Wer gut schmiert, der gut stirbt - Ein fränkischer Gruselkrimi Thriller - Daniel Perl - E-Book

Wer gut schmiert, der gut stirbt - Ein fränkischer Gruselkrimi Thriller E-Book

Daniel Perl

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Beschreibung

Eine junge Werkstattleiterin wird ermordet in ihrer Ölwechselwerkstatt aufgefunden. Was zunächst wie ein ganz normaler Mordfall beginnt und Kommissar Bautzner in die Rotlichtszene sowie die Glücksspielszene der tschechischen Republik führt, entwickelt sich immer mehr zu einem Mysterium, das mit jeder Antwort noch mehr Fragen aufwirft. Während seiner Ermittlungen geschehen unheimliche und unfassbare Dinge, die den Kommissar irgendwann an seinem Verstand zweifeln lassen und in ihm Ängste auslösen, die er so noch nie erleben musste. Dies führt schließlich dazu, dass der Kommissar sich sogar mit übernatürlichen Erscheinungen und den Mythen und Sagen von Nürnberg und ganz Franken befasst und dabei feststellen muss, dass manche Mythen realer sind als er sich das vorstellen konnte.

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Seitenzahl: 231

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Besonders bedanken möchte ich mich bei meiner Frau, die mich mit ihren guten Ideen beim Schreiben dieses Krimis untersützt hat.

Text und Gestaltung: Copyright by Daniel Perl

Verlag:

Daniel Perl

c/o Gustav Perl

Wannisweg 4

94209 Regen

Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Inhaltsverzeichnis

Ohne jede Spur..................................................................S.1 Tag 1.................................................................................S. 6 Tag 2...............................................................................S. 24 Tag 3...............................................................................S. 29 Tag 4...............................................................................S. 32 Tag 5...............................................................................S. 50 Tag 6...............................................................................S. 65 Tag 7...............................................................................S. 77 Tag 8...............................................................................S. 93 Tag 9.............................................................................S. 108 Tag 10...........................................................................S. 117 Tag 11...........................................................................S. 124 Tag 12...........................................................................S. 131 Tag 13...........................................................................S. 137 Tag 14...........................................................................S. 147 Tag 15...........................................................................S. 166 Tag 16...........................................................................S. 194 Tag 18...........................................................................S. 199

Wer gut schmiert, der gut stirbt!

Ein Fränkischer Gruselkrimi

Daniel Perl

Ohne jede Spur

Es ist ein Tag wie jeder andere in der Ölwechselwerkstatt. Der ganze Hof ist voller Autos, deren Besitzer es nicht erwarten können bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen das Motoröl ihres Autos wechseln zu lassen. Manche beschweren sich, dass es nicht schnell genug geht, andere beschweren sich, dass das Öl zu teuer ist und bei manchen Kunden hat man das Gefühl, dass die Hitze ihre ohnehin schon bemerkenswerte Dummheit noch exponentiell verstärkt. Die angestellten Mechatroniker der Werkstatt können es einfach nicht verstehen, dass man bei diesem Wetter nichts besseres zu tun hat als das Motoröl seines Autos wechseln zu lassen. Aber, sie müssen es auch nicht verstehen, sie müssen nur wissen wie man einen Ölwechsel duchführt, nicht warum man ihn durchführen lässt.

Wie man ihn durchführt, das verstehen die Jungs allerdings. Im Minutentakt verlässt ein Auto nach dem anderen die Werkstatt und gleichzeitig fährt eines nach dem anderen in die Werkstatt um sein Öl, besser gesagt sein Lebenselixier, gewechselt zu bekommen.  

Wie man es in einer Kfz-Werkstatt vermuten würde riecht es nach Öl, Benzin und Diesel, es ist dreckig und laut und ab und zu hört man auch einen Mechatroniker fluchen, warum die größten Schrottkübel der Stadt genau hier zum Ölwechsel kommen müssen und nicht schon vor dem Ölwechsel, sondern erst direkt danach endgültig den Geist aufgeben. Es ist wirklich faszinierend, aber anscheinend verträgt ein Motor, nachdem er fünf Jahre lang mit dem gleichen und außerdem noch völlig falschem Öl befüllt war, das für ihn zugelassene Motoröl gar nicht mehr. Sei es, wie es sei, auch heute steht wieder so ein gutes Stück in der Werkstatt und qualmt vor sich hin.

>> Tja, das war es dann wohl, Motorschaden.<< muss die Werkstattleiterin feststellen. >> Das ist doch jetzt ein Witz! Ich mache bei euch einen Scheiss Ölwechsel und ihr verursacht einen Motorschaden << wütet der Kunde.

>> Naja, was soll man auch erwarten in so einer Billigbude, die sogar von einer Frau geführt wird. Eigentlich hätte ich es ja wissen müssen, aber natürlich habe ich das Glück, dass genau mir sowas passiert << fährt der Kunde fort. Die Werkstattleiterin erklärt dem Kunden, dass der Kollege, der den Ölwechsel durchführte, seit Jahren zuverlässig und fehlerfrei arbeitet und der Motorschaden nicht daher rührt, dass er einen Fehler gemacht hat. Viel eher liegt es daran, dass das Motoröl fünf Jahre lang nicht gewechselt wurde und der Motor nun das neue Öl gar nicht mehr verträgt, da es ihm wohl zu wenig verschlammt war.

Der Kunde ist da anderer Meinung und streitet noch weiter lauthals mit der Werkstattleiterin, bis ein Lastwagen des ADAC eintrifft und das beschädigte Fahrzeug abschleppt.

Die anderen Kunden sind von dem Vorfall wenig beeindruckt, denn sie wollen einfach nur so schnell und günstig wie möglich ihren Ölwechsel. Auch der nächste Kunde macht es der Chefin und einzigen Kfz-Mechatronikerin in der Firma nicht einfach.

>> Machst du billigste Öl!<< sagt er in einem unfreundlichen Befehlston in gebrochenem Deutsch zu ihr. >> Tut mir leid, aber dieses Öl ist für ihr Fahrzeug nicht freigegeben. Ich kann ihnen nur ein 5W30 Öl einfüllen<< antwortet die Kfz-Mechatronikerin.

>> Das meine Auto, machst du Öl was ich sage! Du Frau, du nix wissen von Auto! << schreit der Kunde die Kfz-Mechatronikerin an.

Dieser wird es nun zu blöd und auch sie beginnt zu schreien.

>> Wissen sie was, lecken sie mich doch am Arsch und fahren woanders hin<<

Der Kunde schweigt kurz, da er mit so einer Antwort nicht gerechnet hat.

>> Ich fahren woanders hin weil du scheisse Mechaniker und ganz schlechte Mensch. Ganz schlechte Mensch bist du! << erwidert er aber dann noch zum Schluss.

Die Kfz-Mechatronikerin öffnet das Tor und mit Vollgas verlässt der Kunde die Werkstatt. Die anderen Kfz-Mechatroniker, die den Vorfall beobachtet haben, lachen nur kurz, dann arbeiten sie weiter, denn solche Vorfälle sind hier an der Tagesordnung.

Vor drei Jahren, als sie noch nicht Chefin der Ölwechselwerkstatt war, hätte die Kfz-Mechatronikerin nach so einem Vorfall wahrscheinlich eine etwas längere Atempause gebraucht oder vielleicht sogar auf der Toilette geweint, doch mittlerweile ist sie abgehärtet und lässt solche Erlebnisse gar nicht mehr an sich heran. Genau wie ihre Kollegen arbeitet sie einfach weiter bis der Hof leer ist und endlich Feierabend ist.

Um zehn Minuten nach dem offiziellen Feierabend verlässt das letzte Auto die Werkstatt, die Werkstattleiterin schaltet das Licht aus und jeder Mechatroniker schließt sein Tor. Wieder einmal ist ein Tag geschafft und so froh wie heute war die Kfz-Mechatronikerin schon lange nicht mehr.

>> Hey Chefin, willst du mit uns noch ein Bier trinken? Aber bitte schrei uns nicht gleich an wenn du keine Lust hast<< witzelt ihr Angestellter Stefan.

>> Ach weißt du was Stefan, du kannst mich auch am Arsch lecken. Jeden Tag kann ich mir diese Scheisse anhören, dass ich von Autos keine Ahnung habe, nur weil ich eine Frau bin. Schön langsam nervt es gewaltig<< antwortet die Chefin Vroni.

>> Ach nimm doch diese Idioten nicht so ernst, es gibt genug Kunden die nur zu dir wollen, also kannst du ja nicht so schlecht sein. Komm, jetzt trinken wir noch ein Bier und dann reicht es für heute<< lässt Stefan sie wissen. Vroni ist einverstanden und zusammen mit Stefan und zwei weiteren Kollegen trinkt sie noch ein Feierabendbier, bevor sie dann endgültig nach Hause fährt.

Es ist schon spät als sie zu Hause ankommt. Sie geht hoch in ihre Zwei-Zimmer-Wohnung, wirft ihre Jacke einfach auf das Bett und nimmt erst einmal eine Dusche. Eine Dusche, das ist oft sogar das Beste am ganzen Tag. Vor allem nach einem Tag wie heute. Nach der Dusche geht Vroni direkt ins Bett. Sie legt sich auf den Rücken, schließt die Augen und versucht zu schlafen.

Doch es klappt nicht. Der heutige Kunde geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Normalerweise ist so ein Vorfall schnell vergessen, aber dieser Kunde beschäftigte sie. Sie versteht einfach nicht, was Männer für ein Problem haben, wenn eine Frau einen sogenannten Männerberuf ausübt und warum man von vornherein davon ausgeht, dass sie es nicht so gut kann wie ein Mann. Als könnte man die Kompetenz einer Person am Geschlecht festmachen. Außerdem kann sie nicht verstehen, warum manche Kunden so persönlich werden. Schon öfters wurde sie von Kunden als dumme Schlampe oder Nutte bezeichnet wegen Kleinigkeiten, die für einen normalen Menschen völlig belanglos wären. Aber nicht für solche Männer, die brauchen das anscheinend, dass sie Frauen beschimpfen und herabwürdigen können. Einer hat ihr sogar mal Schläge angedroht und dass "sie ihm nachts besser nicht begegnen soll". Zum Glück ist bisher nie etwas passiert, denn dafür haben solche Männer anscheinend dann doch nicht den Mut, dass sie verwirklichen, was sie gerne androhen. Während Vroni sich ihre nicht so tollen Erlebnisse durch den Kopf gehen lässt, wird sie immer schläfriger, bis sie dann schließlich doch einschläft.

Tag 1

Auch der nächste Tag beginnt wie immer. Nun, fast wie immer. Der Angestellte Stefan Frischbier will die Werkstatt aufschließen, bemerkt aber, dass diese bereits aufgeschlossen ist. Das ist ziemlich komisch, denn er ist der einzige, der neben der Chefin einen Schlüssel hat und diese kommt erst 15 Minuten nach ihm in die Arbeit.

>> Naja, wahrscheinlich hat sie wohl gestern vergessen zuzusperren. War ja auch wieder ein stressiger und langer Tag. Aber in Zukunft sollte sie echt mehr bei der Sache sein. Wenn ein Diagnosegerät für mehrere Tausend Euro oder das Tablet gestohlen wird, bekommt sie den Anschiss ihres Lebens. Und darauf ist sie vermutlich nicht wirklich scharf << denkt sich Stefan Frischbier.

Er geht die Treppe hoch zum Büro, dass zu seiner Erleichterung noch verschlossen ist. Damit ist schonmal sicher gestellt, dass nicht eingebrochen wurde und keine Wertgegenstände gestohlen wurden. Er schaltet den Computer an und will alles Nötige für den kommenden Arbeitstag vorbereiten. Während seiner Vorbereitungen wirft er ab und zu einen Blick aus dem Fenster des Büros, entweder vor die Werkstatt, vor der bereits die ersten Kunden warten oder in die Werkstatt selbst. Erst nach mehreren Blicken in die Werkstatt fällt ihm auf, dass auf der letzten Arbeitsbühne etwas im Netz liegt.

>> Die faulen Schweine waren wohl gestern wieder zu faul zum Aufräumen und anstatt die Sachen selber runter zu tragen, haben sie sie einfach auf das Netz geworfen in der Hoffnung, dass sie jemand anderes von unten aufräumt! << denkt sich Stefan Frischbier und will sich genauer anschauen, was da im Netz liegt. Er verlässt das Büro in Richtung der fünften Arbeitsbühne und überlegt dabei, wer seiner Kollegen wohl gestern wieder zu faul zum Aufräumen war. Bevor er jedoch zu einem Ergebnis kommt, trifft ihn fast der Schlag und er rennt schon fast panisch zur Bühne fünf.

>> Boah Scheisse, Vroni! << ruft er laut aus, als er sieht, was oder besser gesagt wer da im Netz liegt. Es ist seine Chefin Vroni Langschuster, die regungslos im Netz der Arbeitsbühne liegt, das den oberen Bereich der Arbeitsbühne vom unteren Bereich der Arbeitsbühne trennt. Mit ganzer Kraft zieht er die Werkstattleiterin Vroni aus dem Netz hoch, fühlt ihren Puls und muss entsetzt feststellen, dass dieser nicht vorhanden ist. So schnell es ihm mit seinen zitternden Händen möglich ist, holt er sein Handy aus der Hosentasche und wählt den Notruf, bevor er mit der Wiederbelebung beginnt.

Nach nur wenigen Minuten treffen die Sanitäter ein und mit aufgeregter Stimme schildert Stefan Frischbier den Sanitätern den Fall. Die Sanitäter selbst können nur noch den Tod von Vroni Langschuster feststellen und rufen die Polizei, da es sich nicht ausschließen lässt, das es sich um einen Mord handelt. Ein Mord in einer Ölwechselwerkstatt. Manch einer würde jetzt Witze machen, dass einem Kunden wohl das falsche Öl eingefüllt wurde und er dafür den Mechaniker umgebracht hat. Spätestens jetzt kann Stefan Frischbier und wahrscheinlich auch keiner seiner Kollegen mehr darüber lachen.

Wenige Minuten später treffen mehrere Polizeibeamte ein, sperren den Tatort ab und sichern alle Spuren. Weitere zehn Minuten später fährt ein alter, tannengrüner Subaru Forester auf den Parkplatz der Ölwechselwerkstatt. Ein etwas müde wirkender Mann mitte Dreißig steigt aus dem Auto aus und geht direkt auf die Sanitäter zu. Diese teilen dem Mann, der sich als Kriminalhauptkommissar Bautzner vorstellt, mit, dass die junge Frau tot im Fangnetz der Werkstatt von ihrem Angestellten gefunden wurde und die Todesursache noch unklar ist, ein Mord jedoch nicht ausgeschlossen werden kann.

Kriminalhauptkommissar Bautzner wendet sich Stefan Frischbier zu.

>> Guten Tag, Franz Bautzner. Sie haben die Leiche gefunden? << will er von Stefan Frischbier wissen.

>> Stefan Frischbier, ja heute morgen, nachdem ich die Werkstatt aufgesperrt habe. << antwortet dieser.

>> Also, ich stelle ihnen als erstes die Standardfragen. Hatte die Ermordete irgendwelche Probleme mit Kollegen? Oder gab es einen eifersüchtigen Freund oder Mann, dem es nicht gepasst haben könnte, dass seine Frau mit lauter Männern zusammenarbeitet? Gibt es sonst irgendwelche Hinweise, die sie uns geben könnten? << will Kommissar Bautzner wissen.

>> Also Probleme unter Kollegen gab es überhaupt nicht, die Vroni war sehr beliebt sogar, auch als Chefin. Für die Männer war es eine willkommene Abwechslung, dass hier mal eine Frau mit ihnen zusammen arbeitet. Einen Ehemann oder sowas in der Art hatte die Vroni nicht, soviel ich weiß hatte sie nicht einmal einen Freund. Ich muss aber dazu sagen, dass ich nicht soviel über ihr Privatleben weiß. Am besten fragen sie den Weidenhammer Mich, der arbeitet seit fünfzehn Jahren hier und kennt sie von allen am besten und kann ihnen bestimmt weiter helfen. Ich muss mich jetzt erstmal von dem Schock erholen und mit meinen Vorgesetzten abklären, wie der Betrieb hier weiter geführt werden soll. << lässt Stefan Frischbier Kriminalhauptkommissar Bautzner wissen.

Dieser bedankt sich für die Informationen, lässt sich noch die Adresse von Mich Weidenhammer, der bis jetzt noch nicht anwesend ist, geben und verabschiedet sich.

Auf direktem Weg fährt der Kommissar zur Wohnung von Michael Weidenhammer. Als er klingelt, dauert es eine Weile, bis ihnen ein völlig verschlafener Mann im Unterhemd die Tür öffnet.

>> Herr Weidenhammer? << will der Kommissar wissen.

>> Ja, wie er leibt und lebt << antwortet Michael Weidenhammer mit einem leichten Grinsen.

>> Ja, von mir aus. Ich bin von der Kriminalpolizei. << fährt der Kommissar fort.

Michael Weidenhammer wundert sich etwas.

>> Schickt die Chefin jetzt schon die Kripo um mich abholen zu lassen, wenn ich verschlafe? << witzelt er.

>> Ihre Chefin Frau Langschuster schickt niemanden mehr irgendwo hin, denn sie wurde heute in der Kfz-Werkstatt, in der sie zusammen arbeiten, tot aufgefunden. Vermutlich war es Mord. Ihr Kollege Herr Frischbier hat mir den Hinweis gegeben, dass sie mir mehr über das Opfer erzählen können. << erklärt Kommissar Bautzner in einem etwas emotionslosem Ton.

Michael Weidenhammer starrt den Kommissar fassungslos an und wird ganz bleich.

>> Die Vroni. Tot? <<

Wortlos geht er in seine Wohnung und setzt sich an seinen Tisch in der Küche. Kommissar Bautzner folgt ihm und setzt sich zu ihm an den Tisch.

>> Herr Weidenhammer, mir ist klar, dass dies ein großer Schock für sie ist. Sie können sich auch gerne noch etwas Zeit nehmen, um alles zu verarbeiten. Aber es würde mir sehr helfen, wenn sie mir alles sagen, was sie über Frau Langschuster wissen. Gab es private Probleme? Hatte sie einen Freund? War vielleicht ein Kollege in sie verliebt oder gab es da Probleme. Hat sie eine Familie oder enge Freunde? Was machte sie in ihrer Freizeit und was war sie generell für ein Mensch? << will der Kommissar von Michael Weidenhammer wissen.

Dieser aber starrt mit einer völligen Leere in den Augen auf die Mitte des Küchentisches. Nach zwei Minuten öffnet er zögerlich den Mund und beginnt zu sprechen.

>> Also Probleme hatte die Vroni keine, die war immer gut drauf. Sie hat mir auch nie von Problemen erzählt, obwohl wir uns eigentlich alles erzählt haben, zumindest was man sich so unter Kollegen erzählen kann. Einen Freund oder sowas in der Art hatte sie nicht. Ich kenne sie seit fünf Jahren und da gab es nie einen Mann. Sie hat auch nie über dieses Thema geredet. Also soviel ich weiß gab es keinen Kollegen, der ein Auge auf sie geworfen hätte.

Familie hatte sie keine, ihre Eltern sind bereits tot und Geschwister hatte sie keine, sie war hier ganz allein. Ich muss zugeben, ich weiß nicht viel über ihre Freizeitaktivitäten. In der Arbeit hat sie des öfteren Kartenspielturniere veranstaltet, da war sie voll in ihrem Element und konnte gar nicht aufhören zu spielen. Manchmal war sie wie besessen davon und ging uns allen schon auf die Nerven, wenn sie immer noch eine Runde und noch eine Runde spielen wollte. Aber mehr weiß ich ehrlich gesagt nicht.

Ja was war die Vroni für ein Mensch. Sie war auf jeden Fall nicht die typische Frau. Sie war auch keine Tussi oder Zicke, auch keine Sexbombe nach der sich die Männer umdrehen. Sie war aber nicht unattraktiv und hätte schon was aus sich machen können um den Männern zu gefallen, aber das war ihr anscheinend egal. Was uns Kollegen gut gefiel an ihr war ihre kumpelhafte Art. Mit ihr konnte man abends ein Feierabendbier trinken, sich über Kunden lustig machen und sie konnte auch über Witze lachen, über die jetzt eine feine Dame nicht lachen würde, wenn sie verstehen was ich meine. Ja und auf das liebe Geld war sie ganz scharf, da war sie dann doch ausnahmsweise eine richtige Frau. Aber sie hat ihr Geld nicht ausgegeben, die war richtig sparsam, ja eigentlich richtig geizig und saß auf ihrem Geld wie ein Huhn auf ihren Eiern. Der ist nicht ein Cent ausgekommen, das kann ich ihnen garantieren! <<

Nach dieser Aussage starrt Michael Weidenhammer wieder auf den Tisch.

>> Vielen Dank Herr Weidenhammer, sie haben mir sehr weiter geholfen. Falls ich weitere Fragen habe, melde ich mich nochmal. Ich finde den Weg zur Tür alleine. << erklärt der Kommissar, steht auf und verlässt die Wohnung.

Vor dem Haus steigt er in seinen Subaru Forester ein, holt sein Diktiergerät aus dem Handschuhfach und drückt den Aufnahmeknopf.

>> Fassen wir einmal zusammen. Eine junge Frau, die in einem Männerberuf arbeitet, keine Familie oder Freunde hat, auch keinen Mann oder Freund, obwohl sie bei Männern durchaus Chancen hätte. Klingt für mich etwas komisch. Außer, wenn sie lesbisch gewesen wäre. Dann würde es Sinn ergeben. Sie hatte keinen Mann, weil sie lesbisch ist. Sie hat keinen Kontakt zu ihrer Familie, weil diese nicht akzeptieren kann, dass sie lesbisch ist. Und sie hat nichts mit irgendeinem Kollegen, obwohl sie bei denen gut ankommt und sie mit ihnen auch ihre Freizeit verbringt beim Kartenspielen oder ähnlichen Aktivitäten.

Andererseits, das war keine Lesbe. Sie sah nicht aus wie eine Lesbe und mein Gefühl und meine langjährige Berufserfahrung sagen mir, dass sie keine Lesbe war. << schlussfolgert Kommissar Bautzner.

Er stoppt die Aufnahme und überlegt, wie er weiter ermitteln soll. Als erstes will er nach weiteren Zeugen suchen und beschließt daher, noch einmal zur Ölwechselwerkstatt zu fahren.

Dort angekommen, muss er erst einmal einen Parkplatz finden, denn es ist die Hölle los. Der gesamte Hof sowie die Zufahrtsstraße sind voll mit Autos, für deren Fahrer es anscheinend kein Problem ist, mehr als eine Stunde auf einen Ölwechsel zu warten. Kommissar Bautzner parkt auf dem Nachbargelände der Werkstatt und spaziert erst einmal auf dem Gelände der Werkstatt herum, um den Betrieb zu beobachten.

Ein Auto fällt ihm dabei sofort ins Auge. Es ist ein Audi A4 in so einem knalligen Pink, dass es unmöglich ist, das Auto längere Zeit ohne bleibende Augenschäden zu betrachten. Aber nicht nur das Auto ist eine Qual für jeden gesunden Sehnerv, auch die Fahrerin leidet an Geschmacks-verirrungen, für die sie der Kommissar eigentlich direkt verhaften könnten.

>> Das ist eine Nutte! << denkt sich Kommissar Bautzner beim ersten Anblick voller Überzeugung.

Auch das weiß er aufgrund seiner Berufserfahrung und seinem untrügerischen Bauchgefühl. Wobei es in diesem Fall tatsächlich eindeutig ist, dass es sich bei dieser Dame um keine Hausfrau handelt, die neben dem Wocheneinkauf und dem Abholen der Kinder von der Schule noch schnell einen Ölwechsel durchführen lässt.

Die Dame hat lange, knallig pinke Fingernägel und ist sehr auffällig geschminkt. Dazu die hautenge Kleidung, die Piercings, die Frisur und natürlich das Auto.

>> Genau so schaut eine Nutte aus! << denkt sich der Kommissar und beobachtet die Frau weiter.

Nach wenigen Minuten ist sie nun an der Reihe zum Öl wechseln und fährt in die Werkstatt ein. Lauthals begrüßt sie den Mechatroniker

>> Challo Stäfan, Vroni heute nix hier? << Stefan antwortet, dass Vroni hier nicht mehr arbeitet. Die Frau im pinken Audi ist entsetzt.

>> Aber war so nätte Mädchen, warum nix mehr arbeitet hier? << will die Frau wissen.

>> Also Libuše, das kann ich dir leider nicht sagen. Aber keine Angst, ich mache den Ölwechsel genau so gut wie Vroni. << versichert ihr Stefan.

Es dauert tatsächlich nur zehn Minuten, dann ist der Ölwechsel erledigt. Die Frau mit dem pinken Audi holt ihren Geldbeutel raus, der fast vor Geld platzt. Es befinden sich bestimmt fünftausend Euro im Geldbeutel in grünen und gelben Scheinen. Die Frau gibt dem Mechatroniker Stefan Frischbier zwanzig Euro Trinkgeld und verabschiedet sich mit den Worten >> Danke Stäfan, bist du bäste! << und verlässt die Ölwechselwerkstatt.

Der Kommissar will eigentlich dem Auto hinterherlaufen um zu sehen, in welche Richtung es fährt, als er aus der Werkstatt angesprochen wird. >> Guten Tag, haben sie eine Frage oder brauchen sie einen Ölwechsel? << will der neue Werkstattleiter Herr Yaldirim wissen.

>> Ich, nein! Ich fahre einen Subaru, der braucht nichts und hält trotzdem mindestens dreißig Jahre << antwortet Kommissar Bautzner.

Der neue Werkstattleiter schaut ihn etwas skeptisch an, auch wenn er solche schwachsinnigen Aussagen schon öfter in seinem Leben gehört hat.

>> Aber ich bin auch nicht wegen meinem Auto hier, sondern wegen dem Mord an Frau Langschuster. Mein Name ist Bautzner, ich bin von der Kriminalpolizei und ermittle in dem Fall. << stellt der Kommissar sich vor.

Herr Yaldirim bittet Herrn Bautzner in sein Büro und verschließt die Tür.

>> Herr Yaldirim, sie leiten ab heute also die Werkstatt. Es gab doch bestimmt schon viel Gerede in der Firma über den Tod von Frau Langschuster. Können sie mir vielleicht weiter helfen, wer Frau Langschuster ermordet haben könnte. Oder wer als Zeuge in Frage käme? << möchte der Kommissar von Herrn Yaldirim wissen.

Dieser erklärt ihm, dass es natürlich viel Gerede gibt, aber es bis jetzt niemanden gibt, der als Täter tatsächlich in Frage käme. Es gibt auch keine Zeugen, aber der Werkstattleiter rät dem Kommissar, dass er sich bei der Tankstelle, die sich direkt neben der Ölwechselwerkstatt befindet, zu erkundigen, ob deren Überwachungskameras etwas aufgezeichnet haben.

Kommissar Bautzner bedankt sich für den Hinweis und verabschiedet sich von Herrn Yaldirim. Auf direktem Weg geht er zu der Tankstelle, die sich direkt neben der Ölwechselwerkstatt befindet.

>> Guten Tag, Bautzner ist mein Name, Kriminalpolizei. Ich hätte ein paar Fragen, haben sie kurz Zeit? << stellt Kommissar Bautzner sich vor. Die Angestellte der Tankstelle schaut ihn mit leichtem Entsetzen an.

>> Ja, ja natürlich. Es geht um die tote Werkstattleiterin oder? Was möchten sie denn wissen? << fragt die Angestellte nach, die jetzt mehr neugierig als entsetzt wirkt.

>> Mir wurde gesagt, dass die Tankstelle mit Kameras überwacht wird. Meine Frage ist nun, welche Bereiche überwacht werden und ob die Aufnahmen gespeichert werden. << erklärt Kommissar Bautzner.

>> Also wir überwachen den gesamten Bereich der Zapfsäulen, den Haupteingang und den Nebeneingang für das Personal. Haben sie denn schon einen Verdacht, wer es gewesen sein könnte? << antwortet die Angestellte. Kommissar Bautzner atmet tief durch. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen kann, ist eine neugierige Tratschtante, die ihn ausfrägt und zum Schluss noch die Ermittlungen erschwert mit ihrem Gerede.

>> Nein es gibt keine Verdächtige, außer sie haben einen Verdacht. Kann man auf den Aufnahmen auch die Ölwechselwerkstatt oder zumindest einen Teil davon sehen? << will der Kommissar wissen und gibt der Angestellten mit seinem Blick zu verstehen, dass er eine kurze und knappe Antwort erwartet.

>> Ja, aber kommen sie doch einfach mit. << weist die Angestellte den Kommissar an und führt ihn in ein Hinterzimmer der Tankstelle, in dem man in Echtzeit sehen kann, was die Kameras aufzeichnen. Kommissar Bautzner betrachtet die Bilder ganz genau.

>> Denken sie die Kameras haben den Täter gefilmt? << fragt die Angestellte zögerlich.

>> Ich brauche die Aufnahmen von Kamera drei, vier und fünf. << befiehlt ihr der Kommissar ohne ihre Frage zu beantworten.

>> Also ich kenne mich mit den Kameras ja überhaupt nicht aus. Außerdem muss ich erst meinen Chef fragen, ob ich das darf. << erwidert die Angestellte.

>> Ja dann fragen sie ihren Chef, aber schnell! << weist der Kommissar die Angestellte in harschem Ton an.

>> Hach das ist ja alles so aufregend! << juchzt diese während sie in einen anderen Raum läuft.

Aus dem Nebenzimmer kann der Kommissar einen Teil des Gesprächs mithören.

>> Ja Guten Tag Herr Braun. Nein nein, niemand ist ihnen an ihren BMW M5 Competition gefahren. Nein Herr Braun, ich habe ihr Auto immer im Auge, es befinden sich keine Jugendliche in der Nähe ihres Autos. Nein Nein Herr Braun, die Sonne scheint nicht auf ihren BMW M5 Competiton und bleicht den Lack aus. Aber hier ist ein Herr von der Kriminalpolizei, der ... << klärt die Angestellte ihren Chef auf, leider kann der Kommissar den Rest des Gesprächs nicht mehr mithören.

Nach wenigen Minuten kehrt sie zurück und erklärt Kommissar Bautzner, dass ihr Chef damit einverstanden ist, dass sie ihm die Aufnahmen aushändigt.

Sie öffnet einen Kasten unter den Kameras und übergibt dem Kommissar drei Festplatten.

>> Denken sie der Mörder ist auf den Aufnahmen zu sehen? << fragt die Angestellte vorsichtig während sie den Kasten wieder verschließt.

>> Vielen Dank, sie haben mir sehr geholfen. << antwortet der Kommissar und verlässt die Tankstelle mit einem genervten Blick.

Gerade als er in seinen alten Subaru Forester einsteigen will, klingelt sein Handy.

>> Alles klar Norbert, ich war sowieso auf den Weg zur Dienststelle, dann schau ich als erstes bei dir vorbei. << teilt der Kommissar seinem Gesprächspartner mit und beendet das Telefonat. Er steigt in seinen Subaru ein, startet den Motor, der nach 400.000 Kilometern Laufleistung immer noch läuft wie am ersten Tag, legt einen Gang ein und fährt zurück zur Dienststelle.

Dort angekommen, macht er sich direkt auf den Weg in die Pathologie. >> Servus Norbert, wissen wir schon mehr über das Opfer? << will Kommissar Bautzner vom Pathologen Norbert Fuchtelmeier wissen.

>> Ja also es war auf jeden Fall kein gewöhnlicher Tod. Ursache ist Tod durch Ertrinken. << erklärt der Pathologe.

>> Tod durch Ertrinken? Ist sie in ein Ölfass gefallen und da drinnen ertrunken oder wie? << fragt Kommissar Bautzner etwas ungläubig nach. Der Pathologe seufzt, dann fährt er fort.

>> Ja gut in einem Ölfass ertrinken, da muss man sich schon sehr blöd anstellen. Aber Tatsache ist, dass ihr Magen und ihre Lungen voller Motoröl waren. Es waren sogar mehrere Liter. Also es war auf jeden Fall Mord, das ist sicher. Die Frage ist jetzt nur, wie das Motoröl in ihren Magen und ihre Lunge kam. <<

Kommissar Bautzner überlegt.

>> Ermittelst du immer noch alleine? << fragt Norbert Fuchtelmeier nach und betrachtet den Kommissar mit einem prüfenden Blick.

>> Ja, wie immer. Du weißt doch, ich rede nicht gerne und zuviel Bla Bla ist Gift für meine sensible Psyche. << erklärt Kommissar Bautzner während ihn Norbert Fuchtelmeier jetzt mehr mit einem zweifelnden Blick betrachtet.

>> Als sensibel würde ich dich jetzt nicht beschreiben. << antwortet Norbert Fuchtelmeier und blickt ihn weiter an.

>> Wenn es um zuviel Bla Bla geht kann ich sehr sensibel reagieren! << entgegnet Kommissar Bautzner, diesmal in einem etwas gereizterem Ton.

>> In deinem Beruf ist die Kommunikation aber das A und O, aber das weißt du ja selbst. << erwidert Norbert Fuchtelmeier belehrend.

>> Man kann auch mit wenigen Worten viel sagen. Weißt du warum die Italiener oder die Spanier schneller reden als die Deutschen? Damit sie in der gleichen Zeit die gleiche Menge an Informationen übermitteln können wie ein Deutscher und dazu noch viel unnötiges Bla Bla von sich geben können, das niemand braucht. << klärt Kommissar Bautzner sein Gegenüber auf, der schweigend eine Augenbraue hochzieht und den Kopf schüttelt.

>> Ein Partner würde dir gut tun. Der Karl-Heinz ist ja jetzt doch schon ein paar Jahre tot. << rät der Pathologe Kommissar Bautzner, der die Leiche betrachtet.

>> Sieben Jahre ist er jetzt tot. Trotzdem brauche ich keinen Partner. Er hat mir alles beigebracht, was ich wissen muss, deswegen brauche ich keinen Partner. Gibt es Spuren an der Leiche? Fremde DNA unter den Fingernägeln oder etwas in der Richtung? << will der Kommissar wissen während er die Leiche weiter betrachtet.