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Aufbruch ins Unbekannte
Alvin ist in der komplett von der Außenwelt abgeschotteten Stadt Diaspar zur Welt gekommen und aufgewachsen. Der neugierige Junge ist allerdings mit dem langweiligen Leben in der hochtechnisierten Stadt unzufrieden, und verlässt sie auf der Suche nach Lys - der einzigen anderen noch auf der Erde verbliebenen Stadt, in der die Menschen angeblich noch im Einklang mit der Natur leben …
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Seitenzahl: 219
ARTHUR C. CLARKE
Vergessene Zukunft
Roman
Es ist jetzt mehr als ein halbes Jahrhundert her, seit »Against the Fall of Night« das Licht der Welt erblickte, und doch ist mir der Augenblick der Eingebung noch klar im Gedächtnis. Wie aus dem Nichts erschien plötzlich das Eröffnungsbild vor meinem inneren Auge. Es war so anschaulich, dass ich es sofort niederschrieb, obwohl ich zu der Zeit keine Ahnung hatte, dass ich es jemals weiterentwickeln würde.
Das muss um 1936 gewesen sein, und bis Ende 1940, als ich mit meinen Kollegen von Finanzministerium und Rechnungshof aus London in die walisische Kleinstadt Colwyn Bay evakuiert wurde, hatte ich mehrere Entwürfe zu Papier gebracht. Hier vollendete ich eine 15 000 Worte umfassende Version, war aber für die nächsten fünf Jahre mit anderen Angelegenheiten beschäftigt (siehe »Glide Path«). Erst im August 1945 begann ich wieder mit der Arbeit daran: ob es geschah, bevor oder nachdem Hiroshima die Welt veränderte, kann ich heute nicht mehr sagen.
Die erste vollständige Fassung war im Januar 1946 fertig und wurde prompt John Campbell zur Veröffentlichung in »Astounding Stories«eingesandt. Er ließ sich drei Monate Zeit, das Manuskript abzulehnen. Als ich den Schluss umgeschrieben hatte, reichte ich es im Juli 1946 wieder ein. Campbell brauchte noch einmal drei Monate, um auch die zweite Version abzulehnen.
Nach dieser Erfahrung schickte ich das Manuskript meinem neuen Agenten, Scott Meredith, der es an »Startling Stories« verkaufte, wo die Geschichte im November 1948 erschien. Im September 1949 wurde sie von Gnome Press zur Buchveröffentlichung angenommen und erschien als hübsche, gebundene Ausgabe mit einem Schutzumschlag von einem vielversprechenden neuen Künstler namens Kelly Freas. (Es muss einer von Kellys frühesten Aufträgen gewesen sein; ich kann nur hoffen, dass er dafür bezahlt worden ist!).
Weil es mein Erstlingswerk war, nahm »Against the Fall of Night« immer einen besonderen Platz in meinem Herzen ein, doch war ich nie ganz zufrieden damit. Die Gelegenheit zu einer vollständigen Überarbeitung ergab sich während einer langen Seereise von England nach Australien, als ich mich mit Mike Wilson zusammentat und eine Unterwasserexpedition zum Großen Barriereriff unternahm (siehe »The Coast of Coral«). Die wesentlich umfangreichere und gründlich umgearbeitete Fassung des Romans wurde in Queensland zwischen Exkursionen zum Riff und den Perlmuschelgründen der Torres-Straße fertiggestellt. Sie wurde 1956 mit dem Titel »The City and the Stars« von Harcourt, Brace & World veröffentlicht und hat seither eine ganze Reihe von Neuauflagen erlebt.
Zu der Zeit nahm ich an, dass die neue Fassung die ursprüngliche Version gänzlich verdrängen würde, aber »Against the Fall of Night« zeigte keinerlei Neigung zu vergehen; zu meinem Verdruss zogen manche Leser sie sogar ihrer Nachfolgerin vor, und sie ist inzwischen mehrmals als Taschenbuch wieder aufgelegt worden (Pyramid Books, 1960; Jove, 1978), außerdem erschien sie in dem Band »The Lion of Comarre« and »Against the Fall of Night« (Harcourt, Brace & World; Victor Gollancz, 1970). Eines Tages möchte ich eine Umfrage veranstalten, um zu erfahren, welches die beliebtere Fassung ist; den Versuch zu entscheiden, welches die bessere ist, habe ich aufgegeben.
Die Suche nach einem Titel dauerte beinahe so lang wie die Niederschrift. Ich fand ihn schließlich in einem Gedicht von A. E. Housman, das mich auch zu der Kurzgeschichte »Transience« inspirierte:
Was soll ich tun oder schreiben
Gegen das Herabsinken der Nacht?
Auch der Name meines Helden, Alvin, bereitete mir viel Kopfschmerzen, und ich kann mich nicht erinnern, wann oder warum ich mich für ihn entschieden habe. Es war mir nicht klar, dass er, zumindest für amerikanische Leser, eine gewisse humoristische Note hatte, weil er an eine wohlbekannte Comic-Heft-Figur erinnerte. Viele Jahre später bekam der Name jedoch zwei für mich besonders wichtige Assoziationen. Das Tiefseetauchboot »Alvin« brachte Ballard und seine Gefährten zum Wrack der »Titanic«, als es 1986 am Meeresgrund entdeckt wurde. Die Tragödie dieses Schiffsunterganges hat mich mein Leben lang verfolgt, obwohl sie sich fünf Jahre vor meiner Geburt ereignet hat. Sie liegt der ersten Geschichte zugrunde, die ich je verfasst habe, ein glücklicherweise längst verschollenes Epos mit dem Titel »Eisberge des Weltraums«. Ich verarbeitete sie auch im Roman »Imperial Earth« (1975), und sie ist Gegenstand eines Buches, das mich jetzt bereits seit mehreren Jahren beschäftigt.
Vielleicht noch seltsamer ist, dass der Name des Tauchbootes »Alvin« von dem seines Chefkonstrukteurs Allyn C. Vine abgeleitet ist. Und Vine war einer der Autoren des berühmten Artikels in der Zeitschrift »Science« (151 682–683, 1966), der die Konstruktion des Raumaufzuges vorschlug – der Gegenstand meines Romans »The Fountains of Paradise« (1979) wurde. Also hatte der Name Alvin mehr Macht, als ich mir Ende der 30er Jahre hatte träumen lassen, und ich bin glücklich über die Wahl.
Als der Vorschlag gemacht wurde, Gregory Benford solle eine Fortsetzung der Geschichte schreiben, war ich von der Idee sofort angetan, weil ich Gregs schriftstellerische Arbeit – besonders seinen bemerkenswerten Roman »Great Sky River« – seit langem bewundert hatte. Überdies hatte ich ihn kurz zuvor im Hauptquartier der NASA kennengelernt; als Professor für Astrophysik an der University of California in Irvine gehört er zum technischen Beraterstab der NASA.
Ich habe seine Fortsetzung jetzt mit großem Vergnügen gelesen, denn sie war für mich – wie sie es für Sie sein wird – eine Entdeckungsreise. Ich hatte keine Ahnung, wie er die Themen und Charaktere entwickeln würde, die ich vor so langer Zeit aufgegeben hatte. Besonders interessant ist es zu sehen, wie einige der Begriffe dieser ein halbes Jahrhundert alten Geschichte heute im Vordergrund moderner Wissenschaft stehen: Besonders gut gefällt mir die »Schwarze Sonne«, die eine offensichtliche Beschreibung der heute äußerst populären Schwarzen Löcher ist.
Mehr will ich über Gregs Version – oder meine eigene – nicht sagen. Ich überlasse es Ihnen, sich beider zu erfreuen.
Zuvor aber noch eine Bemerkung. Während wir uns über die Fortsetzung von »Against the Fall of Night« einigten, kam es zu dem merkwürdigen Zufall, dass der ausgezeichnete australische SF-Schriftsteller Damien Broderick (»The Dreaming Dragons«) sich mit der Frage an mich wandte, ob er eine Fortsetzung zu »The City and the Stars« schreiben könne! Angesichts des gerade mit Greg besprochenen Projekts lehnte ich mit Bedauern ab – aber vielleicht im nächsten Jahrzehnt …
Arthur C. Clarke
Colombo, Sri Lanka
Nicht ein einziges Mal seit Generationen veränderte sich die Stimme der Stadt, wie sie sich jetzt verändert hatte. Sie hatte nie versagt über die Zeitalter hinweg, Tag und Nacht. Für ungezählte Menschen war sie der erste und der letzte Ton gewesen, den sie gehört hatten. Sie war ein Teil der Stadt: Wenn sie verstummte, würde die Stadt tot sein, und der Wüstensand würde die breiten Straßen von Diaspar verwehen.
Selbst hier, achthundert Meter über dem Erdboden, lockte die plötzliche Stille Convar auf den Balkon hinaus. Tief unter ihm waren die Rollsteige zwischen den großen Gebäuden noch immer in Bewegung, aber nun beförderten sie stumme Menschenmengen. Etwas hatte die trägen Bewohner der Stadt aus ihren Wohnungen gelockt: Zu Tausenden glitten sie langsam zwischen den Kliffs aus farbigem Metall dahin. Und dann sah Convar, dass all diese Myriaden von Gesichtern himmelwärts gewandt waren.
Einen Augenblick lang beschlich Furcht seine Seele – Furcht, dass nach all diesen Zeitaltern die Invasoren wieder zur Erde gekommen seien. Dann starrte auch er zum Himmel hinauf, bezaubert von einem Wunder, das wiederzusehen er nie gehofft hatte. Viele Minuten blickte er hinauf, bevor er ging, seinen kleinen Sohn zu holen.
Das Kind Alvin ängstigte sich zuerst. Die ragenden Türme der Stadt, die kleinen Punkte der Menschen tief unter ihm – diese Dinge waren Teil seiner Welt, aber die Erscheinung am Himmel war jenseits seiner Erfahrungen. Sie war größer als irgendeines der Häuser der Stadt, und ihr Weiß war so blendend, dass es in den Augen schmerzte. Obwohl sie fest und keine Sinnestäuschung zu sein schien, veränderte der rastlose Wind ihre Umrisse, während Alvin sie beobachtete.
Alvin wusste, dass der Himmel früher einmal von seltsamen Dingen belebt gewesen war. Aus dem Weltraum waren die großen Schiffe mit unbekannten Schätzen gekommen, die sie auf dem Flughafen von Diaspar ausgeladen hatten. Aber das war vor einer halben Milliarde Jahren gewesen: Schon vor dem Beginn der Geschichte war der Flughafen vom Treibsand begraben.
Convars Stimme klang bekümmert, als er zu sprechen begann.
»Schau sie dir gut an, Alvin«, sagte er. »Es mag die Letzte sein, die man auf Erden zu Gesicht bekommt. Ich habe in meinem Leben außer dieser nur eine gesehen, und in alter Zeit soll der Himmel voll von ihnen gewesen sein.«
Das Gefängnis von Diaspar
Die Lektion war beendet. Das schläfrige Flüstern des Hypnons ging unvermittelt eine Tonlage höher und verstummte mit einem dreimal wiederholten Befehlston. Dann verschwamm die Maschine vor seinen Augen und schien sich aufzulösen. Aber Alvin starrte weiter ins Leere, ohne sie oder etwas anderes zu sehen, immer noch auf der Rückkehr durch die Zeitalter in die Realität seiner Gegenwart.
Jeserac wartete; als er sprach, war seine Stimme besorgt und ein wenig unsicher.
»Das sind die ältesten Aufzeichnungen der Welt, Alvin die einzigen, die unsere Erde zeigen, wie sie war, bevor die Eindringlinge kamen. Nur sehr wenige Menschen haben diese Aufzeichnungen gesehen.«
Langsam wandte sich der Junge seinem Lehrer zu. Etwas in seinem Blick bereitete dem alten Mann Sorgen, und wieder bedauerte Jeserac seine Handlungsweise. Er begann schnell zu sprechen, als versuche er, sein eigenes Gewissen zu beruhigen.
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