Western Legenden 71: Die grausamen Sieben - U.H. Wilken - E-Book

Western Legenden 71: Die grausamen Sieben E-Book

U. H. Wilken

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Beschreibung

San FranciscoZurdo und seine Freunde reisen nach San Francisco. Dort treibt eine kriminelle Bande ihr Unwesen. Die Hounds, wie sie sich nennen, terrorisieren wehrlose Menschen. Zurdo will helfen, ahnt nicht, dass jemand dafür einen hohen Preis bezahlen muss.Die grausamen SiebenDie Menschen in Deadmans Town sind vom Goldfieber gepackt. Gier und Gewalt herrscht in der Stadt, die zudem von einer Mörderbande überfallen wird. Zurdo und seine Freunde sind jedoch ebenfalls in der Stadt.

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In dieser Reihe bisher erschienen

9001  Werner J. Egli Delgado, der Apache9002  Alfred Wallon Keine Chance für Chato9003  Mark L. Wood Die Gefangene der Apachen9004  Werner J. Egli Wie Wölfe aus den Bergen9005  Dietmar Kuegler Tombstone9006  Werner J. Egli Der Pfad zum Sonnenaufgang9007  Werner J. Egli Die Fährte zwischen Leben und Tod9008  Werner J. Egli La Vengadora, die Rächerin9009  Dietmar Kuegler Die Vigilanten von Montana9010  Thomas Ostwald Blutiges Kansas9011  R. S. Stone Der Marshal von Cow Springs9012  Dietmar Kuegler Kriegstrommeln am Mohawk9013  Andreas Zwengel Die spanische Expedition9014  Andreas Zwengel Pakt der Rivalen9015  Andreas Zwengel Schlechte Verlierer9016  R. S. Stone Aufbruch der Verlorenen9017  Dietmar Kuegler Der letzte Rebell9018  R. S. Stone Walkers Rückkehr9019  Leslie West Das Königreich im Michigansee9020  R. S. Stone Die Hand am Colt9021  Dietmar Kuegler San Pedro River9022  Alex Mann Nur der Fluss war zwischen ihnen9023  Dietmar Kuegler Alamo - Der Kampf um Texas9024  Alfred Wallon Das Goliad-Massaker9025  R. S. Stone Blutiger Winter9026  R. S. Stone Der Damm von Baxter Ridge9027  Alex Mann Dreitausend Rinder9028  R. S. Stone Schwarzes Gold9029  R. S. Stone Schmutziger Job9030  Peter Dubina Bronco Canyon9031  Alfred Wallon Butch Cassidy wird gejagt9032  Alex Mann Die verlorene Patrouille9033  Anton Serkalow Blaine Williams - Das Gesetz der Rache9034  Alfred Wallon Kampf am Schienenstrang9035  Alex Mann Mexico Marshal9036  Alex Mann Der Rodeochampion9037  R. S. Stone Vierzig Tage9038  Alex Mann Die gejagten Zwei9039  Peter Dubina Teufel der weißen Berge9040  Peter Dubina Brennende Lager9041  Peter Dubina Kampf bis zur letzten Patrone9042  Dietmar Kuegler Der Scout und der General9043  Alfred Wallon Der El-Paso-Salzkrieg9044  Dietmar Kuegler Ein freier Mann9045  Alex Mann Ein aufrechter Mann9046  Peter Dubina Gefährliche Fracht9047  Alex Mann Kalte Fährten9048  Leslie West Ein Eden für Männer9049  Alfred Wallon Tod in Montana9050  Alfred Wallon Das Ende der Fährte9051  Dietmar Kuegler Der sprechende Draht9052  U. H. Wilken Blutige Rache9053  Alex Mann Die fünfte Kugel9054  Peter Dubina Racheschwur9055  Craig Dawson Dunlay, der Menschenjäger9056  U. H. Wilken Bete, Amigo!9057  Alfred Wallon Missouri-Rebellen9058  Alfred Wallon Terror der Gesetzlosen9059  Dietmar Kuegler Kiowa Canyon9060  Alfred Wallon Der lange Weg nach Texas9061  Alfred Wallon Gesetz der Gewalt9062  U. H. Wilken Dein Tod ist mein Leben9063  G. Michael Hopf Der letzte Ritt9064  Alfred Wallon Der letzte Mountain-Man9065  G. Michael Hopf Die Verlorenen9066  U. H. Wilken Nächte des Grauens9067  Dietmar Kuegler Die graue Schwadron9068  Alfred Wallon Rendezvous am Green River9069  Marco Theiss Die Mathematik des Bleis9070  Ben Bridges Höllenjob in Mexiko9071  U. H. Wilken Die grausamen Sieben

Die grausamen Sieben

Zurdo - Der schwarze Geisterreiter No. 05

Western Legenden

Buch Ein­und­siebzig

U. H. Wilken

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

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Copyright © 2024 BLITZ-Verlag  

Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Logo: Mario Heyer

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-7579-8354-3

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Inhalt

San Francisco

Die grausamen Sieben

Infos Zum Inhalt

Über den Autor

San Francisco

Sie schlichen wie Ratten um die Hütten und Häuser, liefen durch die stinkenden Pfützen voll faulenden Wassers und duckten sich im feuchten Nebel.

Schmutzige Hände hielten Knüppel, Messer und Schusswaffen. Irgendwo in dieser wilden Stadt San Francisco rief ein Verrückter die Zeit aus. Nebelschwaden zogen vom Hafen der vielen Segelschiffe herauf. Vier keuchende Pferde zogen eine Stagecoach durch den dicken Morast der Seitenstraße.

Wie verloren flackerte eine Laterne und warf ihren trüben Schein auf die nächtliche Straße.

Schritte kamen näher. Mit hochgeschlagenem Kragen blieb ein Mann im Lichtschein stehen. Unruhig blickte er umher. Dann ging er über die Straße und beschleunigte die Schritte. Dicht vor den Häusern führte ein Plankensteg entlang. Dumpf dröhnten die Schritte.

Lautlos kamen die zweibeinigen Ratten aus dem Hinterhalt hervor. Zwei der heimtückischen Halunken folgten dem Mann. Jedes Mal, wenn er stehenblieb und sich umdrehte, schmiegten sie sich an die Hauswände und standen reglos.

Verworrener Lärm drang aus der fernen City Hall. Betrunkene grölten zwischen den zerschlissenen Zelten und windschiefen Hütten. Dumpf tönte ein Nebelhorn durch die Bucht.

Der blanke Stahl der Messer schimmerte matt. Geduckt liefen die beiden Halunken ihrem Opfer nach. Der Mann begann zu rennen. Sie hetzten ihn wie losgelassene Bluthunde. Er schrie und warf sich gegen verschlossene Türen. Niemand öffnete ihm. Er schlug mit den Fäusten gegen die Türen und brüllte, flüchtete weiter und sah Lichtschein aus den Fenstern eines Hauses fallen. Wie verrückt hämmerte er gegen die Tür.

An einem der Fenster erschien das weiche, schöne Gesicht einer blutjungen Mexikanerin. Sie starrte entsetzt auf die Straße. Regenfäden trafen das Fenster, und das Wasser rann wie Tränen vor dem Gesicht hinab.

Mit wilder, mörderischer Gewalt warfen sich die beiden Halunken auf den Mann. Zwei Messer fuhren in den Rücken des Mannes. Schwer fiel er gegen die Tür. Zuckend rutschten die Hände über das Holz der Tür. Er stand noch, als die Mörder seine Taschen durchwühlten und ihn beraubten. Hinter der Tür polterte der Riegel. Die Tür gab nach, leblos kippte der Mann über die Türschwelle und in das Haus hinein.

Licht fiel über ihn hinweg. Ein junger blonder Mann stand im Lichtschein, duckte sich und sprang über den Toten, warf sich aus dem Licht und sah, wie die Mörder davonhetzten. In kalter Ruhe zog er seine Waffe aus dem Holster, zielte und schoss. In den Rücken getroffen, brach einer der flüchtenden Halunken mitten auf der Straße zusammen, überschlug sich und blieb im feuchten Dreck liegen. Der andere entkam. Schemenhafte Gestalten rannten hinter die Häuser. Regen klatschte auf die Dächer.

Les Shane fluchte und senkte die Waffe.

Er beugte sich über den Mann auf der Türschwelle und sah, dass jede Hilfe zu spät kam.

Schritte hasteten durch das Haus.

Die junge Mexikanerin erreichte die Tür und erschrak. Blass wich sie zurück. Eine ältere Kalifornierin eilte näher, gefolgt von einem elfjährigen Jungen. Die Frau zog den Jungen weg. Regen sprühte über die Türschwelle.

Les Shane richtete sich auf und lief draußen über den Plankensteg. An der Hausecke stieß er mit dem stummen jungen Indio Chato zusammen.

„Wo ist Miguel?“, fragte er.

Chato zeigte auf den Hof. Schwacher Lichtschein fiel aus dem Pferdestall. Eine schlanke und geschmeidige Gestalt tauchte auf und lief heran. Regen nässte das braungebrannte Gesicht und perlte am schwarzen Bart über die Oberlippe. Dunkle Augen blitzten im fahlen Schein des fernen Gewitters.

„Hast du geschossen, Les?“

„Ja, Miguel. Vor dem Haus liegt ein toter Mann. Zwei Halunken haben ihn abgestochen. Einer ist entkommen. Ich sah noch mehrere Halunken. Sie sind verschwunden.“

Miguel Monterrey blieb eiskalt.

„Kümmere dich um den Toten, Les. Ich werde versuchen, die Spur der Halunken zu finden.“

Les atmete tief ein und blickte Miguel ernst an.

„Wirst du wieder Zurdo sein? Es ist gefährlich in San Francisco, Miguel.

Zurdos Steckbrief hängt auch in dieser Stadt.“

Miguel lächelte verwegen, schlug ihm auf die Schulter und lief zum Stall zurück. Er riss das Stalltor hinter sich zu und holte aus dem Versteck die schwarze Maske, einen dunklen, weiten Umhang und einen schweren Colt hervor. Sekunden später erlosch das Licht im Stall. Knarrend schwang das Stalltor zu einem Spalt auf. Lautlos glitt ein maskierter Mann hervor. Dumpf schnaubend folgte ein schwarzer Hengst. Schon saß Zurdo im Sattel und ritt los. Graue Regenschleier hüllten ihn ein.

Zurdo ritt wieder.

Der Hengst trug ihn hinter den Häusern, Hütten und Zelten entlang. Gespenstisch verschwand er im Nebel.

Vor dem Haus der Kalifornierin zogen Les Shane und der Indio Chato den Toten hoch und legten ihn in der Diele nieder. Der junge Chato durchsuchte die Taschen des Toten und schüttelte den Kopf.

„Sie haben ihn also ausgeplündert, diese Dreckskerle“, murmelte Les Shane grimmig. Düster blickte er auf den blutigen Rücken des Unbekannten. Steif richtete er sich auf. „Begrab ihn, Chato, weit genug hinter dem Pferdestall. Soll ich dir helfen?“

Chato verneinte stumm, warf sich den Toten über die Schulter und schleppte ihn hinaus.

* * *

Feucht schlugen die Nebelschwaden in das Haus. Draußen rann der Regen von den Dächern.

Im Haus war es totenstill. Die grauhaarige Kalifornierin hatte die Hände auf die Schultern des Jungen gelegt. Neben den beiden stand die junge Mexikanerin Guadalupe.

„Wo ist Ihr Freund Miguel?“, fragte die Kalifornierin unruhig.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Les leise. „Er wird den Schuss wohl nicht gehört haben.“

Die Frau atmete schwer.

„Er muss ihn gehört haben, Senor Shane. Er wird wieder einmal Angst haben. Ist er nicht Kalifornier wie ich? Man muss sich für ihn schämen. Wie kann ein Kalifornier wie Ihr Freund ein so großer Feigling sein! Als Sie mir meinen Neffen Riocco brachten, war Zurdo bei Ihnen. Wo ist Zurdo jetzt? Warum ist Senor Miguel Monterrey gekommen, wenn er ein Feigling ist? Oh, ich wäre froh, wenn Zurdo noch in diesem Haus weilen würde! Der Junge hat ihn verehrt. Ich habe ihn geschätzt.“

Les Shane verriet Miguel Monterrey nicht. Sie hatten den elternlosen Riocco zu seiner Tante Nuria nach San Francisco gebracht. Morgen früh hatten sie aufbrechen wollen. Jetzt war genau vor diesem Haus ein Mord verübt worden. Les wusste schon, dass Miguel in San Francisco bleiben würde.

„Dona Nuria, Sie wissen doch, dass Zurdo nirgendwo lange bleibt. Ich weiß nur, dass er wieder durch Kalifornien reitet.“

„Sie würden mich niemals belügen, nicht wahr, Senor Shane? Aber gehen wir in den Salon. Mir ist kalt.“

Les schloss die Tür und folgte Dona Nuria, dem Jungen und Guadalupe, die Miguel liebte und auch wusste, dass er der berühmte und überall gesuchte Zurdo war.

Im Salon setzten sie sich in die tiefen weichen Sessel. Seit dem Tode ihres Mannes verwaltete Dona Nuria das Vermögen. Unten im Hafen lag eine Brigg, die ihr gehörte, doch sie fand keine Besatzung für den Segler. Der Goldrausch lockte alle Männer ins Landesinnere.

Monoton tickte die Uhr.

Der Junge stand auf und ging unruhig im Salon auf und ab. Als er den Salon verlassen wollte, hielt Les Shane ihn zurück.

„Wohin willst du, Riocco?“

„Zu Don Miguel.“

„Nein, mein Junge, du bleibst hier. Draußen treibt sich das Gesindel herum. Don Miguel wird schon noch kommen. Außerdem regnet es jetzt stark, hörst du es nicht?“

Langsam kehrte der Junge zum Sessel zurück und setzte sich. Die Lampen blakten. Im Kamin glühte das Holz.

„Ich habe die beiden Banditen gesehen“, flüsterte Guadalupe plötzlich. „Auch sie haben mich gesehen. Ich könnte den einen Mann wiedererkennen, Les.“

Les Shane versteifte sich und beugte den Oberkörper vor. Starr blickte er die blutjunge Mexikanerin an.

„Du musst das Miguel sagen, Guadalupe! Wenn die Halunken unerkannt bleiben wollen, dann werden sie alles versuchen, um dich …“ Er sprach es nicht aus.

Guadalupe nickte und fuhr mit flatternder Hand über die Augen.

„Ich weiß, Les, sie werden versuchen, mich zu töten.“

„Reden wir jetzt nicht darüber, Guadalupe. Warten wir auf Miguel.“

„Ja, um Gottes willen, wo bleibt er denn nur?“ Ungeduldig schlug die Kalifornierin die Hand auf die Sessellehne. Als Les nicht antwortete, lehnte sie sich zurück und schüttelte das ergraute Haupt. „Ich bin sehr enttäuscht, Senor Shane.“

* * *

Unablässig trommelte der Regen auf die Dächer. Dicke Dunstschwaden hüllten die Häuser und Hütten ein. Die Straßen waren zu Sümpfen geworden. Regenwasser sammelte sich in den Spuren. Langsam arbeitete der schwarze Hengst sich durch den Morast. Weit fiel die Lichtbahn eines Saloons auf die Straße.

Ein Mann torkelte aus dem Saloon hervor, fiel gegen den Pfosten des Vordaches und hielt sich daran fest. Mit trüben Augen blickte er auf die Straße.

Da tauchte vor ihm ein schwarzer Reiter auf. Der Wind kam aus der Bucht und blähte den weiten Umhang. Die Innenseite leuchtete purpurrot. Der Stahl eines Degens glänzte silbern.

Stöhnend wich der Mann zurück und öffnete den Mund. Mit weitaufgerissenen Augen sah er auf den unheimlichen schwarzen Reiter. Deutlich war die Maske im Lichtschein zu erkennen. Regen tropfte vom schwarzen Hut. Am Sattelhorn hing eine zusammengerollte lange Lederpeitsche. Das dunkelbraune Gesicht war wie aus Stein, völlig ausdruckslos.

„Zurdo!“, ächzte der Mann.

Wie ein Spuk verschwand der Geisterreiter hinter der grauen und nebligen Regenwand.

Wie gehetzt rannte der Mann in den Saloon zurück und schrie: „Ich habe Zurdo gesehen! Eben ritt er vorbei!“

Die Männer im Saloon lachten dröhnend auf. Sie glaubten ihm nicht. Sie hielten ihn für zu betrunken.

Zurdo bog in die Seitenstraße ein, die zum Hafen hinunterführte. Er sah die Massenquartiere, die Ställe und den Abfall, und er befand sich noch immer auf der Spur der heimtückischen Halunken. Langsam näherte er sich den Slums. Hier ragten unzählige Zelte und Bretterverschläge aus dem Schlamm hervor. Segelplanen waren aufgespannt. Darunter lagen schlafende Männer. Abseits auf Fässern stand die Kombüse eines Schiffes, das abgetakelt worden war. Jetzt diente die Kombüse als Verkaufsstand und Saloon.

Mehrere Lagerfeuer flackerten. Vor den Feuern glitzerten die Regenfäden. Zerlumpte Männer hockten an den Feuern.

Die Spur der Halunken führte in das Gewirr der unzähligen Stiefeleindrücke hinein. Es war unmöglich, die Spur zu verfolgen.

Niemand sah Zurdo, wie er abseits vom Lager verhielt.

Auf anderen Wegen kehrte er zurück.

Als er das Haus der Kalifornierin betrat, war er wieder Miguel Monterrey und trug eine andere Maske, die Feigheit.

Lächelnd kam er in den Saloon. Sein Gesicht war trocken. Nur an den Stiefeln haftete noch etwas Dreck.

„Oh“, sagte er. „Ich sehe, dass alle versammelt sind. Ist etwas geschehen?“ Er nieste, zog ein blütenweißes und besticktes Tuch hervor und tupfte damit gegen die Nase. „Ein schreckliches Wetter ist das. Ich war im Saloon an der Straßenecke. Mein Gott, es riecht in dem Saloon entsetzlich!“

„Setzen sie sich, Don Miguel“, forderte die Kalifornierin ihn auf und verbarg nicht ihre stille Verachtung. „Während Sie sich amüsiert haben, wurde vor meinem Haus ein Mann ermordet. Senor Shane hat einen der Halunken erschossen. Guadalupe hat die Banditen gesehen, aber auch sie wurde gesehen.“

„Es tut mir leid, dass ich nicht hier war“, versicherte Miguel verschnupft. „Ich hätte euch bestimmt geholfen.“ Er setzte sich und streckte die langen Beine aus. Weiches Lächeln entspannte das Gesicht. Er wedelte mit dem Tuch umher und blickte Guadalupe lächelnd an. „Hattest du dich sehr erschreckt, meine Liebe?“

Dona Nuria erhob sich erregt, und in stillem Zorn brachte sie den Jungen auf sein kleines Zimmer. Als sie wieder den Salon betrat, saß Miguel noch immer lässig im Sessel.

„Wir haben über diese Banditen gesprochen, Dona Nuria. Sie kennen San Francisco doch sehr gut. Was halten Sie von diesem Vorfall?“

„Sagten Sie Vorfall, Don Miguel? Was für ein Wort! Es war Mord, Senor! Brutaler Mord!“

Die Frau setzte sich und blickte Miguel Monterrey bitter an.

„Ich habe Ihnen versprochen, Sie der angesehenen Gesellschaft vorzustellen, Don Miguel. Ich hoffe, dass ich das nicht bereuen muss. Ihr Benehmen ist das eines spanischen Edelmannes, aber bringen Sie das Gespräch um Gottes willen nicht auf diese Banditen!“

„Wie meinen Sie das?“, tat Miguel unwissend und einfältig.

„Lassen wir das Thema, Senor.“ Sie winkte ab und machte ein grimmiges Gesicht. „Guadalupe ist in Gefahr! Ihre Verlobte, Don Miguel, war Zeuge des Mordes. Die Halunken werden versuchen, sie zum Schweigen zu bringen!“

Miguel erblasste.

„Nein“, flüsterte er entsetzt.

„Doch!“, sagte sie hartnäckig. „Haben Sie noch nichts über die Hounds gehört, Don Miguel? In San Francisco nennt man diese Totschläger Hunde. Sie sind auch wie wilde und streunende Hunde. Sie kommen nachts aus ihren Löchern und überfallen die Menschen in dieser Stadt, sie berauben sie und töten sie. Niemand weiß, wer die Hounds anführt. Es muss jemand geben, der diese Bande von Totschlägern lenkt und leitet. Meistens treibt sich das Gesindel am Hafen herum. Dort lauern die Banditen auf jene, die Gold gefunden haben und auf Schiffen Kalifornien verlassen wollen. Aber sie fallen auch über die Männer her, die neu hier eintreffen, und berauben sie. Ganz San Francisco ist nicht mehr sicher vor den Hounds. So, jetzt wissen Sie es. Hoffentlich begreifen Sie nun, in welch großer Gefahr sich Ihre Verlobte befindet!“

„Guadalupe“, kam es stockend über seine Lippen. „Was sagst du dazu? Sollten wir nicht schleunigst abreisen?“

„Aber wohin denn, Miguel?“, hauchte sie. „Die Hazienda de los Toros deines Vaters ist eine Ruine. Du besitzt nichts mehr. Wir haben kein Zuhause. Überall in Kalifornien herrscht Gewalt, und alle jagen dem Gold nach. Es gibt nirgendwo einen sicheren Platz. Ich kann nur hoffen, dass die Banditen mich vergessen.“

Miguel hielt das Tuch vor den Mund. Er war todernst, doch das konnte Dona Nuria nicht erkennen.

„Sie sollten die Stadt verlassen“, sagte sie. „Morgen früh. Und dann weit fortreiten!“

„Nein“, widersprach Les. „Die Halunken werden in Ihr Haus kommen, Señora. Sie haben Guadalupe am Fenster gesehen. Sie und Riocco sind in Gefahr. Wir bleiben bei Ihnen.“

Miguel blickte sich um.

„Wo ist mein Diener Chato?“

„Er wird im Stall sein. Er hat den Mann begraben. Hattest du wenigstens ein wenig Spaß im Saloon?“

Miguel wusste, was Les meinte. „Nein“, antwortete er und gähnte.

* * *

Hounds, eine skrupellose Bande von Totschlägern! Hounds, allein der Name jagte den Einwohnern von San Francisco einen Schauer der Angst über den Rücken.

Wie gelangweilt stand Miguel Monterrey am Hafen. Es war Tag. Nebelschwaden hüllten den fernen Telegraph Hill ein. Dort auf dem Hügel stand ein Haus. Die amerikanische Flagge hing schwer und nass am Mast. Von dort aus wurde die Bucht beobachtet und wurden einlaufende Segelschiffe gemeldet.

Hounds. Miguel musste immerzu an diese Bande denken. Guadalupe war wirklich in großer Gefahr. Aber sie war sehr tapfer und blieb. Sie wollte, dass Miguel in der Maske des Zurdo den Kampf gegen diese Mörder aufnahm. Und sie war bereit, dafür viel zu riskieren.

Langsam schlenderte Les näher, und sie trafen sich wie zufällig vor dem Apollo Saloon. Dieser Saloon befand sich in einem an Land gezogenen Schiff.

„Chato hält Wache, Miguel“, sagte Les, ohne die Lippen zu bewegen. „Hast du schon was entdecken können?“

„Nein, Les. Ich habe mich erkundigt. In San Francisco gibt es kein wirksames Gesetz. Die Männer, die für das Gesetz sorgen müssten, sitzen tagtäglich in irgendeinem Saloon herum und bewachen für Geld die reich gewordenen Goldsucher.“

Les zog die Mundwinkel abwärts und lächelte grimmig. „Das bringt ihnen mehr ein, Miguel. Sie sind wohl die Einzigen, die faul herumsitzen. Überall hasten die Leute umher. In der ganzen Stadt brodelt es nur so.“

„Das Gold, mein Freund, macht alle unruhig“, meinte Miguel und wandte sich halb ab. Sein Blick streifte das abgetakelte Segelschiff in der Bucht. Die Brigg Euphemia diente als Gefängnis. Zwei Wachposten himmelten sich an Deck. Er sah nach den fernen Berghängen und dachte einen Herzschlag lang an das einstige kalifornische Paradies. „Nachts wirst du mit Chato das Haus bewachen, Les. Ich werde abseits sein.“

„Als Zurdo?“

„Si, Amigo mio.“

Miguel lächelte sanft. Langsam ging er weiter und ließ Les allein. Und Les betrat den Apollo Saloon.

Es war halbdunkel in diesem Saloon. Die Planken des Schiffsbauches waren deutlich zu erkennen. Lampen hingen von den Deckenbalken herunter. Ein paar Männer hockten auf Kisten an den grobgezimmerten Tischen. Er setzte sich nahe der Theke an einen Tisch und starrte hinaus in den Hafen. Unzählige Segler lagen vor Anker. Die Besatzungen und sogar die Kapitäne waren auf Goldsuche gegangen.

„Whiskey?“, fragte der Keeper.

Les nickte. Der Keeper bracht es ihm. „Mund auf“, sagte er, und Les machte unwillkürlich den Mund auf. Der Keeper blickte ihm in den Rachen. „Gute Zähne, aber einer muss ’raus.“

„Zahnarzt, wie?“ Les grinste flüchtig. „Der Zahn bleibt drin. Bei mir verdienst du keinen Dollar, Mann.“

„Scheiße!“, sagte der ehemalige Zahnarzt aus tiefstem Herzen heraus. „Kein Schwein will sich einen Zahn ziehen lassen. Die meisten rennen mit verfaulten Zähnen herum und denken nur an das verdammte Gold.“

„Zieh doch den Hounds die Zähne.“

Im Gesicht des Keepers zuckte es. Hastig nahm er das Geld an sich und kehrte hinter die Theke zurück. Von dort aus blickte er Les Shane unruhig und auch verärgert an.

Les zuckte mit den Schultern und griente, trank und sah, wie Miguel hereinkam. Suchend blickte der junge Kalifornier sich um, dann trat er an Les’ Tisch heran und fragte, ob er sich zu ihm setzen dürfte.

Kaum saß er, als draußen auf dem breiten Holzsteg ein leichter Wagen hielt. Die beiden Pferde waren mit Morast bedeckt. Der Fahrer und ein anderer Mann öffneten die Wagentür und halfen dem Fahrgast, aus der Concordkutsche zu kommen. Sie blieben am Wagen, während der Mann auf die Schwingtür des Saloons zuging.

Mit leisem Schnaufen kam er herein. Das väterliche, etwas verschlossen wirkende Gesicht blieb unbewegt. Er strich sich das schüttere, glatte Haar zurück und rieb flüchtig über die gebogene Nase hinweg. Freundlich nickte er den Gästen zu und gab dem Keeper einen Wink. Beide verschwanden im Hinterraum.

Gleich darauf war lautes Stöhnen zu hören. Dann erfolgte ein kurzer Aufschrei. Eine Kiste schlug um. Ein Fluch ertönte. Keuchend kam der etwas untersetzte und gutgekleidete Mann wieder hervor, hielt sich die Wange und verließ den Saloon.

Der Wagen fuhr mit ihm davon.

Etwas verstört, doch flüchtig grinsend, kam der Keeper aus dem

Hinterraum.

„Hat’s ihm sehr weh getan?“, fragte Les.

„Ich glaube, ja“, antwortete der Keeper. „Er hat Zähne wie ein Gaul. Was möchte der Mister neben dir? Whiskey?“

Miguel nickte.

Der Keeper brachte den Whiskey und stellte das alte abgestoßene Glas mit zitternder Hand auf den Tisch, nahm das Geld und wollte zurückgehen, doch Les fragte ihn nach dem Namen des Mannes.

„Was, du kennst ihn nicht?“, fragte der Keeper zurück. „Das ist King George! Ihm gehört halb San Francisco. Er und nur ein paar andere besitzen alles in der Stadt. Viele von uns nennen ihn Dad. Er ist ein guter Mensch. Der hat nicht vergessen, dass er auch mal arm war. Aber die anderen fetten Schweine treten auf uns herum!“

Er ging hinter den Tresen. Les und Miguel tranken ihren Whiskey. Dann verließen sie nacheinander den Saloon.

Aus dem Telegraph Hill wurde signalisiert. Weit draußen erschien ein Dreimaster auf See. Die Nebel hüllten den Segler gespenstisch ein. Er sah aus wie ein Totenschiff.

Die Freunde gingen durch die Stadt, als würden sie sich nur flüchtig kennen. Vor dem City Hotel hatten sich viele Männer zusammengerottet. In diesem großen Holzhaus gab es viel zu kaufen und zu verkaufen. Stimmen tönten durcheinander. Männer feilschten. Andere saßen auf Kisten am Straßenrand und pokerten miteinander.

Auf verschiedenen Wegen erreichten die beiden Freunde den Hinterhof. Chato saß im Pferdestall und bewachte ihre Tiere. In den schlanken sehnigen Händen des Indios lag eine Machete. Im Gürtel steckte ein Wurfmesser. Als er Miguel Monterrey erblickte, leuchteten seine Augen auf. Nur er, Guadalupe und Les wussten, wer Miguel war. Er verehrte Miguel. Er konnte nicht lesen und nicht schreiben, und er war für immer stumm. Für seinen Herrn würde er sich totschlagen lassen.

Sie alle wussten, dass schon in dieser Nacht die Mörder kommen könnten. Die Hounds schreckten vor nichts zurück.

* * *

„Don Miguel, wo ist mein Freund Zurdo?“

Die helle Stimme des Jungen erreichte Miguel unten an der Treppe. Er blieb stehen und blickte nach oben. Langsam kam Riocco die Stufen herunter. Oberhalb der Treppe wartete Guadalupe. Kerzen erhellten die Diele. Hier war alles sauber, und draußen versank die Stadt im Dreck. Es regnete noch immer. Die Dunkelheit kam über das Land. In der Bucht war es noch hell.

„Ich weiß es nicht, Riocco“, antwortete Miguel lächelnd und strich dem Jungen über das schwarze Haar. „Er ist fortgeritten. Zurdo muss nachts immer reiten, mein Junge. Geh auf dein Zimmer und schau aus dem Fenster. Vielleicht kannst du ihn auf den fernen Bergen sehen.“

Der Junge betrachtete Miguel mit großen, dunklen Augen.

„Du hast einen Bart wie er. Meine Tante Nuria sagt, dass du ein Feigling bist. Stimmt das, Don Miguel?“

Der junge Kalifornier lächelte und sah schnell zu Guadalupe empor. Dann hob er Riocco hoch und sagte leise: „Was ist Mut, was ist Feigheit, mein kleiner Freund? Manchmal ist ein Mann, der mutig ist, ein Dummkopf. Auf dieser Welt ist nicht alles allein mit Mut zu schaffen. Man muss sich alles vorher genau überlegen, und dazu braucht man sein Hirn. Zurdo hat dich aus dem Sacramento-Tal geholt und nach San Francisco gebracht. Jetzt reitet er für andere Menschen. Sie haben nach ihm gerufen. Eines Tages wirst du Zurdo wiedersehen. Und jetzt geh ins Bett und versuche zu schlafen.“

„Bueno“, flüsterte Riocco. „Ich versuch’s.“

Er lief die Treppe empor und verschwand mit Guadalupe. Nachdenklich stand Miguel in der Diele. Sein Gesicht war ernst. Er hörte eine Tür klappen, und Dona Nuria kam näher.

„Sie wollen das Haus verlassen, Don Miguel?“

„Ja, Señora. Ich möchte meinem Freund helfen. Les braucht meine Unterstützung.“

Sie betrachtete ihn abschätzend und verzog den Mund.

„Dann unterstützen Sie ihn mal kräftig. Viel wird dabei wohl nicht herauskommen.“

„Wie meinen Sie das, Dona Nuria?“

„Ach, nur so. Ich soll also wirklich die Türen nicht abschließen?“

„Ja. Les möchte es so haben. Ich weiß nicht, was er sich dabei denkt, Señora. Übrigens, wann werden Sie mich der Gesellschaft vorstellen?“

„Morgen.“ Sie stieg die Treppe empor. Der Saum des langen Kleides glitt über die Stufen. Der schwarze Spitzenschleier lag auf ihrem ergrauten Haar. Sie drehte sich auf einer Stufe um. „Klopfen Sie vorher an, falls Sie mein Zimmer betreten wollen, Don Miguel. Ich könnte Sie sonst erschießen.“

„Gracias“, lächelte er, „Sie sind sehr liebenswürdig, Señora. Gute Nacht.“

Sie knurrte dumpf und verschwand. Miguel glitt aus dem Haus und drückte die Hintertür lautlos zu. Er lief durch den Regendunst und in den dunklen Stall. An der Wand hing eine schwarze Lederjacke. Les hatte sie für ihn auf dem Weg nach San Francisco gekauft. In der Stadt trugen etliche Männer solche Lederjacken. Zurdos kalifornische Tracht mit den vielen kostbaren Verzierungen würde in San Francisco nur auffallen. Er könnte sich nicht schnell genug umkleiden. Manchmal kam es auf wenige Sekunden an.

„Gib sie mir, Chato!“

Er zog sich die Bolerojacke aus, nahm die rote Seidenschärpe ab und warf sich die lange Lederjacke über die Schultern. Mit ruhiger Hand legte er den Waffengurt mit dem schweren Cartridge Colt um. Dann setzte er die schwarze Ledermaske auf und hüllte sich mit dem weiten Umhang ein.

„Sattele mein Pferd, Chato. Es soll im Stall bereitstehen.“

Les wachte nahe am Stalltor. Regen nässte sein blondes Haar.

„Willst du Gefangene machen, Miguel?“

„Wenn das möglich ist, Les. Aber bei Gefahr schießt du, verstanden? Du wirst dich nicht in Todesgefahr bringen, mein Freund! Wenn es sein muss, dann legst du sie um!“

„Glaubst du wirklich, dass sie kommen werden?“

„Die Hounds rasten nicht, Les. Diese Bande besteht nicht aus zehn oder zwölf Mann. Es müssen über dreißig Banditen sein. Sie haben ihre Schnüffler und Zuträger. Sie wissen über alles Bescheid, was in San Francisco geschieht.“

„Hoffentlich geht das gut. Ich habe so ein verdammt seltsames Gefühl, Miguel.“

„Aah, mach dir nichts daraus, Amigo! Adios.“

* * *

Zurdo glitt aus dem Pferdestall und verschwand sofort im Regendunst. Eintönig trommelte der Regen auf das Dach des Stalls. Wieder tönte dumpf ein Nebelhorn vom Hafen herauf. Männer wühlten sich durch den Morast der Straße, blieben stecken und zogen sich gegenseitig heraus. Keuchend erreichten sie den Plankenweg und ließen dicke nasse Erdbrocken zurück.

Ein Mann kam aus dem Nebel und zündete die Lampe an. Langsam ging er weiter. Irgendwo klappte eine Tür. Musik erklang in einem Saloon. Am Stadtrand zogen Reiter entlang. Hinter Wolkenfetzen kam der bleiche Mond hervor und erhellte die Bucht und die vielen Segler. Ein kühler Wind strich über die Stadt hinweg. Lagerfeuer loderten in den armen Camps. Gesindel trieb sich umher. Die Ratten kamen aus den Löchern. Sie planschten in den Pfützen und huschten pfeifend um die Häuser.

Zurdo stand in einer dunklen Hofeinfahrt. Er war von der Straße aus nicht zu erkennen. Ratten schnellten vorbei. Ein Tier berührte seine Stiefel aus weichem Leder. Hunde streunten um die Abfallhaufen. Die Brise brachte den Geruch des Hafenwassers herauf. Knarrend rieben die Trossen der vertäuten Schiffe.

San Francisco schlief nie. In dieser Stadt war immer Leben. In großen Häusern leuchteten Kerzen und strahlten Kronleuchter. Reiche Leute amüsierten sich in ihren Kreisen. Ein paar Häuser weiter begann bitterste Armut.

In diesen Tagen war San Francisco die wildeste Stadt des wilden Westens. Die alte kalifornische Ordnung war zusammengebrochen, und die Amerikaner, die das Land erobert hatten, konnten die neue Ordnung nicht durchsetzen. Alles drehte sich um das Gold.

In den weiten Tälern und auf den Bergen von Kalifornien suchten Hunderttausende von Männern nach Gold.

Diese Stadt war eine tödliche Stadt.

Regen nässte Zurdos Umhang. Er lauschte angespannt. Mit verengten Augen blickte er auf die Straße hinaus. Plötzlich sah er drei Männer. Sie stapften über die Planken und blieben dicht zusammen. Immer wieder drehten sie sich um und blickten zurück. Ihr Gebaren weckte Zurdos Misstrauen. Er legte die linke Hand auf den Cartridge Colt und atmete flach und gepresst.

Guadalupe war in höchster Gefahr. Er liebte sie und wollte, dass sie seine Frau wurde.

Ein Windstoß öffnete seinen Umhang. Regen klatschte gegen die lange schwarze Lederjacke. Die Maske wurde nass. Das dünne weiche Leder krümmte sich. Vom schwarzen Hut tropfte es herunter.

Die drei Männer näherten sich dem Haus. Sie hatten die hohen Kragen hochgeschlagen. Die Gesichter waren nicht zu erkennen.

Mit dröhnenden Schritten gingen sie vorbei. Weit hinten blakte eine Laterne. Dunkel hoben sie sich von dem Lichtschein ab.

Langsam trat Zurdo aus der Einfahrt hervor und schmiegte sich an die Hauswand. Er starrte den Männern nach. Sie entfernten sich immer mehr und verschwanden schließlich in einem Saloon.

Er biss die Zähne zusammen und wartete weiterhin.

Die Hounds würden kommen. Er rechnete fest damit. Das Mädchen Guadalupe bedeutete eine Gefahr für die Hounds. Vielleicht war Guadalupe der einzige Mensch in San Francisco, der einen der Hounds kannte.

Leise knarrte eine Tür.

Chato war in das Haus geschlichen. Les wartete draußen am Stall.

Oben sickerte Licht durch die zugezogenen Gardinen. In jenem Zimmer hielt sich Guadalupe auf.

Im Salon saß Dona Nuria reglos und hielt eine alte schwere Pistole im Schoß. Hart schlug die Uhr.

Guadalupe zuckte zusammen. Sie wehrte sich gegen das beklemmende Gefühl der Angst. Drei Männer wachten über ihr Leben. Dennoch könnte der Tod zu ihr kommen.

Der Indio Chato kauerte in der dunklen Diele. Er rührte sich nicht, saß zusammengesunken in der Ecke und hielt die Machete bereit.

Zurdo beobachtete wachsam. Immer wieder waren Stimmen zu hören. Dann brach eine Schießerei am anderen Stadtende aus. Die Mündungsfeuer waren nicht zu sehen. Viele Häuser standen im weiten Tal. Männer traten aus dem Saloon hervor und horchten. Lachend gingen sie zurück. Zu den Klängen von Gitarren tanzten käufliche Mädchen auf einer kleinen Bühne. Tabakrauch zog in dicken Schwaden aus dem Saloon und wurde vom Nebel und Regen zu Boden gedrückt.

Am Hafen schleppten Männer Kisten und Fässer vom Segelschiff. Die Neuankömmlinge ließen sich in die verschiedenen Häuser und Unterkünfte locken. Plötzlich versteifte Zurdo sich. Drüben zwischen den Hütten hatte sich was bewegt. Angestrengt spähte er über die Straße. Er hörte das Geräusch eines umfallenden Bretts und einen leisen Fluch. Dann erschienen zwei Männer am Straßenrand. Sie blickten umher. Alte zerfetzte Umhänge hingen nass und schwer von den Schultern. Metall schimmerte matt. Einer der Männer hielt ein Gewehr.

Sekunden später tauchten weitere drei Männer auf.

Sie alle lauerten im Schutz der Hütten.

Vielleicht waren es die Hounds. Zurdo musste damit rechnen. Er rührte sich nicht. Kaltblütig wartete er und beobachtete, wie die Männer zurückwichen. Dann war es still zwischen den Hütten.

Die Zeit verging nur langsam.

Der verdammte Regen nahm ihm immer wieder die Sicht. Manchmal wurde der Dunst so dick, dass er kaum die Hand vor Augen erkennen konnte. Die Feuchtigkeit durchdrang seine Kleidung. Ihm war kalt.

Jäh zerrissen Schreie die Stille. An den Lagerfeuern im Camp sprangen die Männer auf. Schüsse krachten. Schreie gellten herüber. Wie Berserker fielen Fremde mit Knüppeln, Gewehren und Haumessern über die Männer im Camp her und wüteten. Leblos sanken Männer in den aufgeweichten Boden. Andere trampelten über sie hinweg. Feuerstöße zuckten grell aus dem Dunkel hervor. Brüllend brachen Männer zusammen. Zelte gerieten in Brand. Feuer schlug aus verschiedenen Hütten hervor.

Die Hounds hatten das Camp überfallen!

Sie schlugen und schossen grausam um sich. Sie plünderten die Toten und Bewusstlosen. Schreiend flüchteten die Männer um die lodernden Feuer.

Les kam zu Miguel gelaufen.

„Was ist da los?“, keuchte er.

„Das sind die Hounds, Amigo. Geh zurück, bleib hinter dem Haus!“

„Glaubst du denn, dass ...?“

„Ja, mein Freund! Das kann eine Täuschung sein. Vielleicht wollen sie uns ablenken! Presto, Amigo! Lauf schnell!“

Les nickte, warf sich herum und rannte auf den Hof zurück, warf sich gegen die Stallwand und spähte suchend umher.

Der Lärm im Camp übertönte so manches Geräusch.

Chato lauschte. Der junge Indio bewegte sich nicht. Wie ein Toter kauerte er in der Ecke. Plötzlich glaubte er, ein kratzendes Geräusch gehört zu haben.

Die Rechte krampfte sich um den Griff der Machete.

Im Haus knarrte es leise.

Von draußen schlug der Lärm herein. Die Brise brachte den Brandgeruch in die Stadt. Es regnete in Strömen. Der Wind bewegte die Fensterläden. Monoton klopfte das Holz gegen die Hauswand. Mondlicht fiel durch ein Fenster bleich und kalt in die Diele.

Chato glaubte an eine Gefahr von draußen.

Darum behielt er die Türen im Auge.

Niemand kam.

Aber er hörte wieder dieses kratzende Geräusch im Haus. Dona Nuria hielt keine Hunde und keine Katzen. Sie hatte bisher völlig allein im großen Haus gelebt.

Oben in den Zimmern lagen Riocco und Guadalupe wach auf den Betten. Im Salon ertönten Schritte. Die Tür wurde geöffnet. Eine lange Lichtbahn fiel in die Diele. Dona Nuria stand in der Tür und hielt die Pistole. Sie konnte den Indio nicht sehen. Sie horchte. Das lange Kleid umgab sie. Langsam zog sie sich zurück und schloss zögernd die Tür. Wieder setzte sie sich in den weichen Sessel.

Im Kamin fauchte es.