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Mit Beginn der Adventszeit geht es mit riesigen Schritten auf Weihnachten zu. Nicht einmal vier Wochen liegen zwischen dem Anzünden der ersten Kerze auf dem Adventskranz und dem Heiligen Abend. Um die Wartezeit zu verkürzen, wurden in diesem Buch Geschichten, Gedichte und Gedanken über Ereignisse zusammengestellt. Da kommt ein Lama nach Bethlehem, ein kleiner Junge sehnt sich nach einem ganz besonderen Weihnachtsgeschenk, Katzen erzählen von ihren Erlebnissen mit der weihnachtlichen Dekoration, Kindheitserinnerungen an so manches Ereignis in der Advents- und Weihnachtszeit tauchen auf und ein Teil des Hauses wird zum Erlebnisort für Einblicke in die Vergangenheit.
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Seitenzahl: 86
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Fotos: Michaela und Andrea Rohn; S. → Jutta Schnell Zeichnungen auf S. → u. S. →: Ursula Reppmann-Wörsdörfer Lektorat der Texte: Ursula Reppmann-Wörsdörfer
Vorwort
01. Dezember: Zwei Elfchen
02. Dezember: Eisblumen
03. Dezember: Wie sich Weihnachten anfühlt und klingt
04. Dezember: Kein richtiger Weihnachtsbaum
05. Dezember: Das Christkind backt Plätzchen
06. Dezember: Mein Bischof Nikolaus
07. Dezember: Die „Klage“ des Knecht Ruprechts
08. Dezember: Die Schneekugel
09. Dezember: Ein Weihnachtswunder für
Opa Maunz
10. Dezember: Der improvisierte Christbaumschmuck
11. Dezember: Das Eselchen unterm Tisch
12. Dezember: Das lebende Weihnachtsgeschenk
13. Dezember: Der Wunschzettel
14. Dezember: Die Weihnachtsplätzchen der Mia-Oma
15. Dezember: Der Katzenweihnachtsbaum
16. Dezember: Das nervende Weihnachtsgedicht
17. Dezember: Das Rentier und der Weihnachtsengel
18. Dezember: Christbaumkugeln
19. Dezember: Auf dem Speicher
20. Dezember: Der Weihnachtsmann im Katzenrevier
21. Dezember: Plätzchenkrümel sind wie Tannennadeln
22. Dezember: Ein Lama kam nach Bethlehem
23. Dezember: Ein Geschenk für mich
24. Dezember: Das Jesuskind in des Engels Armen
Dank
Über die Autorin
Für alle, die kleine Auszeiten im Advent schätzen
Dezember schenkt ein sel’ges Licht, das heimlich durch das Dunkel bricht. Denn immer wenn die Weihnacht naht, dann streift ein Segen Herz und Pfad.
Alter Spruch
Im letzten Jahr brachte ich den Adventskalender „Im Advent kann viel geschehen“ heraus. Darin veröffentlichte ich nicht nur meine eigenen Beiträge, sondern auch diejenigen von drei Frauen aus unserem privaten Schreibkreis.
Ein solches Projekt ist für mich nicht ständig zu stemmen. Daher entschloss ich mich, 2023 zwar einen neuen Adventskalender aufzulegen, allerdings nur mit meinen eigenen Texten und Gedichten.
Es entstand wiederum ein buntes Potpourri von besinnlichen, heiteren und ungewöhnlichen Einblicken in die vielfältige Welt der Vorweihnachtszeit.
Goldgeglitzer,
Bunte Kugeln,
Plätzchenduft und Liederklang
Jedes Jahr im Dezember:
Weihnachtsfreudenlobgesang!
Lichterglanz, Kerzen brennen, Wachs tropft sacht. Niemand stört es heute: Weihnacht!
Im Hause der Witwe Martha Kärglich herrschte stets Schmalhans Küchenmeister. Elf Kinder hatte sie ihrem Heinrich geboren, von denen nur sieben überlebt hatten. Schon als ihr Ehemann noch lebte, musste sie jeden Pfennig zweimal umdrehen, damit es für alle reichte. Aber seit er vor vier Jahren beim Holzfällen von einem Baum erschlagen worden war, gab es oft nur das auf dem Tisch, was sie in Wald und Feld sammeln konnten.
Die beiden Ältesten, die Marie und der Georg, verdingten sich, seit ihrem siebten Lebensjahr, bei einem Gutsbesitzer. Den Hannes hatte sie zu einem Schneider in die Lehre geschickt. Der gute Mann hatte zwar kein Lehrgeld verlangt, dafür arbeitete der Knabe ausschließlich für zwei Mahlzeiten am Tag. Die siebenjährige Anna spann zuhause Wolle, die an eine Weberei in der Stadt geliefert wurde. Aber die Pfennige, die ihre Arbeiten einbrachten, glichen nicht den fehlenden Verdienst ihres Vaters aus.
Die Zwillinge Peter und Paul mit ihren sechs Jahren nahmen der Mutter im Stall, auf dem Feld und im Garten die Tätigkeiten ab, welche sie bereits verrichten konnten. Nur das jüngste Kind, Helene, genannt Lenchen, spielte noch, wie es sich für ein Mädchen von vier Jahren gehörte.
Lenchen war Marthas Sorgenkind, denn sie war in ihrem jungen Leben mehr krank als gesund gewesen. Dennoch war sie ihr das liebste von allen. Stets lachte die Kleine und brachte ihrer Mutter frische Blumen. Sobald ein Strauß der Wiesengewächse verblüht war, pflückte sie einen neuen. Selbst im Winter überredete sie einen der älteren Brüder mit ihr hinaus zu gehen und Zweige von den Sträuchern zu schneiden. Deren Knospen öffneten sich, wenn die Ästchen einige Zeit im warmen Wasser standen. Nicht immer blühten sie, aber zumindest trieben sie grüne Blätter.
In diesem Jahr allerdings trug es sich zu, dass Lenchen kurz vor Weihnachten mit einer schweren Erkältung das Bett hüten musste. Eigentlich hätte sie gerne den verwelkten Strauß ersetzt, aber dafür war sie viel zu krank.
Hustend, niesend und mit vor Fieber glühendem Gesichtchen, war das Kind kaum noch dazu in der Lage, etwas zu essen und zu trinken. Die kurzen Pausen, die ihm der Schlaf gönnte, waren eine Wohltat sowohl für Lenchen als auch für seine Familie. Alle befürchteten, dass die Kleine die schlimme Erkältung nicht überleben würde.
Martha hatte sich frei genommen, obwohl es gerade vor Weihnachten in der Küche des nahegelegenen Klosters viel zu tun gab. Einerseits hätte sie den Verdienst gut gebrauchen können, denn sie hätte gerne ihren Kindern wenigsten am Christfest eine sättigende Mahlzeit auf den Tisch gebracht. Andererseits sorgte sie sich viel zu sehr um ihre Jüngste.
Tag und Nacht wachte sie oder eines der Geschwisterkinder an Lenchens Bett. Alle nur erdenklichen selbst hergestellten Arzneien wurden dem Kind von ihnen eingeflößt. In regelmäßigen Abständen erneuerten sie die Wadenwickel, um das Fieber zu senken.
Aber lange Zeit sah es so aus, als würde nichts dem kranken Kind helfen können.
Lenchen hingegen beschäftigte, ob sie wach war oder träumte nur eines: Wie konnte sie ihrer Mutter einen neuen Strauß besorgen?
An Heiligabend sah sie in einen Fiebertraum ein kleines, goldgelocktes Kind, das sie an der Hand nahm und zu einer Wiese führte. Dort wuchsen Blumen aus Eis, die glitzerten, als wären sie aus Diamanten gefertigt. Sie sahen genauso aus, wie Lenchen sich diese wertvollen Steine immer vorgestellt hatte, wenn ihre Mutter ihr ein Märchen erzählt hatte.
„Du darfst dir so viele pflücken, wie du nur tragen kannst“, erlaubte das fremde Mädchen ihr lächelnd.
„Nein, ich werde nur wenige nehmen“, entschied Lenchen. „Es wäre schäbig, wenn ich den Bienen ihr Essen wegnehme.“
„Du bist ein gutes Kind“, sagte seine Begleiterin und schnitt mit einer goldenen Sichel einige Blumen ab. „Daher gebe ich dir die schönsten für deine Mutter mit.“
Ehe Lenchen den ihm entgegengestreckten Blumenstrauß in die Arme schließen konnte, wachte es auf. Erfreut merkte es, dass ihm nicht mehr so heiß wie in den letzten Tagen war. Desgleichen quälten es Husten und Schnupfen nicht mehr.
Das Kind sah sich erstaunt um. An seinem Bett saß die Mutter und blickte es im Schein der ins Fenster hereinlugenden Morgensonne erleichtert an. Auch Martha hatte festgestellt, dass ihre Jüngste über den Berg war. Tränen der Erleichterung liefen ihr über die Wangen, während sie mit ihrer rauen Hand über die Wange der Kleinen strich.
„Du musst nicht weinen, Mama“, forderte sie das besorgte Kind auf. „Jetzt wird alles gut.“ Dann wandte es seinen Blick dem Fenster zu und rief erfreut aus: „Sieh nur, welch herrliche Blumen mir das wunderschöne Kind für dich mitgegeben hat!“
Zunächst wusste Martha Kärglich nicht, was Lenchen meinte, doch als es auf das Fenster zeigte, sah auch sie die herrlichen Eisblumen, welche die Scheibe bedeckten.
„Jetzt brauche ich dir im Winter keine Zweige mehr zu schenken, Mama“, atmete das Kind erleichtert auf.
Seit diesem Weihnachtsmorgen bedeckten die Eisblumen nicht nur diesen ganzen Winter lang die Scheiben der Kate. Sie kehrten jedes Jahr, sobald es im Herbst fror, zurück und blieben, bis es wärmer wurde.
Weihnachten ist weich, wie ein rotes Samtkissen, auf das ich mich allzu gerne legen würde. Andererseits traue ich mich dann auch wieder nicht, den edlen Stoff zu zerknautschen.
Weihnachten ist aber auch hart wie die glänzenden Gold- und Silberkugeln am Baum. Dass diese filigranen Gebilde so zerbrechlich sind, will ich bei ihrem Anblick gar nicht glauben.
Weihnachten fühlt sich an wie die weichen, duftenden Nadeln des Tannenbaums. Schade nur, dass er eigentlich schon nicht mehr lebt, wenn er uns Freude bringt.
Weihnachten ist zart und festlich wie der Gesang in den Kirchen. Etwas Unfassbares, nicht Greifbares, erfüllt auch die Häuser, wenn die Familien gemeinsam Lieder singen.
Weihnachten klingt und fühlt sich an wie Schneeflocken, die sachte vom Himmel zur Erde schweben.
Weihnachten hört sich an wie das Gleiten der Schlittenkufen im frisch gefallenen Schnee. Hinzu kommen das Schnauben der Pferde und das leise Gebimmel der Glöckchen an ihrem Geschirr.
Weihnachten läuten die Kirchenglocken festlicher als zu anderen Zeiten im Jahreslauf. Es scheint, als wüssten sie, dass sie eines der drei Hochfeste mit ihrem Schwingen und den weit ins Land schallenden Tönen ankündigen.
An Weihnachten scheint die Zeit stillzustehen. Frieden und Ruhe kehren ein, nach den hektischen Adventstagen.
„Ein Weihnachtsbaum kann das nicht sein“,
sagt Lotti zu dem Bruder.
„Ich, Katerchen, bin noch recht klein,
doch läuft was aus dem Ruder.“
„‘ne Tanne sieht ganz anders aus“,
sinniert das Kitten weiter.
„Auch ist das hier kein Fichtenstrauß.
Das finde ich nicht heiter.“
Es schaut zur Spitze von dem „Baum“,
der ganz aus Draht geformt.
Man sieht‘s ihm an: Es glaubt es kaum,
dass dieses Ding genormt.
Der Leslie denkt nicht lange nach;
beschnüffelt eine Kugel.
„Der Ball ist kalt. Welch‘ Ungemach!
Ich glaub‘, dass ich das google!“
Noch schaut der Lotti an, den Baum,
weil er‘s nicht fassen kann,
da surft der Leslie im Net-Raum
und find‘ die Lösung dann.
„Der Baum ist eine Sparversion“,
erklärt er seinem Bruder.
„Es kaufte diese Sorte schon
lange das Menschen-Luder.“
„Hier steht, dass Kitten äußerst gern
die Einrichtung zerstören.
Doch liegt uns beiden das nicht fern?
Das können wir beschwören!“
„Den Tannenbaum“, so fährt er fort,
„würden wir besteigen,
als gäb‘ es keinen bess‘ren Ort!
Den Menschen werd‘ ich‘s zeigen!“
Schnell kommt der Leslie angebraust,
schlägt mit der Pfot‘ die Kugel
gar fest, dass sie heruntersaust –
So viel zu „Nas‘weis“ Google!
Wie war meine Kinderzeit noch voller Wunder. Erschien in der Adventszeit das Abendrot am Himmel, sagte mein Oma: „Das Christkind backt Plätzchen.“
Sogleich stellte ich mir eine Backstube im Reich der Wolken vor. Darin stand ein gemauerter Ofen, in den nicht einfach Backbleche mit den Teiglingen hineingeschoben wurden. In meiner Fantasie sah ich das Christkind – das stets ein kleines, blond gelocktes Mädchen war und mit dem Baby in der Krippe nichts gemein hatte – mit einem Brotschieber hantieren.