Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 22 - Bill Murphy - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 22 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Whisky-Jack und sein Partner Luis Barranca sorgen wieder mal für Pulverdampf, Wutgeheul der Gegner und natürlich für strömenden Whisky!
Diesmal treibt es die glorreichen Zwei nach Mexiko, wo sie für eine Million Goldfüchse den Freund eines reichen Hazienderos aus dem Gefängnis holen sollen. Sie stolpern dabei von einer Gefahr in die nächste, werden von habgierigen Comancheros bedrängt und von den mexikanischen Rurales zum Tode verurteilt. Aber solange den glorreichen Zwei nicht der Atem ausgeht, zeigen sie Tod und Teufel die Zähne ...


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Inhalt

Cover

Die glorreichen Zwei in Mexiko

Vorschau

Impressum

Die glorreichen Zwei in Mexiko

Von Bill Murphy

Whisky-Jack und sein Partner Luis Barranca sorgen wieder mal für Pulverdampf, Wutgeheul der Gegner und natürlich für strömenden Whisky!

Diesmal treibt es die glorreichen Zwei nach Mexiko, wo sie für eine Million Goldfüchse den Freund eines reichen Hazienderos aus dem Gefängnis holen sollen. Sie stolpern dabei von einer Gefahr in die nächste, werden von habgierigen Comancheros bedrängt und von den mexikanischen Rurales zum Tode verurteilt. Aber solange den glorreichen Zwei nicht der Atem ausgeht, zeigen sie Tod und Teufel die Zähne ...

Black Jack Bullwhip – auch Whisky-Jack genannt – verzog das massige Gesicht zu einem schlaffen Grinsen, glitt vom Pferd und nahm das Gewehr in die Faust.

Wie eine Comanchero-Falle sah das alles aus.

Und genau das war es! Eine alte Weisheit gab es da, eine von den vielen Faustregeln, die das Leben in der Wildnis geprägt hatte: Wer eine Comanchero-Falle erkannte, saß todsicher schon drin.

Ein wenig mulmig war dem großen Mann schon zumute. Er war schließlich allein.

Er senkte die fleischigen Lider und schaute sich spähend um. Dabei nagte er auf der Unterlippe.

Vielleicht konnte ihn das halbnackte Girl retten, das sie da an den Skelettbaum gebunden hatten, und dessen Anblick ihn in diese sandige Kuhle gelockt hatte. Ein niedliches Kätzchen. Bestimmt gehörte sie zu diesem Pack. Das hoffte er jedenfalls.

Wie Samt und Seide schimmerte ihre weiße Haut.

Unwillkürlich musste er an seine Tante Judith denken, die ihn großgezogen hatte. »Black Jack!«, hatte sie oft ausgerufen und die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. »Irgendwann bringen dich die Weiber noch einmal um!« Gerade sechzehn und äußerst schwer erziehbar war er damals gewesen. Jedenfalls äußerst schwer für eine liebe alte Tante. – Gott hab sie selig! Hatte sie eine solche Situation gemeint?

Aber beim Whisky und beim Gehörnten, es war nicht der Anblick von Nacktheit gewesen, sondern Erbarmen und Mitleid hatten ihn bewogen, den Braunen in die Kuhle hinabzutreiben. Wenn das Girl noch lange dastand, konnte es schließlich einen Sonnenbrand kriegen. Und das überall! Die Schultern und ihre kleinen Brüste waren schon ganz rot.

Wie zu Tode erschöpft, hatte sie in den Riemen gehangen, die sie so brutal umspannten. Aber nun, nachdem der Anblick seinen Zweck erfüllt hatte, sah sie zu ihm her und lächelte aufreizend und hämisch zugleich.

Nein! Das war kein geschundenes Engelchen, das sich in die Gewalt von Barbaren verirrt hatte. Ein kleiner Teufel war das, ein beutegieriger Bastard, dem, wenn nicht gar der Hals umgedreht, zumindest mit der Peitsche eins hinten drauf gehörte. Aber straff!

Ein scharrendes Geräusch ließ ihn herumfahren.

Auf dem Rand der Kuhle stand plötzlich ein Mann. Wie der Teufel aus der Kiste!

Ein mexikanischer Hühnerdieb war das, ein schmieriger Strauchdieb. Er war klein und hager, und seine Kleidung bestand nur aus Lumpen. Nicht mal Stiefel trug er. Seine nackten und schmutzigen Füße steckten in ausgetretenen Hanfsandalen. Er trug einen aus Maisstroh geflochtenen Sombrero, dessen breite Krempe sein Gesicht beschattete und noch düsterer erscheinen ließ, als es ohnehin schon war.

Doch erstklassig bewaffnet war der Kerl. Er trug einen Karabiner in der Faust, hatte einen Colt vorne im Hosenbund stecken, und an der rechten Seite hing eine Machete am Gürtel, an beiden Seiten scharf geschliffen.

»Ist die Becada – die Schnepfe nicht hübsch?«, rief er. »Gefällt sie dir nicht? Nimm sie dir doch, ehe dich der Teufel holt.«

Sie wollten ihn zusammenschießen, aber er stand noch zu nah an seinem Pferd, und das wollten sie auf keinen Fall treffen, um die Beute nicht zu schmälern.

Whisky-Jacks Blick zuckte in die Runde. Wie viele waren sie? Noch ließen sich die anderen Hurensöhne nicht blicken.

Er musste das Girl in seine Gewalt bringen, es als lebenden Schild vor seinen Körper halten. Dann würde er schon weitersehen.

Er rannte los.

Da flogen die Riemen davon, und sie floh. In langen Sätzen. Ihre gertenschlanken Beine wirbelten nur so. Sie rannte zur anderen Seite weg. Bedeckt war nur ihr Rücken. Die Beine, der Po und die Hüften – das war alles nackt.

Sollte er darauf schießen? Er hatte keine Chance, sie einzuholen.

Sie lief wie ein Wiesel, und dabei lachte sie spöttisch.

Keuchend ließ sich Whisky-Jack mit dem Rücken gegen den Skelettbaum fallen, damit er wenigstens nach einer Seite Deckung hatte, wechselte die Winchester in die Linke und zückte den Revolver.

»Kommt her, ihr Schweine!«, brüllte er. »Kommt her und greift mich an!«

Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Von allen Seiten griffen sie ihn an. Auch noch gleichzeitig.

Der große massige Mann duckte sich und feuerte. Die Winchester und der Revolver blitzten und krachten wie rasend, und das Blei flog den Comancheros entgegen.

Die Karabiner dieser Bastardos dröhnten. Von allen Seiten kamen sie in die Mulde gestürmt. Ihre Geschosse flogen Whisky-Jack um die Ohren. Doch er traf! Auch noch mit jedem Schuss. Einem nach dem anderen, in rascher Folge, sackten die Beine weg. Aber wie Lumpenbündel rollten sie sich überschlagend weiter – bis in die Mulde hinab.

Lebend erreichte das Pferd nur einer. Ihm gelang es auch, in den Sattel zu kommen. Doch als er nach dem Zügel griff, ereilte auch ihn das Schicksal. Von Whisky-Jacks Bleistück getroffen, warf er aufschreiend die Arme auseinander und kippte zur anderen Seite hinunter.

Whisky-Jack drehte sich schießend wie ein Kreisel. Der Rest der Comancheros floh in Panik aus der Mulde. Nur Sekunden währte dieser wilde Kampf. Dann sah Whisky-Jack kein Ziel mehr.

Stille herrschte, obwohl die Schüsse noch in seinen Ohren dröhnten, die eigenen Schüsse und die der anderen.

Staub kräuselte auf den Muldenrändern – das war zunächst alles, was ihn an die Comancheros erinnerte. Bis sein Blick auf die Gestalten fiel, die er erschossen hatte. Vier lagen auf den Hängen, drei bei seinem Pferd.

»Ihr Hurensöhne!«, knurrte Whisky-Jack und ließ das Gewehr sinken, schob den Colt ins Leder und schritt zu seinem Braunen. »Was habt ihr denn gedacht, an wen ihr hier geraten seid!« Darauf gaben ihm die Toten, die mit blicklosen Augen im Sand lagen, keine Antwort. Aber das hatte er auch nicht erwartet.

Er steckte das Gewehr unter die Sattellasche, schnallte den Packen auf und holte die Whiskyflasche heraus. Mit den Zähnen zog er den Korken aus dem Hals, schob sich den Hut in den Nacken und trank erst einmal, um sich zu beruhigen.

Langsam wanderte die Sonne aus dem Zenit. Als er die Flasche gegen das Licht hielt, war nicht mehr viel drin. Er rülpste laut und dachte krampfhaft nach, wie lange er eigentlich schon so dastand.

Da klopfte ihm Hufschlag in die Ohren. Er ließ die Flasche sinken, zog das Gewehr unter der Sattellasche hervor und lehnte sich gegen das Pferd.

Da sah er den Reiter schon in die Mulde geritten kommen. Es war Luis Barranca, der Mexikaner – sein Amigo, zu dem er sich auf dem Weg befunden hatte, als er das halbnackte Girl in der Mulde erspähte.

Der Mexikaner hielt vor ihm und stieg aus dem Sattel. Luis Barranca war so groß wie er, nur etwas breiter in den Schultern und viel bärtiger.

Er sah sich um und schob sich den Sombrero aus der Stirn. »Hombre, wie kannst du dich auf diesem Friedhof besaufen?«

»Bin ich Whisky-Jack oder bin ich Hustensaft-Charly?«

Diese Frage verwirrte den Mexikaner. Darauf fand er so schnell keine Antwort.

Wortlos nahm er Whisky-Jack die Flasche aus der Hand, hielt sie kurz gegen die Sonne und trank sie leer. Dann warf er sie achtlos hinter sich. Sie fiel auf einen Stein und zerplatzte mit sattem Klirren.

»Hombre, ich habe in Delgato auf dich gewartet!«, sagte er vorwurfsvoll. Whisky-Jack wies in die Runde. »Siehst du nicht, dass ich hier aufgehalten worden bin?«

»So lange?«, fragte der Mexikaner misstrauisch.

»Was willst du eigentlich?«, erwiderte Whisky-Jack.

»Hernando Alexandro hat mich besucht!«, sagte Luis Barranca bedeutungsvoll.

»Nach so langer Zeit! Ist doch nett, oder? Darauf kannst du dir etwas einbilden. Bei mir ist der Bastardo noch nie gewesen.«

»Du kennst ihn?«

»Nein!«

»Wie kannst du dann erwarten, dass er auch dich mal besuchen kommt, Hombre?«, fragte der Mexikaner.

»Wenn er bei dir gewesen ist! Ich dachte, er macht jetzt die Runde«, sagte Whisky-Jack und stippte mit dem linken Zeigefinger ein paar Mal in die Luft. »Wie so ein Dorfköter! Wo er schon mal hingepinkelt hat, muss er immer wieder hin.«

Entrüstung spiegelte sich in Luis Barrancas Zügen. »Hernando Alexandro ist in ganz Sonora und Chihuahua der reichste Mann! Er ist so reich, dass er es gar nicht nötig hat, die Leute zu besuchen. Die kommen alle zu ihm! Comprende? Nur mich hat er besucht. Nur zu mir ist er gekommen. Persönlich!«

»Aha!«

»Willst du gar nicht wissen, weshalb?«, fragte Luis Barranca fast beleidigt.

»Ich schätze, du wirst es mir gleich sagen. Deshalb sollte ich doch zu dir kommen. Du hast mir ausrichten lassen, dass du mir etwas ganz Wichtiges mitzuteilen hättest. Na, dann schieß mal los!«

»Hernando Alexandro«, sagte Luis Barranca, und der Name lief ihm wie Öl über die Zunge, »hat mich gefragt, ob ich mir nicht eine Million verdienen möchte.«

Whisky-Jack kniff die Lider zusammen. »Verdienen! Eine Million? – Ist das viel?«

»Wie kannst du nach dem bisschen Whisky so besoffen sein!«, polterte Luis Barranca.

Whisky-Jack griente. »Das liegt an der Sonne. Stell dich mal hierher!«

»Was?«

»Komm!«, verlangte Whisky-Jack, ergriff den Mexikaner an der Jacke und tauschte mit ihm den Platz.

Luis Barranca sah sich um, prüfte mit argwöhnischem Blick den Stand der Sonne und musterte den großen Texaner misstrauisch.

»Gib's zu!«, sagte Whisky-Jack und griente. »Da ist es bedeutend heißer.«

»Willst du die Million oder willst du sie nicht?«, fragte Luis Barranca gereizt.

»Wieso ich? Ich denke du!«

»Caramba y maldito! – Verflucht und zugenäht! Raro un Hombre! Komischer Kerl! Abanto! – Geier!«, schimpfte der Mexikaner wütend. »Die Sonne scheint dir den Keks tatsächlich weich gebrannt zu haben.«

Whisky-Jack hob beschwichtigend die Hände. »Eine Million, was? Pesos?«

Luis Barrancas Miene hellte sich sofort auf. Er hob die Rechte und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Goldfüchse!«

Whisky-Jack wedelte respektvoll mit der Linken und stieß einen Pfiff aus.

»Da bist du platt, was?«, erwiderte der Mexikaner.

»Hört sich verdammt gut an!«, sagte Whisky-Jack. »Hombre, eine Million in Goldfüchsen! Was unsereins damit alles anfangen kann! Knackige dicke Weiber und ...«

»Nun mal langsam!«, unterbrach ihn der Mexikaner, bevor er so richtig ins Schwärmen geriet. »Verdienen, habe ich gesagt! Wir müssen also etwas dafür tun.«

Whisky-Jacks Blick wurde düster. »Jetzt kommt der Haken, was?«

»Eine Klitzekleinigkeit verlangt Hernando Alexandro dafür«, entgegnete der Mexikaner und winkte ab. »Wir sollen nach Saltillo reiten. Reiten, verstehst du?«

»Na, das ist einfach! Da sitzen wir ja nur auf dem Pferd. Und wo liegt Saltillo?«

»So genau weiß ich das auch nicht. Aber das Kaff gibt es. Also werden wir es schon finden.«

»Und wenn wir dort angelangt sind, kehren wir wieder um.«

»Hombre, du hast es erfasst! Klar, wir kommen hierher zurück. Wir müssen nur Hernando Alexandros Schwager mitbringen. Comprende? – Verstanden?«

»Aha! Und dieser Bastard wird das nicht wollen, was?« Whisky-Jack verzog das Gesicht zu einem sauren Grinsen.

»Im Gegenteil!«, erklärte Luis Barranca und lachte. »Der Schwager kann es gar nicht erwarten, Hernando Alexandro auf dessen Hazienda in die Arme zu schließen.«

Whisky-Jacks Blick wurde wieder misstrauisch. »Und dafür spuckt Hernando Alexandro eine Million Goldfüchse aus?«

»Na ja!« Der Mexikaner wiegte den massigen Kopf. »Ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Der Schwager sitzt im Gefängnis.«

»Da wird er entlassen, und wir sollen ihn abholen?«

Luis Barranca schüttelte den Kopf. »Das ist es! Er wird nicht entlassen. Er wird nie mehr entlassen. Sie haben ihm dreimal lebenslänglich aufgebrummt, die Abantos!«

»Die Abantos!«

»Si, Amigo mio, die Abantos. Denn der Schwager ist unschuldig. Er hat überhaupt nichts verbrochen. Also können diejenigen, die ihn eingesperrt und verurteilt haben, nur Abantos sein.«

»Verstehe!«

»Hombre, es kann doch nicht so schwierig sein, einen Mann aus dem Gefängnis zu holen!«, versetzte Luis Barranca schroff. »Dafür zahlt Hernando Alexandro schließlich die Million. In Goldfüchsen, musst du bedenken.«

»Mierda! Im Gefängnis. Ausgerechnet!«, brummte der Texaner.

»Willst du das Geschäft wegen dieser Klitzekleinigkeit sausen lassen?«, fragte der Mexikaner enttäuscht.

»Hat dir Hernando Alexandro gesagt, wie wir seinen Schwager da herauskriegen?«

»Du kannst nicht erwarten, dass sich Hernando Alexandro darüber den Kopf zerbricht. Dafür zahlt er ja die Million. Goldfüchse!«

»Verstehe!«

Mit beiden Händen schlug ihm Luis Barranca auf die Schultern. »Amigo mio, dann lass uns auf die Pferde steigen, und wir sind gemachte Leute!«

Whisky-Jack griente. »Wir reiten einfach hin und holen den Schwager heraus.«

»Correcto!«, rief Luis Barranca. »Korrekt!«

Whisky-Jacks Miene verschloss sich wieder. »Dann kommen wir zurück und kriegen viel Geld. Was machen wir damit? Es ist sehr viel Geld! Für jeden eine halbe Million. Die will ausgegeben sein. Hast du dir darüber schon Gedanken gemacht?«

»Wenn wir zurück sind, geht es zuerst nach Presidia Town«, erwiderte Luis Barranca. »Dort besuchen wir Billys Saloon. Das wird eine mächtig feuchte Sache. Das sage ich dir jetzt schon.« Whisky-Jack griente und leckte sich die Lippen.

»Und das kostet!«, sagte Luis Barranca. »Danach reiten wir nach Delgato ...«

»Und stellen Jokos Bodega auf den Kopf!«

»Genau!«, rief Luis Barranca. »Und das kostet wieder, sage ich dir.«

»Wir haben es ja! Wir können es uns ja leisten.«

»Correcto, Amigo mio!«, jubelte der Mexikaner und schlug ihm abermals kräftig auf die Schulter. »Und mit dem Rest der Piepen werden wir dann auch noch fertig.«

Whisky-Jack wandte sich seinem Pferd zu, warf ihm den Zügel über den Kopf und schwang sich behände in den Sattel. Auch Luis Barranca saß auf. Sie sahen sich an, grinsten und jagten die Pferde vorwärts.

In gestrecktem Galopp jagten sie Seite an Seite wild schreiend aus der Mulde.

Nach zwei Stunden erreichten Luis Barranca und Whisky-Jack die nach Südwesten führende Poststraße. Ein Meilenstein stand an dieser Stelle am Straßenrand. Sie ritten hin und hielten.

Ortsnamen waren darauf eingemeißelt. CHIHUAHUA 150 mls, DELICIAS 200 mls, JIMENEZ 300 mls, TORREON 550 mls.

»Merkst du etwas?«, brummte der Mexikaner.

»Sieht doch ein Blinder! Von Saltillo steht da nichts. Und hier ist auch niemand, den man fragen könnte.«

»Das meine ich nicht«, erwiderte Luis Barranca. »Wir werden verfolgt. Das müssen die Hühnerdiebe sein, denen du in der Mulde wegen diesem Weibstück etwas über die Löffel gegeben hast.«

Whisky-Jack hob den Hut an, hielt ihn gerade und drehte darunter den Kopf. »Ich sehe nichts«, sagte er, als er wieder nach vorne schaute und den verbeulten und staubigen Hut auf den Schopf fallen ließ. »Aber das würde sich treffen! Von denen ist vielleicht schon einer in Saltillo gewesen und kann uns den Weg beschreiben.«

»Willst du sie wirklich danach fragen?«

Whisky-Jack wies auf den Meilenstein. »Da haben sie Saltillo vergessen, und sonst ist ja hier niemand.«

Luis Barranca drehte sich um. »Es sind zu viele!«

»Befürchtest du, dass die alle auf einmal reden und wir verstehen kein Wort?«

»Was die uns sagen werden, wird uns in den Ohren dröhnen. – Da ist wieder einer! Hinter uns, rechts!« Whisky-Jack schaute sich um. Der Kerl verschwand gerade hinter einer Felsschulter. Keinen Steinwurf davon entfernt sah er noch eine Gestalt verschwinden.

»Ich habe zwei gesehen«, erklärte er. »Und du?«

»Vorhin vier!«

»Mal sehen, wie viele das wirklich sind!«, sagte Whisky-Jack und drehte das Pferd um die rechte Hand auf Gegenzug, trieb es an und ritt ein Stück zurück.

»He, Muchachos!«, rief er mit dröhnender Stimme. »Zeig sich doch mal einer! Wir können bestimmt miteinander ins Geschäft kommen. In ein großes Geschäft, Amigos!«

Er verließ die Straße und stoppte dann zwischen den Klippen und Felsschultern, die von Gestrüpp umrankt waren. Und da wuchsen die Kerle gleichsam aus der Deckung. Von einem Augenblick zum andern war er von acht Gestalten umringt, die ihre Gewehre auf ihn gerichtet hielten.

Es waren Comancheros, wie schon in jener Mulde. Halbwildes, fast verwahrlostes Pack. Aasgeier – Abantos, die gierig auf Beute waren, sich jedoch schon glücklich schätzten, wenn sie einem Mann die Stiefel ausziehen oder aus einem Klostergarten drei Legehennen mitnehmen konnten.

»Was für ein Geschäft, Muchacho?«, fragte einer hämisch. »Was für ein großes Geschäft? Willst du uns dein Pferd überlassen, damit wir dir das Leben schenken?«

Ein junger Kerl war das. Von tiefbrauner Hautfarbe. Statt des üblichen Sombreros trug er ein rotes Tuch um den Kopf. An seinem linken Ohr funkelte ein Stein. Wie ein Pirat sah er aus. Fehlte nur, dass er über einem Auge eine schwarze Binde trug.

»Seid ihr das alle?«, fragte Whisky-Jack enttäuscht und wies in die Runde.