Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 6 - Bill Murphy - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 6 E-Book

Bill Murphy

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Es gab keinen Whisky, den sie nicht gekostet, und keinen Kampf, den sie nicht Schulter an Schulter bestanden hatten. Whisky-Jack und Luis Barranca, die beiden Schlitzohr-Halunken, hielten wie Pech und Schwefel zusammen. Als man dann ihre Ranches in Schutt und Asche legte, kannten die beiden Männer nur einen Gedanken: Rache!
Mit reichlich Whisky und Munition ausgerüstet, machten sie sich auf den Weg, auf dem schon dreißig ausgekochte Revolvermänner auf sie warteten. Dafür aber hatten die beiden Amigos nur ein verächtliches Grinsen übrig ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 135

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Der neue Grenzland-King

Vorschau

Impressum

Der neue Grenzland-King

Von Bill Murphy

Es gab keinen Whisky, den sie nicht gekostet, und keinen Kampf, den sie nicht Schulter an Schulter bestanden hatten. Whisky-Jack und Luis Barranca, die beiden Schlitzohr-Halunken, hielten wie Pech und Schwefel zusammen.

Als man ihre Ranches in Schutt und Asche legte, kannten die beiden Männer nur einen Gedanken: Rache!

Mit reichlich Whisky und Munition ausgerüstet, machten sie sich auf den Weg, auf dem schon dreißig ausgekochte Revolvermänner auf sie warteten. Dafür aber hatten die beiden Amigos nur ein verächtliches Grinsen übrig. Denn sie hielten manch haarigen Streich für den Teufel bereit ...

Der Texaner fluchte, als er den Frachtwagen unten in der Senke stehen sah, und trieb den Braunen vorwärts. Er kochte vor Wut, weil Luis Barranca, sein Partner in diesem Geschäft, schon wieder angehalten hatte.

Er jagte in die von Büschen gesäumte Senke hinab und sah die Bescherung. Der Wagen stand schief da! Eines der Hinterräder war zu Bruch gegangen.

Der massige Mexikaner saß auf der Schattenseite neben dem Wagen im Sand und döste vor sich hin. Erst als der große, breitschultrige Texaner vor ihm hielt und aus dem Sattel stieg, schob er den verstaubten Sombrero in den Nacken, sah auf und grinste.

Der Texaner, der Black Jack Bullwhip hieß, aber von allen, die ihn kannten, Whisky-Jack genannt wurde, weil er angeblich so viel Whisky konsumierte, dass der Nachschub nur mit einer Schubkarre zu bewältigen war, riss sich den Hut herunter und feuerte ihn in den Sand.

»Luis, du alter Hornochse!«, knurrte er verärgert, und sein Zorn wuchs, weil der Mexikaner nicht aufhörte zu grinsen. »Bis nach Montana hinauf und hinunter hat die Karre gehalten, und hier, drei Meilen vor unserer Haustür, fährst du sie zu Bruch!«

Luis Barranca zog beim Grinsen die Lippen von den Zähnen. »Reg dich nicht auf, Amigo mio! Das bin ich doch nicht gewesen.«

»Aber nicht nur das!«, tobte Whisky-Jack weiter. »Statt den Karren zu reparieren, sitzt du auf deinem fetten Arsch in der Sonne.«

»Ich sitze im Schatten, aber nicht freiwillig!« griente der Mexikaner.

Whisky-Jack wollte sich auf ihn stürzen. Doch da nahm er hinter sich Bewegung wahr. Er wirbelte sofort herum, die Hand auf dem Revolverkolben, verharrte dann aber schlagartig!

Acht Männer! Durch die Bank weg mit einer Figur wie ein Kleiderspind, und jeder bis an die Zähne bewaffnet. In acht Gewehrmündungen ließen sie Whisky-Jack blicken.

Vorsichtig nahm er die Hand vom Colt und drehte sich nach Luis Barranca um. Der Mexikaner grinste noch stärker, geradezu teuflisch. Nun erst bemerkte Whisky-Jack, dass sein Partner ohne Waffen und sein Gesicht aufgeschrammt und geschwollen war. Dann sah er wieder zu den Männern, die sich langsam und vorsichtig auf ihn zubewegten. »Wer seid ihr und was wollt ihr?«

Keiner sprach ein Wort. Die Antwort kam anders, aber unverzüglich. Einer schnappte ihm den Revolver weg, ein anderer zog seinen Braunen zur Seite, und dann stürzten sie sich auf ihn.

Whisky-Jack wehrte sich. Er schlug und trat hart zurück. Sofort erwischte er einen Gegner voll am Kiefer, sodass der Kerl zurückflog und sich im Sand überschlug.

»So ist es richtig, Amigo!«, hörte er Luis Barranca murmeln. »Immer drauf, zeig es ihnen!«

Whisky-Jack setzte noch einen Mann außer Gefecht, der ihm in seinen Tritt förmlich hineinrannte.

»Ole, Amigo mio!«, rief der Mexikaner. »Volltreffer!«

Keilend und schlagend, wie ein Teufel zuckte Whisky-Jack herum, um zu sehen, weshalb Luis nicht aufsprang, um ihm zu helfen. Neben den Mulis stand ein junger Kerl, und der hielt den Mexikaner mit einem Gewehr in Schach.

Von einem harten Schwinger getroffen, krachte Whisky-Jack mit dem Rücken gegen den Wagen. Er nutzte den Schwung aus und warf sich wie ein wütender Stier nach vorn. Hart krachten seine Fäuste auf Schädel und Kiefer. Ein Hut segelte durch die Luft.

Aber damit hatte es sich für Whisky-Jack! Das waren bärenstarke Kerle, so wie er selbst, und sie waren zu sechst und liebten den Kampf genauso, wie er. Das konnte er ihren blitzenden Augen und den begeistert hervorgestoßenen Flüchen entnehmen. Sie brachten ihn schließlich zu Fall und schlugen ihn zusammen.

Whisky-Jack wurde es schwarz vor den Augen. Er schüttelte sich noch, sah aber er nur mehr bunte Sterne und Kreise, die durch diese Schwärze zuckten. Schließlich gelang es ihm, die Augen wieder zu öffnen. Er hob den Kopf und schaute in Luis grinsendes Gesicht.

»Na, spuckst du nun immer noch große Töne!«, lachte der Mexikaner.

Whisky-Jack zog die Beine an den Leib, wollte sich erheben und krachte auf die Seite.

»Hombre!«, feixte der Mexikaner. »Die haben hingelangt, was? Mir tun auch noch alle Knochen weh.«

Whisky-Jack stemmte sich auf die Ellenbogen und schaute sich mit zusammengekniffenen Lidern um. Die Kerle waren nicht mehr da. Brandgeruch stieg ihm in die Nase. Rauchschwaden trieben an ihm vorüber. Er drehte den Kopf nach hinten, bis ihn ein stechender Schmerz durchfuhr. Mit beiden Fäusten rieb er sich den Nacken. Der kurze Blick hatte genügt. Der Wagen brannte, und davor lagen die Maultiere – erschossen.

»Diese Schweine!«, knirschte er. »Luis, warum haben sie das gemacht?«

»Das wollte ich auch wissen, Amigo mio. Ich habe sie auch gefragt, aber zur Antwort nur fürchterlich was auf die Schnauze gekriegt.«

Whisky-Jack schielte zu ihm hinüber. »Konntest du Bastard mich nicht warnen?«

»Hätte ich gekonnt! Aber ich wollte einfach mal sehen, was du für 'ne Figur abgibst. Du wolltest doch immer zwanzig Mann verdreschen.«

»Das habe ich schon fertiggebracht!«

»Ja!«, lachte der Mexikaner. »Aber die reichten dir alle nur bis zur Brust. Lass dich trösten! Am Anfang hast du ziemlich gut ausgesehen. Fast wie der Sieger. Aber eben nur am Anfang, und mit der ersten Runde ist ja niemals Schluss.«

Whisky-Jack massierte sich den Schädel. »Und wie hast du abgeschnitten?«

»Nicht so gut!«

»Dachte ich mir!«

»Aber ich habe einem die Hauer ausgeschlagen!«, erklärte Luis Barranca stolz. »Mit einem einzigen Hieb! Die Dinger sind ihm zur Seite rausgeflutscht wie nichts. Gold und Silber, sage ich dir. Oben und unten – alles an einem Stück. Direkt unter die Maultiere ist ihm die Kostbarkeit gesegelt, und das linke Stangenmuli ist richtig drauf mit dem Huf, bevor er dort war und zupacken konnte. Und dann hat das Mistvieh erst noch einen fahren lassen, bevor es sich wegschieben ließ. Breit wie ein Rechen war das Gebiss nun. Er hätte einen Rachen wie ein Krokodil haben müssen. Trotzdem hat er versucht, es sich in die Schnauze zu schieben, dieser Bonbonkocher! Das war ein Bild! Die haben alle gelacht und mich sofort in Ruhe gelassen.«

Whisky-Jack lachte verzerrt, weil ihm das Gesicht wehtat.

»Dich hat es nicht amüsiert?«, fragte er, weil der Mexikaner ernst blieb.

»Doch!«, knirschte Luis. »Ich habe mich ausgeschüttet vor Lachen, als sie alle um ihn herumstanden und sich jeder anbot, ihm die Zähne zurechtzubiegen. Doch dann kam dieser rachsüchtige Bastard zu mir und hat mir unters Kinn geschlagen, dass ich mit dem Kopf gegen den Wagen geknallt bin. Als ich wieder denken konnte, bist du gekommen, du Armleuchter!«

Whisky-Jack wälzte sich herum und stand auf, griff dabei nach seinem Hut und stülpte ihn sich über das pechschwarze Haar, den Blick auf den brennenden Wagen gerichtet. »Unser Lohn für die lange Fuhre!«, schimpfte er verdrossen. »Wagen und Maultiere sollten drüben in Delgato zweihundert Dollar bringen. Nun sind wir für nichts die ganzen Wochen unterwegs gewesen. Deine Idee war es, statt der hundert Dollar das Gespann zu nehmen. Mit dir komme ich zu etwas! Das sehe ich jetzt schon. Oha, wir werden noch mal ganz reiche Leute. Mist, verfluchter!«

Luis Barranca stand auf. »In Mexiko sind Maultierfelle eine Menge wert.«

Whisky-Jack musterte ihn verächtlich. »Was ist bei dir eine Menge?«

»Zwölf Dollar, würde ich sagen.«

Whisky-Jack verzog das Gesicht. »Na! Mal sechs! Das sind wenigstens 72 Dollar. Besser als nichts.«

»Nicht ›mal sechs‹!«, brummte Luis. »Zwölf Dollar für alle sechs.«

Whisky-Jack stöhnte. »Zwölf Dollar! Damit beginnen wir die zweite Million.«

»Wieso die zweite?«, fragte der Mexikaner verblüfft.

Whisky-Jack schlug ihm auf die Schulter. »Weil wir die erste nicht geschafft haben, fangen wir jetzt mit der zweiten an. Vielleicht klappt es da besser.«

»Willst du die sechs Kadaver wirklich wegen zwölf Dollar häuten?«

»Weißt du, was ich jetzt will?«

»Klar!« Der Mexikaner griente. »Eine schöne Kneipe. Ich kenne dich doch!«

Whisky-Jack spie angewidert aus und setzte sich in Bewegung.

»Wo willst du hin?«

»Nach Presidia City«, erwiderte Whisky-Jack und stapfte weiter.

»Um Himmels willen, nein!«, rief der Mexikaner.

Whisky-Jack hielt ein und drehte sich um.

Luis Barranca zeigte auf den brennenden Wagen und die toten Maultiere. »Deswegen haben die Kerle das doch gemacht. Wir sollen verduften und uns in dieser Gegend nie wieder blicken lassen.«

»Wir sind doch hier zu Hause!«

»Das haben die Kerle aber gesagt!«

»Zu mir nicht.«

»Du hast es bloß nicht mehr gehört.«

»Die können mich mal!«, rief Whisky-Jack und ging weiter.

»Die haben aber Stacheldraht auf der Zunge!«

Whisky-Jack stapfte durch den Sand und hob kurz die Hand. »Ich bin ein harter Brocken. Mein Hintern ist aus Granit.«

»Ich gehe nach Mexiko!«, rief Luis Barranca.

»Feiger Hund!«

»Adios, Amigo!«

Whisky-Jack hielt noch einmal an und drehte sich um. »Wenn ich morgen hierherkomme, und die Kadaver liegen ohne Felle hier, kriege ich von dir sechs Dollar!«

Der Mexikaner winkte. »Ist geritzt!«

Whisky-Jack ging weiter. »Grüß mir Joko und seine heißen Töchter!«

»Einen Grabstein setze ich dir!«, rief Luis Barranca und ging zum Rio Grande hinunter.

»Schweinetreiber! Mädchenfänger!«, rief ihm Whisky-Jack nach.

»Ja!«, erwiderte der Mexikaner und sprang in die Luft. »Auf die Mädchen gehe ich jetzt los. Juchei! Ole! Auf, ihr Girls, freut euch! Der wilde Luis kommt! Der wilde Luis Barranca!« Er warf sich in den Fluss, und das Wasser rauschte.

Whisky-Jack hielt ein und überlegte, ob er ihm folgen sollte, ging aber dann weiter. »Armleuchter! Zuckerbäcker!«, schimpfte er vor sich hin.

Elam O'Brain war der Mann gewesen, der vor Monaten noch in Presidia City und tief in das mexikanische Gebiet hinein geherrscht hatte wie ein König. Del Leigh war sein Adlatus gewesen. Bis Luis Barranca und Black Jack Bullwhip, der Whisky-Jack genannt wurde, den großen King zu Fall brachten.

Del Leigh war Advokat. Mit viel Mühe, aber mit noch mehr Tricks war es ihm gelungen, Elam O'Brains großes Imperium nicht nur beisammenzuhalten, sondern auch in die Hand zu bekommen. Nun stand er an Elam O'Brains Stelle. Und genauso rücksichtslos wie einst Elam O'Brain setzte er dessen Machtstreben fort. Er war ein großer Mann geworden.

Ganz Westtexas und ein Teil Mexikos bis nach Chihuahua hinein standen unter seiner Fuchtel, und nun wollte er gar Senator werden und Texas im Kongress in Washington vertreten. Ein Ziel, das Elam O'Brain nie gehabt hatte. Aber Elam O'Brain war seinerzeit aus der Wildnis gekommen, während Leigh in Harvard studiert hatte.

In Harvard! Del Leigh war also ein gebildeter und gescheiter Mann.

Wie damals schon Elam O'Brain, wollte auch er diesseits und jenseits des Rio Grande die Weiden seiner gewaltigen Ranch und der noch größeren Hazienda vergrößern. Und damit sah er sich, wie schon einst Elam O'Brain, mit den beiden kleinen Ranches konfrontiert, von denen die eine in Texas und die andere drüben in Mexiko, wie widerborstige Stachel, in sein Land hineinragten.

Drüben in Mexiko benötigte er dringend den kleinen See, der Luis Barranca gehörte, und auf texanischem Gebiet lag ihm das Land von Black Jack Bullwhip, genannt Whisky-Jack, quer vor der Nase und damit wie ein Stein im Magen.

Selbstverständlich war Del Leigh gewarnt. Er hatte ja mit angesehen, wie Elam O'Brain an diesen beiden Männern zerbrochen war. Doch Del Leigh hatte aufgepasst. Schon damals war ihm klargeworden, dass es Möglichkeiten gab, sich diese beiden Schlitzohren vom Hals zu halten. Elam O'Brain hatte diese Chance versäumt.

Del Leigh war ein kleiner, unscheinbarer Mann von vierzig Jahren. Nun aber, seit er auf Elam O'Brains Stuhl saß, war er zwar noch immer klein, aber nicht mehr unscheinbar. Damit das so blieb, unternahm er einmal im Jahr diese Reise.

Das rote Hemd, das er jetzt trug, war aus bestem englischen Stoff, sehr modisch und nach der neusten Form geschnitten. Den einfarbigen grauen Mantel darüber zierte eine schwere goldene Uhrkette.

Auch er besaß einen Vertrauten wie damals Elam O'Brain. Doch dieser Mann war kein Advokat. Der war er ja selbst. Jessamin Gould war ein Revolvermann. Es handelte sich um einen großen, hageren Gentleman von dreißig Jahren, der mit Vorliebe schwarze Kleidung trug. Meist aus Leder. Er gehörte zu jener ersten Garnitur eiskalter Revolvermänner, die innerhalb einer Sekunde ziehen, zielen, schießen und treffen konnten. Und das nicht nur, wenn auf leere Flaschen oder leere Büchsen geballert wurde, sondern auch dann, wenn die andere Seite lebendig war.

Del Leigh schritt vor dem Revolvermann auf und ab. »Ich halte meine Wahlrede in Laredo am selben Tag, an dem auch mein Gegenkandidat sprechen möchte. Und du, Jessamin, wirst dafür sorgen, dass mein Gegenkandidat gar nicht erst in Laredo erscheint.«

»Sie möchten, dass er zu spät kommt? Dass er Laredo erst erreicht, nachdem sie vor allen Leuten gesprochen haben und die Leute schon wieder nach Hause gegangen sind?«

Del Leigh unterbrach seine Wanderung und fixierte den Revolvermann eisig. »Muss ich denn immer so deutlich werden? Ihr haltet den Zug nicht an, sondern werft den Kerl einfach aus dem Fenster und damit aus dem Rennen. Und wenn er auf dem Bahndamm landet, landet er da mit gebrochenem Hals«.

»Ich werde dafür sorgen, Sir!«

»Ich verlasse mich auf dich«, erwiderte Del Leigh mit Nachdruck.

»Sie werden zufrieden sein!«

»Nimm genügend Leute mit und vor allem die richtigen. Ich überlasse die Auswahl der Männer dir. Nur Swanner und seine Freunde möchte ich hierbehalten.«

»Selbstverständlich, Sir!«

»Dann kannst du jetzt gehen. Bereite alles gut vor. Ihr müsst morgen früh den Zug nehmen. Aber zuvor sprechen wir uns noch einmal. Schick mir Swanner, sobald er zurück ist.«

Der schlanke Revolvermann nahm die Hand flüchtig an die Hutkrempe und verließ den Raum.

Del Leigh nahm am Schreibtisch Platz, um an seiner Rede zu arbeiten. Swanner kam nach einer Stunde. Del Leigh lehnte sich zurück und lächelte, als der Hüne den Raum betrat. Matt Swanner war ein Kerl, wie ein Bär, und so stark wie ein ausgewachsener Ochse.

Swanner trat an den Tisch, und Del Leigh reichte ihm die Hand. »Na, ihr seid verdammt lange weg gewesen! Sind die Kerle nun endlich gekommen?«

»Ja, die haben wir heute Morgen geschnappt, Sir!«, griente der blonde Hüne.

»Auch die richtigen?«

»Darauf können Sie sich verlassen! Mit einem Frachtwagen sind die Burschen unterwegs gewesen.«

»Und?«, fragte Del Leigh gespannt.

»Den Wagen haben wir in Rauch und Flammen aufgehen lassen, und die Maultiere haben wir erschossen. Den Braunen des Texaners haben wir mitgebracht.«

»Was?«

»So ein edles Tier habe ich noch nicht gesehen«, meinte Swanner. »Ich wette, dass der Kerl das Pferd irgendwo geklaut hat.«

Del Leigh holte tief Luft. »Und die beiden?«

Swanner lachte. »Die haben wir anständig verdroschen. Beide! Ich wette, die können vierzehn Tage lang nicht stehen und nicht sitzen.«

Del Leighs Miene wurde geradezu eisig.

»Die sehen wir hier nie wieder!«, versicherte Swanner. »Denen haben wir es so gegeben, dass ...«

»Was hatte ich dir denn befohlen, Matt? Verdammt noch mal!« Del Leigh war wütend, behielt aber die Ruhe, äußerlich jedenfalls.

»Wir sollten den Kerlen auflauern und sie durch den Wind lassen«, sagte Matt Swanner feixend. »Und das haben wir getan. Sogar ein bisschen mehr. Wir haben sie durch den Sturm gelassen, Sir!«

Del Leigh nagte auf der Lippe. Konnte er Swanner etwas vorwerfen? Deutlich hatte er sich nicht ausgedrückt, und Swanner und seine Freunde arbeiteten erst seit zwei Monaten für ihn.

»Merke dir mal in Zukunft, dass ich einen Mann unter den Boden wünsche, wenn ich befehle, ihn durch den Wind zu lassen.«

Matt Swanner starrte ihn verblüfft an. »Bei uns in Minnesota heißt das aber etwas anders, Sir.«

Del Leigh ließ die flache Hand auf den Tisch fallen, dass es klatschte. »Hier, Matt, sind wir in Texas und nicht in Minnesota, und in Texas meint man, was man sagt. Wo habt ihr die Kerle geschnappt?«

»Drei Meilen nördlich von hier. Nahe am Fluss.«