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Erzählt wird in dieser Chronik die Geschichte der Weserpioniere der Bundeswehr von ihren Anfängen im Jahr 1956 bis heute. Der interessierte Leser findet hier die wechselvolle Geschichte des Pionierkommandos 1 aus Minden, das ein Truppenteil des ehemaligen I. Korps aus Münster gewesen ist und dann über die Pionierbrigade 20 in die Pionierbrigade 100 und zum Schluss in das Pionierregiment 100 umgegliedert wurde. In den Weserstädten Hannoversch-Münden, Höxter, Holzminden, Minden, Nienburg und Barme (Dörverden) waren Pionierbataillone oder Panzerpionierkompanien stationiert, die zu den sogenannten Weserpionieren gehörten. Zudem findet der interessierte Leser auch Informationen zu der Luftlandepionierkompanie 270, die in Minden aufgestellt wurde und heute in Seedorf - zwischen Bremen und Hamburg gelegen - stationiert ist sowie die Panzerpionierkompanie 310 aus Delmenhorst. Bis auf das heutige Panzerpionierbataillon 1 aus Holzminden und das Deutsch-Britische Pionierbrückenbataillon 130 aus Minden wurden alle hier vorgestellten Pionierverbände im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr seit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 aufgelöst.
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Seitenzahl: 81
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Vorwort General der Pioniertruppe Uwe-Alexander Becker
Vorwort Autor Uwe Walter
Mindener Pionierkommandos
Pionierkommando 1
Pionierbrigade 20
Pionierbrigade / Pionierregiment 100
Pioniere am Bundeswehrstandort Hannoversch-Münden
Pionierbataillon 2
Panzerpionierkompanie 60
Pioniere am Bundeswehrstandort Höxter
Pionierbataillon 7
Panzerpionierkompanie 210
Pioniere am Bundeswehrstandort Holzminden
Pionierbataillon / Panzerpionierbataillon 1
Panzerpionierkompanie 10
Pioniere am Bundeswehrstandort Minden
Pionierbataillon 110
Amphibisches Pionierbataillon 130
Pionierbrückenbataillon 160 (GE, nicht aktiv)
in Minden aufgestellt: Luftlandepionierkompanie 270
Pioniere am Bundeswehrstandort Nienburg und Dedelstorf
Panzerpionierkompanie 330/30 und 30/330
Pioniere am Bundeswehrstandort Barme (Dörverden)
Das „alte Pionierbataillon 11
Das „neue“ Pionierbataillon 11 (1993 – 1997)
Pionierbataillon 120
Panzerpionierkompanie 320
Die Panzerpionierkompanie 310 aus Delmenhorst
Quellenangaben, Danksagungen und Anhang
„Was lange währt, wird endlich gut“ sagt ein altes deutsches Sprichwort und dieses Sprichwort hat sich bei der Erstellung der „Geschichte über die Weserpioniere der Bundeswehr“ bewahrheitet.
Die ersten Ideen über die Weserpioniere etwas zu veröffentlichen habe ich bereits zum Jahreswechsel 2018/2019 entwickelt und dann angefangen in meinem unzähligen Fundus an Standortbroschüren und Büchern zu Recherchieren. Bedingt durch die lange anhaltende Corona-Pandemie, die glücklicherweise nun vorbei ist, konnten teilweise die gewünschten Besuchstermine in den entsprechenden Traditionsräumen, Stadtarchiven, an der Pionierschule in Ingolstadt, im Bundesarchiv in Freiburg oder auch bei den zwei noch bestehenden Pionierverbänden in Holzminden und Minden nicht immer durchgeführt und mussten wiederholt verschoben werden. Aber glücklicherweise ist die Erstellung des Werkes nun nach knapp viereinhalb Jahren Recherche abgeschlossen und kann heute endlich veröffentlich werden.
Die Vorstellung meines nun vorliegenden Werkes war eigentlich auf der Modellbauausstellung in Holzminden im Juni geplant und hätte durchaus auch klappen können. Allerdings ist zwischenzeitlich der Kasseler Militärfotograf und leidenschaftliche Modellbauer Siegfried Walter, mit dem ich weder verwandt noch verschwägert war, im Dezember letzten Jahres verstorben und seine Erbengemeinschaft hat mir freundlicherweise das umfangreiche Fotomaterial von ihm zur Verfügung gestellt. Dieses musste erst einmal gesichtet werden und ich konnte somit auch noch Fotos für dieses vorliegende Werk aus diesem Archiv sehr gut einfügen.
Wie auch in meinen anderen bereits veröffentlichten Büchern kann allerdings keine Gewährleistung übernommen werden, das alle hier aufgeführten Kommandeure in den Kommandobehörden, den einzelnen Bataillonen oder Kompanien stimmen, gegebenenfalls noch Namen fehlen könnten und bitte um Mitteilung, wenn dieses so sein sollte.
Ich bedanke mich bei allen, die mich in den vergangenen fast fünfundzwanzig Jahren bei meiner Arbeit unterstützt haben oder auch zukünftig unterstützen, damit die Geschichte des deutschen Heeres nicht in Vergessenheit gerät, da auch sie ein Stück bundesdeutsche Geschichte ist.
Die vorliegende Chronik ist komplett in einem schwarz-weiß-Druck erscheinen und zukünftig werden alle weiteren Chroniken von mir nicht mehr mit Farbbildern erscheinen. Der Grund ist zum einen der momentanen Situation am Buchmarkt allgemein geschuldet. Aber auch deshalb, dass ein Buch im Farbdruck mindestens anderthalbmal so teuer verkauft werden müsste, wie im schwarz-weiß-Druck. Dieses ist in meinen Augen keinem Leser zu zumuten.
Ich wünsche den Soldaten***innen und allen Angehörigen der Bundeswehr sowie allen weiteren Einsatzkräften bei den bevorstehenden Aufgaben, in den Einsätzen - egal ob im In- oder Ausland - alles Gute, viel Erfolg und Gottessegen!
Korbach, im August 2023
Ein wichtiges Kommando für die Pioniere zwischen Höxter und Bremerhaven war das Pionierkommando 1 des I. Korps aus Münster. Im Laufe seiner Geschichte war die Stabskompanie mit dem Stab dieses Kommandos in den wechselnden Standorten Münster und Minden stationiert.
Das Pionierkommando 1 war eines der der drei Korpspionierkommandos – zudem gab es bis in das Jahr 1993/1994 solche Kommandos auch in Ulm (II. Korps) und Koblenz (III. Korps) – des deutschen Heeres, welche die unterstellten Pionierverbände des jeweiligen Korps als selbstständigen Korpstruppenteil truppendienstlich führte. Neben den Korpspionieren gab es bis in die Jahre 1992/1993 auch Pionierverbände, die einer Panzer- oder Panzergrenadierdivision unterstanden. Diese Pionierverbände wurden anstatt als Korpstruppenteil als Divisionstruppenteil geführt. In den entsprechenden Panzer- oder Panzergrenadierkompanien waren es die Panzerpionierkompanien. In den Luftlandebrigaden hießen die Pionierverbände Luftlandepionierkompanien.
Das Pionierkommando 1 wurde gemäß Aufstellungsbefehl-Nr. 179/58 (Heer) im westfälischen Münster am 1. September 1958 als Korpspionierkommandeur 701 aufgestellt.
Aus diesem Korpspionierkommando 701 wurde am 16. März 1959 durch Umbenennung das Korpspionierkommando 1. In den Jahren vor der Aufstellung übernahm ein hoher Korpspionieroffizier die Aufgaben eines Kommandooffiziers.
Nach Verlegung von Stab und Stabskompanie im Jahr 1971 von Münster nach Minden, wird das Korpspionierkommando 1 in Pionierkommando 1 umbenannt. 1986 wird das Pionierkommando 1 wieder nach Münster zurück verlegt, bevor das Kommando im Jahr 1990 bis zu seiner Auflösung wieder nach Minden zurückkehrt.
Eine Besonderheit der Pionierkommandos war, dass sie neben den Pionierverbänden teilweise auch ABC-Abwehrverbände führten. Somit waren in den Heeresstrukturen II bis IV dem Pionierkommando 1 die ABC-Abwehrbataillone 110, und 720 unterstellt. Zudem kam in das Unterstellungsverhältnis als Geräteeinheit das das ABC-Abwehrbataillon 730. Auch die ABC-Abwehrkompanien 1, 7 und 11 waren im Frieden dem Pionierkommando 1 unterstellt und wären im Verteidigungsfall, der glücklicherweise durch besonnene Politiker in Ost und West nie eingetreten ist, unter die jeweilige Division gestellt worden.
In der Heeresstruktur IV, die im Jahr 1981 eingenommen war, gliederte sich das Pionierkommando 1 im Sommer des Jahres 1989 in:
Stab und Stabskompanie Pionierkommando 1,
Pionierbataillone 110, 120, 140,
amphibisches Pionierbataillon 130,
Pionierbataillon 150 (als Geräteeinheit),
Schwimmbrückenbataillon 160 (Geräteeinheit),
ABC-Abwehrbataillon 110 (gekadert)
Bereits Mitte der 1980iger Jahre wurden innerhalb der damaligen Bundesregierung erste Stimmen laut, dass die Haushaltskosten für die Bundeswehr zu hoch seien. Um weiterhin auch innerhalb des Bündnisses „schlagkräftig“ zu sein, wurden erste Überlegungen für eine neue Heeresstruktur in den 1990iger Jahren angedacht.
In diversen verteidigungspolitischen Überlegungen, die die Langzeitlagerung von Bundeswehreinheiten bis hin zur Brigadeebene sowie dem benötigtem Großgerät vorsah, wurde erstmals über eine Struktur „Kaderung und schneller Aufwuchs“ nachgedacht und dieser Truppenversuch in den Jahren 1988/1989 auch aktiv durchgeführt.
Was zu Beginn dieses Truppenversuches kein Mensch in der „alten“ Bundesrepublik erahnen sollte, waren die gravierenden politischen Umwälzungen in Osteuropa und besonders in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Nach massiven Protesten und noch nie dagewesene Großdemonstrationen der DDR-Bevölkerung ab Herbst 1989 fiel schließlich am 9. November 1989 die Berliner Mauer. Bereits elf Monate später konnten die Menschen in beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990 die deutsche Wiedervereinigung feiern.
Da sich die Bundesrepublik Deutschland in einem sogenannten Zwei-Plus-Vier-Vertrag – ein Vertrag zwischen den Alliierten sowie die DDR und die BRD – verpflichtete, die Bundeswehr deutlich zu verkleinern und gleichzeitig die Nationale Volksarmee in die Bundeswehr integriert werden musste, konnten die bisherigen Kommandobehörden keinen weiteren Bestand haben. Das neue Konzept sah vor, dass die drei Korps in Münster, Ulm und Koblenz sowie die entsprechenden Kommandobehörden aufgelöst werden und eine Reihe von Bundeswehreinheiten bis auf Divisionsebene aufgelöst werden müssen.
Für das Pionierkommando 1 bedeutete dies, dass neben dem Stab und der Stabskompanie die Pionierbataillone 110 und 120 sowie die Geräteeinheit Schwimmbrückenbataillon 160 (GE) aufgelöst werden.
Das amphibische Pionierbataillon 130 wurde der neu aufgestellten Pionierbrigade 20, die aus dem Pionierkommando 1 hervorgehen sollte, nach erfolgter Umgliederung zum schweren Pionierbataillon 130 unterstellt.
In Emmrich wurde das Pionierbataillon 140 ein Verband der neu aufgestellten Pionierbrigade 30 „Weser-Leine“.
Das Pionierkommando 1 wurde in einem großen Appell auf dem Wasserübungsplatz in Windheim-Jössen außer Dienst gestellt sowie zusammen mit den Pionierbataillonen 110 und 120 bis zum 30. September 1993 aufgelöst.
Die Kommandeure des Pionierkommandos 1:
1959 – 1963 Oberst Lehbrink,
1963 – 1964 Oberst Ressguier,
1964 – 1966 Oberst Böttcher,
1966 – 1969 Oberst Klingsporn,
1969 – 1972 Oberst Buschhorn,
1972 – 1974 Oberst Fischer,
1974 – 1979 Oberst Hartmann,
1979 – 1981 Oberst Rothenberger,
1981 – 1990 Oberst Drexler,
1990 – 1992 Oberst Erbe,
1992 – 1993 Oberst Keppler (mit der Führung beauftragt).
Die „PIONIERBRIGADE 20“ wurde im Rahmen der Heeresstruktur V „Kaderung und schneller Aufwuchs“ am 1. Oktober 1993 in Minden aus Personalabgaben der ehemaligen Stabskompanie und des Stabes Pionierkommando 1 aufgestellt.
Unterstellt war die Pionierbrigade 20 zunächst der 1. Panzerdivision in Hannover, später ab 1. April 1994 dem Wehrbereichskommando II / 1. Panzerdivision.
Der Kommandeur der Pionierbrigade 20, der meistens ein Oberst war, führte Truppenteile der Pionier- und der ABC-Abwehrtruppe an mehreren Stationierungsorten in Norddeutschland.
In der ersten Gliederung, die die neugeschaffene Pionierbrigade einnahm, waren nachfolgende Truppenteile der Pionierbrigade 20 unterstellt:
Stab- und Stabskompanie Pionierbrigade 20 (Minden),
Pionierbataillon 11 (Dörverden-Barme),
Pionierbrückenbataillon 130 (Minden),
ABC-Abwehrbataillon 110 (Emden),
selbstständige Technische Spezialpionierkompanie 200 (Albersdorf)
sowie als nicht aktive Geräteeinheiten:
Pionierbrückenbataillon 160 (Minden),
Pionierbataillon 722 (Barme),
ABC-Abwehrbataillon 720 (Emden),
selbstständige Pionierkompanie 200 (Minden),
selbstständige Technische Spezialpionierkompanie 201 (Emden),
Feldersatzkompanie Pionierbrigade 20 (Minden)
Bereits während der Aufstellungs- und Umgliederungsphase stellte die Pionierbrigade 20 im neuen Aufgabenspektrum der Bundeswehr rund einhundert Soldaten für den Einsatz der Vereinten Nationen in Somalia bei UNOSOM II ab.
Die Soldaten, die in zwei Kontingenten dort stationiert waren, beteiligten sich hauptsächlich an der Wasserraufbereitung und der Wassergewinnung.
In den Jahren 1994 bis 1996 nahmen die Soldaten und die Verbände der Pionierbrigade 20 an wichtigen Übungen der Bundeswehr und der NATO teil.
Die junge Brigade konnte beispielsweise bei der Lehrvorführung „FESTER ARM“ (1995) in Dörverden, der Divisionsrahmenübung „NIEDERRSACHSEN-DERBY ´96“ (1996) oder der Brigadegefechtsübung „SCHWARZER MERLIN `96“ (1996) ihr Leistungsvermögen unter Beweis stellen.
Im Rahmen der Nachsteuerung der Heeresstruktur V „Neues Heer für neue Aufgaben“ gliederte die Pionierbrigade 20 um und sollte nun Truppenteile in den Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein führen.
Das ABC-Abwehrbataillon 110 wurde zusammen mit der technischen Spezialpionierkompanie 200 – wurde umbenannt in Spezialpionierkompanie 200 – gekadert, nach Albersdorf verlegt und in eine nicht aktive Geräteeinheit umgegliedert.
Aufgelöst wurden das Pionierbataillon 11 und die nicht aktive Geräteeinheit technische Pionierkompanie 201.
Neu unterstellt wurden der Pionierbrigade 20 das Pionierbataillon 620 in Schleswig, das ABC-Abwehrbataillon 610 in Albersdorf sowie als nicht aktive Geräteeinheiten das Pionierbataillon 640 sowie die Spezialpionierkompanie 601.