Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 44 - Bill Murphy - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 44 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Es war für einen Mann nicht leicht, nach dem verlorenen Krieg einen halbwegs anständigen Job zu finden. King Miller erging es nicht anders. Er hatte Pech gehabt mit der Seite, für die er gekämpft hatte, denn der Süden hatte verloren. Nun arbeitete King Miller als Begleitreiter für Wells Fargo. Der Job war hart, aber er sollte noch härter werden, als King Miller denken konnte. Denn es gab Männer, denen die gutbewachten Transporte ein Dorn im Auge waren. Kerle wie Miller mussten beseitigt werden. Wenn nicht mit einer Kugel in den Rücken, dann mit Bestechung und einem runden Dollarbetrag. Die Schwierigkeit war nur, dass ein Mann wie King Miller sich nicht kaufen ließ ...

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Inhalt

Cover

Die verratene Mannschaft

Vorschau

Impressum

Die verratene Mannschaft

Von Bill Murphy

Es war für einen Mann nicht leicht, nach dem verlorenen Krieg einen halbwegs anständigen Job zu finden. King Miller erging es nicht anders. Er hatte Pech gehabt mit der Seite, für die er gekämpft hatte, denn der Süden hatte verloren. Nun arbeitete King Miller als Begleitreiter für Wells Fargo. Der Job war hart, aber er sollte noch härter werden, als King Miller sich denken konnte. Denn es gab Männer, denen die gutbewachten Transporte ein Dorn im Auge waren. Kerle wie Miller mussten beseitigt werden. Wenn nicht mit einer Kugel in den Rücken, dann mit Bestechung und einem runden Dollarbetrag. Die Schwierigkeit war nur, dass ein Mann wie King Miller sich nicht kaufen ließ ...

King Miller trat an den Straßenrand. Der nächste Frachtwagen kam aus der Wells-Fargo-Station gerollt. Auf dem Kutschbock saßen Jim Keefer und Churly. Der kleine Oldtimer führte die Zügel. Jim saß neben ihm, die Winchester auf den Schenkel gestemmt. Jim war ein hoch aufgeschossener junger Mann. Noch immer trug er die ausgeblichene Jacke der Südstaaten-Kavallerie. Deutlich war zu erkennen, wo die abgetrennten Sergeantenwinkel gesessen hatten. Beide sahen King Miller stehen und grienten ihm froh zu.

King Miller winkte wütend. »Jim!«, rief er mit Stentorstimme. »So fahrt doch zu, verdammt! Lasst die Pferde nicht trödeln.«

Die Mienen der beiden verschlossen sich. Churly schwang erschrocken die Peitsche und ließ den Führpferden das Leder um die Ohren krachen. Das dumpfe Poltern und Dröhnen des schweren Murphys wurde lauter. Staub stieg hinter dem Gefährt empor. Schon nach ein paar Pferdelängen hatte Churly den Sechserzug in Galopp gebracht. Fluchend sprangen Passanten zur Seite.

»Diese verdammten Rebellenhunde!«, rief ein alter Mann aufgeregt und drohte dem Wagen mit der Faust nach. »Seit sie für Wells Fargo fahren, ist man auf der Straße nicht mehr sicher.«

Eine Gruppe Passanten stimmte ihm zu.

King Miller verzog das Gesicht und trat an sein Pferd, löste die Zügel vom Hitchrack und wollte sich in den Sattel schwingen.

»Augenblick!«, sagte da jemand hinter ihm.

King Miller hielt ein und drehte den Kopf. Der Mann war groß und besaß ein breitflächiges Gesicht. Auffallend waren seine beiden Revolver. Das war eine Sorte, die King Miller nicht mochte.

»Sind Sie King Miller?«

»Was wollen Sie von mir?«

»Kommen Sie mit! Sie werden es erfahren.«

»Ich habe jetzt keine Zeit«, erwiderte King und wandte sich dem Braunen wieder zu. Etwas Hartes bohrte sich in seinen Rücken, und aus Erfahrung spürte er, dass das ein Revolver war.

»Ich sagte, kommen Sie mit, King! Oder wollen Sie, dass ich Ihnen das Kreuz zerhacke.«

King Miller drehte sich wieder um. Der Mann griente. »Mister Slatermayer möchte Sie sprechen, King! Und wen Mister Slatermayer sprechen möchte, der hat Zeit. Immer.«

»Was will er von mir?«

»Das wird er Ihnen selbst sagen.«

King Miller blickte auf den Revolver, der nun auf seine Brust gerichtet war. Es handelte sich um ein äußerst schweres Kaliber.

»Vorsichtig!«, sagte der Mann. »Ich drücke nur ab, und dann hat es Sie gegeben, King.« Er griente hämisch, und das Wort King zerquetschte er förmlich zwischen den Zähnen.

»Wo finde ich Ihren Mister Slatermayer?«

Der Mann wies mit einer flüchtigen Kopfbewegung auf das Hotel, und King Miller setzte sich in Bewegung, ohne ihn weiter zu beachten. Er ging schnell, sodass der Mann kaum Schritt halten konnte und schleunigst den Revolver wegsteckte. In der Hotelhalle hielt King Miller ein. Der Mann überholte ihn und ging zur Treppe. King Miller folgte ihm. Er führte ihn ins obere Stockwerk und klopfte dort an eine der großen Türen. Wie King Miller wusste, handelte es sich bei dem Hotel um einen geradezu sündhaft teuren Laden, und hinter den großen Türen befanden sich die Suites.

Die Tür wurde von einem ähnlichen Typ geöffnet, der King Miller von oben bis unten interessiert musterte und zur Seite trat.

Slatermayer war ein kleiner schmalbrüstiger Mann von fünfzig Jahren. Er hatte schwarzes Haar. Die Schläfen waren schon grau. Er wirkte ungeheuer elegant. Geschäftsmann! Das sah man auf dem ersten Blick, auch, dass er zu den erfolgreichen gehörte.

Jovial lächelnd, kam er King Miller entgegen und bot ihm die Hand, die King Miller jedoch übersah.

»Ich bin erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte er, ließ die Hand sinken und lächelte weiter. »Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Von Ihnen und Ihren Männern.«

»Was wollen Sie von mir?«

»Setzen Sie sich!«

»Kommen Sie zur Sache!« Slatermayer sah ihm in die Augen und dabei fror sein Lächeln ein. »Sie sind mir als umgänglicher und aufgeschlossener Mann beschrieben worden, mit dem man zurechtkommen kann. Das ist doch kein Gerücht, oder?«

»Die Leute, die mich so beschreiben, haben mich bestimmt nicht mit einem Revolver zum Gespräch aufgefordert.«

Slatermayer sah an ihm vorbei. »Ben, du ungezügelter Hundesohn!« Er lächelte wieder. »Das hat Ben nicht so gemeint. Vergessen Sie das Mister ... Wie darf ich Sie denn ansprechen?«

King Miller sah ihn an und senkte die Lider.

Slatermayer räusperte sich. »Also, nehmen Sie schon Platz, King! Es ist wichtig, dass wir uns unterhalten.«

»Wichtig für wen?«

»Für mich!«, gestand Slatermayer und wies auf einen der Sessel.

King Miller setzte sich.

Slatermayer blieb vor ihm stehen und rieb sich die Hände. »Sie fahren für Wells Fargo. Was zahlt Ihnen diese Gesellschaft?«

»Warum wollen Sie das wissen?«

»Ich zahle Ihnen das Doppelte, wenn Sie bei Wells Fargo wieder aussteigen.«

»Das müssen Sie mir erklären.«

Slatermayer lächelte den beiden Revolvermännern erleichtert zu, die an der Tür Aufstellung genommen hatten und dort mit überkreuzten Armen standen, und setzte sich.

»Sie sind mir als ein Mann beschrieben worden, den man lieber zum Freund hat. Und wie Sie sehen und gehört haben, bin ich nicht unbelehrbar. Ich möchte Sie zum Freund.«

»Das kriegen Sie billig. Lassen Sie alles wie es ist, und spendieren Sie mir einen Cherry.«

»Hören Sie, King! Nehmen Sie das bitte nicht auf die leichte Schulter. Ihre Leute fahren für Wells Fargo. Ich vermute, Sie haben mit Wells Fargo einen Vertrag abgeschlossen.«

King Miller nickte.

»Haben Sie sich den Vertrag mal vorlegen lassen, den Wells Fargo mit der Silbermine geschlossen hat, deren Erz Ihre Männer zur Mühle fahren?«

King Miller schüttelte den Kopf. »Kommen Sie zur Sache, Mister Slatermayer. Ich meine, zum Kern.«

»Die Gesellschaft, deren Silbererz Sie im Auftrag von Wells Fargo zu den Mühlen fahren, besitzt allein den Grund und Boden des Abbaugebietes. Die Schürfrechte jedoch gehören unserer Company.« Slatermayer lehnte sich zurück und fixierte King Miller.

Aber was er da gesagt hatte, beeindruckte King Miller nicht im Geringsten. Er zuckte mit den Schultern. »Mister Slatermayer, ich glaube kaum, dass ich mich um solche Dinge kümmern sollte.«

»Sie befördern Silbererz, dass Ihrem Auftraggeber nicht gehört!«

»Mein Auftraggeber ist Wells Fargo«, erwiderte King Miller gelassen.

»Lassen Sie die Spiegelfechterei, King!«

»Sie unterhalten sich mit dem falschen Mann! Sprechen Sie mit dem Wells-Fargo-Inspektor oder noch besser: Sie wenden sich an die Bosse der Minengesellschaft.«

»Mit denen ist nicht zu reden. Das haben wir lange genug versucht«, erklärte Slatermayer. »Wir sind deshalb zum Handeln gezwungen.«

»Schon kapiert!«, erwiderte King Miller. »Aber das ist Ihr Problem, nicht meins.«

Slatermayer musterte ihn schweigend. King Miller hielt seinem Blick gelassen stand.

»Sie begehen einen Fehler, King!«, sagte Slatermayer nach einer Weile. »Und zwar einen ganz entscheidenden Fehler.«

»Kann ich mir nicht vorstellen!«, erklärte King Miller. »Denn ich bin es ja nicht, der da an irgendwelchen Eigentumsverhältnissen rüttelt.«

»Wenn wir nicht Freunde sein können, sind wir bald Feinde!«

»Werden Sie deutlicher!«

»Sie stehen auf der falschen Seite, King. Aber das scheint Ihr Schicksal zu sein.«

»Ich habe im Krieg auf der richtigen Seite gekämpft, denn ich bin im Süden geboren. Der Süden hat nur verloren. Aber das meinen Sie wohl mit der falschen Seite.«

Slatermayer nickte. »Genau! Sie werden sich auch hier auf der Verliererseite wiederfinden.«

King Miller senkte die Lider. »Wollen Sie mir ans Leder?«

Slatermayer lächelte schlaff. »Wir wollen die Minengesellschaft zum Einlenken bewegen. Mit Worten ist nichts zu machen gewesen. Nun werden wir den Burschen zwischen die Hörner schlagen müssen. Und das nicht zu knapp. Und wer uns dabei im Wege steht, den zertreten wir gleich mit.«

»Wer ist wir?«

»Die Company, die ich hier vertrete!«

King Miller erhob sich. »Ich fasse Ihre Worte als Drohung auf. Deshalb rate ich Ihnen, ziehen Sie sich bloß Schuhe an, die groß genug sind, wenn Sie nach mir treten.«

Slatermayer erhob sich und starrte ihm in die Augen. »Mit Ihnen ist also nicht zu reden?«

»Nein!«

Slatermayer nickte. »Das wollen wir festhalten, King! Ich klopfe mir jedenfalls an die Brust. Ich habe versucht, mich mit Ihnen zu arrangieren. Die Folgen werden Sie sich zuschreiben müssen. Nicht mir.«

»Tag!«, knirschte King Miller und wandte sich ab.

Die beiden Zweihandmänner traten entschlossen vor die Tür, ein hämisches Lächeln in den Augen.

King Miller blieb stehen, und schaute von einem zum anderen.

»Er kann gehen!«, sagte Slatermayer im breiten Tonfall.

King Miller schaute sich kurz nach ihm um und ging weiter. Die beiden Revolvermänner traten zur Seite. Einer stieß ihm die Tür auf. Schnell ging King Miller hinaus und verließ das Hotel.

Wütend schaute Slatermayer auf die Tür, durch die King Miller gegangen war. Dieses Gespräch hatte er sich anders vorgestellt. Doch was hatte er verkehrt gemacht? Er wusste es nicht.

Vail und Bartlett kamen aus dem Nebenzimmer. Sie waren beide große Männer, und das bezog sich nicht nur auf ihre Körpermaße. Beide überragten sie Slatermayer um Haupteslänge. Sie lächelten gespannt.

»Nun?«, fragte Vail. »Hat dieser Bursche angebissen?« Vail trug einen schwarzen Prinz-Albert-Rock mit Samtaufschlägen. Er war der Boss.

Slatermayer schüttelte langsam den Kopf. »Nein! Geld scheint diesen Bastard nicht zu reizen.« Beflissen trat er zur Seite.

Vail nahm hinter dem Schreibtisch Platz. Enttäuscht blickte er auf Bartlett, seinen Sekretär. Bartlett war ein trockener Typ. Er hatte blondes Haar, das fast weiß war. »Was jetzt?«

»Ich kann das gar nicht verstehen«, wandte sich Bartlett an Slatermayer.

»Ich verstehe es auch nicht!«, knirschte Slatermayer. »Ich habe mit ihm so gesprochen, wie Sie das vorgeschlagen haben. Nicht einmal die doppelte Summe hat ihn bewogen, überhaupt über mein Angebot nachzudenken.«

»Werben Sie eine andere Kampfmannschaft an!«, sagte Vail und winkte ab.

»Dann haben wir aber die King-Miller-Mannschaft gegen uns!«, erinnerte Slatermayer. »Und gerade das wollten wir doch vermeiden.«

»Aber es ist doch nicht zu ändern, oder?«

Slatermayer nickte. »Well, und wir werden andere Männer finden. Die Stadt ist voll von Revolvermännern und Herumtreibern, die auf einen gut bezahlten Job warten. Aber wie gehen wir nun vor.«

»Was wir auch gegen die Minengesellschaft unternehmen, wir werden es umgehend mit King Miller und dessen Leuten zu tun haben«, sagte Vail. »Die Burschen wissen, weshalb Sie diese Mannschaft eingekauft haben. Da spielen nicht nur sentimentale Erinnerungen eine Rolle. Aber genau dort werden wir dem Rebellengesindel an die Kehle gehen. Ein Komplott ehemaliger Südstaatler. Eine Verschwörung von ehemaligen Konföderierten, die unionstreuen Bürgern die geschäftlichen Erfolge nach dem Krieg neiden, die nicht verwinden können, dass ich diese Company nach der Kapitulation von Appomattox in Atlanta vom Vermögen verbrecherischer Sklavenhalter begründet habe.«

»Kennen Sie die Leute der Minengesellschaft von früher?«, fragte Slatermayer grinsend, weil er wusste, wie sehr das stimmte, was er da angedeutet hatte. Vail war wie so viele andere Geschäftemacher mit nichts als mit jener berühmt gewordenen Teppichstofftasche auf den Spuren der kämpfenden Truppe in den Süden gezogen, um sich aus dem Strandgut des Krieges ein Vermögen zusammenzulesen. Und wie ihm das gelungen war. Er war südlich von Atalanta auf eine der großen Baumwollfarmen gestoßen, deren Besitzer davongejagt worden war. Die Militärregierung hatte ihn zunächst als Verwalter und später als neuen Besitzer eingesetzt. Aber von Baumwolle hatte er nichts verstanden, allenfalls wie sie zu verkaufen war. Aber dazu musste sie erst einmal geerntet werden. Das war harte Arbeit, die er schon immer wie die Pest gescheut hatte. Sämtliche Sklaven waren fortgelaufen, nachdem sie die weißen Vorarbeiter erschlagen oder zum Teufel gejagt hatten. Allein hätte Vail die Arbeit also ohnehin nicht bewältigen können. Aber da war noch ein cleverer Teppichstofftaschenträger aufgetaucht, der schon Geld besaß und gleich zwei Dutzend entlassene Soldaten mitbrachte. Vail hatte sofort zugegriffen und das Anwesen verkauft. Für eine halbe Million, wie Slatermayer wusste, der ihn kurz darauf kennengelernt hatte und seitdem für ihn arbeitete.

Vail schüttelte den Kopf. »Das ist auch nicht wichtig. Ich werde es einfach behaupten. Doch so weit sind wir noch nicht. Sie werben ein Dutzend Männer von der harten und rauen Sorte an. Sie Bartlett, haben doch Verbindung zur Garnison. Wir benötigen ein paar Unionssoldaten, die den Saloon besuchen, in dem die King-Miller-Mannschaft verkehrt. Ich bin mir sicher, dass es da zu einer Auseinandersetzung kommen wird. Und so fangen wir an. Es wird keine gewöhnliche Schlägerei werden, sondern eine harte Konfrontation zwischen ehemaligen Rebellen und Unionssoldaten. Kümmern Sie sich um Veterane, Bartlett. Leute, die im Krieg gegen dieses verdammte Sklavenhalterpack gekämpft haben. Sobald es den ersten toten Unionssoldaten gibt, haben wir gewonnen. Dann werden wir mit Fingern auf Wells Fargo und die Bosse der Minengesellschaft zeigen. Auf diese Aufrührer und Sklavenhalterbande. Jedes Kind weiß hier noch, dass Wells Fargo im Krieg den Süden finanziell unterstützt hat. Ich werde die Zeitungsleute scharf machen. Auf so etwas warten die doch nur, und ich sorge dafür, dass es genügend aufgebauscht wird.«

Bartlett schluckte. »Soll ich nicht noch einmal versuchen mit King Miller zu reden.«

»Das ist unnütz!«, sagte Vail und winkte uninteressiert ab.

»Ich könnte es versuchen!«

»Warum?«, fragte Vail ungehalten.

»Weil es mir leidtut, einen solchen Mann auf diese Weise fertigzumachen. Im Grunde genommen haben wir doch gegen ihn gar nichts. Unser Feind ist die Minengesellschaft.«

»Ich habe King Miller nicht im Unklaren gelassen«, warf Slatermayer ein. »Als Freund wollte er sich nicht anwerben lassen. Nun kann er nur noch unser Feind sein.«

Vail zog die Lider zusammen. »Kennen Sie King Miller von früher?«

»Ja!«, sagte Bartlett mit krächzender Stimme. »Ich habe ihn in West Point kennengelernt. Noch vor Ausbruch des Krieges. Als Lee, der Kommandeur von West Point war, sich heimlich nach Süden abgesetzt hat, um das Oberkommando der Konföderierten Armee zu übernehmen.«

Vail verzog das Gesicht. »Was? Da ist King Miller bei ihm gewesen?«

Bartlett nickte. »Als blutjunger Fähnrich hat er West Point mit Lee verlassen.«

»Woher wissen Sie das denn?«, fragte Slatermayer amüsiert. »Waren Sie dabei, Bartlett?«

»Bartlett!«, rief Vail scharf.

Bartlett blieb an der Tür stehen und sah sich um.

»Jetzt sind Sie nicht mehr General Lees Adjutant!«, sagte Vail.

Bartlett lächelte. »Das weiß ich! Jetzt bin ich Ihr Adjutant, und das seit ein paar Jahren schon.« Er hob die Hand. »Ich werde sofort in die Wege leiten, was wir hier eben besprochen haben.«

Vail nickte lächelnd. »Schon in Ordnung, Bartlett! Ich weiß, was ich an Ihnen habe.«

Bartlett griente und ging hinaus. Die Revolvermänner schlossen die Tür hinter ihm.

»Unser Konzept scheint ihm nicht zu schmecken«, meinte Slatermayer spöttisch. »Ist er denn lange Lees Adjutant gewesen? Das habe ich gar nicht gewusst.«

»Was weiß ich!«, erwiderte Vail geringschätzig, »Aber Bartlett hat längst begriffen, dass man von Erinnerungen nicht leben und schon gar nicht Geld verdienen kann. Aus diesem Grunde ist er ja auch so verlässlich. – Kümmern Sie sich nun um Leute! Die Zeit drängt.«

Slatermayer nahm den Revolvergurt vom Haken und schwang ihn sich um die Hüfte.

»Ich weiß nicht, Sir!«, sagte er. »Bartletts Ideen sind nicht immer die besten. Jetzt, nachdem ich King Miller kennengelernt habe, würde ich Ihnen niemals vorschlagen, ihm ein Angebot zu unterbreiten. Diese Bastard gehört zu der Sorte, die die Fronten nicht wechselt, sondern lieber mit der Fahne untergeht, für die sie sich einmal entschieden hat. Alte Soldaten sind so, und das hätte Bartlett eigentlich wissen müssen.«

»Hat Ihnen King Miller Respekt eingeflößt?« Vail lächelte spöttisch.

»Ich habe genug von ihm und seinen Leuten gehört. Nachdem ich ihn selbst gesehen habe, weiß ich, dass das alles keine Gerüchte sind. Deshalb hätte ich ihn lieber auf unserer Seite gesehen.«

»Gegen eine Kugel aus dem Hinterhalt ist noch immer kein Kraut gewachsen«, sagte Vail.

»Keine Sorge, diesen Bastard erwischen wir auch von vorn«, sagte Slatermayer, nahm den Hut in die Hand und stapfte zur Tür. Ben öffnete sie ihm und schloss sich mit seinem Partner an.

King Miller lenkte den Braunen zur Seite und stieg aus dem Sattel, den Blick auf die steile Passstraße gerichtet. Gleich zwei mit Erz beladene Wagen kamen von der Mine heruntergedonnert. Mit Carracho! Zwei Tonnen Erz drückten schließlich. Die Sechsergespanne konnten die schweren Wagen kaum halten.

King Miller trat an den Straßenrand. Als der erste Wagen aus der Biegung herausgeschossen kam, hob er die Hand und winkte. Clay Allison und Shark Belden saßen auf dem ersten Wagen. Die Unzertrennlichen. Wie konnte es anders sein. Von diesen beiden Burschen traf man nie einen allein an, und war das wirklich mal der Fall, konnte man wetten, dass der andere nicht weg war.

Die Stockbremsen kreischten. Clay, klein und untersetzt, führte die Zügel. Kräftig stemmte er die Füße ein, die in ausgetretenen Stiefeln der Südstaaten Kavallerie steckten, von denen er sich nicht zu trennen vermochte, und die er immer wieder reparieren ließ. Shark griff mit in die Zügel. Und sie schafften es. Direkt vor King Miller brachten sie die schwere Fuhre zum Stehen.