Via Vita III - Joe Valdez - E-Book

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Joe Valdez

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Beschreibung

Avo und Clod wachsen zusammen in Colonia, der Metropole am Fluss Rhenus, auf. Sie müssen die Stadt als Kinder gemeinsam mit ihrer Mutter verlassen und werden von ihrem Ziehvater in Kampftechniken und Überlebensstrategien geschult. Clod verlässt die Familie, während Avo eine Fränkin heiratet. Nach dem Tod der Eltern wird die Siedlung überfallen. Avos Frau ist eines der Opfer, er verfolgt die Mörder. In Paris trifft er auf Clod. In der Stadt herrscht ein Bandenkrieg zwischen Kelten und Franken. Avo und Clod greifen auf der Seite der Franken in den Kampf ein, bis es zu schicksalhaften Begegnungen kommt. Sie müssen sich entscheiden zwischen Loyalität und Liebe.

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Inhaltsverzeichnis

I.Iuni 501 bis September 521

II.October 521 bis Iuni 523

III.Iuli 523 bis November 523

IV.December 523 bis Februar 524

V.März 524 bis Iuni 524

I.

Iuni 501 bis September 521

Im sechsten Monat des Jahres 501 befand sich ein kleiner Reitertrupp kurz vor der großen Stadt Colonia am Rhenus. Der Anführer war ein großer, hünenhafter Mann mit über Dreißig Jahren, er trug dunkle Haare und einen Kinnbart. Er hieß Gundo und führte den Trupp aus insgesamt vier Reitern im Auftrag des Grafen Herwig, der über Ländereien in der Nähe der Stadt Cortoriacum verfügte, die in der Nähe der alten Hauptstadt der Franken, Turnacum, lag. An seiner Seite ritt sein Stellvertreter Godehard, ähnlich gebaut wie der Anführer, nur einige Jahre jünger. Gundo wollte zu Sigibert, dem König der Franken am Rhenus und großem Sieger in der Schlacht gegen die Alemannen bei Tolbiacum einige Jahre zuvor. Gemeinsam mit Chlodwig, dem Herrscher der salischen Franken, gelang es dem Heer der Verbündeten, die wilden Alemannen in die Schranken zu weisen. Seitdem herrschte ein brüchiger Friede, auch zwischen den Franken untereinander herrschte nicht immer die beste Stimmung. Sigibert misstraute dem ehrgeizigen Chlodwig, wohl zu Recht, denn dieser verfügte über große Pläne und strebte die Alleinherrschaft über alle Franken an, auch die Eroberung des restlichen Gallias stand in seinem Fokus. Trotzdem wurde das Bündnis aufrechterhalten, ständige Kuriere versorgten die Herrscher mit allen Informationen über den Konkurrenten. Alle verfügten über Spitzel, die sich in der Umgebung des jeweiligen Herrschers aufhielten und alles berichteten, was bei Hofe vorfiel. Gundo baute für seinen Grafen ein Informationsnetz bis Paris und Colonia auf, seine Männer in Paris hießen Giselher und Mando, sein Kontaktmann am Hof des Sigibert nannte sich Berhard, er würde ihn informieren. Davor wollte er den König persönlich besuchen, er sollte ihm eine Nachricht Chlodwigs überbringen, der teilweise Graf Herwigs Netz nutzte. Zudem sollte er beste Wünsche und Geschenke an Chloderich, dem Sohn Sigiberts überbringen. Die Reiter zogen zwei Packpferde mit sich, endlich erreichten sie die Stadt. Sie stellte die prächtigste Stadt des derzeitigen Frankenimperiums dar, auch Paris erreichte noch nicht den Glanz Colonias. Der Grund lag darin, dass diese Stadt bereits unter den Römern als wichtigste Metropole im Norden galt. Die bereits bestehende Siedlung erhielt im Jahre 50 als Colonia Claudia Ara Agrippinensium den Status einer Stadt römischen Rechts vom damaligen Princeps Claudius, dessen Gattin Agrippina in dieser Siedlung geboren wurde. Seit damals erlebte Colonia, wie es von den Menschen genannt wurde, einen stetigen Aufstieg und fungierte als wichtiger Umschlagplatz. Händler und Menschen aus allen Himmelsrichtungen besuchten Colonia. Die Stadt überlebte auch die Wirren nach dem Abzug der römischen Legionen als Ordnungsmacht, sie blieb in ihren römischen Strukturen zum Großteil erhalten. Vor ungefähr fünfzig Jahren übernahmen die Franken die Herrschaft und das römische Verwaltungssystem, es existierte noch immer ein Magistrat, der die fränkischen Herrscher unterstützte. Es gab keine Unterdrückung der römischen Bevölkerung, sondern eine fruchtbare Symbiose zweier Kulturen unter der Herrschaft von Sigibert, der seit vierzig Jahren in der Stadt residierte. Auch Chlodwig verfuhr ähnlich, aber in Colonia existierten noch römische Bäder und funktionierende Aquädukte, die Bewohner führten einen respektvollen Umgang untereinander. Dies galt für die Oberschicht, der Großteil der Bevölkerung respektierte sich aber gegenseitig, trotzdem herrschte in den niederen Bevölkerungsschichten der tägliche Kampf um das Überleben. Gundo repräsentierte den arroganten, fränkischen Menschen, der sein Volk als Herrscher über die anderen betrachtete, aber die Vorteile der Symbiose mit der ehemaligen römischen Bevölkerung erkannte. Die Stadt wurde von einer großen Stadtmauer umgeben, die bis zum großen Fluss reichte. Die ursprüngliche Hafenzufahrt, die die Hafeninsel von der Landseite trennte, verlandete allmählich. Der Trupp kam aus der Richtung von Novaesium, ihr Weg führte sie am Rhenus entlang nach Colonia. Sie hielten an, die Wache am Nordtor erwies sich als genau und prüfte alle Ankömmlinge. Gundo störte dies nicht, er verlangte als Anführer der Leibgarde von Graf Herwig ebenfalls strenge Disziplin, dafür durften die Männer während der dienstfreien Zeit ausgelassen feiern. Die meisten führten eine Ehe, dies hielt die Männer aber nicht ab, sich auch anderen Frauen zu widmen. Gundos Frau Hulda lebte in Cortoriacum mit den drei gemeinsamen Söhnen, in dieser Stadt lebte auch Minne, die Mätresse von Graf Herwig. Diese arbeitete ursprünglich als Dienerin bei dessen Bruder Gisbert, auch Gundo stand unter dessen Herrschaft. Aber der umtriebige Gisbert erlag einem Racheakt einer verrückten Keltin, seine ständige Sucht nach Frauen erwies sich als seine große Schwäche, der er schließlich erlag. Minne gebar im Jahr 497 einen Sohn von Gisbert, sein Bruder Herwig erwies sich als gnädig und verfiel ebenfalls der jungen Frau, die geschickt ihre Talente einsetzte, um als Frau ein gutes Leben zu führen. Sie gebar auch Herwig einen Sohn, dessen Gattin Sigismunde ertrug die Demütigung stoisch, sie konnte nichts dagegen machen. Viele adelige Männer verfügten über illegitime Kinder, diese durften grundsätzlich nicht die Erbfolge antreten, wurden aber mit allem Notwendigen versorgt wie ihre Mütter. Gundo kannte Minne, sie erwies sich stets als vertrauenswürdig gegenüber dem Grafen, machte keine Fehler und verdrängte mehr und mehr dessen Gattin als weibliche Vertrauensperson. Sigismunde gebar Herwig zwei Söhne, aber Minne erwartete bereits das nächste Kind. Die junge Frau erwies sich als ehrgeizig und stellte eine Gefahr für Sigismunde dar. Gundo äußerte sich nicht zum Liebesleben seines Herrn. Wenn Herwig in Cortoriacum weilte, nutzte er dies für eine gemeinsame Zeit mit seiner Familie, ansonsten war er ständig unterwegs, entweder an der Seite des Grafen oder wie in diesem Fall als Kurier im Auftrag des Königs. Der Wachkommandant winkte den Reitertrupp weiter. Gundo nickte und ritt mit seinen Männern in die Stadt hinein. Das ehemalige Forum der römischen Stadt bildete das Zentrum mit dem Marktplatz und vielen Geschäften, aber auch in den restlichen Teilen der Stadt herrschte reges Treiben. Die Stadt verfügte über eine Fläche von hundert Hektar, es lebten bis zu zwanzigtausend Einwohner darin. In der Nähe des Forums begann die Zufahrtsstraße zu einer Holzbrücke, die nach dem römischen Princeps Constantin benannt wurde. Diese spannte sich über den Rhenus und bot eine Durchfahrt für den Schiffsverkehr, in der Mitte lag ein Turm, in der Soldaten ihren Dienst versahen. Sie trug noch immer die wesentlichen Merkmale ihrer römischen Bauherren und litt augenscheinlich unter der zeitlichen Dauer seit ihrer Errichtung im Jahr 310. Ursprünglich wurde sie auf neunzehn Strompfeilern aus Werkstein errichtet, zwischen denen Holbinder gespannt wurden. Diese trugen den vierhundert Meter langen hölzernen Oberbau, die Fahrbahn betrug elf Meter. Das Fundament und Tragwerk für die Brückenaufbauten bildeten im Flussbett verankerte Konstruktionen aus tief in den Grund gerammten Eichenpfählen, deren Zwischenräume mit Mörtel und Steinen aufgefüllt wurden. Gundo erkannte die Zeichen der Zeit, als er über die Brücke ritt, aber es gab noch römisches Wissen, wie die Brücke saniert werden konnte. Die ursprüngliche Hafenzufahrt, die zwischen der westlichen Landseite und der Hafeninsel lag, verlandete zusehends, es gab mehr Tümpel, sie konnte mit Schiffen nicht mehr befahren werden. Das Ziel lag auf der östlichen Seite des Rhenus, das ehemalige römische Kastell Castrum Divitium, das von den Franken als Herrschaftssitz verwendet wurde. Als er am anderen Ufer einlangte, präsentierte sich der Königssitz von Sigibert als beeindruckendes Bauwerk mit einigen Wachtürmen. Sein Trupp wurde streng kontrolliert. Im Innenhof verlief eine fünf Meter breite Hauptstraße, die Via Praetoria, Kasernenbauten standen links und rechts, am Ende kam der Palast des Königs. Berhard, sein Kontaktmann am Hof, eilte ihm entgegen. Gundo und seine Männer stiegen ab, der lange Ritt von Cortoriacum über Toxandria machte sich körperlich bemerkbar. „Ich heiße dich willkommen, mein Freund“, sagte Berhard laut. Die Männer schüttelten sich die Hände. Er führte den Trupp zu einem großen Stall. Nach der Versorgung der Pferde wurde das Gepäck abgeladen und im vorbereiteten Quartier untergebracht. „Ich werde den König über deine Ankunft informieren und dir seine Entscheidung mitteilen, wann du vorsprechen darfst.“ Gundo nickte zu Berhards Worten, seine Männer und er bezogen ein kleines Quartier in den umgebauten, ehemaligen Kasernenbauten der römischen Legionen. Die Männer sprachen nichts, die Müdigkeit wirkte, bald fielen sie in einen Schlaf, der Abend brach bereits an. Gundo wurde durch Berhard geweckt. „Der König lässt bitten.“ Der Angesprochene nickte und erhob sich. Er wies Godehard an, die Geschenke für den König mitzunehmen und betrat gemeinsam mit seinem Stellvertreter den Palast. Im Hauptraum residierte der König, der beim Eintritt Gundos aufmerksam wurde. Sigibert trug schulterlange, graue Haare und einen Vollbart, sein Blick wirkte interessiert. Tief verneigten sich Gundo und Godehard vor dem König, der unter dem gesamten Volk der Franken einen guten Ruf besaß, vor allem nach dem Sieg über die Alemannen. „Mein König lässt dir, großer Sigibert, seine allerbesten Wünsche ausrichten und diese Geschenke übermitteln.“ Gundo zeigte auf eine kleine Truhe und wertvolle Gewänder, die Godehard vor dem Stuhl des Königs hinstellte. Die Männer warteten darauf, dass der König sie ansprach. Dieser warf einen uninteressierten Blick auf die Geschenke und blickte die beiden Männer lange an. Ein Lächeln erschien in seinem Gesicht. „Es ist immer schön, von Chlodwig die allerbesten Wünsche zu erhalten, vor allem dann, wenn man weiß, dass er auch meine Franken unter seine Herrschaft stellen will.“ Gundo reagierte nicht auf die Provokation und enthielt sich einer Meinung. Sigibert zuckte mit den Schultern. „Ich bin alt geworden, mein Sohn Chloderich wird mir nachfolgen, aber momentan bin ich noch anwesend und habe vor, noch lange zu bleiben.“ Der König lächelte mit listigem Blick und blickte auf einen sechzehnjährigen jungen Mann, der sich am Tisch in der Nähe des Königs aufhielt. Dieser wirkte stoisch, er kannte die Wortmeldungen seines Vaters. Sigibert erhob sich und stieg die wenigen Stufen hinunter, um zu den Männern zu gelangen. Er hinkte stark, dies stellten die Nachwirkungen einer schweren Verletzung am Knie dar, die ihm in der Schlacht gegen die Alemannen zugefügt wurde. Sein Beiname lautete „der Lahme“. Aber er bot dem Ehrgeiz von Chlodwig die Stirn und konnte sich bisher gegen ihn durchsetzen, auch in der Schlacht erhielt er den Oberbefehl. Der König betrachtete die Männer, Gundo und Godehard senkten ihre Augen. „Ich kenne dich, Gundo, auch deinen Stellvertreter Godehard. Die Leibgarde Graf Herwigs ist bekannt und berühmt, ihrer Gegner sagen berüchtigt.“ Der König genoss das Spiel, Gundo ertrug es mit stoischer Gelassenheit, auch Chlodwig machte dies gerne. Hinkend umrundete Sigibert die beiden Männer. „Ich mache euch ein Angebot. Tretet in meine Dienste, ich benötige noch mehr gute Männer. Die Sachsen und Thüringer machen immer wieder Probleme.“ Der König blieb stehen und blickte den Männern offen in die Augen. Gundo verneigte sich kurz. „Ich bedanke mich für das ehrenwerte Angebot, aber ich bin meinem Herrn loyal verbunden und treu ergeben, dies gilt auch für meine Männer.“ Sigibert nickte, wieder erschien ein Lächeln in seinem Gesicht. „Ich habe die Antwort gekannt und schätze sie. Du bist ein guter Mann, auch deine Männer.“ Der König brach ab. Er drehte sich um und hinkte wieder zum Thron. Nachdem er Platz nahm, wandte er sich an Gundo. „Was hast du mir zu sagen?“ Gundo erzählte von Chlodwigs Entschluss, seine Franken christlich taufen zu lassen, vor zwei Jahren wurde damit begonnen. „Unser König ersucht dich, auch darüber nachzudenken, die Franken am Rhenus in der christlichen Kirche zu versammeln, da diese eine große Macht darstellt und mit dem Bischof in Rom einen mächtigen Vertreter besitzt, der auch vom römischen Kaiser in Konstantinopel unterstützt wird.“ Der König überlegte, dann schüttelte er den Kopf. „Die Nachkommen der Römer sind bereits Christen, auch ein Teil meiner Franken, ein anderer Teil hängt an den alten Göttern. Diesbezüglich will ich meinen Leuten nichts vorschreiben, jeder Mensch soll seinem Glauben nach eigenem Willen nachgehen. Zwangstaufen lehne ich ab, sie huldigen im Stillen dann weiterhin den alten Göttern. Diesbezüglich habe ich eine andere Meinung als dein König, aber ich respektiere sein Ersuchen.“ Gundo nickte und fuhr fort. „Mein König sieht mit Sorge ein Erstarken der Alemannen und will sich der Unterstützung deiner Franken sicher sein, großer König.“ Der Angesprochene nickte. „Du kannst deinem König ausrichten, dass die Franken am Rhenus jederzeit ihre Brüder gegen diese wilden Alemannen unterstützen werden, wann auch immer ein Feldzug stattfindet.“ Gundo nickte und verneigte sich. Er wurde vom König eingeladen, gemeinsam mit Godehard an seinem Tisch zu essen. Der junge Thronfolger erwies sich als neugierig und zeigte seine Begeisterung über die geplanten Vorhaben von Chlodwig, die Westgoten und Alemannen zu unterwerfen. Gundo verhielt sich respektvoll, er trank wenig Wein, wie immer. Irgendwann entließ ihn der König, die beiden Männer verschwanden in das Quartier und holten versäumten Schlaf nach. In den nächsten Tagen streifte er mit Godehard durch die Stadt, die beiden anderen Männer erhielten dienstfrei und besuchten einen anderen Teil der Stadt. Gundo achtete streng auf die Hierarchie, nur Godehard erwies sich als sein Vertrauter. Gemeinsam mit Berhard besuchten sie einige Tavernen und genossen das Leben in der pulsierenden Metropole am Rhenus. Sein Kontaktmann unterrichtete ihn vom Leben am Hof des Königs, von dessen zeitweiliger Bewegungsunfähigkeit, aber auch dem eisernen Willen von Sigibert, bis zum Erwachsenwerden seines Sohnes durchzuhalten. „Chlodwig muss warten, oder er wendet sich an Chloderich.“ Gundo nickte, misstrauisch sah sich Godehard um. Es gab überall Spitzel, Sigibert beherrschte dieses Spiel ebenso wie Chlodwig. Die Männer unterhielten sich über andere Themen, sie stellten nur Figuren im Spiel der Mächtigen dar. Gundo wollte mit seinen Männern zwei Wochen bleiben und sich eine gute Zeit gönnen, dies besprach er davor mit dem Grafen, möglicherweise gab es noch wichtige Informationen. Reisen erwiesen sich als beschwerlich und langwierig, er wollte die Zeit nutzen in Colonia. Sie wechselten die Taverne und gerieten in einer Seitengasse in einen Streit. Laute Schreie ertönten. „Lass mich in Ruhe, du betrunkenes Scheusal!“ Eine weibliche Stimme ertönte. Gundo, Godehard und Berhard kamen näher. Sie erkannten, dass eine junge Frau von drei Männern umringt wurde, die lauthals lachten. „Zuerst werden wir uns mit deiner Schwester und dir beschäftigen, liebe Clothildis, dann nehmen wir euch das Geld weg, aber ihr dürft leben“, sagte der Sprecher, ein beleibter Mann. Gundo betrachtete die Szene aus dem Hintergrund, die Beteiligten sahen sie nicht. Solche Situationen gab es viele alltäglich in den Städten Francias, die Frauen führten ein hartes Leben. Gundo störte dies nicht, jeder Mensch verfügte über eine geborene Stellung in der Gesellschaft. Aber der Kampfesmut der jungen Frau, die sich den drei Männern mit einem kleinen Messer entgegenstellte, gefiel ihm. Sie war dunkelhaarig und trug langes Haar, dazu verfügte sie über eine schlanke Figur, ihre Brüste hoben sich unter der Aufregung. Sie verletzte einen der Männer mit dem Messer, dieser schrie auf. Ein zweiter Mann schlug ihr das Messer aus den Händen und versetzte ihr einen Schlag ins Gesicht. Die junge Frau fiel nach hinten. Der Mann wollte nachsetzen, aber Gundo griff ein. Godehard erkannte am Gesicht seines Anführers, dass er handeln wollte, und zog sein Schwert. „Es reicht, Männer. Sie hat genug.“ Die Angesprochenen drehten sich um und sahen sich drei gut bewaffneten Kriegern gegenüber. Es handelte sich um normale Straßenräuber, die vom Betteln und Stehlen lebten, sie gingen ausgebildeten Kriegern ehrfurchtsvoll aus dem Weg. Doch der Beleibte wollte dies in diesem Moment nicht einsehen und attackierte den vorne stehenden Gundo. Dieser wich aus und schlug den Mann das Messer aus der Hand, dann stach er mit dem eigenen Messer zu. Ungläubig blickte der Beleibte seine Kumpane an, dann fiel er nach vorne. Gundo wischte sein Messer ab, während Godehards Schwert am Hals eines Mannes lag, der dritte befand sich unter dem strengen Blick Berhards. „Nehmt euren Freund mit und belästigt die junge Frau in Zukunft nicht, ansonsten werde ich euch finden und töten. Habt ihr mich verstanden?“ Drohend fiel Gundos Blick auf die Überlebenden, diese nickten eifrig. Sie hoben den Beleibten hoch und trugen ihn fort, bald entschwanden sie den Blicken der Männer. Die junge Frau stand bereits wieder und blickte ihnen nach, dann wandte sie sich an Gundo. „Ich bedanke mich bei den edlen Herren, diese Männer gehören zum größten Gesindel dieser Stadt.“ Sie blickte Gundo fest in die Augen, ihre Augen bekamen einen vergnüglichen Schimmer. „Ich bin Clothildis. Sie haben mich gerettet, edler Herr. Ich würde mich gerne erkenntlich zeigen, meine jüngere Schwester könnte mich dabei unterstützen.“ Sie wiegte sich verführerisch in den Hüften. Die Frau war maximal zwanzig Jahre alt, wirkte aber sehr lebenserfahren. Gundo blickte zuerst auf die Frau, dann auf Godehard und Berhard. Der Letztere winkte ab. „Meine Frau wartet zu Hause, aber es ist ein gutes Angebot.“ Godehard grinste und nickte. Gundo wandte sich an Clothildis. „Nun gut, liebe Clothildis, mein Freund und ich werden dich begleiten.“ Sie lächelte plötzlich, dann ging sie voran. Berhard verabschiedete sich. Gundo blickte auf die junge Frau vor ihm, sie verfügte über einen schönen Körper, dies erkannte jeder normale Mann. Bisweilen drehte sie sich um und lächelte verführerisch. Sie gelangten in einen Wohnblock, der noch von den Römern stammte, im Erdgeschoss befand sich ihre Wohnung. Clothildis klopfte, eine junge Frau öffnete. „Anstrud, wir haben hohen Besuch, die Herren haben mir geholfen und brauchen Bewirtung. Zudem sind sie einsam, Schwester.“ Gundo lachte, kokett drehte sich Clothildis um. „Jetzt lachen sie noch, aber meine Schwester und ich sind sehr liebeshungrig.“ Anstrud wirkte um ein Jahr jünger, aber ebenso lebenserfahren. Gundo kannte die Geschichte der Frauen nicht, wollte sie auch nicht wissen. Die Wohnung erwies sich größer als angenommen, es gab einen kleinen Hauptraum mit Tisch und Küche, dazu zwei kleine Räume mit den Betten der Frauen. Godehard sah sich um. „Ihr lebt gut, Schwestern.“ Die junge Anstrud setzte sich auf seinen Schoß, umarmte und küsste ihn. „Wir wollen leben, nicht nur überleben, dazu sind wir bereit, alles zu geben, großer Krieger.“ Godehard lachte, der Alkohol zeigte Wirkung bei ihm, aber auch bei Gundo. Clothildis und Anstrud besorgten Wein, danach feierten sie gemeinsam. Gundo verschwand mit Clothildis in deren Raum. Beeindruckt blickte er auf den makellosen Körper der jungen Frau, als sie sich auf ihn setzte. „Du bist schön, Clothildis.“ Sie lachte, ihr Lachen klang angenehm. „Und ich weiß, dass du mich wieder verlassen wirst, großer Krieger. Aber du bist ein richtiger Mann, ich schätze solche Eigenschaften. Beweise es mir, großer Gundo.“ Es wurde die wildeste Nacht seines Lebens, kein Vergleich zu seiner Frau Hulda, ähnlich erging es Godehard mit Anstrud. Am nächsten Tag saßen die Männer am Tisch, die beiden Frauen bewirteten sie. Sie wirkten zufrieden. Clothildis blickte Gundo an. „Werdet ihr wiederkommen? Du sagtest, du bist noch länger hier.“ Der Angesprochene lachte. „Natürlich kommen wir wieder, solche Frauen gibt es nicht oft.“ Die Frauen lächelten. „Zum Dank für die Rettung meiner Schwester ist die erste Nacht umsonst gewesen, weitere Nächte müssen bezahlt werden, meine Herren“, sagte Anstrud lächelnd. Gundo schüttelte den Kopf, Godehard zuckte mit den Schultern. „Wir werden euch bezahlen, aber ihr werdet nur für uns zur Verfügung stehen in der Zeit, in der wir hier sind.“ Die Frauen nickten. In den nächsten beiden Wochen erlebten Gundo und Godehard das Paradies auf Erden, die Schwestern erwiesen sich als die leidenschaftlichsten Frauen in ihrem bisherigen Leben. Die beiden anderen Männer des Trupps zeigten sich verwundert, als Gundo den Aufenthalt um weitere zwei Wochen verlängerte. Danach mussten sie die Stadt aber verlassen. In der letzten Nacht lag Clothildis auf der Brust von Gundo. „Wir werden uns nicht wiedersehen, Gundo. Es ist die schönste Zeit meines Lebens gewesen, endlich habe ich einen Mann mit jeder Faser meines Körpers und Geistes geliebt. Du bist ein besonderer Mann.“ Nach ihren Worten küsste sie ihn und machte mit dem Liebesspiel weiter, bis sie erschöpft waren. Am nächsten Tag ritten Gundo und seine Männer weg, alle wirkten zufrieden. Er blickte zurück, auch Godehards Blick drückte Bedauern aus. „Es sind Frauen und jederzeit zu ersetzen“, sagte Gundo laut, aber die junge Clothildis blieb ewig in seinen Gedanken, auch als er sich bereits bei Hulda in Cortoriacum befand. Immer wieder wollte er nach Colonia zurückkehren, aber die Aufträge in den nächsten Jahren lagen im Westen von Francia. Am Tag des Abschieds saßen die beiden Schwestern am Tisch ihrer Wohnung. Sie bedauerten die Abreise ihrer Helden. In Anstruds Augen standen Tränen. „Es ist schön gewesen mit Godehard, ein richtiger Mann, der mich gut behandelt hat, das ist selten.“ Clothildis nickte, auch sie spürte ein großes Bedauern, wenn sie an den hünenhaften Franken dachte, der sie in diesen wenigen Wochen glücklich machte, wie kein Mann zuvor. Sie blickte auf das Geld, das die Männer den Frauen zurückließen, sie erwiesen sich als spendabel. „Wir werden mit ihrem Freund reden, vielleicht bekommen wir Zugang zu höhergestellten Männern des Hofes, dann können wir gut leben. Aber wir müssen das Geld verstecken, Odo und seine Bande beobachten alles.“ Anstrud nickte. Die Schwestern verloren früh ihre Mutter, ihr Vater starb in einer Schlacht, danach lebten sie in diversen Kinderhäusern. Sie erkannten bald das Gewinnbringende ihrer Schönheit und nutzten dies aus, so kamen sie zu ihrer Wohnung. Aber die letzten Wochen erwiesen sich als die besten ihres Lebens. In den nächsten Monaten erschien auch Berhard bisweilen und erklärte, dass sie sich an ihn wenden sollen, wenn es Schwierigkeiten gebe. Mit seiner Unterstützung eröffneten sie eine kleine Taverne in der Nähe ihrer Wohnung, die gut besucht wurde, vor allem von Höflingen. Das Zusammentreffen mit den beiden Männern erwies sich als zukunftsweisend für die jungen Frauen, aber sie erhielten auch ein ungewolltes Geschenk. Beide wurden schwanger und schenkten am selben Tag im März des Jahres 502 jeweils einem Jungen das Leben. Clothildis nannte ihren Sohn Avo, während sich Anstrud für Clod entschied. Die Jungen wurden in eine unruhige Zeit hineingeboren. In den nächsten Jahren passierte Einiges in Francia. Im Jahre 506 schlug Chlodwig die Alemannen in der Schlacht bei Argentoratum, die Reste der Geschlagenen flohen nach Süden und siedelten sich in Raetia an. Dort lebten sie unter dem Schutz des Ostgotenkönigs Theoderich, der dem Vormarsch der Franken unter Chlodwig Einhalt gebot. Ein Jahr später schlugen die Franken die Westgoten unter deren König Alarich in der Schlacht bei Proelium Vogladense und vertrieben sie aus der ehemaligen römischen Provinz Gallia, diese sammelten sich in Hispania. Nur die Ostgoten konnten dem Druck der Franken standhalten. In dieser Schlacht fiel Godehard, der Vater von Clod. Im Jahr 509 fiel der beliebte König Sigismund einem Mordanschlag seines eigenen Sohnes Chloderich zum Opfer. Dieser wurde von Chlodwig angestiftet. Für kurze Zeit durfte sich Chloderich über die Herrschaft am Rhenus freuen, doch Chlodwig beschuldigte ihn offen des Vatermordes. Chloderich fiel einem Anschlag gedungener Mörder zum Opfer. In diesem Jahr ließ sich Chlodwig in Colonia zum König aller Franken ausrufen, die Bewohner huldigten ihrem neuen Herrscher. Im selben Jahr verlor Clothildis ihre geliebte Schwester Anstrud aufgrund einer heimtückischen Krankheit, verbunden mit hohem Fieber. „Du musst auf Clod aufpassen, Schwester, Versprich mir das“, sprach sie mit leiser Stimme auf ihrem Sterbebett. Mit Tränen in den Augen nickte Clothildis, dann verstarb Anstrud. Ein Mann vom Hof half ihr bei der Beerdigung, er begleitete sie seit Berhards Abgang nach Turnacum. Clothildis gebar keine Kinder mehr, nachdem sie vor einigen Jahren eine Fehlgeburt erlitt und knapp überlebte. Sie spürte, dass sie keine Kinder mehr bekommen konnte und fühlte sich nicht mehr als vollwertige Frau. Der Tod ihrer Schwester verschlechterte ihren angeschlagenen seelischen Zustand, aber sie wollte für die beiden Jungen am Leben bleiben. Das Geschäft der Taverne erwies sich als ertragreich, aber sie trank oft mehr als ihre Gäste und vernachlässigte die Kinder, schlechte Männer traten in ihr Leben. Aber der große Schock erfolgte im Jahr 511, als der große König Chlodwig im Alter von fünfundvierzig Jahren verstarb. Er hinterließ vier Söhne, unter denen das Reich der Franken nach dem Muster spätrömischer Reichsteilungen und auf Basis der Lex Salica, einer Rechtssammlung fränkischen Rechts, aufgeteilt wurde. Theuderich, der Sohn aus Chlodwigs erster Ehe, wurde Garant für den Fortbestand des Reiches und residierte in Civitas Remorum, seine Halbbrüder Chlodomer, Childebert und Chlothar erhielten Gebiete, über die sie selbstständig regierten. Colonia fiel in den Herrschaftsbereich von Theuderich.

Ein Jahr später saß Clothildis in ihrer kleinen Taverne. Ihr Blick wirkte traurig, wenige Gäste befanden sich im Raum, zwielichtige Gestalten. Sie dachte an die Jahre zuvor, vor drei Jahren verstarb ihre geliebte Schwester Anstrud. Davor erlitt sie eine Fehlgeburt, seitdem konnte sie keine Kinder mehr bekommen. Der Verlust eines wichtigen Teiles ihrer Weiblichkeit und ihrer Schwester traf sie hart, trotzdem versuchte sie, den zwei Jungen eine gute Mutter zu sein. Clothildis blickte auf den Becher mit Wein. Sie trank einen großen Schluck, der Konsum half kurzfristig, aber er wirkte sich zusehends geistig und körperlich aus. Aus der ehemaligen, schlanken Schönheit wurde eine mollige Frau mit ungewaschenen Haaren, Tränen standen plötzlich in ihren Augen. Der Schrei eines Gastes ertönte. „Clothildis, du Miststück. Ich brauche noch etwas zum Trinken!“ Sie blickte auf den Mann, der gemeinsam mit seinem Kumpanen an einem Tisch saß. Er bildete einen Teil von Odos Bande, die von Bettelei, Diebstahl und Mord lebte, und nannte sich Gosbert. Diese Bande stellte zunehmend ein Problem dar und wollte die Taverne übernehmen, dies sagte Odo vor nicht allzu langer Zeit unmissverständlich. Sie führte das Lokal allein, nur die beiden Jungen Avo und Clod halfen. Sämtliche Kellnerinnen wurden bedrängt und gezwungen, sie im Stich zu lassen. Nur der alte Hatto blieb, er gab sich mit Kost und Logis zufrieden und half Clothildis bei der schweren Arbeit. Der alte Mann mit sechzig Jahren tauchte vor einigen Jahren in Colonia auf, die Jungen mochten ihn. Avo und Clod halfen oft in der Taverne, daneben streiften sie ständig durch die Stadt und verhalfen dem gemeinsamen Haushalt mit kleineren Diebstählen und Betteln zu mehr Einkommen. Vor dem Tod ihrer Schwester Anstrud führten sie ein gutes Leben, die Taverne stand unter dem Schutz von Berhard, einem Mann am Hofe von Sigibert. Odo hielt sich fern mit seiner Bande. Ihre Schwester und sie lebten gut als Mätressen von Berhard und seinem Freund Ferfried. Die Männer bezahlten gut und schützten die Frauen. Zudem erschienen weitere zahlungskräftige Gäste vom Hof Sigiberts, das Geschäft lief gut, die beiden Frauen ersparten sich Geld. Oft dachten sie an die Väter ihrer Kinder, Gundo und Godehard, aber diese kehrten nie mehr zurück, auch Berhard kannte ihren Aufenthaltsort nicht. Der Anfang vom Ende dieses guten Lebens begann mit dem Abschied von Berhard, der mit seiner Familie Colonia Richtung Civitas Remorum verließ. Ein Jahr später fiel der beliebte König Sigibert einem Mordanschlag seines eigenen Sohnes zum Opfer. Es gab Gerüchte, dass Chlodwig hinter den Plänen für den Mord stand, dieser ließ aber den Vatermörder schnell beseitigen und übernahm die Herrschaft über alle Franken. In diesem Jahr verstarb ihre Schwester und Ferfried zog mit einem großen Teil der Höflinge Sigiberts Richtung Civitas Remorum und Paris. Ein Teil verblieb beim Statthalter von Chlodwig, der nach dem Tod Chloderichs, dem Sohn von Sigibert, für den König im ehemaligen Herrschaftssitz residierte. Die römische Verwaltung der Stadt wurde weitergeführt durch den örtlichen Magistrat, die römische und fränkische Oberschicht verstanden einander, auch die gemischte Bevölkerung kam gut miteinander aus. Clothildis blieb nach diesem Jahr allein zurück, die betuchten Gäste blieben aus und wurden schlussendlich ersetzt durch örtliche Säufer und Diebe. Anfangs erschienen noch anständige Leute, Handwerker und Kaufleute, aber diese blieben der Gegend um die Taverne nach und nach fern, da am südwestlichen Ende der Stadt Diebesbanden ihr Unwesen trieben, Morde an Kaufleuten stiegen an. Dieses Problem gab es in der ganzen Stadt, aber Odos Bande vergrößerte ihre Macht. Sie kontrollierte diesen Teil der Stadt und erweiterte ihr Einflussgebiet ständig. Seitdem trieben sich zum größten Teil Odos Männer in der Taverne herum, die oft nicht bezahlten. Clothildis wurde durch einen lauten Schrei Gosberts aus ihren Gedanken gerissen. „Ich brauche etwas zum Trinken!“ Sie blickte auf den dürren, großen Mann mit den riesigen Händen. Er sah seltsam aus mit seinen wenigen Zähnen und dem schütteren Haar, aber er erwies sich als einer der gefährlichsten Männer von Odos Bande. „Halt den Mund, du verdammter Hurensohn.“ Clothildis zeigte keine Angst vor diesen Männnern, sie kannte sie seit langem. In Gosberts Augen erschien Zorn, auch der andere Mann blickte auf Clothildis, nachdem er zuvor durch lautes Lachen auffiel. „Du solltest aufpassen, was du sagst, du Hure. Wir kontrollieren das Gebiet und bald gehört uns diese Taverne, eigentlich jetzt schon.“ Der Zorn in den Augen verschwand, Gosbert blickte belustigt auf die heruntergekommene Gastwirtin. Clothildis zuckte mit den Schultern. „Eurer miesen Bande gehört nichts, das habe ich Odo mehrmals gesagt und jetzt verschwindet. Diese Taverne ist zukünftig für euch nicht zugänglich.“ Sie sprach ruhig und blickte den Mann unverwandt an. Gosberts Gesicht verzog sich, beide Männer erhoben sich und näherten sich Clothildis bedrohlich. Es saßen noch zwei Männer in der Taverne, doch diese waren Tagelöhner und tranken oft. Sie hielten sich heraus aus dem Streit. Gosberts Augen verengten sich, Clothildis zog ein Messer und trat den Männern entgegen. Er schüttelte den Kopf. „Liebe Clothildis, dieses Messer wird uns nicht aufhalten. Wir werden uns vergnügen danach. Du wirst zwar immer hässlicher, aber ich bin nicht wählerisch.“ Der zweite Mann lachte, die Männer gingen in Angriffsstellung. Clothildis wollte nicht weichen, sie verfügte noch über einen letzten Rest von Stolz. Plötzlich ertönte eine Stimme. „Sie hat gesagt, ihr sollt verschwinden.“ Die Männer blickten überrascht auf den grauhaarigen Hatto, der einen Speer in seinen Händen hielt, dessen Spitze bedrohlich nahe kam. Gosbert und sein Kumpan wichen zurück. „Du solltest dich nicht einmischen, alter Mann, ansonsten stirbst du vielleicht schnell.“ Die Stimme Gosberts klang wütend und bedrohlich. „Mein Alter macht mich furchtlos, ich habe keine Angst vor dem Tod, du Bastard“, antwortete Hatto, seine Augen strahlten eine Härte aus, die er bis jetzt nicht zeigte. Gosbert wurde vorsichtig. Die Stimme eines Jungen ertönte. „Mama hat gesagt, du sollst verschwinden.“ Gosbert blickte sich um, auch der andere Mann erstarrte. Im Rücken von ihnen standen die beiden zehnjährigen Jungen Avo und Clod mit kurzen Saxschwertern in der Hand. Der dunkelhaarige Avo trug sein Haar kurz, während der blonde Clod lockiges Haar besaß. Beide erwiesen sich als sehr groß für ihr Alter, sie gerieten nach ihren Vätern. Gosbert kannte die beiden, sie trieben sich in der Stadt herum und machten das gleiche wie die Bande von Odo, nur ermordeten sie keinen. Seine Augen erfassten Avo, von ihm kam die Aufforderung. „Ihr solltet euch der Bande von Odo anschließen. Er hat euch bereits das Angebot gemacht. Diese Taverne gehört bereits uns, eure Mutter will das nicht einsehen und gefährdet alle damit.“ In Gosberts Stimme schwang eine unmissverständliche Drohung mit, aber die Jungen wirkten nicht eingeschüchtert. Der blondgelockte Clod, der über bläuliche Augen verfügte, grinste plötzlich. „Das ist eine nette Ansprache gewesen, aber wir wollen hier schöne Leute haben und ihr stellt das Gegenteil dar.“ Gosbert ballte die Fäuste, auch sein Kumpan wirkte angespannt, ihre Hände lagen auf den Messern. Aber die Jungen meinten es ähnlich ernst wie Hatto und Clothildis. Gosbert nahm die Hand vom Messer. Er hob die Hände. „Wir gehen, aber kommen wieder und es gibt dann keine Rücksicht mehr.“ Gosbert deutete seinem Kumpanen, gemeinsam verließen sie die Taverne und bedachten die Zurückbleibenden mit hasserfüllten Blicken. Die beiden Tagelöhner verließen ebenfalls das Lokal, Clod verschloss die Tür hinter ihnen. Clothildis setzte sich wieder auf ihren Holzhocker hinter der Schank. Sie blickte sich um, ihr Blick fiel auf die beiden Jungen, plötzlich stand ein Lächeln in ihrem Gesicht. „Danke an meine Helden, ihr ähnelt euren Vätern.“ Die Jungen steckten die kurze Sax wieder in eine Schlaufe am Rücken, die sie selbst fertigten, zudem verfügten beide über Messer. Bereits in jungen Jahren wurden sie selbstständig und kämpften ständig gegeneinander, bald übten sie mit Messern. Beide erwiesen sich als sehr schnell, sowohl im Laufen als auch in ihren Reaktionen. Anstrud und Clothildis erzählten den Jungen oft von ihren Vätern Gundo und Godehard, zwei herausragenden fränkischen Kämpfern, beides große Männer. Avo und Clod verherrlichten ihre Väter, die sie nie kennenlernten, und eiferten ihnen nach. Sie übten ständig mit Messern und besorgten sich eine kurze Sax, diese erwies sich in der Stadt besser geeignet als eine lange Spatha. Sie fanden bis jetzt nicht heraus, wer der Schnellere und Bessere war, denn Avo erwies sich im Umgang mit dem Messer als sehr begabt, während Clod die kurze Sax bevorzugte und den Schwertkampf liebte. Unterschiedliche Wesenszüge charakterisierten die Jungen, die mit zehn Jahren über viel Wissen über die Stadt verfügten und sich gegenüber anderen Jungen als stärker erwiesen, auch weil sie zusammenhielten. Avo erwies sich als der Ruhige, manchmal in sich gekehrte, der nur in gefährlichen Situationen wie zuvor das Wort ergriff. Clod präsentierte sich als lebenslustig und erzählte gerne, vor allem Mädchen wollte er gefallen. Sie ergänzten sich gut und fühlten sich als Brüder, die eisern zusammenhielten und Clothildis unterstützten. Die Jungen konnten nicht lesen und schreiben, aber sie verstanden die Welt, in der sie aufwuchsen. „Wie geht es dir, Mama?“, fragte Clod. Er war zwar der Sohn von ihrer Schwester Anstrud, aber seit deren Tod übernahm sie die Rolle der Mutter. Clothildis nickte, dann goss sie sich Wein in den Becher. „Du solltest nicht so viel trinken, Mama, das ist nicht gut“, sagte Avo. Sie blickte zuerst auf die Jungen, dann auf den alten Hatto, der sie nachdenklich betrachtete. „Die Bande wird wiederkommen. Diese Taverne ist es nicht wert, darum zu kämpfen und Leben zu riskieren. Es handelt sich um mieses Gesindel, dass von einem bösartigen Menschen geführt wird. Sie werden uns mitleidlos töten. Wir sollten Colonia verlassen.“ Ihre Stimme klang resignierend. Der alte Hatto beobachtete die Jungen, ein wilder Trotz erschien in deren Augen. „Das ist unsere Taverne, Mama, Wir werden darum kämpfen!“, schrie Avo wild und Clod stimmte ein. Clothildis lächelte. „Aus euch werden große Kämpfer. Vergesst nicht, Frauen gut zu behandeln, wie ich es euch immer sage.“ Die Jungen nickten. Sie missbilligten, dass ihre Mutter trank, aber sie konnten es nicht verhindern, trotzdem liebten sie Clothildis über alle Maßen. „Die Gäste kommen nicht mehr, nicht einmal die schlechten. Odo verhindert einen Zulauf, es macht keinen Sinn mehr. Wir haben noch etwas Geld, damit können wir neu anfangen.“ Die Jungen verhielten sich skeptisch, sie mochten ihr Heim. Clothildis verlor vor einem Jahr ihre Wohnung. Die Familie schlief in der Taverne, es gab kleine Räume und ein Lager für Vorräte, aber es stellte ihre Welt dar. Sie wusste, dass sie gehen mussten, ansonsten wäre das Leben der Jungen in Gefahr. Trotz ihrer noch jungen Jahre fühlte sich Clothildis alt, sie wurde früh erwachsen. Sie dachte oft an ihre Schwester und an ihre große Liebe Gundo, der fränkische Kämpfer, der nie zurückkehrte. Die Taverne besaß fast keine Vorräte mehr, der Wein ging zur Neige, es besaß keinen Wert mehr. Sie wandte sich an Hatto. „Es tut mir leid, aber wir müssen dies aufgeben, so bald als möglich. Das Leben der Jungen ist in Gefahr, Odo wird sie nicht schonen.“ Der grauhaarige Mann nickte. „Ich werde euch begleiten, wohin ihr auch geht, ihr seid meine Familie.“ Hatto erschien vor ein paar Jahren, sprach nicht über seine Vergangenheit, aber er besaß gute Waffen. Damit wurde alles gesagt, die Nacht senkte sich über das Viertel in Colonia. Am nächsten Tag begaben sich Avo und Clod wieder auf die tägliche Streife durch die Stadt. Sie kannten bereits alle Winkel, auch außerhalb der Stadtmauer und auf der anderen Seite des Rhenus. Der Marktplatz bot ein Sammelsurium an Verkaufsständen. Viele Menschen spazierten umher, es herrschte eine angenehme Temperatur an diesem Tag, der Sommer begann am großen Fluss. Die Jungen besorgten sich ihr tägliches Frühstück, in dem sie Brot und Obst stahlen. Der Händler erwischte sie fast, aber sie entkamen rechtzeitig. „Eines Tages erwische ich euch, dann prügle ich euch, dass ihr es nie vergesst, ihr diebisches Gesindel!“ Clod drehte sich um und zeigte ihm die Nase. Die Jungen lachten, sie kannten viele der Händler mit ihren festen und mobilen Verkaufsständen. Sie trafen andere Bettlerjungen, die zum größten Teil für ortsansässige Banden arbeiteten, darunter auch für Odo. Die Kinder wurden ausgenutzt, aber die Bande stellte auch einen Schutz und eine Gemeinschaft dar, der sie angehörten. Es befanden sich viele Waisenkinder darunter. Die Mädchen wurden sehr früh zu Frauen und mussten Liebesdienste leisten, vor allem für die Herren der höheren Schichten. Die Stadt pulsierte, aber ein gutes Leben führten nur die oberen Schichten, darunter befanden sich auch viele Römer. Die Jungen beobachteten eine reiche Römerin, die von mehreren Leibwächtern begleitet wurde. Die Häuser der Reichen befanden sich um das alte Forum und zum Fluss hin. Sie setzten ihren Marsch fort, vor der Brücke trafen sie auf eine Gruppe von Römerinnen, darunter befand sich auch ein junges Mädchen. Sie befand sich im gleichen Alter wie Avo und Clod. Der Letztgenannte blieb verwundert stehen. Das Mädchen trug rotes Haar und besaß eine schlanke Figur. Ihr Blick fiel auf die beiden. Clod grinste plötzlich und verneigte sich vor dem Mädchen. Ein Lächeln erschien im Gesicht des Mädchens. Eine ältere Frau, offensichtlich ihre Mutter, blickte Clod missbilligend an. „Geh weiter, Vivana. Du sollst dich nicht mit diesen Leuten abgeben.“ Die Gruppe ging weiter, Clod blickte Avo an. Dieser kannte diesen Blick. „Vergiss es, Bruder. Das sind reiche Römer, für diese Leute sind wir Abschaum. Sie haben nicht unrecht, wir stehlen tatsächlich.“ Clod lachte. Sein Lachen wirkte ansteckend und klang angenehm, die Mädchen mochten es besonders. „Sie ist wunderschön, diese Vivana. Der Traum meiner schlaflosen Nächte.“ Avo schüttelte den Kopf, irgendwann würde Clod sein übertriebener Hang zu Frauen zum Verhängnis werden. „Du bist ein Junge und sie ein Mädchen, selbst wenn du die Standesunterschiede beiseiteschiebst. Mit zehn Jahren solltest du an diverse Dinge nicht denken.“ Die Jungen kannten die körperliche Liebe vom Hören und Sehen, ihre beiden Mütter erwiesen sich als sehr lebenslustig. Avo interessierte sich nicht dafür, er spürte noch kein Verlangen danach. Bei Clod schien das anders zu sein, aber er fühlte ähnlich wie Avo, sprach aber gerne darüber. „Irgendwann ist es so weit und ich werde die Liebe mit dieser jungen Römerin auskosten, Bruder!“, rief er laut. Die Umstehenden drehten sich um, Clod lachte. Es störte ihn nicht, wenn er im Mittelpunkt stand, im Gegensatz zu Avo, der gerne unauffällig blieb. Clod folgte der Gruppe, die von einem hünenhaften Leibwächter begleitet wurde. Avo zuckte mit den Schultern, er kannte seinen Bruder. Dieser forderte bisweilen das Schicksal heraus, aber es machte meistens Spaß. Clod pirschte sich unauffällig an die Gruppe heran. „Ich grüße dich, schöne Vivana“, sagte er laut auf Latein. Die Jungen sprachen die fränkische Sprache und Latein, meistens eine Mixtur aus beiden Sprachen. Das angesprochene Mädchen drehte sich um. Sie war bereits in ihrem kindlichen Alter eine Schönheit, zumindest für gleichaltrige Jungen. Es existierte noch das alte römische Recht, Mädchen mit zwölf Jahren nach dem Erlangen ihrer Geschlechtsreife zu verheiraten. Vivana lächelte, der blonde Junge mit den bläulichen Augen gefiel ihr. „Wie heißt du?“ Sie zeigte Interesse, die selbstbewusste Art des Blondgelockten gefiel ihr. „Man nennt mich Marcus Tullius Cicero, benannt nach einem berühmten Römer, aber die meisten sagen „Clod“ zu mir. Mein Bruder heißt Avo.“ Er zeigte auf den neben ihm stehenden Avo. Vivana lachte. „Nun gut, Marcus Tullius Cicero, was willst du?“, fragte sie lächelnd. „Ich will dich heiraten, nicht heute, aber irgendwann, aber ich muss wissen, wo du wohnst.“ Vivana lachte erneut. Sie überlegte, die offene Art des Jungen gefiel ihr. Plötzlich ertönte eine Stimme. „Vivana, komm sofort her.“ Die Gruppe der restlichen Frauen stand gemeinsam mit dem Leibwächter abseits und bemerkte bisher das Gespräch nicht. Vivana drehte sich zu ihrer Mutter Lucretia. Schnell wandte sie sich Clod zu und gab ihren genauen Wohnort im Flüsterton bekannt. Lucretia und der Leibwächter wandten sich Clod zu. „Verschwinde, Straßenjunge. Meine Tochter ist nichts für dich.“ Clod blieb stehen, Avo kannte dieses Verhalten. Der hünenhafte Leibwächter verfügte über einen grimmigen Blick. Clod schien dies nichts auszumachen. Er wandte sich mit einem Grinsen an die Frau. „Ich wäre ein guter Schwiegersohn, schöne Frau. Sehr arm, aber anständig. Denken sie darüber nach.“ Im Hintergrund schüttelte Vivana den Kopf und lächelte. Auch im Gesicht der Frau erschien ein Lächeln, so viel Frechheit zeigte sich selten, aber sie deutete dem Leibwächter, die Jungen zu verscheuchen. Dieser trat den beiden entgegen. „Verschwindet.“ Seine Stimme klang laut und herrisch. Clod blieb stehen. „Irgendwann in den kommenden zehn Jahren werde ich solche Leute wie dich verprügeln, Großer!“, rief er laut. Avo nickte. „Mein Bruder hat Recht, du bist nur groß.“ Der Leibwächter wurde zornig und griff nach Clod, aber dieser entwich ihm blitzschnell und verschwand mit Avo. Das Lachen der beiden war zu hören. Lucretia blickte missbilligend auf ihren Leibwächter. „Ein schöner Junge. Er will mich heiraten, Mutter.“ Die Angesprochene blickte auf ihre Tochter. Sie verstand Vivana, es handelte sich tatsächlich um einen schönen Jungen, dazu präsentierte er sich sehr wortgewandt für einen Straßenjungen. Lucretia lächelte, ihre Tochter wurde langsam erwachsen. „Er ist ein schöner Junge, aber auch ein armer Junge, liebe Vivana.“ Diese nickte, gemeinsam schlossen sie sich der Gruppe Frauen an, der grimmig blickende Leibwächter folgte. Avo und Clod streiften weiter durch die Stadt, vorbei an den Wohnblöcken, die zum größten Teil noch aus der Zeit der Römer stammten, teilweise baufällig wirkten, aber ihren Zweck erfüllten. Die früheren Herren nannten diese Wohnblöcke „insulae“, auch in dieser Zeit verwendeten die Bewohner oft lateinische Ausdrücke, viele mischten die Sprachen der Franken und Römer. Die verbliebenen römischen Familien bildeten einen Teil der Oberschicht der Stadt, sie wurden nicht nur geduldet, sondern teilweise hofiert vom ansässigen fränkischen Adel. Diese unterhielten sich gerne in Latein, um den Unterschied zu den niederen Bevölkerungsschichten zu verdeutlichen. Die Stadt Colonia zeigte beispielhaft, dass die Ablöse einer herrschenden Macht nicht gleichzeitig den Untergang der bisherigen Kultur darstellte, sie bewies das Gegenteil. Es fand eine produktive Symbiose zweier Welten statt. Im gesamten Francia nutzten die herrschenden Franken das Wissen der vorherigen Herren zu ihrem Vorteil, dies unterschied sie stark von anderen Eroberern. Mit der Abkehr von den alten Göttern zum Christengott der romanischen Bevölkerung fand diese Symbiose eine starke Unterstützung. Derzeit verehrte ein Teil der Franken noch die alten Götter, aber mit den nächsten Generationen würde der alte Glaube fast vollständig verschwinden, dies konnte vorhergesagt werden. Chlodwigs Schachzug der Taufe seiner Franken würde sich für sein Volk als Erfolgsformel entwickeln, da der letzte römische Kaiser in Konstantinopel und der Bischof in Rom als oberster Vertreter der katholischen Kirche hinter dem fränkischen König standen, im Gegensatz zu den Ostgoten und Westgoten, die derzeit schärfsten Rivalen der Franken. Die Jungen kamen an den Resten der Thermen vorbei, es existierten noch Badehäuser in Colonia, weil es ausreichend Sklaven gab, die es betrieben. „Sklave zu sein, ist erniedrigend. Es ist falsch, dass Menschen so behandelt werden“, sagte Avo ruhig. Clod nickte. „Das ist richtig, aber gegen die herrschenden Regeln kannst du nichts machen, vielleicht als König. Ich werde nie Sklave sein, das ist mir wichtig.“ Avo blickte seinen Freund an. „Sie holen die meisten aus den tiefen Wäldern im Osten. Es sind Kriegerhorden und Kopfjäger, die friedliche Menschen überfallen und als Sklaven oder Unfreie verkaufen. In der Stadt sind wir sicher, aber in diesen dunklen Wäldern kann dir viel passieren.“ Clod schlug ihm auf die Schulter. „Du redest nicht immer gerne, aber wenn du etwas sagst, passt es gut, Bruder.“ Die Jungen kamen in ihr Viertel im Südwesten, vorsichtig blickten sie sich um, bevor sie weitergingen. In diesem Teil herrschte die Bande von Odo, sie gehörten zum primitivsten Menschenschlag der Stadt. Der Anführer erwies sich als ein übergewichtiger, großer Mann mit Händen wie Schaufeln, nach Gerüchten erschlug er damit bereits einige Menschen. Sie lebten von Diebstahl und erpressten teilweise die Tavernenbesitzer, zudem mussten Mädchen Liebesdienste leisten, deren Erträge an Odo flossen. Kleine Händler litten unter der Bande, aber keiner gebot ihnen Einhalt. Die Wachen der örtlichen Kommandantur kannten teilweise Mitglieder der Bande. Odos Unterschlupf sollte sich in einem Wohnblock im Keller befinden, die Jungen kannten die Lage, aber sie betraten die Räumlichkeiten nie. Der Bandenführer suchte einen neuen Standort, von dem aus er seine Geschäfte führen konnte. Leider fiel sein Blick auf die kleine Taverne von Clothildis, zudem verfolgte der beleibte Anführer die Frau mit einem Hass, dessen Ursprung im Tod seines Bruders lag. Dieser wurde vor langer Zeit von Gundo, dem Vater von Avo, getötet. Er bedrängte Clothildis und Gundo griff ein, den Rest der Geschichte kannten die Jungen. Als sie die Taverne erblickten, hörten sie plötzlich eine bekannte Stimme. „Wen haben wir denn da? Die kleinen Bastarde der widerspenstigen Hure.“ Die Jungen drehten sich um, in einer Seitengasse standen Gosbert und ein zweiter Mann, aber diese schienen nicht allein zu sein. Avo und Clod erkannten sofort, dass sie fast eingekreist waren. Ein kurzer Blick genügte und die Jungen reagierten sofort. In der Seitengasse links befand sich nur ein einzelner Mann. Sie rannten los, hinter ihnen ertönten Schreie. Der Mann grinste und bekam einen Stein ins Gesicht, den Clod bei sich trug. Der Getroffene schrie auf und verlor die Orientierung. Er wollte nach den Jungen greifen, aber diese sprangen auf einen Mauervorsprung und liefen an ihm vorbei. Sie erwiesen sich für ihre Verfolger als viel zu schnell, Flüche und Schreie ertönten. Anschließend liefen sie bis zur Stadtmauer und daran entlang Richtung des Flusses. Möglicherweise warteten noch andere Männer der Bande vor der Taverne. Es gab keine Verfolger mehr, in diesem Viertel in der Nähe der Hauptstraße gab es andere Banden, diesbezüglich gab es offene Kämpfe unter den Diebesbanden, die Odo gewinnen wollte. Die Dunkelheit brach an, sie warteten versteckt in der Nähe des Südtores. Sie hörten die Geräusche der lebendigen Stadt, die Schreie und den Lärm vieler Menschen. Es gab oft Hilfeschreie, aber in dieser Stadt existierten harte Regeln des Überlebens, jeder stand sich selbst am nächsten. „Wir müssen zurück in die Taverne. Mama braucht unsere Hilfe“, sagte Clod leise. Avo wollte auch sofort zurück, aber er dachte an die Worte seiner Mutter. „Wenn euch Gefahr droht, versteckt euch. Ich kann auf mich aufpassen, Hatto hilft mir.“ Gosbert schwor Rache und wartete bereits mit einigen Kumpanen auf die Jungen. „Wir warten, bis es stockdunkel ist, dann schleichen wir an ihnen vorbei.“ Clods Unruhe wuchs. „Vielleicht befinden sie sich bei Mama, wir müssen ihr helfen. Hatto ist ein alter Mann.“ Avo blickte auf die dunkle Gasse, in der sie sich befanden, auch hier mussten sie vorsichtig sein. Schreie und Lärm bildeten den Hintergrund einer sich im Rausch befindlichen Stadt, jede Nacht wurde getrunken, geliebt und geprügelt, es gab auch Tote. Niemand wollte den Grund wissen, außer es handelte sich um Wachposten, aber diese wurden nicht angegriffen. Avo dachte an Hatto, er sprach öfter mit ihm. Der alte Mann erwies sich noch immer als kräftig, er wirkte bisweilen wie ein alter Kämpfer, das letzte Ereignis in der Taverne bestätigten seine Vermutungen. Er zeigte keine Angst vor Gosbert, zudem verfügte er über gute Waffen, die er ständig pflegte. „Du musst deine Waffen immer pflegen und wegen der Frauen höre auf deine Mutter. Sie ist ein guter Mensch“, sagte Hatto vor einigen Tagen zu ihm. In den breiten Straßen brannten seitliche Öllampen, aber die engen, kleinen Seitengassen, die sich nach der Eroberung durch die Franken herausbildeten, als diverse Wohnblöcke verfielen, blieben stockdunkel. Die Jungen erhoben sich und schlichen wie Schatten durch die dunkle Stadt, es gab überall Nischen. Die rechteckige Grundordnung der Straßen aus den Zeiten der Römer existierte in dieser Form nicht mehr, es gab Durchgänge zwischen den Häuserzeilen. Avo und Clod nutzten diese, sie blieben oft stehen und horchten in die Umgebung. Sie wichen dem Lärm und den Schreien aus und versteckten sich, wenn Männergruppen sich näherten. Im Viertel angekommen, wurden sie noch vorsichtiger. Rechtzeitig erkannten sie zwei Männer aus Odos Bande, die die Umgebung der Taverne beobachteten und schlichen vorbei. Sie benutzten einen Zugang zur Taverne, den die Bande nicht kannte. Als sie sich im Lagerraum befanden, hörten sie wilde Schreie aus dem Schankraum. Clod spähte hinein und nickte Avo anschließend zu. Beide zogen ihre kurze Sax und eilten in den Raum. Überrascht blickte Gosbert auf die beiden Jungen. Er stand mit drei anderen Männern bedrohlich vor Clothildis und Hatto. Der alte Mann blickte auf die Jungen und lächelte. Clothildis drehte sich um, sie wirkte erleichtert, als sie die beiden sah. „Du hast wohl nicht mit uns gerechnet, hässlicher Mann“, sagte Clod laut. Gosberts Gesicht verzog sich, aber er behielt sich vorerst im Griff. „Kinder zählen nicht“, antwortete er abschätzig. „Schwerter und Messer aber schon“, sagte Avo, während Clod und er in beiden Händen Waffen trugen. „Solche Dinger sind nichts für Kinder, ihr werdet euch wehtun“, sagte Gosbert und grinste, seine Kumpane lachten. „Wir können aber euch wehtun, du stinkender Bastard!“, rief Avo laut. Gosberts Grinsen verschwand, er zog seine Sax, auch seine Kumpane zeigten sich bereit. Clothildis blickte sich um, auch Hatto schien bereit zu sein, der alte Mann wirkte absolut ruhig. Sie fühlte sich plötzlich sicher, obwohl sie von einem alten Mann und zwei Jungen verteidigt wurde. Die Kinder handelten nach dem Erbe ihrer Väter und präsentierten sich als Kämpfernaturen, aber auch Hatto erwies sich nicht als normaler Lagergehilfe. Clothildis wollte aber nichts riskieren, ihre Kinder sollten leben, dies musste nicht in dieser Stadt sein. Sie wandte sich an Gosbert. „Es muss kein Kampf stattfinden. Odo will diese Taverne haben, er soll sie bekommen. Vielleicht besitzt er den Anstand, etwas dafür zu bezahlen.“ Gosbert blickte sich um. Die beiden Jungen waren zwar erst über zehn Jahre alt, aber sie erwiesen sich als sehr groß und kräftig für ihr Alter. Er kannte sie lange, sie konnten blitzschnell reagieren, erst heute entwischten sie ihnen wieder. Aber er machte sich weniger Sorgen wegen der Jungen, sondern vor allem wegen des alten Hatto. Der alte Mann stand ruhig und hielt eine Spatha, ein zweischneidiges Schwert, und ein langes Messer in seinen Händen. Er besaß einen Blick für Menschen, trotz dessen Alter erkannte Gosbert den erfahrenen Kämpfer. Plötzlich lächelte er und nickte Clothildis zu. Er deutete seinen Männern, die Waffen einzustecken. „Das ist ein guter Vorschlag, wir sind doch alle friedliche Menschen. Ich werde Odo berichten, du wirst von uns hören.“ Dann grinste er, drehte sich um und verschwand mit seinen Männern. Clothildis atmete langsam aus, auch die Jungen bekamen ihre Aufregung nur langsam in den Griff. Nur der alte Hatto stand ruhig, dann wollte er sich umdrehen und den Raum verlassen. „Wer bist du, Hatto? Clothildis Frage beschäftigte auch die Jungen. Der alte Mann drehte sich lächelnd um. „Es ist egal, wer ich bin. Ich habe einmal verabsäumt, einer Frau zu helfen, dies wird nie wieder passieren.“ Clothildis blickte den alten Mann an, aber er wirkte nicht mehr alt. Hatto verfügte noch über eine kräftige Figur, nur seine Haare und sein faltiges Gesicht zeigten sein Alter. „Du solltest auf Odo warten. Er wird selbst kommen, um dich zu erniedrigen. Wir müssen bereit sein und packen, damit wir schnell verschwinden können. Du nimmst dein ganzes Geld, wir brauchen Proviant und Decken.“ Clothildis nickte, sie spürte Vertrauen. Sie kannte Hattos Geschichte nicht, bis jetzt interessierte sie dies auch nicht in ihrem täglichen Rausch, aber sie wollte die Jungen lebend aus der Stadt schaffen, dazu benötigte sie seine Hilfe. „Ich will in Colonia bleiben, wir werden diese Bastarde fertigmachen!“, rief Avo wild. Clothildis lächelte und blickte auf ihren Sohn. „Ich danke euch für euren Mut, aber diese Bande ist zu stark. Am liebsten würde ich gleich gehen, aber Odo lässt uns sicher beobachten, vielleicht ist er zugänglich. Diese Taverne ist es nicht wert, euer Leben zu riskieren. Wir werden Colonia verlassen und neu anfangen, ich werde nichts mehr trinken, das verspreche ich euch.“ Avo ging zu seiner Mutter und umarmte sie, auch Clod trat heran. Hatto verfolgte die Szene, er mochte diese Menschen, deshalb blieb er sei Jahren bei ihnen. Er kämpfte seit seiner Jugend für diverse fränkische Kriegsherrn, beteiligte sich an allen Schlachten der Franken und überlebte. Dies war seinen Talenten als Krieger und viel Glück geschuldet. Nur bei seiner eigenen Familie versagte er kläglich. Er musste seine geliebte Frau und seine zwei Söhne wegen der Schlacht von Suessiones verlassen, die Chlodwig gegen Syagrius, dem letzten römischen König von Gallia, gewann. Als er nach Hause zurückkehrte, fand er sie tot vor. Seine Frau wurde geschändet, ihre gebrochenen Augen blickten anklagend zum Himmel, seinen Söhnen wurden die Kehlen aufgeschnitten. Damals brach er zusammen und verfluchte die Götter und Könige. Er beerdigte seine Familie, brannte alles nieder und ging auf Kriegszug. Jahrelang suchte er nach Spuren und Zeichen der Mörder und er fand sie. Es handelte sich um eine kleine Bande von Kopfgeldjägern und Sklavenhändlern, bestehend aus Männern verschiedener Stämme, insgesamt sieben Mann. Hatto tötete einem nach dem anderen, danach verdingte er sich als Söldner bei verschiedenen Herren und kämpfte in der Schlacht gegen die Alemannen bei Tolbiacum. Er stammte aus Toxandria und schloss sich danach diversen Handelszügen als Begleiter an. Als er vor über zehn Jahren einen jungen Mann, der ihn herausforderte, töten musste, wollte er nicht mehr kämpfen und eröffnete in Novaesium eine Taverne mit dem verdienten Geld. Aber er trank zu viel und musste dem Druck einer Bande nachgeben, ähnlich wie es Clothildis erging. Er entkam lebend mit etwas Geld und verdingte sich vor ein paar Jahren bei Clothildis als Lagergehilfe, der unauffällig seine Arbeit machte. Damals handelte es sich um eine gute Taverne mit Gästen, die zahlten und Clothildis und ihre Schwester Anstrud gut behandelten. Es gab auch einige Krieger, die bei Betrunkenen halfen. In den letzten Jahren verfiel die Taverne und Clothildis, vor allem nach dem Tod ihrer Schwester. Sie erinnerte ihn an seine junge Frau, auch die beiden Jungen verglich er mit seinen Söhnen. Er wollte die Schuld an seiner Familie an diesen Menschen ableisten, dies versprach er seiner toten Familie vor längerem. Hatto spürte, dass er das Richtige machte, seit langem trug er wieder ein gutes Gefühl in sich. Clothildis blickte ihn an. Seit sie Gosbert aus der Taverne warf, kehrte wieder die alte Kämpferin zurück, sie mied den Konsum von Wein, es gab aber auch keinen mehr. Trotz ihrer ungewaschenen Haare und der etwas molligen Figur verfügte sie noch immer über ein passables Aussehen, ihre frühere Schönheit strahlte wieder durch. Hatto wusste, dass sie nicht sofort fliehen konnten, Odo ließ diese Gelegenheit einer Erniedrigung nicht aus. „Eure Mutter hat Recht. Wir müssen auf Odo warten, aber uns vorbereiten auf eine schnelle Flucht. Ich werde euch zeigen, was ihr tun müsst.“ Avo und Clod blickten den alten Mann trotzig an. „Du hast uns nichts zu sagen, alter Mann!“, rief Avo laut, er erwies sich als der Zornige der beiden Jungen. Mit einem schnellen Schritt stand Hatto bei Avo, nahm ihn beim Hals und drückte ihn mit einer schnellen Bewegung gegen die Schank. Die Anwesenden wurden vollkommen überrascht über die schnell ausgeführte Aktion. Hattos Messer lag an Avos Hals, Clod zog sein Messer. „Steck dein Messer ein, Clod. Ich will ihm nur etwas erklären.“ Hattos Blick erfasste Avo, der diesen trotzig erwiderte. „Deine Mutter will euch retten. Gegen diese Bande können wir nicht bestehen, es wäre unser aller Tod. Es zählt nur das Entkommen und Überleben. Jeder dieser Männer kann dich töten. Mein Messer an deinem Hals soll dir die Schnelligkeit eines Todes veranschaulichen. Wenn du ein Mann bist, kannst du zurückkommen und dich rächen. Aber jetzt ist nicht die Zeit dafür. Du musst die Zeit für den Kampf selbst wählen, nur dann kannst du erfolgreich sein. Hast du mich verstanden, Junge?“ Avos Trotz verschwand, er nickte plötzlich. Clothildis atmete aus, sie verspürte einen starken Drang, Wein zu trinken. Die Anspannung erwies sich bisweilen als zu viel für sie, aber sie schüttelte wild den Kopf. „Was ist los, Mama?“, fragte Clod. Hatto erkannte ihre Unsicherheit und den Wunsch, diese zu betäuben. Er erhob sich, holte einen Krug und füllte ihn mit dem letzten Wein aus dem Fass. „Wir sollten den letzten Wein gemeinsam trinken und ihn nicht Odos Bande überlassen.“ Clothildis wirkte überrascht und lächelte plötzlich. „Du bist ein Mann voller Überraschungen und Geheimnisse, Hatto.“ Er zuckte mit den Schultern, dann fühlte er vier Becher. „Ich trinke keinen Wein“, sagte Avo. Er kannte die Auswirkungen von übermäßigem Konsum bei seiner Mutter. „In geringem Maße getrunken wirkt er belebend, Avo. Ich glaube, wir vertragen alle einen kleinen Schluck nach der Anspannung.“ Clod nickte überzeugt, er kostete Wein bereits mehrmals. Er nahm seinen Becher und blickte auffordernd auf Avo. „Komm, Bruder. Hatto liegt richtig. Es ist unser Wein, den wir trinken sollten.“ Zögernd nahm Avo den Becher in die Hand und trank einen Schluck. Der Wein schmeckte säuerlich, er verzog den Mund. Clothildis lachte. „Du siehst, was ich in den letzten Jahren fast täglich mitgemacht habe, wenn ich dieses Gesöff getrunken habe.“ Plötzlich verflog die Anspannung, ein Gefühl der Gemeinsamkeit entstand und half allen. Clod trank noch einen zweiten Becher, Avo verweigerte. Den Rest teilten sich Clothildis und Hatto. „Wo werden wir hingehen, wenn wir Colonia verlassen?“ Avos Frage traf Clothildis unvorbereitet, da sie außer dieser Stadt nichts kannte. „Ich habe von Bonna gehört, einer Stadt südlich am großen Fluss.“ Clod schüttelte den Kopf. „Ein Mann hat mir von Paris erzählt, der Hauptstadt von König Chlodwig. Sie soll groß sein, dort könnten wir neu anfangen.“ Es gab nach dem Tode des Königs im letzten Jahr vier Gebiete, die unter dessen Söhne aufgeteilt wurden. Theuderich als sein Nachfolger residierte in Civitas Remorum, Chlodomer in Aurelianum, Chlothar in Suessiones und Childebert in Paris. Clothildis wusste nur, dass sie aus Colonia entkommen mussten, alles andere würde sich ergeben. Derzeit herrschte Sommer, die Jahreszeit erwies sich als vorteilhaft für ihre Flucht. Hilfesuchend blickte sie auf den alten Mann. „Wir werden Colonia Richtung der alten römischen Villa verlassen, weiter nach Süden marschieren, wo uns niemand finden kann. Es gibt in der Nähe des Flusses einige Hütten, dort werden wir uns vorerst einquartieren und danach überlegen, wo wir hingehen.“ Die Jungen blickten auf Hatto und nickten. Sie spürten, dass sie ihm vertrauen konnten. Danach zeigte der alte Mann den beiden, was sie in den großen Rucksäcken verstauen sollten, um gut vorbereitet zu sein. Auch Clothildis hörte aufmerksam zu. Sie bereiteten alles vor, Hatto nahm auch wichtige Werkzeuge mit. Nach Abschluss der Vorbereitungen warteten sie auf Odo. Dieser erschien nach einigen Tagen mit mehreren Männern in der Taverne. Er grüßte nicht und schritt wie ein König durch die Räumlichkeiten. Clothildis musste sich zurückhalten, sie konnte den dicken Mann nicht leiden. Odo blickte auf die Jungen und Hatto. „Ich habe gehört, dass du dieser heruntergekommenen Familie hilfst. Du wirkst wie ein alter Kämpfer. Ich kann erfahrene Leute gebrauchen, wenn du für mich arbeiten willst.“ Hatto antwortete nicht. Er wusste, der Bandenführer interessierte sich nicht für seine Antwort. Odo wollte Clothildis erniedrigen und grinste plötzlich. „Vermutlich hat sie sich angeboten, die verdammte Hure, wie sie es seit langem bei den Höflingen Sigiberts gemacht hat. Aber diese Herrschaften gibt es nicht mehr, jetzt herrscht hier Odos Gesetz!“ Die letzten Worte schrie er laut. Er trat an Clothildis heran, doch diese wich nicht zurück, sie zeigte keine Angst. Sein Zorn wuchs, aber er erkannte die Bereitschaft des alten Mannes das Ganze auszukämpfen. Er unterschätzte ebenfalls die Jungen, obwohl sie Waffen trugen. Odo wandte sich wieder ab und schüttelte den Kopf. „Deine kleinen Bastarde sind mutig, sie geraten nach ihren Vätern, den Mördern meines Bruders.“ Odos Augen verengten sich tückisch. „Was willst du mir für die Taverne bezahlen?“, fragte Clothildis laut. Odo wirkte überrascht, er lachte plötzlich, auch seine Männer fielen in das Lachen ein. „Wie