Welt-Revolution - Sozialismus - Freiheit und Recht - Roman Caspar - E-Book

Welt-Revolution - Sozialismus - Freiheit und Recht E-Book

Roman Caspar

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Beschreibung

Philosophische Texte, die um das Thema Revolution kreisen, die Begriffe und Dimensionen wie Teleologie, Anthropologie klären wollen, die den Begriff der Geschichte und den Begriff der Revolution klären wollen. Die Texte verstehen sich als post-sozialistische Texte für den Sozialismus, weil der Autor in dem, was sich bislang Sozialismus nannte, keine Erfüllung des Begriffs erkennt. Diese Texte sind intentional eine Utopie. Aber sie tragen trotz aller Kritik am Sein keine Waffen bei sich. Gerade die angedachte immanente Logik verbietet Gewalt, ebenso aber Ideologie. Deshalb sind die Texte auch als Philosophie zu verstehen und nicht als Propaganda.

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Welt-Kultur

Nach diesem Modell sollte die heutige Welt-Politik ablaufen: es ist auch nicht schwer, so, in diesem globalen, universalen Sinne zu reden. Es gibt Institutionen und Mittel dazu: die Gattung kann durchaus in Anschlag genommen werden. Gattungsbewußtsein als universales Freiheitsbewußtsein, als universales Rechtsbewußtsein kann durchaus instruiert und realisiert werden.

Man muß nur davon reden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Philosophie?

Zum Wesen der Dialektik

Die Rolle der Kunst im Marxismus

Zur Mythologie des „Opfers“

Dialektischer Materialismus

Zur Frage der Teleologie

Anthropologie

Conclusio

„Aus der Kritik der Religion folgt Kritik der Gesellschaft.“

Zum Wesen der Dialektik

Absoluter Idealismus versus Dialektik

Das Ich des Menschen

Das Prinzip der Egalität

Das Prinzip der Solidarität

Die Einhundert Geständnisse eines Deutschen Autors

Die ersten und die letzten Dinge

Die Philosophie und die Demokratie Dialektik - Demokratie und die Mehrheit

Das WIR

Die Revolution

Das Jahr 1924 ist ein Schaltjahr

Leo Trotzki und die IV. Internationale

Revolution und Geschichte

Die Revolution

Die russische Revolution

Zur Frage der Partei und der Disziplin

Die Stimme des Volkes

Gattungsbewußtsein

Geschichtsphilosophische Thesen

Mimesis

Raum und Zeit

Gott und Natur

Hölderlin und der Staat

Zu Schillers Briefen über die Ästhetische Erziehung des Menschen

Ich und Du

Kritik

Zur jüdischen Frage

Zum theologischen Bilderverbot

Lohnarbeit

Mann und Weib

One World

Religion und Ökologie

Schwere Dekadenz

Sklaverei

Teleologie

Subjektive Logik-Objektive Logik

Natur und Technik

Über das Heroische in der Literatur

Gewerkschaft-Partei-Klasse

Über die Differenz der Demokritischen und Epikureischen Philosophie

Über die Sprache

Ursprung ist Eisprung I.

Ursprung ist Eisprung II.

Volksgemeinschaft

Rechte und Neue Rechte und Alte Rechte!

Volksparteien

Zur Frage der Nation – oder: die Linke und die Nationale Frage

Von den Ideen der Menschheit

Was ist Kommunismus?

Welt-Sozialismus

Zollfreiheit für Afrika

Mein Kommentar dazu

Historische Wahrheiten

Das politische System Metternichs heute

Hitler I.

Kleinbürgertum und Weltbürgertum

Banken

Was ist Philosophie?

1. Philosophie ist das „Denken des Denkens“. νόησις νοήσεως (Aristoteles, Metaphysik› XII, 9 [1]).

Im Zentrum aller Philosophie steht der Mensch, aber auch die Natur.

Beim Menschen sind

Ethik

Ästhetik

Dialektik

Logik

Anthropologie. Das Werden.

Wesentliche Elemente.

Die Natur teilt sich auf in

Naturphilosophie

Naturwissenschaft

Geschichte der Natur. Das Werden.

2. Alle Philosophie geht vom Mythos zum Logos.

Unter Mythos wird verstanden:

Das Uranfängliche

Das Elementare

Das Vorbewußte

Das Unbewußte

Das „Dunkle“

Das Vorwissenschaftliche (z.B. Mystik, Schamanentum, Naturreligion, Anthropomorphismus, etc.)

Unter Logos wird verstanden:

Das Sagbare

Das Unsagbar-Sagbare (Emotionen gehören durchaus zum Logos)

Das sprachlich Verständliche und Mitteilbare

Das Formierte (Musik ist in Noten formiert, Sprache in Silben und Lauten…)

Das Begriffliche

Die Idee (Freiheit, Gerechtigkeit, Wahrheit….)

3. Genealogie von Geist und Natur:

Alles Denken beginnt mit dem Geiste.

Aber aller Geist beginnt mit der Natur.

Bereits die Natur birgt zentrale Strukturen des Logos, des Bewußtseins, der Begriffe…

Die Natur aber beginnt mit sich selbst.

Die Philosophie braucht somit keinen externen Weltenschöpfer, keinen Deus ex machina, der von außen die Welt und auch die Menschen erschafft.

Alles Sein ist in der Philosophie aus sich selber heraus entstanden:

Die Natur ist aus sich selber heraus entstanden und entsteht permanent aus sich selber heraus. Es gibt also eine Auto-Kreation der Natur und allen Seins.

Die Naturphilosophie, mit der die gesamte Philosophie entstand, bildet somit einen zentralen Hauptteil allen Denkens und aller Philosophie.

Am Anfang, oder im Zentrum aller Natur steht die Energie.

Quarks oder Strings. Diese „einfachen“ Teilchen sind noch keine Materie, sondern Energieträger, Energiefelder, die positiv-negativ, männlich-weiblich geladen sind. Wie Saiten bei einem Musikinstrument sind diese gigantisch kleinen Teile.

Schon darin zeigt sich die elementare Seinsweise aller Natur, nämlich Kraft und Energie zu sein. Materie ist eine relativ späte Entwicklung in der Natur, weil damit die Bildung von Atomen vorausgesetzt und ins Werk gesetzt wird. Diese Bildung von Atomen bildet die ebenfalls bipolare Grundstruktur aller uns bekannten Energien und Massen und Elemente.

Entscheidend dabei ist die grundlegende Existenz aller Materie aus Energie. Atome sind gewaltige Energieträger, die selbst noch an den Rand des Immateriellen reichen. Rein „materiell“ ist das Sein nicht, sondern immer eine Mischung aus Immateriellem und Materiellem, so wie das Licht eine Mischung aus Welle und Teilchen ist: aus Männlichem und aus Weiblichem also.

Alle Materie ist in ihrem Grunde also „dialektisch“. Dialektisch heißt, daß es keine „einförmige“ Materie gibt, kein „einförmiges Sein“, denn alles Sein ist wesensmäßig „geteiltes Sein“. Alle Natur ist „geteilte Natur“, so, wie das Atom und alles Sein geteiltes Sein ist und darin eminent energetisch.

Die grundlegende „Geschlechtlichkeit“ der Natur gehört zu ihrem Elementarbereich und ist von Anfang an dort auch enthalten.

Das Energetische durchwaltet alles Sein, alle Natur, alle Materie.

Materie im normalen Sinne, als fester Klotz und als festes „Ding“ gibt es gar nicht. Alle Materie ist eine dialektische Kompression aus Energie, aus dialektischer Energie.

Auch die „anorganische“ Natur, die Natur also, die der Natur vorausgeht, die wir als „organische“, als belebte Natur bezeichnen.

Die dunkle Materie, die heute noch erforscht wird, wird sich letzten Endes als Verkörperung der elementaren Energiefelder erweisen, als Teil der bislang von uns gekannten Materie.

4. Disziplinen der Philosophie.

Idealismus-Materialismus: wobei der Idealismus davon ausgeht, daß Gott, daß der Geist die Welt/Natur erschaffen hat und erschafft, und der normale Materialismus umgekehrt davon ausgeht, daß die Natur alles schafft und geschaffen hat, auch den Geist.

Eine spezielle und wohl die schwierigste Disziplin ist mit der Dialektik Hegels entstanden: die Dialektik. In der Dialektik gibt es dann keine prima philosophia, kein Erstes Prinzip mehr, aus dem alles ableitbar ist. Es gibt in der Dialektik keine Ontologie mehr, keine Lehre von einem festen Sein. Alles Sein und alles Seiende sind in der Dialektik mit je seinem Anderen verbunden und leben immer nur in der Differenz zu (s)einem anderen. Auch in der Differenz mit (s)einem anderen. Das reine „Selbst“ der Dinge gibt es gar nicht, weil alles „Selbst-Sein“ der Dinge sich auflöst in seine elementare Beziehungsstruktur. Darin aber waltet das energetische Grundprinzip der Welt. Darin walten das Wesen und die Form. Darin walten das Gesetz und die Freiheit. Darin walten das Sein und das Nichts. Aber all dies geht in das Werden über und ist somit selber das Werden. Die Potenz allen Seins waltet darin genauso wie die Elementarkraft aller Natur. Auch der Geist des Menschen ist darin verwoben, so wie alle Vernunft, wie alles Wissen.

In der Dialektik drängt alles zu sich und zu seinem anderen. Das Männliche, der Begriff, und das Weibliche, das Fließen des Seins drängen so je zu sich. Das Unbewußte drängt zu Bewußtsein. Das Nicht-Wissen drängt so zu Wissen.

Dialektik ist die Lehre, daß alles Sein in seinem Widerspruch lebt, daß es keine Eindimensionalität des Seins gibt, daß Geist und Materie, daß Natur und Geist, daß Sein und Geschichte nur als ein Werden gefaßt werden können, das aber in sich seinen eigenen Motor trägt: die Potenz und den Widerspruch. Das kann man auch als das Energetische Element allen Seins bezeichnen.

Nach Hegel haben sich dann im 19ten Jahrhundert zwei Grund-Instrumente herausgebildet, die das Wesen der Materie, das Wesen der Natur und das Wesen des Menschen zu begreifen suchen:

Die Evolutionstheorie Charles Darwins,

Der Historische und der Dialektische Materialismus von Marx und Engels.

Diese beiden Theorien basieren beide auf der These, daß die Natur, daß alles Seins

aus sich selbst heraus entstanden ist. Es gibt also eine Auto-Kreation allen Seins. Und

daß alles Sein, daß alle Natur sich im Laufe der Zeit entwickelt, bildet und umbildet, daß also Raum und Zeit erst mit der Materie gegeben sind, und daß sich Raum und Zeit, und mithin alle Materie, mithin alles Sein in einem geschichtlichen Verlaufe entwickelt, entfaltet, bildet und umbildet.

Diese beiden Theorien sind aber in der Geschichte der Philosophie nicht ganz neu, sondern basieren auf Grundaussagen der sogenannten „alten“, der Klassischen Philosophie, die wir aus Griechenland kennen.

Für die Griechen gab es keine Trennung zwischen Geist und Materie, jedenfalls nicht so, wie es diese stupide Trennung gibt etwa im Christentum, wo der Geist zum Spiritualismus verkommt, und die Natur aus dem Fokus des Seins gänzlich ausgeklammert, ja verachtet wird.

Heraklit lehrte aber: Hen kai pan: ηεν και παν.

Das Eine und das Ganze, oder Alles ist in Allem, oder das Eine und das Viele. Welt und Mensch, Natur und Geist werden als eine dialektische Einheit betrachtet, so, daß das eine immer nur im anderen erkannt und dargetan werden kann.

Auch die sogenannte Ideenlehre Platons liegt nicht jenseits der Natur, sondern allenfalls in ihrem Zentrum, das dann aber als „Göttlich“ bezeichnet wird.

Erst mit dem Christentum kam in Europa die Trennung zwischen Sein und Wesen auf, als da gelehrt wurde, daß Gott das Wesen ist, das Absolute, und das Sein allenfalls eine verächtliche Nebensache. Im Himmel, wurde dann gelehrt, sollen die Menschen glücklich werden, im irdischen Leben aber sollen sie das „Jammertal“ durchaus ertragen. Und wer denn auch noch im irdischen Leben nicht „gut“ ist, kommt anschließend in die Hölle und schmort für seine elenden Sünden und Missetaten.

Vielleicht werden die Grünen heute einmal die Rechts-Nachfolger des Christentums.

Mit der erneuten Auflage einer Philosophie des Werdens, mit einer historischen Anthropologie, mit einer dialektischen Geschichtsphilosophie im 19ten Jahrhundert durch Marx und Engels, aber auch im Bereich der Biologie durch Charles Darwin entsteht eine weitere zentrale Umformung aller bis dahin statischen Philosophie:

Mit der Geschichtlichkeit der Natur und der Materie wird auch die Geschichtlichkeit des Menschen wieder in Kraft gesetzt. Der Mensch ist jetzt nicht mehr eine Kreation eines transzendenten Gottes, der fix und fertig ins Dasein gesetzt wird (Ebenbild Gottes) und nur durch seine „Sünden“ dafür sorgt, daß es Haß und Tod und Neid und Mord und Elend gibt, sondern eine immanente Evolution der Natur selber.

Damit gerät aber auch der Geist des Menschen in diese Immanenz. Der „Geist“ ist dann nicht mehr die Sprache Gottes, die durch die Theologie verkündet wird, sondern der Geist des Menschen wird wieder frei als freier Menschengeist, der sich selber begründet und auch begründen muß.

Deshalb wird mit dem Tod Gottes, den Nietzsche verkündet hat, nicht nur das Ende der alten Theologie eingeläutet, sondern die wahre Auferstehung der Philosophie, die nach sich selber fragt und fragen muß.

5. Die alten Fragen des Menschen: (Immanuel Kant)

werden nach dem Tode Gottes nicht etwa hinfällig, sondern verweisen auf ihre reale Bedeutung im Lebenszusammenhang des Menschen:

Weil der Mensch, wie Sokrates, nichts weiß, muß er das Wissen lernen, muß er das Denken, und vor allem das Selberdenken und das Sichselber-Denken lernen. Wenn kein Gott mehr für ihn denkt und richtet, dann muß alles dies der Mensch selber tun.

Nach dem Ende also der alten Metaphysik entsteht die Neue Physik des menschlichen Denkens, in dem der Mensch

sich selber

die Natur

die Geschichte, und zwar seine und die der Natur

denken muß.

Alle politischen Entscheidungen heute basieren deshalb im Grunde auf der Philosophie, und nur, weil unsere Politiker heute weder dichten noch denken, verfehlen sie weithin das eigene Geschäft, nämlich das Geschäft der Politik selber.

Es gibt keine Politik jenseits des Denkens und jenseits der Philosophie, es sei denn, man geht zum blanken Militarismus und „Materialismus“ der totalen Arbeit und des totalen Konsums über, schaltet alles Denken aus und glaubt nur noch an das, was man hört und sieht. Der total „hörige Mensch“ ist derjenige Mensch, der nicht zu denken braucht, weil die Medien oder das Internet ihm all dies abgenommen haben.

6. Zur Evolution des Menschen:

Vom Mythos zum Logos heißt auch, daß der Mensch heute alle Entwicklungsstufen seiner ganzen bisherigen Geschichte durchmachen muß, um zu sich zu kommen, um heute das zu werden, was er heute ist.

Diese ganze Genealogie des Menschen ist in seinem Genom niedergeschrieben und wird immer weitervererbt und erweitert sich auch immer.

Man kann diese Evolution auch anders ausdrücken: Phylogenese (Gattungsgeschichte) und Ontogenese (Individualgeschichte) gehören dialektisch zusammen.

Der Fötus im Mutterleib zeigt in den ersten Tagen/Wochen seiner Existenz anstelle der Hände und Füße noch Kiemen und Flossen. Denn der Mensch stammt ja nicht nur vom Affen ab, sondern kommt wie alles Leben auf dieser Erde aus dem Wasser.

Erst mit der Zeit haben sich dann Blutgefäße, Herz, Lunge zum Atmen gebildet und ein ebenso genialer wie komplexer Körperbau und auch ein ebenso genialer Blutkreislauf, der wie alles in der Natur auf einer Doppelung basiert: wir nehmen beim Atmen Sauerstoff auf und stoßen Stickstoff, Kohlenstoffdioxid=Co2 ab. Bäume und Pflanzen machen das Gegenteil. Leben und Tod sind ein Teil allen Lebens. Vergänglichkeit, Wechsel, Veränderung gehören zum Grundbestand allen Lebens.

Erst sehr viel später hat der Mensch den Aufrechten Gang gelernt, da nämlich, als er von den Bäumen stieg und seine Arme als tragende Körperteile nicht mehr gebraucht wurden.

Damit konnten die Arme und vor allem der Tastsinn an den Fingern sich ausbilden, bis hin zu den modernen Klaviervirtuosen, die eine Beethoven-Sonate genial und bravourös spielen können.

Der bewußte Werkzeuggebrauch ist ein weiterer Meilenstein in der Evolution des Menschen. Erfindung des Feuers, Umwandlung von Erzen in Metalle, Erfindung von Rad und Pflug, Erkenntnisse der Natur, all dies sind weitere enorme Bausteine der bisherigen Entwicklung des Menschen.

Vor allem aber mit der Entwicklung der Sprache und des menschlichen Gehirns erreicht der bisherige Mensch ein Evolutions-Niveau, das es sonst in keinem Bereich der sonstigen Natur gibt. Mit Hilfe der Sprache und damit der Abstraktionsfähigkeit des Geistes kann der Mensch unabhängig vom Sein, unabhängig von bloßer Natur denken und arbeiten.

Wobei die Sprachentwicklung, die Entwicklung des Denkens, und die Arbeit des Menschen in seiner Evolution der Zivilisation dialektisch einhergehen und dialektisch immer aufeinander bezogen sind.

Mit Sprache und Denken überschreitet der Mensch alle bloße Natur.

Die Tiere und auch die Pflanzen verbleiben auf „niedrigerem Niveau“, sind instinktgebunden, an die Scholle gebunden, sozusagen. Der Mensch aber überragt alle bloße Natur.

Ob dies ein evolutionärer Vorteil oder ein Nachteil ist, ist schwer zu entscheiden.

Für mich aber kann diese Evolution des Menschen nicht aufgehalten werden. Der Mensch wird sich immer weiter entwickeln und er wird im Bereich der Natur immer weiter sich von der „Natur“ entfernen, so daß er letztendlich auch in der Lage ist, relativ von Natur unabhängig zu werden.

Anders als die modernen Ökologen deute ich den bisherigen Weg der Menschheit nicht als eine „Katastrophe“, nicht als Unheil, sondern positiv als Entwicklung und als Potential.

Allerdings gibt es innerhalb dieser Entwicklung wieder keine „Einförmigkeit“ des Werdens, sondern alles Werden ist Risiko, ist Wagnis, ist Gefahr:

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ Hölderlin.

Das heißt, daß es im Grunde keinen Katastrophismus, keinen Weltuntergang gibt und geben muß, denn es liegt in aller Krise auch eine Chance: Goethe, in Wilhelm Meister.

Die gesamte Evolution der Natur und besonders auch die des Menschen sind niemals einförmige Dimensionen, sie verlaufen niemals geradlinig, sondern oft in Sprüngen und immer in gewaltigen Widersprüchen. Schon die Entwicklung des Kindes verläuft niemals geradlinig, sondern äußerst differenziert und widersprüchlich. Für die Entwicklung des Denkens gilt dies in gleicher Weise. Nichts ist heute „klar“ auf dieser Erde:

„Die Menschheit weiß noch lange nicht, wo ihr der Kopf steht.“

Ernst Bloch.

Der Mensch lebt also nicht in einer Zeit, in der es keine „Alternative“ gibt.

Der Autor dieses Textes möchte die Person nicht nennen, von der diese Rede stammt.

Destruktion der Natur muß es auch nicht geben, obgleich der generelle Grundcharakter allen Seins immer in einem Widerspruch lebt: alles ist energetisch. Eine „an-sich-gute-Natur“ gab es noch nie und gibt es auch nicht. Die Natur selber ist Chaos und Gewalt, ist Destruktion und Widergeburt. Die Natur ist blind und hat selber keine Selbst-Erkenntnis. Selbsterkenntnis, Reflexivität hat nur der Mensch. Aber die Natur ist nicht „einförmig“ „gut.“

Auch der Mensch ist dies nicht.

Der Mensch muß wie alles andere Leben am elementaren Stoffwechselkreislauf der Natur teilnehmen: er muß atmen um zu sein. Alles Atmen ist eine Naturveränderung. Der Mensch kann also die Natur nicht in Ruhe lassen, wie die Ökologen meinen. Der Mensch gebraucht die Natur wie alle andere Natur dies auch tut. Nahrungsversorgung, Arbeit, Bildung, Wissenschaft sind unabdingbar für alle menschliche Zivilisation.

Nur, wenn es einen mörderischen Mißbrauch der Natur gegenüber gibt, dann liegt dies nicht pauschal am Menschen, sondern an gesellschaftlich-historischen Umständen:

Im Kapitalismus wird aber sowohl der Mensch als auch die Natur mißbraucht und zu einem bloßen Ding an sich, zu einem Mittel zum Zweck herabdegradiert.

Die wirkliche „Naturalisierung des Menschen“ und die wirkliche „Humanisierung der Natur“ (Karl Marx) finden im Kapitalismus nicht statt, sondern eine schamlose Ausbeutung und Degradierung zu einem bloßen Mittel sowohl des Menschen als auch der Natur.

Alle sogenannt „ökologischen“ Fragen und Probleme heute sind deshalb im Grunde ökonomische Fragen, und philosophische Fragen.

Erst in einer Gesellschaft jenseits des Verwertungsprinzips des Kapitals und seiner schamlosen Degradierung von Mensch und Natur kann es eine weitere, eine bessere Entwicklung der Menschheit geben.

7. Zur Frage der Begriffe und Ideen.

Platon gilt als der Stammvater aller philosophischen Begriffe und Ideen. Und das vollends zurecht.

Die Zentral-Ideen Platons sind:

Freiheit

Gerechtigkeit

Wahrheit

Schönheit

Und die Idee des Guten. Diese Idee des Guten ist die oberste Idee, das summum bonum aller Philosophie.

Aber noch niemals in der gesamten Menschheitsgeschichte sind diese Ideen realisiert worden, wie übrigens auch nicht die Demokratie, die bis heute nur im Buche der Geschichte steht, und real nirgendwo existiert.

Aus diesem Grunde ist die gesamte Geschichte der Philosophie eine Utopie.

Die Utopie des gerechten Lebens steht aus.

Die Utopie der Freiheit steht aus.

Die Utopie des Rechts steht aus.

Die Utopie der menschlichen Würde steht aus.

Die Utopie der Schönheit steht aus.

Zum Wesen der Dialektik.

Alle Dialektik ist wesentlich anfangslos.

Alles Denken beginnt mit sich selber.

Darin ist alle Dialektik eine fundamentale Dimension des menschlichen Geistes, d.h. alle Dialektik denkt das Sein und das Nichts fundamental, aber so, daß sie das eine ins andere übergehen läßt.

Der Grund allen Seins ist auch ein Abgrund, so aber jeder Abgrund auch ein Grund ist. Darin ist alle Dialektik selber Vermittlung zwischen Grund und Abgrund, zwischen Sein und Wesen.

Darin aber gibt es in aller Dialektik keine auswendige Vermittlung, weil alle Dialektik in sich selber Vermittlung ist. Darin aber kennt die Dialektik im Grunde keinen Jesus Christus, weil Jesus Christus eine Instanz von Vermittlung ist, samt seiner Kirche daraus. Die Dialektik aber ist elementar, ohne Kirche und ohne Institution.

Die SPD und vor allem auch der Sozialstaat sind Elemente der Vermittlung, aber der falschen Vermittlung. Darin wird das Wesen von Kapital und Arbeit auf Eis gelegt, es wird ein historischer Kompromiß gebildet zwischen den polaren Dimensionen. Die SPD ist wie eine Art Rechtsanwalt, die ständig für ihre Klientel agiert. Aber darin verweigert sie den Zugang zum realen Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit. Die SPD redet nur von „Arbeitgebern und Arbeitnehmern.“ Sie trivialisiert den Widerspruch.

Diese Trivialisierung liegt immer und überall vor, wo Widersprüche verweigert werden, schöngefärbt werden!

Der Rechtsstaat ist ebenfalls ein historischer Kompromiß. Im Rechtsstaat geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um ein „positives Recht, das als solches vorher in den Rechtsstaat hineingelegt worden ist. Der Rechtsstaat will einen Ausgleich der Gegensätze:

Wie viele Kompromisse, wie viele

„Schlichter“

bei politischen Konflikten haben wir je schon erlebt: Zuletzt bei Stuttgart 21. Es kam nie etwas dabei heraus, weil darin immer nur die Widersprüche kaschiert werden. Schöngefärbt werden.

Dieses Kaschieren der Widersprüche und der Gegensätze und Dimensionen ist ein ganz wesentliches Kennzeichen unserer Kultur. Von Natur ist bei uns niemals die Rede, sondern immer nur von Umweltschutz. Als gäbe es keine Elementarbereiche der Natur.

Arbeit ist selber Vermittlung, ist reale, ist sogar geistige Vermittlung zwischen Denken und Sein, zwischen Natur und Mensch. Deshalb ist der Arbeitsbegriff so wichtig. Deshalb aber ist auch ein elementarer Naturbegriff so wichtig.

Geist ist auch eine Vermittlung, nämlich zwischen Mensch und Natur, zwischen Dunklem und Hellem.

Aus diesem Grunde gehören auch Arbeit und Sprache/Denken, Denken und Sein dialektisch zusammen: aber beide sind Elementarbereiche des Seins.

Dialektik darin ist das waltende Wesen, das innere Gesetz, das sich in Mensch und in Natur austrägt.

Es gibt deshalb auch keine institutionalisierte Vermittlung wie die der Theologie oder die der Kirche. Auch der Staat ist letztendlich eine institutionelle Vermittlung, aber der Staat ist keine Vermittlung an sich. Der Staat ist eine Hilfskonstruktion, mit der die Menschen ihre komplexe Welt regeln wollen. Im Grunde aber ist selber dieser Staat zu überwinden, so wie der Rechtsstaat im Grunde nur ein Übergang ist, ein Konstrukt ist, ein Historischer Kompromiß.

Die obersten Ideen sind Freiheit und Recht. Aber diese obersten Werte und Ideen sind gleichzeitig das innere Wesen des Seins. Denn die ganze Struktur des Seins, in der Natur so sehr wie im Geiste, ist gebunden und ist bezogen auf Freiheit und Recht: auf Gesetz und auf Freiheit. Diese dialektische Polarität liegt in allem Sein. Und diese Polarität muß in allem sich austragen. Wird diese Austragung unterbunden, wird Freiheit zerstört. Werden Menschen geopfert. Deshalb ist es wichtig und richtig, daß die Widersprüche zwischen Kapital und Arbeit ausgetragen werden und nicht im Sozialstaat nivelliert werden.

Die Politik der Sozialdemokratie war und ist seit 150 Jahren Historischer Kompromiß. Diese Politik und diese Philosophie dazu eliminieren die aktuellen Widersprüche, sie ebnen sie ein, sie färben sie schön: wer hat von dem ganzen Geld der deutschen Exportweltmeisterschaften je etwas erhalten? Welche Auswirkungen hat die Loslösung der Währung vom Gold? All diese Dimensionen sind in einer Dialektik auszutragen und es reicht nicht, einfach nur Lohnkämpfe zu fordern, wenn überhaupt solche gefordert werden.

Die Sozialdemokratie „schlichtet“ die Widersprüche, die bei Seehofer dann hart ausbrechen. Besser wäre es, wenn man von vorneherein die Wirklichkeit auch als das bezeichnet, was sie wirklich ist: nämlich ein Ausbund brandgefährlicher Widersprüche, bis hin zu den aktuellen „

Notstandsgesetzen“

des Trump und der Chinesen! Der angedachte Handelskrieg nämlich ist als eine Art Notstandgesetz zur Aufrechterhaltung der Logik des Kapitals zu bezeichnen, und als nichts anderes!

Die Rolle der Kunst im Marxismus.

Für Marx, den Marx der Ökonomisch-Philosophischen Schriften, aber auch für den „reifen“ Marx der Kritik der Politischen Ökonomie gilt immer: am Ende des Kapitalismus soll der Mensch nicht etwa Maler werden, Bildhauer und Musiker, sondern Mensch, in einem ganzheitlichen Sinne, ohne Selbstentfremdung, und so Maler, Landwirt, Maschinenbauer, Architekt und Künstler und dergleichen mehr in einem Sein.

Das ist die Idee der Kunst bei Marx. Das ist die Funktion der Kunst bei ihm. Sie hat einen praktischen Sinn. Die Kunst ist nicht Escape, nicht das Reich der Utopie jenseits des Seins, das aber dann das Irdische Jammertal, die Welt der Arbeit und der Plage seinläßt, was sie ist: Jammer und Plage.

Die Welt der Arbeit, auch der „Alltäglichkeit“ soll demnach aufhören. Im Grunde ist dies ein Kunstverständnis eines freien Künstlers, wie es diesen bislang aber immer nur teilweise gegeben hat: in der Antike, im Mittelalter der Holzschneider, Dürer, Leonardo und Michelangelo. Kunst aber war nie frei! Alle Kunst der bisherigen Menschheit war immer ans Kapital gebunden. Bilder mußten immer verkauft werden. Dramen bei Shakespeare, Motetten, Oratorien, Symphonien. Kunst war niemals frei, und in der ganzen Geschichte der bisherigen Menschheit nicht.

Das Kunstideal Marxens ist nicht von seiner sozialen Funktion und Bindung an Gesellschaft, an Arbeit, an Kapital und Profit zu trennen. Die Vision eines Freien Menschen unter Freien geht über alles hinaus, was bislang an Utopie überhaupt entworfen worden ist. Denn nicht nur die Kunst, das Reich des Schönen soll frei sein, sondern der ganze Mensch soll frei sein. Auch und gerade die Arbeit soll frei sein: Arbeit soll Selbstverwirklichung des Menschen sein, und nicht mehr Tribut an einem fremden Herrn, weder an Fugger noch an das abstrakte Finanzkapital heute.

„Jeder ist ein Künstler“ (Joseph Boys) ist im Grunde ein richtiger Slogan, bloß dann, wenn dieser Slogan nicht auch ökonomisch situiert ist, verblaßt er, wird der zertreten vom Kapitalinteresse hinter allem schönen Schein. Es gibt kein Escape. Auch Kunst ist kein Escape. Bei Adorno, der dezidiert die Kunst in den Rang des Escape hebt, der einzig ihr den „U-Topos“ zuschreibt, aber die reale Welt der Ökonomie real seinläßt, verblaßt die Kunst letztendlich wieder zum Biedermeier. Keine Kunst ist „Enthobenheit“. Sondern alle Kunst ist wesentlich Geist.

II. Kunst und Geist.

Es reicht nicht, das „Geistige in der Kunst“ (Kandinsky) zu pronunzieren. Entscheidend an aller Kunst ist der Geist. Alle Kunst ist per se Geist, oder sie ist keine. Das, was man „sozialistischen Realismus“ nannte und nennt, das, überhaupt, was die Nazis nur als „gegenständliche Kunst“ gelten lassen wollten, ist flach bis auf den Grund.

Kunst ist immer Abstraktion. Darin ist sie Geist, oder, darin partizipiert sie an Geist.

Das Gezeter, daß Geist „abstrakt“ sei und Kunst „gegenständlich“ ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Alle Kunst ist in Wahrheit Abstraktion. Schon die Höhlenmalerei sind Paradebeispiel für Abstraktion und Gegenständlichkeit in-eins. Kunst muß nicht gegenständlich sein, weil alle Gegenständlichkeit, will sie Kunst sein, eine Abstraktion von Wirklichkeit sein muß. Der „Sozialistische Realismus“, der Wirklichkeit nur mimetisch nachahmt, erreicht das Gebiet von Kunst niemals. Diese photomechanische Mimesis ans Sein ist außerkünstlerisch, und an sich. Der „sozialistische Realismus“ des Ostens und das Dogma der Gegenständlichkeit bei den Nazis liegen in etwa auf der gleichen Linie.

Kunst ist ein Geistiges, insofern sie Wirklichkeit als Idee faßt, oder indem sie die Idee als Wirklichkeit faßt.

Die Schönheit, und zwar die Idee der Schönheit, kennt keine Gegenständlichkeit. Sie ist Idee. Aber als Idee ist sie zu fassen. Als Idee ist sie auch ins Bild zu holen, in die Komposition, in die Figur, einerlei: ohne die Idee der Schönheit ist keine Kunst.

Kunst kann deshalb auch gegenstandslos malen, im Kubismus, schon im Impressionismus wird die Farbe von der Form emanzipiert. Antike Figuren sind mehr als „gegenständlich“ obgleich sie figürlich sind. Aber die antike Figürlichkeit ist keine Mimesis ans Seins, sondern ist Mimesis an die Idee. In den antiken Figuren, noch in Michelangelos David, erscheint die Idee des Menschen, die Idee des schönen Menschen, in der Venus erscheint die Idee der Schönheit, so wie in Iphigenie auch. Das Medium, in dem Kunst sich äußert ist einerlei: wesentlich ist, daß Kunst immer nur dann Kunst ist, wenn sie ein Geistiges transportiert oder aussagt: das kann auch eine blaue Fläche an sich sein, oder das Rot an sich.

III. Kunst und der Schein.

Alle Kunst ist Schein.

Weil es keine rein gegenständliche Kunst je gibt, gibt es auch immer nur Kunst, die auf etwas Geistiges verweist. Unmittelbar ist keine Kunst, und keine Kunst faßbar. Auch Stonehenge muß entschlüsselt werden, trägt eine Chiffre oder sogar viele.

Dieser Schein, dieses „Verweisen auf“ überschreitet alle Kunst als gegenständliche wesentlich.

Der reine Realismus, angeblich, die nackten Tatsachen des Seins, auch die sind im Grunde eine Chiffre, weil auch sie eine Botschaft senden und mehr sind als bloße photomechanische Abbildung des Seins.

Als „sozialistischer Realismus“ wie als faschistischer Seins-Kult verfehlt die Kunst allemal ihren Sinn und ihren Zweck.

IV: Sinn und Zweck der Kunst

Ja, die Kunst hat einen Sinn und sie hat einen Zweck.

Die reine Zwecklosigkeit gibt es nicht, denn alles hat eine Botschaft. Die Information aller sogenannten Gegenständlichkeit muß diese als rein gegenständlich überschreiten. Dann erst ist sie ein Geistiges.

Reine Gegenständlichkeit selber gibt es auch in der Ökonomie nicht: die Börsendaten sind immer auch Signum einer komplexen Information dahinter. Wer diese Börsendaten nicht versteht, wer sie nicht deutet, kann damit auch nichts anfangen. Hieroglyphisch ist alles an der Welt: nur wer sie deutet, entschlüsselt sie.

Alle Gegenständlichkeit ist dann und erst dann ein Geistiges, wenn sie auf etwas verweist, was jenseits dieser Gegenständlichkeit liegt.

Dieses Verweisen auf ist der geistige Kern aller Kunst. Aller Philosophie übrigens auch.

Sinnfreie-zweckfrei Kunst gibt es nicht: denn alle Kunst will eine Botschaft senden. Das Bild, das „Nicht-Bild“ ist, sendet immerhin noch diese Botschaft des „Nicht-Bildes“. Mallarmés „Schweigen“ im Gedicht muß vom Leser erhört werden, das „Weiße Gedicht“ muß als „weißes Gedicht“ dechiffriert werden, sonst findet es im Leser/Hörer keine Resonanz. Nur als sinnhaft, als zweckhaft ist alle Kunst.

Aber der Sinn und der Zweck dürfen dem Kunstwerk nicht äußerlich sein, sie dürfen dem Kunstwerk nicht ideologisch aufoktroyiert werden:

Gerade die so vehemente „Gegenständliche Kunst“, die Kunst also, die nicht „volksfremd“ ist, die angeblich jeder versteht und verstehen soll, wird immer von außen, von der Politik, von der Ideologie traktiert: im „Sozialistischen Realismus“ von der Partei, die über den „Sinn und Unsinn“ dieser Kunst richtet, im faschistischen Kontext ist es ein Reichskulturminister, dessen Name ich hier nicht nennen will, der über den „Sinn und Unsinn“ von Kunst richtet, und der dann in München (Neue Pinakothek) etwa, über „Entartete Kunst“ den Stab bricht.

Sinn und Zweck aller Kunst ist frei, und er ist aller Kunst wesentlich immanent, und kann und darf ihr nicht aufgetragen, nicht aufoktroyiert werden.

Der Sinn und der Zweck der Schönheit mag in der Totalität der Idee der Schönheit liegen. Auf diese Idee zielt alle geistige Kunst. Kants Definition der Kunst als „interesseloses Wohlgefallen“ stellt vielleicht eine idealistische Übertreibung dar, aber verweist auf den Charakter des Geistigen in aller Kunst. Aber Schönheit, Form und Inhalt sind immer mehr als die reale Geschichte darin. Denn alle reale Geschichte ist selber eine Geschichte des Geistes: auch das Kapital denkt sich etwas dabei, wenn es herrschen und dominieren will, die mittelalterliche Kirche tat dies, als sie Auftragsmalerei und Auftragskomposition wie bei Bach in Auftrag gab: Trotzdem: alle Kunst überschreitet in Wesen und Form, in Struktur und in Intention das pure Sein, die pure Empirie. Kunst stellt immer einen geistigen Raum und eine geistige Dimension dar: so realistisch sie auch sei.

V. das Häßlich in der Kunst.

Seit Baudelaire dringt das Häßlich in die Poesie ein, wenngleich in Dantes Hölle dieses Häßliche ebenfalls präsent war, und in enormer Gestalt. Schon bei Homer ist das Nicht-Schöne Teil des Epos.

Das Häßlich ist also immer auch ein Teil aller Kunst. Aber alle Kunst verwandelt auch dieses Häßlich in ein Geistiges. Baudelaire war zornig über das verdorbene Leben, das er leben mußte und das er darstellte. Dieser Protest am Falschen, am Häßlichen ist es, der alles Häßliche in der Kunst rückbindet an den Geist, der es auf die Idee des Schönen bezieht.

Es gibt keine Idee des Häßlichen, sondern immer nur eine Idee des Guten, eine Idee des Schönen.

Wenn in den Höhlenmalereien der Mensch den Tod von Tieren, von getöteten Tieren darstellte, so intendierte er damit etwas: und sei‘s die Religion der Erlösung.

Aber der Schatten des Todes, im Angesichte der Kunst, verweist immerhin auf das Leben: die Intention aller Darstellung des Häßlichen liegt also in der Teleologie des Schönen, oder des Guten.

Aber, so, wie der Mensch im normalen Leben Leid und Elend vermeiden sollte und auch vermeiden will, so will der Mensch auch all dies vermeiden in aller Kunst. Kunst kann immer nur eine Kunst sein in Richtung „Gutes Leben.“ Darin aber ist sie, wie häßlich sie immer auch sei, eine Kunst des Geistes und eine Kunst der Idee.

VI. Kunst und der Tod – oder: Kunst und Apokalypse.

Tschernobyl gilt als Symbol apokalyptischen Seins in der Moderne. Vergleichbar etwa dem Ausbruch des Vesuvs in Pompei oder in Santorini, oder dem Einschlag eines Meteoriten, der zur Vernichtung der Dinosaurier führte.

Trotz Nostradamus aber hat die wirkliche Apokalypse noch nie richtig eingeschlagen: denn solange etwas ist, und überhaupt nicht nichts, solange der Mensch irgendwie ist, solange wird er auch mit seinem Geiste denken und handeln: er wird Ökonomie betreiben und er wird Kunst betreiben, was mehr ist als Kunsthandwerk. Kunst ist Phänomenologie der Idee. Kunst ist Schein. Kunst ist Idee. Und somit gilt: solange der Mensch ist, wird er Kunst machen und wird er Kunst als ein Medium seiner Selbst-Vergegenständlichung gebrauchen. Der Schein, der alle Kunst ist, durchzieht alle Kunstwerke der gesamten Menschheit.

VII. Kunst und Arbeit.

Trivial war: „Kunst am Bau.“ Das ist schlechtester „sozialistischer Realismus“, weil der Bau dabei als das Reich des Schlechten belassen wird und die Kunst herabgemindert wird zur Slavin der Doktrin. Kunst wird darin „schmückendes Beiwerk“ im ansonsten undurchschauten und unaufgeklärten Realismus des „sozialistischen Seins.“

VIII. Kunst und Marx

Während bei Marx beide Bereiche, das Reich der Kunst und das Reich der Arbeit sich wesentlich treffen: aber beide als Bereiche des Geistes. Auch die Arbeit soll bei Marx alle Wesenskräfte des Menschen frei entfalten, der Mensch soll ohne Entfremdung sich selber in freier Tätigkeit sein Leben gestalten. Diese Arbeit ist im Grunde die genuine Arbeit des „Künstlers“, wenn man dieses Wort hier einmal etwas emphatisch-idealistisch nimmt. Im Grunde aber war nie ein Künstler frei, er mußte immer nach einer Doktrin oder nach der Pfeife eines Geldgebers tanzen.

Weder die Kunst war bislang wirklich frei, noch die Arbeit.

Und beide erhalten ihre wesentliche Freiheit aber erst dann, wenn alle „Verhältnisse umgeworfen sind, in denen der Mensch ein geknechtetes, ein elendes, ein verlassenes Leben“ (Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung / 1843-44) führt.

Diese Freiheit der Kunst also ist synchron mit der Freiheit der Arbeit, und es soll keine Knechtsgestalt darin liegen, weder im Bereich der Arbeit noch im Bereich des Denkens.

XIV. Kunst und Philosophie.

Bei Hegel, dem großen Philosophen, steht die Philosophie über Kunst und über Religion. Weil die Kunst und weil die Religion noch in Bildern redet, noch dem Sein und dem Seienden verhaftet ist und den Weg zu Begriffen nicht folgen kann. Die Philosophie aber bringt etwas auf seinen Begriff. Deshalb steht die Philosophie auch über der Kunst und auch über der Religion. Die Religion ist noch Mystik, „Emotion“, dunkler Wille, würde Schopenhauer vielleicht sagen. Denn der Wille waltet in allem. Geist ist Trieb. Wer die Triebstruktur allen Geistes leugnet, leugnet den Geist. Geist ist seinem Wesen nach eben nicht „abstrakt.“ Aller Geist ist seinem Wesen nach zu sich kommender Geist, waltender Geist, waltendes Wesen. Der Begriff aber steht am Ende.

Aber dieses Ende ist nicht das Ende der Kunst im Sinne von „Kunst wird verboten“, sondern dieses „Ende der Kunst“ ist deshalb ihr Ende, weil alle Intention der Kunst sich reell erfüllt!

Die Verwirklichung der Idee ist es, die am Ende steht: und auch die Kunst selber ist dazu ein Vorschein. Auch die Religion ist dies.

Die Religion ist eben nicht nur betäubendes Opium, sondern die Religion ist selber wesentlich auch Kern, wesentlich sogar auch Protestation des Menschen gegen das Schlechte in der Welt. Insofern partizipiert auch die Religion ans Absolute. Nur dort faßt sie es nicht, wie Hegel sagt: Hegel setzt deshalb am Ende der Phänomenologie des Geistes den Begriff, die „Absolute Wahrheit“, wie er es nennt, an den obersten Topos allen Geistes.

Die Kunst aber ist nicht etwa Philosophie zweiten Grades, sondern sie ist durchaus Philosophie, nur nicht mit den Mitteln der Abstraktion des Begriffs.

X. Kunst und Mythos.

Ja, alle Kunst partizipiert am Mythos. Alle Sprache. Alles Bild. Aller Ton. Die Musik sei das „Tönende Schweigen“ (Richard Wagner) verweist darauf. Kunst ist nicht transzendental. Kunst kommt aber auch nicht von Können. Der Charakter des Geistes ist aller Kunst wesentlich. Sonst ist keine Kunst.

Die Kunst aber, das Gedicht, trägt die Idee an der Stirne, und zwar alle Kunst. Alle Kunst überschreitet das Wirkliche, und transzendiert das Wirkliche. Nur dann und darin ist sie Kunst. Aber die Kunst faßt das Absolute nicht. Der Begriff ist dann Ingenium der Philosophie.

Der Mythos solcher Art aber wohnt aller Kunst, aller Sprache inne. Bloß alle Sprache ist bereits mehr als Mythos. Jeder Laut ist bereits Geistiges Wesen und somit mehr als Wirklichkeit. Der Trieb, der Wille in allem, wohnt auch im Wort. Weil das Wort nicht transzendental ist.

Alle Kunst geht vom Mythos zum Logos und erst im Logos erlöst sie sich dort.

Der Logos durchwaltet aber alles: die Natur wie den Geist, das Wort wie die Tat. Die Arbeit wie den Traum. Das Dunkle wie das Helle. Logos ist also bereits auch im Vorsprachlichen, im Kleinkindhaften, im Fötus liegt Logos. Aber als Logos zielt er teleologisch auf seinen Begriff. Darin begreift er sich als Religion und auch als Kunst. Aber als Philosophie begreift der Logos sich innig am meisten.

Zur Mythologie des „Opfers“:

1. Die Jugendlichen Berlins sagten in den vergangenen Jahren oftmals:

„Du Opfer!“

„Hey, Du Opfer!“

Sie sagten das aber immer zornig!

Und sie sagten das immer als eine Warnung: Laß Dich nicht zum Opfer machen! Sein kein Opfer! Sei kein Loser! Laß Dich nicht kaputtmachen! Geh‘ nicht in die materialistische Tretmaschine, die Kapitalismus heißt! Laßt Dir Deine Seele nicht nehmen! Laß Dir Deine Würde und Deine Individualität nicht nehmen! Laß Dich nicht entmündigen! Laß Dich nicht entrechten! Laß Dir Deine Sinne nicht rauben und Deinen Verstand nicht!

2. Und sie sagten das in Berlin in allen möglichen Sprachen:

You looser! Hey you sacrifice!

Tu sacrifies! Hé vous sacrifiez!

U offer! Hey, offer jy!

Zuk sakrifikatzen duzu! Oi, sakrifizioak!

Ти жертваш! Хей жертвате!

Tu sacrifichi! Ehi tu sacrifichi!

Je offert! Hé jij offer!

Ты жертва! Эй, ты жертвуешь!

Ai sacrificat! Hei sacrifici!

Du offrar! Hej du offrar!

¡Sacrificas! ¡Oye, sacrifica!

Você se sacrifica! Ei você sacrifica!

Ви жертвуєте! Гей, ти жертви!

Bn hy sinh! Hey bn hy sinh!

3. Philosophie:

Das Opfer ist keine Dimension der Philosophie. Das Opfer ist ein Mysterium, in das der Mensch hineingeweiht werden kann und in dem er aber aufgeht. Im Opfer verliert der Mensch sein Selbst, seine Würde, seine Identität, sein Gesicht. Im Opfer wird der Mensch ein rituelles Wesen, das über keine eigenen Kategorien des Geistes mehr verfügt.

Das Opfer aber situiert immer den Täter.

Und es situiert den Täter immer total.

Herr und Knecht werden in der Kategorie des „Opfers“ total, d.h. der Knecht wird dem Herrn total untertan.

Es findet ein Stillstand des Lebens, der Dialektik statt, eine mystische, eine Orgie aus Blut und Boden statt, die in die Seele eindringt und tiefste Wunden dort schlägt.

Das Opfer ist rituell der Welt ausgeliefert. Es kennt und es erkennt keine Perspektive. Es fällt ins reine Sein wie ins reine Nichts. Im Opfer gehen die Lichter aus. Das Opfer ist Blut und Tod. Das Opfer ist gemordetes Wesen.

4. Walter Benjamin hatte einmal, in einem anderen Sinne, den modernen Arbeiter als „Opfer“ ausgewiesen. Der Sinn Benjamins aber lag darin, einen Einspruch zu erheben gegen einen mörderischen „Historischen Materialismus.“ Darin finden in der Tat die Individuen keinen Platz. Wenn der „Welt-Geist“ darin wütet, wie Benjamin es empfand, nach dem Hitler-Stalin-Pakt, dann kann von einem Opfer geredet werden: Benjamin aber meinte es anders:

In Benjamins „Opfer“ wird der Arbeiter gerettet von einer ideologischen Geschichtsphilosophie, die über Leichen geht.

Das ist eine andere Dimension des Opfers.

Im wirklichen Historischen Materialismus aber geht kein sogenannter „Welt-Geist“ brutal über Leichen. Klassen-Bewußtsein ist Individual-Bewußtsein. Das Bewußtsein also über die soziale Lage ist keine Ideologie, der die Individuen hinterherrennen müssen, sondern Ausdruck ihres genuin eigenen individuellen Denkens.

Im wirklichen Historischen Materialismus sind die Arbeiter auch keine Heroen, und keine Opfer! Sondern immer selbst-bewußte, individual-bewußte Lebewesen, die wie alle Menschen:

Vernunftbegabt sind

Einsichtsfähig sind in ihr individuelles Leben

Geschichtsbewußt sind aber darin: weil sie ihr individuelles Leben im Verbunde mit einer gesellschaftlich-historischen Entwicklung sehen und erkennen.

Freiheitsbewußt sind

Rebellisch sind gegen Unrecht

Zukunftsorientiert sind in Bezug auf ein besseres Leben

Universell eingestellt sind, weil sie sich selber als Teil aller anderen begreifen: die Jugendlichen sprachen immer in ihren Schulen und Ausbildungsstellen so! In einem multikulturellen Raum!

Nur, wenn sie keine Perspektive erkannten oder wahrnahmen, tendierten sie zu Gewalt, zu Rassismus, zu Terror, und Fremdenfeindlichkeit: also ist doch das Fehlen einer Perspektive der Grund und die Ursache für Haß und Gewalt!

Das Fehlen eines Verwirklichungsbogens von Freiheit und Recht sind Grund und Ursache für den weltweiten Terror heute, für Nationalismus und für faschistoide Tendenzen und Kräfte.

Wenn Denken und Sein in einer großen Diskrepanz sich befinden, dreht der Mensch schlechterdings durch.

Das gilt aber nicht nur für Jugendliche!

Das gilt für alle!

Alle Menschen sind nicht nur vernunftbegabt, sondern auch sozial-gefährdet: der Mensch gelingt als Mensch immer nur in seiner dialektischen Einheit von geistiger, materieller und emotionaler/kultureller Freiheit.

Erst und nur im realen Bewußtsein von Freiheit und Recht gelingt der Mensch.

Wenn die Kluft zwischen Idee und Wirklichkeit zu groß ist, entstehen Gewalt und Terror.

Hegel nannte das einmal das „Unglückliche Bewußtsein!“

Und es spricht untrüglich für Hegel, daß seine Philosophie keine „abstrakte Geistmeierei“ ist, sondern soziales Gewissen auch.

Stalin und Hitlers sind ein anderes Kaliber: Bei beiden totalitären Formationen des 20ten Jahrhunderts kümmert sich die Politik nicht um den Menschen, sondern um die Schlacht im Bereich der Ideologie.

Beide Hauptverbrecher des 20ten Jahrhunderts haben mit Philosophie rein gar nichts zu tun.

Dieser Unterschied ist hoch zu beachten!

Der Mensch ist kein Opfer und er darf auch keines sein.

Schon Kant formulierte, daß der Mensch niemals zu einem Mittel gemacht werden darf, sondern immer selber nur Zweck sein soll!

Das aber unterschlägt die heutige Welt-Ökonomie: sie ist es, die über Leichen geht! Nicht die Philosophie!

Die Philosophie ist immer noch sehr nahe am Menschen, auch wenn sie nicht populistisch ist und sein darf: der Mensch ist kein einfaches Lebewesen: der Mensch will Würde und Recht, und das ist nicht „einfach“!

Würde und Recht sind eine hochkomplizierte Angelegenheit des Menschen, die aber rein individuell nicht realisierbar sind.

Würde und Recht sind geistige Horizonte des Menschen, aber keine platt-realen.

Und all dies ist universal so.

Die Jugend der ganzen Welt hat in Berlin gesprochen, und spricht in Berlin, und spricht in allen Städten und in allen Ländern dieser Welt: und das ist gut so!

Würde und Recht sind universale Dimensionen des Menschen.

Der Mensch ist keine Plattlaus.

Die Regierenden heute sind es aber.

Dazu kann aber der Mensch nichts.

Die Politik versagt, nicht der Mensch.

Der Geist ist willig, doch schwach ist das Fleisch des realen Seins.