Skull-Ranch 4 - Bill Murphy - E-Book

Skull-Ranch 4 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Der Revolverkönig

Der Aufbau der Skull-Ranch schreitet fort. Voller Stolz kann John Morgan schon jetzt auf das blicken, was er praktisch aus dem Nichts heraus geschaffen hat. Er hat eine tapfere Mannschaft, auf die er sich verlassen kann. Gemeinsam haben sie sich ein neues Zuhause erkämpft und aufgebaut. Natürlich steckt noch alles in den Anfängen. Es wird noch zahlreiche Schwierigkeiten und Konflikte geben, ehe die Menschen auf der Skull-Ranch in eine sorglosere Zukunft schauen können. Denn noch wird dieses wilde Land von Unruhen geschüttelt. Wie rau und gesetzlos es noch zugeht, erfährt John Morgan an diesem Tag auf bittere und schmerzhafte Weise ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Revolverkönig

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Faba/Bassols

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8189-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Revolverkönig

von Bill Murphy

Der Aufbau der Skull-Ranch schreitet fort. Voller Stolz kann John Morgan schon jetzt auf das blicken, was er praktisch aus dem Nichts heraus geschaffen hat. Er hat eine tapfere Mannschaft, auf die er sich verlassen kann. Gemeinsam haben sie sich ein neues Zuhause erkämpft und aufgebaut. Natürlich steckt noch alles in den Anfängen. Es wird noch zahlreiche Schwierigkeiten und Konflikte geben, ehe die Menschen auf der Skull-Ranch in eine sorglosere Zukunft schauen können. Denn noch wird dieses wilde Land von Unruhen geschüttelt. Wie rau und gesetzlos es noch zugeht, erfährt John Morgan an diesem Tag auf bittere und schmerzhafte Weise …

Die Sonne war hinter dem Gebirge nach einem prächtigen Farbenschauspiel förmlich erloschen, und nun schienen sich die Schatten der mächtigen Berggipfel wie drohende Vorboten der Nacht auf das weite Land der Bull-Skull-Ranch zu erstrecken.

John Morgan, der Boss der Ranch, verharrte. Er hatte ein Geräusch wahrgenommen, das er zunächst nicht deuten konnte. Es war ihm auch nicht möglich, festzustellen, wo es hergekommen war. War es von weit draußen aus dem Valley gekommen? Hatte es sich um den fernen Schrei eines Stieres gehandelt? Oder war das im Haus gewesen? Hatte dort jemand einen Gegenstand fallen lassen?

Er ging weiter. Zwei Schritte noch. – Da hörte er es wieder. Deutlich dieses Mal, und das Geräusch ließ sich auch sofort lokalisieren. Es war aus dem Haus gekommen. Seine Tochter – Mary-Lou – hatte geschrien!

Da fiel sein Blick auf die vier Pferde vor dem Gebäude am Hitchrack. Und diese stummen Kreaturen befanden sich in einem bedauernswerten Zustand. Sie waren nicht nur lange und weit, sondern auch ziemlich erbarmungslos geritten worden.

John Morgans Faust krallte sich um den Kolben der Waffe. Vor zehn Minuten hatten die vier Pferde dort noch nicht gestanden. Aber was schlimmer war: er hatte die Reiter gar nicht kommen hören.

John Morgans Züge verhärteten sich. Er machte schmale Augen. Sein mächtiger Brustkasten hob und senkte sich ein paar Mal heftig. Dann wollte er loslaufen.

Doch abermals verharrte er. Die Tür flog auf, und ein Mann, dem John Morgan noch nie begegnet war, trat auf die Schwelle, den Colt in der Faust.

Sie sahen sich an. Der Mann war groß und schlank. Tagealte Bartstoppeln bedeckten seine Kinnpartie. Er machte den gleichen abgetriebenen Eindruck wie die Pferde. Doch er wirkte keinesfalls heruntergekommen. Intelligent war der Mann auch. Sein Blick war frei, offen. Der Mann wirkte sogar sympathisch.

»Sind Sie der Boss hier?«, fragte er.

John Morgan nickte. »Ja, der bin ich!«

Der Mann blickte flüchtig aber doch gründlich in die Runde und winkte mit dem Revolver. »Kommen Sie rein, Morgan!«

John Morgan setzte sich in Bewegung. Der Mann trat zur Seite, um ihm Platz zu machen. John Morgan blieb vor ihm stehen. »So bin ich noch nie gebeten worden, das eigene Haus zu betreten.«

»Kein langes Theater!«, sagte der Mann, und nun klang seine Stimme scharf und kalt. »Wir werden verfolgt. Was wir benötigen, sind Pferde, Munition und Proviant. Und Sie werden uns das alles geben. Machen Sie also schnell, umso eher sind Sie uns wieder los. Uns liegt nichts daran, hier zu übernachten.«

Wortlos betrat John Morgan die Halle. – Sie hatten Mary-Lou. Aber dieser Anblick überraschte ihn nicht. Er war sich im ersten Moment darüber klar geworden.

Prallgefüllte Satteltaschen lagen auf dem langen, hölzernen Tisch. Einer hatte darauf Platz genommen. Die beiden anderen standen mit Mary-Lou hinter dem Tisch. Einer bedrohte sie mit dem Colt, der andere hielt sie fest, das Gewehr in der Faust, mit dem er sofort auf den Rancher zielte.

John Morgan sah seine Tochter an und nickte ihr beruhigend zu. »Die Männer werden bekommen, was sie haben wollen, und danach wegreiten.«

Die drei grinsten. Unrasiert waren sie alle. Die Anstrengung, die sie hinter sich hatten, zeichnete ihre Gesichter. Der Mann, der auf dem Tisch saß, war ungewöhnlich jung. Fast ein Knabe noch. Aber dieser Eindruck täuschte. Er gehörte zu der Sorte, die scheinbar nicht älter wurde. Die beiden anderen waren kräftige untersetzte Männer von vierzig Jahren, denen man auf den ersten Blick ansehen konnte, zu welcher Gilde sie gehörten.

»Worauf warten Sie denn, Morgan?«, fragte der Mann an der Tür ungehalten. »Rufen Sie Ihre Leute! Die sollen auch gleich umsatteln. Wir sind an einem längeren Aufenthalt nicht interessiert. Und Sie doch gewiss auch nicht.«

John Morgan drehte sich nach ihm um und schüttelte den Kopf. »Es ist keiner hier.«

Der Mann lächelte verwirrt. »Auf einer so großen Ranch …«

John Morgan zuckte die Schultern. »Um diese Jahreszeit gibt es an der Herde alle Hände voll zu tun.«

»Dann müssen Sie sich eben selbst bemühen«, antwortete der Mann. »Los, erst einmal die Pferde!«

Der junge Mann erhob sich vom Tisch. »Wo ist die Küche? Ich werde mich um den Proviant kümmern.«

John Morgan sah ihn an und zeigte zur Seite auf eine Tür. »Vorräte finden Sie dort drüben. Das Vorhängeschloss ist nur eingehakt.«

»Pa!«, sagte da Mary-Lou. »Die Männer wollen mich mitnehmen.«

»Nein!«, sagte John Morgan mit fester Stimme, »Das werden sie nicht tun.«

Schnell, mit wuchtigen, ausgreifenden Schritten ging er zur Tür.

»Was wir tun oder lassen, haben Sie doch nicht in der Hand«, sagte der Mann dort, einen Anflug von Spott in den Augenwinkeln.

John Morgan blieb vor ihm stehen und starrte ihm ins Gesicht. »Oder diese Männer werden hier nicht wegkommen«, sagte er und ging schnell hinaus.

Im Korral tummelten sich ein Dutzend Pferde. John Morgan warf die Torstangen aus den Haltebügeln, nahm das Lasso vom Pfosten und ging hinein. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Die ganze Zeit war er fest davon überzeugt gewesen, allein mit diesen vier Männern zurechtzukommen. Er wollte ihnen geben, was sie forderten, und es sich später zurückholen. Doch nun sah das alles ganz anders aus. Was immer sie getan hatten und wer auch immer hinter ihnen her war, all das war um Nummern zu groß für diese Sattelratten. Sie brauchten eine Geisel, um aus dieser Sache herauszukommen.

Nacheinander fing er vier Pferde ein und leinte die Tiere an den Torpfosten. Dabei sah er sich spähend um. Aber nicht einer seiner Männer ließ sich blicken.

Weder Shorty noch der hünenhafte Brazos waren zu sehen. Auch keine Spur von Chet Quade oder Leroy Spade, der sich wieder einmal auf der Ranch befand und draußen beim Aussortieren und Bränden der Einjährigen half.

Doch als er das letzte Pferd eingefangen hatte und das Lasso wieder über den Pfosten warf, sah er plötzlich Vinz Coley neben dem Stall stehen. Vinz war ein neuer Mann. Er hatte ihn in Golden City getroffen und ihn kurzerhand als Cowboy angeworben, da er ihn für einen Mann gehalten hatte, der sich mit den Männern auf dieser Ranch verstehen würde. Darin hatte er sich auch nicht getäuscht. Und zupacken konnte Vinz auch wie kaum ein anderer.

John Morgan warf einen prüfenden Blick zum Haus. Er sah niemanden, aber er wusste, dass er beobachtet wurde. Vinz konnten die Männer vom Haus aus nicht sehen.

John Morgan verließ den Korral und lief in den Stall. Direkt über der Futterkiste fehlte ein Brett in der Rückwand. Davor tauchte Vinz auch prompt auf.

»Was ist denn nicht Ordnung, Boss?«, fragte er leise.

»Vinz, hör mal genau zu!«, krächzte John Morgan. »Ich brauche Hilfe! Vier Sattelratten sind in mein Haus eingedrungen, und sie halten Mary-Lou fest. Stiehl dich so unbemerkt davon, wie du gekommen bist. Reite zu den anderen. Sie sollen kommen. Aber schnell! Sie sollen da draußen alles stehen und liegen lassen.«

»Mach ich!«, erwiderte Vinz leise. »Ich bin so schnell wie der Wind.«

Vinz verschwand sofort. John Morgan richtete sich auf und fuhr sich über das Gesicht. Schweißnass war er. Nicht nur im Gesicht. Am ganzen Körper. Die Unterwäsche klebte ihm am Leib.

Er sah sich ratlos um. Was hätte er im Stall suchen können? Gebissstücke hingen an einem verrosteten Nagel. Er nahm sie herunter und kehrte zum Korral zurück.

Als er die Pferde zum Haus führte, trat der Schlanke heraus. »Sie haben ein Pferd vergessen«, sagte er.

John Morgan wusste sofort, dass er damit das Tier für Mary-Lou meinte. Er ging weiter. »Ihr seid vier Mann, und vier Pferde habe ich«, erklärte er. »Von einem Packpferd war nicht die Rede.«

Er ließ die Pferde neben den abgetriebenen Tieren stehen und wollte mit dem Umsatteln beginnen. Der Schlanke kam zu ihm. »Ich sagte, Sie haben ein Pferd zu wenig. Also holen Sie das andere Tier oder ich tue es selbst. Aber das erleben Sie dann nicht mehr.«

Sie starrten sich in die Augen. Langsam hob der Mann den Colt und zielte damit auf John Morgans Magen.

»Es geht aber auch anders«, sagte der Kerl. »Ihre Tochter ist ein zartes Püppchen. Wollen Sie, dass wir uns an ihr schadlos halten?«

John Morgan atmete schwer.

»Ich kann Sie nicht verstehen, Hombre!«, sagte der Schlanke lächelnd. »Wenn Sie vernünftig sind, braucht das gar keine große Sache zu werden. Wir hauen wieder ab, und morgen früh haben Sie auch Ihre Tochter wieder. Ihr wird nichts geschehen. Sie haben mein Wort.«

John Morgan starrte ihm in die Augen. Schwer wogen die Gebissstücke in seiner Faust. Der Colt des anderen schreckte ihn nicht. Wenn nur Mary-Lou nicht in der Gewalt dieser Halunken gewesen wäre. – Nein! Er hatte keine Chance. Ihm blieb keine andere Wahl, als sich zu fügen. Wie von selbst öffnete sich seine Hand, und die Gebissstücke fielen zu Boden.

Der Schlanke grinste. »Hombre, nehmen Sie es doch nicht so schwer! Was verlieren Sie denn schon? Für die Pferde lassen wir andere hier, und ihre Tochter haben Sie morgen Früh wieder. Das bisschen Salzfleisch und den Sack Bohnen, Rancher! Wollen Sie sich deswegen erschießen lassen?«

John Morgan seufzte. Hatte dieser Halunke nicht recht? Er wollte kehrtmachen, um ein fünftes Pferd zu holen, da tauchte Vinz Coley auf. Er war um das Haus gelaufen und stand an der Giebelseite, das Gewehr auf den Schlanken gerichtet.

»Nehmen Sie ihm den Colt aus der Hand, oder er kriegt von mir etwas zwischen die Rippen!«, sagte Vinz mit rasselnder Stimme.

John Morgan starrte ihn an. Auch der Schlanke war überrascht. Wie der Teufel aus der Kiste stand Vinz auf einmal dort.

»Walt!«, rief der Schlanke mit lauter und scharfer Stimme.

Wahnsinnig schnell ging dann alles. Vinz feuerte. Aber er traf nicht. Weder den Schlanken noch diesen Walt, der aus dem Haus gestürzt kam. Der Schlanke hatte sich gegen die Hauswand fallen lassen, um dem Angriff von John Morgan zu entgehen, der sich auch sofort vorwärtswarf. Doch sowie Vinz vorbeischoss, so griff auch er ins Leere.

Der Colt des Schlanken dröhnte und auch Walt schoss. Beide trafen Vinz, der den Colt fallen ließ, stürzte und sich am Boden überschlug. Das war das Letzte, das John Morgan zu Gesicht bekam. Im gleichen Augenblick erhielt er einen Hieb auf den Kopf, dass er das Bewusstsein verlor.

Er stürzte in abgrundtiefe Finsternis.

Verzweifelt kämpfte er gegen die Ohnmacht an. Aber das schaffte er nicht. – Mary-Lou! Das war sein letzter Gedanke.

Stöhnend wälzte sich John Morgan auf den Rücken. Stockdunkel war es um ihn, und was da über ihm glänzte, funkelte und glitzerte, waren Sterne. Aber es dauerte eine ganze Weile, bis er das begriff. Dann aber wusste er immer noch nicht, wo er sich befand. Verzweifelt versuchte er, sich zu erheben. Aber er sackte immer wieder weg. Die Erdanziehung schien auf einmal unüberwindbar. An der Hauswand zog er sich dann hoch, und da hatte er die Erinnerung wieder!

Im Haus brannte Licht!

Mein Gott, dachte er. Sind die Halunken noch da?

Ihre Pferde standen vor dem Haus.

Die abgetriebenen Tiere. Ohne Sättel. Daneben stand noch ein fünftes Tier.

John Morgen tastete sich an der Hauswand entlang zur Tür. Taumelnd fiel er dagegen. Es krachte und polterte.

In der Wohnhalle stand Chet Quade! Er wirbelte geduckt herum, zückte den Colt und legte auf John Morgan an. Das alles sah aus, als würde er explodieren.

John Morgan stolperte über die Schwelle und schlug lang hin. Sein Gleichgewichtssinn war völlig durcheinander. Der Boden schien ihn förmlich anzuziehen.

Mit zwei Schritten war Chet Quade neben ihm und ließ sich auf die Knie nieder.

»Mein Gott, Mister Morgan!«, rief er. »Was ist passiert?«

»Wasser!«, krächzte der. Rancher. »Bring mir einen Schluck Wasser!«

Chet Quade half ihm erst auf die Füße und führte ihn zu einem Stuhl. Schwer ließ sich John Morgan darauf nieder. Chet lief in die Küche.

Chet Quade war ein junger Mann. Groß, breit in den Schultern mit schwarzem Haar, das ein wenig bläulich schimmerte. Chet wirkte weder wild noch gefährlich. Aber dass er zur harten Sorte gehörte, war ihm trotzdem anzusehen, auch dass er einen gehörigen Schuss Comanchenblut in den Adern hatte. Er war mit John Morgans Tochter auf die Ranch im Blaugrasland gekommen. Zufällig war er ihr mitten in der Wildnis begegnet, als sie sich auf der Reise zur Ranch ihres Vaters befand. Sie hatte zuvor bei den Großeltern gelebt, die kurz hintereinander gestorben waren. Klar, dass er Mary-Lou liebte und sie ihn. Bloß wusste das keiner vom anderen.

Chet kam mit einem Glas Wasser wieder. John Morgan trank einen Schluck. »Vier Männer sind hier gewesen«, sagte er mit krächzender Stimme. »Sie wollten Proviant und frische Pferde. Die Kerle haben Mary-Lou als Geisel mitgenommen. Aber sieh erst einmal nach Vinz! Auf ihn haben sie geschossen. Er muss da draußen hinter dem Haus liegen.«

Er zeigte Chet die Richtung, und Chet ging auch sofort hinaus. Kurz darauf kam er schon wieder.

»Ja, Vinz liegt dort. Er ist tot«, sagte er. »Wann ist das alles passiert?«

»Die Sonne war gerade weg«, erklärte John Morgan. »Ich habe am Kleinviehstall weitergearbeitet, als ich plötzlich etwas hörte. Aber da waren die Hundesöhne schon da. Ist mir jetzt noch unerklärlich, wieso ich sie nicht kommen hörte. Ich habe die Kerle in dieser Gegend noch nie gesehen. Der eine sagte mir, dass sie verfolgt würden. Ich wollte ihnen ja auch alles geben. Aber … hoffentlich ist dem Girl nichts zugestoßen. Ich würde mir das nie verzeihen.«

Chet musterte ihn ernst. »Vier Männer haben in Hotdog City die Bank ausgeraubt.«

»Genau danach sahen mir die Kerle· auch aus.« John Morgan trank das Glas leer und stutzte. »Woher weißt du das?«

»Der Sheriff von Hotdog City ist mit einem Dutzend Leuten bei uns vorbeigekommen. Er wollte zur Ranch reiten. Aber ich habe ihm gesagt, dass wir hier solches Pack niemals dulden und gleich in die Hölle oder weiterjagen würden. Ich Hornochse!«

»Besser so!«, krächzte der Rancher. »Da haben die Halunken die Verfolger nicht im Nacken. Vielleicht lassen sie Mary-Lou tatsächlich bald frei, dass sie morgen früh wieder hier sein kann.«

»Willst du darauf warten?«

»Natürlich nicht!«, versetzte John Morgan und hielt Chet das Glas hin. »Gib mir mal noch einen Schluck. Dann sattle die Pferde. Eine lange Jagd wird das nicht werden. Das schwöre ich.«

Chet nahm ihm das Glas ab. »Weißt du, wohin sie geritten sind?«

John Morgan schüttelte den Kopf mit bekümmerter Miene. »Ich habe doch einen über die Rübe gekriegt.« Er hielt sich den Schädel. »Direkt hierher«, sagte er und zeigte Chet die Stelle. »Kannst du mir sagen, wieso ich deshalb meine Beine nicht spüre?«

»Das vergeht wieder«, meinte Chet und lief noch mal in die Küche.

»Schlechte Karten im Dunklen«, sagte er, als er wieder kam. »Aber wenn die Halunken von Hotdog City gekommen sind, gibt es für die wohl nur einen Weg: den nach Golden City.«

Der Rancher ließ sich das Glas geben. »Daran habe ich eben auch gedacht. Wird das beste sein, wir reiten erstmal in die Richtung.«

Chet ging hinaus, um Pferde zu satteln. John Morgan stand auf, sank aber sogleich krachend zurück, weil ihm die Beine den Dienst versagten.

»Verflucht!«, schimpfte er.

Chet kam nach ein paar Minuten wieder. »Wo ist denn dein Hut?«

»Draußen noch«, krächzte John Morgan und wollte sich abermals erheben. Aber das gelang ihm wieder nicht.

Chet zog die Stirn kraus. »Was ist denn mit dir?«

»Das vergeht schon wieder!«, brummte John Morgan.

»Soll ich allein reiten?«

»Kommt überhaupt nicht in Frage!«, polterte John Morgan. »Hilf mir mal hoch. Dann wollen wir Vinz ins Haus tragen. Ich möchte ihn da draußen nicht so liegen lassen.«

Chet winkte ab. »Das mache ich schon«, sagte er und ging wieder hinaus.

John Morgan starrte auf die Beine, ließ das Glas fallen und fluchte. Als er Chet kommen hörte, stemmte er sich hoch, krachte aber wieder zurück.

»Verflucht!«, sagte er wieder und starrte Chet an, der an der Tür stehen geblieben war, Vinz auf den Armen.

»Was ist denn mit dir los?«, fragte er besorgt, während er Vinz zum Ledersofa trug. »Das sieht ja ziemlich übel aus.«

»Was?«, knurrte John Morgan verärgert und ein wenig auch besorgt.

Chet kam zu ihm und setzte ihm den Hut auf. Dann half er ihm hoch. Nur mit seiner Hilfe gelangte er bis zur Tür. Dort schob er Chet zurück, musste sich aber an der Tür halten, um auf den Beinen bleiben zu können.

»Das beste ist, du bleibst hier bei Vinz«, sagte Chet besorgt. »Shorty und Doc Smoky werden vor Mittag kommen. Wir sind ziemlich fertig mit der Arbeit. Smoky will wieder auf der Ranch kochen. Da kann er sich deinen Kopf gleich mal ansehen, und deine Beine.«

John Morgan schwitzte. Die Glieder zitterten ihm. Er musste sich wieder von Chet stützen lassen. Weich wie Pudding waren ihm die Knie. »Warten wir noch eine Weile«, sagte er, als ihn Chet zum Stuhl zurückführte. »Das vergeht gleich wieder.«

»Wir sollten die Burschen nicht zu weit vom Lasso lassen«, meinte Chet. »Ich mache mich mal schon auf den Weg. Du kannst ja nachkommen.«

»In einer Stunde bin ich bestimmt wieder auf dem Damm. Du reitest in Richtung Golden City?«

Chet nickte.

»Ich komme in einer Stunde nach. Ich muss mich einfach noch etwas ausruhen.«

Chet klopfte ihm auf die Schulter. »Ich werde kein zu schnelles Tempo vorlegen«, sagte er, ging hinaus und ritt davon.