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T. Lobsang Rampa

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Beschreibung

Die Gäste auf dem herrschaftlichen Anwesen in Lhasa warteten in feierlicher Erwartung, denn der Oberastrologe Tibets war geladen worden, um das mit großer Sorgfalt erstellte Horoskop des sechsjährigen Lobsang, des Erben der adeligen Familie Rampa, zu enthüllen. Es sei das schwierigste Horoskop, das ihm je begegnet sei, und das härteste Leben, das er je vorausgesagt habe. Das Leben des Knaben werde von außergewöhnlichen Herausforderungen geprägt sein: Er solle in der Heilkunde ausgebildet und in die tiefsten Geheimnisse Tibets eingeweiht werden. Anschließend werde er nach China reisen, um die westliche Medizin zu studieren. Von dort aus werde ihn sein Weg um den gesamten Globus führen. Dabei würden unermessliches Leid, unsägliche Mühsale und ungerechtfertigte Inhaftierungen stets seinen Weg begleiten. Die Strapazen seines Lebens würden seinen Körper derart belasten, dass er schließlich gezwungen sei, mittels Transmigration einen anderen Körper zu übernehmen. Doch trotz aller Widrigkeiten bestehe das einzigartige Schicksal des Knaben darin, eine bedeutende Aufgabe zu erfüllen - eine Mission von allergrößter Wichtigkeit für die gesamte Menschheit. Dunkle Kräfte jedoch würden alles daransetzen, ihn daran zu hindern und seine Bemühungen zu vereiteln.
Wie es war! erzählt die faszinierende Geschichte über das bewegte Leben und die Leistungen eines außergewöhnlichen Mannes, der unerschütterlich seinen Weg geht. Seine Erfahrungen und Weisheiten sind ein Trost und eine Inspiration für alle, die Lobsang Rampas Werke schätzen.

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T. Lobsang Rampa

Wie es war!

Widmung

Gewidmet der Stadt Calgary, wo ich Frieden und Ruhe gefunden habe und wo mein Privatleben respektiert wurde. Danke, Calgary.

Klappentext

Die Gäste auf dem herrschaftlichen Anwesen in Lhasa warteten in feierlicher Erwartung, denn der Oberastrologe Tibets war geladen worden, um das mit großer Sorgfalt erstellte Horoskop des sechsjährigen Lobsang, des Erben der adeligen Familie Rampa, zu enthüllen. Es sei das schwierigste Horoskop, das ihm je begegnet sei, und das härteste Leben, das er je vorausgesagt habe. Das Leben des Knaben werde von außergewöhnlichen Herausforderungen geprägt sein: Er solle in der Heilkunde ausgebildet und in die tiefsten Geheimnisse Tibets eingeweiht werden. Anschließend werde er nach China reisen, um die westliche Medizin zu studieren. Von dort aus werde ihn sein Weg um den gesamten Globus führen. Dabei würden unermessliches Leid, unsägliche Mühsale und ungerechtfertigte Inhaftierungen stets seinen Weg begleiten. Die Strapazen seines Lebens würden seinen Körper derart belasten, dass er schließlich gezwungen sei, mittels Transmigration einen anderen Körper zu übernehmen. Doch trotz aller Widrigkeiten bestehe das einzigartige Schicksal des Knaben darin, eine bedeutende Aufgabe zu erfüllen - eine Mission von allergrößter Wichtigkeit für die gesamte Menschheit. Dunkle Kräfte jedoch würden alles daransetzen, ihn daran zu hindern und seine Bemühungen zu vereiteln.

«Wie es war!» erzählt die faszinierende Geschichte über das bewegte Leben und die Leistungen eines außergewöhnlichen Mannes, der unerschütterlich seinen Weg geht. Seine Erfahrungen und Weisheiten sind ein Trost und eine Inspiration für alle, die Lobsang Rampas Werke schätzen.

Einleitung

Die Dunkelheit senkte sich herab, und draußen auf der Straße hinter dem großen Tor stand ein einsamer, kleiner Junge und schaute den letzten Gästen hinterher, die in ausgelassener Stimmung den Heimweg antraten. Mit gefalteten Händen stand er da und dachte an das vorausgesagte Elend, an die Schrecken des Krieges, die er nicht fassen konnte, und an die unsinnige Verfolgung, die ihm noch bevorstand. Er stand da, allein, allein auf der ganzen Welt, und niemand sonst hatte solche Probleme. Er stand da, während die Nacht immer dunkler wurde, und niemand kam, um ihn zu suchen und ihn zurückzubringen. Schließlich, als der Mond über ihm stand, legte er sich an den Straßenrand – das Tor war ohnehin geschlossen – und nach wenigen Minuten hörte er ein Schnurren neben seinem Kopf, als sich eine große Katze neben ihn legte. Der Junge schlang die Arme um die Katze, und sie schnurrte noch lauter. Bald schlief der Junge unruhig ein, aber die Katze blieb wachsam, beobachtete und wachte über ihn …

Vorwort

Die «besten» Bücher haben ein Vorwort. Daher ist es nur folgerichtig, dass auch dieses Buch eines erhält. Schließlich hat jeder Autor das Recht, sein eigenes Werk als das Beste zu betrachten. Erlauben Sie mir also, mein «bestes» Buch mit einer Erklärung zu beginnen, warum ich diesen Titel gewählt habe.

«Wie es war!». Warum hat er sich denn für einen solch albernen Titel entschieden? Er hat doch schon in den anderen Büchern geschrieben, dass er immer die Wahrheit schreibt! Ja, selbstverständlich. Sie werden die Erklärung dazu gleich bekommen, also bleiben Sie ganz ruhig (und das sollte in Großbuchstaben stehen) und lesen Sie weiter.

Alle meine Bücher sind wahr, und ich habe diese Tatsache stets verteidigt, trotz der unbarmherzigen Verfolgungen und Verleumdungen. Seit Menschengedenken jedoch wurden aufrichtige, vernünftige Menschen verfolgt, gefoltert und sogar getötet, nur weil sie sagten, wie es war! Ein sehr weiser Mann entging nur knapp dem Scheiterhaufen, weil er es wagte zu behaupten, dass die Erde um die Sonne kreise – im Gegensatz zu dem, was die Priester lehrten, nämlich dass die Erde das Zentrum der Schöpfung sei und sich alle Planeten um sie drehten. Der arme Kerl hatte eine schreckliche Zeit. Er wurde auf die Folterbank gespannt, und nur durch seinen Widerruf konnte er dem Tod entkommen.

Es hat auch Menschen gegeben, die versehentlich im falschen Moment vor den falschen Leuten levitiert haben – mit fatalen Folgen. Sie wurden auf verschiedene spektakuläre Weise aus dem Weg geräumt, weil sie erkennbar anders waren als die gewöhnliche Masse. Einige aus der «Horde» sind besonders gewöhnlich, vor allem, wenn es sich um Presseleute handelt!

Menschen der übelsten Sorte – Sie wissen schon, wen ich meine! – lieben es geradezu, jeden auf ihre Stufe herabzuziehen. Sie können es einfach nicht ertragen, wenn jemand anders ist als sie, also schreien sie wie Verrückte: «Nieder mit ihm, nieder mit ihm!» Und anstatt zu versuchen, zu beweisen, dass jemand Recht hat, sind sie immer darauf aus, zu beweisen, dass jemand Unrecht hat. Insbesondere die Presse liebt es, gezielt eine Hetzjagd und Verfolgung gegen Einzelne anzuzetteln, nur um Aufsehen zu erregen. Und den Dusselköpfen der Presse fehlt dabei oft der Verstand, um überhaupt in Betracht zu ziehen, dass «an der Sache vielleicht doch etwas dran sein könnte»!

Edward Davis, bekannt als «Amerikas härtester Polizist», schrieb im «True Magazine», im Januar 1975: «Die Medien bestehen im Allgemeinen aus einem Haufen frustrierter Fiktionsautoren. Anders gesagt, der Journalismus ist voller Picasso-Typen, die ihre Malkästen zücken und ein Porträt malen, das angeblich mich darstellen soll – doch niemand erkennt es wieder, außer dem Kerl mit dem Pinsel.»

Es ist offensichtlich, dass Mr. Davis die Presse genauso wenig mag wie ich – und wir beide haben gute Gründe dafür. Ein Journalist sagte einmal zu mir: «Wahrheit? Mit der Wahrheit hat sich noch nie eine Zeitung verkauft. Sensationen sind es, die zählen. Uns interessiert die Wahrheit nicht, wir verkaufen Sensationen.»

Seit der Veröffentlichung von «Das dritte Auge» – einem wahren Buch – sind skurrile Gestalten aus dem Gebälk gekrochen und haben mit giftiger und spitzer Feder Bücher und Artikel geschrieben, in denen sie mich angriffen. Selbsternannte «Experten» erklärten DIES für falsch, während andere DIES wiederum für wahr hielten, aber JENES für falsch erklärten. Keine zwei «Experten» konnten sich einigen.

Umherziehende «Ermittler» interviewten Leute, die ich nie getroffen habe, und erfanden völlig haltlose Geschichten. Die «Ermittler» selbst habe ich auch nie getroffen. Journalisten, die verzweifelt nach Sensationen suchten, erfanden «Interviews», die nie stattgefunden haben. So soll Mrs. Rampa in einem völlig frei erfundenen «Interview» gesagt haben, das Buch «Das dritte Auge» sei Fiktion. Mrs. Rampa hat das nicht gesagt. Sie hat es nie gesagt. Wir beide erklären hiermit: Alle meine Bücher sind WAHR.

Aber weder die Presse noch das Radio oder die Zeitungsverlage haben mir jemals die Möglichkeit gegeben, meine Seite der Geschichte darzulegen. Nie hat man mich gebeten, im Fernsehen aufzutreten oder beim Radio zu erscheinen, um die Wahrheit zu sagen! Und so wie viele vor mir, wurde auch ich verfolgt, weil ich «anders» bin als die Mehrheit. So zerstört die Menschheit diejenigen, die ihr mit besonderem Wissen oder besonderen Erfahrungen helfen könnten. Wir, die Ungewöhnlichen, könnten, wenn man uns ließe, die Grenzen des Wissens erweitern und das Verständnis der Menschen füreinander fördern.

Die Presse stellte mich gleichzeitig als kleinwüchsig und haarig, dick und glatzköpfig, groß und klein, mager und fett dar. Laut «verlässlichen» Presseberichten bin ich mal Engländer, mal Russe, mal ein Deutscher, den Hitler nach Tibet geschickt hat, oder auch ein Inder – und so weiter. «Verlässliche» Presseberichte! Sie berichten über alles, wirklich alles – nur nicht über die Wahrheit. Die steht jedoch in meinen Büchern.

Es wurde so viele Lügen über mich verbreitet. So viele kranke Fantasien haben so viel Elend und Leid verursacht. Doch hier in diesem Buch steht die Wahrheit. Hier erzähle ich, WIE ES WAR!

BUCH EINS

Wie es am Anfang war

Kapitel 1

Der alte Mann lehnte sich müde gegen eine tragende Säule. Sein Rücken war taub vom stundenlangen Sitzen in derselben unbequemen Haltung. Seine Augen waren durch das Alter getrübt. Langsam rieb er sich die Augen mit dem Handrücken und blickte sich um. Papierblätter – nichts als Papierblätter lagen vor ihm verstreut auf dem Tisch. Papierblätter, die mit seltsamen Symbolen und massenhaft gekritzelten Zeichen übersät waren. Nur schemenhaft sah er die Anwesenden, die auf ihn zukamen und auf seine Anweisungen warteten.

Langsam erhob sich der alte Mann und wies die helfenden Hände ärgerlich beiseite. Zitternd unter der Last der Jahre begab er sich zu einem nahegelegenen Fenster. Als er es öffnete, fröstelte es ihn leicht, und er zog seine alte Robe fester um seinen hageren Körper. Mit den Ellenbogen auf dem Mauerwerk abgestützt, blickte er in die Ferne. Gestraft mit der Fähigkeit, weit in die Ferne zu sehen, wo seine Aufgabe doch die Nähe verlangte, konnte er nun seinen Blick auf den fernsten Punkt der Lhasa-Ebene richten.

Für Lhasa war es ein warmer Tag. Die Weidenbäume standen in voller Blüte, und ihre Blätter zeigten das zarteste Grün. Kleine Weidenkätzchen verliehen dem grünen und braunen Hintergrund eine liebliche Vielzahl gelber Streifen. Etwa hundertzwanzig Meter unterhalb des alten Mannes verschmolzen die Farben harmonisch mit dem Glitzern des klaren Wassers, das durch die unteren Äste schimmerte.

Der alte Oberastrologe sinnierte über das Land vor ihm. Er dachte an den mächtigen Potala, in dem er lebte, und den er so selten verließ, und wenn, dann nur für die allerdringlichsten Angelegenheiten. «Nein, nein», dachte er, «noch will ich nicht an DAS denken. Ich möchte meine Augen ausruhen und mich an der Aussicht erfreuen.»

Im Dorf Shö, das sich behütet an den Fuß des Potala schmiegte, herrschte reger Betrieb. Gerade wurden Banditen in den Gerichtshof gebracht, die bei einem Überfall auf Händler auf einem Hochgebirgspass gefasst worden waren. Andere Straftäter waren bereits verurteilt; Männer, die wegen schwerer Verbrechen schuldig gesprochen wurden, verließen den Gerichtshof mit klirrenden Ketten, die im Takt ihrer Schritte klangen. Nun waren sie gezwungen, von Ort zu Ort zu ziehen und um Nahrung zu betteln, da sie in Ketten keine Arbeit mehr verrichten konnten.

Der alte Astrologe blickte wehmütig zur großen Kathedrale von Lhasa hinüber. Schon lange hatte er vorgehabt, sie zu besuchen, um seine Jugenderinnerungen aufzufrischen. Doch seine Amtspflichten über die Jahre hinweg hatten jegliche Abwechslung verhindert, die nicht pflichtgebunden war. Mit einem Seufzen wandte er sich vom Fenster ab, hielt dann jedoch inne und schaute plötzlich aufmerksam in die Ferne. Er winkte einen Bediensteten heran und sagte: «Auf der Dodpal Linga, direkt beim Kesar, kommt ein Junge entlang. Ich glaube, ich kenne ihn. Ist das nicht der Junge Rampa?»

Der Bedienstete nickte: «Ja, ehrenwerter Herr, das ist der Junge Rampa und der Hausangestellte Tzu. Der Junge, dessen Horoskop Sie gerade erstellen.»

Der alte Astrologe lächelte gequält, als er von oben auf den kleinen Jungen und den riesigen, über zwei Meter großen Angestellten aus der Provinz Kham herabschaute. Er beobachtete sie, wie die beiden ungleichen Gestalten, der eine auf einem kleinen Pony, der andere auf einem großen Pferd, den Berg hinaufgeritten kamen, bis sie hinter einem Felsvorsprung verschwanden. Dann nickte er und wandte sich wieder dem Tisch zu, der mit Papierblättern übersät war.

«Also dies», murmelte er, «wird mit dem übereinstimmen. Hmmm, demzufolge wird er aufgrund des ungünstigen Einflusses von … mehr als sechzig Jahre lang viel Leid ertragen müssen.» Seine Stimme sank in ein leises Brummen, während er durch die unzähligen Papierseiten blätterte, mal hier eine Notiz anbrachte und mal dort eine wegkratzte. Dieser alte Mann war der berühmteste Astrologe Tibets, ein Mann, der sich meisterhaft in den Mysterien dieser ehrwürdigen Kunst auskannte. Die tibetische Astrologie unterscheidet sich stark von der des Westens. Hier in Lhasa wurde das Datum der Empfängnis mit dem Geburtsdatum in Verbindung gebracht. Es wurde auch ein fortschreitendes Horoskop für den Zeitpunkt erstellt, an dem das «Gesamtwerk» vollendet sein sollte. Der Oberastrologe berechnete den Lebensweg der prominentesten und wichtigsten Mitglieder der Familien voraus. Sogar die Regierung und der Dalai Lama ließen sich von Astrologen beraten. Doch diese Astrologie hatte nichts mit der westlichen gemein, die sich scheinbar der Boulevardpresse verschrieben hat.

An langen, niedrigen Tischen saßen die priesterlichen Astrologen mit überkreuzten Beinen und prüften sorgfältig Zahlen und deren Verhältnisse zueinander. Horoskope wurden anhand der astrologischen Konstellationen erstellt, die zum Zeitpunkt der Empfängnis, der Geburt und der Verkündung des Horoskops herrschten – Daten, die bereits lange im Voraus bekannt waren. Für jedes Lebensjahr des «Subjekts» wurde ein vollständiges Horoskop sowie eine detaillierte Jahresprognose ausgearbeitet. Am Ende wurde alles in einem umfassenden Bericht zusammengefasst.

Das tibetische Papier wird in reiner Handarbeit hergestellt und besteht aus relativ dicken Blättern, die etwa zwanzig Zentimeter hoch und sechzig bis neunzig Zentimeter breit sind. Im Gegensatz dazu ist westliches Schreibpapier von oben nach unten länger als breit – beim tibetischen Papier ist es genau umgekehrt. Die Buchseiten sind nicht gebunden, sondern werden in einem Stapel zwischen zwei Holzdeckeln aufbewahrt. Im Westen würden solche Bücher schnell beschädigt, Seiten könnten verloren gehen oder zerrissen werden. In Tibet hingegen gilt Papier als heilig und wird mit größter Sorgfalt behandelt. Papier zu verschwenden, wird als schweres Vergehen angesehen, und eine Seite zu zerreißen bedeutete, Papier zu verschwenden – daher die besondere Sorgfalt. Einem vorlesenden Lama steht immer ein Akoluth zur Seite. Der Holzdeckel des Buches wird vorsichtig entfernt und links neben dem Vorleser abgelegt. Nach dem Lesen der obersten Seite wird diese ehrfürchtig vom Akoluth abgenommen und mit der Schriftseite nach unten auf den Holzdeckel gelegt. Nach der Lesung werden die Seiten wieder sorgfältig ausgerichtet und das Buch mit Bändern zusammengebunden.

Ein Horoskop wurde folgendermaßen vorbereitet: Blatt für Blatt wurde sorgfältig beschrieben oder es wurde darauf gezeichnet. Die Blätter wurden anschließend zum Trocknen beiseitegelegt, denn es war ein Vergehen, Papier durch Verschmieren zu verschwenden. Schließlich, nach etwa sechs Monaten, denn Zeit spielte keine Rolle, war das Horoskop fertiggestellt.

Langsam hob der Akoluth, in diesem Fall ein junger Mönch mit bereits mehrjähriger Erfahrung, das Blatt ehrfürchtig auf und legte es mit der Vorderseite nach unten zu den anderen. Der alte Astrologe hob das so freigelegte neue Blatt an und brummte: «Tzz, tzz, diese Tinte verblasst ja, bevor sie überhaupt dem Licht ausgesetzt wurde. Wir werden diese Seite noch einmal schreiben müssen.» Nach diesen Worten griff er nach einem seiner «Schreibstifte» und brachte rasch eine Notiz an.

Diese Schreibstifte waren eine Erfindung, die schon viele Tausend Jahre alt war, aber sie wurden noch immer auf genau die gleiche Weise hergestellt wie vor zwei- oder dreitausend Jahren. Es gibt tatsächlich eine Legende, die davon berichtet, dass Tibet einst an einem schimmernden Meer lag, und diese Legende wurde durch zahlreiche Funde von Meeresmuscheln, versteinerten Fischen und anderen Gegenständen bestätigt, die nur aus einem Land mit wärmerem Klima und Zugang zum Meer stammen konnten. Zudem wurden verschüttete Artefakte einer längst ausgestorbenen Zivilisation entdeckt: Werkzeuge, Schnitzereien und Juwelen. All dies, zusammen mit Gold, fand man reichlich entlang der Flüsse, die durch das Land flossen.

Aber auch heute noch wurden die Schreibstifte auf genau die gleiche Weise wie früher hergestellt. Zunächst wurde eine große Menge Lehm herbeigeschafft, und Mönche machten sich auf den Weg, um geeignete Schösslinge von Weidenbäumen zu sammeln – dünne Ruten, etwa halb so dick wie ein kleiner Finger und rund dreißig Zentimeter lang. Diese wurden mit großer Sorgfalt ausgewählt und anschließend in eine spezielle Abteilung in den Potala gebracht. Dort prüfte man alle Ruten sorgfältig und sortierte sie. Die geraden und makellosen wurden mit besonderer Sorgfalt behandelt. Sie wurden geschält und dann vorsichtig in Lehm eingehüllt, wobei darauf geachtet wurde, die Ruten nicht zu verbiegen.

Die leicht gebogenen oder verdrehten Ruten wurden ebenfalls in Lehm eingehüllt und waren für die Novizen und Akoluthen bestimmt, die sie für ihre schriftlichen Arbeiten nutzten. Die Lehm-Rohlinge, die alle mit einem Stempel versehen waren, zeigten an, welche von Spitzenqualität waren – diese waren für die höchsten Lamas und den Erhabenen selbst bestimmt. Danach folgten Rohlinge der ersten Klasse für hochrangige Lamas und solche der zweiten Klasse für den alltäglichen Gebrauch. Alle Rohlinge wiesen ein sehr kleines, durch den Lehm angebrachtes Loch auf, sodass der Dampf, der sich während des Erhitzens entwickelte, entweichen konnte und um das Bersten der Lehmhülle zu verhindern.

Die Lehm-Rohlinge wurden nun auf Gestelle in einer großen Kammer gelegt, wo sie monatelang unberührt blieben, während die Feuchtigkeit in der trockenen Luft langsam verdunstete. Nach vier bis sechs Monaten wurden die Rohlinge schließlich zum Feuerofen gebracht – ein Ofen, der sowohl zum Kochen als auch zum Erhitzen von Wasser verwendet wurde. Vorsichtig legte man die Rohlinge direkt auf die glühendste Stelle der Glut. Einen ganzen Tag lang wurde die Temperatur konstant gehalten, bevor man das Feuer erlöschen ließ. Nach dem Abkühlen wurden die Rohlinge aufgebrochen, die Lehmreste entfernt, und die verkohlten Weidenruten, nun zu Holzkohle geworden, waren bereit, für die höchsten Zwecke verwendet zu werden – die Weitergabe des wahren Wissens.

Die Weidenruten, die als ungeeignet für die Herstellung von Holzkohlestiften angesehen wurden, fanden einfach Verwendung als Brennmaterial, das die Lehmhülle der besseren Stifte weiter trocknete. Für das Feuer nutzte man gut getrockneten Yakdung und altes Holz, das zufällig herumlag. Allerdings wurde Holz niemals verbrannt, wenn es noch für einen anderen, «höheren» Zweck verwendet werden konnte, da Holz in Tibet äußerst rar war. Die Schreibstifte, die in Tibet hergestellt wurden, ähnelten den im Westen bekannten Holzkohlestiften, die Künstler für ihre Schwarz-Weiß-Zeichnungen verwendeten.

Doch auch Tinte wurde in Tibet benötigt, und dafür wurde eine andere Holzsorte verwendet, die ebenfalls in Lehm eingehüllt wurde. Diese Lehm-Rohlinge blieben deutlich länger im Feuer und wurden wesentlich höheren Temperaturen ausgesetzt. Nach mehreren Tagen, wenn das Feuer erloschen war und man die Lehmkugeln aus der erkalteten Asche geborgen und aufgebrochen hatte, fand man darin einen tiefschwarzen Rückstand – nahezu reinen Kohlenstoff. Dieser Kohlenstoff wurde sehr sorgfältig untersucht, um sicherzustellen, dass keine Verunreinigungen vorhanden waren. Anschließend legte man ihn in ein grobmaschiges Tuch, das zusammengebunden und über eine Mulde gehalten wurde. Die Mulde hatte etwa eine Größe von dreißig auf fünfundvierzig Zentimeter und war vielleicht etwa fünf Zentimeter tief. Haushaltsmönche klopften dann das Tuch auf den Muldenboden, sodass sich allmählich feiner Kohlenstoffstaub absetzte. Dieser feine Staub wurde dann mit heißem Harz eines besonderen Baumes vermischt, der in der Gegend wuchs. Das Gemisch wurde so lange gerührt, bis eine schwarze, klebrige Masse entstand. Diese ließ man dann zu Klumpen trocknen. Wenn man später Tinte benötigte, rieb man einfach einen dieser Klumpen in ein spezielles Steingefäß und fügte etwas Wasser hinzu. Das Ergebnis war eine Tinte von rostbrauner Farbe.

Offizielle Dokumente und sehr wichtige astrologische Grafiken wurden nie mit dieser herkömmlichen Tinte angefertigt. Stattdessen wurde eine hochpolierte Marmorplatte in einem Winkel von etwa fünfundvierzig Grad aufgehängt, und darunter brannten vielleicht ein Dutzend Butterlampen, deren Dochte absichtlich zu lang waren – viel zu lang, sodass die Lampen, dicken, schwarzen Rauch abgaben. Der Rauch traf auf die polierte Marmorplatte und lagerte sich unmittelbar als schwarzer Rußrückstand ab. Sobald eine ausreichende Schicht entstanden war, kippte ein junger Mönch die Marmorplatte und wischte den Ruß ab, bevor er die Platte wieder in den Winkel von fünfundvierzig Grad brachte, um weiteren Kohlenstoff zu gewinnen.

Von Bäumen wurde Harz gesammelt, in Gefäße gegeben und auf hoher Flamme erhitzt, bis es so flüssig wie Wasser und klarer wurde. Der dicke Schaum, der sich auf der Oberfläche des leicht köchelnden Harzes bildete, wurde abgeschöpft, sodass eine absolut klare, leicht gelbliche Flüssigkeit übrigblieb. In diese Flüssigkeit wurde eine beträchtliche Menge des tiefschwarzen Lampenrußes eingerührt, bis eine ziemlich zähe Paste entstand. Diese Paste wurde dann auf einem Stein ausgebreitet, um auszukühlen und fest zu werden. Für die höchsten Lamas und Amtspersonen wurden die erstarrten Klumpen in rechteckige Stücke geschnitten, damit sie einigermaßen präsentabel aussahen, während die rangniederen Mönche froh waren, überhaupt irgendwelche Tintenstücke zu bekommen, egal in welcher Form. Die Anwendung der Tintenstücke blieb wie zuvor: Ein Stück wurde in eine Vertiefung oder kleine Mulde eines speziellen Steins gekratzt und mit Wasser vermischt, bis die Tinte die richtige Konsistenz erreicht hatte.

In Tibet gab es natürlich weder Stahlfedern noch Füllfederhalter oder Kugelschreiber. Stattdessen wurden Weidenzweige verwendet, die sorgfältig geschält, glatt geschliffen und an den Enden leicht ausgefranst wurden, sodass sie eher wie Pinsel mit sehr kurzen Borsten aussahen. Diese Holzgriffel ließ man gut trocknen – sehr gut sogar, um Brüche oder Verkrümmungen zu vermeiden. Sobald sie ausreichend getrocknet waren, um ein Spalten zu verhindern, wurden sie auf einen heißen Stein gelegt und durch das Feuer gehärtet. So konnten sie sicher verwendet werden und blieben lange haltbar. Die tibetische Schrift ähnelt einer Pinselschrift. Die Symbole und Zeichen werden mit einer Pinseltechnik geschrieben, ähnlich der chinesischen oder japanischen Schreibkunst.

Doch der alte Astrologe brummte unentwegt vor sich hin und beklagte die schlechte Qualität der Tinte auf einer bestimmten Seite. Als er weiterlas, bemerkte er, dass das Geschriebene den Tod des Horoskopeigners betraf. Die tibetische Astrologie umfasst alle Aspekte des Lebens – von der Geburt bis zum Tod. Sorgfältig ging er seine Voraussagen durch, überprüfte sie und prüfte sie noch einmal, denn es handelte sich um ein Mitglied einer sehr einflussreichen Familie. Die Vorhersage war bedeutend, sowohl wegen der familiären Stellung der Person als auch aufgrund der Aufgabe, die dem Horoskopeigner zugedacht war.

Der alte Mann lehnte sich zurück, und seine Knochen knackten vor Alter. Ein Schauer der Besorgnis überkam ihn, als er daran dachte, dass sein eigener Tod bedenklich nahe bevorstand. Dies war seine letzte große Aufgabe – die Erstellung eines Horoskops, so detailliert, wie er noch nie zuvor eines angefertigt hatte.

Die Erfüllung dieser Aufgabe und die erfolgreiche Verkündung seines erstellten Horoskops würden ihn von den Fesseln seines physischen Körpers befreien und seinem eigenen Leben vorzeitig ein Ende setzen. Er hatte keine Angst vor dem Tod; der Tod war nur eine Übergangsphase, das wusste er. Doch Übergang hin oder her, es war dennoch eine Zeit der Veränderung, eine Veränderung, die der alte Mann verabscheute und fürchtete. Er würde seinen geliebten Potala verlassen müssen, sein begehrtes Amt als oberster Astrologe Tibets aufgeben müssen, alles, was er wusste, und alles, was ihm lieb und teuer war, zurücklassen. Er würde gehen müssen und wie ein neuer Junge in einem Lamakloster neu anfangen. Aber wann? Das wusste er! Wo? Auch das wusste er! Aber es war schwer, alte Freunde zu verlassen, schwer, einen Wechsel im Leben zu vollziehen, denn es gibt keinen Tod. Das, was wir Tod nennen, ist nur der Übergang vom Leben zum Leben.

Er begann über den Prozess nachzudenken. Er sah sich selbst, wie er schon so oft andere gesehen hatte – tot, mit einem bewegungslosen Körper, der nun nicht länger in der Lage war, sich zu bewegen, nicht länger ein empfindungsfähiges Wesen war, sondern nur noch eine tote Masse, die von einem toten Knochengerüst zusammengehalten wurde.

In seiner Vorstellung sah er sich selbst, seiner Robe entledigt, zusammengekauert, den Kopf auf die Knie gelegt und die Beine nach hinten gebeugt. Vor seinem inneren Auge erschien das Bild, wie er, zusammengebunden und in ein Tuch gewickelt, auf den Rücken eines Ponys geladen und in einen Außenbezirk von Lhasa gebracht wurde, um den Leichenzerteilern übergeben zu werden.

Die Leichenzerteiler würden seinen Körper nehmen und auf einen großen, flachen, speziell für diesen Zweck vorbereiteten Felsen legen. Dort würden sie ihn aufschneiden und sämtliche Organe entnehmen. Der oberste Leichenzerleger würde laut in die Luft rufen, und ein Schwarm Geier, an solche Rituale gewöhnt, würde herabstürzen. Der Leichenzerleger würde das Herz nehmen und es dem Obergeier zuwerfen, der es ohne viel Aufhebens verschlingen würde. Danach würden die Nieren, Lungen und anderen Organe an die übrigen Geier verteilt.

Mit blutverschmierten Händen würden die Leichenzerleger das Fleisch von den weißen Knochen lösen, es in Streifen schneiden und ebenfalls den Geiern zuwerfen, die sich wie bei einer geselligen Zusammenkunft alter Männer um den Felsen versammelt hatten.

Nachdem sie alles Fleisch von den Knochen entfernt und die Organe verteilt hatten, würden die Leichenzerleger die Knochen in kleine Stücke brechen und in Öffnungen des flachen Felsens stecken. Dort würden sie sie mit Steinpflöcken zerschlagen, bis sie zu Pulver zerfielen. Dieses Pulver würde anschließend mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten vermischt und ebenfalls den Vögeln auf dem Felsen zum Fressen überlassen. Und innerhalb weniger Stunden würde es von dem, was einst ein Mann gewesen war, keine Spur mehr geben. Auch die Geier wären verschwunden, irgendwohin gezogen, bis sie erneut zu ihrem grässlichen Dienst gerufen würden.

Der alte Mann dachte über all das nach. Er dachte an die Dinge, die er in Indien gesehen hatte, wo man die Leichname armer Leute beseitigte, indem man sie mit Gewichten versah und in die Flüsse warf oder in der Erde vergrub, während die wohlhabenderen Leute, die sich Holz leisten konnten, ihre Verstorbenen verbrennen ließen, bis nur noch flockige Asche übrigblieb, die sie in einen heiligen Fluss streuten, in der Hoffnung, dass die Asche und damit die Seele des Verstorbenen in den Schoß der «Mutter Erde» zurückkehren würde.

Er schüttelte energisch den Kopf und murmelte: «Dies ist nicht der Moment, um an meinen eigenen Übergang zu denken. Ich sollte besser meine Aufgabe beenden, indem ich die Erläuterungen über den Übergang dieses kleinen Jungen ausarbeite.» Doch dazu kam es nicht, er wurde unterbrochen. Der alte Astrologe brummte gerade die Anweisung, dass die ganze Seite noch einmal mit besserer Tinte geschrieben werden sollte, als eilende Schritte und das Zuschlagen einer Tür zu hören waren. Der alte Mann schaute ärgerlich auf – er war solche Störungen in der astrologischen Abteilung nicht gewohnt. Dies war ein Bereich der Ruhe, der Stille und des Nachdenkens, in dem das lauteste Geräusch das Kratzen eines feuergehärteten Schreibstiftes war, der über die raue Oberfläche des handgeschöpften Papiers gezogen wurde. Eine erhobene Stimme war zu hören: «Ich muss ihn sprechen, ich muss ihn auf Ersuchen des Erhabenen dringend sprechen!» Dann ertönte das Klatschen eilender Schritte auf dem Fußboden und das Rascheln von steifem Stoff. Ein Lama aus dem engeren Kreis des Dalai Lama erschien. In seiner rechten Hand hielt er einen Botenstab, an dessen Ende ein Stück Papier befestigt war – unverkennbar ein persönliches Schreiben des Erhabenen. Der Lama trat näher, verbeugte sich halb vor dem alten Astrologen, neigte den Botenstab und hielt ihn ihm entgegen, damit er die Nachricht entnehmen konnte. Der Astrologe las und runzelte betroffen die Stirn.

«Aber, aber», murrte er, «wie kann ich denn jetzt gehen? Ich bin mitten in diesen Berechnungen und Kalkulationen. Wenn ich das jetzt unterbrechen muss, dann …» Doch er erkannte, dass ihm nichts anderes übrigblieb, als unverzüglich zu gehen. Mit einem resignierten Seufzen wechselte er seine alte Arbeitsrobe gegen eine saubere, nahm einige Diagrammkarten und ein paar Schreibstifte an sich und wandte sich an einen Mönch neben ihm: «Hier, Junge, trag das und begleite mich.» Dann drehte er sich um, schritt langsam aus dem Raum und folgte dem Lama in der goldenen Robe.

Der Lama in der goldenen Robe verlangsamte seinen Schritt, damit der betagte Mann, der ihm folgte, nicht außer Atem geriet. Sie durchquerten endlose Korridore, während Mönche und Lamas, die ihren Aufgaben nachgingen, respektvoll zur Seite traten und ihre Köpfe senkten, sobald der Oberastrologe an ihnen vorbeiging.

Nach einem geraumen Fußmarsch und dem Hochsteigen mehrerer Stockwerke erreichten der Lama in der goldenen Robe und der Oberastrologe das oberste Stockwerk. Dort lagen die Räumlichkeiten des Dreizehnten Dalai Lama – des Erhabenen, der für Tibet mehr getan hatte als jeder andere Dalai Lama vor ihm.

Die beiden Männer bogen um eine Ecke und stießen auf drei junge Mönche, die sich ausgelassen verhielten. Mit Tüchern um die Füße gewickelt, schlitterten sie über den Boden. Als die beiden Männer vorbeigingen, hielten sie respektvoll inne und traten zur Seite. Diese jungen Mönche hatten eine Ganztagesaufgabe: In dem weitläufigen Gebäude gab es viele Böden, die tadellos poliert werden mussten. Sie verbrachten ihre gesamten Arbeitsstunden damit, mit schweren Lumpen an den Füßen über die riesigen Bodenflächen zu gleiten. Das Ergebnis ihrer Arbeit war ein Boden, der in wunderschöner Patina glänzte, allerdings war er auch sehr rutschig. Der Lama in der goldenen Robe blickte wachsam zurück und nahm den alten Astrologen beim Arm. Ihm war bewusst, dass ein gebrochenes Bein oder ein gebrochener Arm in seinem Alter einem Todesurteil gleichkam.

Bald erreichten sie einen großen, sonnendurchfluteten Raum. Dort saß der Große Dreizehnte in der Lotoshaltung und blickte durch das Fenster auf das majestätische Panorama des Himalayas, das sich vor ihm und rund um das gesamte Lhasatal erstreckte.

Der alte Astrologe erwies dem Gottkönig von Tibet mit Verbeugungen seinen Respekt. Mit einem Wink entließ der Dalai Lama die Bediensteten, und bald saßen er und der Oberastrologe allein auf Sitzkissen einander gegenüber, die in Tibet anstelle von Stühlen verwendet wurden.

Sie waren alte Bekannte und vertraut mit den Gewohnheiten des jeweils anderen. Der Oberastrologe war in alle Staatsangelegenheiten eingeweiht und kannte sämtliche Voraussagen über Tibet – die meisten davon hatte er selbst erstellt. Doch nun wirkte der Große Dreizehnte besorgt, denn dies waren sehr ereignisreiche und belastende Tage, geprägt von großen Sorgen. Die Britische Ostindien-Kompanie versuchte, Gold und andere Güter aus dem Land zu schaffen, und britische Mittelsmänner und Militärs spielten möglicherweise mit dem Gedanken, in Tibet einzumarschieren und es zu übernehmen. Allerdings hielt die drohende Konkurrenz Russlands sie von diesem drastischen Schritt ab. Festzuhalten bleibt, dass die Briten Tibet in dieser Zeit erhebliche Unruhe und Probleme bereitet haben – ähnlich wie später die chinesischen Kommunisten. Aus tibetischer Sicht bestand kaum ein Unterschied zwischen der Bedrohung durch Chinesen oder Briten; die Tibeter wollten eigentlich nur in Ruhe gelassen werden.

Leider gab es noch ein weiteres, weitaus ernsteres Problem: In Tibet existierten zu dieser Zeit zwei verschiedene Priestergemeinschaften – die «Gelbkappen» und die «Rotkappen». Zwischen ihnen kam es oft zu heftigen Auseinandersetzungen. Die beiden Oberhäupter, der Dalai Lama, das Oberhaupt der Gelbkappen, und der Panchen Lama, das Oberhaupt der Rotkappen, konnten einander nicht ausstehen.

Zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften herrschte wenig Verständnis. Die Anhänger des Dalai Lama hatten zurzeit die Oberhand, aber das war nicht immer so. In anderen Zeiten stand der Panchen Lama – der bald gezwungen sein sollte, Tibet zu verlassen – an der Spitze, und darauf stürzte das Land in ein Chaos, bis der Dalai Lama mit Hilfe der Tataren seinen Anspruch wieder stärken konnte. Die Gelbkappen genossen aufgrund ihres religiösen Fundaments eine besondere, beinahe «sakrosankte Heiligkeit».

Der Erhabene, der Dalai Lama, dem dieser Titel verliehen wurde und der als der Große Dreizehnte bekannt war, stellte dem Oberastrologe viele Fragen über die wahrscheinliche Zukunft Tibets. Der alte Astrologe kramte in seiner Mappe und holte Unterlagen und Horoskopgrafiken hervor, über die sich die beiden Männer beugten und intensiv berieten.

«In weniger als sechzig Jahren», sagte der Astrologe, «wird es Tibet als freies Land nicht mehr geben. Der Erbfeind, die Chinesen, werden mit einer neuen politischen Regierungsform in das Land einfallen und den Priesterorden in Tibet nahezu auslöschen.»

Nach dem Ableben des Großen Dreizehnten, so wurde dem Dalai Lama mitgeteilt, würde noch ein weiterer Dalai Lama als eine Art Beschwichtigungsmaßnahme auf die chinesische Aggression gewählt werden. Ein Kind würde als Reinkarnation des Großen Dreizehnten ausgewählt werden, und ungeachtet der Richtigkeit der Wahl, werde es in erster Linie eine politische Wahl sein, denn derjenige, den man den Vierzehnten Dalai Lama nennen würde, käme aus einem chinesisch besetzten Land.

Der Erhabene war zutiefst bedrückt angesichts der ganzen Lage und versuchte, Pläne auszuarbeiten, wie sein geliebtes Land noch gerettet werden könnte. Doch wie der Oberastrologe treffend bemerkte, konnte man zwar viel tun, um das ungünstige Horoskop eines Einzelnen zu mildern, aber es gab keine bekannte Möglichkeit, das Schicksal eines ganzen Landes nachhaltig zu ändern. Ein Land bestand aus zu vielen einzelnen Einheiten, aus zu vielen Individuen, die weder beeinflusst noch befohlen werden konnten, zur gleichen Zeit und für denselben Zweck in eine Richtung zu denken. Das Schicksal Tibets war also besiegelt.

Aber das Schicksal dessen, was mit den tibetischen Lebensweisheiten, den heiligen Büchern und dem heiligen Wissen geschehen sollte, war noch ungewiss. Doch es war vorgesehen, einen jungen Mann mit besonderen Mitteln auszubilden. Er sollte einzigartige Kenntnisse und Fähigkeiten erlangen und dann über die Grenzen Tibets hinaus in die weite Welt entsandt werden, um über seine Erfahrungen und das tibetische Wissen zu schreiben. Die beiden Männer führten ihr Gespräch fort, bis der Dalai Lama schließlich sagte: «Und dieser Junge, dieser Rampa, hast du sein Horoskop schon fertiggestellt? Ich möchte, dass du es bei einer speziellen Feier heute in zwei Wochen auf dem Anwesen der Familie Rampa verkündest.»

Der Oberastrologe erschauerte. In zwei Wochen? Er wäre weder in zwei Monaten noch in zwei Jahren fertig geworden, hätte man ihm nicht ein klar definiertes Datum vorgegeben. So erwiderte er nur mit zittriger Stimme: «Ja, Eure Heiligkeit, alles wird in zwei Wochen bereit sein. Doch dieser Junge wird in seinem Leben auf äußerst widrige Umstände stoßen: Leiden und Folter, keine Anerkennung, nicht einmal von seinen eigenen Landsleuten, Krankheit – jede Erschwernis, die man sich nur vorstellen kann, werden ihm durch böse Mächte in den Weg gelegt, darunter eine besondere Macht, die ich bis jetzt noch nicht ganz verstanden habe, die jedoch in gewisser Weise mit jenen verbunden zu sein scheint, die für die Zeitungen arbeiten.»