Skull-Ranch 7 - Bill Murphy - E-Book

Skull-Ranch 7 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Montana-Banditen

Drei Männer von der Skull-Ranch sind nach Norden unterwegs. Sie haben den Auftrag, irgendwo an der Montana-Grenze einen neuen Zuchtbullen für die Ranch im Bluegrass Valley abzuholen. Die drei sind der hünenhafte Brazos, der kleine, krummbeinige Giftpilz Shorty und Chet Ouade, der ehemalige Revolvermann. Es wird für sie ein Ritt der tausend Gefahren.
Die drei Freunde werden für Banditen gehalten. Und auch für Mörder. Ein Sheriff jagt sie mit seinen Deputies. Ein hasserfüllter Rancher setzt eine Kopfprämie von fünfzehntausend Dollar auf die drei Gejagten aus und nimmt mit seiner starken Mannschaft ihre Fährte auf. Und dann tauchen auch schon die ersten Kopfgeldjäger auf. Es wird bitter für Shorty, Brazos und Chet Quade ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Montana-Banditen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Faba/Bassols

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8327-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Montana-Banditen

von Bill Murphy

Drei Männer von der Skull-Ranch sind nach Norden unterwegs. Sie haben den Auftrag, irgendwo an der Montana-Grenze einen neuen Zuchtbullen für die Ranch im Bluegrass Valley abzuholen. Die drei sind der hünenhafte Brazos, der kleine krummbeinige Giftpilz Shorty und Chet Quade, der ehemalige Revolvermann.

Es wird für sie ein Ritt der tausend Gefahren. Die drei Freunde werden für Banditen gehalten. Und auch für Mörder. Ein Sheriff jagt sie mit seinen Deputies. Ein hasserfüllter Rancher setzt eine Kopfprämie von fünfzehntausend Dollar auf die drei Gejagten aus und nimmt mit seiner starken Mannschaft ihre Fährte auf. Und dann tauchen auch schon die ersten Kopfgeldjäger auf. Es wird bitter für Shorty, Brazos und Chet Quade …

Der Mann stand allein am Tresen. Er war groß und hatte schwarzes Haar, das fast ein wenig bläulich schimmerte, und er trug einen Oberlippenbart, der sauber ausrasiert und gebürstet war. Er wirkte weder wild noch gefährlich, aber man sah ihm schon an, dass er zur harten Sorte gehörte. Doch das Besondere an ihm war dieser gehörige Schuss Comanchenblut, der in seinen Adern pulsierte.

Comanche hätte ihn auch jeder nennen oder beschimpfen dürfen, doch nicht Bastard.

Er hieß Chet Quade und ritt für John Morgan, dem die große Skull-Ranch in Colorado gehörte. Äußerlich wirkte er ruhig und gelassen, doch wer ihn kannte, wusste, dass er längst kochte.

Aber in Willy’s Saloon in Laramie war niemand, der Chet Quade kannte.

Und so bahnte sich das Verhängnis mit geradezu tödlicher Sicherheit an.

Vinz Sherman, der Sohn des mächtigsten Mannes in dieser Gegend, dem in der Stadt schon jeder Platz machte, wenn er ihn einreiten sah, trat an die Stirnseite des Tresens, ließ sich ein Bierglas voll Whisky geben und ging damit zu Chet, der in dieser Stadt ein Fremder war.

»Der Hurensohn an diesem Tisch da drüben hat dich eben Bastard genannt, Comanchen-Sohn«, erinnerte er hämisch. »Willst du ihm dafür nicht wenigstens dieses Glas in die Visage schütten?«

Die Männer an jenem Tisch lachten.

Den er als Hurensohn bezeichnet hatte, war der erste Vormann seines Vaters. Ein Kerl mit breiten Schultern und schwieligen Fäusten, der damit seine Handschrift schrieb, obwohl er nie Lesen und Schreiben gelernt hatte.

Chet Quade rührte sich nicht. Er schien durch Vinz Sherman hindurchzusehen.

Der Ranchvormann erhob sich und trat den Stuhl hinter sich weg, dass es nur so krachte und polterte. Jegliche Unterhaltung brach sofort ab. Stille herrschte. Der Vormann kam langsam auf den Tresen zu.

»Dieser Bastard, Vinz, ist kein gewöhnlicher Bastard«, sagte er bissig. »Er gehört nämlich zu Alfa Jenkins’ Leuten, und er ist nur in die Stadt gekommen, um sich für Alfa Jenkins umzusehen.«

Alfa Jenkins war in dieser Zeit der legendärste und gefürchtetste Rustlerboss, den es jemals gegeben hatte. Die Rinderzüchter im ganzen Mittleren Westen zitterten vor ihm, und wer von ihm träumte, wachte schweißgebadet auf.

»Schweigen Sie lieber!«, sagte Chet Quade.

Der Vormann sah den Sohn seines Bosses grinsend an. »Der Bastard verbietet mir das Wort! Hast du das gehört, Vinz?«

Vinz Sherman drückte dem Vormann das Glas in die Hand, zog Chet Quade mit einem blitzschnellen Griff die schmale schwarze Halsschleife auf und kehrte an seinen Platz zurück.

»Dieser Bastard gehört dir!«, sagte er über die Schulter.

Die Spannung wuchs. Der Vormann nahm das Glas an die Nase und roch daran.

»Wie stinkt denn das?«, fragte er und schaute Vinz Sherman nach. »Ich hab den Eindruck, du hast dieses Glas zu lange in der Nähe eines Bastards in der Hand gehabt.«

Die Gäste lachten.

Der Vormann drehte sich um und wollte Chet Quade den Whisky ins Gesicht schütten. Aber da kam dessen Rechte geflogen. Wuchtig aus der Schulter heraus führte Chet Quade den Schlag. Voll traf er das Kinn des Vormanns, der prompt zu Boden krachte, als wären ihm die Beine weggerissen worden. Hart schlug er mit dem Hinterkopf auf und blieb liegen. Das Glas zerplatzte, und der Whisky spritzte über den Boden.

Ein Dutzend Männer sprang auf.

Alles Leute, die für Vinz Shermans Vater ritten oder sonst wie von ihm abhängig waren. Fäuste krallten sich um Revolver.

Doch Chet Quade war schneller als sie alle. Geduckt stand er auf einmal da, den Colt in der vorgereckten Faust.

Niemand rührte sich mehr. Vinz Sherman, der am weitesten vorn stand, nahm vorsichtig die Arme hoch.

Da ging die Tür. Chet zuckte herum und hätte um ein Haar Shorty erschossen, der vor dem massigen Brazos den Saloon betrat. Beide kamen, um Chet abzuholen.

Shorty war ein kleiner, alter Knacker mit einem dürren Hals, aber mit Armen und Fäusten wie Schmiedehämmer. Er blieb überrascht stehen und wurde von Brazos, dem Zweizentnermann, fast über den Haufen gerannt. Schnell ergriff Brazos den Giftzwerg vor sich an den Schultern, damit er auf den Beinen blieb.

Mit einem Blick übersahen die beiden Cowboys von der Skull-Ranch die Situation, zückten die Revolver und postierten sich nebeneinander.

Chet Quade trat sofort den Rückzug an, richtete den Colt in den Raum und lief zur Tür.

Shorty reckte sich. »Was ist denn hier los? Sehe ich da nicht einen Affenstall voller Fledermäuse!«

»Halt’s Maul!«, brummte Brazos. »Die Luft ist doch schon dick genug.« Er trat zur Seite, um Chet Platz zu machen.

»Ruft den Sheriff!«, rief da einer der Gäste laut. »Die gehören auch zu Alfa Jenkins’ Leuten.«

»Viehdiebe! Banditen!«, schrie ein Mann hektisch.

Einen Moment später hämmerten die Revolver. Den drei Männern von der Skull-Ranch flog das Blei nur so um die Ohren. Sie schossen alle drei zurück. Wahnsinnig schnell ging das alles. Die Colts dröhnten und rauchten. Mit einem Satz war jeder der drei von der Skull draußen. Brazos beförderte den kleinen Shorty zuerst hinaus, indem er ihm den Ellenbogen in die Rippen rammte. Chet verließ den Saloon als Letzter. Bevor die Tür vor ihm herumschwang, sah er Vinz Sherman getroffen zusammenbrechen.

Ihre Pferde standen draußen am Hitchrack. Sie lösten die Zügel, schwangen sich in die Sättel und galoppierten aus dem Stand heraus vorwärts.

Auf der Mainstreet blieben die Passanten erschrocken stehen. Seite an Seite jagten die drei Reiter die Straße entlang. Hinter ihnen kamen die Männer aus dem Saloon gestürzt und schossen wie verrückt.

»Banditen!«, schrie einer mit sich überschlagender Stimme. »Rustler aus Alfa Jenkins’ Crew.«

Die drei von der Skull spornten die Pferde vorwärts. Shorty brach zur Seite weg und schaute zurück. »Warum hauen wir denn ab?«, schrie er. »Pfeffern wir denen doch das Blei um die Ohren, damit ihnen das verfluchte Geschrei im Hals stecken bleibt.«

»Halt dein Feuer, Shorty!«, rief Brazos brummig. »Wirst noch genug Pulver zu riechen kriegen.«

Chet Quade drehte sich nach den beiden um. »Bleibt zusammen, verdammt!«

Shorty schloss wieder auf. Alle drei duckten sich. Ein paar Männer hatten sich Gewehre beschafft, und deren Geschosse pfiffen ihnen bedrohlich um die Ohren. Wie durch ein Wunder wurde keiner getroffen. Sie galoppierten aus der Stadt und ritten erst langsamer, als die Tiere von selbst in Schritt fielen. Kurz darauf hielten sie an, um ihnen eine Rast zu gönnen.

Sie saßen ab und lösten den Pferden die Bauchgurte. Chet und Brazos schauten dabei gespannt zurück. Nur Shorty nicht.

Er war wütend und riss sich den Hut vom Kopf. »Was, zur Hölle, ist in uns gefahren, dass wir uns bepflastern lassen, es hinnehmen, dass man uns als Banditen und Viehdiebe bezeichnet und wir zu allem nichts anderes tun, als wie aufgescheuchte Karnickel die Beine in die Hand zu nehmen?«

Wild blickte er von einem zum anderen. Weder Chet noch Brazos sagten etwas.

Shorty wies auf seinen Braunen. »Den seht euch mal an, der ist fix und fertig. Und dabei ist er kein Stück schlauer als ich. Er weiß auch nicht, warum. Eher ist er ein ganzes Stück kürzer geworden, weil ich ihn so hetzen musste. Um bei euch zu bleiben, habe ich ihn treiben müssen, dass er sich die Hampelstrampelbeine ein ganzes Stück abgelaufen hat.«

»Ich bin an ein paar verrückte und miese Typen geraten«, erwiderte Chet verärgert, während er sich die Halsschleife wieder band. »Hast du das nicht mitgekriegt, he?«

»Ich bin ja nicht blind, und ich bin ja nicht blöd!«, knurrte Shorty und zückte den Revolver. »Aber ich begreife nicht, wieso wir uns haben Beine machen lassen, wo wir alle drei die Bleipusten in den Fäusten hatten.«

»Weil wir auf dem Weg zur Shottle-Ranch sind, um für John Morgan den besten Zuchtbullen, den es seit Old Mossy gibt, für ihn auf die Skull-Ranch zu holen«, sagte Brazos. »Und auf diesen Prachtburschen warten sämtliche Kühe der Skull-Ranch. Hat das der Boss nicht ausdrücklich gesagt?«

Shorty streifte ihn mit einem wilden Blick und drückte sich den Hut auf den Schopf.

Brazos zuckte die Schultern und sah sich um. »Chet!«, rief er hilflos.

»Laramie ist eine Stadt voller Verrückter«, sagte Chet. »Wir reiten so schnell wie möglich weiter. Wir haben einen von den Kerlen erwischt, und deshalb riecht mir die Luft zu sehr nach Ärger und Verdruss. Fehlt noch, dass wir alle im Jail landen und eine Menge Zeit verlieren.«

Shorty musterte ihn betroffen. »Im Jail! Ich bin doch keiner von Alfa Jenkins-Leuten! Das haben die Narren dort nur behauptet.«

»Beweise es mal!«, knurrte Chet.

»Eben!«, brummte Brazos. »Raushauen könnte uns da nur der Boss. Und bis John Morgan in Laramie eintrifft, vergehen glatt Wochen. Außerdem würde er uns ganz schön zusammenstauchen, weil wir den Bullen noch immer nicht haben.«

Shorty blickte nachdenklich zu Boden. »Das mag alles stimmen«, versetzte er nach einer Weile. »Aber so schnell habe ich noch nie eine Stadt verlassen. Auch als junger Kerl nicht, als ich noch eine gehörige Menge mehr Pfeffer und Schrot im Hintern hatte. Und das stimmt auch! – Wenn sie mal irgendwo ein Preisrennen veranstalten, wer am schnellsten aus der Stadt ist, da können wir drei uns getrost melden.«

Brazos schlug ihm tröstend auf die Schulter. »Spielt doch keine Rolle. Hauptsache, immer der Erste, oder unsereins macht gar nicht erst mit.«

Shorty sah angestrengt zu ihm auf, weil er nicht ganz genau begriff, wie der bullige Kerl das meinte.

Kurz darauf setzten sie den Ritt nach Norden fort. Sie blieben wachsam und gespannt, und sie ließen das Land in ihrem Rücken nicht aus den Augen.

Sheriff Jakker glitt aus dem Sattel und schaute betroffen in die Runde. Die Männer der Sherman-Ranch hatten den Sohn ihres Bosses schon auf das Pferd gebunden. Schweigend machten sie dem Sheriff Platz.

Jakker hatte zwei Kleinrancher besucht, um deren Streit wegen eines verschwundenen Grenzsteines zu schlichten. Schon als er beim Einreiten die Menge vor seinem Office erblickte, hatte er geahnt, dass es Ärger und Verdruss geben würde. Nun wusste er das.

Er war ein großer, hagerer Mann von vierzig Jahren. Sein faltiges, wettergebräuntes Gesicht ließ ihn jedoch viel älter erscheinen.

Vinz hatte die Kugel direkt in die Stirn bekommen und musste auf der Stelle tot gewesen sein.

»Ed?«, fragte er.

Der Vormann der Sherman-Ranch kam zu ihm. »Es sind Leute von Alfa Jenkins gewesen. Ein Comanchen-Bastard, ein großer blonder Bulle und ein kleiner alter Kastenteufel.«

Jakker machte schmale Augen.

»Es hat mit dem Comanchen angefangen«, fuhr der Vormann fort. »Dieser Hundesohn ist einfach in Willy’s Saloon gekommen, hat sich breitgemacht und seinen Comanchengestank um sich verbreitet. Vinz hat ihm einen Whisky spendiert und ihn aufgefordert, den Saloon anschließend wieder zu verlassen. Da hat dieser Mistkerl sofort um sich geschossen. Vinz hatte gar keine Chance. Wir alle nicht. Seine Kumpane müssen draußen vor der Tür Wache geschoben haben. Schießend kamen sie herein und haben ihm den Rückzug gedeckt. Plummer und Albert sitzen noch beim Doc. Die hat es auch erwischt. Die drei Hundesöhne waren ruck, zuck weg. Wie der Wind raus aus der Stadt. Nach Norden.«

Sheriff Jakker schaute in die Runde. »Und wie kommt ihr darauf, dass es sich um Leute von Alfa Jenkins handelt?«

»Sie sind erkannt worden. Außerdem weiß doch jeder, dass die beste Spürnase von Alfa Jenkins ein Comanchenbastard ist!«, sagte Ed, und viele Männer stimmten ihm zu.

Jakker legte dem Toten die Hand auf die Schulter. »Bringt den Jungen nach Hause, und richtet Jorg Sherman aus, dass ich mich um diese Sache ganz besonders kümmern werde.«

Er wandte sich ab und begab sich zum Office. Wieder machten ihm die Leute schweigend Platz.

»Jesse!«, rief er den Alten, der ihm das Office sauber hielt und sich um die Arrestanten kümmerte, sofern sich welche in seinem Jail befanden. »Ich brauche ein paar entschlossene Männer.«

Der Alte kam ihm ins Office nach. »So hat sich das alles aber gar nicht abgespielt, wie Shermans Vormann das behauptet hat. Die Jungs von der Sherman haben den Comanchen bis aufs Blut gereizt. Und ich …«

»Das ist doch gar nicht wichtig!«, versetzte der Sheriff schroff und trat an den Gewehrschrank. »Wenn es sich um Kumpane von Alfa Jenkins handelt, werden die drei hängen. Und nicht nur wegen dieser Sache hier. Alfa Jenkins kommen wir dabei vielleicht auch auf die Spur. Nun rufe mir Beero und vor allem Tom Silver. Geh auch zu Fisher und Joe Buster. Das genügt, denke ich. Vorausgesetzt, sie haben alle ein paar Tage Zeit.«

»Willst du nur mit vier Männern reiten?«, fragte der alte Mann erschrocken. »Die Rustler sind doch gefährlich.«

Jakker grinste kalt. »Wir sind fünf, und wir sind auch gefährlich«, sagte er und nahm eine Parker Gun aus dem Gewehrschrank.

Es handelte sich um einen doppelläufigen Schrotschießer, dessen Läufe bis auf eine Handspanne gekürzt worden waren, um die Streuwirkung der Waffe noch stärker zu erhöhen. Selbst ein nur halbwegs geübter Schütze konnte es mit dieser Waffe wagen, einem Revolvermann gegenüberzutreten. Allein die Entfernung musste stimmen. Jakker wog die Waffe in der Faust. Sie besaß einen schweren Eisenholzkolben. Wenn man nicht zum Schuss kam oder keine Munition mehr besaß, konnte man dem Gegner damit glatt den Schädel einschlagen.

Beero war der erste von jenen vier Männern, der das Office betrat. Er war ein Hüne von Gestalt, groß und massig und doch ungeheuer flink und zäh. Gutmütig sah er nur aus. Das war er kein bisschen.

»Shermans Junge soll von Alfa Jenkins’ Leuten erschossen worden sein, habe ich gehört«, sagte er beim Eintreten.

Jakker legte die Parker Gun auf den Tisch. »Ich haue in einer halben Stunde ab. Machst du mit?«

»Alfa Jenkins’ Comanchen-Scout soll dabei sein?«

»Sagt man!«

Beero raufte sich die Haare. »Das kann aber eine verdammt lange Jagd werden, weißt du das?«

Jakker grinste. »Und eine erfolgreiche! Verlass dich mal auf mich.«

»Wer reitet noch mit?«, wollte Beero wissen.

»Silver, Fisher und Joe, die übliche Besetzung.«

Beero nickte. »Dann bin ich in einer halben Stunde zur Stelle.«

»Es ist gut, ein paar Freunde zu haben, die einen nie sitzen lassen.«

»Und wohin geht die Reise?«

»Norden!«

Beero pfiff verhalten. »Hoffentlich nicht zu weit nach Norden.«

»Die Roten?«

Beero nickte.

Jakker lachte. »Vor denen machen wir uns doch nicht in die Hosen.«

»Ich weiß nicht! Na, ich werde meine mal zubinden. Bis gleich!«, sagte Beero und verschwand wieder. Schnell lief er draußen am Fenster vorüber.

Clay Fisher war der nächste. Er war ein untersetzter Mann, schwarze Augen, schwarzes Haar, sehr verschlossen, aber ungeheuer zuverlässig. Für Jakker war er der Mann, auf den er sich verlassen konnte wie auf sich selbst.

»Jesse hat gepfiffen, wo brennt’s denn?«, wollte er wissen.

»Shermans Sohn ist von Alfa Jenkins’ Leuten erschossen worden, sagt man.«

»Was! Aber wo denn und wann denn?«

»In Willy’s Saloon«, sagte Jakker und berichtete ihm.

»Na, wenn wir diese Halunken erwischen!«, sagte Fisher.

Jakker grinste. »Wenn du mitkommst, kriegen wir sie auch.«

»Keine Frage! Wann geht es denn los? Morgen Früh?«

»In einer halben Stunde!«

»Dann muss ich mich aber sputen. Mal sehen, dass ich bis dahin meine Alte noch erwische«, sagte Clay Fisher und stapfte schnell wieder hinaus.

Jakker war nicht nur froh, sondern auch stolz, dass er solche Freunde besaß.

Drei Minuten später kehrte Jesse zurück und brachte Joe Buster und Tom Silver mit. Sie waren beide noch keine dreißig. Tom Silver hatte sich viele Jahre im Indianerland herumgetrieben. Spurenlesen war seine Spezialität. Einen besseren Mann gab es da gar nicht.

Joe Buster war ein hagerer kleiner Kerl, der mit zwanzig Jahren schon als Revolvermann bekannt geworden war. Er gehörte zu der Sorte, die in weniger als einer halben Sekunde ziehen, zielen und treffen konnte, aber nicht nur, wenn auf Blechbüchsen und leere Flaschen geschossen wurde, sondern auch dann, wenn die andere Seite zurückschoss. Er war mal ein ziemlich wilder Junge gewesen. Rosalinda, die Tochter des Futtermittelhändlers, hatte sein Temperament etwas gezügelt. Mit ihr war er nun schon drei Jahre verheiratet.

Buster und auch Silver wussten bereits, worum es ging.

»Da reiten wir aber hinter fetten Brocken her«, meinte Tom Silver. »Auf jeden von Alfa Jenkins’ Banditen sind fünftausend Dollar ausgeschrieben.«

»Wenn ihr mit mir reitet, gibt es einen Stern und zwei Dollar pro Tag«, erwiderte Jakker.

Tom Silver war kein bisschen enttäuscht. Im Gegenteil! Er lachte und klopfte Joe Buster vor die Brust. »Das wissen wir doch, und trotzdem sind wir so blöd und reiten immer wieder mit.«

Jakker grinste. »Dann macht euch mal fertig. In einer halben Stunde geht es los.«

»Wir dürfen keine Zeit verlieren!«, meinte Joe Buster. »In Willy’s Saloon haben sich ein paar Kopfgeldjäger versammelt, die sich diese fünfzehntausend Dollar unbedingt verdienen wollen. Wie ich eben gehört habe, wollen sie heute auch noch aufbrechen.«