Was ist Literatur - Roman Caspar - E-Book

Was ist Literatur E-Book

Roman Caspar

0,0

Beschreibung

Nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Ende der bipolaren Welt hat sich die Politik und die Philosophie von der Utopie verabschiedet. Anliegen des Autors ist es, angesichts doch enormer Krisen und Probleme in der Welt heute den Gedanken der Utopie dennoch aufrechtzuerhalten: in Politik und in Philosophie. Eine Absetzung aber von allen Formen totalitären Denkens sind die inneren Spuren aller präsentierten Texte des Autors.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 769

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



www.tredition.de

Roman Caspar

Was ist Literatur

Philosophie und Utopie

www.tredition.de

© 2016 Roman Caspar

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-7345-2823-1

Hardcover:

978-3-7345-2824-8

e-Book:

978-3-7345-2825-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Eingang.

Nach dem Untergang der Sowjetunion und nach dem politischen Zerfall der bipolaren Welt 1989 ist auf der ganzen Welt ein politisches wie ein „kulturelles lack“ entstanden. Es entstand der Anschein, als ob jede Form von politischer, aber auch von philosophischer Utopie ad absurdum geführt worden war innerhalb dieser vormaligen Logik der Geteilten Welt.

Daß aber Krisen in der westlichen Welt und weltweit eine ganz andere Sprache sprechen, weist weiterhin darauf hin, daß eine Utopie nach wie vor möglich ist und in Augenschein genommen werden kann.

Immer in konkreter Absetzung zu totalitärem Denken liefert das Buch einmal Kategorien für eine Philosophie heute und für eine Politik heute – aber auch textliche Deklinationen derselben Kategorien.

Was ist Literatur?

Literatur kommt von Denken.

Stückeschreiben ist demnach keine Literatur, weil Stückeschreiben jeder Idiot kann, der für oder der gegen etwas ist. Dann schreibt er Stücke entweder für oder gegen etwas. Brecht kann jederzeit auch Stücke für den Krieg schreiben, ohne je zu sagen, was im Grunde das Denken des Menschen sei.

Literatur aber kommt von Denken.

Die alte, die klassische Definition des Aristoteles scheint mir dem Wesen und dem Begriff der Literatur und auch der Philosophie am nächsten zu kommen: Das Denken sei das Denken des Denkens. (νοεσισ νοεσεοσ). "Noesis noeseos"

Damit aber wird gesagt, daß das Denken des Menschen eine Autonomie sei, und es wird damit gesagt, daß das Denken durch nichts determiniert und durch nichts präformiert ist. Es wird gesagt, daß das Denken des Menschen keinen auswendigen Zwecken unterliegt und keinen auswendigen Zwecken und Zweckreihen unterworfen werden kann und darf. Es wird gesagt, daß das Denken des Menschen aus sich heraus entsteht und in sich selbst besteht. Es wird gesagt, daß das Denken des Menschen sich selber denkt, und keiner auswendigen Belehrung und keiner auswendigen Moral bedarf, um Denken zu sein. Es wird gesagt, daß das Denken des Menschen seine eigene Selbstbestimmung und seine eigene Wesensbestimmung ist. Es wird gesagt, daß das Denken des Menschen seine je eigenen Kategorien und Werte und Dimensionen rein je in sich und rein je aus sich selber offenbart und darstellt. Es wird gesagt, daß alle Logik eine In-Sich-Logik ist, es wird gesagt, daß alle Intention eine In-Sich-Intention ist, daß alle Motiv-Ketten des Denkens aus sich selber heraus entstehen und also alle Motive des Lebens. Es wird gesagt, daß der Mensch sich selber das nächste, das reichste, das fruchtbarste, das begehrlichste, das vertrauteste, das bekannteste, das suchenste Lebewesen ist. Denn der Mensch muß denken. Es wird gesagt, daß das Denken den Menschen wesentlich zum Menschen macht und daß das Denken wesentlich zum Menschen gehört. Es wird gesagt, daß der Mensch ohne dieses Denken gar kein Mensch wäre. Es wird gesagt, daß der Mensch sich selber und sein eigenes Wesen gar nicht kännte und gar nicht kennen könnte ohne das Denken. Es wird gesagt, daß der Mensch durch das Denken sich selbst und auch seine Freiheit im Sein wesensmäßig findet und darlegt. Es wird gesagt, daß der Mensch wesensmäßig sich selbst bestimmt und wesensmäßig sich selbst bestimmen muß. Es wird gesagt, daß der Mensch ein „Nichts“ wäre ohne dieses Denken. Es wird gesagt, daß im Raume der Natur der Mensch denkt, und daß im Raume der Natur der Mensch sich auszeichnet durch Denken. Es wird gesagt, daß der Mensch das denkende Lebewesen ist. Es wird gesagt, daß der Mensch das notwendigerweise denkende Lebewesen ist. Es wird gesagt, daß der Mensch denken muß, um Mensch zu sein. Es wird gesagt, daß der Mensch frei in sich und frei im Raume des Seins existiert und denkt. Es wird von keinem Auftrag des Denkens gesprochen, von keiner Moral. Es wird von einer genuinen Freiheit des Denkens gesprochen. Es wird davon gesprochen, daß alle Menschen denken. Es wird davon gesprochen, daß alle Menschen es wert sind zu denken. Es wird davon gesprochen, daß alle Menschen denken können. Es wird davon gesprochen, daß alle Menschen die Kraft und die Fähigkeit haben zum Denken. Es wird davon gesprochen, daß das Denken universal sei und davon, daß alle Menschen auf diesem Erdenrund denken. Es wird gesagt, daß das Denken das Denken selber sei. Es wird gesagt, daß das Denken nicht und niemandem vorgeschrieben werden muß. Es wird gesagt, daß das Denken niemandem verboten werden muß. Es wird gesagt, daß die Lüge keine Form des Denkens sei. Es wird gesagt, daß das Denken selber auf Wahrheit zielt. Es wird gesagt, daß das Denken selber Wahrheit intendiert. Es wird gesagt, daß es keine Oberlehrer und keine Unterlehrer zu geben braucht, um das Denken des

Menschen zu aktualisieren. Es wird gesagt, daß das Denken aus sich selber heraus denkt, und keiner auswendigen Obsession bedarf. Es wird gesagt, daß Individuen denken, und es wird gesagt, daß Staaten nicht denken. Es wird gesagt, daß Menschen denken, und keine Technokraten. Es wird gesagt, daß Militärapparate nicht denken, sondern nur die Logik des Menschen denkt. Es wird gesagt, daß das Denken die Vernichtung von Leben nicht denken kann. Es wird gesagt, daß das Denken immer nur das Leben denken kann. Es wird gesagt, daß das Denken des Denkens immer nur im Raume der Freiheit und des Rechts existieren kann. Es wird gesagt, daß das Denken des Denkens mehr ist als die sinnliche, als die empirische Anschauung eines Gegenstandes. Es wird mehr gesagt als bloße Wahrnehmung. Es wird gesagt, daß das Denken wirklich auch denken muß. Es wird nicht gesagt, daß das bloße Reden bereits Denken sei. Es wird gesagt, daß der Anspruch des Denkens ein Anspruch des Begriffes ist. Es wird gesagt, daß das Denken nicht von vorneherein weiß, was das Denken sei. Es wird gesagt, daß das Denken selber denken muß, um zu wissen. Es wird gesagt, daß das Wissen ohne das Denken ein Pseudo-Wissen ist. Es wird gesagt, daß das Denken ohne das Wissen ein Pseudo-Denken ist. Es wird gesagt, daß der Mensch imstande der Freiheit und imstande der Selbstbestimmung selber herausfinden muß, was er denkt und was Denken sei und was Freiheit sei und was Gerechtigkeit sei und was Würde sei und was Schönheit sei. Und es wird gesagt, daß alles Tun ohne das Denken gar nicht funktioniert. Es wird gesagt, daß alles Denken bereits ein Tun ist. Es wird gesagt, daß Theorie und Praxis keine zwei getrennten Welten sind. Es wird gesagt, daß das Denken der Theorie bereits das Denken der Praxis ist. Es wird gesagt, daß im Denken Theorie wie Praxis sich zeigen und offenbaren. Es wird gesagt, daß Praxis ohne Theorie, daß Praxis ohne Denken gar nicht existiert und eine Schein-Praxis ist. Es wird gesagt, daß das Denken ohne Praxis ebenfalls ein Schein-Denken ist. Es wird gesagt, daß das Denken des Denkens Theorie wie Praxis involviert. Es wird gesagt, daß das Denken aber aller Praxis vorauseilt. Es wird gesagt, daß die Idee vom Fliegen der Praxis vom Fliegen vorauseilt. Es wird aber auch gesagt, daß die Idee vom Fliegen der Praxis des Fliegens inhäriert. Es wird gesagt, daß der Mensch immer zuerst denkt, bevor er handelt. Es wird gesagt, daß der Mensch in allem Handeln aber auch denkt. Es wird gesagt, daß der Mensch in allem Handeln eine Idee walten läßt. Es wird gesagt, daß die Idee der Gesundheit die praktischen Mittel der Medizin erfunden hat. Es wird gesagt, daß die praktische Erfahrung der Krankheit die Medizin erfunden hat. Es wird gesagt, daß die Idee der Gesundheit und die praktische Erfahrung der Krankheit zusammen gehören. Es gibt keine Krankheit ohne die Idee der Gesundheit und es gibt keine Idee der Gesundheit ohne die praktische Erfahrung der Krankheit. Aber es wird gesagt, daß der Mensch die Idee der Gesundheit denken muß, wenn er krank ist. Es wird gesagt, daß der Mensch die Idee der Gerechtigkeit denken muß, wenn er im Unrecht lebt. Es wird gesagt, daß der Mensch die Idee der Freiheit denken muß, wenn er in Unfreiheit lebt. Es wird damit gesagt, daß der Mensch immer auch beides denken und immer auch beides erfahren muß: der Mensch muß Freiheit und Unfreiheit denken und erfahren. Der Mensch muß Krankheit und Gesundheit denken und erfahren. Und nur im Lichte seiner jeweiligen Erfahrung kann er denken. Die Idee der Freiheit und die Idee der Gesundheit sind keine weltabgewandten Dimensionen, sondern weltimmanente Dimensionen. Aber Unfreiheit ist ohne die Idee der Freiheit gar nicht denkbar. So wie Unrecht ohne die Idee des Rechts gar nicht denkbar ist. So wie die Idee der Wahrheit ohne die Lüge nicht denkbar ist. Das alles wird gesagt im Denken sei das Denken des Denkens. Das Positive wie das Negative spielt in alles Denken herein. Das Denken des Denkens kennt immer beide Dimensionen. Das Denken des Denkens kennt immer Gut und Böse in sich. Das Denken des Denkens kann und muß immer beide Dimensionen auseinander dividieren. Ohne Analyse keine Synthesis, würde Kant sagen. Das Denken sei das Denken des Denkens ist deshalb eine große, eine oberste Definition des Aristoteles. Ohne die Ideen Platons aber gäbe es keinen Aristoteles. Der scheinbare Empiriker Aristoteles war immer auch im Horizonte des Idealisten Platon. Denn ohne die Idee ist gar kein Denken. Ohne die Idee einer gerechten Welt, einer schönen Welt, einer freien Welt, einer guten Welt ist gar keine Welt. Jedenfalls nicht für uns. So ist der Idealismus immer ein praktischer Idealismus. Jeder Idealismus ist immer nur einer, wenn er ein Idealismus der Tat ist. Aus allen Ideen folgen Taten. Alle Ideen sind tatkräftigen Wesens. Alle Ideen sind Logoshafte Wesenheiten, die aber sich entfalten und sich theoretisch wie praktisch dartun. Menschen ohne Ideen sind quasi keine Menschen, sondern Maschinen. Der Mensch aber unterscheidet von der Maschine durch Denken sich. Der Mensch aber muß auch denken. Es ist ihm an der Wiege nicht gesungen worden, was er ist und was er tut und was er tun soll und was er sein soll. Die Antworten auf alle diese Fragen muß der Mensch sich selber erwerben, im Laufe seines Lebens, im Laufe seiner Geschichte, im Laufe seiner Zivilisation. Der Mensch ist das freie, aber auch das Lebewesen, das lernen muß, das sich selber bilden muß, das selber sich Kultur und Zivilisation sich aneignen muß. Der Mensch ist von Natur aus nicht determiniert. Der Mensch ist von Natur aus frei, aber auch in sein eigenes Wesen als eines offenen und als eines werdenden hineingestellt. Dieses Hineingestellt-Sein in Freiheit und in Offenheit macht das Wesen des Menschen aus. Das Denken des Denkens ist demnach die Grundaussage über den Menschen sui generis. Diese Grundaussage ist aber nicht die einzige Grundaussage des Menschen von sich und über sich. Aber diese Grundaussage ist eine wesentliche zumal. Das Denken sei das Denken des Denkens entbindet den Menschen von jeglicher auswendigen Pflicht, von jeglicher auswendigen Obsession. Freiheit liegt darin, aber zuhauf. Aber die Freiheit ist keine absolute Freiheit. Denn das Denken des Menschen ist auch sein Leben. Und in dieses Leben ist der Mensch eingespannt. Der Mensch lebt sein eigenes Leben und darin ist er nicht absolut frei. Der Mensch bindet sich, indem er lebt, und der Mensch befreit sich, indem er sich bindet. Der Mensch ist das doppeldeutige Lebewesen. Der Mensch ist in die Freiheit seiner Selbst hineingestellt sowie in die Konsequenz seines Lebens. Aber insgesamt darin ist der Mensch frei. Es zwingt ihn keine Göttermacht und kein Gott lenkt den Menschen. Die Gottlosigkeit des Menschen ist im Grunde seine Göttlichkeit.

Literatur ist, dem Menschen all das zu sagen. Literatur ist, das Wesen des Menschen in Würde und in Freiheit zu offenbaren und dem Menschen damit zu verhelfen, ein würdevolles, ein gutes Leben zu führen. Der Mensch ist frei in seiner Selbstbestimmung, und Literatur geht dahin, dieser freien Selbstbestimmung des Menschen Ausdruck und Sinn zu verleihen, aber auch Ziel und Kritik. Wenn nichts vorherbestimmt ist, wenn nichts determiniert ist, dann kommt es sehr darauf an, was getan wird, wie gelebt wird. Das ist der Raum des Menschen. Der Raum des Menschen ist, genau auf diese generelle Freiheit und Offenheit des Seins eine Antwort zu finden, einen Weg des Lebens. Aber im Denken des Denkens liegt eben mehr als bloße „Lebenshilfe.“ Der Mensch ist mehr, und er ist auch abgründiger. Der Mensch muß sich an obersten Werten orientieren, an obersten Begriffen und Dimensionen. Rein im Raume der Praxis geht das nicht. Praktisch kann alles sein, auch der Weltuntergang. Aber ein Leben in Würde und Freiheit, das muß gelebt werden, das muß errungen werden, das muß verwirklicht werden. Die Ideen sind Wegweiser der Menschheit. Seit Platon ist dies so. Und ohne Ideen ist kein Leben auf dieser Erde oder woanders. Der Mensch kann immer nur im Raume der Ideen leben. Er kann immer nur im Raume der Ideen seine Freiheit praktisch gestalten und dartun. Die Ideen sind die Leit-Motive der Menschheit. Die Ideen sind die Leit-Mächte der Menschheit. Und das ist gut so. In der ebenso einfachen wie ungeheuerlichen Definition des Aristoteles über das Wesen des Denkens steckt alles dies drin. Es kömmt nur darauf an, es richtig heraus zu lesen.

Über das Pathos der Wahrheit.

Die Wahrheit ist eine erscheinende. Die Wahrheit ist eine präsente. Die Wahrheit ist eine Gestalt der Zukunft. Die Wahrheit ist eine Formation der absoluten Idee. Die Wahrheit ist unsichtbar. Die Wahrheit ist sichtbar. Die Wahrheit ist ein Verborgenes Wesen. Die Wahrheit ist ein phänomenales Wesen. Die Wahrheit ist eine Gestalt des Allgemeinen. Die Wahrheit ist eine Gestalt des Besonderen. Die Wahrheit ist eine Gestalt und Unumgehbarkeit. Die Wahrheit ist eine Welt-Macht. Die Wahrheit ist universal und ist eine universale Macht. Die Wahrheit liegt in allen Völkern dieser Erde. Die Wahrheit liegt in allen Menschen dieser Erde. Die Wahrheit liegt überall. Die Wahrheit liegt in keinem transzendenten Jenseits. Die Wahrheit ist eine Gestalt des Diesseits. Die Wahrheit ist eine Formation des menschlichen Geistes. Die Wahrheit ist eine Formation der universalen Vernunft. Die Wahrheit ist eine Manifestation ihrer selbst. Die Wahrheit ist eine Manifestation des Menschen. Die Wahrheit ist eine Manifestation des menschlichen Denkens. Die Wahrheit ist überkulturell. Die Wahrheit kennt nicht nur eine Dimension, sondern sie kennt alle Dimensionen. Die Wahrheit ist kein beschränktes Wesen. Die Wahrheit ist ein allumfassendes Wesen. Die Wahrheit ist ein offenes Wesen. Die Wahrheit ist ein kommendes Wesen. Die Wahrheit ist ein werdendes Wesen. Die Wahrheit ist ein bringendes Wesen. Die Wahrheit ist ein erkennbares Wesen. Die Wahrheit ist ein vollkommenes Wesen. Die Wahrheit ist ein Welt-Wesen.

Kategorien nach dem Totalitarismus des 20ten Jahrhunderts: Kleine Kategorien-Lehre.

1.    Die Kategorie der Totalität.

2.    Die Kategorie der Vermittlung

3.    Die Kategorie der Kritik

4.    Die Kategorie der Teleologie

5.    Die Kategorie der Offenheit

6.    Die Kategorie der Entfremdung

7.    Die Kategorie des „Falschen Bewußtseins“

8.    Die Kategorie des Selbstbewußtseins

9.    Die Kategorie des Gattungsbewußtseins

10.  Die Kategorie des Klassenbewußtseins

11.  Die Kategorie des Widerspruchs

12.  Die Kategorie der Novum

13.  Die Kategorie der Utopie

14.  Die Kategorie der Personalität

15.  Die Kategorie der Individualität

16.  Die Kategorie des Allgemeinen

17.  Die Kategorie des Besonderen

18.  Die Kategorie des Denkens des Denkens

19.  Die Kategorie der Logik des Seins

20.  Die Kategorie der Logik überhaupt

21.  Die Kategorie des Wesens

22.  Die Kategorie der Entwicklung

23.  Die Kategorie des Raumes

24.  Die Kategorie der Zeit

25.  Die Kategorie der Erinnerung

26.  Die Kategorie der Freiheit

27.  Die Kategorie der Schönheit

28.  Die Kategorie des Rechts

29.  Die Kategorie der Würde

30.  Die Kategorie der Mannigfaltigkeit

31.  Die Kategorie des Werts

32.  Die Kategorie des Seins

33.  Die Kategorie des Werdens

34.  Die Kategorie des Tuns

35.  Die Kategorie der Praxis

36.  Die Kategorie der Idee

37.  Die Kategorie des Wahren

38.  Die Kategorie des Gerechten

39.  Die Kategorie des Volkes

40.  Die Kategorie der Nation

41.  Die Kategorie des Kontinents

42.  Die Kategorie der Gattung

43.  Die Kategorie des Überhaupt

44.  Die Kategorie des Alles (Totums)

45.  Die Kategorie der Geschichte

46.  Die Kategorie der stufenförmigen Entwicklung

47.  Die Kategorie des Geistes

48.  Die Kategorie des universalen Logos

49.  Die Kategorie des Möglichen

50.  Die Kategorie des Wunsches

51.  Die Kategorie des Sein-Sollenden

52.  Die Kategorie des Sein-Könnenden

53.  Die Kategorie der Notwendigkeit

54.  Die Kategorie der Freiheit und der Dialektik von Freiheit und Notwendigkeit

55.  Die Kategorie des Todes

56.  Die Kategorie des Nichts

57.  Die Kategorie des Lebens

58.  Die Kategorie der Seele

59.  Die Kategorie des Leibes

60.  Die Kategorie der Schwere

61.  Die Kategorie der Materie

62.  Die Kategorie der Substanz

63.  Die Kategorie des Wissens

64.  Die Kategorie des Auges

65.  Die Kategorie des Herzens

66.  Die Kategorie des Sinns

67.  Die Kategorie des Selbst

68.  Die Kategorie der Identität

69.  Die Kategorie der Negation

70.  Die Kategorie des Position

71.  Die Kategorie des Absoluten

72.  Die Kategorie der Kausalität

73.  Die Kategorie der Einmaligkeit

74.  Die Kategorie der Vergeblichkeit

75.  Die Kategorie des Scheiterns

76.  Die Kategorie der Gefahr

77.  Die Kategorie des Letztendlichen

78.  Die Kategorie der Angst

79.  Die Kategorie des Vermögens

80.  Die Kategorie der Sorge

81.  Die Kategorie der Manifestation

82.  Die Kategorie der Zukunft

83.  Die Kategorie des Menschen

84.  Die Kategorie der Natur

85.  Die Kategorie des Unbewußten

86.  Die Kategorie des Bewußten

87.  Die Kategorie des Zweifels

88.  Die Kategorie des Erscheinens

89.  Die Kategorie des Scheins

90.  Die Kategorie des Kommenden

91.  Die Kategorie Gottes

92.  Die Kategorie des Sagens

93.  Die Kategorie des Deutens

94.  Die Kategorie der Veränderung

95.  Die Kategorie des Wechsels

96.  Die Kategorie des Zeigens

97.  Die Kategorie des Weisens

98.  Die Kategorie des Leitens

99.  Die Kategorie des Zwecks

100. Die Kategorie des Mittels

101. Die Kategorie des Erschließens

102. Die Kategorie des Entscheidens

103. Die Kategorie des Meinens

104. Die Kategorie des Suchens

105. Die Kategorie des Findens

106. Die Kategorie des Brechens

107. Die Kategorie des Nichtens

108. Die Kategorie des Qualitativen

109. Die Kategorie des Quantitativen

110. Die Kategorie des Scheuens

111. Die Kategorie des Gedächtnisses

112. Die Kategorie des Bösen

113. Die Kategorie des Guten

114. Die Kategorie des Frechen

115. Die Kategorie der Universalität

116. Die Kategorie des Mahnens

117. Die Kategorie des Zauberns

118. Die Kategorie des Nicht

119. Die Kategorie des Noch-Nicht

120. Die Kategorie des Wann

121. Die Kategorie der Hoffnung

122. Die Kategorie des Fragens

123. Die Kategorie des Zauderns

124. Die Kategorie des Lernens

125. Die Kategorie des Bestimmens

126. Die Kategorie des Sollens

127. Die Kategorie des Begreifens

128. Die Kategorie des Erörterns

129. Die Kategorie des Beginnens

130. Die Kategorie des Innen

131. Die Kategorie des Außen

132. Die Kategorie des Als ob

133. Die Kategorie des Wenn-Dann

134. Die Kategorie der Relation

135. Die Kategorie der Insistenz

136. Die Kategorie der Konsistenz

137. Die Kategorie des Verschwindens

138. Die Kategorie des Behauptens

139. Die Kategorie des Vernichtens

140. Die Kategorie des Prüfens

141. Die Kategorie des Umschlags

142. Die Kategorie des Liebens

143. Die Kategorie des Hasses

144. Die Kategorie des Könnens

145. Die Kategorie der Potenz

146. Die Kategorie des Aktuellen

147. Die Kategorie des Potentiellen

148. Die Kategorie des Essentiellen

149. Die Kategorie des Substantiellen

150. Die Kategorie des Dialektischen.

Gewidmet: Immanuel Kant, Aristoteles, Ernst Bloch.

Pragmatismus.

Ich habe nichts gegen den Pragmatismus an sich. Die Kategorie der Praxis aber muß immer an die Idee gebunden sein. Reiner Pragmatismus ist gedankenlos. Insofern kann es um den reinen Pragmatismus nicht gehen. Praxis aber ist ein Realisierungsbogen der Idee. Die Idee durchwirke die Praxis. Praxis ist nicht das nackte Gegenteil von Theorie. Sowie Geist nicht das nackte Gegenteil ist von Wirklichkeit. Nahziele und Fernziele in der Politik gehören zusammen. Die Nahziele müssen sich in den Fernzielen widerspiegeln. Die Fernziele müssen in den Nahzielen aufscheinen. Das Moment des Aufscheinens ist auch ein Moment der Utopie. Die Utopie ist nicht weltabgewandt, so wie die Utopie auch kein absolutes Jenseits meint. Die Utopie meint immer nur das Optimum im Sein, das Optimum des Lebens. Das Zusich-Kommen des Geistes ist keine unpolitische Dimension. Das Zusich-Kommen der Idee ist keine praxisferne, keine spiritualistische Kategorie. Spiritualismus ist in Wahrheit das Hirn-Gespinst, das man fälschlicherweise unter Idealismus versteht. Im Spiritualismus wird eine Welt jenseits der Wirklichkeit, jenseits der Physik, jenseits der Natur konstruiert. Das Christentum war und ist in weiten Teilen Spiritualismus. Aber der Idealismus, in dem die Idee sich darstellt und realisiert, ist kein Spiritualismus. Der Idealismus ist auch praktisch. Der Idealismus ist auch eine Gestalt des Werdens der Welt. Der Idealismus ist auch ein Teil des Pragmatismus. Unter Pragmatismus verstehe ich nicht kruden Empirismus, verstehe ich nicht kruden Sensualismus. Auch unsere Sinne sind geistig. Auch die Empirie ist geistig durchdrungen. Wir können Welt nur geistig erfassen. Somit ist auch die Natur ein Geistiges für uns. Aber darin hört die Natur nicht auf, Natur zu sein, und hört die Welt nicht auf, Welt zu sein, und hört das Sein nicht auf, Sein zu sein. Das Sein ist wesentlich seine Erschlossenheit. Wir erchließen die Welt. Schon das Kind erschließt sich die Welt. Die Welt ist nicht fertig in uns, und auch nicht in unserer Wahrnehmung. Pragmatismus aber tut oft so, als sei er das einzige Wesen des Tuns, tut so, als sei das Reich des Geistes und der Ideen ein Jenseits des Seins. Der Pragmatismus ist falsch, wenn er sich absolut ins Sein setzt und behauptet, die einzige Figur dieser Welt, die einzige Figur von Welt-Verhalten und von Politik zu sein. Pragmatisch kann alles sein. Auch ein Krieg kann pragmatisch sein. Der Pragmatismus alleine kann keine Werte und keine Ideen angeben, an denen und in denen er handelt. Das ist sein Manko. Ich verwerfe den Pragmatismus aber nicht total, weil ich den Idealismus auch nicht total als weltfremdes Wesen fasse. Spiritualismus und Pragmatismus gehören zusammen, so wie Ontologie und Metaphysik zusammen gehören. Im Pragmatismus lauert immer eine Zwei-Welten-Theorie, in der Denken und Sein zwei getrennte Dimensionen sind, in der Theorie und Praxis zwei getrennte Wesen sind. Geist ist aber per se mehr und etwas anderes als Theorie. Der Logos ist noch einmal eine andere Gestalt des Geistes. In der Theorie macht der Mensch sich einen Plan, nach dem er handeln will. Geist aber schmiedet keine Pläne. Der Logos regiert, er schmiedet erst recht keine Pläne. Politik aber soll der Realisierungsbogen der Idee sein, also ist alle Politik mehr und etwas anderes als Pragmatismus und mehr und etwas anderes als eine Theorie. Im Geist waltet die Wahrheit, waltet der Logos dieser Welt. Politik soll in diesem Geiste leben, Politik soll das Wesen der Idee, das Wesen des Logos frei erfassen und gestalten. Das Gestalten meint, Gestalt geben, also realisieren. Gestalt meint, Form geben. Gestalten meint, die Idee ins Dasein bringen, sie sichtbar machen, sie wirklich zu machen. Das meint Gestalt. Gestalt meint, den Horizont der Idee ins Auge fassen. Bei jedem Gespräch in der Politik sollte dieses geschehen. Ich habe einen sehr prononcierten Begriff von Politik. Mein Politik-Begriff ist sehr anspruchsvoll. In der Ontologie wird die Politik verachtet, weil in der Ontologie nach der Metaphysik als Denk-Figur geschaut wird. Die Ontologie ist nahe am dummen Pragmatismus. Der Pragmatismus kann dumm werden, dann nämlich, wenn er sich der Idee entzieht, dann, wenn er sich verabsolutiert und das Totum des Denkens nicht mehr aktualisiert und realisiert. Der Mensch denkt aber immer das Ganze. Der Mensch denkt immer das Wahre. Der Mensch denkt immer die ganze Gestalt des ganzen Seins. Der Mensch denkt immer in der Physis, in der Psyche und im Geiste, er denkt immer in der Natur und der denkt immer im Begriff, er denkt immer in der Arbeit. Auch Arbeit ist ein Realisierungsbogen der Idee. Arbeit ist nicht Arbeit an sich, ist nicht Arbeit um der Arbeit willen, sondern in der Arbeit realisiert der Mensch sich selbst und seine Ideen. In der Arbeit realisiert der Mensch seine Vorstellungen eines Sein-Sollenden Lebens. Arbeit ist nicht um der Arbeit willen da, sondern der Mensch arbeitet, weil er sich durch Arbeit realisiert oder realisieren will. Der Pragmatismus ist falsch, wenn er Arbeit um der Arbeit willen sagt, wenn er sagt, daß das reine Tun genügt, wenn er sagt, daß der Mensch kein Ideen-Träger ist, wenn er sagt, daß man auf Ideen und auf den Logos verzichten kann, weil das Arbeiten alleine genügt. Alle Menschen dieser Erde denken mehr als sie tun. Alle Menschen dieser Erde denken im Sein mehr als sie sind. Alle Menschen dieser Erde wollen mehr als bloß etwas tun, denn alle Menschen dieser Erde wollen ein erfülltes Leben. Sie wollen, daß sie sich durch Denken und durch Arbeit realisieren. Sie wollen, daß das Denken ihnen gehört und die Arbeit ebenfalls. Pragmatismus sagt oft: „jetzt laßt uns doch endlich einmal aufhören zu denken und laßt uns endlich zur Tat überschreiten.“ Es gibt literarische Vorbilder für diesen Blödsinn. In Wahrheit sind Denken und Sein niemals kategorial getrennt. In Wahrheit denkt der Mensch immer das Sein, sein Sein. In Wahrheit denkt der Mensch immer seine Idealität. Der Mensch denkt immer, wie er möglichst optimal lebt und wie er möglichst optimal arbeitet und wohnt. Das Totum der Idee wirkt in alles Denken und in alles Tun des Menschen herein. Der Mensch ist nämlich ein sehr reiches Lebewesen und ein sehr differenziertes Lebewesen. Der Mensch will im Grunde keinem Dualismus hinterherrennen und nur arbeiten, oder nur denken, oder nur sein. Der Mensch will immer alles in allem. Der Mensch will immer sein ganzes Wesen erfassen und sein ganzes Sein und sein ganzes Tun. Und der Mensch will immer, daß all dies immer in Einem liegt. Es gibt so etwas wie eine Totalität des Menschen. Aber Im Pragmatismus kommt dies nicht zutage, weil der Pragmatismus den Menschen halbiert, drittelt, vierteilt. Der Pragmatismus schaltet das Denken des Menschen aus. Der Pragmatismus trennt zwischen Denken und Sein, so wie der Spiritualismus das tut. Der Spiritualismus ist in Wahrheit der eigentliche Zwillingsbruder des Pragmatismus.

Wir leben heute in einer Welt ohne Totalität. Deshalb gibt es heute viele Formen von Gewalt und von Disparatem. Das Disparate ist eine Form der mangelnden Einheit. Unter Einheit verstehe ich nicht nur eine logische, nicht nur eine materiale, nicht nur eine ideelle Einheit, sondern unter Einheit verstehe ich eine differenzierte, in der alle Wesensmomente des Menschen sich darstellen und sich bilden. Der Mensch soll sich heute als Ganzes bilden. Religion, Philosophie, Ökonomie, Ökologie, wenn das alles unter einen Hut gefaßt wird, dann entsteht etwas von der Einheit, die ich meine. Ich meine keine mechanische, keine erzwungene, keine auswendige Einheit. Ich meine eine Einheit in der Vielfalt und auch in der Differenz. Ich meine nicht, daß alle eine Sprache sprechen sollten, sondern daß alle sich in der Sprache verstehen. Deshalb ist der Welt-Logos auch wichtiger als der marode Pragmatismus. Der Mensch, die Welt kann nur im Geiste gelingen, dann aber gelingt er/sie auch wirklich. Darin gehören dann Denken und Sein zusammen, darin dann bildet und realisiert sich das Wesen des Menschen. Darin dann zeigt und schafft sich das Wünschen, das Hoffen, das Drängen der Welt, das Drängen des Menschen. Der Mensch nämlich steht in einem Drang. Der Logos der Welt ist nämlich ein Drängen. Der Logos der Welt ist keine abstrakte, keine weltleere, keine naturleere, keine weltabgewandte Seinsweise, sondern eine In-Seins-Weise der Welt.

Der Logos, der Welt-Logos ist das Wesen der Welt. Der Logos, der Welt-Logos ist das Herz dieser Welt. Der Mensch denkt diesen Welt-Logos. Alle Menschen stehen in diesem Welt-Logos. Dieser Welt-Logos ist die höchste Welt-Regierung, die es gibt, und die es je gab. Der Welt-Logos ist der Wille der Welt. Der Welt-Logos ist der Welt-Wille an sich. Der Welt-Logos ist der Wille des Menschen, ist der Welt-Wille des Menschen. Der Welt-Logos ist das Gesetz allen Willens. Der Welt-Logos ist das Gesetz allen Denkens.

Der gute Pragmatismus ist ein praktisches Tun des Wahren. Darin erkenne ich ihn als politische Dimension an. Trennt sich die Politik aber vom Wahren, von der Idee, von der Kultur, verwerfe ich sie als Heuchelei und als verkommen. Die Politik muß von der Idee geleitet werden. Dann ist sie wirklich und wichtig. Irreal ist sie in der Lüge, im reinen Selbst-Vollzug ihrer eigenen Spinnerei. Die Politik muß die Ideen-Gestalt sein des Daseins. Die Politik muß der Realisierungsbogen der Wahrheit sein.

Der Begriff „Totalität“ und „Partikularität.“

Gemeinhin, im Gestus außerphilosophischer Vorurteile, wir der Terminus „Totalität“ pauschal mit Hitlerismus gleichgesetzt. Wer das Ganze denkt, muß heute mit einer maschinellinstallierten Abstempelung rechnen.

In der philosophischen Tradition indes gab es mehrere historische Denkfiguren, die teleologisch auf Totalität zielten. Am einschlägigsten dürfte der jüdische Monotheismus sein. Der jüdische Monotheismus war gegenüber dem griechischen Polytheismus zweifelsfrei ein Fortschritt in der philosophischen Begriffsbildung. Im Begriff „Gott, oder im Begriff des „einen Gottes“ sollten alle anderen Begriffe kulminieren und subsumiert werden. Der Monotheismus hat auch einen ungleich höheren, strengeren Horizont. Alles, was späterhin an anderen Begriffen entwickelt wurde, kann ohne diesen jüdischen Monotheismus nicht gedacht werden. Alle Ideen Platons, alles Denken der Aufklärung ist in Wesen und Kern mit diesem Monotheismus verwandt und ihm inhärent. „Das Wahre ist das Ganze“ bildet in der Hegelschen Philosophie den Topos, in dem alles Wissen und alles Streben des Menschen kulminiert. Aber auch außerhalb der Religion existiert dieses Totum eines Ganzen, das immer als ein Welt-Ganzes gedacht wird. Bei Heraklit, auch das Sein des Parmenides, die Tugendlehre des Sokrates, kennen monotheistische Grundfiguren, kennen das Telos des Ganzen als des Obersten und als des Wahren. Wahrscheinlich haben alle Hochkulturen, die es jemals auf dieser Erde gab, Indianer und Sumerer, was auch immer, immer eine Welt-Sicht für ihre Kultur entwickelt, in der „Alles“, Mensch und Natur, Geist und Psyche, Physis und Logos enthalten sein sollten.

Dieser Terminus oder dieser Topos „Totalität“ war aber niemals ein einfacher. Es ging ihm nie um seine reine, ontische Selbstbehauptung, sondern mit ihm ward immer die Aufgabe gesetzt, dieses Ganze erst zu denken, oder, erst im Denken und dann auch in der Kultur dieses Ganze zu erreichen. Der Kult der Sonne als Licht-Gott, der alles Leben aber erst ermöglicht und hervorbringt, ist global eine Erscheinung in allen uns bekannten Kulturen. Als reines Wesen, als Essere an sich, ward der Monotheismus und alles, was mit ihm zusammenhängt niemals gedacht und auch niemals denkbar. Das Ganze, das Totum war nie „da.“ Das Totum war immer ein historisches Futurum, und besonders auch immer eine philosophische Idealität. Die Idee des Guten verliert sofort ihren Sinn, wenn sie auf der Straße herumliegt und gemessen, gezählt, gewogen werden kann. Aller Empirismus, aller Pragmatismus, aller Utilitarismus, aller Positivismus war immer aus dem Bereich dieser Idealität herausgedrängt und niemals gab es eine gedankliche Vereinbarkeit zwischen Sein und Sollen. Gerade die alltagstaugliche Identität zwischen Sein und Sollen existieren im Topos des Absoluten, im Topos des Begriffs „Gott“, im Topos des Totums nie. Zu trivial ward ihm dies immer.

Insofern war und ist der Monotheismus immer ein Denken im Modus des Zeigens und des Zeichens, das auf die Idee des Absoluten bezogen ist und sonst keine Idee ist. Auch das Moment der Dankbarkeit, zum Beispiel ans Licht, erweist sich darin immer. Fruchtbarkeit der Erde, Wechsel in der Natur, Jahreszeiten, all dies gehört in diesen Bereich des Begriffs Totalität, in dem der Mensch sich wesentlich erfährt.

Die Erfahrung indes, daß die Welt „eine“ sei, daß es eine Gattung gibt und ein Menschengeschlecht, daß es eine Idee für alle gibt, ward niemals realisiert. Der Monotheismus war immer Signum eines Sein-Sollenden, auch eines Sein-Könnenden. Aber der Monotheismus ward auch niemals falsch, er war niemals pervers, weil seine begriffliche Strenge ihn davor behütete. Krankes Denken hingegen ist und war immer ein Denken bloß in der Differenz. Wer nur Differenz sagt und wer Einheit nicht sagt, verliert das Denken. Die logische Struktur allen Denkens ist wesentlich auf Einheit bezogen. Die Differenz kann immer nur in bezug auf Einheit gedacht werden, und Einheit auch immer nur in bezug auf die Differenz.

Es ist falsch, von Anbeginn, das Denken der Einheit pauschal als autoritär, als totalitär zu denken. Der westliche Liberalismus war in seinem Wesen und Kern auch niemals nur Wischi-Waschi-Liberalismus, in dem Sinne, daß er immer nur alles gelten lassen wollte und keinen Grundwert, keine obersten Werte je besaß. Wer keine Grundwerte und wer keine obersten Werte hat, ist krank. Das Denken von Grundwerten und das Denken in Obersten Werten ist aber nicht pauschal totalitär, weil es das Totum immer nur als Futurum faßt, immer nur intentional, immer nur ideal. Das Allgemeine, das Absolute sind immer nur als Idee real. Diese begriffliche Offenheit steckt in allem Totum, welcher Couleur auch immer. Spätestens aber seitdem die Nazis ihre perverse Form von Einheit an den Tag legten, als reines Machtgefüge, spätestens seitdem kann und darf das Ganze als das Wahre nicht mehr gedacht werden. Zu aggressiv, und zu repressiv wüten die Relativisten, die Negativen Dialektiker, die in ihrem Regionalismus, in ihrem Partikularismus selber aber einem Totalitarismus huldigen. Wenn das Regionale, wenn das Partiale selber zu einem Totum emporstilisiert wird, dann muß der schlichte Glaube daran mobilisiert werden. In diesem Glauben steckt Autorität. In diesem Glauben wird das Wissen ausgeschaltet, wird die Möglichkeit ausgeschaltet, das Ganze auch denken zu können, und zwar im Stande der Freiheit. Bloßer Partikularismus, wie er heute wieder fröhliche Urständ feiert, muß zur Selbstbehautung greifen und übergreifen, um Wahrheit in der Partikularität zu fundieren. Im Grunde war das Schulgeheimnis der Nazis, daß sie wie sonst niemand Partikularisten waren. Sie haben die eigene Nation über alle gesetzt. Sie haben ihre eigene Schein-Identität vom Welt-Ganzen isoliert und darin dann ihre Todes-Meisterschaft erblickt und realisiert. Die Nazis sind kein Beweis dafür, daß der Begriff des Ganzen pauschal totalitär sei, sondern umgekehrt sind die Nazis der Beweis an sich, daß pure Partikularität an sich totalitär sei. Bloße Partikularität schaltet das Denken aus, und schaltet die Welt aus. Bloße Partikularität behauptet, daß an einer Stelle der Welt die ganze Welt liege. Dieses Schema kann man auf alle Felder des partikularen Seins übertragen: auf Ökonomie, auf Technik, auf Kommunikation, auf Ökologie, auf Religion usf. Nur extrem partikular auftretende Strukturen und Elemente sind extrem gewalttätig und wollen mit extremer Gewalt die ganze Welt. Im 20ten Jahrhundert gab es mehrere Dimensionen solcher politischer Partikularitäten: es gab einen russischen Partikularismus, die glorreiche Sowjetunion, die freilich in sich dann die Behauptung etablierte und realisierte, das Herz der Welt zu sein. Darin hat sie allen Völkern und Nationen, die zum Einfluß- und zum Machtbereich dieses Imperiums gehörten, das Selbstbestimmungsrecht abgesprochen. Der Partikularismus der SU war genauso und nur in einer anderen Weise totalitär wie der Partikularismus der Nazis, der sich als Herr der Welt aufspielte. Dann gab es den chinesischen Partikularismus, den es heute auch noch gibt, und der in Wesen und Form nach dem gleichen Muster funktioniert wie der germanische Partikularismus und der russische Partikularismus. Die Einheit in diesen Hemisphären wird immer mit der Ausschaltung und mit der Liquidation der Andersdenkenden, der Andersartigen erzwungen. Einen Widerspruch im System kann und darf es in diesen Systemen niemals geben. Solche Regime sind autoritär und totalitär, weil sie jede Form von Freiheit und vor allem auch jede Form von Denken ausschalten. Dieser Totalitarismus basiert allerdings auf einen extremen Partikularismus. Nicht die Idee des Ganzen, nicht das Wahre in seiner ideellen, universellen Gestalt gehört zu diesen Partukularismen, sondern die Zertrümmerung derselben Dimensionen. Und jedes Postulieren von Regionalismus, von Partikularismus basiert auf Gewalt und produziert Gewalt. Wer seine eigene Religion als eine Partial-Religion auffaßt, etabliert damit den Haß auf andere. Nur der, der die Religion als Welt-Religion auffaßt, läßt der ganzen Welt die Güte Gottes zukommen. Nur in der Wahrheit des Ganzen liegt auch die Liebe des Ganzen. Wer indes nur von National-Ökonomie redet und die globale Verflechtung aller Ökonomie heute außer acht läßt, schürt seinen eigenen, seinen engen, seinen nationalistischen Dünkel, den er dann aber zum Herren der Welt aufdonnert. Das kann heute weltweit geschehen und geschieht heute weltweit in weiten Teilen. Deshalb wäre heute es notwendig, immer nur von einer Welt-Ökonomie zu reden, die global funktioniert und nur als globale funktionieren kann. Alle Partikularismen sind Egoismen. Das Ich aber des Menschen sollte immer ein Welt-Ich sein, und nur als Welt-Ich ist es ein personales Ich in Offenheit und in Freiheit. Als bloß nationales Ich ist es ein eingeschränktes, ein egoistisches, ein borniertes Ich, das im Modus seiner eigenen Selbstbehauptung steht und niemand um sich herum duldet. Ein Ich aber als Welt-Ich duldet jedes andere Ich als ein anderes Welt-Ich.

Partikularismus kann auch als ökologischer Regionalismus fatal und totalitär sein. Die Natur aber kann nur als Ganzes begriffen werden. Auch die Energie. Es gibt keine expressis verbis „linken“ Energien, die als gute Energien zu bezeichnen wären. Es gibt keine „guten“ und es gibt keine „schlechten“ Energien. Wer in diesem Dualismus denkt, denkt nicht. Er lebt im Modus der reinen Behauptung. Er behauptet, daß seine Energie eine absolut gute Energie ist und alle andere Energie eine böse Energie ist. Er stellt hinter seiner Behauptung aber auch den Topos der Kritiklosigkeit. Er schaltet das Denken aus. Er denkt im Modus des absoluten Rechts und im Modus des Freund-Feind-Schemas, des schematischen Gut-Böse-Schemas.

Die Natur aber kann nur als Totalität erfaßt werden. Mensch und Natur können beiderseitig nur als Momente der Totalität gefaßt werden. Gott und Mensch können beiderseitig nur als Totalität gefaßt werden. Nur in der Totalität liegt Freiheit und Offenheit, weil nur in der Totalität die Differenz sich erkennt und sich auch erkennen kann. Nur in der Totalität kann die Partikularität erkannt werden und dargelegt werden. Nur in der Totalität sind alle Bereiche des Seins versammelt. Nur dort haben Differenz und Einheit ihren dialektischen Stellenwert und Wert. Der Mensch kann immer nur als Teil der Menschheit gefaßt werden, und als Teil aller Natur, und als Teil aller Tiere, und als Teil allen Seins. Das Spezifische am Menschen kann immer nur in der Differenz zu Anderem gefaßt werden, und darin dann kann das Spezifische kennbar, erkennbar, sichtbar gemacht werden. Einheit ist nicht totalitär, weil es die Differenz involviert. Eine jede Einheit, die Differenzen liquidiert, ist am Ende keine Einheit. Der Tod dieser sogenannten Einheit steht im Ende dieser totalitären Einheit. Das war der Untergang der glorreichen SU, der potentielle Untergang Chinas, der Untergang Kubas, der Untergang des Nazi-Reiches. Die Nazis haben das Falsche an dieser falschen Totalisierung aufgezeigt, aber nicht das Wahre! Dieses Falsche Identitäts-Prinzip der Nazis, dieses falsche Einheitsprinzip der Nazis war und ist ein Stück lehrreiche Geschichte. Das kann aus der Hybris der Nazis gelernt werden. Gelernt werden kann aber daraus nicht, daß jeder Monotheismus per se falsch ist, daß jede Begriffsbildung per se falsch ist, daß jede Identitätsbildung per se falsch ist. Jede wirkliche, jede wahre Identitätsbildung zertrümmert nicht die Differenz. Sie bildet Einheit in der Differenz und sie bildet Differenz in der Einheit. Sie bildet immer in einem doppelten Bilde. Dieses doppelte Bild ist immer ein Welt-Bild und ist immer ein Ich-Bild. Jeder Mensch ist ein einmaliges Individuum, und dennoch lebt in jedem Menschen die allgemeine Idee des Menschen. Und erst in dieser allgemeinen Idee des Menschen vollendet und gestaltet und erkennt und realisiert sich das Individuum. Frei ist keiner alleine, aber keiner ist frei, wenn er in den Fesseln eines Allgemeinen liegt, in dem er individuell nicht frei ist.

In Wahrheit ist aller Partikularismus falsch, wenn er sich verabsolutiert. Wer heute nicht von der Einheit Deutschlands oder von der Einheit Europas reden will, soll von seiner regionalen Ökologie wie von seiner regionalen (rein nationalen) Ökonomie schweigen. Das Ganze zu denken, das Prinzip der Totalität ist hingegen ein freier und ein offener Bildungsbegriff, in dem sich alle Partikularität frei erfahren und gestalten kann. Nur eine Partikularität, die auf Totalität bezogen ist, ist frei. Als absolute Partikularität ist jede Partikularität in sich autoritär, reaktionär, militärisch gedrillt, steht unter dem Befehl eines „Du sollst“!

Freiheit und Selbstbestimmung sind kausale Indizien und Strukturen für wirkliche Totalität, in dem sich die ganze Welt erfahren kann und begreifen kann, in dem die ganze Natur sich zeigen und offenbaren kann, in dem die ganze Menschheit sich erkennen und verwirklichen kann.

Bloße Partikularität ist borniert. Diese Borniertheit spielt sich oft auf als sei sie der Welt-Anarchismus an sich. Wer bloß um sich selber tanzt, tanzt um das Goldene Kalb immer am meisten. Das bloße Ego, ist das Ego, das nur mit Waffen und nur mit Gewalt sich am Leben erhalten kann. Das Falsche gehört strukturell zu allem Partikularismus.

Das Wahre als das Ganze ist ein Welt-Denk-Prozeß. Der Monotheismus der Juden war und ist bis heute immer noch das Fundament aller wirklichen Kultur. Der Begriff der Menschenwürde, der Begriff der Freiheit ist ohne diesen jüdischen Monotheismus nicht zu denken.

Germanentum-Judentum:

im wirklichen Germanentum lebt und wirkt das wirkliche Judentum. In beiden Nationen stecke „Welt-Nation“. So wie in allen Nationen „Welt-Nation“ stecke. Das Judentum hat der Menschheit eine große Kultur geliefert. Die Indianer aber auch. Die Sumerer mit der Erfindung der Schrift aber auch. Die Afrikaner aber auch. Die Chinesen aber auch. In allen Nationen und in allen Kulturen steckt der Nucleus des Gottes, der Nucleus eines Absoluten, der Nucleus einer Idee. Auch in der Feier der Natur als des wirklichen Geheimnis Gottes.

Recht und Gerechtigkeit.

Diese Begriffe gebrauche ich sehr oft. Gemeint ist damit immer das Göttliche Recht. Gerechtigkeit. Daß im Grunde jeder das Seine bekommen soll. Das aber ist ebenfalls eine historische Dimension, weil der Mensch eine historische Dimension ist und weil der Mensch noch niemals im Rechte lebte. Die Verwirklichung des Rechts, der Idee des Rechts, diese Verwirklichung gab es noch niemals. Insofern lebte der Mensch schon immer im Un-Recht. Es gab auch noch keine Gesellschaften, in denen das Recht realisiert ward. Die moderne Redeweise vom Recht, auch von den Menschenrechten tragen just diesen Widerspruch zwischen Sein und Schein in sich. Menschenrechte sind nicht realisiert. Auch in unserem Bürgerlichen Rechtsstaat, auch in unserer Parlamentarischen Demokratie ist das Recht nicht realisiert. Das höchste Recht des Menschen ist das Recht auf Autonomie und auf Selbstentfaltung. Aber das ist nur eine Idee, keine Wirklichkeit. Noch gibt es nirgends auf dieser Erde ein Land, eine Gesellschaft, in der dieses Recht realisiert wäre. Das Recht als Göttliches Recht, in dem das Überzeitliche ausgedrückt wird, in dem das Universale ausgedrückt wird, dieses Recht ist keine Wirklichkeit. Aber als Göttliches Recht existiert es, weil es im Bewußtsein der Menschen existiert. Das Recht als Göttliches Recht ist kein „Positives“ Recht, keine formaler Rechtsanspruch an einen Staat oder an eine Institution. Sondern das Recht als Göttliches Recht, als Idee ist das Recht, das über allen Staaten steht, das über allen Institutionen steht. In der Bürgerlichen Gesellschaft, auch in dem, was wir im Westen „Demokratie“ nennen, ist dieses Recht als Göttliches Recht formales Recht, formalisiertes Recht. Wenn es überhaupt existiert. Aber als Bewußtsein und als Sein existiert dieses Recht auch nicht in der westlichen Welt, in den westlichen Rechtssaaten und in den westlichen Gesellschaften. Daß auch die Arbeit ein ganz wesentliches Menschenrecht ist, kommt in diesen Gesellschaften des Westens nur als Form vor, nicht als Inhalt. Es ist dort höchstens eine Norm, aber keine Realität. Realität des Rechts ist, wenn das Recht verwirklicht ist, wenn es als Recht Wirklichkeit ist und dann aber gar kein Recht mehr zu sein braucht. Wenn der Mensch in seinem Recht lebt, braucht er keinen Rechtsstaat mehr, braucht er keine formalen, keine „positiven“ Rechtsinstanzen mehr. Das Recht als Göttliches Recht ist in den westlichen Demokratien steckengeblieben. Es ist dort formal, positiv, institutionell, aber nicht reell. Wenn überhaupt. Das Recht als Göttliches Recht ist primär eine Idee des Rechts, eine Idee der Gerechtigkeit. Jedem das Seine ist nur möglich, wenn alle in ihrem Seinigen leben und wenn der Widerspruch aufhört zwischen Staat und staatlichem Recht und Göttlichem Recht. Darum geht es mir in all meinem Reden vom „Recht.“

Unerachtet all dessen geht es mir immer auch darum, daß das Recht keine getrennt-autonome Dimension ist, daß das Recht als Dimension des Göttlichen und als Dimension des Absoluten immer auch verbunden ist mit anderen Dimensionen aus denselben Gefilden. Auch die Freiheit ist als Idee des Göttlichen, als Idee des Absoluten dann und erst dann Wirklichkeit, wenn sie nicht mehr Partial-Freiheit einer Partei, einer Institution und einer Dimension ist. Die Freiheit des Geldes ist keine Form der Freiheit, weil sie in dieser Form die Freiheit der Individuen fesselt.

Freiheit ist mehr und etwas anderes als Gewerbefreiheit. Recht ist mehr und etwas anders als das Recht des Stärkeren.

In der Universalität des Rechts, in der Göttlichkeit des Rechts liegt eben ihre Allgemeinheit, ihre Allgemeingültigkeit. Allgemeingültig aber kann Recht und kann Freiheit nur sein, wenn beide Dimensionen für alle gelten und für alle in Geltung sind. Auch für alle Dimensionen gelten und in Geltung sind. Das aber kann die Bürgerliche Gesellschaft nicht leisten. Das ist ihre Schranke. Innerhalb dieser Schranke der Bürgerlichen Gesellschaft kann es kein Recht als Göttliches Recht geben, kann es kein universales Recht als Recht geben. Die bloß formale Rechtsauffassung und Rechts-Realität ist allenfalls ein historisches Zugeständnis. Allenfalls wird den Individuen gesagt, daß sie Rechtsandsprüche haben, aber nicht, daß sie im Recht sind und daß das Recht bei ihnen ist. Die Bürgerliche Gesellschaft kann den Menschen das Recht als Göttliches Recht nicht verbriefen.

Es liegt an den materialen Grund-Dimensionen der Bürgerlichen Gesellschaft, die verhindern, daß das Recht als Göttliches Recht realisiert und institutionalisiert ist. Diese materialen Grundbedingungen sind immer noch Tauschgesellschaft und der Tauschcharakter der gesamten westlichen Gesellschaften. Dieser Tauschcharakter ist die Ursache dafür, daß das Recht als Göttliches Recht in der Bürgerlichen Gesellschaft an seine Schranke weist, an seine Schranke gerät. Mit der Freiheit ist es dasselbe Dilemma. Auch die Freiheit ist nur formal existent, aber real nicht. Dieser Grundwiderspruch der Bürgerlichen Gesellschaft bildet auch das, was man als „Falsches Bewußtsein“ bezeichnet. Falsches Bewußtsein ist nämlich ein Bewußtsein, das sich einredet, daß formales Recht bereits Recht ist, daß formale Freiheit bereits Freiheit ist. Form wird mit Inhalt vertauscht. Form wird verkehrt zu Inhalt. Diese Verkehrung ist es, die alles Recht in der Bürgerlichen Gesellschaft einer Kritik unterziehen muß und diese Bürgerliche Gesellschaft als Gesellschaft auch. Ohne eine Kritik der Bürgerlichen Gesellschaft kann es keine Kritik des Bürgerlichen Rechts, oder des Rechts in der Bürgerlichen Gesellschaft geben. Beides gehört unverbrüchlich zusammen. Das Recht als Göttliches Recht wird Wahrheit und Wirklichkeit nur aus einer praktischen Kritik sowohl der Bürgerlichen Gesellschaft heraus als auch aus einer praktischen Kritik des Rechts in der Bürgerlichen Gesellschaft heraus. Die Einlösung des Rechts, das die Bürgerliche Gesellschaft je versprochen hat, kann nur gelingen, wenn Bewußtsein und Sein des Rechts in einer anderen als der bürgerlichen Tauschgesellschaft erreicht werden. Das Quid-Pro-Quo ist das materiale Wesen der Tauschgesellschaft. Im Quid-Pro-Quo sollen zwei Elemente miteinander verglichen werden und damit auf einen Nenner gebracht werden. Das ist ein Schein-Nenner. Denn niemand kann zwei Elemente, Mensch und Natur, Mensch und Geld, Mensch und Produkt, Eisen und Geld, Natur und Geld je auf einen Nenner bringen. Dieser Nenner als solcher ist bereits ein Falsches. Dieser formale Akt der Adäquation ist bereits ein Falsches. Im Wesen der Tauschgesellschaft liegt dieses Falsche der falschen Adäquation. Quantitatives und Qualitatives kann nie und nirgends auf einen funktionalen Nenner gebracht werden. Das Wesen der Tauschgesellschaft aber ist funktional. In der Funktionalität erblickt die Bürgerliche Gesellschaft das Maß des Rechts, das sie darunter versteht. In der Bürgerlichen Gesellschaft wird die Adäquation des Ungleichen ins Gleiche, die Adäquation des Natürlichen zum Normativen zum „Recht.“ Darin aber wird das Göttliche Recht immer blamiert. Alleine die Form des Bürgerlichen Rechts, die Form des Rechts in der Bürgerlichen Gesellschaft ist falsch. Alleine diese Form unterminiert das Recht als Göttliches Recht. Der Charakter des Rechts als Sittlichkeit wird dadurch unterminiert. Der Charakter des Rechts als ius divinum wird im Formalismus des Bürgerlichen Rechts unterschlagen. Damit wird der Tauschcharakter der Bürgerlichen Gesellschaft verschleiert. In dieser Verschleierung bildet sich das „Falsche Bewußtsein.“ Dieses „Falsche Bewußtsein“ schneidet die Menschen ab von ihrem wirklichen, von ihrem Göttlichen Bewußtsein. Denn alles Bewußtsein ist im Grunde Göttliches Bewußtsein. Das Göttliche Bewußtsein ist das Bewußtsein des Wahren, also das Göttlichen. Recht in Verbindung mit Sittlichkeit ist mehr und etwas anderes als Recht als formale Struktur und Form. Recht als Göttliches Recht ist mehr und etwas anderes als ein historisches Zugeständnis, mehr und etwas anderes als ein Historischer Kompromiß zwischen Kapital und Arbeit. Denn dieser Historische Kompromiß bildet die Folie, auf dem das rein formale Recht der Bürgerlichen Gesellschaft basiert. Diese Folie ist es, die durchschaut werden soll. Diese Folie ist es, die verändert werden soll. Diese Folie ist es, die kritisiert und die durch Kritik aufgehoben werden soll. Diese Folie ist es, die ganz im Sinne der „Bestimmten Negation“ Hegels zu ihrem wahren weil wirklichen Wesen gebracht werden soll. Diese Folie ist es, die durch Kritik zum Wahren und Wirklichen des Göttlichen Rechts gebracht werden soll. Das reale Bewußtsein des Rechts liegt in anderen Regionen als in denen des formalen, als in denen des „positiven“ Rechts. Gleichwie das reale Bewußtsein von Freiheit in anderen Regionen liegt als in den Regionen der „freien Zustimmung“ zu seiner eigenen Selbstausbeutung, wie sie dies die Bürgerliche Gesellschaft anbietet. Nicht in der erkauften Zustimmung zu einem Arbeits- und einem Ausbeutungsvertrag liegt Freiheit, sondern im potentiellen Bewußtsein eines potentiellen Lebens jenseits von Ausbeutung und Unterdrückung. In der Utopie einer Welt jenseits des Verwertungszusammenhangs des Kapitals, und jenseits der bloß formalen Glättung des inneren System-Widerspruchs der Bürgerlichen Gesellschaft liegt die Freiheit an sich. Liegt die Freiheit als Form und als Inhalt der Göttlichen Idee.

Recht und Gerechtigkeit sind göttlichen Ursprungs. Weil das Bewußtsein der Menschen darin göttlichen Ursprungs und auch göttlichen Wesens/Charakters ist. Darin aber liegt die wirkliche Universalität des Rechts, der Idee. Und darin ist nicht nur die Form realisiert, sondern auch der Inhalt. Form und Inhalt bilden darin zwei Seiten einer Sache. Die Form wird nicht mehr die Ideologie des Inhalts. Sondern die Form wird das lebendige Bewußtsein der wirklichen Idee, der göttlichen Idee. Form und Inhalt schlagen ineinander. Form und Inhalt durchdringen sich und bilden eine dialektische Einheit. Oder: der Inhalt geht in Form über, oder, die Form geht in Inhalt über. In beidem liegt dann die Wahrheit des Rechts, die Wahrheit der Idee.

Und so soll es sein.

Revolution und Recht. Geschichte und Recht.

Es ist richtig, daß die Moderne wesentlich aus Revolutionen besteht. Diese Revolutionen wollen die Gleichheit und das Recht für alle Menschen verwirklichen. Das aber ist trotz vieler Revolutionen im Grunde bis heute nie richtig geschehen. Insofern ist die Moderne ein offenes, ein unvollendetes Gebiet. Wenn Marx die Absurdität an den Bürgerlichen Rechten und Freiheiten aus der Französischen Revolution als Absurdität kritisiert, so kritisiert er den absurden Umschlag eines ehrwürdigen Motivs in eine absurde Realität. Die Bürgerliche Gesellschaft bringt nicht die Ideale der Bürgerlichen Revolution selber hervor, nicht Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit, nicht den Wahlspruch des Citoyens, sondern das quasi nackte Gegenteil: das Recht des nackten Bourgeois, des totalen ökonomischen Egoisten:

„Es ist schon rätselhaft, daß ein Volk, welches eben beginnt, sich zu befreien, alle Barrieren zwischen den verschiedenen Volksgliedern niederzureißen, ein politisches Gemeinwesen zu gründen, daß ein solches Volk die Berechtigung des egoistischen, vom Mitmenschen und vom Gemeinwesen abgesonderten Menschen feierlich proklamiert […]. Noch rätselhafter wird diese Tatsache, wenn wir sehen daß das Staatsbürgertum, das politische Gemeinwesen von den politischen Emanzipatoren sogar zum bloßen Mittel für die Erhaltung dieser sogenannten Menschenrechte herabgesetzt, daß also der citoyen zum Diener des egoistischen homme erklärt, die Sphäre, in welcher der Mensch sich als Gemeinwesen verhält, unter die Sphäre, in welcher er sich als Teilwesen verhält, degradiert […]

wird.“ Marx, Kapital III.

Der Grund dafür aber liegt nicht im Ideal der Citoyens, nicht im Ideal der Bürgerlichen Revolution, sondern darin, daß diese Bürgerliche Revolution nicht zu Ende geführt worden ist, vor allem in Deutschland niemals stattgefunden hat. Die Pervertierung in der politischen Wirklichkeit ist der Zielpunkt der Marxschen Kritik, nicht das Telos der Ideale der Französischen Revolution als solche. Der Widerspruch besteht indes bis heute. Bis heute ist die Bürgerliche Gesellschaft keine der Freien und Gleichen. Bis heute hat sich der Geist der Moderne, der sich auch in den Idealen der Französischen Revolution ausdrückt und auch in den Allgemeinen Menschenrechten, wie sie heute auch von der UNO deklariert werden, weltweit nicht durchgesetzt. Es existiert bis heute eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Daß in den Augen von Marx der Inhalt dieser Rechte nur als Form sich etabliert, liegt genau daran, daß die Revolution in der Bürgerlichen Gesellschaft bis heute nicht richtig vollendet worden ist. Mit einem Bein steht die Bürgerliche Gesellschaft, die heute meist eine Welt-Gesellschaft ist, immer noch im Mittelalter, immer noch im Rechts-Modus der Gnade. Bis heute gibt es weltweit kein Recht und auch kein Rechtsbewußtsein, das bis in die Poren hinein den Individuen als Recht und als Wirklichkeit zukommt. Auch der moderne Rechtsstaat liefert dieses Recht nicht. Der moderne Rechtsstaat schützt die Bürger vor dem gänzlichen Ausschalten allen Rechts. Dieses gänzliche Ausschalten allen Rechts ist im Nazi-Reich und auch in der DDR passiert. Aus diesem Grunde ist Deutschaland immer in der Gefahr, ein rechtloser Raum zu werden, weil schon die Idee des Rechts immer noch an der Gnade des Staates und der Obrigkeit hängt.

Es gibt eine Differenz zwischen „erworbenem Recht“ und „zugestandenem Recht.“ Im Grunde kennen wir in den westlichen Demokratien immer nur „zugestandene Rechte.“ „Erworbene Rechte“, die aus den Individuen wirkliche subjektive Rechtsträger macht, die den mündigen Bürger wirklich auch zu einem Rechts-Subjekt machen, in dem das Recht sich realisiert, das gibt es bis heute nicht. An allem Recht ist Freiheit gebunden. Und da, wo es kein wirkliches Recht gibt, gibt es auch keine wirkliche Freiheit. Niemand ist frei in der Bürgerlichen Gesellschaft. Niemand. Auch der Unternehmer nicht. Auch der Steuerbeamte nicht. Auch der Staatsdiener nicht. Auch der Arbeitslose nicht. Auch der Manager nicht. Niemand. Niemand lebt im Zustand des erworbenen Rechts, das in diesem Zustand erst wirkliches Recht ist. Die Universalität des Rechts fehlt. Nicht nur etwas fehlt, sondern eigentlich das meiste. Es fehlt das generelle, das universale Bewußtsein des Rechts und das generelle, universale Bewußtsein von Freiheit.

Die Kategorie „Identität“.

Alle Menschen und alle Völker haben ein unverbrüchliches Recht auf Identität. Nationale Würde und Identität sind unabdingbare und unhintergehbare Identitätsmuster, die von jedem Individuum auf dieser Erde und von jedem Volk, und von jeder Nation in Anspruch genommen werden dürfen. Die Einhaltung ist ein oberstes Menschenrecht. Die Verachtung der Nation, die Mißachtung derselben ist eine schwere Verletzung des Völkerrechts und unter Strafe zu stellen. Die Weltorganisation UNO und auch andere anerkannte internationale Organisationen haben das Recht, auf die Einhaltung dieses elementaren Grundrechtes der Völker zu achten und seine Einhaltung einzuklagen.

Die Identität der Völker und auch der Individuen ist nach dem Schema Ich-Du-Wir verständlich und verständlich zu machen, auch verständlich machbar. Die Identität ist keine leere, keine bloß „ideelle“ Dimension, sondern auch eine materielle, eine psychologische und eine rationale. Identität ist verstehbar. Identität ist erlernbar. Identität ist entwickelbar. Alle Völker und alle Volksgruppen dieser Erde haben dazu ein unverbrüchliches, ein unveräußerliches Recht.

Die Identität der Völker, aber auch der Individuen geht über die materielle Dimension hinaus, und umfaßt ganz wesentlich geistige Dimensionen. Sie umfaßt das Recht auf freier Entfaltung der Person, das Recht auf freier Ausübung der Religion und das Recht, einen eigenen Staat und eine eigene Nation gründen zu dürfen. Auch in der Religion sind die Völker frei. Und auch dann, wenn die Religion kritisch gesehen werden kann und kritisch gesehen wird.

Die Identität ist keine extremistische Dimension, keine fundamentale und keine fundamentalistische Dimension. Auch die Nation ist keine fundamentale und keine fundamentalistische Dimension. Die Religion ist dies im gleichen Sinne nicht. Identität ist keine Dimension, die eine Feindschaft gegen andere bedeutet oder legitimiert, sondern Identität ist zunächst einmal das unverbrüchliche Recht auf ein eigenes Selbst. Eigene Kultur ist damit gemeint, und zwar im umfänglichen Sinne. Identität ist somit in keiner Weise kriegerisch oder als Legitimation zum Krieg oder zur Feindschaft gegen andere zu gebrauchen und zu mißbrauchen. Identität darf nicht mißbraucht werden. Der Geist der Freiheit und des Rechts sind wesentliche Inhalte von Identität. Das jeweilige Ich erkennt ein anderes Du an, und zwar so, daß es selbst in diesem seinen eigenen Ich lebt und leben kann, aber dem anderen darin das gleiche Recht gewährt. Darin treffen sich das Ich und das Du dann im Wir. Identität besteht somit aus drei Dimensionen: aus einem Ich, aus einem Du und aus einem Wir. Das Wir ist das Allgemeine, das Allgemeine an sich, die Gattung, das Wesen, das Telos des Rechts und der Freiheit. Aber im jeweiligen Ich und im jeweiligen Du vollendet und artikuliert sich dieses Allgemeine, es wird dort personell. Jeder Mensch hat ein unverbrüchliches Recht auf ein eigenes Ich, wie jedes Volk dies hat und wie jede Nation. Dieses jeweils eigene Ich ist die Grundlage, die Grundvoraussetzung für die Anerkennung eines Du, aber noch mehr für die Gestaltung des Wir.

Das Wir ist mehr als die Summe der beiden Teile aus Ich und aus Du, sondern es ist die Gipfel, die Idee des Allmeinen, das, was in jedem Ich und in jedem Du steckt, was dort sich auch ausdrückt und artikuliert. Im Wir aber wird es allgemein. Das Allgemeine wird als Allgemeines allgemein. Deshalb ist dieses Allgemeine mehr als bloß die Summe seiner Teile, weil es eine höhere Sphäre meint, weil es eine höhere Dimension ausdrückt, die über dem jeweiligen Ich und dem jeweiligen Du liegt. Das Allgemeine ist die Idee, das Absolute. Das Ding an sich. Das Allgemeine ist darin mehr als eine Summe, und mehr als ein Aggregat. Das Allgemeine ist eine Idee an sich, und deshalb ist es mehr als eine Summe und mehr als ein Aggregat. Als Idee ist es mehr als eine Summe und mehr als ein Aggregat.

Im Allgemeinen artikuliert sich das Wesen, das Wesen des Menschen und das Wesen der Gattung, auch das Wesen des Lebens. Das Allgemeine aber kann man nicht fassen, wie ein jedes Ich, das man fassen kann. Obgleich auch ein jedes Ich eine Idee ist, ist es aber dennoch leichter präsent, weil es eine Verkörperung in einer Person ist. Das Allgemeine aber ist keine Verkörperung in einer Person, sondern Idee. Darin ist es mehr als eine Verkörperung. Obgleich andererseits auch im Ich ein Allgemeines liegt, das mehr ist als eine Verkörperung. Aber das Ich ist eine Verkörperung im gewissen Sinne, weil es an eine Person angebunden ist. Das Allgemeine als Idee aber ist an keine Person angebunden, sondern es ist Idee.

Identität ist also ein Ich und ein Du, und es ist in einem höheren Sinne ein Allgemeines, also ist es Idee. Als Idee ist es Ding an sich. Als Ding an sich aber ist es mehr als konkret, mehr als eine Verkörperung. Als Idee ist es mehr als eine Person aus Fleisch und Blut, sondern ist es die Idee an sich, die Idee des Menschen, die Idee der Gattung, die Idee des Lebens.

Der Mensch kann das wissen. Das Tier weiß dies nicht. Aber der Mensch ist in der Lage, das Ding an sich zu denken, die Idee zu denken. Alle Menschen haben diese Idee, dieses Allgemeine, dieses Ding an sich und alle haben es von sich aus und von sich selbst, und sie haben es als Allgemeines. Dieses Allgemeine steckt von allem Anfang an in allen Menschen. Und deshalb haben es alle. Die Idee ist in allen Menschen, und alle Menschen wissen dies. Und also haben alle Menschen dieser Erde diese Idee und dieses Allgemeine. Deshalb können wir Gesetze formulieren,