Wie man einen Piloten fängt - E. Davies - E-Book

Wie man einen Piloten fängt E-Book

E. Davies

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Beschreibung

Für Roman White ist das Leben eine einzige Party: Als Pilot ist er ständig rund um den Globus unterwegs und seine Uniform ist natürlich sehr hilfreich, um in jeder Stadt heiße Männer aufzureißen. Eine feste Beziehung ist bei diesem Lebensstil undenkbar, deshalb versucht er es gar nicht erst. Oscar Brooks war als erfolgreicher Tänzer auf der ganzen Welt gefragt, doch dann wirft ihn ein Schicksalsschlag aus der Bahn und plötzlich steht er vor dem Nichts. Zum Glück findet er bei Roman ein freies Zimmer, in dem er unterkommen kann, bis er sein Leben wieder in den Griff bekommt. Die Anziehung zwischen den frischgebackenen Mitbewohnern ist von Anfang an greifbar und wird auch nicht weniger, nachdem sie miteinander im Bett gelandet sind. Werden sie sich mit ihrem unbändigen Drang nach Freiheit gegenseitig das Herz brechen? Oder kann Oscar seinen Piloten letztendlich doch einfangen? Band 3 der "Significant Brothers"-Reihe. Buch ist in sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 306

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Deutsche Erstausgabe (ePub) Februar 2023

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2017 by E. Davies

Titel der Originalausgabe:

»Slick«

Published by Arrangement with E. Davies

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2023 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock; AdobeStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: Print Group Sp.z.o.o. Szczecin (Stettin)

Lektorat: Bernd Frielingsdorf

ISBN-13: 978-3-95823-982-1

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Ella Schaefer

Liebe Lesende,

vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die*den Autor*in des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer*seiner Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der*des Autor*in und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Euer Cursed-Team

Klappentext:

Für Roman White ist das Leben eine einzige Party: Als Pilot ist er ständig rund um den Globus unterwegs und seine Uniform ist natürlich sehr hilfreich, um in jeder Stadt heiße Männer aufzureißen. Eine feste Beziehung ist bei diesem Lebensstil undenkbar, deshalb versucht er es gar nicht erst.

Oscar Brooks war als erfolgreicher Tänzer auf der ganzen Welt gefragt, doch dann wirft ihn ein Schicksalsschlag aus der Bahn und plötzlich steht er vor dem Nichts. Zum Glück findet er bei Roman ein freies Zimmer, in dem er unterkommen kann, bis er sein Leben wieder in den Griff bekommt. Die Anziehung zwischen den frischgebackenen Mitbewohnern ist von Anfang an greifbar und wird auch nicht weniger, nachdem sie miteinander im Bett gelandet sind. Werden sie sich mit ihrem unbändigen Drang nach Freiheit gegenseitig das Herz brechen? Oder kann Oscar seinen Piloten letztendlich doch einfangen?

Prolog

Oscar

»Sie glauben, das mit uns ist ein Fehler.«

»Ist mir egal.« Roman war ein Fehler, den Oscar schon seit Monaten machen wollte. So wie Romans Hand an Oscars Oberschenkel hinauffuhr, würde er es sich jetzt nicht anders überlegen.

Oscar ließ den Kopf nach hinten gegen die Wand des Hotelzimmers fallen und fragte sich, ob die Schalldämmung hier genügte. Er stellte ebenfalls fest, dass es ihm egal war.

Romans Hotel in Knoxville befand sich in der Nähe der Schwulenbars, doch sie waren nicht einmal zum Schein zuerst in eine Bar gegangen. In dem Moment, als er den Raum betreten hatte, waren ihre Hände überall auf Wanderschaft gegangen. Sie hatten es noch nicht einmal zum Bett geschafft.

Normalerweise wäre Oscar vielleicht in Falcons Atelierwohnung. Er war für einen Monat wieder zurück, also könnte es trotzdem noch passieren, dass er für eine Weile auf der Couch seines unbekümmerten besten Freundes übernachten würde.

Aber Falcon hatte einen neuen festen Freund, der ihn heute Abend auf Trab hielt, was Oscar noch zusätzlich daran erinnerte, was das hier für eine schlechte Idee war – Roman war der Fast-Bruder vom festen Freund von Oscars bestem Freund, wie auch immer zur Hölle man das nannte. Und die beiden hatten versucht, sich zwischen Roman und Oscar zu stellen… bis jetzt.

Romans suchende Hand erreichte Oscars Schwanz, wobei sich der Handballen durch Oscars Skinny Jeans gegen die harte Länge presste und gekonnt den Schaft entlang zur Spitze fuhr. Oscar rutschte ein paar Zentimeter an der Wand runter, seine Knie gaben nach.

»Fuck!«

»Liebend gern«, wisperte Roman, dessen blaue Augen ihn so ins Visier nahmen, als würde er ihn auffressen wollen.

Und Oscar wollte, dass er es tat. Er hatte Roman aus Neuseeland geschrieben, dann aus Südostasien, dann aus Japan. Ein oder zwei Mal hatten sich ihre Wege fast gekreuzt – als Berufspilot kam Roman in der Welt herum, wie manche Leute durch die Stadt pendelten.

Es hatte nie richtig geklappt, bis sie beide wieder hier in ihrer Heimatstadt zurück waren, und jeder, den sie kannten, keine Zeit hatte. Keiner musste von den schmutzigen Dingen wissen, die Oscar mit Roman tun wollte. Die ganze Nacht lang.

»Nackt. Jetzt.«

Oscar zog sein T-Shirt in einer flüssigen Bewegung aus und stellte sich dabei automatisch auf die Zehenspitzen.

Roman lächelte bei der Bewegung, sein Blick huschte von Kopf bis Fuß über Oscars Körper. »Wie beweglich bist du?«

Oscar prustete amüsiert. Das war immer die erste Frage eines Kerls, wenn er herausfand, dass Oscar Tänzer war. »Warum findest du's nicht raus?«

Roman knurrte und beugte sich vor, um langsam von Oscars Schlüsselbein zu seinem Ohr zu lecken. »Das habe ich vor.«

»Ziehst du dich nicht auch aus?«, fragte Oscar und nickte zu Roman. Er trug immer noch ein Hemd und eine Krawatte, die Erregung zeichnete sich in seiner Hose ab. Seine Augen davon fernzuhalten, war eine schwierige Leistung, aber Romans Blick war einfach zu fesselnd, um zu lang wegzuschauen.

»Willst du das denn?«

Das war eine gute Frage. Er hatte den klassischen Sex-Appeal eines Mannes mit Anzug, der perfekt auf seine breiten Schultern und seine muskulöse Brust zugeschnitten war.

»Du wirst im Jackett eingehen. Der Rest kann anbleiben«, entschied Oscar.

Romans Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. »Ich hab mir gedacht, dass du das sagen würdest. Zumindest deiner Reaktion auf meine Nachrichten nach zu urteilen.«

Ihre Nachrichten hatten auch Fotos beinhaltet. Nie richtig schmutzige, aber definitiv anzüglich genug, um sich dazu einen runterzuholen. Oscar hatte welche in Trikot und Ballettstrumpfhosen gemacht, worin man all seine Vorzüge sehen konnte. Romans waren größtenteils in Anzügen gewesen und Oscar war sich relativ sicher, dass er unter keinem davon Unterwäsche getragen hatte.

Oscar ließ seine Hose und Unterhose fallen, behielt aber die Socken an. Seine Füße schmerzten heute nicht, aber niemand mochte geschundene Füße, die im Bett an seinen Beinen entlangfuhren. Sein Schwanz ragte schon steil nach oben, während er von einem Fuß auf den anderen trat und sich an der Wand rekelte. »Zeigst du mir, was du hast?«

Das Ploppen des Knopfs und das Surren von Romans Reißverschluss, der nach unten gezogen wurde, schickten einen Schauer der Vorfreude durch Oscars Körper. Als Roman ihn schließlich hervorgeholt hatte, enttäuschte er Oscar nicht. Die dicke, geaderte Länge in Romans Hand würde Oscar bis an seine Grenzen bringen, doch er war Dehnen in jeglicher Hinsicht gewöhnt.

Wärme durchflutete Oscars Körper bis in die Zehenspitzen. Er wollte ihn direkt anspringen.

»Hast du Gleitgel?«

»Zum Glück für dich…« Roman griff mit großer Geste in die Innentasche seines Jacketts und zog ein Kondom und eine flache Tube Gleitgel heraus, bevor er sein Jackett beiseitewarf.

Oscar lachte prustend. »Angeber. Hast du das ständig bei dir?«

»Man weiß nie, wann sich einem eine Gelegenheit präsentiert. Apropos präsentieren…« Roman streckte die Hand mit dem Gleitgel aus.

Oscar drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und spreizte die Beine, während Romans Hände an den Rückseiten der Oberschenkel nach oben glitten, um dann sein mühsam verdientes Kapital zu drücken. »So fest«, hauchte Roman. »Ich fand deine Fotos toll.«

»Ich weiß.« Grinsend schlug Oscar Romans Hand weg, damit er selbst seine glitschigen Finger in sich einführen konnte. Jetzt war er damit dran, eine Show abzuziehen, wie er sich langsam selbst mit seinen Fingern fickte und bei jedem Stoß geschmeidig den Rücken durchdrückte. Er wollte wissen, wie lange es dauern würde, Roman verrückt zu machen.

Nicht lang. Nach einer Minute knurrte Roman und drückte seinen Schwanz gegen Oscars Eingang, sodass Oscar die Finger herausgleiten ließ und die Eichel erst an ihn heran und dann in ihn einführte. »Mmm«, machte Oscar beim Ausatmen, während er Zentimeter für Zentimeter dieses dicken Schafts in sich aufnahm.

»Oh Gott! Du bist verdammt gut«, zischte Roman. Roman wischte Oscars Hand zur Seite und übernahm die Führung, indem er Oscar mit der brennenden Hitze ausfüllte, die er so sehr liebte. Allerdings ging es ihm zu langsam, vielmehr eine Qual, wie Roman sich so zärtlich vorarbeitete.

Oscar drückte die Hände flach gegen die Wand und sich selbst nach hinten gegen Roman. »Fick mich.«

»Bist du bereit?«

Roman kannte ihn wirklich nicht gut. Tänzer besaßen eine idiotisch hohe Schmerzgrenze und er lag öfter mit gespreizten Beinen unter einem Kerl, als Roman wahrscheinlich vermutete. Zum Teufel, Oscar konnte ohne Gleitgel Sex haben, aber nicht so hart und schnell, wie er sich das heute von Roman wünschte. Er war froh, dass Roman vorausgedacht hatte. »So was von. Beeil dich verdammt noch mal.«

Das war Romans Stichwort, also ließ er die Hand an Oscars Rücken hinaufgleiten, packte dessen Haar und zog seinen Kopf zurück, während er die Hüften nach vorne schnellen ließ.

Die Dicke füllte Oscars Körper aus und setzte seine Haut in Brand. Bei jedem schnellen, tiefen Stoß stöhnte er laut und schmolz unter Romans Aufmerksamkeit dahin. Die Nägel, die sich in seine Hüfte gruben, brannten so schön, ganz zu schweigen von der Männlichkeit, die ihn dehnte und über seine Prostata rieb – dank des sorgfältigen Stoßwinkels, den Roman beibehielt.

Jeder Stoß schickte Funken des Verlangens durch seinen Körper und Oscar musste sich darauf konzentrieren, den Orgasmus hinauszuzögern, der viel zu schnell über ihn hereinbrechen wollte.

»Ja, ja, ja!«, zischte er, um Roman zu ermutigen. Der feste Schlag auf seinen Hintern ließ seine Knie zittern, bevor er sich zusammenriss und sich wieder nach hinten gegen Roman drückte.

Sie waren jetzt verschwitzt und erhitzt und als Roman Oscar mit der Brust an die Wand presste, drehte Oscar den Kopf zur Seite, sodass seine Wange an die kalte Wand gedrückt wurde. Romans schöne Augen waren fast ganz geschlossen, aber seine Lippen waren leicht geöffnet und er sah verdammt umwerfend aus.

In der nächsten Runde wollte Oscar ihn dabei ansehen.

Als könnte er Gedanken lesen, öffnete Roman die Augen und ihre Blicke trafen sich. Romans Lippen strichen in einem langen, schmutzigen Kuss über Oscars. Dann zog er sich zurück und flüsterte: »Ich werde dich die ganze Nacht lang ficken.«

»Besser wär das«, stöhnte Oscar und zog sich um Roman herum zusammen, als die Erregung ihn wieder durchflutete und seine Haut vor Dringlichkeit kribbeln ließ. »Oh fuck. Ja!«

Dann schloss Roman die Hand um Oscars pochenden Schwanz und er war kurz davor, den Verstand zu verlieren. Alles, was ihn interessierte, war, wie sich alles in seinem Kopf drehte, wie sein Körper bei jedem Stoß brannte und wie ihre heiße Haut sich durch den Schweiß aneinander rieb. Romans Gewicht, das Oscar gegen die Wand drückte und mit Schwanz und jedem verdammten Zentimeter seines gestählten Körpers dort festpinnte.

Oscar entkam ein Stöhnen und als er den Kopf zurückwarf, waren sogleich Romans Lippen zur Stelle, die an Hals und Ohr saugten und jeden verdammten Nerv in Oscars Körper überforderten.

Falls das ein Fehler war, war es Oscar völlig egal. Er kam so hart wie schon ewig nicht mehr, während er sich in Romans festen Griff und auf seinen anschwellenden Schwanz drückte.

Roman knurrte und saugte an Oscars Hals, bevor er kam. Seine Stimme brach mitten im Stöhnen und dann hauchte er so leise Oscars Namen, während er mit verlangenden, unregelmäßigen Bewegungen schonungslos in Oscar stieß, dass Oscar beinah geschworen hätte, sich das eingebildet zu haben.

Als Romans Schwanz erschlaffte und er ihn rauszog, zog er sich rasch die restlichen Kleidungsstücke aus und nickte zum Bett.

»Die ganze Nacht?« Oscar schmunzelte und hob die Augenbrauen um sicherzugehen, dass Roman auch wirklich das gemeint hatte.

Offensichtlich war es nicht nur im Eifer des Gefechts gewesen. Als Roman das Kondom in den Müll warf, schenkte er Oscar ein anzügliches Grinsen, das die Hitze in Oscars Bauch wieder aufflammen ließ, obwohl seine Leidenschaft auf der Wand verteilt und seine Libido noch nicht ganz bereit für die nächste Runde war. »Ich mache Fehler lieber mehrmals, nur um sicherzugehen.«

Oscar plumpste aufs Bett und streichelte träge seinen empfindlichen Schwanz, dann zog er Roman an sich. »Machen wir das Beste draus.«

Er vermutete, dass Roman wie er tickte – sie gingen keine Bindungen ein. Und es war eindeutig, dass Falcon und Blane die Möglichkeit, dass sie sich gegenseitig das Herz brechen könnten, missbilligten. Zweifellos dachte Romans übriger Freundeskreis, in den Falcon aufgenommen worden war, das Gleiche.

Außerdem war da noch ihr Lebensstil. Wer könnte das vereinbaren? Nicht sie beide, das war klar.

Sobald sie heute Nacht miteinander fertig waren, war's das wahrscheinlich. Also würde Oscar jede verdammte Sekunde davon auskosten.

Er schloss die Augen und schauderte, als Romans Hände an seinen Seiten hinunterwanderten, die Rippen streiften und wieder die Festigkeit seines Hinterns erkundete. »Mach weiter so und ich bin gleich wieder startklar.«

Romans Antwort bestand nur aus einem einzigen Wort, aber die Art, wie er es in Oscars Ohr knurrte, ließ seine Nerven wieder vor Verlangen prickeln.

»Gut.«

Kapitel 1

Roman

»Ich bin neidisch. Du kannst irgendeinen Kerl in einer heruntergekommenen Bar ohne Gegenleistung dazu bringen, dir einen zu blasen, oder? Ich muss so tun, als würde ich irgendeine Tussi nicht nur wegen ihrer Titten mögen.«

Roman kämpfte um einen neutralen Gesichtsausdruck. Das war nur Gerede, aber die Einstellung dahinter brachte ihn auf. Cory war nicht nur im Allgemeinen Frauen gegenüber ein Arsch, doch seine Kommentare waren immer homophober geworden, seit er zum Ersten Offizier geworden war. Es ging nicht für jeden Schwulen darum, einfach herumzuficken – es war nur Zufall, dass Roman One-Night-Stands ohne Verpflichtungen mochte, und das war's. Wenn er einen Typ finden würde, der Ich will sagte, würde er das sofort ändern.

In der Zwischenzeit verhielt sich Cory, als würde er davon nichts wissen wollen. Er hatte zwei Freundinnen und liebte keine davon. Zum Teufel, er schien sie nicht einmal zu mögen.

Roman beschränkte seinen Kommentar auf: »Das Gras ist immer grüner.«

Cory verstand das natürlich falsch. »Hast du jemals auf der anderen Seite vom Zaun was probiert? Nur einen Bissen?«, fragte er grinsend.

Roman bekämpfte den Drang, ihm eine reinzuhauen. Das würde in seiner Flugakte nicht gut aussehen. »Ich war auf der Highschool mit einem Mädchen zusammen. Ein paar meiner Freunde sind bi, ich wollte sichergehen, dass ich es nicht bin. Ich wusste es schon, aber um der Wissenschaft willen. Wieso, hast du diese Seite hier probiert? Etwas, das du mir erzählen möchtest?«

Der Seitenhieb wirkte. Cory sah plötzlich abwehrend aus und schaute ihn finster an. »Ich bin nicht schwul, Mann. Das weißt du.«

Es klopfte an der Tür und eine der Flugbegleiterinnen streckte den Kopf herein. »Ist alles in Ordnung?«

Abflug-Checkliste. Das würde ihn gedanklich davon ablenken, den Mann, der neben ihm saß, verbal ausweiden zu wollen. »Alles gut, danke. Sorry. Wo waren wir?«, sagte Roman betont und sein Co-Pilot verstand den Wink.

Mittlerweile war es für sie beide schon Routine, aber darauf verließen sich die Airlines nicht. Es hatte seine Gründe, dass Piloten diese Checklisten hatten. Einmal etwas vergessen, der andere merkte es nicht und eine Tragödie konnte passieren.

Nachdem die Checks und Gegenchecks vollständig waren, war es Zeit, seine Arbeit zu tun. Ein paar Minuten lang machte sogar Corys Unprofessionalität Platz für die Verantwortung, die sie trugen.

Auch noch nach mehreren Tausend Flugstunden durchflutete ihn jedes Mal das gleiche Adrenalin, das nur von seiner Ausbildung in Schach gehalten wurde. Es war Zeit fürs Abheben.

***

Auf Reiseflughöhe und nach dem abgeschlossenen Check schien Cory sein Gerede von vorhin vergessen zu haben. Wenigstens hatte Roman gut ausschlafen können, um mit ihm fertigzuwerden nach… tja.

Nach letzter Nacht.

»Was hast du für Pläne in Hongkong?«

Es würde heute ein langer, langweiliger Flug über den Pazifik werden und sie würden sich das Cockpit auf dem Rückweg teilen, also beschloss Roman, dass er genauso gut versuchen konnte, mit dem Kerl auszukommen. Sie hatten schließlich noch ein paar Stunden zusammen, bevor die nächste Schicht Piloten Dienst hatte. Keiner von ihnen würde die Landung durchführen – einer der anderen Piloten musste das aus Ranggründen.

»Hab nicht wirklich was geplant«, sagte er, als er versuchte, seine Gedanken von der Nacht mit Oscar abzulenken. »Wieso, hast du was?« Soweit er wusste, hatte Cory noch kein Mädchen in diesem Hafen.

»Wir werden wahrscheinlich zu müde sein, um irgendwas Lustiges zu unternehmen«, meckerte Cory. »Und am letzten Abend können wir auch nicht. Das bedeutet also nur einen wirklich guten Abend hier, weißt du? Langstrecke ist scheiße.«

»Ich hasse Regeln genauso sehr wie jeder andere, aber hey.« Roman zuckte die Schultern. »Es sind Regeln.« Das war ein nicht ganz so subtiler Hinweis, dass er Cory melden würde, falls er irgendeinen Mist anstellte. »Es gibt immer noch Tonic.«

»Ekelhaft. Ich hätte wissen müssen, dass du Tonic magst.«

»Mögen ist zu viel gesagt.« Roman lächelte halbherzig.

Normalerweise würde er sich für einen Abend ein paar neue Freunde suchen, sich betrinken, wenn die Zeit reichte, oder ihnen zumindest dabei helfen, und einen heißen Kerl für eine Nacht suchen.

Dieses Mal hatte er diesen Drang jedoch nicht. Letzte Nacht war verdammt noch mal ziemlich großartig gewesen.

»Du siehst aus wie eine Katze, die die Sahne abgekriegt hat. Oder zumindest jemandes Sahne«, kicherte Cory.

Ich bin sicher, sie stoppen die Flugaufzeichnungen, wenn man einen anderen Offizier angreift. »Hey, Mann. Wenn du neidisch bist, kann ich dir die besten Orte zeigen, sobald wir da sind.«

Cory lachte. »Igitt. So verzweifelt bin ich nicht.«

»Hm.« Roman überprüfte die Fluginstrumente, um sich kurz zu beruhigen, bevor er rotsah.

Nicht zum ersten Mal erwog er, mit jemandem darüber zu reden. Es der Personalabteilung zu sagen oder einem der höheren Kapitäne, der Cory ins Gewissen reden konnte. Gott, sich einfach nur einem Freund deswegen anzuvertrauen – allerdings wusste er es besser, als seine Kollegen für Freunde zu halten.

Er hatte sich die begehrte Langstreckenroute mit einer Mischung aus Talent und der Bereitschaft, lange von zu Hause weg zu sein, erarbeitet.

Unter den jüngeren Mitarbeitern waren Langstreckenrouten am beliebtesten, die älteren wollten lieber Abende zu Hause mit ihren Familien verbringen. Aber, erinnerte er sich selbst, er war hier wieder ganz neu… das war Schikane. Wenn er sich damit an jemanden wenden würde, würde es nur schlimmer werden.

Darum biss Roman die Zähne zusammen und brachte das Gespräch auf Weihnachtspläne und hoffte, die nächsten paar Stunden bis zum Schichtwechsel würden schnell vergehen.

Oder er würde echte Schwierigkeiten bekommen.

Kapitel 2

Oscar

Auf Autopilot zu schalten, war der erste und häufigste Anfängerfehler, den neue Tänzer während des Gemeinschaftstrainings machten. Wenn man den Bewegungsabläufen ohne nachzudenken folgte, war die Katastrophe vorprogrammiert. Denn so konnte man keine Anpassungen für heilende Verletzungen oder Schwächen vornehmen. Ein kleiner Fehltritt konnte das Ende einer vielversprechenden Karriere sein.

Es kostete heute Oscars gesamte Konzentration, im Rhythmus zu bleiben. Jetzt, da sein Ensemble zurück in Knoxville war, gingen sie die Routinen durch, um in Form zu bleiben, aber noch entscheidender war, dass es sich um einen Wettbewerb handelte. Raj, der Creative Director, würde beurteilen, mit wem man in der nächsten Show die Hauptrolle besetzen sollte.

Die Entscheidung konnte jeden Tag fallen. Oscar hatte weltweit gute Kritiken bekommen. Er war an einem anderen Gesicht im Ensemble vorbeigezogen, um sich zu profilieren, und er hatte verdammt hart gearbeitet, um dort zu bleiben.

Er verpasste nie ein Training und in drei Saisons hatte er bei keinem Auftritt gefehlt. Er hatte mit Verletzungen getanzt, was ihm sogar noch mehr Beifall von den Direktoren eingebracht hatte und den Neid einiger Tanzkollegen.

Oscars Blick glitt zur Seite zu Jef. Diese Tanzübung passte viel besser zu ihm. Oscar hatte ursprünglich eine Ballettausbildung gemacht und dann Contemporary, doch es fiel ihm schwer, bei diesem Takt mitzuhalten. Er passte weitaus besser zu Jefs Tribal-Fusion- und Musical-Hintergrund.

Jefs Körper bewegte sich fließend, in genau dem richtigen Moment knickte er die Hüfte ein und betonte somit die Wölbung daneben in seinem Trikot.

Oscar biss die Zähne zusammen und ermahnte sich selbst wieder, den Takt zu zählen und nicht an jemand anderen zu denken. Eine weitere grundlegende Regel.

Er richtete den Blick auf sich selbst im Spiegel und versuchte, den Takt, der durch seinen Körper lief, auch in den Sekundenbruchteilen zwischen den Bewegungen zu halten, doch in seinen eigenen Augen sah er gezwungen aus. Er entspannte sich, doch jetzt sah er einfach ein bisschen zu langsam aus, um mit dem Ensemble mitzuhalten.

»Fünf, sechs, sieben, acht und – gut.«

Raj würde ihm das nicht durchgehen lassen. Als er zwischen den Tänzern entlanglief, tippte Raj hier und da auf Schultern.

»Auf laschen Füßen kommst du nicht weit. Halt den Rücken gerader. Dreh dich in die richtige Richtung, um Gottes willen.« Raj hatte ihn erreicht und Oscar verzog das Gesicht, doch alles, was Raj sagte, war: »Wir reden nach dem Training.«

In Oscars Kopf drehte sich alles. Das konnte kein gutes Zeichen sein. Tanz, sagte er beim Beenden des Stücks zu sich selbst, als hätte er nichts gehört. Tanz einfach, verdammt noch mal.

Die Musik verklang, sie machten ein Cool down und Raj stellte sich vor die Klasse. »Wie wäre es mit etwas Klassischem?« Alle erkannten Schwanensee.

Bei diesem Stück konnte Oscar sein Bewusstsein abschalten und sich im Rhythmus verlieren.

Hunderte Tanzstunden kamen ihm in Erinnerung: Mit elf, als sein Vater ihn nach dem Besuchswochenende abgesetzt und er versucht hatte, mit der Musik die Blicke zu vergessen, die seine Eltern sich beim Abholen zugeworfen hatten. Mit acht, als ihm bewusst geworden war, dass Tanz ihn auf eine Art und Weise ansprach, wie keine andere Kunstform es tat. Mit 17, als er für die Schule vorgetanzt hatte…

Ein Lächeln huschte über Oscars Gesicht, als er einen Schritt machte, sich drehte und sprang. Pliés waren ihm so vertraut wie Atmen. Erst nach der halben Choreografie dachte er daran, zu Jef zu sehen. Genau wie er noch vor ein paar Minuten, hatte jetzt Jef zu kämpfen.

Raj lief zwischen den Reihen der Tänzer auf und ab und erinnerte die paar, die es nötig hatten, an die Schritte.

Oscar brauchte keine Erinnerung – oder irgendeine Korrektur. Raj ging schweigend an ihm vorbei und der Stolz durchflutete Oscar einen Moment lang. Beim Kompanietraining war Schweigen ein Kompliment.

Die Musik erreichte ein Crescendo und er drehte eine Pirouette, dann Sprung, Schritt, Sprung. Die einfachste Art Emotionen auszudrücken, war sein Körper. Für ihn hatte es nie eine bessere gegeben. Die Stimme versagt, doch der Körper erzählte die Wahrheit.

Als die Musik endete, fühlte er sich seltsam wehmütig. Er blickte wieder seitlich zu Jef, der schon davonging, um sich zu dehnen und Wasser zu trinken. Sie blödelten herum, während sie sich abkühlten und mit einem Ohr Raj bei seinen Anweisungen zuhörten.

Auch die waren schnell vorbei. Oscar hatte kaum aufgepasst, so besorgt war er, was als Nächstes kommen könnte.

Als alle anderen gingen, waren Jef und er die einzigen Verbliebenen.

Oh Mist. Sie haben doch kein Problem mit uns, oder?

Viele Tänzer hatten was miteinander. Manchmal etwas Langfristiges. Zum Teufel, einige heirateten. Er und Jef hatten die sexuelle Spannung zwischen ihnen oder deren gelegentliche Entladung nicht die Auftritte oder gar die Proben beeinflussen lassen. Außerdem war das ein gutes Ventil für den Wettbewerbsdruck, der leicht zwischen ihnen entstand. Obwohl es oberflächlich war, war die Anziehung gegenseitig.

»Ich will nicht um den heißen Brei reden. Wir haben einen von euch für die Hauptrolle im Auge. Sie ist für keinen von euch beiden das Steckenpferd, aber wir sind zuversichtlich, dass jeder von euch sie lernen könnte. Die Choreografie wird jeden von euch fordern.«

Oscar hörte das Blut in seinen Ohren rauschen. Was auch immer sie brauchten, er würde es lernen. Zur Hölle, er würde Überstunden einbauen, um so schnell wie nötig besser zu werden – schneller.

»Aber ich sage es euch beiden nicht gleichzeitig, um daraus einen trivialen Mann-gegen-Mann-Wettbewerb zu machen«, setzte Raj sofort mit warnendem Blick nach. »Haltet das von der Bühne fern.«

»Oh…«

»Nein…«

Er und Jef beeilten sich, Raj gleichzeitig zu versichern, dass es kein Problem gab.

Überhaupt keins.

»Gut«, sagte Raj nach einer Pause und schaute zwischen ihnen hin und her. »Jedenfalls, das ist alles, was ich sagen wollte. Gute Arbeit heute, Jungs. Geht euch umziehen.«

In der Umkleide waren sie alles andere als allein und in gegenseitigem, wenn auch stillem Einverständnis wollte keiner von ihnen die Sache in Hörweite der anderen ansprechen.

Beide trödelten beim Ausziehen, Duschen, Abtrocknen und wieder Anziehen. Das gab Oscar die Gelegenheit, seine Gedanken wegen der ganzen Sache zu ordnen, und Jef tat vermutlich dasselbe.

Das Stück anführen. Kannst du dir das überhaupt vorstellen? Es schickte einen Schauer über Oscars Rücken. Er hatte so lang um seine Chance gekämpft und jetzt, da er sie hatte, trat er gegen seinen… na ja, Gelegenheitslover und Gelegenheitsrivalen an. Es gab kein Wort, das ihre Beziehung beschreiben konnte.

»Das war's dann also«, sagte Jef, als er seinen Rucksack zuzog, und lenkte Oscars Aufmerksamkeit damit auf sich.

»Hä?« Jef deutete mit dem Kinn in die leere Umkleide, woraufhin Oscar verstand und nickte. »Ja.« Er warf sich die Tasche über die Schulter und streckte eine Hand aus. »Viel Glück, Mann. Wenn sie dich auswählen… wirst du es toll machen.«

»Ich habe genau das Gleiche gedacht.« Jef lächelte schräg.

Oscar konnte in Jef sehen, was er selbst nicht hatte, und vermutlich zum ersten Mal realisierte er, dass es Jef umgekehrt genauso gehen könnte. Er starrte einen Moment zu lang auf Jefs Lippen und wartete, dass er noch etwas sagen würde.

»Dir auch viel Glück.« Jef zog sich zurück und machte zum… vielleicht allerersten Mal einen großen Bogen um ihn herum.

Oscar fühlte sich seltsam leer. Er hatte halb mit einer Umarmung gerechnet und die andere Hälfte hatte nach der Umarmung mit einem Messer im Rücken gerechnet. Oder ein Messer im Rücken und dann eine Umarmung. Oder erst mal nur das eine oder das andere. Wie das Punnett-Quadrat der Tanzrivalität.

Da sein Gehirn mit dieser Metapher beschäftigt war, war Jef schon gegangen, bevor er noch etwas sagen konnte.

Oscar ging langsam zum Eingang des Studios, seine Gedanken bei den Trainingsabläufen. Er musste eine Schippe drauflegen, wenn er genommen werden wollte – untersuchen, was Jef gemacht hatte und es kopieren? Wenn sie nach einer Mischung aus ihren Stärken suchten, musste er aus seiner Komfortzone rauskommen und ihnen zeigen, dass er es konnte.

Und dann rutschte sein Fuß seitlich auf der Marmorstufe ab, die nach unten zum Gehweg führte, und der Boden raste ihm entgegen, als irgendwas in seinem Knie riss.

Scheißdreck!

Schmerz flammte in seinem Knie auf, als es drohte nachzugeben, doch seine Miene verriet nichts. Jahre des Trainings, um mit Schmerzen durchzutanzen, sorgten dafür, dass sein letzter Schritt von der Treppe auf den Bürgersteig ebenmäßig war, obwohl er das andere Knie nicht beugen konnte, ohne dass ein qualvolles Feuer durch sein Gelenk schoss und seine Finger das Geländer so fest umklammerten, dass die Knöchel weiß hervortraten.

»Oscar. Mist. Bist du in Ordnung?«

Rajs Hand lag auf seiner Schulter, damit er sich auf die Stufe setzte und sein verletztes Bein entspannen konnte.

Oscars Welt brach zusammen.

Er hat alles gesehen. Ich kann es jetzt nicht verstecken. Fuck. Kann ich es herunterspielen?

Als er das Knie streckte, zischte Oscar vor Schmerz, biss dann aber aus Frust über seine Reaktion die Zähne zusammen. »Mir geht's gut.«

»Nein, tut es nicht.« Raj sprach mit der geduldigen Erfahrung eines Mannes, der gesehen hatte, wie seine Tänzer trotz aller möglichen Verletzungen etwas durchgezogen hatten – er war jemand, der die sorgfältige Kunstmaske durchschaute und die subtilen Zeichen sah. Oscars Fingerspitzen gruben sich zu beiden Seiten in die Stufe und Raj würde nicht die Blässe von Oscars Haut und seine schnelle Atmung entgehen.

Nicht so.

Oscar beugte sich über sein Knie, umfasste es mit beiden Händen und versuchte, es zu strecken.

»Hey. Nicht drücken.« Raj ging neben ihm in die Hocke und betastete das Gelenk, während er in Oscars Gesicht hinaufschaute.

Als seine Finger an der Kniescheibe drückten, verursachten sie einen weiteren Schmerzblitz, der so intensiv war, dass er den Stolz überschattete, der aus Oscars Herz blutete.

»Fuck!«

Raj zischte und tätschelte ihm sanft das Schienbein. »Es ist deine Kniescheibe, Süßer.«

»Ich weiß verdammt noch mal, dass es meine verdammte Kniescheibe ist. Es geht mir verdammt gut.«

Die Tür hinter ihm fiel geräuschvoll zu und Oscar drehte sich nicht einmal um, um nachzuschauen. Er konnte spüren, wer es war, und wünschte, er könnte die Zeit um 30 Sekunden zurückdrehen. Warum jetzt?

Jefs Schritte klapperten auf den Stufen nach unten und er hielt inne, als er neben Oscar in die Knie ging. »Was ist passiert?«

Raj winkte ab. »Wir haben alles unter Kontrolle.« Oscar setzte sich auf, wackelte mit den Zehen und verlagerte sein Gewicht hin und her, als wäre es nur eine kleine Verstauchung und Raj beäugte ihn dabei. »Mir kannst du nichts vormachen, Oscar.«

Jef trödelte auf der unteren Stufe herum. »Braucht ihr was?«

»Alles gut, danke«, wiederholte Raj und drehte sich um, um Jef anzusehen. »Bis morgen.« Es klang mehr wie Verpiss dich, als Oscar erwartet hatte, und er wusste den Schutz zu schätzen, aber Jefs Reaktion konnte man nicht verstecken.

Jef lächelte ihm doppeldeutig zu. »Man sieht sich.« Er machte sich mit einem leichten Federn im Gang auf.

Dreh das Messer ruhig in der Wunde, du kleiner Wichser. Oscar starrte ihm finster nach.

Raj legte einen Arm um ihn. »Hoch mit dir. Wir müssen dich röntgen lassen. Aber du weißt, was das bedeutet.«

»Sechs Wochen Schonung? Acht?« Oscar war elend zumute.

»Jepp.«

Oscars Stimme zitterte, als er sich erhob und er war so weit, so zu tun, als käme es von den körperlichen Schmerzen. »Ich bin raus, oder?«

»Ja, Süßer.« Raj half ihm bis zu der Seitenstraße, wo er geparkt hatte. »Du schaffst das finanziell, oder?«

Oscar nickte. Zum Glück hatte er immer einen klaren Kopf behalten und genau aus diesem Grund das meiste, was er verdient hatte, gespart. Die meisten Tänzer verletzten sich früher oder später und ohne Einkünfte durch Auftritte waren sie ziemlich schnell aufgeschmissen.

Raj bemerkte sein Elend. Sobald Oscar auf dem Beifahrersitz saß, stieg Raj auf der Fahrerseite ein. »Du hast eine lange und vielversprechende Karriere. Ruinier sie nicht für eine Tour.«

Oscar drehte den Kopf, um aus dem Fenster zu schauen, weil er seiner Stimme keine Antwort zutraute.

***

»Natürlich ist er nicht daheim.«

Oscar ließ den Kopf gegen die Tür fallen.

Der lange Weg hoch zum Loft allein – bei dem er sich eher hochgezogen hatte – war schon frustrierend gewesen.

Aber das war nicht die schlimmste Verletzung, die er je gehabt hatte, und ohne Raj musste er nicht die Schmerzen weglächeln und elegant wirken. Oscar hatte darauf bestanden, dass er es in die Wohnung seines Freundes schaffen würde und dabei bequemerweise verschwiegen, dass sein Freund im obersten Stockwerk wohnte.

Trotzdem erwischte er sich dabei, sich zu wünschen, Falcon wäre einfach nur da, um ihm eine Tasse Kaffee oder ein Bier zu bringen, während er ans Bett gefesselt war.

Es war einsam hier, sogar in der hübschen, luftigen, gut beleuchteten Atelierwohnung, in der es überall in Form von Bildern, die schon fertig waren oder noch trockneten, nur so vor Falcons Präsenz wimmelte. Doch Falcons und Blanes Umzug ins Haus stand bevor und das hier würde es nicht mehr viel länger geben.

Er machte Falcon keine Vorwürfe, weil er seine gesamte Zeit mit seinem festen Freund verbringen wollte. Frische Liebe war eine gewaltige Macht.

Fast gewaltig genug, um ihn neidisch zu machen. Was er und Jef hatten, war keine Liebe – nicht einmal annähernd. Es war lächerlich stereotypisch: Rivalen, die an der Grenze zwischen Feindschaft und Lust tanzten.

Das machte es jedoch nicht weniger real und es schmälerte auch nicht die Wahrscheinlichkeit, dass er beim nächsten Mal Ja sagen würde, sollten sie sich auf einer Tour ein Hotelzimmer teilen.

Aber dieses Lächeln? Dafür wollte er Jef eine reinhauen. Das war so weit unter der Gürtellinie gewesen, dass man nicht einmal Witze drüber machen konnte.

»Fick dich und fick dein dummes Solotänzer-Gesicht.«

Kapitel 3

Roman

Roman hatte nicht vor, sich heute Abend einen One-Night-Stand zu suchen. Er war erst seit gestern wieder in der Stadt. Da er ein paar Nächte hintereinander hier haben würde, wollte er lieber zu Hause sein, als sich ein Hotelzimmer zu nehmen, in das er jemanden abschleppen konnte.

Nach Hause nahm er selten jemanden mit. Er lebte draußen in einem Vorort – für eine wilde Nacht war ein Hotel viel einfacher zu haben. Er wollte nur in die Bar und sehen, wer so da war.

Es hätte nicht so eine Überraschung sein sollen, Oscar in der Schwulenbar zu sehen. In Knoxville herrschte nicht gerade Überschuss an solchen Bars oder Schwulen in solchen Bars, also standen die Chancen gut.

Es war jedoch eine Überraschung zu sehen, wie er einen Kurzen hinunterstürzte, während er einen zweiten schon in Reserve hatte. Noch bevor Roman es zur Bar geschafft hatte, standen beide Schnapsgläser schon leer auf der Theke und Oscars Augen waren geschlossen, während er das Hochgefühl genoss.

Roman beugte sich zu ihm, um ihm ins Ohr zu flüstern: »Buh.«

Oscar keuchte und rutschte von seinem Hocker. »Wichser!«

Es war gut, dass Roman ihn auffing, die Hände an Oscars Hüfte und Schulter, um ihn wieder in eine aufrechte Position zu ziehen, bis er sein Gleichgewicht gefunden hatte. »Einen Tänzer aus dem Gleichgewicht zu bringen, muss ein seltenes Ereignis sein.« Oscar schwankte trotz seiner Berührung leicht, weshalb er seine Hände ließ, wo sie waren. »Bist du okay?«

»Verdammt okay.«

Roman schnaubte und nahm seine Hände mit großem Widerwillen von diesem atemberaubenden, schlanken Körper, um sich auf den Hocker neben ihm zu setzen. »Das klingt wie eine Lüge.«

»Gut erkannt.«

Uff. Der hatte heute aber schlechte Laune. Roman neigte den Kopf und sah ihn an, dann winkte er dem Barkeeper. »Zwei Cola, bitte.«

»Vielleicht will ich keine Cola.« Das klang zwar mürrisch, aber nicht beleidigt.

»Als wir uns das erste Mal getroffen haben, hattest du eine Cola.«

Oscar verdrehte die Augen, nahm das Getränk aber an. Schließlich drehte er sich so, dass er Roman mit nachdenklichem Blick ansehen konnte.

Er sah beschissen aus, aber Roman war ziemlich sicher, dass er für diese Aussage Schläge bekommen würde. Stattdessen musterte er Oscar einen Moment lang, bevor sein Blick auf die Beule an dessen Knie fiel. Bandagen? »Was ist passiert?«

»Nur eine kleine Verrenkung.« Allerdings war Oscars Tonfall zutiefst verbittert.

Roman wusste nicht wirklich, wie er fortfahren sollte. »Oh Mist. Tut mir leid.«

»Genug Whiskey und ich kann so tun, als wäre ich drüber hinweg. Oh richtig. Und dann muss ich nach Hause gehen.«

»Wohin nach Hause?«, fragte Roman. Er war doch sicher nicht so lang fort gewesen, dass Oscar sich hier eine Wohnung hätte suchen können. Apropos, was machte Oscar denn dann, wenn er wieder in der Stadt war?

»Falcons Wohnung. Die Atelierwohnung.« Oscar klang unglücklich, als er auf sein Knie hinabschaute.

Es machte klick: Die Wohnung des Freunds von Romans bestem Freund befand sich ganz oben in einem klapprigen, alten Gebäude. Auf keinen Fall gab es da einen Aufzug. Sich die Wohnung zu teilen, musste schon unbequem sein, wenn man gesund war, ganz zu schweigen davon, wenn man eine Verletzung hatte.

»Komm zu mir nach Hause.« Roman wusste nicht einmal, wo das herkam – es rutschte ihm einfach heraus, wie so viele Sachen, die er sagte.

Er meinte es nicht sexuell, obwohl Oscar Roman während seiner ganzen Zeit in Hongkong mit unanständigen Fotos geneckt hatte. Anscheinend war Oscar nicht mit einem One-Night-Stand als Höhepunkt der ganzen sexuellen Spannung zufrieden.

Oscars Kopf zuckte hoch und er starrte Roman an. »Was? Ich kann nicht…«

»Warum nicht? Mir macht das nichts. Ich habe ein Gästezimmer. Wir können es für unsere Freunde ganz nett, sauber und harmlos halten.« Roman lächelte ihn süffisant an.

Oscars Augenlider waren schwer – wie spät war es mittlerweile überhaupt? Und wie lange war er schon hier und zog sich Alkohol rein?

»Jedenfalls musst du hier raus und ich werde deinen Arsch nicht die Treppen hochtragen.«

Darauf bekam er eine Reaktion. Oscar setzte sich auf dem Hocker zu seiner vollen Größe auf und lehnte sich etwas nach hinten, um Roman von oben herab anzuschauen – so gut er das konnte, da Roman einige Zentimeter größer als er war. »Ich habe dich nie darum gebeten, mich zu tragen.«

»Na ja, ich werde auch nicht zulassen, dass du selbst deinen Arsch da hoch verfrachtest. Wie viele Stockwerke sind es?«

»Ich hatte schon Schlimmeres.«

»Darum geht's nicht.« Roman stand auf und bot Oscar seinen Arm an.

Oscar belächelte ihn höhnisch und erhob sich. Er stützte sich sogleich an der Bar und dem Hocker ab, bevor er vorsichtig losließ.

»Stolz«, sagte Roman sanft. »Der bringt dich nicht weit.«

Oscar verlagerte das Gewicht auf beide Füße, wobei sein Gesicht auffällig ausdruckslos aussah. »Nur in die Hosen von süßen Kerlen überall auf der Welt. Stimmt's? Bei mir hat's funktioniert.«

»Nein, das waren Ego und eine aalglatte Persönlichkeit«, widersprach Roman grinsend. »Abgesehen davon, dass ich mich zu schnell festlege und jeden verdammten festen Freund vergraule.« Er beugte sich zu Oscar, schlang einen Arm um Oscars Schultern und stützte ihn so. »Und du bist eifersüchtig.« Oscar von dem Schmerz abzulenken, war alles, was er tun konnte. Der Idiot ist besser nicht auf Schmerzmittel und trinkt Alkohol.

Seine Sorge um Oscar war… brüderlicher Natur. Zumindest redete er sich das ein.