeantworter (1), da immer dann, wenn wir anriefen, sie unten waren und natürlich auch umgekehrt.

Nach 45 Minuten packte ich frustriert unsere Koffer ins Auto und fuhr los. Doris versucht in der Zeit ein Großraumtaxi zu organisieren, das uns dann zum Flughafen bringt. Als wir bei ihnen ankamen, standen unsere Freunde schon vor der Haustür, aber ein Taxi war noch nicht zu sehen. Uns lief eindeutig die Zeit davon.

Doris und Thomas grinsten mich an, und ich verstand den Spott auch ohne Worte. Vielleicht habe ich ein wenig zu viel geprahlt. Aber jeder wie er es verdient. Die Urlaubsstimmung war noch nicht ganz dahin. Das Taxi kam endlich in Sicht. Eine nette ältere Dame stieg aus und wir erklärten ihr, dass wir schnellstmöglich zum Flughafen müssten, um unseren Flieger ja nicht zu verpassen.

„Alles klar, kein Problem“, war die emotionslose Antwort.

Als alles verstaut war fuhr die Dame ganz gemütlich durch die Stadt und steuerte zuerst auf eine Tankstelle zu.

OK, auch das noch, sie muss tanken. Die ersten Schweißperlen rannen über die Stirn und ich war mir sicher, so verpassen wir den Flug – ganz bestimmt. Als die nette Fahrerin vom Bezahlen zurückkam trank sie im Auto zuerst mal in aller Seelenruhe einen Kaffee und aß ein belegtes Brötchen. Wir vier Erwachsene schauten uns fragend an – ob sie nicht verstanden hat, dass wir in Eile sind?

Damals gab es noch kein Handy und wir haben trotzdem überlebt.

Mutig räusperte ich mich, immerhin hatte ich es verbockt, und erklärte ihr nochmal höflich, aber eindringlich, dass wir es sehr, sehr eilig hätten. Sie lächelte mich an, schaute wie in Zeitlupe auf ihre Armbanduhr und antwortete: „Süßer, ganz ruhig, wir schaffen das. (1) 2Wo ist euer Eincheckschalter, damit ich euch pünktlich dort absetzen kann?“

Ich war sprachlos, und das Reden übernahm Elke:

„Schalter 255 im Terminal 1“

Die nette Dame nickte, trank ihren Kaffee genüsslich aus, das Brötchen war schon gegessen, und sagte: „Anschnallen, es geht los“

und es ging los.

Trotz einigermaßen Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzungen krallten wir uns gegenseitig oder an den Sitzen fest. Michael Schumacher gab es auch als Frau! Nicht nur mir wurde es etwas schlecht bei dem Fahrstil, aber meine Zuversicht wuchs und wirklich – kreidebleich, aber pünktlich - kamen wir am Flughafen an. Mit zittrigen Fingern bezahlte ich die rasante Fahrt und war froh, lebend wieder aussteigen zu dürfen. Unsere Fahrerin verabschiedete sich freudestrahlend mit den Worten:

„Na seht ihr, hat doch gereicht – schönen Urlaub!“ und schon war sie mit quietschenden Reifen verschwunden.

Mittlerweile war unser Gepäck auf den Kofferkulis verteilt und wir spurteten zum Schalter. Wie sich zeigte, gerade noch rechtzeitig.

Die Dame am Schalter war gerade dabei das Geöffnet-Schild abzuhängen und gegen das Geschlossen-Schild einzutauschen, als wir in vollem Lauf anrauschten. Von weitem rief Elke:

„Halt, stopp, wir wollen auch noch mit!“

Langsam drehte sich die Schalterdame zu uns um und sagte: „Da haben sie ja gerade noch mal Glück gehabt“ und setzte sich wieder hin. Elke übergab ihr die Reiseunterlagen. Stirnrunzelnd schaute sie auf die Papiere und sagte:

„Erst zu spät kommen, aber die besten Plätze reserviert haben.“ Gerade als ich zu einer schnippischen Antwort ansetzen wollte traf mich der Ellbogen meiner Frau und ich hielt vorsorglich den Mund – obwohl ich ihr gerne Kontra gegeben hätte.