Was ich meine - Joan Didion - E-Book

Was ich meine E-Book

Joan Didion

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Beschreibung

"Ein weiterer Gewinn einer unverzichtbaren Autorin." Kirkus Review Zwölf zentrale und zeitlose Essays aus dem frühen Werk der Schriftstellerin zeigen Joan Didion als brillante Zeitzeugin. Von ihrer Bewunderung für Hemingways Sprache bis hin zur Ergründung ihrer eigenen Selbstzweifel, als junge Frau nicht in Stanford angenommen worden zu sein, ist jeder Text ein intellektuelles Vergnügen. Von der Autorin selbst ausgewählt lernen wir in ihnen ihr Amerika kennen, für das Didion einen so guten Blick hat, und die junge Frau, die auf dem Weg ist, eine Ikone der amerikanischen Literatur zu werden. Ihre Essays sind prägnant, elegant und verblüffend vorausschauend. "Je kürzer ihre Essays sind, umso bemerkenswerter erscheinen sie mir: Ein Satz von Didion ist immer ein Wunderwerk magischen Denkens." The Guardian

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Was ich meine

Die Autorin

Joan Didion, geboren 1934 in Sacramento, Kalifornien, arbeitete als Journalistin für verschiedene amerikanische Zeitungen und war u.a. Mitherausgeberin der »Vogue«. Sie gilt als eine der wichtigsten Stimmen der amerikanischen Literatur, die mit ihren fünf Romanen und zahlreichen Essaybänden das intellektuelle Leben der USA entscheidend prägte. Joan Didion starb im Dezember 2021. »Was ich meine« ist ihr letztes Werk.Antje Rávik Strubel lebt als Schriftstellerin und Übersetzerin in Potsdam. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Deutschen Buchpreis 2021 für »Blaue Frau«. Sie übersetzt aus dem Englischen und Schwedischen, u.a. Joan Didion, Lucia Berlin und Virginia Woolf.

Das Buch

In diesen zwölf Essays aus den frühen Jahren der Schriftstellerin, erstmals so zusammengestellt und veröffentlicht, porträtiert Joan Didion mit unendlicher Präzision und der ihr eigenen Klarsicht sich und den Zustand der Welt. Von ihrer Bewunderung für Hemingways Sprache bis hin zur Ergründung ihrer eigenen Selbstzweifel, als junge Frau nicht in Stanford angenommen worden zu sein, von Lustschlössern in Kalifornien bis zu ihrem eigenen Antrieb zu schreiben, ist jeder Text prägnant, elegant und verblüffend vorausschauend.»Ein Schreiben am Nullpunkt, das vor kühler Erschütterung fast zu bersten droht.« Daniel Schreiber, Die Zeit

Joan Didion

Was ich meine

Aus dem Amerikanischen von Antje Rávik Strubel

Ullstein

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein.de

Die Originalausgabe erschien 2021unter dem Titel Let Me Tell You What I Meanbei Alfred A. Knopf, New York.

© 2021 by Joan Didion© der deutschsprachigen Ausgabe: 2022 by Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinMit Dank für die Genehmigung zur Wiedergabe von Auszügen an: Little, Brown and Company: »Some Women« zuerst erschienen als Vorwort zu Some Women von Robert Mapplethrope; Harper Collins Publishers: »The Long-Distance Runner« zuerst erschienen als Vorwort zu The Long-Distance Runner von Tony Richardson.Eine gekürzte Version von »Pretty Nancy« erschien später in Das weiße Album (1979); »Why I write – Warum ich schreibe« erschien später in der Anthologie The Writer on her Work, 1980 herausgegeben von Janet Sternberg.Die folgenden Essays erschienen zuerst in der Saturday Evening Post: »Alicia and the Underground Press«, »Getting Serenity«, »A Trip to Xanadu«, »Fathers, Sons, Screaming Eagels«.»Why I Write« erschien zuerst in The New York Times Magazine, »Telling Stories« erschien zuerst in New West, »Last Words« and »Everywoman.com« erschienen zuerst in The New Yorker.Umschlaggestaltung: © Sabine Wimmer, BerlinUmschlagfoto: © Henry Clarke / Condé NastAutorenfoto: © Brigitte LacombeE-Book-Konvertierung powered by PepyrusAlle Rechte vorbehalten.ISBN 978-3-8437-2758-7

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Schimmernde Peripherie

Alicia und die Untergrundpresse

Inneren Frieden finden

Eine Reise nach Xanadu

Wenn man vom College seiner Wahl nicht ausgewählt wird

Hübsche Nancy

Väter, Söhne, Screaming Eagles

»Why I write« – Warum ich schreibe

Geschichten erzählen

Einige Frauen

Der Langstreckenläufer

Letzte Worte

jedefrau.com

Bibliografie

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Schimmernde Peripherie

Schimmernde Peripherie

Vorwort von Antje Rávik Strubel

Noch immer ist es so: Die eine große amerikanische Intellektuelle der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Susan Sonntag, ist auch in Deutschland vielen bekannt. Bei der zweiten, nicht weniger einflussreichen und stilprägenden großen Essayistin Joan Didion werden die Kenntnisse schon dünner. Manche kennen Didions großes Trauerbuch über den Tod ihres Mannes, des Schriftstellers John Gregory Dunne, Das Jahr magischen Denkens, das 2005 in den USA erschien und zum internationalen Bestseller wurde. Andere haben ihren Namen schon einmal gehört, sind sich aber unsicher und schreiben ihren Vornamen wie den von Joanne K. Rowling oder sprechen ihren Nachnamen französisch aus, sodass Didion klingt wie eine berühmte französische Senfsorte. Dabei könnte diese Autorin kaum amerikanischer sein.

Geboren 1934 im kalifornischen Sacramento, einer alten Goldgräberstadt im westlichsten Westen zwischen Obstplantagen und Sacramento River, als Nachfahrin der ersten weißen Siedler, die seit den 1850er-Jahren die Sierra Nevada überquerten und die Westküste besiedelten, schrieb sich Joan Didion ab den 1960er-Jahren tief ins kulturelle amerikanische Gedächtnis ein. Als eine der ersten Intellektuellen widmete sie sich dem mit der Counterculture von der Westküste ausgehenden Wertewandel innerhalb der amerikanischen Gesellschaft, beginnend bei den Blumenkindern von San Francisco über die Black-Power-Bewegung, die Studentenunruhen, die Frauenbewegung bis hin zu den Vietnamprotesten. Später beobachtete sie mit dem Einzug von Ronald Reagan ins Weiße Haus das Aufkommen einer neuen rechten Strömung, womit sie bereits in den 1980er-Jahren die Polarisierung der Gesellschaft und den Siegeszug der Populisten vorhersah, die mit Trump ihren bisherigen Höhepunkt erreichten. In gesellschaftskritischen und sprachskeptischen Essays sezierte sie mit spitzer Feder und präziser Schärfe Wahlkämpfe der Republikaner und Demokraten, die wachsende Korrumpierbarkeit amerikanischer Politik, immer wieder den amerikanischen Traum, auch am Beispiel von Hollywood, und zweifelte 1991 in einem großen Artikel über den sogenannten Central Park jogger case in der New York Times Book Review die Rechtmäßigkeit der Verurteilung von fünf latein- und afroamerikanischen Jugendlichen an, was zur Aufdeckung des größten Justizskandals der jüngeren US-Geschichte beitrug und eine breite Rassismusdebatte auslöste.

Die im vorliegenden Band versammelten Essays werfen ein Schlaglicht auf Didions Œuvre, das von den 1960er-Jahren, als sie mit Slouching towards Bethlehem fulminant die intellektuelle Bühne betrat, bis in die Gegenwart hineinreicht. Allerdings stehen diese Essays weniger im Rampenlicht des rein Politischen und verweisen damit stärker auf den Kern des Didion’schen Schreibens an sich. Denn neben zentralen Themen bilden sich in diesen Essays vor allem der schriftstellerische Werdegang und die poetologische Herangehensweise Didions ab. »… meine Aufmerksamkeit galt immer der Peripherie, dem, was ich sehen, schmecken und berühren konnte, der Butter und dem Greyhound-Bus«, heißt es im Essay Why I write – Warum ich schreibe.

Bei der Zeitschrift Vogue lernte Joan Didion das Handwerk, die Präzision, das Kürzen, aber auch das Selbstvertrauen, überhaupt eigene Worte gegen die übermächtigen Zweifel aufs Papier zu bringen. Bei Hemingway ging sie hinsichtlich stilistischer Fragen in die Lehre. Und eine aufmerksame Selbstbeobachtung während des Schreibens schärfte ihren poetologischen Blick auf gedankliche Bilder, aus denen Romane hervorgehen können. Didions Stil, der am New Journalism geschult ist, den sie allerdings zu einem so eigenen Sound entwickelte, das er über Jahrzehnte hinweg ganze Generationen prägte, ist mit unzähligen Attributen gerühmt worden; ihm werden Klarheit, Schärfe, Präzision, Kühnheit und Wahrhaftigkeit attestiert.

Im Grunde beruht ihr Schreiben auf drei Komponenten: der kalifornischen Herkunft, einer großen Sprachskepsis und dem Wissen um das Vergängliche, um die Allgegenwärtigkeit des Todes. Diese drei Dinge sind das Brennglas ihrer Überlegungen.

Immer wieder beschäftigte Didion der mit der Besiedlung der Westküste entstehende Frontier-Mythos, dieses Idealbild von einem Alles-ist-möglich-Amerika, das mit dem Versprechen unendlichen Reichtums lockt und bis heute das amerikanische Selbstverständnis prägt. Es sind die ersten Siedler mit ihrer Härte, ihrem Pragmatismus und ihrem schieren Überlebenswillen, die Didions Vorstellungskraft fesseln. Seit ihrem ersten Roman Menschen am Fluss dienen ihr die kalifornische Mentalität und die landschaftlichen Besonderheiten Kaliforniens oft als Ausgangspunkt ihrer kulturellen und politischen Analysen, nicht zuletzt, weil sie von sich selbst, von ihrer eigenen Befindlichkeit, ihrer konkreten persönlichen Erfahrung ausgeht und alles durch die Schleuse subjektiven Erlebens schickt. So beschreibt sie in ihrem Essay Eine Reise nach Xanadu den luxuriösen Landsitz der Hearsts als Sinnbild dieses uramerikanischen Mythos, wie sie ihn als Kind empfand. Und während sie 1968 noch vom Verlustpotenzial spricht, das diesem Mythos innewohnt, weil der kindliche Blick eben irgendwann verloren geht und alles im Leben Veränderungen unterliegt, stellt sie in späteren Texten den Sturz des Mythos von seinen traumhaften Höhen in eine staubige Leere dar. In ihrem Essayband Woher ich kam und in Reportagen über die Südstaaten, über Miami und El Salvador entlarvt sie dieses das politische Großmachtgehabe der USA befeuernde Bild vom strahlenden selbstbestimmten Helden als eines der Gier, der Rücksichtslosigkeit und der entfesselten Brutalität, was sich auch in Romanen wie Das Letzte, was er wollte oder Demokratie niederschlägt, die sich um illegale Waffengeschäfte der US-Regierung drehen, ob in Lateinamerika oder im Vietnamkrieg.

Bei allem politischen Interesse, aller gesellschaftsanalytischen Schärfe schreibt Didion aus dem grundsätzlichen Bedürfnis heraus, das eigene Denken zu durchleuchten und zu verstehen. »Ich schreibe ausschließlich, um herauszufinden, was ich denke, was ich anschaue, was ich sehe und was das bedeutet. Was ich will und wovor ich mich fürchte«, heißt es im Essay Why I write – Warum ich schreibe. Und dabei denkt sie vom Ende her. Sie betrachtet das Dasein vor dem Hintergrund seiner Vergeblichkeit. Angesichts des Vergänglichen, einer letzten Sinnlosigkeit allen Handelns sieht sie es als ihre moralische Pflicht, unsauberes Denken offenzulegen, bei sich selbst und eben auch bei anderen. So ist der wichtigste Gegenstand ihrer Beobachtung die Sprache selbst, in der sich das Denken ausdrückt. Denn nicht erst im Inhalt der Worte, sondern bereits in der sprachlichen Form stecken die Unsauberkeiten, Scheinheiligkeiten, die Kniffe und Tricks, mit denen wir uns so gern selbst betrügen und die Welt besser reden, als sie ist. Die Struktur der Sätze ist Teil der Aussage. Ändert man die Reihenfolge der Wörter in einem Satz, ändert sich seine Aussage. Das ist auch ein Didion-Befund. In Das Jahr magischen Denkens schreibt sie: »Sogar schon als Kind und lange bevor das, was ich schrieb, überhaupt veröffentlicht wurde, entwickelte ich ein Gefühl dafür, dass der eigentliche Sinn bereits im Rhythmus der Worte und Sätze und Abschnitte angelegt ist; eine Technik, um genau das zu verschweigen, was sich, wie ich vermutete, hinter einer immer undurchdringlicheren Fassade befand.«

Sie interessiert sich dafür, wie über die Dinge gesprochen wird, ob es die Ästhetik Mapplethorpes betrifft oder ein Jahrestreffen von Veteranen des Zweiten Weltkriegs oder ob es um Martha Stewart geht, eine der ersten Influencerinnen im großen Stil, die sich als Autorin und Fernsehköchin ein Imperium aufbaute und in den 1990er-Jahren in den USA zum Star in Sachen Kochen und Hauswirtschaft avancierte. Das, was die Menschen sagen und wie sie es sagen, ist das Material, in dem Didion mit literarischem Skalpell ganze Ideologien offenlegt. Eine genaue Untersuchung solchen Sprachmaterials führt Didion wunderbar anschaulich am Beispiel von Hemingway vor, diesem Autor, dessen Satzbau sie schon als Jugendliche studierte, indem sie seine Sätze abtippte.

Didions sprachskeptischer Impuls ist es auch, der sie in Alicia und die Untergrundpresse die angeblich objektive Berichterstattung großer Medien anzweifeln lässt. Wo schon die Anordnung der Worte subjektiven Entscheidungen der Autorin folgt, ist eine Berichterstattung, die vorgibt, objektiv zu sein, nicht wahrhaftig. Diese Einschätzung ist ganz im Sinne des New Journalism, ein Terminus, den Tom Wolfe in den 1970er-Jahren prägte und der eine journalistische Schreibweise meint, bei der Fakten mithilfe literarischer Techniken und einer erzählerischen Herangehensweise präsentiert werden und der Standpunkt der Autor*innen offenkundig ist. Didion geht häufig darüber hinaus. Selbst das körperliche Empfinden, eine Migräne oder nervöse Unruhe kann bei ihr zum Seismografen kultureller Erschütterungen werden.