Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 8 - Bill Murphy - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 8 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

King Miller und seine Männer hatten einen höllischen Job angenommen. Beim Bau eines neuen Schienenstranges in Montana sollten sie den reibungslosen Ablauf garantieren. Aber Wheelock, der Schienenwolf, wollte den Bau der neuen Bahnlinie mit aller Macht verhindern, da seine eigenen teuflischen Pläne dadurch gefährdet wurden. Er kannte daher nur noch ein Ziel: Die Widersacher mussten vernichtet werden! So begann eine gnadenlose Hetzjagd, bei der die King-Miller-Mannschaft alsbald in eine schier aussichtslose Lage geraten sollte ...


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Seitenzahl: 144

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Inhalt

Cover

Der Schienenwolf

Vorschau

Impressum

DerSchienenwolf

Von Bill Murphy

King Miller und seine Männer hatten einen höllischen Job angenommen. Beim Bau eines neuen Schienenstranges in Montana sollten sie den reibungslosen Ablauf garantieren. Aber Wheelock, der Schienenwolf, wollte den Bau der neuen Bahnlinie mit aller Macht verhindern, da seine eigenen teuflischen Pläne sonst in Gefahr geraten wären. Und bei einem Teufel wie Wheelock konnte das nur bedeuten: Der Gegner musste bis zum letzten Mann vernichtet werden!

So begann eine gnadenlose Hetzjagd, bei der die King-Miller-Mannschaft alsbald in eine schier aussichtslose Lage geraten sollte. Nur eins blieb den Männern jetzt noch – mit dem Rücken zur Wand zu kämpfen bis zum letzten Atemzug ...

Er war das Wild, das die Jäger gestellt hatten – der Wolf, der in der Falle saß.

Groß und breit war er gewachsen, ein Hüne von Gestalt mit gutgeschnittenen Gesichtszügen.

King Miller!

Er stand mit dem Rücken an der Wand, die Faust an der Waffe, den Kopf vorgereckt. Sein Blick glitt lauernd und gespannt von einem zum anderen.

Drei Männer waren von der Straße hereingekommen, wild wie Kastenteufel. Doch nur um King Miller abzulenken.

Dieser kleine hagere Oldtimer, der schon die ganze Zeit an der Bar stand, hatte auf ihn angelegt. Mochte der Satan wissen, wo er die Greener plötzlich herhatte, einen dieser fürchterlichen Schrotschießer, denen auf kurze Entfernung selbst der beste Revolvermann nicht gewachsen war. Es war eine doppelläufige Waffe, deren Rohre bis auf eine Handspanne gekürzt worden waren, um die Streuwirkung zu erhöhen. Geladen mit Spitzschrot, konnte sie einen Mann glatt in zwei Hälften reißen.

»Sieh nur her, King!«, rief der Oldtimer. »Was ich hier in den Rohren habe, sind keine Pfannkuchen. Das Zeug fetzt dir die Haut vom Balg!«

King Miller lächelte hart. »Nimm dich bloß in Acht, Alter«, sagte er ruhig. »Ich weiß schon, wessen Gift ihr verspritzen wollt. Doch hütet euch! Es wird euch verdammt dreckig gehen. Bald schon!«

Der Oldtimer schaute kurz zur Tür, vor der die drei anderen Schurken standen. »Hast du das gehört, Archie? Dieser Bastard, hinter dem das Gesetz her ist wie der Teufel hinter den Seelen, bedroht mich. Soll ich mir das gefallen lassen, oder soll ich lieber gleich Hackfleisch aus ihm machen?«

Die drei grinsten. »Lassen wir uns bloß auf keine Faxen ein«, erwiderte der Mann in der Mitte. »Wenn er nicht passen will, dann ...!«

Der Oldtimer starrte King Miller in die Augen. »Südstaaten-Bastard! Rebellenhund!«

Auf nichts anderes hatte King Miller gewartet. Er duckte sich, zog und schoss. Während sein Colt schon Feuer, Rauch und tödliches Blei spuckte, ließ er sich auf die Knie fallen, um vom Schrot des hartbeinigen Oldtimers nicht getroffen zu werden.

Der alte Mann hatte die Stecher bis an den Druckpunkt zurückgenommen. Die Colts brüllten sofort. Lohen aus Feuer und Rauch schlugen aus den Rohren. Die beiden Ladungen fauchten aus den Mündungen, jagten über King Miller hinweg und prasselten auf einer Breite von zwölf mal zwölf Yards in die walnussgetäfelte Wand hinter ihm. Von einem Augenblick zum anderen sah die Wand aus, als wäre sie von einem Wahnsinnigen attackiert worden.

King Millers erste Kugel hatte den Oldtimer getroffen und vor dem Schanktisch zu Boden geworfen. Das zweite Geschoss war einem der drei Männer an der Tür in die Brust gefahren. Und der nächste Schuss traf den, der als Einziger eine Kugel auf King Miller hatte abfeuern können. Das schwere Geschoss drosch den Kerl durch die Türflügel auf die Straße hinaus. Er schlug auf dem Sideway lang hin und blieb regungslos liegen. Der vierte Mann hatte genug gesehen, ließ entsetzt den Colt fallen und riss die Arme hoch.

King Miller hatte bereits auf ihn angelegt und jagte die Kugel nun absichtlich neben den Feigling in den Türpfosten. Zweimal hatte die Flinte gekracht. Und aus den Revolvern waren fünf Schüsse abgefeuert worden, allein vier davon aus King Millers Waffe.

Er stand jetzt vom Boden auf, wich bis ans Ende der Bar zurück und schaute sich um. »Ist noch hier einer, der etwas von mir will?«

Die Gäste, die sich ausnahmslos zur Fensterseite in Sicherheit gebracht hatten, starrten ihm ausdruckslos ins Gesicht. Er war angegriffen worden. Doch er war auch der Mann, mit dem niemand etwas zu tun haben wollte. Jedenfalls nicht freiwillig.

King Miller ließ die Waffe sinken, nahm vier Patronen aus den Gurtschlaufen und lud nach. Dabei sah er den Mann an, der an der Tür stand, die Arme noch emporhielt und auf seine am Boden liegenden Gefährten blickte.

»Richten Sie Wheelock aus, dass ich solche Herausforderungen annehme«, sagte er hart. »Doch auf meine Weise! Wenn er mir noch einmal Leute auf den Hals hetzt, mir oder meinen Männern, dann komme ich ihn besuchen. Sobald er einen entsprechenden Befehl gibt, kann er schon vom nächsten Atemzug an auf mich warten. Sagen Sie ihm das!« Er ging zur Tür und schob dabei die Waffe ins Leder. Doch er kam nur drei Schritt weit.

Die Schwingflügel flogen auf, und der Sheriff betrat mit seinem Deputy den Saloon. Die Gewehre schussbereit in den Fäusten, kamen die beiden Gesetzesmänner von der Straße herein.

Sie blieben stehen, blickten auf King Miller und schauten dann auf die am Boden liegenden Männer. Der Oldtimer war inzwischen seiner Verletzung erlegen.

Der Sheriff öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, da jede Frage überflüssig war. Was sich abgespielt hatte, war augenscheinlich. »Der Doktor soll kommen«, sagte er dann zu seinem Deputy und ließ das Gewehr sinken. Während sein Gehilfe hinauslief, kniete er nieder und sah sich den Verletzten an. Der Mann neben der Tür ließ die Arme sinken.

King Miller wartete, bis sich der Sheriff wieder erhob. »Kann ich gehen?«, fragte er.

Der Sheriff sah ihn an und nickte.

King Miller setzte sich sofort in Bewegung und ging an ihm vorbei zur Tür hinaus.

»Mr. Miller!«, rief ihn der Sheriff zurück.

King Miller blieb stehen und drehte sich um.

Der Sheriff stieß den rechten Schwingflügel auf und trat auf die Schwelle. »Ich möchte nicht, dass Sie noch einmal bewaffnet in die Stadt kommen«, sagte der Sheriff. »Auch Ihre Männer möchte ich nicht bewaffnet hier herumlaufen sehen. Es ist mir klar, dass Sie nicht waffenlos durch die Wälder und das Buschland reiten können. Kommen Sie deshalb sofort zu mir ins Office, und legen Sie die Waffen dort ab. Noch besser wäre natürlich, Sie und Ihre Leute würden die Stadt ganz meiden.«

»Stadtverbot also?«

Der Sheriff schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt. Das habe ich allenfalls geraten.«

Am Bahnhof pfiff eine Lokomotive. Zweimal lang und einmal kurz. King Miller machte kehrt und überquerte rasch die Straße, um den Bauzug, der zum Schienenkopf hinausfuhr, nicht zu verpassen.

Der Sheriff sah King Miller nach, bis er im Bahnhofsgebäude verschwand. Dann ging er in den Saloon zurück. Straßenpassanten waren stehengeblieben. Er bat zwei von ihnen, den verwundeten Mann vom Sideway in den Saloon zu tragen.

Kurz darauf kam der Deputy mit dem Doktor zurück.

Der Sheriff sah sich um und suchte den Mann, der bei seinem Eintritt mit erhobenen Händen neben der Tür gestanden hatte. Doch der war nicht mehr da. »Wo ist Neff?«, wandte er sich an den Mann hinter dem Schanktisch.

Der Keeper grinste und zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, er wird zu Wheelock gegangen sein, um ihm Bescheid zu sagen.

»Der alte Sam und Bat Collings sind tot«, sagte der Deputy. »Um Jelling steht es auch nicht gut. Der Doktor tut nichts. Er spricht nur mit ihm.«

Der Sheriff wollte sich den Gästen zuwenden. Da flogen die Türflügel auseinander, und Jesse Wheelock betrat den Saloon. Gefolgt von Neff und noch drei anderen Männern aus seiner nächsten Umgebung.

»Neff!«, zischte der Sheriff. »Was, zum Teufel, habt ihr euch gedacht? King Miller! Das ist doch kein Hühnerei, das man mit der linken Hand in die Pfanne schlägt.«

»Nun mal langsam!«, schnarrte Wheelock und musterte den Sheriff gereizt. »Sie haben nicht den geringsten Anlass, mit Neff so zu reden. Er und die anderen sind friedlich hier hereingekommen, um ein Bier zu trinken. Da ist dieser Südstaaten-Bastard auf sie losgegangen.«

Der Sheriff machte schmale Augen. »Das kann Neff Ihnen erzählen, aber nicht mir!«

Wheelocks massige Züge verhärteten sich. Er war einen ganzen Kopf größer als der Sheriff, dazu war er breit gebaut und stiernackig. Von oben herab starrte er dem Sheriff ins Gesicht. »Machen Sie bloß einen Punkt!«, polterte er. »Wenn Sie das aufsässige Rebellenpack nicht kennen, ich kenne es. Und zwar vom Krieg her. Neff ist ein Mann, der auf der Seite der Union gekämpft hat. Sein Wort gilt mir allein deshalb schon mehr als die Beschwörungen von einem Dutzend solcher Rebellen zusammen. Warum haben Sie King Miller nicht verhaftet? Diesen Banditen! In jeder Zeitung kann man immer wieder lesen, dass er eine Banditen-Crew anführt.«

Ein junger Mann kam vom Fenster durch die Tischreihen. Er warf eine Münze auf den Schanktisch und trat zu den Männern. »King stand dort am Tresen und hat Bier getrunken, Mr. Wheelock«, erklärte er trocken. »Da kamen Ihre Leute und haben ihm auf den Schwanz herumtreten wollen.« Er tippte an den Hutrand, ohne sich um Wheelocks wilden Blick zu kümmern und ging zur Tür. »Und genauso ist die Sache auch ausgegangen«, sagte er im Hinausgehen dann noch über die Schulter.

»Wer ist denn dieser Hundesohn?«, knurrte Wheelock, während er dem jungen Mann nachstarrte.

»Auch einer von den Bahnleuten«, erklärte Neff grimmig. »Von diesen Schurken lügt doch einer wie der andere.«

»Mr. Neff«, sagte der Sheriff förmlich. »Ich kann leider keine Unterschiede machen. Außerdem ist es nicht meine Art, mit verschiedenen Ellen zu messen. Sie haben Stadtverbot. Ich gebe Ihnen bis morgen früh acht Uhr Zeit, die Stadt zu verlassen.«

Neff sah Wheelock betroffen an, dessen Gesicht sich dunkel färbte.

Der Sheriff ließ ihn stehen und lief zu dem Tisch, auf den die Männer den Schwerverletzten gelegt hatten. Sie machten dem Sheriff und dessen Gehilfen sofort Platz.

Der Doktor stand neben dem Tisch und hielt Jellings Hand. Als er den Sheriff sah, ließ er die Hand los und hielt Jelling einen Spiegel vor den Mund. Die Männer nahmen die Hüte ab.

»Exitus!«, sagte der Doktor und steckte den Spiegel wieder in die Tasche. »Eben gestorben, Sheriff.«

Der Sheriff zeigte der Reihe nach auf vier Männer. »Kommen Sie gelegentlich zu mir ins Office, um das Protokoll über den Tod dieser Männer zu unterzeichnen.«

Keiner widersprach. Aber sie stimmten auch nicht zu. Wheelock war an den Tisch getreten. »Ich verlange, dass King Miller zur Rechenschaft gezogen wird«, schnarrte er.

»Sie haben gehört, was ich von der Sache halte«, erwiderte der Sheriff schroff.

»Dann werde ich das übernehmen«, donnerte Wheelock.

Der Sheriff schüttelte den Kopf. »Lassen Sie das bleiben! Für so eine Sache verfügen Sie nicht über die richtigen Männer. Machen Sie drei Tote nicht schlauer?«

»Das werden wir schon sehen!«, zischte Wheelock.

»Na, meinetwegen!«, versetzte der Sheriff. »Versuchen Sie sich! Reiten Sie hinaus zu King Millers Leuten. Es ist das letzte Camp weit vor dem Schienenkopf. Sie werden sich einen blutigen Schädel holen.« Er verließ den Saloon so rasch, dass sein Gehilfe kaum Schritt halten konnte.

»Du gehst aber ziemlich steil gegen Wheelock vor, Jack«, meinte der Deputy, als sie das Office erreicht hatten und die Hüte auf die Haken hängten.

Der Sheriff war in Schweiß geraten. Er schöpfte eine Kelle Wasser aus dem Eimer und trank.

»Wenn Wheelock will, kann er dich von deinem Posten ablösen lassen«, erwiderte der Deputy. »Hast du denn gar keine Angst?«

Der Sheriff warf die Kelle in den Eimer und wischte sich den Mund am Handtuch trocken. »Angst?« Er lachte wütend. »Vielleicht ja und vielleicht nein. Ich weiß es nicht. Aber mir stinkt einfach die Art und Weise, in der Wheelock gegen King Miller und seine Leute vorgeht. Er schlägt auf diese Männer ein, um den Bahnbau zu treffen. Würde irgendein anderer mit seinen Leuten die Vermessungsarbeiten durchführen, würde er auf denen ebenfalls herumhacken. Weil sie vielleicht grüne Augen oder rote Haare haben. Dass die Crew der Vermesser aus lauter ehemaligen Südstaatlern und Rebellen besteht, kommt ihm verdammt gelegen. Er sieht darin einfach seine letzte Chance, den Bahnbau zu verhindern. Und nur darum geht es ihm. Um nichts anderes.«

»Wir sollten uns da heraushalten, Jack«, raunte der Deputy düster. »Was geht uns die Bahn an? Was interessiert uns die King-Miller-Mannschaft? Mit Wheelock aber müssen wir hier leben.«

»Du vielleicht? Ich nicht!«

»Jack, bist du blind?«

»Ich hänge nicht an meinem Job. Soll er doch dafür sorgen, dass Sie mich feuern. Meinetwegen. Ich gehöre eben zu den komischen Vögeln, die sich auflehnen, sobald es irgendwo nach Ungerechtigkeit stinkt. Sei doch froh! Es ist für dich eine Chance, meinen Job zu bekommen.«

»Du bist ja verrückt!«, begehrte der Deputy auf. »Ich bin doch nicht auf deinen Job scharf, du Idiot! Wheelock kann dich gar nicht ablösen lassen.«

»Eben!«

»Wenn er dich von dem Posten weghaben will, muss er dich umbringen. Und ich weiß nicht, ich halte ihn für das Schwein, das so etwas tun könnte.«

Sie starrten sich an. Schließlich lachte der Sheriff. »Du spinnst! Weißt du das?«

Der Deputy blieb ernst. »Hoffentlich behältst du recht. Aber danach sieht mir das leider nicht aus. Wheelock kann schon verdammt gefährlich werden, wenn er nur seine eigenen Interessen vertritt. Aber gegen den Bahnbau sind viele Leute. Die Rancher im Norden stehen alle hinter ihm. Das ist die große Chance für ihn, seine Macht hier zu festigen. Wheelock ist ein Mensch, der die Macht braucht wie andere Leute die Luft zum Leben. Er ist stinkreich, lebt aber wie ein Mönch. Er säuft nicht und er prasst nicht. Und hast du jemals von ihm eine Weibergeschichte gehört? Was ihn interessiert, ist Macht! Sonst nichts. Pass bloß auf, dass du diese Macht nicht zu spüren bekommst. Zu nichts anderem forderst du ihn nämlich heraus.«

»Ich bin auch herausgefordert. In meinem Gerechtigkeitsgefühl!«

Der Deputy lachte wütend. »Dein Gerechtigkeitsgefühl nimmt sich gegen seine Macht aus wie ein Misthaufen gegen das große Weiße Haus in Washington, du blinder Alarich! Stinke mal dagegen an!«

»Ich bin ja dabei! Was regst du dich auf?«

»Wheelock wird uns zertreten!«

»Wieso uns?«, griente der Sheriff.

»Weil ich mit dir gegen ihn anstinke! Oder hast du geglaubt, ich lasse dich im Stich?«

»Na, also, du verdammt treuer Hurensohn!«

»Von der Treue allein wird hier aber nicht viel stinken«, meinte der Deputy und zog ein bekümmertes Gesicht.

»Warte nur ab!«, erwiderte der Sheriff lachend.

King Miller stieg am Ende des Schienenstranges von der Lok. Kolonnen von Arbeitern strömten heran, um die Schienen und Schwellen abzuladen.

Er bahnte sich einen Weg zur Baracke, in der das Baubüro untergebracht war, denn dort hatte er sein Pferd zurückgelassen. Als er sich in den Sattel schwang, kam Lowe, der leitende Ingenieur, heraus.

»King! Ihr müsst euch beeilen!«, rief er und kam zu ihm ans Pferd. »Wissen Sie, dass die Planierkolonnen euch ziemlich auf den Hacken sind? In zwei Tagen holen Sie euch ein!«

King Miller lachte und trieb das Pferd um die Hand. »Diesen Wettlauf können die Planierer nicht gewinnen. Da können Sie unbesorgt sein.«

»Wenn Sie Schwierigkeiten haben, lassen Sie mich davon wissen, King!«

»Wir werden mit unseren Schwierigkeiten schon fertig«, erwiderte King Miller, hob die Hand und galoppierte los.

Die Schienenleger waren gut vorwärts gekommen. Die Rekorde, die beim Bau der Union Pacific aufgestellt worden waren, konnten sie freilich nicht einstellen. Dazu waren die Baustellen dieser Nebenlinie einfach zu klein. Aber auf drei Meilen pro Tag waren sie im Schnitt bereits gekommen, sodass sie die Kolonne der Schwellenleger hurtig vor sich hertrieben. Die Schwellenleger aber ließen sich nicht lumpen und trieben die Planierer zu immer größeren Leistungen an, da sie sich auf keinen Fall einholen lassen wollten. Aus diesem Grund hetzten die wiederum die King-Miller-Mannschaft vor sich her, die die Vermessungsarbeiten verrichtete.

Als King Miller die Baustelle und das Camp der Planierer passierte, wurde ihm doch ziemlich unbehaglich zumute, da er von dieser Stelle aus bereits den Rauch des Kochfeuers seiner Mannschaft sehen konnte.

Er spornte den Braunen noch einmal an und jagte im Galopp weiter. Wie der Wind flog er über die kahlen Höhenrücken und Hügel. Er ritt erst langsamer, als er die Zelte seines Camps sah.

Die Männer waren damit beschäftigt, die Trasse für ein Ausweichgleis zu vermessen.

Jim Keefer, in seiner zerschlissenen Uniformjacke noch immer als der ehemalige Sergeant der Südstaatenarmee zu erkennen, verließ die Gruppe und kam zum Zelt.

»Verdammt, Jim!«, polterte King Miller. »Ihr seid ja mit diesem verfluchten Ausweichgleis immer noch nicht weiter. Weshalb sehe ich nur sechs Männer bei der Arbeit?« Er saß ab und schlang den Zügel um den Hitchrack. »Bildet ihr euch vielleicht ein, die Union Pacific bezahlt uns, weil die meisten von uns blaue Augen haben? Siehst du den Rauch dort hinten? Das sind die Kochfeuer der Planierer, die uns in spätestens zwei Tagen gewaltig auf die Hörner nehmen werden.«

»Wir sind heute Morgen von einer Bande herumstreifender Sioux angegriffen worden, King. Ich habe deshalb vier Männer zu unserer Sicherheit als Posten abkommandiert.«

King Miller starrte ihn überrascht an. »Was?«

Jim nickte. »Sioux! Diese Bastarde scheinen etwas gegen die Bahnlinie zu haben.«

King Miller spie aus. »Zum Teufel, Jim! Das sind genau die Schwierigkeiten, die wir noch gebrauchen können. Ärger haben wir schließlich genug. Nicht nur die Sioux sind gegen die Bahn. Da wühlen auch noch andere Leute.«

»Andere Leute? Weiße?«

»Ja!«, knurrte King Miller. »Ob uns das passt oder nicht. Wir müssen uns darauf gefasst machen.«