Wie war das mit Jesus? - Jost Müller-Bohn - E-Book

Wie war das mit Jesus? E-Book

Jost Müller-Bohn

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Beschreibung

In Deutschland herrscht zunehmend geistlicher Notstand. Während einer öffentlichen Rätselstunde wurde vor Tausenden Zuschauern die Frage gestellt: »Was sehen Sie, wenn Sie in den Himmel kommen?« Die Antwort lautete: »Die Engel,« oder: »Die Sterne«. Sonst gab es keine weiteren Angaben. Von Gott, dem Schöpfer oder von Jesus Christus wusste keiner etwas zu sagen. »Wie war das mit Jesus?« stellt Kindern und Jugendlichen unserer Tage die einzelnen Berichte des Neuen Testamentes gut und verständlich vor, immer mit dem Blick auf wichtige Einzelheiten aus dem Leben Jesu. Der Autor schreibt in seinem Vorwort: »Deshalb war es mir seit längerer Zeit ein Anliegen, eine einfache Schilderung vom Leben Jesu, seinen Jüngern und den Menschen, die ihnen begegneten, zu verfassen, die dann von Schülern im Religions- oder Konfirmandenunterricht, aber auch von Erwachsenen, die durch das allgemeine Desinteresse gegenüber den geistlichen Werten zu einem geistlichen Tiefstand gekommen sind, gelesen werden, um gerade ihnen die einfachsten Begriffe und den Inhalt der Botschaft des Neuen Testaments in kurzgefasster, verständlicher Form darzulegen.« Illustriert ist das eBook mit Holzschnitten von Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872).

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Wie war das mit Jesus?

Die schönsten Geschichten aus dem Neuen Testament

Jost Müller-Bohn

Impressum

© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Jost Müller-Bohn

Cover: Eduard Rempel, Düren

Mit Abbildungen aus »Die Bibel in Bildern« von Julius Schnorr von Carolsfeld

ISBN: 978-3-95893-037-7

Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

Kontakt: [email protected]

Shop: www.ceBooks.de

 

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Die Bibelzitate entstammen den Ausgaben »Hoffnung für alle«, © Brunnen-Verlag, Basel und Gießen, und »Die Gute Nachricht«, © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

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Autor

Jost Müller-Bohn, geboren 1932 in Berlin, ist der bekannte Evangelist und Schriftsteller von über 40 Büchern. Er studierte in Berlin Malerei und Musik. Über 40 Jahre hielt er missionarische Vorträge. Seine dynamische Art der Verkündigung wurde weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt.

Als Drehbuchautor und Kameramann ist er der Begründer der „Christlichen Filmmission“. Seine Stimme wurde unzähligen Zuhörer über Radio Luxemburg bekannt. Einige seiner Bücher wurden zu Bestsellern in der christlichen Literatur.

Inhalt

Titelblatt

Impressum

Autor

Ein Herold Gottes

Johannes wird geboren

Die Geburt von Jesus

Die Weisen aus dem Morgenland

Kindheit und Jugendzeit

Johannes der Herold

Jesus in der Wüste

Jesus sucht seine Jünger

Die Hochzeit von Kana

Jesus und Nikodemus

Jesus und die Samariterin

Jesus in Nazareth

Die ersten Jünger von Jesus

Die Heilung eines schwer kranken Mannes

Jesus schläft im Boot

Jesus, der Herr über finstere Mächte

Jesus, der Herr über Leben und Tod

Jesus heilt die Blinden

Jesus und Johannes der Täufer

Der schreckliche Geburtstag des Königs

Die Speisung der Fünftausend

Jesus wandelt auf dem Wasser

Ein Toter wird lebendig

Jesus und die stadtbekannte Sünderin

Der barmherzige Samariter

Lazarus und der Reiche

Der Vater und seine zwei Söhne

Wie Gott Gebete hört

Jesus im Hause seines Vaters

Die Auferweckung des Lazarus

Jesus und die Kinder

Die Jünger erleben die Herrlichkeit von Jesus

Jesus im Haus der Martha

Jesus vergibt einer Sünderin

Die Salbung in Bethanien

Jesus zieht in Jerusalem ein

Die Fußwaschung und das Abendmahl

Das Abendmahl

Der große Kampf in Gethsemane

Jesus vor Kaiphas

Petrus verleugnet Jesus

Jesus vor Pilatus und Herodes

Der Weg nach Golgatha

Jesu Worte vom Kreuz

Die Grablegung von Jesus

Jesus Christus ist auferstanden

Auferstehungsmorgen

Jesus begegnet den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus

Jesus erscheint den versammelten Jüngern

Der Auferstandene am See Genezareth

Die Himmelfahrt von Jesus

Unsere Empfehlungen

Ein Herold Gottes

Lukas 1, 5-56 Matthäus 1, 18-24

In früheren Zeiten war ein Herold ein königlicher Bote, der die Anordnungen und Befehle seines Königs laut verkündigte. Dieser Beamte des Herrschers trug auf einem farbenprächtigen Heroldsrock die Wappen seines Dienstherrn, die dort angebracht waren. Ein Herold musste dem König vorausreiten, um die Ankunft des Herrschers zu verkünden.

Er sollte aber auch für die Sicherheit und das Wohlergehen »Seiner Majestät« sorgen. Kaiser und Könige wurden immer mit »Euer Majestät« angesprochen. Mit »Majestät« meinte man einen Menschen von großer Würde, Hoheit und Macht.

Wenn nun ein Herold den Kaiser oder König während einer Reise ankündigte, schmückten seine Untertanen ihre Kirchen, Rathäuser und Wohnungen mit Fahnen und Flaggen. Sie selber zogen sich die besten Kleider an und gingen auf die Straße, um den Herrscher mit lauten Hochrufen zu empfangen und sich vor ihm zu verbeugen.

Nun hatte Gott für die ganze Welt einen König bestimmt, um den Menschen die Erlösung zu bringen und die Gnade anzubieten. Sein König sollte Jesus heißen! Er wurde zum Heiland für alle Menschen, die ihm folgen und ihm dienen wollten.

Für diesen König Jesus erwählte sich Gott auch einen Herold.

In einem Ort in Israel lebte ein Priester Gottes mit Namen Zacharias. Seine Frau hieß Elisabeth. Beide waren fromme, gläubige Leute, die gewissenhaft nach den Geboten Gottes lebten.

Aber es war eine traurige Zeit für sie, denn ein gottloser und grausamer König herrschte in Israel. Er hieß Herodes. Vor ihm mussten sich alle Menschen fürchten, selbst seine Frau, seine Kinder und Verwandten. Wenn er schlechter Laune war, ließ er sie einfach ins Gefängnis werfen oder auch umbringen.

Zacharias und Elisabeth aber lasen fleißig in den heiligen Schriften und fanden im Wort Gottes reichen Trost. In diesen heiligen Schriften stand geschrieben, dass ein Messias kommen würde: der Erlöser von allen Sünden, der König der Liebe und Hoffnung, ein Helfer und Heiland für alle Welt.

Deshalb beteten Zacharias und Elisabeth immer wieder: »O Gott, sende uns bald deinen herrlichen König und Heiland, damit er uns von dem Bösen befreien kann.« Sie hofften zuversichtlich auf einen göttlichen Führer, der eines Tages in ihrer Mitte geboren werden sollte, ein Gottesmann, der sie von ihren Sünden und von der römischen Besatzungsmacht befreien würde. Dass ein solcher Mann kommen sollte, hatten die Propheten vor Hunderten von Jahren vorausgesagt.

Wie gesagt: Zacharias und Elisabeth liebten den Schöpfer im Himmel und dienten Gott von ganzem Herzen. Es bedrückte sie aber etwas sehr: sie waren schon recht alt und hatten immer noch kein Kind bekommen. Immer wieder hatten sie gebetet: »Lieber Gott, schenke uns doch ein Kind.« Aber die Jahre vergingen und sie blieben kinderlos.

Wahrscheinlich haben die Leute im Ort untereinander geflüstert: »Der Priester und seine Frau müssen große Sünder sein, weil Gott sie so stark bestraft, dass sie keine Kinder bekommen!« Natürlich war das nicht recht, was sie da mutmaßten.

Damals stand in Jerusalem ein neuer, großer und kunstvoller Tempel, den der König Herodes hatte bauen lassen. Er hatte bei sich gedacht: Wenn ich schon nicht so beliebt bin durch meine Taten, so will ich doch einen prachtvollen Tempel bauen, damit die Menschen glauben, dass ich ein frommer Mann bin.

In diesem schönen Tempel dienten viele Priester, deshalb konnten sie nicht alle zur gleichen Zeit dort arbeiten. So gab es ganz bestimmte Ordnungen, wann jeder zu dienen hatte.

Eines Tages ging Zacharias, als er sein Priesteramt ausübte, in das Tempelinnere, um zu beten, während die Menge der Gläubigen im Vorhof des Tempels wartete. Er zündete die kleine Flamme auf dem Räucheraltar an, und der süße Duft des Weihrauches breitete sich rasch im hohen, heiligen Raum aus. Es war gegen Abend. In seinem schneeweißen Priesterrock stand er im Heiligtum.

Es war hier ganz geheimnisvoll dunkel. Kein Fenster ließ das Tageslicht herein, nur die kleinen Öllampen des goldenen Leuchters verbreiteten ein mildes Licht.

Zacharias war ganz allein. Heilig und weihevoll war ihm zumute, er spürte die Gegenwart Gottes. Auf einmal sah er durch die Rauchwolken hindurch ein noch viel helleres Licht, eine glänzende Gestalt zur Rechten des Altars stehen, einen mächtigen Engel!

Erschrocken fuhr Zacharias zusammen, fast wäre er ohnmächtig geworden vor Angst und Furcht über diese heilige Lichtgestalt.

Doch der Engel sprach sanft und ermunternd:

»Du brauchst dich nicht zu fürchten, Zacharias! Gott hat deine Bitte erhört. Deine Frau Elisabeth wird einen Sohn bekommen, den sollst du Johannes nennen. Dann wirst du voll Freude und Jubel sein, und viele werden sich mit dir über seine Geburt freuen. Denn er ist vom Herrn zu großen Taten berufen. Er wird weder Wein noch Bier trinken. Schon im Mutterleib wird der Geist Gottes ihn erfüllen, und er wird viele aus dem Volk Israel zum Herrn, ihrem Gott, zurückführen. Er wird dem Herrn als Bote vorausgehen, im gleichen Geist und mit der gleichen Kraft wie der Prophet Elia. Er wird das Herz der Eltern den Kindern zuwenden. Alle Ungehorsamen wird er auf den rechten Weg zurückbringen und so dem Herrn ein Volk zuführen, das auf sein Kommen vorbereitet ist«.

Zacharias sagte verwirrt: »Wie könnte das sein? Und woher soll ich wissen, dass es wirklich so kommen wird? Meine Frau und ich sind schon alt, jedenfalls zu alt, um noch Kinder bekommen zu können«.

Der große Lichtengel antwortete: »Ich bin Gabriel, einer von denen, die vor Gottes Thron stehen. Gott hat mich gesandt, um dir diese frohe Nachricht zu bringen. Doch weil du mir nicht glauben willst, sollst du stumm sein und nicht sprechen können bis zu der Zeit, wo das eintreten wird, was ich dir gesagt habe. Das soll dir ein Zeichen sein, dass ich die Wahrheit spreche«,

Augenblicklich wurde Zacharias stumm, er konnte wohl noch seine Zunge bewegen, aber seine Stimme versagte ihm. Er mochte sich anstrengen, soviel er wollte, er bekam kein Wort zu Stande. Zacharias blickte noch einmal auf die Stelle, wo die herrliche Lichtgestalt erschienen war, aber der Engel war fort.

Ach ja, Zacharias hätte an Abraham denken sollen, der als alter Mann von seiner Frau Sara auch einen Sohn bekommen hatte, obwohl sie beide auch schon sehr alt waren. Bei Gott sind alle Dinge möglich.

Die Menschen im Vorhof des Tempels wunderten sich, dass der Priester so lange im Tempel blieb. Sie warteten auf ihn, weil sie den Segensspruch hören wollten, den er ihnen sonst immer gab. Diesmal aber dauerte es sehr lange.

Als Zacharias endlich herauskam, stand er auf der oberen Stufe der Treppe, seine Lippen bewegten sich, doch konnte keiner seine Stimme hören. Als er mit seiner Hand auf seinen Mund deutete und doch keinen Ton von sich gab, glaubten sie zunächst, er sei krank geworden.

Verwundert starrten sie ihn an. Nein! Krank sah er nicht aus. Ganz im Gegenteil, die Leute bemerkten, dass mit ihm etwas Besonderes geschehen sein musste. Weil er seine Sprache verloren hatte, versuchte er es ihnen mit Gesten zu erklären. Es konnte nur etwas Herrliches gewesen sein, denn sein Gesicht leuchtete so schön, dass die Menschen sich darüber nur wundern konnten. Sie ahnten, dass Zacharias im Tempel eine göttlichen Erscheinung gesehen hatte.

Einige Augenblicke warteten sie noch, da sie glaubten, er werde wieder zu sprechen anfangen. Sie hofften, von ihm etwas über das Erlebnis im Tempel zu erfahren, doch der alte Mann blieb stumm. Schließlich gingen sie nach Hause und sprachen über diesen geheimnisvollen Vorfall untereinander.

Wie erschrocken war wohl Elisabeth, als ihr Mann aus Jerusalem nach Hause kam und sie mit keinem Wort begrüßen konnte? Hatte er einen Schlaganfall erlitten? Als er aber später alles auf eine Tafel schrieb, wurde sie recht froh und sagte ihm, dass sie wirklich ein Kind erwartete.

Nun waren beide überglücklich, denn Gott hatte ihre Gebete nach so langer Zeit doch noch erhört.

Bei Gott ist wirklich nichts unmöglich! Was Gott zusagt, das hält er gewiss.

Das Volk Israel musste lange, ja sehr lange auf den Messias warten. Schon Abraham und Mose hatten von Gott den Erlöser und Befreier versprochen bekommen, und es dauerte dann noch einige 1000 Jahre, bis Jesus geboren wurde.

Zacharias und Elisabeth hatten 20 bis 30, vielleicht auch 40 Jahre lang gebetet und immer noch kein Kind bekommen. Alles sah so aussichtslos aus. Dann aber geschah das Wunder: Als sie schon sehr alt waren, bekamen sie nun doch ein Kind.

Heute gibt es viele Menschen, die kennen Jesus vom Namen her, sie haben vielleicht im Religionsunterricht von ihm gehört: nämlich, dass er Gottes Sohn gewesen sei und große Wunder vollbracht habe. Sie glauben, dass er ein sehr edler Mensch gewesen ist, dass er Gutes gepredigt und getan hat.

 

 

Der Engel Gabriel verkündet Zacharias die Geburt des Johannes

Der Engel Gabriel überbringt dem Priester Zacharias die wundervolle Nachricht, dass seine Frau Elisabeth einen Sohn bekommen wird. Wir sehen links den Priester mit einer Priesterhaube auf dem Kopf Er ist mit einem Priesterrock bekleidet, der mit einem Gürtel zusammengehalten wird.

In der Hand trägt er ein Gefäß, aus dem weißer Rauch emporsteigt, der einen wunderbaren Duft verbreitet.

Mit der linken Hand fasst der Priester an den großen Vorhang. Im Hintergrund sehen wir die Menschen im Vorhof warten. Zwischen dem Engel und dem Priester erkennen wir die beiden Gesetzestafeln, auf denen die 10 Gebote zu lesen sind. Vor ihm auf dem Boden steht der Räucheraltar.

Wir wissen aber, dass er viel mehr ist, nämlich der Sohn des lebendigen Gottes, er ist der Retter und Erlöser von allen Sünden, der allein die Menschen selig machen kann.

Auch dir will er Freude und großen Frieden schenken. Wir müssen ihm aber glauben, dass für ihn nichts unmöglich ist! Wir dürfen ihm immer vertrauen.

Sechs Monate danach sandte Gott den Engel Gabriel wieder nach Israel. Diesmal kam er in die Stadt Nazareth, die in der Gegend nördlich von Jerusalem liegt. Es muss irgendwie eine Stadt mit einem schlechten Ruf gewesen sein, weil man in Israel das Sprichwort hatte: »Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen?«

Aber Gott sah etwas Gutes in dieser Stadt, die auf einem schönen, grünen Bergabhang in Galiläa lag. Dort wohnte ein Mädchen mit Namen Maria. Es war ein einfaches, hübsches Mädchen, das sittsam, anständig und herzensrein als gläubige Jüdin dort arbeitete. Sie konnte kochen, backen, waschen und Wasser vom Brunnen holen. Sie war nicht reich. Ihre Familie stammte zwar vom König David ab. Viele wären darüber stolz gewesen, aber nicht Maria. Sie lebte demütig und dankbar bei den einfachen Bewohnern in ihrer Heimatstadt.

Auch sie erwartete den Messias, den Retter und Erlöser für Israel und alle Menschen. Sie war noch nicht verheiratet, aber schon mit einem Mann verlobt, der Josef hieß. Sie war eine Cousine von Elisabeth, wusste aber nichts von dem wundervollen Erlebnis des Priesters Zacharias im Tempel.

Obwohl die Verwandten und die Nachbarn sie und Josef für ein gutes Paar hielten, weil sie nämlich beide aus dem Geschlecht Davids stammten, wollten sie noch eine Zeitlang mit der Hochzeit warten.

Eines Tages trat der Engel Gabriel aus dem Nichts in das stille Dasein der Maria und sprach:

»Sei gegrüßt, Maria, der Herr ist mit dir; er hat dich zu Großem ausersehen.«

Maria erschrak über diesen Gruß, obwohl der Engel ein liebes und ruhevolles Gesicht hatte. Verwundert dachte sie: Was soll solch ein Gruß bedeuten?

Der Engel in seinem blendend weißen Kleid antwortete mit sanfter Stimme:

»Hab keine Angst, du hast Gnade bei Gott gefunden! Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und wird Sohn des Höchsten genannt werden. Gott der Herr wird ihm das Königtum seines Vorfahren David übertragen.«

Maria war sehr verwirrt, sie verstand die Bedeutung dieser Ankündigung nicht.

Wie sollte sie die Mutter eines zukünftigen Königs werden? Womit verdiente sie eine solche Gnade und Ehre? Der Mann, der mich heiraten will, ist gewiss ein lieber Mensch, dachte sie, aber er ist doch nur ein Zimmermann. Wie könnte unser Sohn dann ein König sein?

Deshalb fragte Maria den Engel: »Wie soll das zugehen? Ich habe doch noch nicht geheiratet?«

Der Engel Gottes aber antwortete:

»Gottes Geist wird über dich kommen, seine Kraft wird es bewirken. Deshalb wird man das Kind, das du zur Welt bringst, heilig und ›Sohn Gottes‹ nennen.«

Der Engel gibt eine klare Antwort, die man aber mit dem Verstand kaum begreifen kann. Als kleine Hilfe im Glauben soll Maria das wunderschöne Erlebnis ihrer Verwandten ansehen, aber sich vor allem auf das Wort ihres Gottes verlassen, denn was er verspricht, hält er. Deshalb fuhr der Engel fort:

»Auch Elisabeth, deine Verwandte, bekommt einen Sohn, trotz ihres Alters. Sie ist bereits im sechsten Monat, und man hat doch von ihr gesagt, sie könne keine Kinder bekommen. Für Gott ist nichts unmöglich!«

 

 

Maria besucht ihre Cousine Elisabeth

In der Mitte sehen wir die beiden Frauen, die junge Maria und auf dem Fußboden kniend Elisabeth, die ihre beiden Hände segnend der viel jüngeren Cousine entgegenstreckt. Hinter ihr der immer noch stumme Priester Zacharias, der zum Tor schaut, weil dort im Schatten noch jemand wartet; wahrscheinlich ist es Josef der Maria begleitet hat, denn in den Bergen gab es oft Räuber. In der Ferne können wir die Berge sehen.

Da glaubte Maria und fürchtete sich nicht mehr. In aller Demut und Ergebenheit sagte sie: »Ich will ganz für Gott da sein. Es soll geschehen, wie du gesagt hast.«

Dann verschwand der Engel so plötzlich wie er gekommen war.

Marias kurze Antwort war voller Glauben, gehorsamer Bereitschaft und vertrauensvoller Hoffnung.

In ihr Herz zog von Stund an eine unbeschreibliche Freude; sie konnte das herrliche Glück kaum fassen.

Ein wenig Sorge hatte sie trotzdem: »Wie soll ich es denn meinem Josef sagen, was wird er von mir denken, wenn ich noch vor der Hochzeit ein Kind bekomme?«

Doch die Botschaft des Engels war für Maria so überwältigend, dass sie es nicht über sich brachte, mit ihren Eltern darüber zu sprechen. Sie machte sich sofort auf die Reise in das südliche Bergland nach Judäa zu ihrer Verwandten, die mit dem Priester Zacharias verheiratet war.

Ihre Cousine, die ja viel älter war als sie, wunderte sich nicht über den überraschenden Besuch, deshalb begrüßte sie Maria mit den Worten:

»Gott hat dich unter allen Frauen ausgezeichnet, dich und dein Kind! Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn mich besucht?

In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, bewegte sich das Kind vor Freude in meinem Leib. Du darfst dich freuen, denn du hast geglaubt, dass die Botschaft, die der Herr dir sagen ließ, in Erfüllung geht.«

Maria war von diesen Worten so erfreut, dass sie auf ihre Knie sank und betete:

»Ich preise den Herrn und singe vor Freude über Gott, meinen Retter! Ich bin nur eine einfache Frau, ein unbedeutendes Geschöpf vor ihm, und doch hat er sich um mich gekümmert!

Von nun an wird man mich glücklich preisen in allen kommen-den Generationen, denn Gott hat Großes an mir getan, er, der mächtig und heilig ist. Sein Erbarmen hört niemals auf, er schenkt es allen, die ihn ehren, über viele Generationen hin.«

Drei Monate blieb Maria bei Elisabeth, um ihr im Haushalt zu helfen, denn der älteren Frau wurde jetzt alle Arbeit wegen ihrer Schwangerschaft zu schwer.

Dann aber kehrte Maria in ihre Heimatstadt nach Nazareth zurück. Josef freute sich darüber, doch von einem gewissen Tag an kam ihm seine Braut so seltsam vor.

Zeitweilig wurde sie so still und schweigsam, als würde sie etwas bedrücken. Wiederum kam des Öfteren eine geheimnisvolle Freude in ihr Gesicht.

Doch wenn er sie fragte: »Maria, meine Liebe, was bedrückt dich?«, gab sie ihm nur zur Antwort:

»Ach, Josef, es geht mir gut. Mach dir nur keine Sorgen. Wenn ich Kummer hätte, würde ich es dir gleich sagen.« Maria dachte, wenn sie Josef auch das herrliche Erlebnis mit dem Engel Gabriel erzählte, so käme es ihm einfach unglaublich vor.

Als es auch nach Wochen mit Maria nicht anders wurde und er bemerkte, dass seine Verlobte ein Kind erwartete, wollte er sie zwar nicht öffentlich verklagen, aber er dachte daran, sich stillschweigend von ihr zu trennen.

Maria würde aber sehr traurig werden, wenn ihr geliebter Josef wieder nach Bethlehem ziehen wollte, wo ja seine Heimat war. Deshalb kam Gott ihm zu Hilfe. Es erschien dem Josef mitten in der Nacht ein Engel im Traum, der sagte zu ihm:

»Josef, du Nachkomme Davids, scheue dich nicht, Maria zu dir zu nehmen! Denn das Kind, das sie erwartet, kommt vom Geist Gottes. Sie wird einen Sohn bekommen; den sollst du Jesus nennen, denn er wird sein Volk von seiner Schuld befreien.«

Nun hatte Josef auch einen Engel gesehen, zwar nicht direkt, aber im Traum. Vor Freude erwachte er und ging gleich am Morgen zu Maria und sprach:

»Jetzt kenne ich dein Geheimnis! Nun wollen wir heiraten und auf das Kind Gottes warten.« Sie freuten sich täglich auf den kommenden Jesus.

Johannes wird geboren

Lukas 1, 57-79

Das war ein fröhlicher Tag in der Wohnung des Priesters Zacharias, ein herrliches Fest wurde gefeiert. Beim Betreten des Hauses hörte man ein munteres Stimmengewirr, alle Gäste waren erfreut. Die Verwandten und Nachbarn waren gekommen von nah und fern: Schwestern, Freundinnen und die Hebamme. Elisabeth hatte ihr Kind bekommen, das ihrem Mann schon vor Monaten durch den Engel Gabriel angekündigt worden war.

Ganz erschöpft lag Elisabeth im Bett und schaute dankbar auf den kleinen Jungen, den eine jüngere Frau, gesund und lebensfroh, im Arm hielt. Es war aber der achte Tag und das Kind sollte beschnitten werden.

Alle redeten durcheinander: »Wie soll denn der Kleine heißen?« »Nennt ihn doch wie seinen Vater: Zacharias!«

»Ja, das wäre doch das Beste, dann wüsste man gleich, wohin er gehört.«

Ja, jeder hatte so seine Meinung.

Aber da sitzt doch auch Zacharias, wie gerne würde er jetzt reden und dazwischen rufen: »Nein, so soll er nicht heißen!«

Auch Elisabeth schüttelte mit ihrem Kopf und sagte ganz bestimmt: »Nein, er soll Johannes heißen!«

Darüber waren aber die Verwandten sehr erstaunt und eine antwortete: »In eurer Familie heißt doch niemand so, warum soll er nicht den Namen seines Vaters haben?«

Die anderen nickten mit dem Kopf und sagten: »Ja, das ist wahr, weshalb soll er denn nicht Zacharias heißen?«

Nun wandten sie sich an den Priester, der immer noch nicht sprechen konnte. Zacharias verstand jedes Wort, deshalb gab er ihnen ein Zeichen, damit man ihm eine Tafel reichen sollte.

Diese kleine Tafel war nicht etwa eine Schiefertafel, wie ich sie noch in der ersten Klasse in der Volksschule hatte, nein, es war ein kleines Brett, mit einer dünnen Schicht Wachs überstrichen. Auf diesem Wachs konnte man dann mit einem spitzen, eisernen Griffel schreiben. Wenn das geschriebene Wort fortgewischt werden sollte, fuhr man mit einem warmen Tuch über das Geschriebene und alles wurde ausgelöscht.

Nun schrieb Zacharias: er soll Johannes heißen! Alle wunderten sich sehr, aber noch viel erstaunter waren sie, als in diesem Augenblick der Priester zu reden begann.

Er hatte seine Stimme wieder bekommen.

Ja, Gott sah, dass Zacharias ihm jetzt glaubte und ganz gehorsam war. Was meint ihr wohl, was der Priester als Erstes sagte? Hat er den Menschen von seiner großen, göttlichen Erscheinung des Engels Gabriel berichtet oder hat er mit der himmlischen Erscheinung groß angegeben und geprahlt? Nein, er hob seine Arme in die Höhe und begann zu beten, weil er mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde. Freudig pries er Gott mit folgenden Worten:

»Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels. Denn er ist uns zu Hilfe gekommen und hat sein Volk befreit!

Einen starken Retter hat er uns gesandt, einen Nachkommen seines Dieners David. So hat er es schon vor langer Zeit durch seine Propheten angekündigt: Er wollte uns vor unseren Feinden retten, aus der Gewalt derer, die uns hassen.

Und du, mein Sohn, ein Prophet des Höchsten wirst du sein, weil du dem Herrn vorausgehen wirst, um den Weg für ihn zu bahnen.

Du wirst dem Volk des Herrn verkünden, dass nun die versprochene Rettung kommt, weil Gott ihm seine Schuld vergeben will. Unser Gott ist voll Liebe und Erbarmen; er schickt uns das Licht, das von oben kommt. Es wird für alle leuchten, die im Dunkeln sind, die im finsteren Land des Todes leben, und wird uns auf den Weg des Friedens führen«.

Als die Verwandten und Nachbarn am Abend nach Hause gingen, sprachen sie über das Seltsame, das sie gesehen und gehört hatten. Alle glaubten es und spürten: Gott hat Großes im Sinn! Sie ahnten, der Messias, Jesus Christus, kommt bald!

Zacharias aber wusste: Gott hat sein erstes Versprechen gehalten und ihnen einen Sohn geschenkt, so wird er auch das zweite halten: der angekündigte Messias wird bald kommen und allen Menschen Heil und Freude bringen. Er wird sie befreien von allen Sünden und sie für das Reich Gottes gewinnen.

Zacharias freute sich also nicht nur, dass er Vater geworden war, sondern vielmehr darüber, dass der Messias ihm und seinem Volk Israel Frieden und Rettung bringen würde. Er wusste auch, dass die Botschaft des Engels Gabriel mit dem Leben seines Sohnes und dem Erscheinen desselben Engels bei Maria zusammenhing.

Sein Sohn Johannes sollte der Herold, der Wegbereiter, für den Sohn von Maria werden. Das war das Ziel, das Gott im Auge hatte, dass die Menschen von dem Bösen und von der Macht des Teufels befreit werden.

Unter den »Feinden« Israels verstand Zacharias erstens den gott-losen König Herodes, aber zweitens auch die Römer, welche das Land besetzt hielten, die zu ihren Götzen beteten und damit den Schöpfer des Himmels und der Erde in seinen Augen beleidigten.

Aber er dachte auch noch an einen anderen Feind, den Erzfeind Gottes, nämlich den Teufel, der das Böse in die Welt gebracht hatte und alle Menschen dadurch ins Unglück stürzte.

Diesen Feind sollte der kommende Erlöser und Retter Jesus Christus besiegen. Er musste die Schuld tilgen, damit die Menschen von aller Angst und Furcht, allen Schmerzen und Krankheiten befreit werden, damit sie wieder mit rechter Freude den wirklichen Gott, der alles geschaffen hat, anbeten und ihm dienen konnten.

Das war die Geschichte, warum der Herold und Vorläufer von Jesus geboren wurde. Wenn wir von Herolden im Dienst der Herrscher dieser Welt lesen, so fällt uns auf, dass es stets angesehene Grafen oder Ritter waren, bekannte Edelleute, die auf stolzen Pferden mit kostbarem Zaum, verziert mit Gold und Silber, und Pferdedecke einherritten.

Das Volk hatte damals große Ehrfurcht vor solchen vornehmen Adligen. Ihre Namen aber sind längst vergessen.

Doch den Namen des Johannes, dem Herold des Königs aller Könige, kennen noch heute Millionen Menschen. Er lebte einfach und schlicht, ja wir würden heute sagen: ziemlich ärmlich. Im Mannesalter trug er raue Kleider aus grober Kamelhaut und ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig.

Als Johannes so alt war, dass er sein Elternhaus verlassen konnte, ging er in die Wüste. Dort, in der Einsamkeit am Toten Meer, bereitete er sich äußerlich und innerlich auf seine Berufung vor, nämlich der Herold des Sohnes Gottes zu werden.

Dort fastete er, las in den heiligen Schriften und betete bis zu dem Tag, an dem sein Meister und König Jesus öffentlich auftrat.

Später rief Johannes: »Ändert euer Leben! Gott will jetzt seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden.« Doch davon später mehr.

Die Geburt von Jesus

Lukas 2, 1-20 Matthäus 1, 18-25

Hunderte Jahre, bevor Jesus geboren wurde, schrieb ein Prophet folgenden Satz:

Eine junge Frau wird schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, den wird sie Immanuel nennen. Das heißt: Gott steht uns bei.«

Natürlich wusste er nicht, dass dies noch so lange Zeit dauern würde, bis es sich erfüllen konnte. Er schrieb weiter:

»Denn ein Kind ist geboren, der künftige König ist uns geschenkt, man wird ihn nennen: wunderbarer Ratgeber, göttlicher Held, ewiger Vater, Fürst des Friedens. Er wird auf dem Thron Davids regieren, und seine Herrschaft wird für immer Bestand haben, weil er sich an die Rechtsordnungen Gottes hält. Gott, der Herr der ganzen Welt, hat es so beschlossen und wird es tun.«

Fast zur gleichen Zeit, nämlich 700 Jahre bevor Jesus geboren wurde, gab Gott durch seinen Geist einem anderen Propheten in den Sinn, wo und in welcher Stadt er geboren wird, nicht in Jerusalem, in der Gottesstadt, sondern, so schrieb er:

»Aber dir Bethlehem Efrata, lässt der Herr sagen: so klein du bist unter den Städten in Juda, aus dir wird der Mann kommen, der künftig Israel führen wird.«

Ob Josef und Maria das erkannten, können wir heute nicht mehr wissen. Aber wie sollte nun alles geschehen? Maria war schwanger, aber sie wohnte in Nazareth. Eine Reise nach Bethlehem betrug weit mehr als hundert Kilometer.

Wie gesagt, bei Gott ist kein Ding unmöglich, das wissen wir. Er hat unzählige Möglichkeiten, zu seinem Ziel zu kommen.

Wie das nun alles geschah, sollen wir jetzt erfahren.

In jener Zeit waren die Juden kein freies Volk; fremde Soldaten hatten Israel einige Jahre zuvor besetzt und einfach dem großen Weltreich der Römer einverleibt. Alle Länder rund um das Mittelmeer waren unter der Herrschaft der Römer, so auch die heutigen Länder: Spanien, Frankreich, England, Italien, Schweiz, Belgien, Teile von Deutschland, Österreich, Jugoslawien, Griechenland, Ägypten und Nordafrika. Sie alle wurden Provinzen des Weltreiches. Ober das ganze Reich herrschte der Kaiser in Rom.

Weil er aber nicht an allen Orten selber nach dem Rechten sehen konnte, setzte er über jedes Land einen Statthalter ein und dazu einen König oder Fürsten desselben Landes.

In Jerusalem regierte der König Herodes. Der römische Statt-halter hatte aber immer das letzte Wort, ihm musste man unbedingt gehorchen!

Für die vielen Kriege, die der Kaiser aus Rom in seinen Provinzen führte, aber auch für den Bau von Straßen, Theatern, Befestigungsanlagen, Wasserleitungen und anderem mehr, mussten die unterjochten Völker Steuern zahlen.

Zu einer bestimmten Zeit, in einem gewissen Jahr, fasste der Kaiser Augustus den Entschluss, eine Volkszählung durchzuführen. Nicht nur in Palästina, so wurde Israel damals genannt, sondern auch in anderen Gebieten des Römischen Reiches wurde der Erlass des Kaisers bekannt gegeben:

»Ich, Kaiser Augustus, genannt der Friedenskaiser, will, dass alle Bewohner meines Weltreiches in Listen erfasst werden, damit die Abgaben neu festgesetzt werden können! Jedermann hat sich in die Listen der Volkszählung einzutragen, und zwar soll jeder an seinem Geburtsort gezählt werden!«

Nicht nur die Zahl der Untertanen sollte ermittelt werden, sondern auch das Einkommen, der Besitz und das ganze Vermögen. Dabei meinte Kaiser Augustus natürlich, es sei seine eigene große Idee und seine freie Eingebung.

Er konnte nicht ahnen, dass er den Willen Gottes tun musste, weil dessen Sohn, Jesus Christus, in Bethlehem geboren werden sollte.

So zogen die kaiserlichen Boten auf Schiffen und Pferden hinaus in alle Länder des römischen Weltreiches, um alle Menschen zu unterrichten.

Hunderttausende der damaligen Welt wanderten in ihre Heimatstädte, um ihre Namen in die Listen eintragen zu lassen.

Josef machte sich große Sorgen, weil Maria kurz vor der Geburt ihres Kindes stand. Doch Maria war eine tapfere Frau, ohne zu klagen willigte sie in die beschwerliche Reise ein.

Auf dem Rücken des gemächlich schaukelnden Maultieres hatte sie oft Schmerzen, sie wusste aber, dass es für sie noch höhere Weisungen Gottes gab, als die Ideen des heidnischen Kaisers. Jetzt mussten die Verheißungen der Propheten erfüllt werden.

Es ging über die hohen Berge und durch tiefe Täler tagelang auf und ab. Je näher sie der kleinen Stadt Bethlehem kamen, desto mehr Reisende begegneten ihnen. Viele Wanderer überholten sie, weil Josef nicht so schnell vorankam, denn er musste auf Maria achten, die keine schweren Erschütterungen vertragen konnte.

Als sie ihr Ziel nach tagelangen Märschen endlich erreicht hatten, mussten sie erkennen, dass der Ort bereits überfüllt war von ihren Landsleuten, die ebenfalls zur Eintragung in die Steuerlisten angereist waren.

Gott hatte Josef und Maria bewahrt auf den unebenen Straßen, die nach Bethlehem führten. Auf dem langen Weg war Josef stets neben dem Maultier gelaufen.

In den engen Gassen drängten sich nun die Menschen auf der Suche nach einer Unterkunft für zwei oder drei Nachte. Niemand achtete auf die Not des jungen Zimmermanns aus Nazareth, dessen Frau sichtlich kurz vor der Entbindung stand. Auch die nächsten Verwandten nahmen sie nicht auf. Recht hoffnungsvoll gingen sie von Haus zu Haus, aber immer wieder mussten sie hören: »Leider, leider, wir haben keine Möglichkeit, euch aufzunehmen, so leid es uns tut.«

Vielleicht hätte mancher doch noch ein gutes Quartier gegeben, wenn er gewusst hätte, dass hier der Messias, der Sohn Gottes, geboren werden sollte. Nun war für Josef und Maria guter Rat teuer.

Josef klopfte noch einmal an die Tür eines unscheinbaren, kleinen Hauses. Als die Tür geöffnet wurde und die Inhaber des Hauses sahen, wie bleich und ermattet die schwangere Maria war, wurden ihre Herzen von Mitleid erfüllt, sie nahmen beide auf. Zwar hatten sie im Wohnhaus keine Möglichkeit, sie unterzubringen, aber im Stall war noch Platz.

Maria und Josef nahmen das Angebot freudig an. Jetzt hatten die beiden doch wenigstens ein Dach über dem Kopf und konnten sich im duftenden Heu ein bescheidenes Lager herrichten.

Für das zu erwartende Kind suchte Josef eine Krippe, aus der sonst die Tiere ihr Futter fraßen. Sorgfältig reinigte er sie, legte auch Heu und Stroh hinein, damit das Kind gut darin schlafen konnte.

Die freundliche Frau, die sie aufgenommen hatte, bereitete den beiden noch ein einfaches Abendessen. In Decken eingehüllt, schliefen Josef und Maria nach der anstrengenden Reise schnell ein. Doch schon in der ersten Nacht war es so weit. Maria bekam starke Schmerzen, das verheißene Kind wurde geboren.

Maria wickelte das Kind in Windeln, die sie von Nazareth mit-gebracht hatte, und legte den kleinen Jungen in die Krippe. Als das kleine, niedliche Kind in der Krippe lag, weinten Maria und Josef vor Freude. Ja, man kann auch vor Freude weinen. Beide wussten: dieses Kind sollte der Heiland, der Helfer und Erbarmer für alle Menschen werden.

Die Sonne war untergegangen, die Leute in der Stadt schliefen. Funkelnde Sterne standen am Himmel, auf den Feldern ringsum an den Berghängen wachten nur noch die Hirten, die ihre Schafe auch während der Nacht vor Wölfen, Hyänen und anderen Raubtieren schützen mussten.

Die Hirten beobachteten die Sterne am Himmel, einige schwiegen, andere unterhielten sich. Sie sprachen über die vielen Menschen, die in die Stadt gekommen waren, um sich registrieren zu lassen und über die römischen Besatzungssoldaten, die die Volkszählung überwachten.

Die Nacht war dunkel, ruhig und friedvoll. Manchmal blökte ein Schaf oder ein Lämmchen. Es wurde schon empfindlich kühl, aber direkt kalt war es nicht.

Wenn die Älteren sich etwas aus der Jugendzeit erzählten, hörten die Jüngeren zu. Es waren fromme Männer, die wussten aus den heiligen Schriften, dass einmal ein Messias kommen würde. Sie schienen auch die Besitzer ihrer Herden zu sein, denn in der Bibel lesen wir, dass sie bei »ihren« Herden waren.

Vielleicht sprachen sie auch über den König David, der vor Hunderten von Jahren als junger Hirte hier seine Schafe geweidet, ja, der sogar mit Löwen zu kämpfen verstanden hatte. Damals waren es noch glückliche Zeiten, weil der König ein frommer Mann gewesen ist. Jetzt aber war Israel von den heidnischen Römern besetzt und von der Grausamkeit des Königs der Juden bedroht. Er wurde Herodes der Große genannt und herrschte wie ein Wahnsinniger.

Doch was war das? Die Nacht schien heller zu werden, es wurde heller und heller, bis sich der Himmel mit strahlendem Licht füllte und die ganze Umgebung von Bethlehem beleuchtete.

Die Herrlichkeit des Herrn leuchtete plötzlich so überwältigend, dass die Hirten sich vor Schreck aufrichteten, aufsprangen oder sich vor Angst auf die Erde warfen. Sie fürchteten sich sehr.

 

 

Den Hirten wird die Geburt Christi verkündet

Rechts sehen wir den großen Engel Gottes, der die größte Freudenbotschaft den Menschen überbringt, die je gebracht wurde. Hinter ihm die himmlischen Heerscharen, Tausende von Engeln.

Links drei der Hirten, die zunächst erschrocken sind, die sich erheben und zwei vor ihnen, die die Augen verdecken, weil das göttliche Licht zu stark ist. Im Hintergrund, am Himmel, der Stern von Bethlehem.

Vor ihnen stand ein glänzender Engel Gottes, der zu ihnen sprach:

»Habt keine Angst! Ich bringe euch eine gute Nachricht, über die sich ganz Israel freuen wird. ›Heute wurde in der Stadt Davids euer Retter geboren – Christus, der Herr! Geht und seht selbst: Er liegt in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe – daran könnt ihr ihn erkennen.‹«

Plötzlich stand neben dem Engel eine große Schar anderer Engel, die priesen Gott und riefen:

»Alle Ehre gehört Gott im Himmel!Sein Frieden kommt auf die Erdezu den Menschen, weil er euch liebt.«

Es waren nicht nur einige Engel, nein, Tausende kamen vom Himmel herabgeschwebt. Das ganze Feld, so weit man sehen konnte, alles war erhellt. Alle waren so strahlend schön wie der große Engel. Sie lobten immer wieder:

»Ehre sei Gott in der Höhe und Friede allen Menschen des göttlichen Wohlgefallens!«

Es war ein so großer, mächtiger Chor, wie ihn noch nie ein Mensch auf Erden gehört hatte. Viele Male sangen sie diese herrlichen Worte nach immer neuen Melodien.

Es klang unvergleichlich schöner als alle Lieder dieser Welt, ein himmlischer Gesang, wie wir ihn auch singen können, wenn wir einst bei Gott sein werden, um Jesus Christus zu verherrlichen. Noch immer leuchtete und strahlte es über die Felder, doch dann verschwand alles, die übergroße Helligkeit verblasste. Es wurde wieder finstere Nacht wie vorher. Die Hirten mussten sich erneut an die Dunkelheit gewöhnen. Doch dann erkannten sie einander und blickten sich ganz erstaunt an. Keiner wagte zunächst etwas zu sprechen.

Nach einer gewissen Zeit sagte einer: »Seltsam, haben wir das wirklich gesehen, so schön, so wunderschön? – Oder war es nur ein Traum?«

»Nein! Nein!«, riefen andere, »wir haben den Engel des Herrn leibhaftig gesehen! «

»Natürlich, hier schwebte er über dem Tal, ich habe es mit eigenen Augen gesehen!«

»Wir sollen doch den neugeborenen Messias in Bethlehem im Stall, irgendwo in einer Krippe suchen«, erinnerte sich ein älterer Flirte, dem die Tränen vor Freude über die Wangen in seinen langen Bart liefen.

»Ich will ihn suchen gehen, meinen Retter und Erlöser, ich gehe nach Bethlehem!«, sagte er mit Nachdruck.

Andere riefen: »Auf, nach Bethlehem, wir wollen ihn alle sehen!«

Sie machten sich auf, niemand wollte bei den Herden zurückbleiben. Sie dachten: in dieser heiligen Nacht werden die Engel unsere Schafe behüten, es wird sie kein Wolf fressen. Außerdem ließen sie die Hunde zurück, die gewöhnt waren, die Herde zusammenzuhalten.

Voller Erwartung und Verwunderung liefen sie über Felder und Wiesen hinauf nach Bethlehem. Sie sprachen nicht viel bei der Wanderung, denn jeder dachte über die seltsame Erscheinung nach. Etwa eine halbe Stunde mussten sie steigen, bis sie in den Ort kamen.

Es war still in den Gassen, offenbar schliefen alle Leute. – Wie war es nur möglich, dass keiner von dem wunderbaren Jubelchor etwas gehört hatte?

»Ist denn die Freudenbotschaft nur zu uns gekommen?«, fragten sich die Hirten. So liefen sie aufs Geratewohl durch Bethlehem.

Da, etwas außerhalb der Stadt, sahen sie einen Lichtschein schimmern. Sie gingen sofort in den Stall und fanden Maria und Josef an der Krippe, in dem das kleine, neugeborene Kind lag.

Ohne ein Wort zu sagen, knieten sie nieder. Sie waren sicher, den Heiland der Welt gefunden zu haben. Das Neugeborene sah aus wie andere Kinder auch. Alles war genau so, wie der Engel es gesagt hatte. Alle priesen und lobten Gott von ganzem Herzen, denn sie waren die Ersten, die den Erlöser gesehen hatten.

Maria und Josef aber staunten, als ihnen die Hirten von der herrlichen Erscheinung auf den Feldern erzählten. Alle Worte, die der Engel zu den Hirten gesagt hatte, prägte sich Maria so tief ein, dass sie es später den Jüngern und auch einem Arzt aus Rom berichten konnte: dieser Arzt hieß Lukas und hat dann später die Geburtsgeschichte aufgeschrieben. Diese hören und lesen wir immer wieder Jahr für Jahr, nämlich in den Tagen, wenn wir besonders die Geburt von Jesus feiern, zu Weihnachten.

Alle Hirten wären gern noch einige Zeit im Stall geblieben, aber ihre Pflicht rief, denn der Morgen nahte und es begann zu dämmern. Als sie durch den Ort gingen und die ersten Frühaufsteher vorüberkamen, erzählten sie allen Leuten, was da geschehen war. Viele freuten sich mit den Hirten und gingen zum Stall, um auch den Messias zu sehen und ihn anzubeten.

Die Weisen aus dem Morgenland

Matthäus 2, 1-15

In den Tagen, nachdem Jesus in Bethlehem geboren worden war, lebten in einem fernen östlichen Land einige kluge und reiche Männer, die sich mit Sternenkunde befassten.

Weil dieses Land noch weiter östlich als Israel liegt, nämlich da, wo die Sonne aufgeht, nannte man es: »Morgenland.« Die Hauptstadt des Landes hieß Babel.

Dorthin waren einst, und zwar Hunderte Jahre zuvor, die Israeliten vertrieben worden. Dieses Land ist etwa tausend Kilometer von Bethlehem entfernt. Dort mussten sie in der babylonischen Gefangenschaft viele Sklavendienste leisten. Es war eine schreckliche Zeit für sie. So weit von der Heimat entfernt, hatten sie kaum noch Hoffnung, jemals zurückkehren zu können. Ihre Wohnorte in Israel waren zerstört.

Aber sie glaubten an Gott, den Schöpfer Himmels und der Erden und blieben ihm treu bei ihren Gottesdiensten. Sie beteten nicht die Götzen der Heiden an, die in Babylon wohnten, sondern sie hielten sich an das Gesetz und die Gebote Gottes.

Später kamen die Israeliten in ihre Heimat zurück und bauten ihre zerstörten Städte auf. Der Tempel wurde aufgebaut und die jüdischen Gottesdienste begannen von neuem.

Wahrscheinlich haben die Weisen aus dem Morgenland von dem wahren Glauben gehört und auch davon, dass Gott einst einen Messias, einen Erlöser für das Volk, senden würde. Die Weisen in Babylon waren fleißige und gelehrte Männer, die nachts die Sterne am Himmel beobachteten. Immer wieder wurden sie von der funkelnden Sternenpracht überwältigt. Sie meinten damals, schon alle Sterne zu kennen.

Wer aber einmal eine Nacht in der Wüste zugebracht hat, der weiß, dass die Sterne noch größer und strahlender in der durchsichtigen Luft des Morgenlandes wirken. Als ich vor einigen Jahren mit einer Reisegruppe bei Nacht vom Berg Horeb herunterkam, war ich geradezu begeistert, als ich damals den Kometen »Hale-Bopp« mit seinem dreigeteilten Schweif viel heller und intensiver am Himmel erstrahlen sah als in Europa.

Kein Wunder, dass die Weisen sich von den funkelnden Himmelslichtern mächtig beeindrucken ließen. Nacht für Nacht beobachteten sie die unzählbare Schar der flimmernden Diamanten am Himmel.

Eines Nachts sahen sie einen großen neuen Stern am Himmel aufgehen und eine lange, strahlende Bahn quer über die Länder in Richtung auf das Königreich Judäa ziehen. Die gelehrten Männer kannten die Prophezeiungen, die vor über fünfhundert Jahren den Juden in der Gefangenschaft gemacht worden waren. Als sie nun diesen neuen Stern am Himmel erblickten, ahnten sie, dass ein bedeutender König im jüdischen Land geboren worden sei. Ihre Freude wurde sehr groß. Noch lange beobachteten sie den unverkennbar hellen Kometen. Einer von ihnen sagte schließlich:

»Es kommt mir so vor, als habe Gott uns den Stern nicht umsonst gezeigt. Er will uns damit einladen, den neuen König zu besuchen und ihn anzubeten.«

Die anderen stimmten ihm zu.

»Ja, Männer, lasst uns auf die Reise gehen, wir wollen den neuen König sehen und ihn mit Geschenken ehren.«

Das war ein gewagter Entschluss, denn sie reisten nicht wie heute mit einem schnellen Auto oder Flugzeug. Nein, sie mussten mit ihren Kamelen eine Entfernung von tausend Kilometern zurücklegen, durch Sand und über Steine, bei Hitze und Kälte, umgeben von wilden Tieren, die ihnen sehr gefährlich werden konnten.

Es gab keine Raststätte mit Hotel, sondern sie mussten das Wasser und ihr Essen für 20 Tagesreisen mitnehmen. Trotzdem waren sie sich darüber einig:

Gott hat uns diesen herrlichen Stern nicht umsonst gezeigt, wir wollen den neuen König sehen, koste es, was es wolle!

Sie ließen ihre besten Kamele satteln. Die Ledersäcke mit Lebensmitteln und die Wasserschläuche wurden von Lasttieren transportiert. Etwas sehr Wichtiges durften sie nach damaliger Sitte nicht vergessen. Sie wollten dem neugeborenen König kostbare Geschenke mitbringen, und zwar das Beste vom Besten: Zentner schweren Goldes, Weihrauch und Myrrhe.

Mit ihren Dienern und Kameltreibern war es gewiss eine stattliche Karawane. Sie kamen gut voran. Jeden Abend grüßte sie der auffällig helle Stern am weiten Himmel. Deshalb konnten sie die Richtung nicht verfehlen.

Selbstverständlich musste man einen neugeborenen Prinzen in der Hauptstadt, in Jerusalem vermuten. Nicht irgendwo in der Stadt, sondern im Königspalast.

Aber in Jerusalem erlebten sie etwas Sonderbares. Als einer der Weisen einen Bewohner der Stadt fragte:

»Wo finden wir das neugeborene Kind, den kommenden König der Juden?«, starrte der ihn verständnislos an:

»Wie? Was? Wo soll ein neugeborener König sein? Wir wissen von nichts!«

»Aber bitte«, antwortete der Sterndeuter, der die Sprache der Juden verstand: »Das muss sich doch herumgesprochen haben! Wir sind seit 20 Tagen, aus Babylon kommend, unterwegs, um den neugeborenen König zu ehren und ihr habt nichts über ihn gehört?«

Ein anderer, der auch die Sprache der Juden verstand, ergänzte: »Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihn zu ehren!«

Eigentlich hätten sich die Juden doch freuen sollen, aber sie blickten ängstlich und misstrauisch die Fremden an, denn der König Herodes hatte überall seine Spione. Und wehe, einer von ihnen hätte etwas von einem anderen König erwähnt. Er wäre sofort abgeführt und ins Gefängnis geworfen worden.

Herodes bekam ständig Angst, er könnte ermordet werden, weil er schon so viel Böses angerichtet hatte. Mit jedem, der von einem neuen König sprach, wurde dann kurzer Prozess gemacht. Deshalb schickten sie die Ausländer zum Palast des Königs Herodes und waren froh, die unbequemen Frager los geworden zu sein.

Als der König Herodes von seinem Gefolge die Geschichte erfuhr, wurde er sehr unruhig. War er denn nicht der allein herrschende König? Wer wollte ihm denn seinen Thron streitig machen? Er vermutete sofort eine Verschwörung von seinen Gefolgsleuten oder von Feinden aus dem Volk.

In der Bibel lesen wir:

»Als König Herodes das hörte, geriet er in Aufregung und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle führenden Priester und Gesetzeslehrer zu sich kommen und fragte sie: »Wo sollte der versprochene König geboren werden?«

Sie antworteten: »In der Stadt Bethlehem in Judäa. Denn so hat der Prophet geschrieben: ›Du Bethlehem im Land Juda bist keineswegs die unbedeutendste Stadt in Judäa, denn aus dir soll der Mann kommen, der mein Volk Israel schützen und leiten soll.«‹

Herodes war ein gerissener Lügner und Heuchler. Er tat so, als wäre er ein überaus frommer Herrscher: »Also, gut!«, sagte er zu den Schriftgelehrten: »Holt mir die Sternkundigen herein.«

Die Fremden aus dem Morgenland kamen in der Hoffnung, er werde ihnen ihre Fragen beantworten.

Als sie vor den König geführt wurden, stellte er seine erste Frage: »Sagt mir doch, zu welcher Zeit dieser Stern aufgetaucht ist, den ihr in Babylon gesehen habt?«

Sie berichteten es ihm.

 

 

Die Weisen aus dem Morgenland bringen ihre Gaben

Im Mittelpunkt sitzt das Kind der Maria, der kleine Jesus, im Schoß seiner Mutter. Vor ihm kniet einer der Weisen und betet, hinter ihm hält ein Sterndeuter ein Schmuckkästchen mit Gold. Der Nächste trägt ein Gefäß mit Weihrauch herein. Links hinter Maria sitzt Josef Neben ihnen schaut ein weiterer Sterndeuter zum Stern von Bethlehem, der einen hellen Schein auf Maria und Jesus herabsendet.

»Und wo ist er nun?«, fragte der König hinterlistig. Sie wussten es nicht.

»Dann geht nach Bethlehem und fragt nach dem Kind, denn nach der Meinung meiner Priester und Gelehrten müsste er dort gefunden werden«, und fügte noch hinzu: »Wenn ihr ihn gefunden habt, gebt mir Nachricht! Dann will auch ich zu ihm gehen und ihn ehren! « Das aber war eine gemeingefährliche Lüge, denn Herodes war bereit, das neugeborene Kind zu vernichten.

Die Sternkundigen waren froh, von diesem Tyrannen fortgehen zu können, denn sie spürten, wie bösartig solch ein König sein konnte. Inzwischen war es bereits dunkel geworden, als sich die Männer auf den Weg machten. Sie suchten den Weg von Jerusalem nach Bethlehem.

So schnell wie möglich ritt die Karawane zum Tor hinaus. Bald sollten sie den neugeborenen König sehen. Doch wer zeigte ihnen den Weg in dieser Dunkelheit? Wie konnten sie das richtige Haus finden, worin der Sohn Gottes geboren worden war?

Herodes war zurückgeblieben, um seine finsteren Pläne zu überdenken. Natürlich lag ihm viel daran, den Aufenthalt des Kindes zu erfragen, um es angeblich anbeten zu können.

In Wahrheit wollte er es einfach ermorden lassen. Er fürchtete um seine Macht und seinen Thron.

Als die Weisen die Stadt verlassen hatten, erschien ihnen ganz überraschend der Stern, den sie in Babylon gesehen und der ihnen stets als Wegweiser nach Israel vorangegangen war. Er hatte dieselbe Gestalt und Größe. Ihre Herzen wurden mit großer Freude erfüllt, dass er sie jetzt wieder leitete. Er führte sie direkt nach Bethlehem.

Sie waren überzeugt: »Gott denkt an uns! Gott zeigt uns den rechten Weg dorthin, wo wir das Neugeborene finden können.« Sie waren glücklich, dass sie nun das wunderbare Kind bald sehen würden.

Als der Stern über einer schlichten Unterkunft stehen blieb, gingen sie geradewegs hinein. In dem Stall sah es sehr ärmlich aus. Sie fanden nichts als einen einfachen Zimmermann, seine Frau und das Kind im Schoß der Mutter. Es sah nicht anders aus als alle anderen Kinder dieser Welt.

Sollte dies der neugeborene König sein? Aber der einzigartige Stern verharrte weiterhin über diesem Gebäude. Doch plötzlich fiel ein heller Strahl auf die Mutter und das Kind. Die weisen Männer zweifelten keinen Augenblick mehr. Durch den Heiligen Geist spürten sie tief in ihren Herzen die Stimme Gottes: »Er ist es, dies Kind ist der zukünftige König und Messias der Welt!. Sie glaubten der göttlichen Stimme. Dankbar und vor Freude beteten sie das Kind an, das nicht nur König, sondern auch der Erlöser werden sollte.

Danach öffneten sie ihre Schatzkisten und goldenen Gefäße. Sie überreichten Maria herrliche Kostbarkeiten, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Aus den goldenen Schalen und Gefäßen entströmte ein herrlicher Duft, süßer Weihrauch und würzige Myrrhe. Mit bewegtem Herzen und voll Dankbarkeit schenkten sie dem Kind Juwelen, Edelsteine und andere Kostbarkeiten.

Das waren Gaben, die man sonst nur Königskindern übergab. Sie aber wollten Gott im Himmel als Dank für seine Barmherzigkeit diese Opfergaben weihen und damit zeigen: »Wir erkennen dich als unseren Herrn und himmlischen König an.«

Die Weisen berichteten den Eltern von ihren wunderbaren Wegen, die Gott sie bis hierher geleitet hatte. Maria und Josef erzählten ihnen von den Hirten, den Engeln und von der himmlischen Botschaft in der Heiligen Nacht der Geburt.

Als die Weisen das Kind gesegnet hatten, wollten sie wieder nach Jerusalem aufbrechen. Aber sie waren zu müde und erschöpft von der langen Reise, also blieben sie noch eine Nacht in einer Herberge im Ort. Doch sie konnten vor Freude lange nicht einschlafen.

Am folgenden Tag, als sie gerade aufbrechen wollten, fiel ihnen ein, dass Herodes ja einen Bericht über ihre Reise und von der Wohnung des Kindes haben wollte.

Da sagte einer von ihnen: »Ich habe heute Nacht etwas Seltsames geträumt. Es war, als hätte ich Gott gesehen, der mir ganz deutlich befahl, nicht noch einmal zu Herodes zurückzugehen, sondern einen anderen Weg einzuschlagen!«

Da sagte ein anderer: »Ja, ich habe dasselbe geträumt!«

Sie waren sehr erstaunt, dass sie alle das Gleiche geträumt und den gleichen Auftrag erhalten hatten.

Deshalb mieden sie nach ihrem Aufbruch von Bethlehem die Stadt Jerusalem. Sie wählten den näheren Weg nach Osten, hinunter in die Jordantiefebene, durch die syrische Wüste nach Babylon.

Gewiss konnten sie später einmal im Himmel den König aller Könige, dem sie auf Erden geglaubt und den sie angebetet hatten, in seiner himmlischen Macht und Herrlichkeit wiedersehen.

Schon in der Nacht, nachdem die Weisen davongezogen waren, geschah etwas Außergewöhnliches. Der Engel des Herrn erschien Josef im Traum und sagte: »Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten! Bleib dort, bis ich dir sage, dass du zurückkommen kannst. Herodes wird nämlich alles daransetzen, das Kind zu töten.«

Josef erwachte und wusste sofort, dass das kein gewöhnlicher Traum war, denn schon einmal hatte Gott durch seinen Engel mit Josef reden lassen. Er kannte die Art Gottes, den Menschen seine Absichten mitzuteilen.

Da er ein sorgsamer Vater war, wusste er genau, dass Gott ihn dazu berufen hatte, als Beschützer von Maria und dem kleinen Jungen auch für ihr Wohlergehen zu sorgen.

Was sollte denn Schreckliches geschehen? Weshalb sollten sie so überraschend schnell fliehen? Das Neugeborene war doch noch so klein und musste eigentlich im Haus bleiben und gepflegt werden.

Unterdessen wartete Herodes mit großer Ungeduld im königlichen Palast auf die Rückkehr der Weisen aus Bethlehem. Wo blieben sie nur? So lange konnten sie doch nicht beten?

Er rief einen Hauptmann und befahl ihm, Ausschau zu halten, um ihm sofort zu melden, wann die Fremden auf ihren Kamelen am Horizont auftauchten.

Von Stunde zu Stunde wurde Herodes wütender, er schrie und fluchte fürchterlich, so wie er es oft tat. Seine Untergebenen hatten in solchen Zeiten große Angst vor ihm. Deshalb wünschten sie, dass er schon längst gestorben wäre. Das wusste Herodes auch. Darum lebte er in ständiger Furcht vor irgendwelchen Anschlägen und hatte große Angst, dass er vielleicht sogar entführt werden könnte.