Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 47 - Bill Murphy - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 47 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Tom Sullivan, ein erfahrener Scout, steigt diesmal für Rowland-City in den Sattel. Die junge Western-Stadt kämpft schwer um ihre Existenz und steht vor ernsthaften Herausforderungen. In letzter Zeit ist sie nämlich unter Verdacht geraten, ein Rustler-Nest zu sein, ein Stützpunkt jener Viehdiebe, die den großen Rindertrail unsicher machen.
Es ist daher zweifellos ein harter Job, den sich Tom da ausgesucht hat. Hinzu kommt, dass seine Widersacher ausgerechnet immer dort stehen, wo man sie am wenigsten vermutet. Ein paarmal steckt er deshalb arg in der Klemme. Und wäre da nicht sein treuer Hund Black ...

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Inhalt

Cover

Trail der harten Männer

Vorschau

Impressum

Trail der harten Männer

Von Bill Murphy

Tom Sullivan, ein erfahrener Scout, steigt diesmal für Rowland City in den Sattel. Die junge Western-Stadt kämpft schwer um ihre Existenz und steht vor ernsthaften Herausforderungen. In letzter Zeit ist sie nämlich unter Verdacht geraten, ein Rustler-Nest zu sein, ein Stützpunkt jener Viehdiebe, die den großen Rindertrail unsicher machen.

Es ist daher zweifellos ein harter Job, den sich Tom da ausgesucht hat. Hinzu kommt, dass seine Widersacher ausgerechnet immer dort stehen, wo man sie am wenigsten vermutet. Ein paarmal steckt er deshalb arg in der Klemme. Und wäre da nicht sein treuer Hund Black ...

An der Seite von Jesse Rowland betrat Tom Sullivan das Inn. Sie blieben an der Tür stehen. Black, der Wolfshund, hockte sich an Toms Seite nieder. Er äugte scharf zu den Männern hinüber.

Die Männer der Treibherdenmannschaft standen Schulter an Schulter neben den Tischen an der Wand. Ihre Hände lagen griffbereit auf den Kolben. Es waren meist hagere, aber große und breitschultrige Burschen, denen man ansehen konnte, dass sie es gewohnt waren, Wind und Wetter ausgesetzt zu sein. Es waren durchwegs verwegene Gestalten aus dem tiefen Süden. Tom wusste, dass sie eine Herde aus dem Webb-County nach Norden trieben und sah ihnen an, dass sie schon mehr als eine Hölle durchritten hatten, obwohl der größte Teil des Treibens noch vor ihnen lag.

Matt Kennan und seine Männer standen vor dem Tresen. Ebenfalls in einer aufreizend herausfordernden Haltung. Matt Kennan schien seiner Sache sicher. Er stand breitbeinig da. Die Fäuste in den Hüften eingestemmt, den Kopf ein wenig hochgereckt – so schaute er zu den Treibherdenmännern hinüber.

Harold Vinake stand hinter dem Tresen; bleich im Gesicht. Das Spiel seiner Hände drückte alle Ohnmacht und Verzweiflung dieser Welt aus. Er bangte um seinen Bau. Das Golden Inn stand noch nicht lange. Es roch wohl nach Bier, Whisky und Tabaksqualm. Doch der Geruch von Harz und frischem Holz war dominierend.

»Erbärmliche Schweinetreiber!«, rief einer der Cowboys grob zu Matt Kennan hinüber. »Als ich vor einer Stunde in dieses Nest kam und vor einer Hütte die vielen Schweine sah, war mir klar, dass ich mich hier würde übergeben müssen. Selbst dann, wenn ich den ganzen Whisky trinke, den es hier zu kaufen gibt. Ah, wie ich Schweine hasse!«

»Und ihre Treiber dazu«, sagte sein Nachbar hart und blickte wild zu den Männern am Tresen hinüber.

Jesse Rowlands und Toms Auftauchen war noch gar nicht bemerkt worden. Da trat Rowland einen Schritt in den Raum hinein. Er tat es so nachdrücklich, dass sie alle herumfuhren und zur Tür schauten. Jesse Rowland hatte jedoch nur Augen für Matt Kennan. Er schaute ihn scharf an und sagte, während er die Rechte um den Kolben klammerte: »Diesen Bau werdet ihr nicht zerschlagen, Matt Kennan!«

Matt Kennan schien nicht überrascht. Er drehte sich etwas herum und sah Jesse Rowland von oben bis unten an. Tom und den Hund betrachtete er nur flüchtig. Er nickte Rowland zu: »Das ist schon in Ordnung, Jesse Rowland. Doch sag das diesen Kuhtreibern da! Sie wollen nicht nur diesen Bau, sondern die ganze Stadt zu Kleinholz verarbeiten. Deine Stadt also!«

Kennan und dessen Männer erwarteten daraufhin, dass sich Rowland nun an die Treibherdenmannschaft wenden würde. Doch er tat ihnen diesen Gefallen nicht. Tom sah von der Seite her, wie er eisig lächelte, dann sagte er: »Du wirst sie doch nicht etwa aufhalten wollen? Seit wann geht deine Sympathie für meine Stadt so weit?«

Matt Kennan grinste ironisch. »Ich dachte, du würdest dir von uns helfen lassen.«

»Wir sehen euch hier nicht gern«, erwiderte Jesse Rowland kalt. »Du weißt das, Matt Kennan.«

Matt Kennan grinste noch immer. Krummbeinig, untersetzt und stiernackig stand er da. In seinen Augen leuchtete es gefährlich. Tom konnte deutlich sehen, dass dieser Mann die Auseinandersetzung wollte. Matt Kennan zeigte auf den Tresen. »Wir haben unseren Whisky hier getrunken. Wir bezahlen ihn auch. In deiner Stadt! Handel und Wandel müssen florieren, oder dieses Nest liegt bald auf dem Bauch. Es sollte dir also recht sein, wenn wir hierherkommen und deiner Stadt so etwas wie Leben einhauchen.« Er sah zu den Cowboys hinüber und deutete auf Jesse Rowland und Tom Sullivan. »Das sind also die Schweinetreiber!«

Einer der Cowboys sah Tom und Jesse Rowland böse an. »Was soll das?«, fragte er voller Unwillen. »Wollen Sie uns den Spaß hier verderben, Gentlemen?«

»Ich dulde in dieser Stadt keinen Streit«, erwiderte Jesse Rowland ruhig.

Der Cowboy wollte noch etwas sagen. Doch ein dunkelhäutiger Bursche schob sich in den Vordergrund. »Dieses Nest will keinen Streit? So etwas hören wir gern. Doch hier passt das sehr schlecht. Wir wissen recht gut, dass die Herde vor uns drei Meilen hinter dem Red River von Rustlers überfallen und die Mannschaft bis auf den letzten Mann niedergemacht worden ist. Wir sind auf diese Stadt schlecht zu sprechen, Gentlemen!«

Er hatte diese Worte scharf gesprochen. In einem breiten texanischen Slang hat er Wort für Wort regelrecht zwischen seinen starken Zähnen zerquetscht. Er sprach in einem Slang, wie er texanischer kaum gesprochen werden konnte. Tom war sich sicher, dass dieser Mann selbst in der Hölle das Lone-Star-Banner hochhalten würde.

Jesse Rowlands Gesichtsausdruck wurde ernst. Er nickte langsam. »Dieser Zorn ist verständlich, Gentleman«, sagte er zu dem Dunkelhäutigen. »Aber er trifft uns nicht. Ich lege für jeden Bürger dieser neuen Stadt die Hand ins Feuer.«

Matt Kennan lachte rau auf. »Du würdest dabei eine schlechte Figur abgeben«, antwortete er mit bissigem Spott.

»Reite mit deinen Männern aus der Stadt!«, forderte Jesse Rowland hart.

Auf so etwas schien Matt Kennan gewartet zu haben. Er atmete tief durch und sagte dann gefährlich leise: »Sag das noch mal, Jesse Rowland.«

»Das war ein Befehl«, erwiderte Jesse Rowland. »Befehle wiederhole ich nicht. Ich vertrete in dieser Stadt das Gesetz. Vergiss das nicht! Als die letzte Treibherde hier Station machte, habt ihr auf die gleiche Art, wie du es auch heute wieder anstellen willst, Dean Rustys Bau zusammengeschlagen. Eigentlich könnte ich dich einsperren, Matt Kennan.«

Matt Kennan lachte. »Warum sperrst du mich nicht ein? Wer hindert dich daran?«

»Ich will den Krieg nicht mit Gewalt herbeiführen«, entgegnete Jesse Rowland sanft. »Deshalb gehe ich euch Kennans aus dem Weg. Ich will keinen Kampf. Aber alles hat seine Grenzen.«

»Wo liegen die Grenzen?«, fragte Matt Kennan herausfordernden Tones. »Wo liegen sie? Zeige sie uns Kennans!«

Jesse Rowland nickte ruhig. »Lasst mir die Siedler in Ruhe! Sag deinen Brüdern das! Dir gebe ich jetzt fünf Sekunden, meinem Befehl nachzukommen und aus der Stadt zu reiten. Das, Matt Kennan, sind die Grenzen. Jetzt kennst du sie.«

Matt Kennan leckte sich schnell über die Lippen. Die Fäuste in den Hüften, kam er herüber und baute sich vor Jesse Rowland auf.

Tom sah die Gefahr förmlich heraufziehen. Er trat an Rowlands Seite. »Sie sollten wirklich reiten, Matt Kennan.«

Tom traf ein heimtückischer Blick. »Wer sind denn Sie, he?«, fragte Kennan gefährlich. »Sind Sie etwa deshalb so groß, weil Sie diesen Köter da mithaben? Ich soll den wohl zertreten, he?« Er lachte.

»Versuchen Sie das«, sagte Tom ruhig.

In Matt Kennans Augen blitzte es auf. Er machte Front. Dann riss er blitzschnell die Fäuste hoch.

Tom stand bereits da. Die Arme leicht seitwärts haltend, wartete er Matt Kennans Angriff ab. Kennan zögerte nicht. Er griff sofort an. Sie rannten aneinander vorüber, weil jeder den gleichen Trick anwandte. Tom hielt den Fuß vor. Doch auch Kennan wollte ihm ein Bein stellen. So musste er den Fuß zurücknehmen, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Matt Kennan erging es nicht anders. Beide waren sofort wieder herum. Kennan griff aufs Neue an. So ging das einige Male. Um Toms Mundwinkel zuckte es dann und wann voller Ironie, ohne dass es ihm selbst bewusst wurde. Dieses überlegene Lächeln, das den Gegner-Verhöhnen, hatte Matt Kennan von den Indianern nicht gelernt. Seine Lehrmeister hatten es ihm offenbar nicht beibringen können. Das war Matt Kennans Nachteil, denn Toms spöttisches Zucken trieb ihm die Wut in den Schädel. Dazu grämte es ihn noch, dass er Tom nicht zu fassen bekam. Einmal griffen sie beide fest zu, rollten, ineinander verkrallt, über den Boden, dass die Männer schnell zurückspringen mussten. Sie waren aber sofort wieder auseinander und auf den Füßen.

Dieser Umstand verleitete Matt Kennan, von der indianischen Regel abzuweichen. Er griff plötzlich wütend an und schlug mit den Fäusten um sich.

Tom blieb keine Wahl. Er musste sich auf die gleiche Art zur Wehr setzen. Matt Kennan traf hart und fest. Tom wurde zurückgeworfen. Kennans Fäuste kamen wie Dampfhämmer auf ihn zu. Matt Kennan sah seine Chance. Und sicher auch seinen Vorteil. Seine Schläge kamen noch wuchtiger und trieben Tom bis zur Wand. Sie waren beide längst in Schweiß gebadet und schnauften wie Rennpferde. Die Treibherdenmannschaft und auch Kennans Männer vergaßen ihren Hader. Sie umringten die Kämpfenden, und wie die Gegner sprangen oder rollten sie aufeinander zu.

Matt Kennan schlug mit jeder Faust gleich hart. Er schlug Haken, Schwinger und Gerade. Doch der Wirbel war zu toll. Er wurde müde. Er merkte das auch und versuchte verbissen, den Kampf zu entscheiden. Tom blockte und schlug zurück. Und er traf. Andere Männer wären längst umgefallen und zu Boden gegangen. Doch Matt Kennan verdaute jeden Schlag, wehrte ab und schlug noch kräftiger zurück. Er trieb Tom an die Wand.

Er zielte dann nicht mehr auf Toms Kopf, sondern auf den Leib. Das war weniger Taktik, wie Tom sehr schnell merkte. Matt Kennan bekam die Arme nicht mehr richtig hoch. Immer öfter bot er sein Kinn offen an. Tom zögerte nicht. Auch ihn verließen die Kräfte. Und er musste Matt Kennan schlagen, wenn er ihm die Möglichkeit nehmen wollte, doch noch einen Streit mit den Treibherdenmännern heraufzubeschwören, um bei dieser Gelegenheit auch dieses Inn zu zerschlagen.

Matt Kennan schnaufte. Beide Fäuste senkten sich. Da schlug Tom zu. Mit aller Kraft. Matt Kennan breitete die Arme aus und stolperte zurück. Zwischen seinen Männern fiel er zu Boden. Viele Arme streckten sich aus. Doch er rutschte durch sie hindurch und fiel hin. Die Augen geschlossen, blieb er liegen.

Tom richtete sich schnaufend auf. Er lächelte Jesse Rowland gequält zu. Dieser Kampf war entschieden. Matt Kennan musste sich geschlagen geben.

Nach allen Regeln, die in diesem Lande herrschten, wäre das so gewesen. Ein fairer Kampf und ein faires Ende. Das waren die ungeschriebenen Regeln vom Brazos bis zum Pecos.

Matt Kennan kam wieder zu sich. Er rieb sich das Kinn, schüttelte den Kopf und sah Tom heimtückisch an. In Tom signalisierten alle Sinne Alarm. Doch was sollte er tun? Matt Kennan sprang auf und hielt plötzlich ein Messer in der Faust.

Einige Männer schrien warnend auf. Doch bevor jemand eingreifen konnte, sprang Matt Kennan vorwärts. Dieser Sprung kam auch für Tom überraschend. Er griff zu, um diesen messerbewehrten Arm zu erwischen. Doch er griff daneben. Aber er stellte auch seinen Fuß vor. Nach Indianerart! Matt Kennan sah das zu spät. Er schlug hin. Dabei rammte er das Messer fest in die Dielen.

Tom war sofort da und stellte seinen Fuß auf den Arm. »Lassen Sie das Messer los, Kennan!«, forderte er japsend.

Dann war es grabesstill in dem Inn. Aus den Augenwinkeln heraus konnte Tom sehen, wie die Cowboys aus dem Süden wieder zur Wand drängten. Kennans Männer gingen bis an den Tresen zurück. Dann war das Stiefelschaben und Stühlerücken verklungen. Niemand sagte ein Wort. Auch Matt Kennan nicht. Tom hörte ihn nur laut atmen. Er witterte die Gefahr. Doch er konnte Matt Kennans Männer nicht ständig im Auge behalten. Er stand fast mit dem Rücken zu ihnen. Ein beklommenes Gefühl machte sich in ihm breit. Unwillkürlich zog er die Schultern hoch und schielte dabei zu Jesse Rowland hinüber. Er erwartete, dass Jesse ihm seinen Colt zuwerfen würde, wenn Matt Kennans Männer aus der Niederlage ihres Bosses keine Lehren ziehen sollten.

Jesse Rowlands Blick war auf die Männer vor dem Tresen gerichtet. Tom wollte schon den Fuß zurücknehmen und an Rowlands Seite springen. Doch da ruckte dessen Colthand hinunter. Dann krachte es schon. Eine Kugel peitschte durch den Raum und fuhr fetzend in die Wand hinter dem Tresen. Obwohl der Schuss noch in Toms Ohren dröhnte, hörte er einen Stetson zu Boden fallen. Irgendjemand atmete gepresst aus. Einem anderen entfuhr ein krächzender Laut. Dann war es wieder still. In diese Stille hinein sagte Jesse Rowland grollenden Tones: »Versuch das nicht noch einmal, Raul Bailey! Die nächste Kugel bekommst du in den Kopf.«

Tom zog den Fuß zurück. Er ging zu Jesse Rowland, nahm ihm den Gurt aus der Hand und drehte sich langsam um. Dabei legte er den Gurt an.

Matt Kennans Männer standen steif und starr da. Sie glichen aus Erz gehauenen Statuen. Ein großer, hagerer Mann war barhäuptig. Der Stetson lag zu seinen Füßen. Er war ein Zwei-Colt-Mann. Seine Hände waren um die Kolben geklammert. Er lächelte verzerrt.

»Steh auf, Matt Kennan!«, befahl Jesse Rowland. »Steh auf und verlasse mit deinen Leuten die Stadt! Ich möchte keinen von euch jemals mehr hier sehen. Das ist keine Warnung, Matt Kennan, sondern eine Drohung. An deiner Stelle würde ich mich danach richten.«

Matt Kennan erhob sich. Er schnaufte immer noch heftig. Seine Lungen waren vom Kampf regelrecht leergepumpt. Er stand stumm da, sah sich nach seinen Männern um und schaute dann auf das Messer. Erst danach maß er Tom und Jesse Rowland mit wütenden Blicken. »Okay!«, sagte er keuchend. »Wir reiten, Jesse Rowland. Doch wir kommen wieder. Das werdet ihr zurückbekommen. Diese Rechnung wird beglichen. Cent für Cent.« Er schaute wieder auf das Messer, ließ es aber im Boden stecken und ging auf die Tür zu. Dort blieb er stehen und winkte seinen Leuten. Sie gingen an ihm vorüber. Raul Bailey folgte als Letzter. Er hob seinen Stetson auf und setzte ihn an der Tür auf. Dabei funkelte er Jesse Rowland kalt und gefährlich an. Er wollte etwas sagen. Diesen Eindruck hatte Tom jedenfalls. Doch der große, hagere Mann besann sich und ging wortlos hinaus, weil Matt Kennan ihn schon hinausschob.

Matt Kennan blickte auf den Hund.

Black sah ihn aufmerksam an und knurrte leise. Kennan lachte. Hart und voller Niedertracht. »Komm nur!«, forderte er Black auf. »Komm nur und spring mich an! Dann werde ich dir das Genick brechen, du schwarzes Biest.«

Black rührte sich nicht vom Fleck. Er hörte dann sogar auf zu bellen. Doch so, wie er Ohren und Schwanz hielt, konnte Tom deutlich sehen, dass er nur auf das Kommando wartete, um Kennan anfallen zu können. Black schien dessen Niedertracht zu spüren.

»Geh jetzt, Matt Kennan!«, sagte Jesse Rowland ruhig. »Haltet euch an die Grenzen, die ich aufzeigte. Erzähl deinen Brüdern davon!«

Matt Kennan schnaufte wütend. Er presste die Lippen fest zusammen und sah Jesse Rowland und Tom zornig an.

»Wir werden den Siedlern das Fell über die Strohköpfe ziehen«, sagte er dann. »Verlass dich darauf! Sie werden alle zu uns zurückkommen. Und deine Stadt werden wir zerschlagen, Jesse Rowland. Eure Wagen machen besser um Bonita einen weiten Bogen. Die Brücke über den Little Red Fork dürfen sie von heute ab nicht mehr passieren. Diese Brücke wurde von uns gebaut. Sie gehört unserer Stadt.«

Jesse Rowland nickte ruhig.

»Okay! Wir werden eine neue Brücke über den Fork schlagen. Eine Meile weiter im Süden ist eine günstige Stelle.«

»Eine Meile ist zu wenig, Jesse Rowland!«, rief Matt Kennan wild. »Ihr werdet überhaupt keine Brücke schlagen. Diese Stadt wird schon in einer Woche nicht mehr existieren.«

Jesse Rowland lachte grimmig auf.

»Lach nur, Jesse Rowland!«, zischte Matt Kennan. »Lach nur! Doch ich sage dir, du wirst noch weinen.«

»Geh jetzt!«

Matt Kennan grinste schief. Dann ging er hinaus. Kurz darauf war Hufschlag zu hören. Er verließ mit seinen Leuten die Stadt.

In die Treibherdenmannschaft kam Bewegung. Jener dunkelhäutige Cowboy mit dem ausgeprägten texanischen Slang schob sich in den Vordergrund.

»Ihr Verdruss mit diesen Leuten geht uns nichts an«, sagte er zu Jesse Rowland. »Wir bringen eine Herde aus dem Webb-County nach Norden, und wir haben schon unten am Nueces River gehört, dass hier eine neue Stadt gebaut wird. Es ist Ihre Stadt, Gentleman, wie wir eben erfahren konnten. Diese Stadt ist sicher noch nicht fertig?«

Jesse Rowland lächelte schmal und schüttelte den Kopf. »No, hier ist noch vieles zu tun.«

Nun erst gab der Cowboy zu erkennen, worauf er hinauswollte. Er nickte mit grimmigem Gesicht. »Ihre Stadt ist noch nicht fertig. Doch sie genießt schon jetzt traurigen Ruhm bis zum Nueces hinunter. Dort geht die Legende um, dass Rowland City ein Banditennest ist.« Er sah Jesse Rowland hart in die Augen.

Jesse Rowland lächelte noch immer.

»Die Stadt hat mit den Überfällen auf die Treibherden nichts zu tun. Nicht ein Bewohner dieser Stadt ist ein Bandit. Ich habe hier jeden Mann unter Kontrolle.«

»Uns kümmert auch das recht wenig«, fuhr der dunkelhäutige Bursche fort. »Wenn wir in dieser Gegend überfallen werden, schlagen wir die Stadt in tausend Fetzen.« Er sah sich nach den Cowboys um. Wahrscheinlich war er der Vormann oder gar der Trailboss. Denn er winkte ihnen und sagte: »Jungens, kommt! Reiten wir ins Camp!«

Er ging zum Tresen und bezahlte die Zeche der Treibherdenmannschaft. Die Männer begaben sich unterdessen nacheinander hinaus zu den Pferden. Dann kam er vom Tresen zurück und blieb vor Black stehen. Er lächelte leicht und sagte, ohne Tom anzusehen: »Tom Sullivan, nicht wahr?«

Tom war nicht überrascht. Er wurde oft von Männern angesprochen, die ihn irgendwo kennengelernt hatten, ohne dass er mit ihnen bekannt geworden war. Er nickte nur.

Nun sah der Dunkelhäutige auf. Er kam heran. Er hob die Hand. »Mein Name ist Ray Larson. Ich führe eine Kampfmannschaft. Wir treiben diese tausend Rinder da draußen vor der Stadt für Gewinnanteil nach Norden. Abgesehen davon, dass ich Rustlers hasse und weder ein Rind noch einen Mann verlieren möchte, liegt mir die texanische Sache am Herzen. Wenn die Luft hier oben so sehr von Banditenpack verpestet wird, dass keiner mehr zu treiben wagt, ersticken sie unten im Süden in Rinderherden. Es gibt jetzt schon mehr Rinder als Sandkörner am Meer. Wenn die Wege zu den Märkten versperrt werden, gehen die Menschen und das Land da unten vor die Hunde. Ich habe viel über Sie gehört, Tom Sullivan. Reiten Sie hier nur durch, oder ...« Er lächelte vielsagend.

Tom lächelte zurück und nickte. »Oder ist richtig. Ich bin auch wegen Ihrem Kummer hier, Mister Larson.«

»Okay, Sullivan! Solange wir in der Nähe sind, können Sie von mir jede Hilfe bekommen. Doch auf die Stadt kann ich keine Rücksicht nehmen. Der ganze Chisholm Trail ist voller Herden. Sie kommen alle hier vorüber. Der Platz ist für eine Stadt nicht schlecht gewählt.« Er lächelte Jesse Rowland zu. Doch dann war sein Gesichtsausdruck wieder ernst, als er fortfuhr: »Ich habe mir vorgenommen, den Herden aus dem Süden den Weg freizukämpfen. Ich schieße mich hier durch. Wenn es sein muss, mitten durch die Stadt hindurch. Die Leute da unten verlassen sich auf meine Mannschaft. Wenn wir angegriffen werden, halten wir an. Machen Sie das dieser Stadt klar. Wir werden auch auf dem Rückweg wieder hier vorüberkommen. Sagen Sie das jedem Mann hier, der alt genug ist, um eine Herde mit anzufallen.«

Er sprach schnell und scharf. Bevor Tom etwas erwidern konnte, hob er die Hand und ging hinaus. Kurz darauf ritten auch diese Männer aus der Stadt. Zurück blieb ein Geruch von Schweiß, Rindern, Sonne und Präriewind, dazu der Hauch einer unbestimmbaren und wilden Bedrohung für Rowland City.

Tom kannte diese Sorte Männer. Es waren verwegene Burschen, denen man ihren harten Job auf Meilen hinweg ansah. Ihr raues Handwerk hielt den rinderüberladenen Süden am Leben. Sie wussten das, und sie waren stolz darauf. Sie ritten oft für einen erbärmlichen Lohn.

Jesse Rowland schaute auf die Tür, die noch leicht schwang. Er kratzte sich den Schädel.

»Verflixte Lage!«, stieß er herb hervor. Dann ging er hinaus. Tom folgte ihm. Der Hund schloss sich an.

Sie überquerten die Fahrbahn und gingen zu Jesse Rowlands Haus hinüber. Ein Mann hielt sie auf. Er fluchte sofort laut und derb und sagte dann: »Nägel nennt ihr das, Jesse Rowland! Alle viel zu kurz. Was wir benötigen, sind anständige Zwölfzöller. Wenn du sie nicht bald besorgst, können wir kein Haus mehr fertigbauen.«

Jesse Rowland legte dem aufgebrachten Mann die Hand auf die Schulter. »Noch heute sollst du deine Zwölfzöller bekommen, Jim. Mart O'Haras Wagenzug kommt heute noch aus Gainsville zurück. Du bist nicht der Einzige, der nach langen Nägeln schreit. Sieben Kisten sind bestellt worden. Ich denke, das wird fürs Erste ausreichen.«

Der Mann gab sich zufrieden und zog brummend weiter.