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Die Sorge um ihren Gefährten, hält Eleonora in ihrem Bann. Wird er wieder heilen oder muss sie sich der bitteren Wahrheit stellen, dass ihr Gefährte den Kampf um sein Leben verliert? Aber nicht nur das macht ihr zu schaffen. Seit sie gegen ihre Widersacherin Durankes gekämpft hat und deren Platz als Lady übernahm, steht sie vor schweren Entscheidungen, die ihr immer mehr zusetzen. Außerdem steht das Treffen der sechs Lords bevor und die Lage spitzt sich immer mehr zu. Eine Lady, die gleichzeitig Gefährtin eines anderen Lords ist, wollen die anderen Lords und Ladys nicht akzeptieren. Und so bricht ein erbitterter Kampf los. Feinde werden zu Verbündeten, Freunde zu Feinden. Eine neue Weltordnung entsteht und mittendrin befindet sich Eleonora und kämpft um ihren Platz in der neuen Welt. - Bis ein großes Geheimnis gelüftet wird. – Dies wird alles verändern. Doch zu welchem Preis? ------------------------------------------ Dieses Buch ist Teil 2 von 2 und entspricht 385 Taschenbuch Seiten. ------------------------------------------- Vertrag für die Ewigkeit Serie: -Der Anfang – Buch 1 -Savio und Allisa – Novelle -Neue Welt – Buch 2
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Impressum:
Copyright © 2023
Seleni Black
c/o WirFinden.EsNaß und Hellie GbRKirchgasse 1965817 Eppstein
Covergestaltung: Copyright © 2023
Seleni Black
Coverbilder: Adobe Stock
Korrektur:
Annett Heidecke 2019
Katharina H. 2021
Beth B.H.2021
Stand: Oktober 2023
Erste Deutsche Auflage
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.
Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten, Markennamen oder Organisationen sind rein zufällig. Alle Rechte liegen bei den jeweiligen Eigentümern
William Blake schrieb einmal:
„Die Ewigkeit ist verliebt in die Schöpfung der Zeit.“
Nutze die Zeit, wie sie dir gegeben wird. Habe Geduld, wenn deine Zeit noch nicht gekommen ist. Nutze den Moment, nutze die Zeit, dann wird das Leben auch für dich eine Überraschung bereithalten.
Dragos beobachtete die Welt und empfand nur Traurigkeit für das, was er sah. Als seine sechs Lords ihren Anspruch erhoben, kehrte endlich Ruhe ein.
Doch auch dieser Frieden sollte nicht lange anhalten, denn schon begannen sich die Lords und die Ladys um Grenzen zu streiten. Bis auf einen. Er hatte sich das beste Gebiet gesucht und verteidigte nur seine Grenzen, denn sein Reich war das am schwersten einzunehmende überhaupt. Er war nicht von Machtgier zerfressen.
Dragos beobachtete weiter.
Auf der Welt mochte kein Krieg mehr herrschen, aber dennoch gab es Spannungen.
Die Führung einiger Lords und Ladys gefiel Dragos zusehends weniger. Die Zukunft versprach nichts Gutes. Doch noch konnte er nichts tun! Er musste mit ansehen, dass viele Fehler begangen wurden, musste zusehen, wie der Verräter sein Leben lebte und seine Intrigen spann.
Doch die Zeit brachte viele Veränderungen mit sich und somit war auch der Verräter gezwungen, zu warten. Dies ließ Dragos hoffen, doch noch einen Weg zu finden, um eingreifen zu können.
Als er damals verraten wurde, war er nicht gestorben, es hatte sich nur seine Perspektive auf die Welt verändert. Er lebte in der Welt, die zwischen Traum und Tod lag. Das ermöglichte ihm zuzusehen, was in der Welt geschah, nur saß er hier fest und es gab kein Entkommen mehr für ihn, ein Eingreifen war ihm nicht direkt gewährt.
Dragos hatte seine Macht nicht verloren, oh nein, sie war nur erschöpft. Zeit, er brauchte Zeit. Er konnte Zauber sprechen, doch hatte jeder Zauber seinen Preis, besonders in der Zwischenwelt. Man alterte bei jedem Zauber, den man sprach.
Es würde der Moment kommen, in dem er einen großen Zauber sprechen würde, um damit den ersten Stein ins Rollen zu bringen. Dieser Zauber würde dafür sorgen, dass die Welt sich veränderte, dass Fehler korrigiert wurden, die er selbst auch begangen hatte. Aber noch nicht, es galt vorher Kraft zu sammeln. Die Zeit arbeitete für ihn, doch wie lange noch? Wie lange hatte er noch, bevor sich sein Zeitfenster schloss?
Er musste bald etwas tun, denn die Kraft des Verräters nahm immer mehr zu und auch die Zahl seiner Anhänger wuchs stetig. Auch wenn die Zeit ihn vergessen und aus den Geschichtsbüchern gestrichen haben mochte, den einstmals siebten Lord, so war er noch nicht aus der Welt, noch nicht.
Sie war so müde, doch fand sie keine Ruhe. Etwas hielt Eleonora davon ab, Frieden zu finden.
„Kleine Tochter, dein Kampf war hart und du hast dir die Ruhe verdient. Doch warten viele auf deine Führung.“
Sie drehte sich in ihrem Bett vom großen Weisen weg.„Sollen sie doch warten, ich bin müde.“
Der alte Mann lachte. „Du benimmst dich gerade wirklich wie ein Kind. Du kannst nicht ewig hierbleiben, auch wenn ich deine Gesellschaft schätze. Aber interessiert es dich denn gar nicht, wie es deinem Gefährten geht?“
Derrick!
Wie hatte sie ihren Lord und alles, was sie mit ihm erlebt hatte, nur eine Minute vergessen können? War es tatsächlich erst wenige Wochen her, dass sie ihn kennengelernt hatte? Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor.
Ja, dieses Kennenlernen war turbulent. Erst die verwirrenden Gefühle, die er bei ihr ausgelöst hatte, dann ihre stetigen Verfolger, eine Gruppe von Gestaltwandler-Wächtern des ersten Lord of Dragos. Diese Männer waren seit Beginn ihrer Probezeit für die Wandlung zur Unsterblichkeit hinter ihr her gewesen. Von diesen Männern war nur noch einer übrig. Viele Ereignisse in der letzten Zeit hatten das bewirkt. Die Wandlung brachte in der Regel nur ein, Entweder Oder, hervor. Vampir, Gestaltwandler oder eben Drache.
Eleonora hingegen hatte alle Regeln über Bord geworfen, sie hatte sich dazu entschlossen, sowohl Gestaltwandlerin, als auch Drache zu werden, und sie war zudem eine sehr erfolgreiche Kämpferin geworden.
Ihr Lord Black hatte sie dem ersten Lord Bail abgekauft oder getauscht, das wusste sie bis heute nicht so genau. Er hatte sie als seine Gefährtin erkannt, aber die Geschichte der Drachen hatte es verboten, dass er es ihr sagte, um ihr die freie Wahl zu lassen.
Und so kam es nach langem Hin und Her, sowie vielen Missverständnissen dazu, dass sie nun an seiner Seite stand, als seine Gefährtin. Wie schön wäre es gewesen, hätte ihre Geschichte dort geendet.
Doch vor ihrer Wandlung, als sie ins Haus ihres Lords gekommen war, hatte Eleonora mitgeholfen, einen Verräter in seinen Reihen aufzudecken. Mit der Hilfe von Blacks Männern Tristan, Horax und Bär, sowie ihren Freunden Savio und Allisa, konnten sie eine noch viel größere Verschwörung aufdecken und bekämpfen.
Savio, ihr bester Freund, hatte sie seit Beginn ihrer Probezeit in jeder Kampftechnik, die es gab und in der Kunst der Waffen ausgebildet. Somit war es ihr möglich, gegen einen Anführer von Lord Blacks drei Hoch-Familien anzutreten und ihn zu besiegen. Dieser hatte Lord Black mit einem Messer angegriffen und ihn tödlich verwundet. Dafür hatte er mit seinem Leben bezahlt. Mit letzter Kraft hatte sie versucht, mit dem Element Feuer die Wunde zu schließen.
Jeder Drache beherrschte eines der vier Grundelemente, Feuer, Erde, Wasser und Luft, mit unterschiedlicher Kraft und Geschicklichkeit. Diese vier Elemente konnten sich in verschiedenen Varianten zeigen. Eis, Orkan, Lava, Sand, waren nur Beispiele dafür. Es gab so viele verschiedene Ausführungen.
Eleonora hatte mit letzter Kraft versucht, ihren Gefährten zu retten, obwohl sie, bevor sie den Verräter tötete, noch einen harten Kampf gegen die Drachen-Lady Durankes durchstehen musste. Diese war machtbesessen und wollte sich ein weiteres Gebiet von den insgesamt sechs Lords aneignen. Nur durch ihre Besonderheit war es Eleonora gelungen, gegen die viel erfahrenere Drachen-Lady anzutreten.
Auch, dass Savio und Allisa ihr zur Hilfe gekommen waren, hatte am Ende zum Sieg beigetragen. Doch war sie dadurch so geschwächt, dass sie nach dem Versuch, ihren Gefährten zu heilen, kraftlos zusammengebrochen war. Jetzt war sie hier in dieser Traumwelt beim großen Weisen, der ihr mit seinen Ratschlägen und Anleitungen seit ihrer Wandlung zur Seite stand.
„Kleine Tochter, dein Gefährte kämpft um sein Leben und es liegt nun an dir, ihm zu helfen und dafür zu sorgen, dass sein Gebiet sicher bleibt, bis entschieden ist, ob er es schafft oder nicht.“
Sie setzte sich auf: „Wieso sagt Ihr so etwas? Er wird es schaffen, er ist stark!“
„Nur, wenn du dafür sorgst, dass alles sicher bleibt, denn momentan seid ihr beide angreifbarer den je. Außerdem wartet dein Gebiet auf dich, Lady Eleonora Black.“
Sie bekam eine Gänsehaut bei diesem Titel. Seufzend erhob sie sich und trat zu dem alten Mann. „Werdet Ihr mir weiterhin helfen?“
Der Weise strich ihr über den Kopf und durch die Haare. „Ich werde immer an deiner Seite sein, bis du aufhörst zu existieren und selbst dann noch!“
Beruhigt schloss sie für einen Moment die Augen. „Dann bin ich bereit, mich den Aufgaben zu stellen.“ Sie spürte einen zärtlichen Kuss auf ihrer Stirn, aber als sie die Augen öffnete, war bereits alles um sie herum dabei, zu verschwimmen.
„Du bist so stark. Du wirst die Welt verändern, meine Tochter“, waren die Worte des alten Weisen, bevor es endgültig schwarz um sie wurde.
***
Es fiel ihr schwer, die Augen zu öffnen. Der Schlaf hielt sie noch eine ganze Weile gefangen. Als es ihr endlich gelang, musste sie schmunzeln. Sie befand sich in der Zeremonienhalle, in der sie vor wenigen Wochen verwandelt worden war.
Black hatte sie dazu in seinem speziellen Feuer gebadet. Anschließend wurde sie in die heilige Erde gelegt, in der sie sich nun wieder befand. Eleonora atmete ein paarmal tief durch, bevor sie begann, sich aus der Erde zu graben.
Danach klopfte sie den Dreck ab und sah sich um. Nicht weit von ihr lag ihr Gefährte, ebenfalls in der Erde. Nur seine Schultern und seinen Kopf konnte man sehen.
Sie ging zu ihm und kniete sich neben ihn. Sie strich ihm liebevoll über die Wange. „Erhol dich, Liebster. Ich sorge dafür, dass dein Gebiet sicher bleibt.“ Sie küsste ihn und stand auf.
Als sie vom Podest sprang, bebte die Erde leicht bei ihrer Landung. „Ups, okay, also nicht springen in der nächsten Zeit.“
Die Kraft eines Elements besaß fast jeder Drache. Einige wenige hatten kein Element, aber dafür außergewöhnliche Kraft und Fähigkeiten. Eleonora, mit ihren vier Elementen, musste jetzt nur noch lernen, diese zu beherrschen, was manchmal leicht war und manches Mal nicht.
„Mein Kind, vor uns liegt sehr viel Arbeit. Für den Anfang musst du achtgeben bei dem, was du tust, dann sollten wir das hinbekommen.“
„Ist gut, ich gebe mir Mühe“, antwortete sie und ein leichtes Lachen vom Weisen war zu hören.
Sie testete ihre Muskeln und als sie sicher war, dass sie keine Probleme damit haben würde, machte sie sich auf den Weg nach oben. Im Flur und auf der Treppe dorthin standen mehrere Wachen, die sich erschrocken zu ihr drehten, als sie durch die Tür trat. Sofort senkten sie ihre Blicke und verneigten sich vor ihr.
„Haltet eure Posten weiter bei. Niemand kommt dort hinein, ohne, dass mir Bescheid gegeben wird! Ausgenommen sind Lord Blacks drei Männer und meine zwei Leute.“ Alle nickten und sie ging weiter.
Zuerst wollte sie duschen und dann würde sie sich allem stellen. Erstaunlicherweise schaffte sie es in ihre Räume, ohne noch einmal gesehen oder gar bemerkt zu werden.
Nach einer kurzen Dusche zog sie sich einen Anzug an und band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Nach einem tiefen Durchatmen ging sie weiter zum Büro ihres Gefährten.
Eleonora hatte allerdings nicht erwartet, Tristan, Horax und Bär mit Savio und Allisa streiten zu sehen.
„Sie werden in wenigen Minuten wieder anrufen. Was willst du ihnen sagen? Ihre Lady ist tot. Sie müssen wissen, wer der Nachfolger ist“, grollte Tristan.
„Und wie willst du ihnen erklären, dass Leo nicht hier sitzt und mit ihnen sprechen kann?“
Savio war gereizt, das konnte man sehr deutlich sehen.
Eleonora hatte sich die Szene von der Tür aus angesehen und konnte sich, warum auch immer, ein Lächeln nicht verkneifen.
„Das wird er nicht erklären müssen, da ich jetzt hier bin“, erklärte sie in den Raum hinein. Alle Blicke richteten sich auf sie. „Ihr werdet nachlässig, da ich den Raum betreten kann, ohne dass ihr es bemerkt.“ Der Schock wich ihnen aus den Gesichtern, dann kamen sie zu ihr und senkten ihre Köpfe.
Sie berührte jeden am Arm oder an der Schulter. Ein Zeichen, dass sie ihnen vertraute und nur sie das Recht hatten, ihr auch in die Augen zu sehen, wenn auch nicht für lange Zeit.
Sie ging zum Schreibtisch und setzte sich, sah über die Unterlagen vor sich und dann zu ihren Freunden, die vor ihr standen. „Okay, schnelle Zusammenfassung“, forderte sie.
Tristan erzählte ihr, dass sie etwa eine Woche geschlafen hatte, dass in dieser Zeit viele Grenzprobleme aufgetreten waren, da ein dritter Anführer fehlen würde. Außerdem gab es selbst hier im Haus Unruhen, weil niemand wusste, wie es weitergehen sollte. Zu alledem gab es ständig Anrufe aus Brasilien, da man dort wissen wollte, was mit deren Lady passiert war.
„Das sind einige Baustellen, die wir angehen müssen. Ihr sagtet etwas von einem Anruf in wenigen Minuten?“
„Ja, Jamiro, einer der Anführer von Lady Durankes ruft immer wieder an und droht, alle verfügbaren Truppen zu schicken, sollten wir ihnen keine Auskunft geben.“
Tristan hatte sich während ihrer Abwesenheit um alles gekümmert. Er war Diplomat und Krieger in einem, anders als Horax oder Bär. Bei ihnen gab es im Grunde nur entweder oder.
Savio, ihr treuester Freund und ein brillanter Stratege, besaß das Talent, in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben. Doch was Politik betraf, hielt er sich zurück. Er wusste, dass er nicht genug davon verstand.
Allisa, ihre langjährige Freundin, über sie wusste Eleonora noch nicht wirklich viel zu sagen. Kämpfen konnte sie sehr gut, doch welche weiteren Talente in ihr steckten, würde sich erst im Laufe der Zeit zeigen.
„Also gut. Jamiro heißt er, sagtest du?“ Sie zog einen Block aus einer der Schubladen und machte sich Notizen. „Tristan, stell eine Verbindung her. Je schneller wir das klären können, desto besser. Bereitet alles vor, denn ich werde ihn und eine weitere Person einladen, sodass diese sich von der Übernahme überzeugen können.“ Sie konnte spüren, dass sich ihre Freunde unwohl fühlten, diese sagten aber nichts dazu. „Horax und Bär, ihr werdet unsere Gäste im Auge behalten. Savio und Allisa, solange wir Besuch haben, möchte ich, dass immer einer von euch bei meinem Gefährten ist und ihn mit allen Mitteln schützt.“
Beide nickten zustimmend.
Kurz danach warteten sie, dass am anderen Ende der Leitung abgenommen wurde. Ein braungebrannter, südländisch aussehender Mann, erschien auf dem Bildschirm. Seine Miene wirkte ernst und zornig. Es war ihm buchstäblich anzusehen, dass er zum Kampf bereit war. Als er sie betrachtete, weiteten sich vor Überraschung seine Augen.
„Mister Jamiro, nehme ich an?“
Dieser nickte nur.
„Schön, dass wir uns sprechen können.“ Ihr Gegenüber schien sich gefangen zu haben, denn er beäugte sie misstrauisch.
„Verzeiht die Frage, aber mit wem habe ich das Vergnügen?“
Eleonora lehnte sich entspannt zurück. „Mein Name ist Eleonora Black. Ich bin die Gefährtin des zweiten Lords of Dragos, Derrik Black und seit kurzem Lady Black, fünfte Lady of Dragos.“ Dies ließ sie ihn erst einmal schlucken, dann setzte sie nach, als er sie nach ein paar Minuten immer noch anstarrte. „Es wäre angebracht, Euren Blick zu senken, oder wurde Euch nicht beigebracht, wie man sich in Gegenwart einer Lady oder eines Lords benimmt?“
Sofort senkte der Mann seinen Blick. „Verzeiht, Lady Black. Es war nur ein großer Schock für mich. Jahrhundertelang diente ich Lady Durankes und nun soll sie tot sein? Das ist nichts, das man leicht versteht.“
Verständlich, dachte Eleonora, doch für sie nicht von Belang.
„Ein Machtwechsel ist nie leicht, was mich momentan aber wenig interessiert. Ich lade Sie hiermit in das Haus von Lord Black ein, damit Sie sich überzeugen können, dass alles rechtens ist. Nur Ihnen und einem ihrer Heiler ist es gestattet, einzureisen. Nachdem dies bestätigt wurde, werden Sie zurückkehren und alles für meine Ankunft vorbereiten.“
Der Mann versteifte sich, nickte dann aber.
„Gut. Ich erwarte Sie heute Abend hier.“ Damit beendete sie das Gespräch und seufzte erleichtert auf. „Es ist mir unbegreiflich, wie mein Gefährte dieses strenge und autoritäre Verhalten den ganzen Tag durchhält.“ Sie schüttelte sich.
Ihre Freunde lachten leise. „Du bist eben ein sehr gefühlsbetonter Typ, aber weißt dich in den richtigen Momenten korrekt zu verhalten. Das konntest du schon immer. Mach dir keine Gedanken“, sagte Savio.
Wieder seufzte sie, hatte ihr Freund recht damit?
„Hmm. Lasst uns weitermachen, damit wir so viel wie möglich erledigt bekommen.“
Gesagt, getan. Alle arbeiteten zusammen und brachten ihr Wissen mit ein. So wurde für alles schnell eine Lösung gefunden.
Tristan würde sich größtenteils um die Geschäfte kümmern und dass diese am Laufen blieben. Horax würde ihn dabei unterstützen. Bär würde weiterhin über die Grenzen wachen und für Ordnung sorgen, auch hier im Haus.
Savio und Allisa hatten ihre Aufgabe und wenn sie dieser nicht nachgingen, war einer der beiden immer bei ihr.
Am späten Nachmittag kamen die beiden Anführer ihres Gefährten in das Büro. Sie waren die ganze Zeit über im Haus geblieben, um für zusätzlichen Schutz zu sorgen, während sie geschlafen hatten.
„Es ist schön, Lady Black, Euch wohlauf zu sehen.“
Der Anführer im Beratungsbereich sah ihr nur kurz in die Augen, als er dies sagte und hielt aber weitestgehend den Blick gesenkt.
„Sehen Sie es mir nach. Ich bin noch nicht mit allen Namen vertraut“, bemerkte Eleonora ruhig.
Beide Männer lächelten verständnisvoll.
„Mein Name ist Laslo Roylles. Ihr wisst vielleicht schon, dass ich für alle Planungs- und Beratungsbereiche zuständig bin.“
„Und ich bin Carson Ivanos und bin zuständig für alles, was mit Kampf und Truppenführung zu tun hat.“
Dankend nickte sie beiden zu. „Gut, die Herren, wir haben viel Arbeit vor uns. Zum einen brauchen wir einen neuen Anführer. Vorschläge sind gerne gesehen. Zum anderen möchte ich sehen, wie weit der Verrat im Haus des Verstorbenen reicht, das heißt wiederum, dass alle antreten müssen. Ich würde es begrüßen, wenn Sie sich darum kümmern könnten. Ich möchte morgen Abend damit beginnen.“
Beide Männer nickten zustimmend.
„Gut. Wenn das erledigt ist, werden Sie in Ihre Häuser zurückkehren und dort selbst alles überprüfen. Ich wünsche keine Überraschungen mehr. Also zwingen Sie mich nicht, selbst dafür zu sorgen, dass Ruhe einkehrt.“
Wieder nickten beide.
„Dann gehen Sie jetzt und kümmern sich um alles.“
Damit waren beide entlassen und verließen das Büro.
„Savio, hast du Lust zu trainieren, bevor es weitergeht?“
Dieser lächelte, machte eine tiefe Verbeugung und streckte die Arme weit von sich.
Eleonora stand auf und lachte. „Siehst du dir den Boden schon mal genauer an, für später?“ Böse grinsend sah er sie an.
Von den anderen waren unterdrücktes Lachen zu hören.
„Ich wollte sichergehen, dass du bei deinen großen Worten nicht stolperst.“
Die Lachgeräusche um sie herum nahmen zu.
Sie sah sich um, als suche sie etwas. „Warte. Da, siehst du das dort oben?“ Sie zeigte zur Decke über ihnen. „Dort fliegt dein Ego und dein Sieg über mich dahin.“ Damit schubste sie ihn in Richtung Tür und die Gelächter hinter ihnen brachen vollends aus.
Nachdem sie sich umgezogen und ihre Haare zum Zopf geflochten hatte, ging sie auf den Gang, wo bereits Savio und Allisa auf sie warteten. Allisa war noch nicht umgezogen. Hmm, stimmt, da war noch etwas, das die beiden betraf. Allerdings konnte sie es sich bereits denken. Daher schwieg sie und würde warten, bis ihre Freunde soweit waren, um es ihr zu sagen.
Wenige Minuten später passierten sie das Tor des Zaunes, der das Herrenhaus umgab. Alle, die gerade trainierten, hielten an, sahen in ihre Richtung und verbeugten sich tief vor ihr.
„Anerkennung und Respekt, kleine Tochter. Sie sind glücklich, dich wohlauf zu sehen und dass du dich ihnen zeigst.“
Sie war gerührt von dieser Geste. „Weitermachen“, rief sie und sofort kam wieder Bewegung in die Männer und Frauen. Allisa bezog Posten neben dem Platz, auf dem sie trainieren wollten.
„Also gut. Keine Gestaltwandlung und kein Element benutzen“, erklärte Savio und sah sie streng an.
„Hey, das mit den Elementen lerne ich noch. Dafür kann ich nichts.“
Beide lachten und gingen in Position.
Schlag um Schlag versuchten sie, sich gegenseitig auf die Matte zu werfen, aber jeder kannte den anderen und wusste inzwischen um dessen Tricks. So ging das eine ganze Weile weiter, bis sich jemand neben ihnen räusperte.
„Ich habe Euch bereits gesehen. Doch solltet Ihr besser schnell lernen, Euch in Geduld zu üben, bis ich mich Euch zuwende.“ Eins stand schon mal fest, dieser Jamiro war ein sehr ungeduldiger Mann.
„Verzeiht, Mylady.“
Sie ließ ihn absichtlich noch einige Minuten warten. Sie bekam am Rande mit, wie Allisa ging, um ihrer Aufgabe nachzukommen. Horax und Bär standen je links und rechts von den Gästen.
„Genug, Savio, wir machen morgen weiter.“ Er nahm die Hände herunter und verbeugte sich vor ihr. Eleonora trocknete sich mit einem Handtuch ab, das ihr einer der Trainierenden brachte, ohne dass sie danach fragen musste. Lächelnd legte sie das Handtuch in den Nacken und ging auf die Gäste zu. Eleonora hatte mit Absicht ihr T-Shirt anbehalten, damit man ihre Symbole auf dem Rücken nicht sehen konnte, denn noch waren diese Männer keine ihrer Untergebenen, da sie ihren Schwur noch nicht geleistet hatten. Folglich sollten sie auch nichts von ihrem Können wissen.
„Wo habt ihr die Überreste hingebracht?“, fragte sie Horax.
„Ans andere Ende des Geländes, in eine Lagerhalle, die gekühlt werden kann.“
Zufrieden nickte sie. „Zeig mir den Weg.“
An die beiden Gäste gewandt, erklärte sie: „Folgen Sie mir.“ Mit gesenktem Kopf gingen sie ihr nach. Horax war neben ihr, Savio und Bär hinter ihr und in der Mitte die beiden Gäste.
Als sie das Ende des Grundstückes erreichten, öffnete Horax die schwere Eisentür und ließ sie hineingehen. Die Halle war nicht sehr groß und schien auch nicht oft genutzt zu werden. Überall lag Staub um sie herum. Horax öffnete eine weitere Tür und schaltete das Licht ein. Vor ihnen lagen die zerbrochenen Überreste der Drachengestalt von Lady Durankes. Zum Glück war es nicht die erste Leiche, die sie sah. Dennoch bereitete es ihr Probleme, die ganzen Einzelteile zu sehen. Erstaunlicherweise war der Kopf so gut wie intakt geblieben, was das Ganze wirklich eigenartig gestaltete.
„Dürfen wir?“, wollte der Anführer von Durankes wissen.
Sie machte eine ausladende Handbewegung und beide Männer traten vor und begutachteten alles. Dann nickten sich beide zu und traten wieder zurück.
„Wünschen Mylady einen sofortigen Treueschwur oder möchten Sie dies zu einem späteren Zeitpunkt, wenn Sie in Ihr Gebiet kommen?“
Da sie nicht wusste, was besser war, sah sie zu Savio.
Er sagte in ihrem Kopf,„Sofort!“
Sie war ihm unendlich dankbar für seinen Rat. „Wir werden es gleich erledigen. Lassen Sie uns ins Haus zurückkehren.“
Als sie wieder nach draußen traten, wandte sie sich an Horax: „Wird dieses Gebäude benötigt?“
„Nein, es steht schon lange leer.“
Ohne weiter darauf einzugehen, öffnete sie ihre Hand und schickte einen großen Feuerball in den Raum mit den Überresten und zwei weitere ins Gebäude. Alles ging sofort in Flammen auf.
„Stellt einige Leute ab, die dafür sorgen, dass das Feuer sich nicht ausbreitet. Wenn alles verbrannt ist, räumt auf und baut ein neues Gebäude. Wir werden mehr Platz brauchen, wenn alles erledigt ist.“
Bär und Horax zogen ihre Handys und begannen, alles zu organisieren.
„Ihre Leute sind sehr pflichtbewusst, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf“, sprach der Heiler sie das erste Mal an.
Heiler hatten einen anderen Stellenwert als alle anderen. Sie durften sprechen, selbst ohne Aufforderung, genau wie die engsten Vertrauten eines Lords oder einer Lady.
„Sie arbeiten sehr gut, ohne Frage. Doch sind Horax und Bär, sowie Tristan, die Männer meines Gefährten. Ich habe nur bedingte Kontrolle über sie. Lediglich Savio und Allisa zählen zu meinen Leuten, weil ich erst seit wenigen Wochen gewandelt bin. Und da ich auch erst seit einer Woche meinen neuen Posten habe, war es mir noch nicht möglich, mich um mehr zu kümmern.“
Die beiden Gäste zogen hörbar die Luft ein. „Verzeiht, sagtet Ihr gerade, wenige Wochen? Wie ist das möglich?“
Natürlich konnten die beiden nicht glauben, dass sie als Frischling gegen einen jahrhundertealten Drachen gewonnen hatte.
„Lady Black verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten, wie Sie bald feststellen dürfen“, fühlte Savio sich verpflichtet einzugreifen, woraufhin sie ihn anlächelte.
Sie betraten das Büro, aber statt sich zu setzen, stellte sie sich vor den Schreibtisch und wartete. Ihre beiden Gäste stellten sich vor sie, doch sie zögerten und das war ihr mehr als bewusst.
„Kleine Tochter, habe Geduld. Vertrauen muss man sich verdienen.“
Ja, der Weise hatte recht. Eleonora konnte von Männern, die sie kaum kannte, kein bedingungsloses Vertrauen erwarten und vor allem ihr gegenüber als neue Lady, die sie wiederum kannten. Trotzdem würde sie sich merken, wer zögerte und diese im Auge behalten.
„Bei meinem Leben und meiner Ehre als einer eurer Anführer der Hoch-Familien, schwöre ich Euch, stets an Eurer Seite zu bleiben. Nur der Tod wird mich von Eurer Seite entreißen können“, schwor der Anführer, nachdem er auf die Knie ging und die Hände mit den Handflächen nach oben daraufgelegt hatte, hob er den Kopf und sah Eleonora direkt an. „Oder Ihr selber.“
Eleonora bekam wieder kurz keine Luft. Eine neue Linie zog sich um ihr Herz, nun war eine weitere Seele an sie gebunden.
Der Heiler leistete denselben Schwur, nur ein klein wenig abgewandelt.
Nachdem beide Männer ihren Eid geleistet hatten, wiederholte sich das ziehende Gefühl, legte sich aber schnell wieder.
„Gut. Ihr werdet nun zurückfliegen und alles für mich vorbereiten. In den nächsten Tagen werden meine Leute und ich folgen.“
„Werden Mylady Bescheid geben, wann Sie eintreffen?“
Sie wollte testen, wie gut die Leute ihrer Vorgängerin waren, daher hatte sie sich einen Plan überlegt.
„Nein, werde ich nicht. Da noch kein Termin feststeht und ich das gesamte Haus einem Test unterziehen werde.“
Erschrocken sah der Anführer kurz auf. „Ein Test, Mylady?“
„Ja, ein Test, um zu sehen, wie gut die Männer und Frauen sind, die für den Schutz sorgen. Ihr werdet die einzigen sein, die davon wissen und niemand sonst.“ Die Drohung in ihren Worten war unmissverständlich herauszuhören. Keiner von beiden sollte sich wagen, etwas zu verraten.
„Sehr wohl, Mylady. Dann werden wir gespannt Ihre Ankunft erwarten.“ Beide Männer verneigten sich tief vor ihr.
„Sollte sich einer der anderen Lords melden, werdet Ihr nichts von dem Führungswechsel sagen. Und nun geht.“
Beide verneigten sich abermals und gingen, gefolgt von Horax und Bär.
Die beiden würden die Gäste wieder zum Flughafen begleiten, um sicherzugehen, dass sie das Gebiet verließen. Müde setzte sie sich an den Schreibtisch und stützte ihren Kopf mit einer Hand ab. Mit der anderen rieb sie ihren Nasenrücken. Kopfschmerzen kündigten sich an. Noch dazu meldete sich der Hunger, da sie kein Mittagessen hatte. Nur vor ihren engsten Vertrauten konnte sie auch einmal Schwäche zeigen.
„Ich werde noch ein wenig in die Halle zu meinem Gefährten gehen. Holt mich, wenn das Essen fertig ist.“
Als sie die heilige Halle betrat, sah sie Allisa in der Mitte auf einem Stuhl sitzen. So hatte ihre Freundin sowohl den Eingang als auch den Lord des Hauses im Blick. Ihre Waffe hatte sie auf ihren Schoß gelegt, immer bereit, zu reagieren, sollte etwas Bedrohliches ihre Aufmerksamkeit erregen. Als sie sie sah, erhob sich Allisa.
„Du kannst Pause machen, wenn du willst.“
„Ist gut. Ruf mich, wenn du mich brauchst.“ Damit verließ sie die Halle und Eleonora ging zu Derrick.
Sie legte sich neben ihn und sah ihn an. Ihre Hand lag auf seiner Schulter, den Kopf hatte sie auf ihren anderen Arm gelegt. „Du musst aufwachen. Ich schaffe das nicht ohne dich“, flüsterte sie noch, bevor sie einschlief.
Der Schmerz hatte aufgehört. Geblieben war ein Ziehen in seinem Herzen. Bilder längst vergangener Zeit rauschten an ihm vorbei, wie in einem Film, der zu schnell abgespielt wurde. Soviel Zeit war vergangen, seit er auf dieser Welt war, soviel hatte er erlebt.
Mit einem Mal wurden die Bilder langsamer und er sah die Frau, die alles für ihn verändert hatte. Seine Eleonora, seine Gefährtin. Black sah den Moment, als er sie kennenlernte, sah ihr erstauntes Gesicht, als sie sein Haus betrat, den Moment ihrer ersten Verwandlung zum Wolf und kurz danach zum Drachen.
Er sah ihre gemeinsame Zeit auf der Insel, wie sie sich liebten, aber auch, wie sie trainierten. Er sah den Moment, als sie vor ihm stand und wütend war, als sie nach ihrem Weglaufen wiederkam, den Moment, als sie ihn wegen eines Missverständnisses besänftigte. Das nächste Bild, als sie voll bewaffnet vor ihm stand und als sie in ihrer mehr als beeindruckenden Drachengestalt davonflog.
Eleonoras Drachengestalt war fantastisch, ihr schwarzer Körper, der seinem so ähnlich war, nur dass ihrer von roten und silbernen Linien durchzogen wurde. Die Innenseiten ihrer Flügel, rot mit silber-schwarzen Linien durchzogen.
Der prägendste Moment war, als er bereits sterbend am Boden lag und seine Gefährtin ihre Schwerter in seinen einstmaligen Anführer stach und über diese ihr Feuer in dessen Körper schickte. Er verbrannte sofort, dann hörte er sie nur noch sagen: „Geh nicht Derrick. Ich liebe und brauche dich!“, danach wurde alles schwarz um ihn herum.
Nun war er in diesem Raum aus Nichts. So hatte er sich den Tod nicht vorgestellt.
Ein Lachen war zu hören. „Du bist nicht tot, zumindest noch nicht.“
Suchend sah er sich um, aber entdeckte niemanden.
„Wer ist da? Wo bin ich, wenn ich nicht tot bin?“
Wieder erklang ein Lachen. „Deine Gefährtin ist wesentlich höflicher, weiß sich besser zu benehmen und auszudrücken, als du es tust.“
Noch immer sah er sich suchend um, doch fand Derrick nichts.
„Such nur, du wirst nichts finden, solange ich es nicht will!“
„Was wollt Ihr von mir?“
Langes Schweigen setzte ein.
„Ich ziehe es wirklich vor, mit deiner Gefährtin zu reden. Die Jahre als Lord haben dich vergessen lassen, was Respekt ist für jemanden, der über dir steht.“
Black verschränkte die Arme vor der Brust und die Stimme seufzte.
„Ich werde einmal mit ihr über dein Benehmen reden müssen. Aber gut. Das, was ich von dir will, ist, dass du dich anstrengst aufzuwachen. Es wartet viel Arbeit auf dich und deine Gefährtin braucht dich. Dazu kommt, dass ihr beide einen weiteren Verräter entlarven müsst.“
„Wer? Wisst Ihr das?“
Wieder Schweigen.
„Die Zukunft ist stets im Wandel, jede noch so kleine Entscheidung kann sie beeinflussen. Dies ist einer dieser Momente, ich kann es dir nicht sagen, ohne die Zukunft maßgeblich zu verändern.“
Seufzend strich sich Black übers Gesicht. „Also sind wir immer noch nicht fertig und können zur Ruhe kommen.“
„Ich befürchte, dass werdet ihr sehr lange nicht können. Ihr beide seit zu Höherem bestimmt.“
Nun schwiegen sie beide lange.
„Wie komme ich zu meiner Gefährtin zurück?“
„Sie hat dir weitestgehend geholfen, hat die Wunde geschlossen. Jetzt ist es an dir, einen Weg zu finden, vollends zu heilen und aufzuwachen.“
Nur, wie sollte er das hinbekommen?
„Ein Tipp von mir, bevor ich gehen muss. Der Verstand ist eine starke Waffe, doch das Herz ist eine noch viel bessere, wenn man weiß, damit umzugehen. Auf was willst du hören, Herz oder Verstand? Nun lebe wohl und mögest du deinen Weg finden.“
Danach war es still und Black blieb ratlos zurück. „Warum muss alles immer so kryptisch ausgedrückt werden?“ Es kam keine Antwort und so stand er da und versuchte herauszufinden, wie er wieder in die bewusste Welt zurückkommen konnte.
Er hatte sich auf den Boden gesetzt und die Beine von sich gestreckt, als er es sah.
Es fing bei seinen Füßen und Händen an, sie verblassten.„Nein, nein. Was soll das? Ich bin noch nicht bereit, zu gehen.“ Doch niemand antwortete, niemand sagte ihm, was vor sich ging.
Unaufhörlich verschwand er langsam, sein Herz begann zu rasen und dann nahm er ein Gefühl wahr, das er schon lange nicht mehr wahrgenommen hatte: Angst!
Black lag auf dem Boden, konnte nur noch ins Nichts sehen. Seine letzten Gedanken galten Elenora und wie leid es ihm tat, nicht in der Lage zu sein, einen Weg zurückzufinden.
Der nächste Tag war turbulent. Am Mittag trafen die ersten Gäste des Hauses des verstorbenen Anführers ein. Alle wirkten nervös, denn die Überwachung war hoch.
Kaum, dass Eleonora den großen Ballsaal am frühen Abend betrat, richteten sich alle Augen auf sie, doch Leo trug eine ausdruckslose Mine auf ihrem Gesicht. Savio sagte immer zu ihr: „Zeige nie, was du fühlst, andere könnten es gegen dich verwenden.“ Immer hatte er dies zu ihr gesagt, als ihre Probezeit begonnen hatte und er anfing, sie heimlich zu trainieren.
Nun stand sie vor all diesen Leuten und betrachtete jeden von ihnen genau. Es mussten so um die achtzig bis einhundert Leute anwesend sein, das würde ein langer Abend werden. Eleonora setzte sich auf den Stuhl, der für sie bereitgestellt wurde. Das war ein Zeichen für alle, dass sie weiter ihre Gespräche führen konnten.
„Kleine Tochter, ich würde gerne etwas versuchen, lass die Fenster öffnen.“
Neugierig geworden wandte sie sich an Savio. „Lass bitte die Fenster öffnen.“ Dieser kam ihrer Bitte sofort nach und ließ von mehreren Wachen die Aufgabe erledigen.
„Gut, und nun konzentriere dich auf die Luft, den Wind, wie damals auf dem Dach, als du Tristan gerufen hast. Lasse nun den Wind für dich arbeiten, lass ihn für dich zuhören.“
Sie erinnerte sich an den Moment zurück, als sie zwei Männer beobachtet hatte und Tristan mit dem Wind zu sich rief. Also konzentrierte sie sich auf den diesen und sofort kam er auch, umspielte sie ganz leicht, da sie ihn gebeten hatte, unauffällig zu erscheinen. „Höre für mich zu, zeige mir wo der oder die Verräter sind.“ Wieder umspielte sie der Wind, bevor er sich verzog. Eleonora konnte spüren, dass er sich über den gesamten Raum verteilte wie eine hauchzarte Decke.
„Geduld, jetzt heißt es warten. Bis jetzt hast du es sehr gut gemacht.“
Es war unglaublich mit einem Element zu arbeiten; zu spüren, wie es auf ihren Ruf reagierte und dass tat, worum sie bat.
Mehrere Stunden vergingen, sie saß einfach da und wartete, lauschte und unterhielt sich mit ihren Leuten oder den beiden verbliebenen Anführern. Alles belanglos, da ihre Hauptaufmerksamkeit dem Wind galt. Ihre Gäste entspannten sich zusehends und auch die Gespräche wurden lockerer.
Da, kurz vor Mitternacht trug ihr der Wind ein Gespräch zu.
„Glaubt ihr,unser Anführer hat es geschafft, den Lord zu stürzen?“, flüsterte der Erste.
„Ich glaube schon, warum sonst würde nur seine Gefährtin hier sitzen“, spottete ein Zweiter.
„Aber warum sitzt er dann nicht dort, sondern sie? Schaut nur, wie selbstgefällig sie dort sitzt und so tut, als gehöre ihr alles.“
Eleonora setzte sich auf und sah sich um.
„Leo, alles in Ordnung?“ Savio schien zu merken, dass sie auf etwas aufmerksam wurde.
„Scht“, brachte sie ihn zum Schweigen.
„Was sollen wir tun? Seit Stunden sind wir hier und sie sagt kein Wort zu uns. Worauf wartet sie denn?“, kam es wieder vom Ersten.
„Solange wir hier und in diesem Haus sind, sollten wir etwas unternehmen, bevor wir keine Gelegenheit mehr dazu haben.“
Böse lächelnd lehnte sie sich wieder zurück.
„Sehr gut kleine Tochter, das war sehr gut. Doch du weißt, was nun folgt.“
Ja, das wusste sie und Leo tat es nicht gerne. Doch das konnte und wollte sie nicht durchgehen lassen.
„Tristan, Savio, Bär. Ich habe soeben weitere Verräter entlarvt.“
Der erste Mann ihres Gefährten lehnte sich zu ihr herunter. „Ah, jetzt verstehe ich das mit den Fenstern. Hat dir der Wind wieder etwas zugeflüstert?“
Sie sah ihn an. „Der Wind und ich sind Freunde und jetzt erfüllt eure Aufgabe. Ganz hinten im Saal die drei Männer.“
Nickend richtete er sich wieder auf und alle drei setzten sich in Bewegung. Sofort verspannten sich die Leute im Saal, wichen erschrocken vor den dreien zurück und die Gesuchten sahen sich hektisch nach einem Ausweg um. Dann wäre Eleonora beinahe in Gelächter ausgebrochen, denn die Verräter versuchten wirklich, zu fliehen. Schnell wurden sie eingefangen und zu ihr nach vorne gebracht.
„Warum hetzt Ihr uns diese niederen Gestaltwandler auf den Hals?“, beschwerte sich einer der drei Männer.
Nicht nur, dass sie Verräter waren, sie hatten auch keinen Respekt vor ihrer Position.
„Wenn Ihr es noch einmal wagt zu sprechen, ohne dass Ihr aufgefordert worden seid, reiße ich Euch die Zunge heraus und senkt gefälligst Euren Blick.“ Die drei Verräter bekamen jeder einen Schubs, um ihren Befehl zu verdeutlichen, doch als sie noch immer nicht ihre Blicke senkten, reichte es ihr.
„Bär“, sagte sie nur, denn ja, sie wusste, welche Aufgabe er in der Runde ihres Gefährten hatte, wozu er ihn auch brauchte. Dieser trat vor die drei und mit drei schnellen Tritten brach er jedem ein Bein. Auch wenn sie Drachen waren, tat es höllisch weh und bis sie sich selbst heilten, hatten sie weiter Schmerzen.
„Wieso tut Ihr das? Wir schulden Euch nichts, weder Treue noch Gehorsam. Ihr seid nur eine Gefährtin!“
Eleonora stand auf und ging nach vorne. „Ich erwarte Respekt vor meiner Position, als Gefährtin Eures Lords und ich fordere umso mehr Respekt auch für meine Stellung als fünfte Lady of Dragos. Und nun senk deinen Blick, toter Mann!“
Alle Anwesenden zogen die Luft ein, nicht nur waren sie geschockt über ihre Offenbarung, dass sie eine Lady war, sondern auch, dass sie den Mann vor sich gerade öffentlich zum Tode verurteilt hatte. Sie hatte sich kurzfristig umentschieden, ihm doch nicht die Zunge zu nehmen, da sie hoffte, noch etwas aus diesem oder einem der anderen an Informationen rauszubekommen.
Nun endlich senkten die drei ihre Blicke. „Respekt zu haben im Hause eures Lords ist das oberste Gebot. Ihr drei habt nicht nur gerade diesen vor Allen und Jedem verloren, sondern habt auch noch etwas geplant, das nicht nur eurem Lord schadet, sondern auch mir. Und wagt es ja nicht, zu widersprechen.“
Alle drei sahen kurz erschrocken auf.
„Ja, ich weiß, dass ihr etwas vorhattet und ihr wisst auch, was darauf steht.“
Der Erste regte sich. „Bevor das Urteil vollstreckt wird, ist noch eine Frage gestattet?“
Überlegend stand sie einen Moment da. „Letzter Wunsch, also gut, frag.“
„Wie ist es möglich, dass Ihr uns vom anderen Ende des Raumes gehört habt?“
Wieso war ihr klar, dass diese Frage kommen würde? Sie sah sich um, aber niemand sonst sah zu ihnen.
„Ihr drei, seht mich an.“ Während diese das taten, rief sie den Wind zu sich, der sich wie ein kleiner Twister auf ihrer Hand bildete. Erschrocken sahen die drei sie an und schienen sofort zu verstehen, was sie dort sahen, wie sie das Gespräch hatte belauschen können. Eleonora entließ den Wind wieder und trat vor. „Ihr, die uns verraten habt, sollt für all diejenigen ein abschreckendes Beispiel sein, die dasselbe planen, oder auch nur einen Gedanken daran verschwenden.“
„Kleine Tochter, es wird Zeit. Konzentriere dich nun auf das Wasser, rufe es zu dir. Dann, wenn es kommt, lass es gefrieren.“
Sie schloss für einen Moment die Augen, machte ihren Frieden mit dieser Aufgabe und dann tat sie es. Das Wasser in der Luft, in den Gläsern, alles was in ihrer Nähe war, kam zu ihr, kroch an den Männern hinauf. Diese versuchten, sich zu wehren, zu fliehen, wurden aber von Tristan, Bär und Savio festgehalten. In dem Moment, als die drei Verräter komplett eingeschlossen waren, sah sie ihre drei Männer an und diese ließen sofort los. Sekunden später standen drei Eisblöcke vor ihr.
„Die Tatsache, dass dir diese Aufgabe nicht leichtfällt und dich berührt, zeigt, dass du ein gutes Herz hast.“
Der alte Weise versuchte, sie zu beruhigen. Das wusste sie, doch würde sie das Ganze noch eine Weile beschäftigen. Zudem spürte sie, dass ihre Kraft nachließ, doch konnte sie noch nicht gehen.
„Seht auf und lasst euch das eine Lehre sein, Verräter werden hart bestraft.“
Alle Anwesenden betrachteten die drei Eisfiguren und Eleonora konnte Schock und Angst in ihren Gesichtern sehen. Aber sie sah auch, dass sie mit ihrer Entscheidung einverstanden waren.
„Kehrt nun zurück, ich werde in ein paar Tagen einen neuen Anführer benennen.“
Alle verneigten sich tief und gingen. Bis auf vier Männer und eine Frau, die von den beiden verbliebenen Anführern zurückgehalten wurden.
„Mylady, ihr batet uns um Vorschläge. Diese fünf haben wir ausgesucht.“
Seufzend setzte sie sich, da ihre Beine nicht mehr wollten. Sie war müde. „Eine interessante Auswahl. Morgen werde ich sie mir näher ansehen. Bringt sie in eurem Gästehaus unter.“
Sie verneigten sich und gingen ebenfalls mit den Anwärtern raus.
„Alles in Ordnung, Leo?“
Sie strich sich über das Gesicht und sank weiter in ihren Stuhl. „Ich bin müde, es kostet mich viel Kraft, die Elemente zu rufen und zu kontrollieren. Heute habe ich das über Stunden getan und jetzt bin ich erledigt. Ich weiß noch nicht mal, ob ich es zu meinem Gefährten schaffe.“ Eleonora wollte, seit sie wach war, nicht alleine in ihren gemeinsamen Räumen schlafen. Daher würde sie bis zu ihrer Abreise nach Brasilien bei ihrem Lord bleiben.
„Es steht gleich ein Schichtwechsel an, ich werde die Männer beschäftigen, sodass du unbemerkt nach unten kommst“, erklärte Bär.
„Und ich sorge dafür, dass die Gänge leer sind“, versprach Tristan und beide Männer verschwanden.
Savio stellte sich neben sie. „Komm, ich begleite dich, soweit du noch kommst, und den Rest trage ich dich.“
Schwerfällig erhob sie sich und ging mit ihrem Freund in die Eingangshalle, wo, wie versprochen, alles leer war. Auch in den anderen Gängen war alles ruhig. Als sie die große Halle betraten, gaben ihre Beine nach.
Savio fing sie auf und stützte Leo.
Allisa kam angelaufen und nahm seinen Platz ein. „Ich glaube nicht, dass es gut für die Heilung deines Gefährten ist, wenn du nach einem anderen Mann riechst“, lächelte ihre Freundin ihr entgegen und dankend stützte sie sich auf sie.
Als sie gemeinsam auf das Podest gingen, in welchem ihr Gefährte eingebettet lag, sah Leo neben ihm ein Kissen und eine Decke. „Danke“, hauchte sie schwach, legte sich hin und deckte sich zu.
„Wir sind hier, wenn etwas sein sollte.“
Eleonora brauchte nicht lange, bis sie einschlief.
„Kleine Tochter, Zeit ist es, was wir brauchen. Du musst schnell lernen, deine Kräfte richtig einzuteilen, damit du nicht so schwach wirst, wie du es jetzt bist. Das macht dich angreifbar. Aber nun ruh dich aus, du hast es dir verdient.“
Damit überkam sie vollends der Schlaf.
Der Tag hatte viel zu früh für Eleonora begonnen und sie spürte, dass ihre Kraft noch nicht ganz wiederhergestellt war.
„Tristan, sei so gut und gib Horax Bescheid, dass er unsere Gäste im Auge behalten soll. Vielleicht findet er etwas heraus, das mir die Entscheidung erleichtert.