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T. Lobsang Rampa

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Beschreibung

Vom hohen Himalaya verschlägt es den tibetischen Lama Lobsang Rampa zunächst nach China und während des chinesisch-japanischen Krieges nach Japan, wo er in einem Gefangenenlager landet. Von dort gelingt ihm die Flucht über das Meer, und er erreicht Korea. Zu Fuss setzt er seinen Weg bis an die russische Grenze fort. Unter schwierigen Umständen gelangt er nach Moskau, wo er gefangen genommen und später im Westen der Sowjetunion in ein Straflager versetzt wird. Durch Geschick kann er weiterreisen und schlägt sich durch Europa, bis er Frankreichs Küste erreicht. Dort heuert er als Maschinist auf einem Frachtschiff an und gelangt so nach Amerika. Das harte Leben und die Strapazen dieser beschwerlichen Reisen hinterlassen deutliche Spuren an Rampas Körper, und er nähert sich seinem Ende. Um seine Lebensaufgabe jedoch fortsetzen zu können, muss er einen anderen Körper mittels Transmigration übernehmen. In England findet man einen geeigneten Körper von einen Mann, dessen Absicht es ist, sich das Leben zu nehmen. Mit dem Einverständnis dieses Mannes zieht sich dessen Seele in ihre geistige Heimat zurück und überlässt den Körper dem Lama Lobsang Rampa, der dank dieser Seelenwanderung im Leib des Engländers Cyril Henry Hoskin weiterleben und seine besondere Lebensaufgabe fortsetzen kann.

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Seitenzahl: 427

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T. Lobsang Rampa

Die Rampa Story

Widmung

Für meine Freunde in Howth, Irland Sie waren meine Freunde, als «die linden Lüfte» wehten. Sie waren loyal und verständnisvoll, und sie waren noch größere Freunde, als «die unlauteren, widrigen Winde bliesen», denn die Iren wissen, was es heißt, verfolgt zu werden, und sie wissen, woher der Wind weht, wenn sie die Wahrheit beurteilen müssen. Daher … Mr. und Mrs. O’Grady Familie Loftus Dr. W. I. Chapman und Brud Campbell (um nur einige zu nennen) Vielen Dank!

Klappentext

Vom hohen Himalaya verschlägt es den tibetischen Lama Lobsang Rampa zunächst nach China und während des chinesisch-japanischen Krieges nach Japan, wo er in einem Gefangenenlager landet. Von dort gelingt ihm die Flucht über das Meer, und er erreicht Korea. Zu Fuss setzt er seinen Weg bis an die russische Grenze fort. Unter schwierigen Umständen gelangt er nach Moskau, wo er gefangen genommen und später im Westen der Sowjetunion in ein Straflager versetzt wird. Durch Geschick kann er weiterreisen und schlägt sich durch Europa, bis er Frankreichs Küste erreicht. Dort heuert er als Maschinist auf einem Frachtschiff an und gelangt so nach Amerika. Das harte Leben und die Strapazen dieser beschwerlichen Reisen hinterlassen deutliche Spuren an Rampas Körper, und er nähert sich seinem Ende. Um seine Lebensaufgabe jedoch fortsetzen zu können, muss er einen anderen Körper mittels Transmigration übernehmen. In England findet man einen geeigneten Körper von einen Mann, dessen Absicht es ist, sich das Leben zu nehmen. Mit dem Einverständnis dieses Mannes zieht sich dessen Seele in ihre geistige Heimat zurück und überlässt den Körper dem Lama Lobsang Rampa, der dank dieser Seelenwanderung im Leib des Engländers Cyril Henry Hoskin weiterleben und seine besondere Lebensaufgabe fortsetzen kann.

Weltkarte

Anmerkung des englischen Herausgebers

In den vergangenen Jahren haben nur sehr wenige Bücher so viele Kontroversen ausgelöst wie «Das dritte Auge» und die anderen Werke, die aus der Feder von T. Lobsang Rampa stammen.

Der Grund dafür ist einfach: Wenn ein Engländer behauptet, sein physischer Körper sei vom Seelenkörper eines tibetischen Lama übernommen worden, dann kommt er nicht umhin, zum Gespött zu werden.

Wenn er darüber hinaus noch über besonders detaillierte und präzise Erfahrungen berichtet, die das Beherrschen von persönlichen übersinnlichen Fähigkeiten erfordern, die außerhalb der Naturgesetze liegen, so wie wir sie verstehen, dann muss man nicht erstaunt sein, wenn diese Berichte mit Entrüstung aufgenommen werden. Aber Entrüstungen dieser Art entspringen manchmal nur aus Unwissenheit. Die Tatsache, dass T. Lobsang Rampa inzwischen auf der ganzen Welt Tausende zu seinen Lesern zählt, ist ein Indiz dafür, dass nicht alle dem Unbekannten gegenüber verschlossen sind.

Dieses dritte Buch von T. Lobsang Rampa wurde für seine große Leserschaft geschrieben und nicht für die Skeptiker, die weder in der Lage sind, seine Geschichte zu widerlegen noch zu erklären, wie der Engländer, der England nie verlassen hat, zu diesem umfangreichen Wissen kam, wenn Lobsang Rampas Geschichte nicht wahr wäre.

«Die Rampa Story» ist eine Antwort auf all seine Kritiker, und jede Seite trägt seine persönliche Garantie, dass alles, was geschrieben steht, der Wahrheit entspricht.

Vorwort des Autors

«Bitte, kein Wort der Verbitterung», ermahnte mich mein Verleger.

«In Ordnung», dachte ich, «aber warum sollte ich verbittert sein? Ich versuche doch nur, meiner Pflicht nachzukommen und ein Buch, wie verlangt, zu schreiben.»

«Bitte, keine Äußerungen gegen die Presse!», sagte mein Verleger. «Nichts, aber auch gar nichts!»

«Du meine Güte», sagte ich zu mir. «Für wen hält er mich eigentlich?»

Also, so soll es sein. Keine Äußerungen gegen die Presse. Schließlich denken sie auch, sie würden nur ihrer Pflicht nachkommen, und wenn sie an falsche Informationen gelangen, dann können sie, nehme ich an, nicht gänzlich dafür verantwortlich gemacht werden. Aber meine Meinung über die Presse ist? Na, ja …

Also lassen wir das. Kein Wort mehr zu diesem Thema.

Dieses Buch ist die Fortsetzung nach «Das dritte Auge» und «Ein Arzt aus Lhasa». Ich möchte gleich zu Beginn noch einmal festhalten, dass diese Erzählung der Wahrheit entspricht und keine Fiktion und kein Roman ist. Auch alle anderen Bücher, die ich geschrieben habe, sind wahr und beruhen auf meinen eigenen persönlichen Erfahrungen. In diesem Buch werde ich über die Aspekte schreiben, die das menschliche Wesen und das Ego betreffen. Ein Thema, mit dem wir aus dem Fernen Osten bestens vertraut sind.

Wie auch immer. Genug des Vorwortes. Das Wichtigste ist jetzt das Buch selbst!

Kapitel 1

Die schroffen, hochaufragenden Gipfel des Himalaya zeichneten sich lebhaft im klaren Purpur des tibetischen Abendhimmels ab. Die untergehende Sonne, die sich bereits hinter der gewaltigen Gebirgskette versteckt hatte, ließ das hochaufschießende und unaufhörlich von den hohen Gipfeln herabwirbelnde Schneegestöber in schillernden und glitzernden Farben erscheinen. Die Luft war kristallklar und belebend frisch, und bot dem Betrachter eine schier unendliche Weitsicht.

Auf den ersten Blick schien diese öde, gefrorene Landschaft ohne jegliches Leben zu sein. Nichts bewegte sich – nichts rührte sich, außer den langgezogenen Schneewehen hoch oben auf den Gipfeln. Es schien, als könnte in diesen kahlen Bergsteinwüsten nichts leben, so als hätte es hier offenbar von Anbeginn der Zeit kein Leben gegeben.

Nur wenn man es wusste, nur wenn es einem immer und immer wieder gezeigt würde, konnte man die schwachen Spuren entdecken, die verrieten, dass hier Menschen lebten. Nur wer sich in diesem Gebiet auskannte, konnte seine Schritte zu diesem rauen, verbotenen Ort lenken. Nur dann wäre man in der Lage, den schattenumhüllten Eingang zu sehen, der zu einer tiefen, düsteren Höhle führte. Eine Höhle, die nur eine Vorhalle war, von der aus unzählige Tunnel und Kammern abzweigten, die dieses raue, karge Bergmassiv wabenartig durchzogen.

Seit Monaten schon verrichteten die vertrauenswürdigsten Lamas niedere Trägerfunktionen. Von Lhasa aus waren sie zu einem langen Marsch über mehrere hundert Kilometer aufgebrochen und hatten unter großen Strapazen die uralten Geheimnisse hierhergebracht, wo sie für immer vor dem Zugriff der zerstörungswütigen Chinesen und den verräterischen tibetischen Kommunisten sicher waren. Auch hierhin hatte man unter großen Anstrengungen und Mühen die goldenen einbalsamierten Gebeine vergangener Inkarnationen des Dalai Lama gebracht, um sie im Herzen des Berges abzusetzen, damit sie weiterhin verehrt werden konnten. Heilige Objekte, uralte Schriften und die ehrwürdigsten und gelehrtesten Priester waren hier in Sicherheit. Seit Jahren hatten sich loyale Äbte, die von der kommenden chinesischen Invasion wussten, regelmäßig zu ernsten Gesprächen getroffen, um diejenigen zu testen und auszuwählen, die in das weit entfernte neue Domizil gehen sollten. Ein Priester nach dem anderen wurde ohne sein Wissen begutachtet und sein Lebenslauf durchleuchtet. Nur die Besten und die von reinster Spiritualität wurden ausgewählt. Es waren alles Männer, deren Ausbildung und Glauben gewährleisteten, selbst den grausamsten Folterungen der Chinesen standzuhalten, ohne dabei die geheimen Informationen preiszugeben.

Rechtzeitig trafen sie schließlich in ihrem neuen Heim ein, bevor die Kommunisten Lhasa überrannten. Kein mit Kriegsmaterial beladenes Flugzeug konnte sich gefahrlos in diese Höhe wagen. Keine feindlichen Truppen konnten in diesem trockenen, unwirklichen Gebiet ihre Zelte aufschlagen. Ein Gebiet, das felsig und ohne Erdreich ist. Das zu heimtückischen Felsstürzen neigte und von tiefen, gähnenden Schluchten durchzogen war. In dieser Höhe war die Luft fast ohne Sauerstoff. Nur das allerrobusteste Gebirgsvolk konnte hier noch atmen. Hier, zumindest an diesem Zufluchtsort in den Bergen, herrschte Frieden. Frieden, um für die Zukunft zu arbeiten, das uralte Wissen zu sichern und sich auf die Zeit vorzubereiten, in der sich Tibet wieder erheben und frei von den Belagerern sein sollte.

Vor Jahrmillionen war dieses Gebiet vulkanischen Ursprungs gewesen. Feuerspeiende Vulkane hatten über ein sich ständig veränderndes Antlitz der noch jungen Erde Gestein und Lava ausgestoßen. Die Welt befand sich zu der Zeit in einem Halbfestigkeitszustand und lag noch in den Geburtswehen eines neuen Zeitalters. Nach unzähligen Jahren erstarben die Flammen, und das halbgeschmolzene Gestein kühlte ab. Ein letztes Mal floss Lava den Hang hinunter, und Gasausbrüche schleuderten die noch tief im Erdinneren gelagerten letzten Reste hoch in die Luft. Sie hinterließen endlose, kahl und leergefegte Gänge und Tunnel. Einige Wenige wurden durch Steinlawinen verschüttet, die anderen blieben intakt, glashart und von Aderspuren geschmolzener Metalle durchzogen. Von einigen Wänden rieselte klares Quellwasser herab, das beim leisesten Lichteinfall glitzerte.

Jahrhunderte über Jahrhunderte blieben diese Gänge und Höhlen abgeschieden, verlassen und unberührt von Leben. Sie waren nur den astralreisenden Lamas bekannt, die überall hingehen und alles besichtigen konnten. Astralreisende hatten das Land auf der Suche nach einem solchen Zufluchtsort durchkämmt. Jetzt, wo in Tibet die Schreckensherrschaft regiert, werden diese urzeitlichen Gänge von einer Elite spirituell geprägter Menschen bewohnt. Menschen, die auserkoren wurden, zu gegebener Zeit wieder aufzuerstehen.

Als die ersten der sorgfältig ausgewählten Mönche in Richtung Norden aufbrachen, um das neue Domizil in den gewachsenen Felsenhöhlen einzurichten, packten andere in Lhasa die edelsten Kostbarkeiten ein und bereiteten ihr unauffälliges Verschwinden vor. Ein paar wenige Auserwählte verließen ihre Lama- und Nonnenklöster. In kleinen Gruppen reisten sie im Schutze der Dunkelheit zu einem weit entfernten See, an dessen Ufer sie ihr Lager aufschlugen und auf die anderen warteten.

In dem «neuen Domizil», wurde ein neuer Orden gegründet: «Die Stätte zur Erhaltung des Wissens». Der verantwortliche Abt, ein weiser über hundert Jahre alter Mönch, war unter unvorstellbaren Mühen zu den in den Bergen liegenden Höhlen hinaufgestiegen. Mit ihm reisten die weisesten Männer des Landes, die telepathischsten Lamas, die Hellseher und die Weisen mit einem überdurchschnittlichen Erinnerungsvermögen.

Langsam, über viele Monate hinweg, stiegen sie immer höher und höher ins Gebirge hinauf. Die Luft wurde mit zunehmender Höhe immer dünner und dünner. Manchmal vermochten ihre alten Körper nur eineinhalb Kilometer am Tag zurückzulegen. Eineinhalb Kilometer mühsames Vorwärtskommen über gewaltige Felsmassive, während die ewigen Winde auf den hohen Bergpässen an ihren Roben zerrten und sie davonzublasen drohten. Manchmal zwangen tiefe Felsspalten sie zu ermüdend langen Umwegen. Fast eine ganze Woche lang war der greise Abt gezwungen, in einem dicht abgeschlossenen Yakfellzelt zu rasten, während besondere Kräuter und Essenzen lebensrettenden Sauerstoff verströmten, um seinem gepeinigten Herz und seinen Lungen Linderung zu verschaffen. Darauf setzte er mit fast übermenschlicher Kraft seine schreckliche Reise fort.

Endlich erreichten sie ihr Ziel. Eine inzwischen stark dezimierte Schar, denn viele hatten unterwegs ihr Leben gelassen. Erst allmählich gewöhnten sie sich an das veränderte Leben. Die Schreiber schrieben gewissenhaft ihren Reisebericht auf, und die Holzschnitzer fertigten langsam die Blöcke für die handgedruckten Bücher an. Die Hellseher schauten in die Zukunft, weissagten und machten Voraussagen über die Zukunft Tibets und andere Länder. Diese Männer von höchster Reinheit standen in Verbindung mit dem Kosmos und der allumfassenden Akasha-Chronik, mit jener Chronik, in der man alles Vergangene, alles Gegenwärtige und auch alles, was die Wahrscheinlichkeit der Zukunft betrifft, sehen kann. Auch die Telepathen waren beschäftigt, Botschaften an ihresgleichen in Tibet zu senden. Sie blieben überall mit Ordensangehörigen in telepathischer Verbindung, und – blieben in Kontakt mit mir!

«Lobsang, Lobsang!», dröhnte eine Stimme in meinem Kopf und brachte mich aus meinen Träumen zurück. Telepathische Botschaften waren für mich nichts Außergewöhnliches. Sie sind mir bei Weitem vertrauter als Telefonanrufe. Doch dieses Rufen klang sehr eindringlich. Es klang irgendwie anders als sonst. Schnell setzte ich mich in die Lotosposition, sammelte mich, öffnete meinen Geist und entspannte meinen Körper. Als ich für die telepathische Botschaft aufnahmebereit war, wartete ich. Eine Zeitlang war nichts zu vernehmen, nur ein sanftes Prüfen, so als würde «jemand» durch meine Augen schauen und etwas sehen wollen. Aber, was sollte das schon sein? Der schmutzige Detroit River oder die hohen Wolkenkratzer der Stadt Detroit. Das Kalenderblatt vor mir zeigte den 9. April 1960 an. Wieder war nichts zu vernehmen. Plötzlich, als hätte jemand einen Entschluss gefasst, erreichte mich die Stimme wieder: «Lobsang, du hast sehr viel ertragen müssen und hast Außergewöhnliches geleistet. Doch jetzt ist keine Zeit für Komplimente. Es gibt für dich noch immer eine Aufgabe zu erfüllen.»

Es folgte eine Pause, so als wäre der Sprecher unerwartet unterbrochen worden. Ich wartete tief betrübt und völlig beunruhigt. Ich hatte während den vergangenen Jahren mehr als genug Elend und Leiden ertragen. Ich hatte jähe Veränderungen hingenommen und wollte nicht mehr gejagt und verfolgt werden.

Als ich wartete, nahm ich die flüchtigen telepathischen Gedanken anderer Menschen in der Nähe von mir auf. Das Mädchen an der Bushaltestelle unterhalb meines Fensters dachte, während sie ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat: «Herrgott, wo bleibt denn nur der Bus? Unsere Verkehrsbetriebe sind die schlimmsten auf der ganzen Welt!»

Oder der Mann, der gerade ein Paket an der nächsten Haustür abgab, dachte: «Ob ich mich getrauen soll, den Boss nach einer Gehaltserhöhung zu fragen? Milli wird bestimmt bald durchdrehen, wenn sie nicht mehr Haushaltsgeld von mir kriegt!»

Noch als ich mich müßig fragte, wer wohl Milli sei, genauso wie sich jemand die Zeit vertreibt, während er beim Telefonieren wartet, vernahm ich die innere Stimme wieder eindringlicher.

«Lobsang! Wir haben uns entschieden. Es wird Zeit, dass du wieder ein Buch schreibst. Das nächste erfüllt eine wichtige Aufgabe. Es soll davon handeln, dass eine Person den physischen Körper eines anderen übernehmen kann, wenn beide Beteiligten damit einverstanden sind.»

Vor Bestürzung fuhr ich auf und brach fast die telepathische Verbindung ab. Ich sollte wieder schreiben? Ausgerechnet darüber? Ich galt jetzt schon als umstrittene Person. Solche Augenblicke hasste ich. Ich wusste ja, wer ich war, und dass alles, was ich behauptete, der Wahrheit entsprach. Doch was würde es nützen, eine Geschichte zu schreiben, die die reißerische Presse nur wieder zerpflücken würde. Das war mir unbegreiflich. Diese Nachricht verwirrte mich völlig und ich war wie betäubt. Mir war schwer ums Herz, so wie jemand, der auf seine Hinrichtung wartete.

«Lobsang!», die telepathische Stimme war nun mahnender, und die Schärfe der rauen Stimme durchfuhr meinen benebelten Geist wie ein elektrischer Schlag. «Lobsang! Wir sind besser als du in der Lage, das zu beurteilen. Du bist zu sehr in den Schlingen der westlichen Welt gefangen. Wir haben mehr Distanz und können das besser abschätzen. Du hast nur die Lokalnachrichten, wir die der ganzen Welt.» Etwas bescheidener geworden schwieg ich und wartete auf die Fortsetzung der Botschaft. Ich gab ihnen recht, «sie» wussten offenbar wirklich besser, was richtig war.

Nach kurzer Zeit vernahm ich die Stimme wieder: «Du hast vieles unschuldig ertragen müssen, aber alles geschah aus einem guten Grund. Dein bisheriges Tun hat vielen Gutes gebracht. Du bist krank, und dein Urteilsvermögen ist verfälscht und verzerrt, was deine Haltung zum Thema des nächsten Buches angeht.»

Während ich ihm zuhörte, griff ich nach meiner uralten Kristallkugel und hielt sie vor mir auf einem schwarzen matten Tuch in den Händen. Schnell bewölkte sich das Glas und wurde milchig weiß. Der weiße Nebel teilte sich, so wie wenn ein Vorhang geöffnet wird, um das Licht der Abenddämmerung hereinzulassen. Ich sah nun das, was ich hörte. In der Ferne erblickte ich das Himalayamassiv, deren Bergspitzen von Schnee bedeckt waren. Ein starkes Gefühl des Fallens erfasste mich, das so echt war, dass ich dachte, es würde mir den Magen umdrehen.

Die Landschaft wurde deutlicher, und ich sah die Höhle: die neue Stätte des Wissens. Ich sah einen bejahrten Patriarchen, einen uralten Greis. Er saß auf einer gefalteten Decke aus Yakwolle. Obwohl er ein hoher Abt war, war er einfach gekleidet in einer dünnen und zerschlissenen Robe, die fast so alt zu sein schien wie er selbst. Sein hoher, gewölbter Kopf glänzte wie altes Pergamentpapier, und seine alten runzeligen Hände, deren Handknochen nur noch von Haut überzogen waren, waren dünn. Er war eine sehr ehrwürdige Person mit einer starken, kraftvollen Aura und einer erhabenen Gelassenheit, die nur die wahre Weisheit verleihen konnte. Er saß in der Mitte eines Kreises und rund um ihn herum saßen sieben hochrangige Lamas. Alle saßen in Meditationshaltung, die Handflächen nach oben und die Finger in uralter Symbolik gefaltet. Ihre Köpfe waren leicht in meine Richtung geneigt. In meiner Kristallkugel erschien es mir, als befände ich mich mitten unter ihnen in derselben vulkanischen Kammer, so als stünde ich vor ihnen. Wir unterhielten uns, als wäre ich physisch anwesend.

«Du bist ehrenvoll gealtert», sagte einer.

«Deine Bücher haben viel Freude und Erleuchtung gebracht. Lass dich nicht durch die wenigen Eifersüchtigen entmutigen, die dir übel gesonnen sind», sagte ein anderer.

«Auch das Eisenerz mag denken, es würde sinnlos im Schmelzofen gemartert, doch wenn die gehärtete Klinge aus feinstem Stahl zurückschaut, dann weiß sie es besser», sagte ein Dritter.

«Wir verschwenden Zeit und Energie», sagte der betagte Patriarch. «Sein Herz ist geschwächt und er steht schon im Schatten der anderen Welt. Wir dürfen jetzt weder seine Kräfte noch seine Gesundheit strapazieren. Seine Aufgabe liegt nun klar vor ihm.»

Wieder herrschte Schweigen. Diesmal war es ein heilendes Schweigen, während die telepathischen Lamas mir lebensspendende Energie übertrugen. Energie, an der es mir seit meinem zweiten Herzinfarkt so oft gefehlt hatte. Das Bild vor mir, ein Bild, von dem ich ein Teil zu sein schien, wurde heller, heller noch als Licht je in dieser Welt sein könnte.

Dann hob der alte Mann seinen Blick und sagte: «Mein Bruder», diese Anrede war in der Tat eine Ehre für mich, obwohl auch ich im eigentlichen Sinne ein Abt war. «Mein Bruder, wir müssen vielen Menschen die Wahrheit offenbaren, dass ein «Ego» sich auch freiwillig von seinem physischen Körper lösen und es einem anderen «Ego» gestatten kann, diesen Körper zu übernehmen und ihn wiederzubeleben. Dieses Wissen weiterzugeben ist deine Aufgabe.»

Das war wirklich ein Schlag für mich. Meine Aufgabe? Ich hatte es nie auch nur erwogen, solche Dinge weiterzugeben. Ich hatte es vorgezogen, selbst dann zu schweigen, wenn ich daraus materielle Vorteile hätte erlangen können. Ich war überzeugt, dass es das Beste sei, wenn die Leute im Westen, die für das Esoterische so blind sind, nichts über das Okkulte erfuhren. So viele «okkulte» Menschen, die ich bisher getroffen hatte, wussten nur sehr wenig. Und geringes Wissen ist eine gefährliche Sache. Meine Gedanken wurden jäh durch den Abt unterbrochen.

«Wie du sehr gut weißt, befinden wir uns an der Schwelle eines neuen Zeitalters. Einem Zeitalter, in dem es vorgesehen ist, dass der Mensch von seinen Verunreinigungen gereinigt und in Frieden mit sich selbst und anderen leben soll. Die Bevölkerungszahlen werden dereinst stabil bleiben, weder steigen noch fallen. Daher werden kriegerische Bestrebungen ausbleiben, denn nur Länder mit ständiger Bevölkerungszunahme müssen Kriege führen, um den Lebensraum zu vergrößern. Wir wollen den Menschen wissen lassen, dass ein Mensch seinen physischen Körper wie ein altes Gewand ablegen kann, für den der Träger keine Verwendung mehr hat, und ihn jemand anderem zur Verfügung stellen kann, der einen solchen Körper für einen speziellen Zweck benötigt.»

Ich fuhr unbeabsichtigt auf. Ja, das wusste ich alles. Nur hatte ich nicht erwartet, dass ausgerechnet ich darüber schreiben musste. Die ganze Idee machte mir Angst.

Der alte Abt lächelte flüchtig und sagte: «Ich sehe schon, dass dir diese Idee, diese Aufgabe, nicht sonderlich behagt, mein Bruder. Doch selbst im Westen, im sogenannten Christentum, gibt es sehr viele aufgezeichnete Beispiele von ‹Besessenheit›. Dass viele solche Fälle des Teufels oder gar als schwarze Magie betrachtet werden, ist sehr bedauerlich. So zu denken beweist aber nur, daß zu wenige etwas davon wissen. Deine Aufgabe wird es sein, so darüber zu schreiben, dass diejenigen, die Augen haben, es lesen können, und diejenigen, die reif dazu sind, in der Lage sind, es zu verstehen.»

Das wird zu Selbstmorden führen, dachte ich und sagte: «Die Menschen werden bestrebt sein, sich umzubringen. Sie werden meinen, damit entweder einer Schuld zu entgehen oder dem Ärger zu entfliehen. Andere würden es tun, um jemandem den eigenen Körper aus Gefälligkeit zu überlassen!»

«Nein, nein, mein Bruder», sagte der alte Abt. «Da irrst du dich. Niemand kann seinen Schulden durch Selbstmord entgehen. Niemand kann einfach seinen Körper einer beliebigen Person überlassen, es sei denn, es liegen ganz besondere Umstände vor, die dieses Vorgehen rechtfertigen würden. Wir müssen zuerst auf den vollen Aufbruch des Neuen Zeitalters warten. Niemand darf seinen physischen Körper aufgeben, solange die ihm zugemessene Zeit noch nicht abgelaufen ist. Bis jetzt durfte es nur vollzogen werden, wenn es Höhere Mächte erlaubten.»

Ich betrachtete die Männer vor mir. Ich beobachtete das goldene Lichtspiel um ihre Köpfe, das Stahlblau der Weisheit in ihren Auren und das Wechselspiel des Lichts, das von ihren Silberschnüren ausging. Es zeigte sich mir ein Bild von lebendigen Farben und Männern von Weisheit und Reinheit. Ernste, enthaltsame und von der Welt abgeschiedene Männer. Selbstbeherrscht und selbstbewusst.

«Das mag für sie ja alles in Ordnung sein», murmelte ich vor mich hin. «Sie müssen sich ja nicht durch die harten Wirren des westlichen Alltags schlagen.» Von der anderen Seite des schmutzigen Detroit River hallte wellenartig der Verkehrslärm herüber. Ein großes Dampfschiff, das auf dem Weg ins offene Meer war, fuhr schon in aller Herrgottsfrüh an meinem Fenster vorbei, vor dessen Bug das Eis auf dem Fluss mit einem lauten knirschenden Krachen aufbrach. Westliches Leben? Das hieß Lärm, Geschepper, plärrende Radios, die pausenlos für die vermeintlichen Vorzüge der Automobilfirmen warben. Im «neuen Domizil» dagegen herrschte Frieden. Frieden, um zu arbeiten. Frieden, um nachzudenken, ohne sich fragen zu müssen, ob man – nicht wie hier – vielleicht der nächste sein würde, dem wegen ein paar Dollar ein Messer in den Rücken gestoßen wurde.

«Mein Bruder», sagte der Greis, «wir dagegen leben hier mit Gewalttätigkeiten und rohen Wirren eines überfallenen Landes. Wer sich den Besatzern widersetzt, wird langsam zu Tode gefoltert. Unsere Nahrung muss uns zu Fuß hierhergebracht werden, und das über mehrere hundert Kilometer heimtückischer Gebirgspfade. Ein falscher Schritt oder ein loser Stein kann schon zu einem Absturz führen, einem Fall von Hunderten von Metern in den sicheren Tod. Wir leben von einer Schale Tsampa (geröstete Gerste und Butter, d.Ü.), die uns für einen Tag reichen muss. Unseren Durst stillen wir an den Bergquellen. Tee ist ein unnötiger Luxus, dem wir zu entsagen gelernt haben. Denn dem Teegenuss nachzugeben, der für andere ein Risiko birgt, ist doch sehr von Übel. Schau etwas genauer in deine Kristallkugel, mein Bruder, und wir wollen dir das Lhasa von heute zeigen.»

Ich erhob mich aus meinem Sessel am Fenster und vergewisserte mich, dass die drei zu meinem Zimmer führenden Türen sicher verschlossen waren. Einzig den ununterbrochenen Verkehrslärm zum Schweigen zu bringen, das vermochte ich nicht, weder den Verkehrslärm auf der kanadischen Seite des Flusses noch das etwas abgeschwächte Brummen des pulsierenden geschäftigen Detroits auf der anderen Seite. In der Nähe von mir, zwischen dem Fluss und mir, führten die Hauptstraße und die sechsspurige Eisenbahnlinie vorbei. Lärm? Hier wird er nie enden! Mit einem letzten Blick auf das moderne, unter mir vorbeihastende Leben, schloss ich die Jalousien und setzte mich mit dem Rücken gegen das Fenster.

Die Kristallkugel vor mir pulsierte in einem blauen Licht. Einem Licht, das wechselte und wirbelte, als ich mich ihm zuwandte. Als ich die Kristallkugel aufhob und sie kurz mit der Stirne berührte, um erneut den Kontakt herzustellen, fühlte sie sich in meinen Händen immer noch warm an. Ein sicheres Zeichen, dass sehr viel Energie von einer weit entfernten Quelle in die Kugel gelenkt wurde.

Der alte Abt schaute mich gütig an, und ein schwaches Lächeln glitt über sein Gesicht. Dann erfolgte so etwas wie eine Explosion. Das Bild verwackelte, ein Flickwerk von unzusammenhängenden Farben und wirbelnden Streifen zog rundum. Plötzlich war es, als hätte jemand eine Tür im Himmel aufgestoßen, und ich stand in dieser offenen Tür. Die Wahrnehmung, dass ich in die Kristallkugel schaute, schwand dahin. Ich befand mich «dort»!

Unter mir lag im sanften Abendsonnenlicht meine Heimat, mein Lhasa. Es schmiegte sich in den Schutz der mächtigen Berge. Ich sah den Fluss des Glücks, der anmutig und lebhaft durch das grüne Tal floss. Mich übermannte wieder das bittere und schmerzliche Heimweh. Der ganze Hass und die Mühsale des Lebens im Westen wallten in mir hoch, und es schien, als bräche mein Herz entzwei. Die Freuden und die Sorgen sowie die rigorose Ausbildung, der ich mich dort unten hatte unterziehen müssen, waren gegenwärtig. Der Anblick meines Vaterlandes genügte, dass sich mein ganzes Inneres gegen das gefühllose Unverständnis der Menschen im Westen aufbäumte.

Doch ich war nicht zu meinem Vergnügen hier! Ich schien langsam vom Himmel herabzusinken. Ich sank herab, so als befände ich mich in einem Ballon, der sanft herabglitt. Als ich mich nur noch wenige hundert Meter über der Erde befand – schrie ich vor Erstaunen erschreckt auf. Flugplätze? Es gab Flugplätze rund um die Stadt Lhasa! Vieles sah anders aus. Als ich mich umsah, erblickte ich zwei neue Straßen, die von den Bergen nach unten führten und oben weiter in Richtung Indien entschwanden. Verkehr! Räderfahrzeuge, die eilig entlangfuhren. Ich sank unter der Kontrolle derjenigen, die mich hierhergebracht hatten, weiter nach unten. Noch etwas weiter unten erblickte ich Zwangsarbeiter, die unter Bewachung von bewaffneten Chinesen Baugruben aushoben und Fundamente errichteten. Doch Schrecken über Schrecken! Direkt am Fuße des herrlichen Potala breitete sich eine hässliche Hüttenstadt aus, die von einem Netz unbefestigter Straßen versorgt wurde. Ein Drähtewirrwarr verbanden die Gebäude miteinander, die dem Ort ein verwahrlostes Aussehen verliehen. Ich richtete meinen Blick zum Potala hinauf und – bei Buddhas heiligem Zahn! – der ganze Palast war von chinesischen kommunistischen Parolen an seiner Fassade verunstaltet und entweiht worden. Voller Abscheu seufzte ich und schaute weg.

Ein Lastwagen holperte die Straße entlang und fuhr direkt durch mich hindurch, denn ich befand mich im Astralkörper – ich war feinstofflich und nicht physisch in Gestalt. Der Lastwagen rumpelte noch ein paar Meter weiter und hielt an. Schlampig gekleidete chinesische Soldaten sprangen aus dem großen Lastwagen und trieben, laut schreiend, fünf Mönche vor sich her. Lautsprecher an allen Straßenecken fingen zu plärren an, und auf die heiser gebrüllten Befehle füllte sich der Platz, auf dem ich stand, sehr schnell mit Menschen. Schnell, weil die chinesischen Aufseher auf diejenigen, die bummelten, mit Peitschen einschlugen und mit den Bajonetten zustachen. Die Menschenmenge, die aus Tibetern und unfreiwilligen chinesischen Siedlern bestand, wirkte apathisch. Die Menschen sahen ausgemergelt aus. Sie scharrten nervös mit den Füßen, sodass kleine Staubwolken aufwirbelten, die der Abendwind forttrug.

Die fünf Mönche, dünn und blutverschmiert, wurden grob auf die Knie gezwungen. Einem baumelte an seiner Wange der linke Augapfel herunter, der aus seiner Augenhöhle gesprungen war. Der Mönch war mir gut bekannt, er war zu der Zeit, als ich ein Lama war, Akoluth. Die vergrämte Menge verstummte. Es wurde still, als von einem Gebäude her ein russischer Jeep mit der Aufschrift «Tibetisches Verwaltungsministerium» der Straße entlang gerast kam. Kein Laut war zu hören. Die Stimmung war sehr gedrückt, als der Jeep die Menge umkreiste und etwa sieben Meter hinter einem Lastwagen zum Stehen kam.

Die Wachen standen stramm. Ein überheblicher Chinese stieg selbstgefällig aus dem Jeep. Ein Soldat eilte auf ihn zu und wickelte im Laufen ein Kabel ab. Vor dem hochmütigen Chinesen blieb er stehen, salutierte und hielt ihm ein Mikrofon hin. Der Hauptmann oder Kommandeur oder wie immer er sich auch bezeichnen mochte, blickte ungnädig in die Runde, bevor er ins Mikrofon sprach.

«Ihr wurdet hierher befohlen», eröffnete er, «um Zeuge der Hinrichtung dieser fünf reaktionären und staatsfeindlichen Mönche zu sein. Niemand darf sich gegen das glorreiche chinesische Volk unter der großartigen Führung unseres Vorsitzenden, Genosse Mao Zedong, auflehnen.»

Er wandte sich ab. Die Lautsprecher auf dem Lastwagendach klickten und verstummten. Der Hauptmann nickte einem Soldaten mit einem langen gekrümmten Schwert zu. Dieser ging auf den ersten Gefangenen zu, der gefesselt am Boden kniete. Einen Augenblick stand er mit gespreizten Beinen da und prüfte die Schwertklinge mit dem Daumen. Zufrieden nahm er Haltung an und berührte mit dem Schwert leicht den Nacken des Gefesselten. Er hob das Schwert über seinen Kopf, wo die Klinge im abendlichen Sonnenlicht hell aufblitzte. Dann riss er den Arm nach unten, und ein glitschiges Geräusch war zu hören. Ein scharfes «Knacken» folgte, und der Kopf des Mannes hüpfte von seinen Schultern, während aus dem Körper ein breiter Strahl pulsierenden, hellen Blutes schoss. Es pulsierte noch einmal und verebbte langsam in einem dünnen Rinnsal. Als der zuckende, kopflose Körper auf dem staubigen Boden lag, spuckte der Hauptmann auf ihn und rief: «So sollen alle Feinde der Genossen sterben!»

Der Mönch mit dem herunterhängenden Auge hob stolz den Kopf und schrie mit lauter Stimme: «Lang lebe Tibet! Bei Buddhas Ruhm und Ehre, es wird wieder auferstehen.»

Ein Soldat war gerade dabei, ihm sein Bajonett in den Leib zu stoßen, als der Hauptmann ihn hastig davon abhielt. Mit wutverzerrtem Gesicht schrie er: «Du beleidigst unser glorreiches chinesisches Volk! Dafür wirst du langsam sterben!» Er wandte sich an die Soldaten und schrie ihnen Kommandos zu. Die Männer hasteten aufgeregt hin und her. Zwei rannten zu einem nahegelegenen Gebäude und kehrten darauf im Laufschritt mit starken Seilen zurück. Andere schnitten dem Mönch die Fesseln auf ohne Rücksicht auf Verletzungen der Arme oder Beine. Der Hauptmann stapfte auf und ab und befahl, noch mehr Tibeter herbeizuholen, damit sie Zeugen der Hinrichtung würden. Die Lautsprecher plärrten immer wieder ihre Parolen. Soldaten schwärmten aus, um weitere Männer, Frauen und Kinder herbeizuholen, damit sie «die Gerechtigkeit der chinesischen Genossen» erleben sollten. Ein Soldat schlug dem Mönch seinen Gewehrkolben ins Gesicht. Das herunterhängende Auge zerplatzte und seine Nase brach. Der Hauptmann stand unbekümmert daneben und blickte auf die anderen drei Mönche, die immer noch gefesselt im Dreck auf der Straße knieten. «Erschießt sie», befahl er. «Erschießt sie von hinten durch den Kopf und lasst sie liegen.»

Ein Soldat ging nach vorne, zog seinen Revolver, platzierte den Lauf hinter dem Ohr des Mönchs und drückte ab. Der Mann fiel nach vorn, tot, sein Gehirn lag überall auf dem Boden verstreut. Gänzlich ungerührt ging der Soldat zum nächsten Mönch und erschoss ihn ebenso schnell. Als er sich zum Dritten begab, fragte ihn ein junger Soldat: «Genosse, darf ich auch mal schießen, ich habe bis jetzt noch nie getötet.» Der Vollstrecker gab nickend seine Einwilligung dazu und trat beiseite, damit der junge Soldat, der vor Eifer zitterte, seinen Platz einnehmen konnte. Er zog seinen Revolver, zielte auf den dritten Mönch, schloss die Augen und drückte ab. Die Kugel durchschlug die Wangen des Mönchs und traf einen tibetischen Zuschauer in den Fuß. «Versuch’s noch mal», sagte der Vollstrecker, «diesmal aber mit offenen Augen.» Als er den zornigen Blick des Hauptmannes sah, zitterte seine Hand noch mehr aus Furcht und Schande, dass er das Ziel so völlig verfehlt hatte. «Steck ihm die Revolvermündung ins Ohr und schieß», befahl der Hauptmann. Einmal mehr trat der junge Soldat neben den verurteilten Mönch, rammte ihm den Lauf seiner Waffe ins Ohr und drückte ab. Der Mönch fiel tot nach vorn neben seine beiden Gefährten.

Die Menschenmenge war in der Zwischenzeit angewachsen. Als ich mich umsah, sah ich, dass sie den linken Arm und das linke Bein des Mönchs, den ich kannte, am Jeep festgebunden hatten. Sein rechter Arm und sein rechtes Bein wurden am Lastwagen befestigt. Ein grinsender chinesischer Soldat stieg in den Jeep. Er startete den Motor, legte den Gang ein und fuhr so langsam wie nur irgend möglich vorwärts. Der Arm des Mönchs wurde in die Länge gezogen, bis er so hart wie ein Stück Eisen war. Plötzlich ein Krachen! Der Arm wurde vollständig aus der Schulter gerissen. Der Jeep fuhr weiter. Mit einem lauten Knacken brach der Hüftknochen entzwei und das rechte Bein des Mannes wurde ihm aus dem Körper gerissen. Der Jeep hielt an. Der Hauptmann stieg ein, und dann fuhren sie fort, mit dem blutenden Körper des sterbenden Mönchs hinter sich, der über die holperige und steinige Straße hüpfte. Die Soldaten kletterten auf den großen Lastwagen und fuhren mit den anderen blutenden Gliedmaßen ebenfalls weg, die sie hinter sich her schleiften.

Als ich mich voller Abscheu umdrehte, hörte ich Schreie einer Frau hinter einem Gebäude, dem ein raues Lachen folgte. Ein chinesischer Fluch ertönte, als die Frau plötzlich und überraschend ihren Peiniger biss. Ihr Schreien versiegte, während sie erstochen zu Boden sank.

Über mir lag der dunkelblaue Nachthimmel, der mit unzähligen stecknadelgroßen farbigen Lichtern gesprenkelt war. Lichter, die andere Welten waren. Viele von ihnen waren bewohnt, wie ich wusste. Auf wie vielen ging es so grausam zu wie hier auf unserer Erde? Rund um mich herum lagen Leichen. Nicht bestattete Tote. Leichname, die in der kalten Luft von Tibet erhalten blieben, bis die Geier und andere Wildtiere sie aufaßen. Es gab keine Hunde mehr, die diesen Dienst verrichteten, denn die Chinesen hatten sie längst getötet und gegessen. Jetzt bewachten auch keine Katzen mehr die Tempel von Lhasa. Ihnen war das gleiche Schicksal widerfahren. Das Leben der Tibeter bedeutete den Chinesen nicht mehr, als einen Grashalm abzureißen.

Der Potala ragte vor mir auf. Jetzt im fahlen Sternenlicht gingen die derben Parolen der Chinesen im Schatten unter und waren nicht mehr zu sehen. Ein Scheinwerfer überragte die Heiligen Grabmäler. Er strahlte wie ein böses Auge hell über das Lhasatal hinweg. Das Chakpori-Lamakloster, meine medizinische Ausbildungsstätte, sah öde und verlassen aus. Von ihrem Berggipfel herab erklangen Bruchstücke von einem obszönen chinesischen Lied. Eine Zeitlang verharrte ich in tiefem Nachdenken.

Unerwartet sagte eine Stimme: «Mein Bruder, du musst dich nun verabschieden. Du warst lange weg. Wenn du aufsteigst, schau dich gut um.»

Langsam stieg ich wie eine Pusteblume auf einer dahinziehenden Brise in die Luft. Der Mond war inzwischen aufgegangen und überflutete das Tal und die Bergspitzen mit seinem reinen silbernen Licht. Mit Bestürzung blickte ich auf die alten Lamaklöster, zerbombt und unbewohnt, während überall Trümmer menschlichen Besitzes unbeachtet herumlagen. Die nicht beigesetzten Toten lagen grotesk auf Haufen, konserviert durch die ewige Kälte. Einige hielten noch ihre Gebetsmühlen umklammert in den Händen. Einige waren nackt und ihre Körper blutige Fleischmassen, die von den Bomben und den Metallsplittern zerfetzt wurden. Ich sah eine noch unversehrte Heiligenfigur, die herabschaute, so als hätte sie Mitleid mit den Opfern dieses mörderischen Wahnsinns der Menschen.

An den zerklüfteten Berghängen, wo sich die Einsiedeleien in liebevoller Umarmung an die Bergflanken schmiegten, sah ich, dass die Invasoren eine Einsiedelei nach der anderen zerstört hatten. Die Einsiedler, die darin auf der Suche nach spiritueller Weiterentwicklung jahrelang eingemauert und einsam in der Dunkelheit verbrachten, waren durch die Zerstörung ihrer Behausung auf der Stelle blind geworden, als das Sonnenlicht in ihre Zelle drang. Nahezu ausnahmslos lag der Einsiedler tot neben seiner verwüsteten Einsiedelei und neben ihm, ebenfalls tot, sein ihm lebenslang verpflichteter Freund und Helfer.

Ich wollte nichts mehr sehen. Gemetzel? Sinnlose Morde an unschuldigen, wehrlosen Mönchen? Wozu das Ganze? Ich wandte mich ab und rief diejenigen, die mich führten, mich von diesem Friedhof wegzuholen.

Meine Lebensaufgabe kannte ich schon von Anbeginn meines Lebens, sie hing mit der menschlichen Aura zusammen. Jener Ausstrahlung, die den ganzen menschlichen Körper umgibt, und die durch ihre wechselnden Farben dem Adepten zeigen, ob eine Person ehrenhaft ist oder nicht. Bei einer erkrankten Person kann man in den Aurafarben erkennen, woran sie leidet. Fast jeder hat bestimmt schon in einer nebligen Nacht den blassen Dunst rund um eine Straßenbeleuchtung gesehen. Einige haben vielleicht sogar schon zu bestimmten Zeiten die allbekannte «Korona-Entladung» bei Hochspannungsleitungen bemerkt. Die menschliche Aura entspricht etwa dem. Sie macht die ihr innewohnende Lebenskraft sichtbar. Künstler früherer Tage malten einen Heiligenschein rund um die Köpfe der Heiligen. Warum? Weil sie die Aura dieser Menschen sehen konnten. Seit der Veröffentlichung meiner ersten beiden Bücher haben mir Menschen aus aller Welt geschrieben und mir mitgeteilt, dass sie ebenfalls die Aura sehen können.

Vor Jahren fand ein Forscher, Dr. Kilner, in einem Londoner Krankenhaus heraus, dass er unter bestimmten Bedingungen die menschliche Aura sehen konnte. Er schrieb ein Buch darüber. Doch die medizinische Wissenschaft war für eine solche Entdeckung noch nicht bereit, und alles, was er entdeckt hatte, wurde vertuscht. Auch ich betreibe auf meine Weise Forschung auf diesem Gebiet, und mir schwebt ein Gerät vor, das es jedem Mediziner oder Wissenschaftler ermöglichte, die Aura von einer anderen Person zu sehen und «unheilbare» Krankheiten durch Ultraschallschwingungen zu heilen. Das einzige Problem ist das fehlende Geld. Forschung war immer schon teuer!

Jetzt aber, überlegte ich, wollen sie, dass ich eine weitere Aufgabe übernehme. Ich solle über das Wechseln von Körpern schreiben!

Draußen vor meinem Fenster war ein Lärm und ein rumpelndes Krachen zu hören, das das ganze Haus buchstäblich erzittern ließ. «Oh», dachte ich, «die Bahnarbeiter sind wieder am Rangieren. Jetzt wird es für eine ganze Weile nicht mehr ruhig sein.» Auf dem Fluss hupte klagend ein großes Frachtschiff, und aus der Ferne antwortete ein anderes Schiff, ähnlich wie eine Kuh ihrem Kalb ruft.

«Mein Bruder!», vernahm ich die Stimme wieder. Hastig wandte ich mich aufmerksam der Kristallkugel zu. Die alten Männer saßen immer noch im Kreis, in deren Mitte der bejahrte Patriarch saß. Jetzt sahen sie müde aus, erschöpft wäre der bessere Ausdruck, um ihre körperliche Verfassung etwas genauer zu beschreiben. Sie hatten sehr viel Energie übertragen, um mir diesen unerwarteten Ausflug zu ermöglichen.

«Mein Bruder, du hast nun klar und deutlich die Situation in unserem Land gesehen. Du hast die harte Hand gesehen, mit der die Unterdrücker vorgehen. Deine Aufgabe – deine beiden Aufgaben – liegen nun klar vor dir, und du kannst beide erfolgreich zu Ehren des Ordens erfüllen.»

Der alte Mann sah müde und besorgt aus. Er wusste, so wie ich auch, dass ich ablehnen konnte, ohne als unehrenhaft zu gelten. Ich wurde im Westen sehr missverstanden durch eine übelgesinnte Gruppe, die Lügengeschichten über mich verbreiteten. Dennoch überlegte ich; ich war außergewöhnlich hellsichtig und in sehr hohem Masse telepathisch. Astralreisen war für mich einfacher als Gehen. Schreiben? Nun ja, wenigstens könnten die Menschen dann lesen, was ich zu sagen habe. Auch wenn nicht jeder es glaubt, gibt es doch einige, die die Wahrheit erkennen würden.

«Mein Bruder», sagte der alte Mann milde, «auch wenn die Unentwickelten und Unerleuchteten denken mögen, du würdest nur Erfundenes schreiben, so wird ihr Unterbewusstsein dennoch ein Körnchen Wahrheit erreichen. Und, wer weiß? Vielleicht vermag diese kleine Saat der Wahrheit schon in diesem Leben gedeihen, oder in ihrem nächsten. Hat nicht der Erhabene Buddha selbst im Gleichnis der drei Streitwagen gesagt: «Der Zweck heiligt die Mittel.»

Das Gleichnis der drei Streitwagen! Lebhaft fiel es mir wieder ein. Ich erinnere mich noch genau daran, als mir mein verehrter Mentor und Freund, der Lama Mingyar Dondup, im Chakpori-Lamakloster die Geschichte erzählte.

Es begann damit, dass ein alter Medizinmönch die Ängste einer schwerkranken Frau mit einer harmlosen «Notlüge» beruhigte. Ich war damals noch sehr jung und unerfahren, und ich empörte mich mit eitler Selbstgerechtigkeit darüber, dass ein Mönch – selbst in einem solchen Notfall – etwas Unwahres sagen konnte. Mein Mentor war gerade dazugekommen. Er sagte darauf: «Komm, Lobsang, wir gehen in mein Zimmer. Wir können uns in dieser Angelegenheit mit großem Nutzen an die Heiligen Schriften wenden.» Er lächelte mich warmherzig und wohlwollend an, und seine Aura strahlte Zufriedenheit aus. Er wandte sich um, und ich begleitete ihn zu seinem Zimmer hinauf, das sich auf einer höheren Etage befand und einen Blick auf den Potala bot.

«Ach ja, richtig, Tee und indische Kekse! Wir müssen zuerst eine Stärkung haben, Lobsang, so kannst du diese gleich zusammen mit den Informationen aufnehmen.» Der Bedienungsmönch, der gesehen hatte, dass wir das Zimmer betraten, erschien unaufgefordert mit den Delikatessen, die ich so liebte, und die ich nur dank der Güte meines Mentors genießen konnte.

Eine Zeitlang saßen wir da und sprachen über Dieses und Jenes – oder eher, ich redete, während ich aß. Als wir unsere Mahlzeit beendet hatten, sagte der ehrenwerte Lama: «Jede Münze hat zwei Seiten, Lobsang, und für jede Regel gibt es Ausnahmen. Der Buddha hat ausführlich mit seinen Freunden und Jüngern über dieses Thema gesprochen, und viele seiner Weisheiten wurden niedergeschrieben und bewahrt. Eine Geschichte trifft in diesem Fall besonders zu. Ich werde sie dir erzählen.» Er setzte sich bequemer hin, räusperte sich und fuhr fort: «Es ist die Geschichte der drei Streitwagen. Sie heißt deshalb so, weil Streitwagen zu jener Zeit unter den kleinen Jungen sehr beliebt waren, genauso wie es heute Stelzen sind oder indische Kekse. Buddha unterhielt sich mit einem seiner Schüler namens Sariputra. Sie saßen im Schatten unter einem dieser hohen indischen Bäume und diskutierten über die Wahrheit und die Lüge und wie die aus der Güte entspringende Lüge manchmal den Vorzug der Wahrheit aufwiegen kann.

Buddha sprach: ‹Also, Sariputra, nehmen wir einmal den Fall eines sehr reichen Mannes. Ein Mann, der so reich ist, dass er es sich leisten kann, seiner Familie jeden Wunsch zu erfüllen. Er ist bereits im fortgeschrittenen Alter, besitzt ein großes Anwesen und hat mehrere Söhne. Seit der Geburt seiner Söhne hat er alles getan, um sie vor jeglicher Gefahr zu bewahren. Sie kannten weder Gefahren noch erlitten sie je Schmerzen. Eines Tages, als der Mann geschäftlich im benachbarten Dorf zu tun hatte, verließ er sein Anwesen. Als er sich auf dem Heimweg befand, sah er schon von weitem Rauch zum Himmel aufsteigen. Er beeilte sich, nach Hause zu kommen, und als er näher kam, sah er sein brennendes Haus. Alle vier Wände des Hauses standen in Flammen, auch das Dach brannte lichterloh. Doch drinnen im Haus spielten immer noch seine ahnungslosen Söhne unbesorgt, da sie keine Gefahren kannten. Sie hätten ins Freie fliehen können, aber da sie so wohlbehütet aufgewachsen waren und keine Schmerzen kannten, waren sie sich der Gefahr des Feuers nicht bewusst. Bisher hatten sie Feuer nur in der Küche gesehen.

Der Mann war höchst beunruhigt. Wie hätte er allein seine Söhne aus dem brennenden Haus retten können? Wäre er hineingegangen, so hätte er vielleicht nur einen hinaustragen können. Die anderen hätten weitergespielt und gedacht, es sei nur ein Spiel. Einige seiner Söhne waren noch sehr jung, sie wären vielleicht aus Neugier ins Feuer gelaufen, von dem sie nie gelernt hatten, sich zu fürchten. Der Vater ging zur Tür und rief: ‹He, Jungs, kommt alle mal her, kommt ganz schnell her.›

Aber die Jungen wollten dem Vater nicht gehorchen, sie wollten lieber spielen. Sie wollten in der Mitte des Hauses bleiben, sicher vor der Hitze. Der Vater überlegte. Er kannte seine Söhne sehr gut, ihre unterschiedlichen Charaktere und Temperamente waren ihm bekannt. Er wusste, sie würden nur herauskommen, wenn sie dächten, es gäbe eine Überraschung, vielleicht neue Spielsachen. Also ging er zur Tür zurück und rief laut ins Haus hinein: ‹Jungs, Jungs, kommt alle ganz schnell her. Ich habe hier draußen vor der Tür Spielsachen für euch; einen Ochsenstreitwagen, einen Ziegenstreitwagen und einen Streitwagen, der so schnell ist wie der Wind, denn er wird von einem Hirsch gezogen. Kommt ganz schnell heraus, sonst bekommt ihr die Spielsachen nicht.›

Die Jungen, die keine Angst vor dem Feuer kannten und sich der Gefahr des brennenden Daches oder der brennenden Wände nicht bewusst waren, kamen alle angerannt. Ihre einzige Angst war, die Spielsachen nicht zu bekommen. Im Eifer und sich gegenseitig schubsend, stürzten sie alle aus dem Haus. Jeder wollte der Erste bei den Spielsachen sein, um als Erster auswählen zu dürfen. Als der Letzte das Haus verließ, stürzten die verkohlten Balken des brennenden Daches in einem Funkenregen ein.

Die Jungen schenkten der Gefahr, der sie gerade entronnen waren, keine Beachtung, stattdessen veranstalteten sie ein großes Wehgeschrei: ‹Vater, Vater, wo sind jetzt die Spielsachen geblieben, die du uns versprochen hast? Wo sind die drei Streitwagen? Wir haben uns so beeilt, und sie sind nicht da. Du hast dein Wort nicht gehalten, Vater.›

Der schwerreiche Vater, dessen Haus für ihn kein großer Verlust war, da seine Söhne unversehrt geblieben waren, machte sich mit ihnen auf den Weg, um die gewünschten Spielsachen, die Streitwagen, zu kaufen. Er wusste, dass seine Lüge das Leben seiner Söhne gerettet hatte.

Buddha wandte sich an Sariputra, und fragte ihn: ‹Sag, Sariputra, war diese Lüge nun gerechtfertigt? Hat hier am Ende der Zweck nicht die Mittel geheiligt? Ohne sein Geschick wären seine Söhne ein Raub der Flammen geworden.›

Sariputra blickte Buddha an und sagte: ‹Ja, Meister, in diesem Fall hat am Ende der Zweck die Mittel geheiligt und viel Gutes gebracht.›»

Der Lama Mingyar Dondup lächelte mich an und sagte: «Du musstest vor dem Eintritt ins Chakpori drei Tage lang draußen ausharren. Du dachtest, man hätte dir den Eintritt verwehrt. Doch auf diese Weise testeten wir dich. Auch in deinem Fall hat am Ende der Zweck die Mittel geheiligt, denn du machst große Fortschritte.»

Also, in diesem Sinne verfolge auch ich einen Zweck, der am Ende die Mittel heiligt. Ich schreibe meine Geschichte auf, die eine wahre Geschichte ist. Auch «Das dritte Auge» und «Ein Arzt aus Lhasa» sind absolut wahre Geschichten. Ich habe sie geschrieben, damit ich später meine Forschung auf dem Gebiet der Aura fortführen kann. Sehr viele Leute haben mir geschrieben und mich gefragt, warum ich stattdessen schreiben würde. Ich werde ihnen hier die Antwort darauf geben. Ich schreibe die Wahrheit, damit die Menschen im Westen erfahren sollen, dass die Seele des Menschen größer ist als diese Sputniks oder Weltraumraketen. Früher oder später wird der Mensch mittels Astralreisen selbst auf andere Planeten reisen, so wie ich es getan habe! Aber solange die westlichen Menschen nur an Eigengewinn und an Karriere denken und anderen Menschen ihre Rechte aberkennen, werden sie nicht dorthin gelangen. Ich schreibe die Wahrheit, damit ich vielleicht später die Mittel habe, in Sachen menschlicher Aura weiterzukommen.