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Es war eine verteufelte Situation, in der sich King Miller befand. Er stand allein einem Rudel von ausgekochten Revolverschwingern gegenüber, und er würde gegen sie nicht den Hauch einer Chance haben, wenn ihr Anführer Buster Harding den entsprechenden Befehl gab.
»Ich habe Ihnen mein Angebot gemacht, und Sie haben abgelehnt«, sagte Harding mit kalter Stimme. »Aber Sie sollten es sich noch einmal überlegen. Wenn Sie bei Ihrem Nein bleiben, kommen Sie hier nicht mehr lebend raus. Ich habe Sie in alles eingeweiht, und das könnte für mich tödliche Auswirkungen haben.«
Nach diesen Worten breitete sich eine angespannte Stille aus ...
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Seitenzahl: 143
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Und wenn wir vor die Hunde gehen!
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Impressum
Und wennwir vor die Hunde gehen!
Von Bill Murphy
Es war eine verteufelte Situation, in der sich King Miller befand. Er stand allein einem Rudel von ausgekochten Revolverschwingern gegenüber, und er würde gegen sie nicht den Hauch einer Chance haben, wenn ihr Anführer Buster Harding den entsprechenden Befehl gab.
»Ich habe Ihnen mein Angebot gemacht, und Sie haben abgelehnt«, sagte Harding mit kalter Stimme. »Aber Sie sollten es sich noch einmal überlegen. Wenn Sie bei Ihrem Nein bleiben, kommen Sie hier nicht lebend raus. Ich habe Sie in alles eingeweiht, und das könnte für mich tödliche Auswirkungen haben.«
Nach diesen Worten breitete sich eine angespannte Stille aus ...
Buster Harding versuchte es noch einmal, indem er lächelte und sich bemühte, seiner Stimme einen versöhnlichen Klang zu verleihen. »Seien Sie nicht so halsstarrig, King. Es ist unmöglich, dass Sie mit dem Transport durchkommen. Am Ende landen die Waffen doch bei den Roten. Aber dann werden Ihre Knochen und die Ihrer Männer in der Sonne bleichen. Da ist es doch vernünftiger, ein Geschäft daraus zu machen und am Leben zu bleiben. Die Roten zahlen mit purem Gold!«
»Und die Männer da draußen?«
»King!« Buster Harding sah kurz und angewidert zur Seite. »Das sind doch Yankees. Jedenfalls in Ihren Augen. Sie haben in der Südstaaten-Armee gedient. Was interessiert Sie das Schicksal von ein paar hundert Blaujacken?« Er lächelte ölig. »Das wäre doch für Sie und Ihre Leute eine Gelegenheit, es der Nordstaaten-Armee kräftig heimzuzahlen. Ich verstehe Sie nicht.«
»Der Krieg ist vorbei«, sagte King Miller.
Buster Harding lächelte und gab sich überrascht. Seine Männer grinsten. »Für Sie?«, sagte Buster Harding und ließ die flache Rechte auf den Tisch fallen. »Jetzt verstehe ich aber gar nichts mehr. Ist die King-Miller-Mannschaft nicht seit dem Ende des Krieges unterwegs, um das Ergebnis der Schlachten zu korrigieren?«
»Unsinn! Wir sind nur zehn Mann!«, gab King Miller zu bedenken.
»Das ist ja das Verrückte an der Sache!«, erwiderte Buster Harding lachend, wurde aber sofort wieder ernst. »Zwanzigtausend Dollar in Gold! Das ist mein letztes Angebot, King. Sie und Ihre Männer haben nicht viel Arbeit dafür zu leisten. Meine Männer übernehmen die Wagen, sobald Sie das Umland des Forts verlassen haben. Sie und Ihre Leute können sich in Flagstaff ein paar gute Tage machen. Wir wickeln das Geschäft mit den Roten praktisch im Handumdrehen ab. Eine Woche, würde ich sagen, und Sie haben das Gold. Ich bin ja da und jederzeit für Sie greifbar. Sie gehen nicht das geringste Risiko ein.«
»Sie kennen meine Antwort. Ich wiederhole mich nicht gern«, erwiderte King Miller.
Buster Hardings Augen schienen zu brennen. »Wie stellen Sie sich das vor? Ich kann Sie doch jetzt nicht mehr gehen lassen. Sie wissen Bescheid. Sie könnten mich ans Messer liefern.«
»Ich habe dieses Gespräch nicht gewollt!«, gab King Miller zu bedenken. Sein Blick war hart. Die vier Revolvermänner, die hinter Buster Harding standen, waren bereit. Alle vier hielten die Faust um den Revolverkolben geschlossen und warteten auf Buster Hardings Zeichen.
King Miller wusste, dass er nur eine Chance hatte. Wenn er schnell war ... Seit zehn Minuten war er sich darüber im Klaren. Und so reagierte er auch. Er überließ sich voll und ganz seinem kämpferischen Instinkt. Seine Rechte zuckte zur Waffe und schwang schon im nächsten Augenblick damit wieder hoch. Es war eine glatte und geschmeidige Bewegung, die im Ansatz gar nicht zu erkennen gewesen war.
Auch Buster Hardings Revolvermänner zogen. Doch King Miller war schneller als sie alle, und er schoss auch sofort. Es ging schließlich nicht um die Verteilung von ein paar Büchsen Marmelade, sondern um Leben und Sterben.
Sein schwerer Revolver blitzte und krachte. Er schoss schnell hintereinander. Dabei duckte er sich ab. Das war eine reine Reflexbewegung. Von der anderen Seite kam nichts, konnte nichts kommen. King Miller traf den einen Revolvermann in die Schulter, dem zweiten schoss er den Hut vom Kopf und dem dritten schmetterte seine Kugel den Colt aus der Faust. Der vierte gab auf, bevor ihn King Millers nächster Schuss treffen konnte. Er hatte zwar den Colt aus dem Holster gezogen, ließ ihn aber fallen und riss die Arme hoch.
Buster Harding saß da wie versteinert.
Vier Schuss hatte King Miller durch den Lauf gejagt. Eine Kugel war in die getäfelte Wand geklatscht.
Das Dröhnen des Revolvers in den Ohren, richtete er sich aus der geduckten Haltung auf und bewegte sich rückwärtsgehend zur Tür. Pulverschwaden wogten durch den Raum. Den Colt in der vorgereckten Rechten, legte er die Linke auf den Türknopf. »Schicken Sie mir Ihre Killer nicht nach, Harding, und hüten Sie sich auch davor, mir und meinen Männern draußen in der Wildnis zu begegnen.«
Buster Harding konnte nur schlucken.
King Miller ging hinaus und prallte im Flur um ein Haar mit der blonden Ruth zusammen. Diese hübsche vollbusige Frau starrte ihn an, als wäre er ein Geist.
King Miller schob den Colt ins Leder und schloss die Tür.
»Um Himmels willen, King! Was hat es denn gegeben?«, fragte sie.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er, fasste sie am Kinn und küsste sie flüchtig. Dann ging er schnell weiter.
Im Hotel herrschte Aufregung. Die Schüsse waren gehört worden. King Miller schaute zurück. Er schob ein paar Neugierige zur Seite und betrat die Hotelhalle. Mehr als ein Dutzend Männer hielten sich in der Halle auf, und alle starrten ihn an.
King Miller ging zur Tür. Dort kam ihm Jim entgegen, mit allen Anzeichen von Aufregung. Jim war ein hoch aufgeschossener junger Mann. Noch immer trug er die ausgeblichene Jacke der Südstaaten-Kavallerie. Deutlich war zu erkennen, wo die abgetrennten Sergeantenwinkel gesessen hatten.
»Was war los?«, fragte er. »Ich dachte, du wärst tot, King!«
King legte dem ehemaligen Sergeanten der Südstaaten-Armee den rechten Arm um die Schultern und zog ihn auf die Straße hinaus.
»Ehe wir sterben, Jim«, sagte er, »wirbeln wir die Hölle noch durcheinander. Aber so weit sind wir noch nicht. Die Mannschaft soll sich bereithalten. Ich reite jetzt zum Fort hinauf und nehme den Auftrag für uns an. Aber eins ist jetzt schon sicher. Wir werden es nicht nur mit den Rothäuten zu tun haben.«
Jim musterte ihn irritiert.
King Miller klopfte ihm auf die Schultern. »Auch Weiße werden hinter uns her sein. Wenn dieses Lumpenpack jetzt auch weiß, wo es langgeht.«
Er trat zu seinem Braunen, ließ Jim los und schwang sich hinauf. Jim löste die Zügel vom Hitchrack und warf sie ihm in die Hand. Er drückte das Kreuz durch, legte dem Braunen die Schenkel fest an und ritt los.
Jim trat zurück und schaute ihm nach. Clay Allison stand auf einmal neben ihm.
»Was ist denn los gewesen?«, wollte der untersetzte Mann wissen. »Im Hotel hat es doch gekracht. Hat er sich vielleicht mit Harding geschossen? Da kommt der Sheriff.«
Jim drehte sich um und lief sofort zur anderen Straßenseite hinüber, als er den Sternträger erblickte. Dabei zog er Clay mit, der kaum Schritt halten konnte. Sie gingen auf dem Sideway weiter und betraten am Ende der Straße die Herberge, in der die gesamte King Miller-Mannschaft Quartier bezogen hatte.
Der Posten am Fort ließ King Miller passieren und zeigte zur Kommandantur hinüber. Miller grüßte und lenkte den Braunen zur Baracke. Dort wurde er bereits erwartet. Als er vom Pferd stieg, trat ein junger Lieutenant hinzu und salutierte nachlässig. »Mister Miller?«
King Miller nickte und folgte ihm dann in das Gebäude. Sie durchquerten die Schreibstube und gingen den schmalen Flur entlang zum Dienstzimmer des Commanders. Der Lieutenant klopfte und trat sofort ein. King Miller nahm den Hut ab.
»Mister Miller, Sir!«, meldete der Lieutenant und schlug dabei die Hacken aneinander.
Der im Dienst ergraute Colonel lächelte, erhob sich und streckte King Miller die Hand entgegen. »Ich sehe es! – Nehmen Sie Platz Mister äh ... Wie soll ich Sie denn ansprechen?«
King Millers Blick ließ sein Lächeln einfrieren. Er wies auf einen Stuhl und nahm wieder Platz. »Bitte setzen Sie sich, King!«
Der junge Offizier trat grinsend ab. King Miller setzte sich, während der Colonel eine Landkarte aufrollte. »Die Division hat es mir freigestellt, ob ich Ihre Mannschaft nicht doch um einen oder gar zwei Züge verstärke. Die einlaufenden Meldungen und Nachrichten verbieten mir das jedoch. Horden von Apachen und Cheyenne sind vor zehn Tagen durch den Sonoraübergang nach Arizona gekommen. Die können praktisch schon morgen hier vor dem Fort stehen. Welch hervorragende Reiter die Roten sind, muss ich Ihnen ja nicht erzählen.«
King Miller nickte.
»Ich benötige also jeden Mann«, erklärte der Colonel weiter und fuhr mit dem rechten Zeigefinger über die Karte. »Um diesen riesigen Fortbereich wirksam verteidigen und schützen zu können, benötige ich eigentlich ein weiteres Bataillon. Aber wem sage ich das. Sie sind doch selbst Offizier gewesen.«
King Miller nickte abermals.
»Übernehmen Sie den Transport trotzdem?«
»Selbstverständlich! Deshalb bin ich ja hergekommen«, sagte King Miller.
»Es dreht sich um die Forts am Big Shino Wash Canyon. Der General, der Sie und Ihre Mannschaft empfohlen hat, ließ durchblicken, dass Sie die Gegend ausgezeichnet kennen.«
King Miller erhob sich, weil der Colonel aufstand. Der Colonel reichte ihm wieder die Hand. »Die Armee der Vereinigten Staaten setzt auf Sie, King. Enttäuschen Sie die Männer nicht, die dort draußen am Big Shino Wash ums Überleben kämpfen. Welches Fort Sie anfahren, bleibt Ihnen überlassen. Entscheiden Sie nach den Umständen. Sie erhalten später zweitausend Dollar. Der Zahlmeister wartet hier im Fort auf Ihre Rückkehr. Wie sind Ihre Männer bewaffnet? Benötigen Sie Gewehre?«
»Hinreichend. Ich danke, Sir!«
Der Colonel begleitete King Miller zur Tür und rief nach dem Ordonanzoffizier, der schon gewartet hatte und prompt auf die Schwelle trat.
»Sie können im Magazin Munition fassen«, sagte der Colonel und nickte danach dem jungen Lieutenant zu. »Führen Sie King zu Major Cramer. Der Major wird ihn einweisen.«
King Miller und der Colonel gaben sich noch einmal die Hand. »Ich werde morgen früh dabei sein, wenn Sie abrücken«, versprach der Colonel und kehrte zu seinem Schreibtisch zurück. King Miller folgte dem Lieutenant, der ihn zu dem Major führte. Und dort, in diesem Raum, warteten auf King Miller alte, fast vergessene Erinnerungen. Nicht nur King Miller erkannte Cramer auf Anhieb wieder, sondern der Major ihn ebenfalls.
Cramer war ein kleiner hagerer Mann, älter noch als der Colonel. Im Bürgerkrieg hatte er auf Seiten der Nordstaaten als General ein Regiment geführt. Bei Chattanooga am Tennessee River war es der Nordstaaten-Armee gelungen, mehr als vierzigtausend Mann der Südstaaten in die Zange zu nehmen. Cramers Regiment stand am weitesten im Süden, und er hatte den Befehl, den Ring zu schließen. Es hätte eine der größten Kesselschlachten dieses Bürgerkrieges gegeben, wäre General Cramer mit seinem Regiment zum Angriff angetreten. Nicht einer von den vierzigtausend Südstaatlern wäre entkommen. Doch früh genug bekam General Lee Wind von diesem Plan. Um die Strategie zu durchkreuzen, stand Lee einzig und allein Captain Art Millers Schwadron zur Verfügung, die nur noch aus dreißig Männern bestand. Mit dieser Handvoll Leute sollte Captain Miller zum Gegenangriff antreten, um den Kessel offenzuhalten und den vierzigtausend Soldaten den Rückzug zu ermöglichen. King Miller war damals klar gewesen, dass diese Aufgabe nicht einmal mit dreihundert Männern zu bewerkstelligen gewesen wäre.
Dreißig abgekämpfte und zum Teil verwundete Männer gegen ein frisches Regiment von zweitausend Soldaten! King Miller hatte diesen Auftrag auf seine Weise gelöst. In der Nacht war er mit seinen Männern nach Chattanooga hineingeritten und hatte General Cramers Stab im Handstreich überwältigt. So war Cramers Regiment ahnungslos in der Stellung geblieben. Volle vierundzwanzig Stunden lang hatte das Regiment auf Cramers Befehl zum Angriff gewartet, und in dieser Zeit hatten sich die vierzigtausend Südstaatler nach Hause abgesetzt und die Auffangstellungen bei Atlanta erreicht.
Längst war für King Miller und seine wackeren Kämpfer die Lage unhaltbar geworden. Anfangs hatte er Cramers gesamten Stab als Gefangene mitnehmen wollen. Doch beinahe wäre er mit seinen Männern selbst in Gefangenschaft geraten.
In buchstäblich letzter Minute gelang ihm mit seinen Leuten die Flucht aus der Stadt. Noch am gleichen Tag wurde er von General Lee persönlich zum Major befördert. Cramer aber verlor sein Kommando und musste auch noch die Schmach ertragen, zum Colonel zurückgestuft zu werden. Nach dem Krieg büßte er noch eine Rangstufe ein, weil er unbedingt hatte in der Armee bleiben wollen.
Dass eine Handvoll Südstaatler bis nach Chattanooga vorgedrungen sein sollte und damit den Angriff des Regimentes verhindert hatte, war Cramer und seinem Stab nicht geglaubt worden. So musste er seitdem mit der Schmach leben, einen wichtigen Angriffszeitpunkt verschlafen zu haben und Schuld daran zu sein, dass sich Lees Armee bei Atlanta so lange hatte halten können.
»Miller!«, krächzte Cramer. »Captain Miller!«
Der junge Offizier salutierte. »King Miller, Sir! Meine Männer und ich haben den Transport zum Big Chino Wash übernommen.«
Cramer wedelte mit der Linken. »Verschwinden Sie, Lieutenant!«
Der Lieutenant klapperte mit den Sporen, salutierte, machte schneidig kehrt und verließ den Raum.
King Miller lächelte und nahm die Hand an den Hut. »General Cramer! Es freut mich, dass Sie sich erinnern.«
King Miller war völlig ohne Arg. Ihm war bekannt, dass die Offiziere, die nach dem Krieg unbedingt in der Armee hatten bleiben wollen, Zurückstufungen hinnehmen mussten, als das Zweimillionenheer der Union auf eine normale Stärke von zweihunderttausend Mann reduziert worden war. – Er wollte dem ehemaligen General die Hand geben.
Doch Cramer nahm die Hände an den Rücken und starrte ihn hasserfüllt an. »Selbstverständlich erinnere ich mich!«, knirschte er. »Aber ich habe immer angenommen, dass Sie gefallen sind.«
»Ich hatte Glück!«
»Und warum haben Sie sich nicht mal gemeldet!«, bellte Cramer. Sein Gesicht verfärbte sich. Deutlich war die Schlagader an Hals und Stirn zu erkennen.
»Gemeldet? Ich verstehe nicht, Sir.«
»Sie verstehen nicht? Sehen Sie sich meinen Rang an und meine Dienststellung hier!«, brüllte Cramer so laut, dass Miller befürchtete, er könnte schon im nächsten Augenblick einem Schlaganfall erliegen. »Das habe ich Ihnen zu verdanken.«
King Miller verzog das Gesicht. »Es war Krieg, Sir! Hätten Sie an meiner Stelle anders gehandelt? Mit dreißig Männern war es nicht anders möglich, Ihr Regiment aufzuhalten.«
Cramer klopfte sich an die Brust. »Ich bin der Mann in dieser Armee, der in dem Ruf steht, einen Angriffstermin glatt versumpft und verschlafen zu haben. Immer wieder ist das in den Zeitungen zu lesen gewesen. Nach dem Krieg! Kein Mensch hat mir und meinen Offizieren damals geglaubt, dass sich ein Südstaatenkommando bis nach Chattanooga durchschlagen und mich und meinen Stab festsetzen konnte. Sie hätten mich rehabilitieren können.«
King Miller war überrascht. »Davon hatte ich keine Ahnung.«
Cramers Augen glichen Schlitzen. Unversöhnlicher Hass funkelte darin. »Sie hatten keine Ahnung! Dass Sie sich nicht gemeldet haben, ist Ihre kleinliche und miese Rache gewesen, weil Ihr Bastarde den Krieg verloren habt.«
»Gewiss nicht, Sir!«, erwiderte King Miller. »Ich bin bereit, das sofort zu bestätigen, wo immer Sie wollen.«
»Jetzt ist es zu spät. Ich bin ein alter, verbrauchter Mann, den Hohn und Spott umgebracht haben.«
»Ich bedaure das zutiefst, Sir«, erwiderte King Miller, und er meinte es so, wie er es sagte. Niemand als er selbst wusste besser, was es bedeutete, Unterlegener zu sein – Verlierer.
»Schenken Sie sich diese Worte!«, zischte Cramer. »Bedauern! Ein mieser Hund sind Sie. Ein egoistischer Knochen, der nur den eigenen Vorteil im Auge hat. Und Sie wollen den Transport übernehmen? Ich sage Ihnen auf den Kopf zu, dass Sie unseren Transport nur übernehmen wollen, um ihn den Roten auszuliefern, Sie verdammter Rebell!«
»Ich hatte von Ihrem Schicksal keine Ahnung«, erklärte King Miller ruhig. »Aber lassen wir die alten Geschichten. Ihr Kommandeur hat mich zu Ihnen geschickt, damit Sie mir Wagen, Ladung und Pferde zeigen. Wir brechen morgen früh zeitig auf. Ich nehme an, die Fracht ist bereits verladen worden.«
»Verlassen Sie das Fort! Sie werden diesen Transport nicht übernehmen.«
»Ich bin nicht gewillt, Ihnen länger zuzuhören. Unterrichten Sie Ihren Kommandeur.«
Cramer lief wieder dunkel an. Er riss die Revolvertasche auf, zückte die Waffe und legte auf King Miller an.
»Sie verdammter Sklavenhalter! Sie Rebell! Verschwinden Sie, oder ich drücke ab.«
King Miller war einen Moment lang wie vor den Kopf geschlagen. Der Sklavenhalter störte ihn nicht. Er hatte nie Sklaven besessen. Und da er im Krieg seiner Heimat gedient hatte, ertrug er es auch, deswegen als Rebell bezeichnet zu werden. Doch der Hass dieses Mannes irritierte ihn. Auf welcher Seite auch immer, jeder hatte im Krieg nur seine Pflicht getan. Der Handstreich von Chattanooga war eine soldatische Glanzleistung von King Miller und seinen Männern gewesen. Ein Mann, der General gewesen war und im Krieg ein Regiment geführt hatte, musste das anerkennen, hätte es anerkennen müssen. Doch Cramer überschüttete ihn deswegen mit Tiraden von Hass.
»Sie haben einen Colt, Miller! Ziehen Sie ihn!«, forderte Cramer.
»Sie sind ja verrückt! Ich kann Ihre Angaben bestätigen, wie es damals gewesen ist. Zu mehr bin ich nicht bereit.«
Cramers Revolver blitzte und krachte. King Miller hatte das kommen sehen und warf sich zur Seite. Noch während er fiel, trat er gegen einen Hocker und schleuderte ihn auf Cramer, der davon voll am Kopf getroffen wurde, gerade als er das zweite Mal abdrückte. So ging auch dieses Bleistück daneben und klatschte in die Tür.