Winter Wishes. Ein Adventskalender. Lovestorys für 24 Tage plus Silvester-Special (Romantische Kurzgeschichten für jeden Tag bis Weihnachten) - P. J. Ried - E-Book

Winter Wishes. Ein Adventskalender. Lovestorys für 24 Tage plus Silvester-Special (Romantische Kurzgeschichten für jeden Tag bis Weihnachten) E-Book

P.J. Ried

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Beschreibung

Merry Christmas, Pine Hills! Funkelnde Lichter, weihnachtlich geschmückte Straßen und ein glamouröser Winterball in einem einzigartigen Setting – willkommen in Pine Hills! Lass dich in die verschneite Collegestadt entführen, denn was gibt es Schöneres, als sich die Adventszeit mit romantischem Lesestoff zu versüßen? Die Lovestorys in "Winter Wishes" nehmen dich Tag für Tag mit auf eine Reise in die zauberhafte Welt von Pine Hills voller prickelnder Gefühle und unwiderstehlicher Küsse im Schneegestöber … *** Shortstorys aus Pine Hills für 24 Tage plus ein Silvester-Special deiner deutschsprachigen Lieblingsautor*innen ***

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Seitenzahl: 563

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2023 Die Print-Ausgabe erscheint im Ravensburger Verlag © 2023 Ravensburger Verlag Text © 2023 1. & 2. Dezember: Sandra Grauer, © Foto: privat 3. & 4. Dezember: Sarah Saxx, © Foto: privat 5. Dezember: Anne Lück, © Foto: Christian Höroldt 6. & 7. Dezember: Saskia Louis, © Foto: Lukas Nuxoll 8. & 9. Dezember: Nina MacKay, © Foto: Sarah Kastner 10. Dezember: Alexandra Flint, © Foto: privat 11. & 12. Dezember: P. J. Ried, © Foto: Emily Bähr 13. & 14. Dezember: Marius Schaefers, © Foto: Picture People 15. Dezember: Rebekka Weiler, © Foto: privat 16. & 17. Dezember: Kim Nina Ocker, © Foto: Tarik Güven 18. Dezember: Stefanie Lasthaus, © Foto: privat 19. & 20. Dezember: Jennifer Alice Jager, © Foto: privat 21. Dezember: Claudia Siegmann, © Foto: Nelli Stürmer 22. & 23. Dezember: Greta Milán, © Foto: Réne Limbecker 24. Dezember: Sabine Schoder, © Foto: privat 31. Dezember: Bianca Iosivoni, © Foto: privat Cover- und Innengestaltung: unter Verwendung von Fotos von © alesikka von Adobe Stock und © Liliana Danila, © Merfin, © Ms Moloko von Shutterstock Alle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.

ISBN 978-3-473-51187-7

ravensburger.com

1

Sleigh Ride I

»Nein, nein, nein!«

Ich summte gerade die Melodie vonSleigh Ridemit und genoss die wunderbar weihnachtliche Atmosphäre imCoffee Therapy, als Darla erfolglos versuchte, ihren Kaffeebecher am Umstürzen zu hindern. Die hellbraune Flüssigkeit ergoss sich über den Tisch, auf dem meine beste Freundin einen Haufen Zettel ausgebreitet hatte. Geistesgegenwärtig schobichdieBlätterzusammen,risssiehoch –undfingmireinenunübersehbaren Kaffeefleck auf meinem weißen Rollkragenpulli mit Zopfmuster ein.

Darla verzog zerknirscht den Mund. »Tut mir leid, July.«

Ich winkte ab. »Hauptsache, wir konnten deine Aufzeichnungen retten. Okay, alle bis auf eine.«

MeinBlickfielaufdasnochaufdemTischliegendeBlattPapier mit der zerlaufenen Tinte, das sich inzwischen komplett vollgesogen hatte. Seit Darla zur Leiterin des Komitees für den alljährlichen Winterball am Silvesterabend ernannt worden war, traf man sie nur noch mit einerMappeunterdemArman.SieschobdasaufgeweichteBlattan die Seite und begann, den Tisch mit Taschentüchernzu säubern, die sie nacheinander aus der Packung zog.

»Ist nicht schlimm, auf dem Zettel standen nur potenzielle Cateringfirmen. Ich schreibe die Liste einfach noch mal, aber ich habe sowieso schon einen Favoriten.«

»Nämlich?«, fragte ich neugierig und reichte ihr den Stapel Blätter über den Tisch. Dafür bekam ich von Darla ein Taschentuch, mit dem ich den Kaffeefleck auf meinem Pulli bearbeitete. Besser wurde es davon allerdings nicht.

»DasGinger Bread.«

Ich nickte. »Gute Wahl. Vor allem die Zimtschnecken dort sind superlecker.«

Wobei die imCoffee Therapymindestens genauso gut waren, und hier gab es außerdem diesen köstlichen Kaffee mit Lebkuchengeschmack. Das Café lag auf dem Campus der Pine Hills University, deshalb kam ich zwischen den Vorlesungen gern her. Mit den Stahlträgern unter den hohen Decken, den bodentiefen Fenstern und den an Stangen hängenden Glühbirnen versprühte es Industriecharme, war aber durch zweioffeneKamineunddieEinrichtungimVintage-Stilgleichzeitigurgemütlich. Vor wenigen Tagen war das Café noch – ebenso wie ganz Pine Hills – mit Kürbissen, bunten Blättern und Trockenblumen geschmückt gewesen, doch inzwischen war die Thanksgiving-Dekoration Lichterketten,WeihnachtssternenundTannenzweigengewichen.Inwenigen Tagen stand der erste Dezember bevor, und dann ging der ganze Weihnachtsrummel erst richtig los.

Darla grinste. »Ich weiß. Apropos Zimtschnecken, ich könnte etwas Süßes vertragen, bevor wir zu Medienrecht müssen.« Sie schielte zur Auslage hinüber. Hinter der Scheibe stapelten sich hübsch arrangiert die leckersten Köstlichkeiten.

»Ich auch. Noch einen Kaffee für dich?«

»Nee, lass mal. Mein Bedarf an Kaffee ist für heute gedeckt.«

Schmunzelnd machte ich mich auf den Weg zur Theke. Die Bedienung mit den braunen Locken lächelte mir bereits zu, da schob sich plötzlich ein Kerl an mir vorbei, der kaum größer war als ich.

»Sorry, hab’s eilig. Geht auch ganz schnell.«

Er drehte sich kurz zu mir um und wandte sich wieder ab, doch dann warf er mir erneut einen Blick über die Schulter zu und betrachtete einen Moment lang den Kaffeefleck auf meinem Pulli, bevor er zwei Zimtschnecken und einen Coffee to go bestellte.

Ich verdrehte die Augen. Nate Sullivan, wer sonst? Wir hatten keine Kurse zusammen, er studierte Betriebswirtschaft, soweit ich das wusste, und trotzdem kannte ich ihn. Alle hier kannten Nate, denn seiner Familie gehörte die Ranch, die sich an die Ausläufer des Pine Hills National Parks schmiegte. Im Winter boten die Sullivans Pferdeschlittenfahrten an, was nicht nur bei den Einheimischen gut ankam. Aus ganz Vermont reisten die Leute vor allem zur Vorweihnachtszeit in die kleine Stadt an der Ostküste, die einen urigen Charme versprühte und in den kalten Monaten regelmäßig im Schnee versank.

Hin und wieder wurden zwar auch kritische Stimmen laut, aber grundsätzlich schien ich die Einzige zu sein, die den Schlittenfahrten skeptischgegenüberstand.OftgenughatteichBerichtederPETAgelesen, in denen es um Tierquälerei im Zusammenhang mit Kutschen ging, und Schlitten waren da keine Ausnahme. Es war nicht gut für die Pferde, ständig schwere Lasten durch den Schnee zu ziehen, und in den Wintermonaten war der grüne Schlitten mit den roten Polstern von früh bis spät in Pine Hills unterwegs. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass die Sullivans genügend Tiere besaßen, um für ausreichend Pausen zwischen den Fahrten zu sorgen. Oder es war ihnen egal, so wie einigen Menschen, die mit Tieren arbeiteten.

Bevor meine Gedanken in die Vergangenheit abdriften konnten, nahm Nate seine Tüte und den Bambusbecher entgegen und wandte sichnocheinmalzumirum.»Sorry,aberdieKundschaftwartet.Übrigens, du hast einen Fleck auf dem Pullover, weißt du das? Sieht nicht schön aus.« Grinsend ging er davon.

»Idiot«, murmelte ich und trat einen Schritt vor, um ebenfalls zu bestellen. »Hi, ich hätte gern zwei Zimtschnecken und einen Cappuccino mit Lebkuchengeschmack.«

»Tut mir leid, die Zimtschnecken sind aus.« Die junge Frau mit den braunen Locken deutete mit dem Kopf in die Richtung, in die Nate verschwunden war, und zuckte bedauernd mit den Schultern.

Ich stöhnte auf und orderte stattdessen zwei Blaubeermuffins. Immer noch genervt kehrte ich an den Tisch zurück, wo Darla schon wieder in ihre Zettelwirtschaft vertieft war. Nachdem ich meiner Freundin erzählt hatte, warum sie sich mit einem Muffin zufriedengeben musste, reagierte sie jedoch anders, als ich erwartet hatte.

»Nate Sullivan? Bietet seine Familie nicht die Schlittenfahrten an? Das wäre perfekt für den Winterball.«

IhreAugennahmeneinenverträumtenGlanzan,währendichmeine verdrehte. »Ist das dein Ernst? Du willst den ganzen Irrsinn auch noch unterstützen?«

Darla brauchte nicht zu fragen, was ich meinte, denn ich hatte mich schon oft genug über Nate und seine Familie aufgeregt.

»Jetzt mal ehrlich, July, das grenzt schon fast an Verleumdung, das solltest du als Journalistikstudentin eigentlich wissen. Entweder du findest handfeste Beweise, dass die Sullivans ihre Pferde nicht vernünftig behandeln, oder du behältst deine Unterstellungen lieber für dich.«

Im Grunde wusste ich, dass sie recht hatte, trotzdem verletzte mich ihr Kommentar. »Entschuldige bitte, mir war nicht klar, dass ich vor meiner besten Freundin aufpassen muss, was ich sage.« Ich schnappte mirmeineSachen,standaufundschlängeltemichdurchdievollbesetzten Tische Richtung Ausgang.

»July!«, hörte ich Darla rufen, doch ich blieb nicht stehen.

ZweiTagespäterhatteicheinenEntschlussgefasst.Seiteinergefühlten Ewigkeit stand ich deshalb vor dem altehrwürdigen Hauptgebäude unserer Universität, die sich weder äußerlich noch vom Ruf her vor Yale oder Oxford verstecken musste. Es schneite schon den ganzen Tag, und mirwurdevonMinutezuMinutekälter,dabeitrugichuntermeinerdickenDaunenjackevierSchichtenKlamotten.IchzogmirdieweißePudelmütze tiefer ins Gesicht und rieb meine Hände aneinander, die in Handschuhen steckten.

Nach weiteren zehn Minuten überlegte ich, mein Vorhaben zu verschieben, als endlich mit Glöckchengebimmel der grüne Schlitten vorfuhr. Nate saß vorn und führte das Zweiergespann, hinter ihm hatten vier Gäste Platz.

Gekonnt brachte Nate die zwei Pferde zum Stehen und sprang cool aus dem Schlitten, als würde es sich dabei um einen Porsche handeln. Wie aufs Stichwort ging Max, der für unser Footballteam spielte, mit einer schwarz gelockten Schönheit im Arm auf den Schlitten zu. Nate verbeugte sich theatralisch und half den beiden beim Einsteigen. Kaum zu glauben, dass er auch mal Football gespielt hatte, denn er war mindestens einen Kopf kleiner als Max. Umso beeindruckender war es, dass seine Größe zumindest auf den ersten Blick nicht an seinem Ego kratzte.

Während Nate noch mit seinen Fahrgästen beschäftigt war, näherte ich mich den Pferden und streichelte die Stute mit der weißen Blesse. Sie schnaubte leise und schmiegte sich gegen meine Hand.

Lässig umrundete Nate den Schlitten. Seine blauen Augen funkelten amüsiert,alsermicherkannte.»Ah,dasMädchenmitdemKaffeefleck.«

Ich verdrehte die Augen. »July! Und ich hoffe, dein alles andere als charmanter Kommentar imCoffee Therapywar lediglich eine Anspielung auf Hermine Granger.«

Nate nickte anerkennend. »Ein Potterhead also. Film oder Buch?«

»Häh?«

»Hast du nur die Filme gesehen oder auch die Bücher gelesen? Die Szene, in der Hermine Ron auf den Fleck auf seiner Nase aufmerksam macht, kommt nämlich nur im Film vor.«

»Okay«, erwiderte ich gedehnt. »Mir war nicht klar, dass du ein Harry-Potter-Nerd bist.«

»Bin ich auch nicht, ich lese nur viel und schnell. Egal. Also, was kann ich für dich tun,July?« Er betonte meinen Namen, als wollte er mich ärgern.

»Du bist mir was schuldig, du hast mir nämlich vor zwei Tagen die letzten Zimtschnecken vor der Nase weggeschnappt.«

Schmunzelnd vergrub er die Hände in den Taschen seiner Jeans. »Verstehe. Wie sieht’s mit heute Nachmittag aus? Ich lade dich zu einer Schlittenfahrt und dann insGinger Breadein.«

»Das klingt schon mal nicht schlecht, aber ich dachte an etwas anderes. Vielleicht hast du mitbekommen, dass ich einen Blog habe, auf dem ich regelmäßig über angesagte Dinge in Pine Hills berichte. Da dürfen eure Schlittenfahrten natürlich nicht fehlen. Ich habe mich gefragt, ob ich dich ein paar Tage begleiten könnte, mir die Ranch ansehen und so.«

»Oh, okay.«

Nate wurde ernst, womit ich nicht gerechnet hatte. Er fuhr sich durch die braunen Haare, die oben länger waren und trotz des Schnees perfekt saßen, eine moderne James-Dean-Frisur.

»Was ist?«, fragte ich ehrlich irritiert. Nate konnte schließlich nicht wissen, was wirklich hinter meiner Bitte steckte. »Ich dachte, ein Blogbeitrag wäre gut für euch.«

»Klar, prinzipiell schon, aber ich muss das vorher mit meinem Dad besprechen. Wenn er dagegen ist, kann ich leider nichts machen.«

Warum sollte dein Dad dagegen sein – sofern ihr nichts zu verbergen habt?Die Frage lag mir auf der Zunge, doch ich schluckte sie hinunter. »Sicher, das verstehe ich. Fragst du ihn?«

»Hey, Sullivan«, rief Max aus dem Schlitten. »Wird das heute noch was? Wenn ich nicht um Punkt halb zwei beim Training bin, kriege ich Ärger mit dem Coach.«

»Geht sofort los«, rief Nate zurück und reichte mir sein Handy. »Speicher mal deine Nummer ein, dann melde ich mich bei dir, sobald ich mit meinem Vater gesprochen habe.«

»Prima, danke.«

Ich tippte meine Nummer und reichte Nate das Telefon zurück. Kurz darauf setzte wieder das Gebimmel ein und der Schlitten entfernte sich. Hübsch anzusehen war er ja schon. Mit dem grün lackierten Holz unddenrotenPolsternpassteerperfektindieWeihnachtszeit,zudemwarermitGlöckchen,Mistel-undTannenzweigengeschmückt. Es machtemitSicherheitSpaß,mitdemSchlittendurchPineHillszufahren, das wollte ich gar nicht bestreiten. Und trotzdem machte ich mir Sorgen um die Pferde.

DamalsinColorado,woichaufgewachsenwar,hatteichschon einmal mitansehen müssen, wie Pferde vernachlässigt wurden. Jahrelang hatte ich auf der benachbarten Ranch Reitunterricht gehabt, doch plötzlich waren den Hunters die Pferde weggenommen worden, weil sie die Tiere nicht artgerecht gehalten und sogar misshandelt hatten. Noch heute machte ich mir Vorwürfe, dass ich nichts davon mitbekommen hatte – und ich hatte mir geschworen, dass mir so etwas nie wieder passieren würde.

»Hey, war das etwa Max in dem Schlitten?«, fragte eine vertraute Stimme hinter mir.

Ich fuhr herum und blickte in Darlas Gesicht. »Oh, hi, Darla. Schön, dich zu sehen. Übrigens wollte ich mich noch wegen vorgestern entschuldigen. Sorry, ich habe total überreagiert.«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich weiß, dass du dich nur um die Pferde sorgst, und das ist auch völlig okay. Ich bin total übers Ziel hinausgeschossen.«

»Aber du hattest recht, und deshalb werde ich jetzt auch verdeckt ermitteln.« Wenn die Sullivans Dreck am Stecken hatten, würde ich es ans Licht bringen.

Nates Vater hatte meiner Recherche zugestimmt, und es sollte gleich mit der nächsten Fahrt losgehen. Deshalb musste ich mich auch ein bisschen früher als sonst aus dem örtlichen Tierheim verabschieden, was vor allem die weiße Perserkatze Duchesse nicht hinnehmen wollte. Sie rollte sich auf meinem Schoß zusammen, damit ich ihr weiter das Fell bürstete, und sprang jedes Mal hoch, wenn ich sie absetzte und aufstehen wollte.

»Hey, ich komme ja wieder«, versprach ich.

Lauren, die Tierheimleiterin, beobachtete schmunzelnd das Spiel, dann nahm sie Duchesse auf den Arm und begleitete mich zum Ausgang. »Was hast du denn heute noch Schönes vor?«, wollte sie wissen, doch die Frage erübrigte sich, denn als ich die Tür öffnete, fuhr Nate mit bimmelnden Glöckchen vor. »Ah, verstehe. Na dann viel Spaß euch beiden. Hi, Nate.« Sie hob die Hand zum Gruß.

»Hi, Lauren. July.« Wieder betonte er meinen Namen so seltsam.

»RecherchefürmeinenBlog«,erklärteichanLaurengewandt,damit sie nichts Falsches dachte. Ich streichelte Duchesse noch einmal übers Fell, klopfte mir die Katzenhaare von der schwarzen Hose – ein hoffnungsloses Unterfangen – und setzte mir die Pudelmütze aus lilafarbener Wolle auf. Nate war inzwischen abgestiegen.

»Die Dame.« Er machte eine galante Handbewegung, und ich kletterte vorn auf den Schlitten. Nate rutschte neben mich und breitete eine Decke über unseren Beinen aus. Dann nahm er die Zügel in die Hand. Langsam setzten sich die Pferde in Bewegung und trabten schon bald gemächlich durch den tiefen Schnee, der unter ihren Hufen hochwirbelte. Schneebedeckte Bäume zogen an uns vorbei, kühle Luft umfing mich.

IchwarfNateeinenSeitenblickzu.ErwaraufdenWegkonzentriert, bemerkte jedoch meinen Blick und erwiderte ihn lächelnd. In diesem flüchtigen Moment sah er ganz anders aus als sonst. Weder überheblich noch cool oder abgebrüht, sondern einfach nur sympathisch. Ich sah wieder weg.

»Danke, dass du mich vom Tierheim abgeholt hast.«

Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das war kein großer Umweg. Was hast du dort eigentlich gemacht?«

»Ich helfe zwei- bis dreimal die Woche ehrenamtlich aus. Gehe mit den Hunden spazieren, mache die Katzenklos sauber. Was halt so anfällt.«

»Echt? Das ist cool. Hast du selbst Tiere?«

Ich schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Im Wohnheim sind keine erlaubt, sonst hätte ich Duchesse längst aufgenommen.«

»Ist das die weiße Perserkatze?«

»Ja, genau. Sie ist mir besonders ans Herz gewachsen und ich ihr auch, glaube ich.«

Nate lächelte versonnen. »Ja, das kenne ich. Wir haben zum Glück viel Platz auf der Ranch, sodass ich Jolly Jumper adoptieren konnte, nachdem ich keine Zeit mehr hatte, um regelmäßig mit ihr Gassi zu gehen.«

Überrascht sah ich ihn an. »Moment mal, du hast auch im Tierheim ausgeholfen?«

Nate lachte. »Warum klingt das, als würdest du mir das nicht zutrauen?«

»Na ja …« Ich unterbrach mich selbst, denn er hatte recht. Ich kannte ihn überhaupt nicht, hatte lediglich ein Bild von ihm im Kopf, dasichselbstgemalthatte,dochoffensichtlichhatteichnichtdierichtigen Farben gewählt. »Tut mir leid, das kam falsch rüber. Ich dachte nur, ihr hättet auf der Ranch genug zu tun.«

Nate zuckte mit den Schultern. »Klar, aber früher war ich noch nicht so eingespannt wie jetzt. Als ich zwölf war, wollte ich unbedingt einen Hund haben. Dad war dagegen, er meinte, wir hätten mit den Pferden undRinderngenugArbeit,alsohabeichmichimTierheimumdieHunde gekümmert. Jolly Jumper und ich hatten gleich einen Draht zueinander. Auch als ich mit Football angefangen habe, bin ich mindestens einmal in der Woche zum Tierheim gefahren, um sie zu sehen.«

»Und was ist dann passiert?«, fragte ich.

»Meine Familie fing mit den Schlittenfahrten an, und irgendwann wurdeichaltgenug,umselbstwelchezuübernehmen.Vondaan hatte ich kaum noch Zeit für etwas anderes. Ich musste mit dem Football aufhören und habe es höchstens alle zwei Wochen zum Tierheim geschafft. Jolly Jumper wurde immer apathischer.Schließlich konnte meineMommeinenDaddazuüberreden,dieHündinbeiunsaufzunehmen.InzwischenlebtsieseitzweiJahrenbeiunsundfühltsichpudelwohl.«

»Jetzt sag bloß noch, dass Jolly Jumper ein Pudel ist.«

»Ein Golden Retriever.« Nate grinste, und zum ersten Mal fiel mir das Grübchen in seiner linken Wange auf.

Eine Weile fuhren wir schweigend weiter, doch es fühlte sich nicht unangenehm oder gezwungen an. Die Atmosphäre zwischen Nate und mir hatte sich irgendwie verändert, und ich fragte mich insgeheim, ob meine Sorge bezüglich der Pferdehaltung auf der Sullivan-Ranch wirklich berechtigt war.

Nate bog auf die Main Street ein und drosselte das Tempo der Pferde. Inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt, und die Weihnachtsbeleuchtung war eingeschaltet. Wir fuhren an kleinen, mit Lichterketten und Tannengrün geschmückten Buden vorbei, die den Duft nach Bratäpfeln und Glühwein verströmten. Jeder Baum am Straßenrand war mit Lichtern umwickelt, und auch die Geschäfte, Restaurants und Pubs strahlten festlich geschmückt gegen das trübe Wetter an. Eine ältere Frau, die vor dem Blumenladen Schnee kehrte, winkte uns zu, und eine Schar Kinder rannte uns lachend auf dem Gehweg hinterher. Ich war schon oft in der Innenstadt gewesen, doch vom Schlitten aus wirkte Pine Hills noch weihnachtlicher und magischer auf mich.

Vor demGinger Breadbrachte Nate den Schlitten zum Stehen. »Bin gleich wieder da.«

Er sprang in den Schnee, überquerte die Straße und verschwand in der Bäckerei. Keine zwei Minuten später kam er wieder heraus, und ich fragte mich, ob er sich auch hier wieder vorgedrängelt hatte. Dieses Mal verspürte ich jedoch keinen Ärger, sondern musste schmunzeln.

Nate reichte mir einen Becher und eine Tüte mit noch warmen Zimtschnecken, verscheuchte auf witzige Art die Kinder, die in seiner Abwesenheit die Pferde gestreichelt hatten, und nahm die Zügel. Als wir losfuhren, erwiderte ich das Winken der Kinder und nahm einen Schluck aus meinem Becher.

»Das ist ja heiße Schokolade«, stellte ich überrascht fest.

»Vertrau mir, die wärmt bei den Temperaturen besser als Kaffee. Gibst du mir eine Zimtschnecke?«

IchholteeineausderTüte,reichtesieihmundnahmmirselbst eine. Schweigend aßen wir und fuhren weiter die Main Street entlang. Wobei ich nicht absichtlich schwieg, ich war einfach viel zu sehr damit beschäftigt, die Atmosphäre in mich aufzusaugen. Ich liebte Pine Hills. Schon meine Schwester war dem Charme der kleinen Collegestadt verfallen, und mir war es auf Anhieb ebenso ergangen. Ich konnte mir nicht vorstellen, hier je wieder wegzuziehen. Die Menschen waren immer freundlich und hilfsbereit, und der Ortskern erinnerte mich jedes Mal an Stars Hollow ausGilmore Girls.

»Wiewares,hieraufzuwachsen?«IchlutschtedenletztenZimtzucker von meinen Fingern und faltete die leere Tüte zusammen.

»Schön, wobei ich das vor ein paar Jahren nie zugegeben hätte. Zu wenig Action, jeder kennt jeden.«

»Aber das ist doch toll. Dann fühlt man sich wie in einer großen Familie.«

»Eben. Tausend Tanten und Onkel, Grandmas und Grandpas, die auf einen aufpassen. Wenn ich mal Mist gebaut habe, wussten meine Eltern es schon, bevor ich nach Hause kam.« Nate lachte. »Aber inzwischen sehe ich es wie du. Ich mag Pine Hills und habe nicht vor, den Ort zu verlassen – was auch gar nicht so einfach wäre, denn natürlich soll ich eines Tages die Ranch übernehmen.«

»Und möchtest du das auch oder hast du andere Pläne für deine Zukunft?«,fragteichehrlichinteressiert.MeineElternwarenBüroangestellte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es war, wenn der eigene Weg bereits bei der Geburt vorgezeichnet war.

»Was soll ich sagen? Die Arbeitszeiten sind miserabel, die Freizeit ist mau, und man stinkt ständig nach Kuh- oder Pferdemist. Und trotzdem liebe ich die Ranch und vor allem die Arbeit mit den Pferden. Ich will nichts anderes machen.«

Ich lächelte, weil ich seine Begeisterung mit jedem Wort spürte. »Dann bereust du es nicht, kein Studentenleben wie alle anderen führen zu können?«

»Du meinst, bis mittags im Bett liegen, mich verkatert zu einer Vorlesung schleppen und kalte Ravioli aus der Dose futtern?« Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er mich von der Seite, und ich lachte.

»So schlimm ist es nun auch wieder nicht.«

»Stimmt,manchmalwünschteichschon,etwasmehrFreizeitzuhaben.Eswäreschön,einnettesMädchenspontanzueinemDateeinladen zu können, ohne vorher den Familienkalender über den Haufen werfen zu müssen.«

Ich schmunzelte. »Du meinst so wie heute?«

»Ach, ist das ein Date?« Nate erwiderte mein Schmunzeln. »Ich dachte, du recherchierst für deinen Blog. Aber ein Date ist für mich auch okay.«

O Gott, wastat ich hier? Es fühlte sich beinahe an, als würdeich mit NateSullivanflirten,dabeiwarichaufeinerMission.MirstiegHitze in die Wangen, und ich trank schnell meinen Kakao aus, der inzwischen nur noch lauwarm war. »Ähm, okay, dann erzähl doch mal ein bisschen von eurem Alltag.«

»Was willst du wissen?«

»Alles. Wann startet und endet euer Tag? Wie viele Schlittenfahrten macht ihr durchschnittlich? Seit wann bietet ihr sie an und wer kam auf die Idee dazu?«

»Okay, also ich stehe um halb sieben auf, meine Eltern eine Stunde früher. Vor neun Uhr abends ist für gewöhnlich nie Schluss, wobei wir mittags und abends gemeinsam essen. Im Sommer findet die Mittagspause draußen statt, mit allen, die auf der Ranch arbeiten. Die Frau unseres Vorarbeiters José kocht mit Vorliebe mexikanisches Essen für die ganze Truppe, das ist immer cool.«

»Dasklingtwirklichtoll.Ichglaube,ichhabenochnieoriginalmexikanisches Essen probiert.«

»Nicht?« Nate sah mich an, als hätte ich ihm offenbart, dass ich an den Weihnachtsmann glaube. »Dann musst du im Sommer unbedingt mal vorbeikommen. Juanitas Burritos sind die besten, die ich je gegessen habe.«

Mein Herz zog sich bei seinen Worten zusammen. Wenn meine Recherche erfolgreich war, würde Nate nie wieder ein Wort mit mir reden – und mit einem Mal gefiel mir dieser Gedanke nicht. Gestern war es mir noch gleichgültig gewesen, doch jetzt … Nate war kein einfacher Kommilitone mehr, von dem ich nichts wusste, sondern ein Mensch mit einer Geschichte, einem Leben. Und ich war drauf und dran, dieses Leben zu zerstören. Dabei konnte ich mir nach Nates Schilderungen kaum vorstellen, dass er nicht gut mit seinen Tieren umging. Aber galt das auch für seinen Vater? Und war das Wohl der Pferde nicht wichtiger als meine plötzlich aufkeimende Sympathie für Nate?

»Alles okay?«, fragte er besorgt.

Ich schob meine Bedenken beiseite. Es stand noch gar nicht fest, dass ich bei meinen Recherchen auf etwas stoßen würde. »Klar, alles bestens. Ich komme gern mal im Sommer vorbei.«

»Prima. Also, was wolltest du noch wissen? Ach ja, meine Mutter hatte die Idee mit den Schlittenfahrten vor fünf Jahren, als Pine Hills komplett eingeschneit war und der Schneepflug mit dem Räumen nicht hinterherkam. Vor vier Jahren an Thanksgiving hatten wir die erste Testfahrt. Das Ganze lief so gut, dass wir inzwischen bis zu zehn Fahrten am Tag anbieten. Los geht’s um zehn Uhr, abends um neun Uhr ist Schluss, wobei die Nachmittags- und Abendfahrten natürlich beliebter sind, weil die Weihnachtsbeleuchtung dann einfach viel mehr hermacht. Eine Rundfahrt dauert eine knappe Stunde.«

»Zehn Stunden Schlittenfahren am Tag?« Schockiert sah ich ihn an. »Aber …«

»Ja,ichweiß,dasklingtganzschönheftig.Ichmachedasauch nicht allein, das ginge gar nicht, dennirgendwann muss ich auch mal in die Vorlesungen. Paco, der Neffe von José und Juanita, übernimmt die Hälfte der Fahrten, und wir sind auch nur selten komplett ausgebucht.«

Ehrlich gesagt machte ich mir weniger Sorgen um ihn als um die Tiere. »Okay, aber das klingt trotzdem nach ganz schön viel. Wie macht ihr das denn mit den Pferden?«

»Wechseln?« Nate zuckte mit den Schultern. »Dir ist vielleicht aufgefallen, dass eine Stunde Pause eingeplant ist, und wir haben natürlich mehr als zwei Pferde auf der Ranch.«

»Wie viele Tiere habt ihr denn?«, wollte ich wissen.

»Um die dreißig.«

»Und nutzt ihr auch alle für die Schlittenfahrten?«

Nate runzelte die Stirn. »Interessiert das deine Follower wirklich?«

Verdammt, er wurde misstrauisch. Ich musste besser aufpassen, sonstwürdeermirvielleichtgarkeineFragenmehrbeantworten.»Ähm, den einen oder anderen sicher.« Ich lachte verlegen. »Weißt du, ich sammlebeimeinenRecherchenimmermehrInfos,alsichamEndebrauche, und manche Infos fließen auch nur in Halbsätzen in den Text ein.«

Erneut hob er die Schultern. »Okay, du kennst dich da besser aus als ich. Wir haben sechs Tiere für Schlittenfahrten oder Ausritte und zwei Springer. Diese beiden Pferde werden sowohl für die Arbeit mit den Rindern als auch für die Schlittenfahrten eingesetzt, je nachdem, wo wir sie gerade brauchen.«

IchnickteundzogeinenBlocksamtKugelschreiberausmeinerTasche. »Was dagegen, wenn ich mir Notizen mache?«

Nate schüttelte den Kopf, und ich notierte mir einige Stichpunkte. Währenddessen dachte ich nach. Mit sechs Pferden und jeweils zwei Schichten pro Tag hatten die Tiere regelmäßig Pausen. Auf den ersten Blick schien das okay zu sein, aber das ging nun schon seit vier Jahren so … Wobei nicht gesagt war, ob die Pferde in den vier Jahren auch mal ausgetauscht worden waren. Außerdem fanden die Schlittenfahrten nur im Winter statt, auch wenn die Pferde wohl kaum den ganzen Frühling und Sommer auf der Weide verbrachten.

Das Burn-out-Syndrom gab es auch bei Pferden, wenn sie überfordert wurden, und Anzeichen dafür konnte ich auch als Laie feststellen. Ich musste nur die Gelegenheit bekommen, die Tiere länger zu beobachten oder genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ich sah von meinem Block auf. »Bietet ihr eigentlich auch spezielle Fahrtenan?ZuHalloweenoderzumValentinstagbeispielsweise,sofern da Schnee liegt?«

»Bisher nicht, aber ich schlage es meiner Mutter mal vor, wenn du einverstanden bist.« Er grinste mich an. »Wir haben auf jeden Fall Fahrten für Hochzeiten, Geburtstage oder andere Feiern im Angebot. Dafür holen wir in den wärmeren Monaten auch mal die Kutsche raus.«

»Warum ist die Kutsche eigentlich in den Sommermonaten nicht dauerhaft im Einsatz?«

»Zu viel Arbeit«, antworteteNate und lenkte die Pferde nach rechts. »Im Sommer gibt es auch so schon genug auf der Ranch zu tun, das könnten wir ohne zusätzliches Personal und zusätzliche Tiere gar nicht stemmen.AußerdemwäreesfürdiePferdevielzuanstrengend,beiheißen Temperaturen den ganzen Tag eine schwere Kutsche zu ziehen.«

Erleichterung machte sich in mir breit. Es klang wirklich nicht danach, als wären den Sullivans ihre Tiere egal. »Sag mal, hättest du was dagegen, wenn ich dich morgen etwas länger begleite? Ich würde gern maleurenTagesablauferleben,vielleichtaucheinpaarFahrgästebefragen, wenn das okay ist.«

»Meinetwegen, wenn dir dein Artikel den Zeitaufwand wert ist. Soll ich dich nach Hause bringen oder magst du noch zum Abendessen mitkommen? Es gibt heute selbst gemachte Pizza.«

»Oh, ähm, das ist wirklich nett, aber ich will keine Umstände machen.«

»Machst du nicht, es bleibt sowieso immer viel zu viel übrig.«

Ich lächelte. »Dann komme ich gern mit.«

Das war die perfekte Gelegenheit, um Nates Eltern kennenzulernen und mich ein bisschen auf der Ranch umzusehen. Zumindest redete ich mir das ein, denn vor allem freute ich mich, noch ein bisschen mehr Zeit mit Nate verbringen zu können. Und das war nicht gut, ganz und gar nicht gut.

2

Sleigh Ride II

Ich hatte die Ranch der Sullivans noch nicht von Nahem gesehen und war schwer beeindruckt, als Nate den Schlitten auf den breiten Weg lenkte, der wie eine Allee zu beiden Seiten von geschmückten Bäumen gesäumt war.

Am Ende der Allee erreichten wir ein Rondell. Vor uns befand sich das Haupthaus, rechts und links lagen Stallungen und Schuppen. Die sandsteinfarbenen Gebäude spiegelten den Charme von Pine Hills wider. Sie wirkten wie aus einer anderen Zeit und gleichzeitig urgemütlich und einladend. In der Mitte des runden Platzes stand eine Pferdeskulptur, neben die jemand eine ganze Schneemannfamilie gebaut hatte, sogar mit echten Karottennasen.

»Hast du noch jüngere Geschwister?«, fragte ich an Nate gewandt und zeigte auf die Schneefamilie.

Er lächelte. »Nee, leider nicht. Die haben bestimmt Pacos Geschwister gebaut. Ihr Dad arbeitet im Stall und bringt die Kinder manchmal mit zur Arbeit.« Nate lenkte den Schlitten nach links und brachte die Pferde vor den Stallungen zum Stehen. »So, da wären wir. Ich muss nur kurz die Tiere versorgen, dann können wir reingehen.«

Es überraschte mich positiv, dass er sich selbst darum kümmern wollte. »Ich kann dir auch helfen.«

Wir machten die Pferde los, rieben sie trocken und brachten sie zu ihren Boxen, während zwei Ranchmitarbeiter den Schlitten abdeckten. Fröhliches Wiehern empfing uns, und es roch nach Heu und frischem Stroh. Nichts machte den Anschein, als würde es den Tieren hier nicht gut gehen. Ich streichelte die Stute, die ich geführt hatte und die auf den Namen Silverstar hörte, während ich Nate dabei zusah, wie er ein paar Karotten für die Pferde holte. Kurz darauf verließen wir den Stall.

»Was für eine schöne Ranch«, schwärmte ich.

»Und dabei siehst du von hier aus nur einen Teil. Ich bin gespannt, was du morgen sagst, wenn ich dich ein bisschen herumführe.«

»Ichfreuemichdarauf.«Dastatichwirklich,ganzohneHintergedanken.

WirüberquertendenVorplatzundhattengeradedasHaupthausbetreten, in dem es wunderbar nach Kaminholz und Pizza roch, als ein beigefarbener Golden Retriever bellend um die Ecke geschlittert kam und an Nate hochsprang. Lächelnd beobachtete ich, wie er den Hund hinter den Ohren kraulte und liebevoll mit ihm sprach. Dann wandte er sich an mich.

»Das ist Jolly Jumper. Jolly, sag Hallo zu July.«

Neugierig kam die Hündin zu mir herüber, schnupperte an meiner Hand und ließ sich von mir streicheln.

»Test bestanden.« Grinsend ging Nate voran, Jolly und ich folgten ihm.

Im Eingangsbereich stapelten sich Schuhe, an der Garderobe fand ichkaumnochPlatzfürmeineJacke,undaufderKommodelageneinige ungeöffnete Briefe. Trotzdem strahlte das Haus mit dem vielen Holz und den Lichterketten, die überall hingen und sich sogar am Treppengeländer hochwanden, eine behagliche Atmosphäre aus.

Nate betrat die große Küche, wo sich der Duft nach Pizza verstärkte. Gusseiserne Töpfe und Pfannen baumelten über dem Herd, und es gab sogar einen Kachelofen, in dem ein Feuer brannte. Jolly trottete hinüber und rollte sich auf dem gemusterten Fliesenboden davor zusammen. Der ovale Tisch, der bereits gedeckt war, bot das Herzstück der Küche. Nates Mutter verteilte Servietten, während sein Vater gerade die Pizza in Stücke schnitt.

»Oh, du hast Besuch mitgebracht«, sagte Mrs. Sullivan erfreut.

»Das ist July«, stellte Nate mich vor.

»Schön, dich kennenzulernen.« Wie selbstverständlich ging sie zum Küchenschrank und holte noch ein Gedeck für mich heraus.

»Mr Sullivan, Mrs Sullivan. Ich hoffe, ich störe nicht, sonst …«

»Nein, nein, überhaupt nicht. Je mehr, desto besser. Und sag ruhig Brad und Cindy zu uns.« Nates Vater lächelte mich an, bevor er mit der geschnittenen Pizza auf einem großen Teller an den Tisch kam und wir uns hinsetzten. »Du schreibst den Artikel über die Schlittenfahrten, richtig?«

Nate war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, vor allem, wenn beide lächelten. Sie hatten das gleiche Grübchen an genau der gleichen Stelle, die gleichen freundlichen Augen, die gleiche Statur. Nur die Haarfarbe hatte Nate von seiner Mutter geerbt.

»Genau. Vielen Dank, dass Sie zugestimmt haben.«

Nates Dad machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sehr gern. Tatsächlich hatte ich sogar gehofft, du könntest in deinem Artikel vielleichteinpaarDingeklarstellen,dennesgibtleiderimmerwiederLeute, die behaupten, wir würden unsere Tiere mit den Schlittenfahrten quälen, was völliger Blödsinn ist. Pferde müssen bewegt werden, ansonsten gehen sie ein.«

»Dad, das klingt jetzt aber so, als würden wir unsere Tiere überfordern, zu viel Bewegung ist nämlich auch nicht gut.«

»Ach was, July weiß sicher, wie ich das meine.«

»Natürlich«,erwiderteichmiteinemLächeln,dasichindiesemMoment nicht fühlte.

»Vielleicht sollten wir noch erwähnen, dass wir einen speziellen Schlitten verwenden, der besonders leicht ist. Und die Autofahrer nehmenimStraßenverkehrsehrvielRücksichtaufunsereTiere«,fügteNates Mutter hinzu. »Aber jetzt greift doch erst mal zu, bevor die Pizza kalt wird.«

Plötzlich hatte ich keinen Appetit mehr. Nates Eltern hofften offenbar, dass ich mit bestimmten Vorurteilen aufräumen konnte, dabei hatte ich selbst welche. Aber das war noch lange nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass ich nicht ehrlich zu den Sullivans war – doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Wenn ich ihnen die Wahrheit sagen würde, wäre Nate bestimmt enttäuscht von mir, und sie würden mich vor die Tür setzen. Ich konnte mein Vorhaben aber auch nicht zu den Akten legen, immerhin ging es um das Wohl der Pferde.

Ich unterdrückte ein Seufzen. Nachdem ich A gesagt hatte, musste ich nun auch B sagen. Mein einziger Trost war, dass niemand von meinen Hintergedanken erfahren musste, sofern mit den Pferden alles in Ordnung war. Und das hoffte ich in diesem Moment mehr als alles andere.

Als ich vom Studentenwohnheim hinüber zum Hauptgebäude der Uni lief,standderSchlittenamvereinbartenTreffpunkt.DieersteVorlesung hatte ich bereits hinter mich gebracht, die am Nachmittag würde ich schwänzen und mir später Darlas Aufzeichnungen borgen.

Mir fiel sofort auf, dass heute andere Pferde vor den Schlitten gespannt waren. Silverstar, die Stute mit der weißen Blesse, hätte ich sofort wiedererkannt. Nate lehnte lässig am Schlitten und hatte zwei Bambusbecher in den Händen. Er hob einen Arm zum Gruß, und auf seine Lippen schlich sich dieses ehrliche Lächeln, das mein Herz aus dem Takt brachte – und mir schon wieder ein schlechtes Gewissen bescherte.

»Hey, alles okay?« Er reichte mir einen der Becher und musterte mich. »Du siehst müde aus.«

Ich unterdrückte ein Gähnen. »Alles gut, ich habe nur zu wenig geschlafen.«

Faktwar,dassichsogutwiekeinAugezubekommenhatte,denn dieGewissensbissequältenmich,seitichgesternNachmittagzuNate in den Schlitten gestiegen war. Er war viel netter als erwartet, und auch seine Eltern hatten mich auf Anhieb herzlich empfangen. So sehr ich mich auch bemühte, ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich sie betrog.

In diesem Moment trat ein junges Paar zu uns. Der Typ war mir schon mehrmals auf dem Campus aufgefallen, weil er für diese Jahreszeit ziemlich braun gebrannt war. Wenn ich mich nicht irrte, hatte irgendjemand erzählt, dass er vor Kurzem aus Kalifornien hergezogen war. Seine Begleiterin kannte ich nicht.

Natedrehtesichzuihnenum.»Hi,ichbinNate.Habtihrwasdagegen, wenn July mitfährt?«

Beide schüttelten den Kopf. »Gar kein Problem. Oliver, und das ist Chloe.«

»Sehr gut, dann steigt mal ein.«

Die beiden kletterten in den Schlitten und machten es sich unter der Decke gemütlich, die hinten bereitlag. Ich setzte mich wie gestern nach vorn zu Nate. Er wollte gerade die Pferde antreiben, als eine junge Frau mit braunen Locken auf uns zu gerannt kam. Das war doch die nette Bedienung aus demCoffee Therapy …

»Hey!«, rief sie und winkte in unsere Richtung.

Stirnrunzelnd sprang Nate vom Schlitten. »Hi, Lizzy. Alles okay?«

»Sag du es mir.« Sie klang ein bisschen atemlos. »Ich hatte jetzt eigentlich eine Schlittenfahrt gebucht, zusammen mit einer Freundin. Sie kann leider nicht, weil sie die Grippe hat, aber ich habe nur für sie abgesagt.«

Ich hörte Nate leise fluchen. »Mist, hast du mit Paco gesprochen?«

Lizzy nickte. »Glaub schon. Ich habe die Nummer von den Flyern angerufen, die du bei uns im Café ausgelegt hast.«

Nate fluchte erneut. »Dann hat Paco wohl was falsch verstanden. Es tut mir leid, Lizzy …«

»Also unseretwegen kannst du gern mitfahren«, bot Oliver von hinten an. »Chloe wollte mir nur ein bisschen die Gegend zeigen, weil ich Pine Hills noch nicht so gut kenne. Ich bin Oliver.«

Lizzy lächelte genauso gequält wie Chloe. Die beiden schienen wenig begeistert von der Idee, was Oliver entweder ignorierte oder nicht zu bemerken schien, denn er plapperte munter weiter. »Wir könnten uns die Kosten teilen, was meinst du?«

Lizzy sah zu Nate, der nickte. »Klar, das können wir machen. Oder du suchst dir einen neuen Termin aus, allerdings ist es bis Weihnachten ziemlich voll. Sorry.«

Nach kurzem Zögern atmete Lizzy geräuschvoll aus, weiße Wölkchen bildeten sich vor ihrem Mund. »Okay, meinetwegen.«

Sie kletterte ebenfalls in den Schlitten, und kurz darauf trabten die Pferde los.

»Brr, wie hältst du dich nur den ganzen Tag lang warm?«, fragte ich, als wir das Haus der Sullivans betraten. Wir hatten die erste Schicht hinter uns gebracht, die Pferde ausgetauscht und den Schlitten an Paco übergeben, der ziemlich zerknirscht gewesen war, weil er Lizzys Reservierung aus Versehen storniert hatte. Lizzy war zwar trotzdem mitgefahren, aber die Stimmung zwischen ihr, Oliver und Chloe war irgendwie angespannt gewesen.

»Mit warmen Zimtschnecken, heißem Kakao und noch heißeren Gedanken.« Nate zwinkerte mir zu, und mir wurde sofort warm. »Und Pudelmützensindauchnichtschlecht.Duscheinsteinenunerschöpflichen Vorrat daran zu haben.« Sanft nahm er mir meine Mütze vom Kopf, die heute champagnerfarben war.

Mein Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Was soll ich sagen? Meine Oma strickt gern.«

»Vielleicht kann sie mir ja auch mal eine stricken. Wie sieht’s aus? HastduHunger?Heutegibt’sWraps,undmeineMomhatdichmiteingeplant.«

Ich musste lächeln und ignorierte das Ziehen in meinem Magen, das von meinem schlechten Gewissen herrührte. »Klingt super.«

Die Wraps waren köstlich, und auch Nates Eltern waren wieder sehr nettzumir.NachdemEssentrankenwirnocheinenEspressozusammen, dann machten sie sich wieder an die Arbeit. Inzwischen hatte ziemlich heftiger Wind eingesetzt, der den Schnee durch die Luft wirbeln ließ wie Elsa ausFrozen. Nate wollte nur schnell mit anpacken, um die Pferde von der Koppel zu holen und in die Ställe zu bringen. Meine Hilfelehnteerab,aberichgingtrotzdemmitnachdraußen.DieBesichtigung der Ranch verschoben wir allerdings aufgrund des ungemütlichen Wetters auf später und flohen erneut ins Haus. Wir räumten das Geschirr vom Mittagessen in die Spülmaschine und setzten uns mit Tee und Weihnachtsplätzchen, die Mrs Sullivan gebacken hatte, vor den Kachelofen, wo wir über Gott und die Welt redeten und dabei völlig die Zeit vergaßen. Jolly Jumper hatte ihren Kopf auf meinen Schoß gelegt und ließ sich hinter den Ohren kraulen, doch irgendwann wollte die Hündin raus. Da der Wind nachgelassen hatte, zogen Nate und ich unsere Jacken und Stiefel an und begleiteten sie. Mit dem Wind hatte auch der Schneefall nachgelassen, nur noch vereinzelt segelte eine Flocke zu Boden, und hier und da lugte sogar die Sonne hinter den Wolken hervor und ließ den Schnee wie Tausende Diamanten glitzern.

»Bist du schon mal geritten?«, fragte Nate, nachdem er Jolly wieder ins Haus gelassen hatte.

Ich zog die Augenbrauen hoch. »Ist die Frage ernst gemeint?«

Grinsend stapfte Nate auf die Stallungen zu. »Ah, eine Expertin. Dann zeig mal, was du draufhast. Du kannst Silverstar nehmen, ihr zwei kennt euch ja schon.«

Mein Herz machte einen Satz. Ich war ewig nicht geritten und vermisste es sehr. »Hast du denn Zeit dafür?«, fragte ich dennoch.

»Klar. Außerdem wären wir viel zu lange unterwegs, wenn ich dir die Ranch zu Fuß zeigen würde.«

Er zog die Stalltür auf und holte Silverstar sowie den Hengst, der gestern den Schlitten gezogen hatte, aus den Boxen. Während wir aufsattelten, stupste Silverstar immer wieder mit ihrer Schnauze gegen meinen Arm.

»Sie mag dich«, meinte Nate lächelnd und führte sein Pferd nach draußen.

Silverstar und ich folgten ihm, und keine fünf Minuten später ritten wir bereits im Schritttempo über die schneebedeckten Wiesen und Weiden. Vermont wurde zwar das Land der grünen Berge genannt, hatte im Winter jedoch die höchste Schneefallrate an der Ostküste.

Als am Horizont der Pine Hills National Park in Sicht kam, hielt ich kurz den Atem an. Aus dieser Perspektive hatte ich den Nationalpark noch nie gesehen. Majestätisch setzten sich die weiß glitzernden Berge von den kahlen Bäumen ab. Ein wunderschöner Ausblick, der mir eine innere Ruhe bescherte – zumindest solange ich nicht daran dachte, was ein negativer Blogbeitrag für die Sullivans bedeuten könnte. Mein Blog mochte nicht im ganzen Land bekannt sein, aber in Pine Hills und Umgebung zogen meine Berichte durchaus ihre Kreise. Durch meine Mithilfe hatten schon einige Hunde und Katzen aus dem Tierheim ein neues Zuhause gefunden.

»Wollen wir etwas schneller reiten?«, fragte Nate.

Statt einer Antwort drückte ich meine Fersen sanft in Silverstars Flanken. Augenblicklich fiel die Stute in einen leichten Trab, doch es blieb nicht dabei. Ohne uns abzusprechen, ritten Nate und ich immer schneller. Die Hufe peitschten den Schnee nach oben, die Luft war eisig kalt, und trotzdem hatte ich mich schon lange nicht mehr so lebendig und frei gefühlt. Meine Gedanken und mein schlechtes Gewissen rückten in den Hintergrund. Hier und jetzt war nichts davon wichtig.

Wir umrundeten einen See, und unwillkürlich stellte ich mir vor, wie sich Nate hier in den Sommermonaten abkühlte. Schließlich erreichten wir einen braun gestrichenen Zaun, brachten unsere Pferde zum Stehen und stiegen ab. Inzwischen stand die Sonne tief am Horizont und hüllte die Landschaft in ein warmes Licht. Während sich die Pferde ausruhten, stützte ich mich mit den Händen am Zaun ab und beobachtete die Rinderherde, die in der Ferne zu sehen war. Ein paar Rinder hatten sich in die Schutzhütten zurückgezogen.

»Ihr habt es hier wirklich schön.« Ich wandte mich Nate zu, der sich zu mir an den Zaun stellte.

Nickend erwiderte er meinen Blick. »Verstehst du jetzt, warum ich nichts anderes machen will, auch wenn die Arbeit manchmal hart ist?«

Ich schluckte und wandte mich ab. »Ja, das verstehe ich.« Meine Stimme war leise, und ich fragte mich, ob Nate mich überhaupt gehört hatte.

Schweigendsahenwirdabeizu,wiedieSonnehinterdenBergendesNationalparks verschwand, doch es war kein unangenehmesSchweigen, im Gegenteil. Ich fühlte mich wohl in Nates Gesellschaft, mehr als ich jemals für möglich gehalten hätte.

Silverstars Schnauben holte mich aus dieser wunderbaren Parallelwelt zurück in die Gegenwart, und ich seufzte auf. »Ich schätze, wir sollten zurück. Ich habe schon viel zu viel von deiner Zeit beansprucht.«

Langsam wandte Nate sich mir zu, und der intensive Blick aus seinen blauen Augen ließ meine Kehle trocken werden.

»Soll ich dir was sagen?« Seine Stimme war ungewöhnlich leise und bescherte mir eine Gänsehaut. »Ich bin gern mit dir zusammen, ziemlich gern sogar.«

»Geht … mir ebenso«, gab ich zu. »Eigentlich weiß ich kaum etwas über dich, und trotzdem fühlt es sich an, als … als würde ich dich schon ewig kennen.« Ich lachte erstickt. »Das ergibt keinen Sinn, oder?«

»Doch, das tut es.«

Nate machte einen Schritt auf mich zu, dann noch einen und noch einen, bis wir ganz nah voreinander standen. Ich konnte seinen warmen AtemaufmeinerkaltenHautspüren,underneutbreitetesicheineGänsehaut auf meinem Körper aus. Er streckte die behandschuhte Hand aus, legte sie auf meine Wange und streichelte sie, dann beugte er sich wie in Zeitlupe zu mir.

Küss ihn nicht,flüsterte eine Stimme in meinem Kopf.Das macht alles nur noch komplizierter.Doch ich hörte nicht darauf, denn mein Körper verlangte das Gegenteil. Noch nie hatte ich jemanden so sehr küssen wollen wie Nate in diesem Moment. Instinktiv schloss ich die Augen, kam ihm entgegen, und plötzlich lagen unsere Lippen aufeinander.ErschmecktenachWeihnachtsplätzchenundPflaumentee.Die Gefühle durchfuhren mich wie ein Stromschlag. Mein ganzer Körper kam mirwieelektrisiertvor.MeineHändeschobensichinseineHaare,pures Glück floss durch meine Adern. Gleichzeitig warnte mich meine Vernunft, dass das Ganze niemals gut ausgehen würde.

NateundichriebengeradediePferdemitStrohtrocken,alsein Mann etwa Mitte vierzig den Stall betrat. Seine dunklen Haare und sein Bart waren von grauen Strähnen durchzogen, seine Haut wettergegerbt. Er nickte mir kurz zu, bevor er sich mit spanischem Akzent an Nate wandte.

»Da bist du ja. Hast du kurz Zeit? Es geht um Firefox.«

»Sicher. Kann ich dich allein lassen, July?«

Ich nickte. »Kein Problem. Ich mache in der Zwischenzeit die Pferde fertig.«

Nate und der Mann verließen den Stall. Ich hörte den Schnee unter ihren Stiefeln knirschen, während sie sich entfernten, und widmete mich wieder Silverstar. Ich rubbelte sie weiter trocken und führte sie danachinihreBox,woichihreinefrischeRationHeuindieRaufe gab und ihr außerdem zur Belohnung ein paar Mohrrüben spendierte. AnschließendwiederholteichdieganzeProzedurmitNatesHengst. Alsichfertigwar,sahichnachdraußen,woderVorhofdankdereingeschalteten Weihnachtsbeleuchtung und der altertümlichen Laternen gut einsehbar war, doch von Nate fehlte jede Spur. Auch sonst war niemand zu sehen. Ich ging zurück in den Stall, blieb stehen und zögerte – das war die Gelegenheit. Wenn ich herausfinden wollte, ob mit den Pferden alles in Ordnung war, dann jetzt. Ich war allein, und so gut wie alle Tiere waren im Stall.

Mein Herzschlag nahm automatisch einen schnelleren Rhythmus an, als ich bis nach hinten durchging, um mir die Pferde genauer anzusehen. Wenn die Tiere viel Zeit in ihren Boxen verbrachten, konnte sie das ebenso erschöpfen, wie wenn sie überfordert wurden. Ersteres war auf dieser Ranch definitiv nicht der Fall, das hatte ich inzwischen mitbekommen. Symptome für falsche Haltung waren beispielsweise Koliken, Allergien oder Atemwegserkrankungen, auch Probleme beim Verladen der Tiere konnten auf Missstände hinweisen. Da ich die Pferde aber weder gut genug kannte noch lange genug beobachten konnte, blieb mir nur, sie auf erste Anzeichen für eine beginnende Erschöpfungsphase zu untersuchen: seitwärts abfallende Ohren, eine hängende Unterlippe, geschlossene Augen oder ein vernebelter Blick. Die Haltung des SchweifesunddesKopfesoderverspannteMuskelnimHals-undNackenbereich gaben ebenfalls Aufschluss über den Zustand des Pferdes.

Ich sah mir ein Pferd nach dem anderen an, beobachtete sie erst eine Weile und streichelte sie dann, um zu schauen, wie sie auf meine Berührung reagierten. Schließlich tastete ich nach den Muskeln, die sich nicht übermäßig verspannt anfühlten. Auf den ersten Blick wirkte alles in bester Ordnung, aber das konnte täuschen. Auf der Ranch der Hunters in Colorado hatte ich mich auch täuschen lassen. Besser, ich ging auf Nummer sicher. Vielleicht konnte mirLauren vom Tierheim weiterhelfen, sie hatte Tiermedizin studiert, auch wenn sie nie praktiziert hatte. Mit zitternden Fingern holte ich mein Handy hervor und machte Nahaufnahmen: von den Augen und Ohren, den Nüstern und dem Schweif. Dabei redete ich mir immer wieder ein, dass ich Nate nicht hinterging. Ich handelte einzig und allein zum Wohl der Tiere, was ihm genauso am Herzen liegen müsste. Immerhin hatte ich ihn als einfühlsamen und tierlieben Menschen kennengelernt.

Die Stalltür quietschte, und obwohl ich glaubte, dass es nur der Wind war, der sie bewegt hatte, fuhr ich herum – und erstarrte. Nate lehnte mit verschränkten Armen und überkreuzten Beinen im Rahmen. Die Pose hätte lässig wirken können, doch seine zusammengepressten Kiefer und die verengten Augen sagten alles. Er wusste, was ich hier tat, denn anhand meiner Motivauswahl war mehr als offensichtlich, dass ich keine Schnappschüsse für meinen Beitrag schoss. Mein Herz zog sich zusammen, mein Hals wurde trocken. Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße!

»Bitte, Nate, lass dir erklären …«

Abrupt stieß er sich vom Holzrahmen ab. »Danke, kein Bedarf.« Seine Stimme klang kühl und fühlte sich an wie tausend Nadelstiche.

Ich sah dabei zu, wie er zu Silverstar und dem Hengst ging und kontrollierte, ob ich sie gut versorgt hatte.

»Nate …«, wagte ich einen neuen Versuch, verstummte aber sofort, als er eine Hand hob. Dennoch konnte ich nicht einfach akzeptieren, dass er mich nicht anhören wollte. Als er den Stall mit großen Schritten verließ, folgte ich ihm. »Nate, bitte warte. Ich wollte mich nur vergewissern, dass alles okay ist. Ich hatte nie vor …«

Er blieb so plötzlich stehen, dass ich beinahe in ihn hineingelaufen wäre, und wirbelte zu mir herum. »Ich habe dir vertraut, July. Ein gutes Wort bei Dad für dich eingelegt, weil ich wirklich geglaubt habe, du wolltest einen positiven Artikel über meine Familie schreiben. Aber das hattest du gar nicht vor.«

»Ich bin nicht … Ich wollte nicht …«

»Sei wenigstens ehrlich, July. Es ging dir nur darum, uns schlecht dastehen zu lassen, weil du dieselben Vorurteile hast wie irgendwelche Fanatiker. Dabei geht es unseren Tieren gut, verdammt. Sie könnten es nirgendwo besser haben.«

»Ich weiß«, sagte ich, denn ich hatte es doch mit eigenen Augen gesehen. Warum nur hatte ich es nicht glauben können? Warum? »Es tut mir leid, Nate«, flüsterte ich.

»Ja, mir auch.« Einen Moment lang sah er mich an, und die Enttäuschung in seinen Augen traf mich tief. Kopfschüttelnd wandte er sich ab und stapfte durch den Schnee davon, doch dann blieb er plötzlich stehen und drehte sich noch einmal um. »Sorry, ich hab vergessen, dass ich dich zurück ins Wohnheim bringen muss.«

Muss.Ich schüttelte den Kopf. »Danke, ich komme klar.«

»Sicher?«

AmliebstenhätteicherneutdenKopfgeschüttelt,stattdessennickte ich. Nate zögerte, dann setzte er seinen Weg Richtung Haupthaus fort.

Ich ging zu meinen Vorlesungen, verbrachte die Pausen mit Darla imCoffee Therapyund half im Tierheim aus. Alles war wie immer – und gleichzeitig auch nicht. Sogar Lauren merkte, dass mit mir etwas nicht stimmte, obwohl ich mir die größte Mühe gab, meine Gefühlslage zu verbergen. Trotzdem vertraute ich mich ihr nicht an, und ich zeigte ihr auch die Fotos von den Pferden nicht. Stattdessen löschte ich sie.

In den wenigen Stunden, die ich mit Nate verbracht hatte, hatte er sich in mein Herz geschlichen. Er beherrschte meine Gedanken, und ich schaffte es einfach nicht, ihn daraus zu verbannen. Immer wenn ich die Augenschloss,sahichseinenttäuschtesGesichtvormir,dabeihatte ich ihm doch niemals wehtun wollen. Wenn ich ihm das nur begreiflich machen könnte … Aber er ließ kein Gespräch zu. Sobald er mich sah, schlug er einen anderen Weg ein, verzichtete notfalls sogar auf seine geliebten Zimtschnecken, die ich nicht mehr essen konnte, ohne unseren Kuss im Kopf zu haben. Dabei hatte er an jenem Nachmittag nicht einmal nach Zimt geschmeckt.

Nachts lag ich stundenlang wach, starrte an die Decke und überlegte, wie ich das Ganze wieder in Ordnung bringen konnte. Schließlich stand ich auf, holte meinen Laptop und schrieb mir alles von der Seele. Ich war ehrlich, so wie Nate es sich gewünscht hatte, verschwieg weder meine Vergangenheit in Colorado noch, dass meine Vorurteile der ursprüngliche Grund für den Blogbeitrag gewesen waren. Ich gab sogar zu, dass ich Nate nicht hatte leiden können, obwohl ich ihn überhaupt nicht gekannt hatte. Erst die gemeinsame Zeit mit ihm hatte mir gezeigt,dassereinwundervollerMenschwar.Erwarherzensgut,einfühlsam und behandelte jeden mit Respekt – auch oder vor allem seine Tiere, die es auf der Ranch mehr als gut hatten. Er und seine Eltern hattenmich,ohnezuzögern,wieeineFreundinbehandelt,undichhatte ihr Vertrauen missbraucht.

Dafür schäme ich mich. Die Sullivans sind nicht nur großartige Menschen, sie leisten auch etwas Großartiges. Macht nicht den gleichen Fehler wie ich und lasst euch nicht von euren Vorurteilen beherrschen. Genießt stattdessen lieber eine Schlittenfahrt durch Pine Hills, denn nie hat sich mir die kleine Stadt schöner präsentiert. Ihr werdet jede Sekunde genießen, genau wie ich.

Das waren meine letzten Worte in dem Artikel. Ich las ihn noch einmal durch, dann stellte ich ihn online, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Womöglich machte ich mich damit angreifbar, doch das war mir egal. Ich wollte einfach nur, dass Nate wusste, wie leid mir das Ganze tat.

Ich klappte mein Buch zu und schloss für einen Moment die Augen. Die verschiedenen Regeln zum Thema Bildrechte wollten mir einfach nicht in den Kopf, deshalb beschloss ich, mir erst mal einen neuen Cappuccino mit Lebkuchengeschmack und etwas Süßes zu holen. Vielleicht eine Zimtschnecke, wobei, lieber nicht, dann musste ich nur wieder an Nate denken. Nate, der sich nach wie vor nicht bei mir gemeldet hatte, und heute war schon der zweite Dezember. Ob er meinen Blogbeitrag überhaupt gelesen hatte? Dabei konnte ich mir kaum vorstellen, dass er davon nichts mitbekommen hatte. In ganz Pine Hills hatte mein Bericht sofort die Runde gemacht.

Seufzend schob ich meinen Stuhl zurück und ging hinüber zur Theke, an der bereits drei Studentinnen anstanden. Ich reihte mich ein, lauschte Michael Bublé, der mit seiner unvergleichlichen SwingstimmeIt’s Beginning to Look a Lot Like Christmasträllerte, und inhalierte regelrecht den Lebkuchenduft, um mich von meinen Gedanken abzulenken. Als ich schließlich an der Reihe war, schob sich plötzlich jemand an mir vorbei.

»Sorry, ich hab’s eilig. Geht auch ganz schnell.«

Ich hielt die Luft an, während Nate bei Lizzy eine Zimtschnecke und eine heiße Schokolade zum Mitnehmen bestellte. Nachdem er bezahlt hatte, wandte er sich sofort zum Gehen. Ich sah ihm nach und wischte mir verstohlen über die nassen Augen, doch als ich gerade selbst etwas bestellen wollte, kam er plötzlich wieder zurück. Mein Herz stolperte.

»Können wir reden?«

Ich nickte. »Klar, gern.«

Er sah sich unauffällig um, und nun bemerkte auch ich die verstohlenen Blicke, die uns von allen Seiten zugeworfen wurden. Nate stöhnte leise. »Vielleicht gehen wir nach draußen.«

»Ja, warte kurz.«

Schnell lief ich zu meinem Tisch, um meine Sachen zu holen, dann verließ ich hinter Nate dasCoffee Therapyund folgte ihm zum Unihauptgebäude, wo wir unschlüssig neben dem Schlitten stehen blieben.

»Es tut mir so leid, Nate«, sagte ich schließlich.

»Du hast mich verletzt, July. Ist dir eigentlich klar, was du hättest anrichten können?«

Ichnicktezerknirscht.»Glaubmir,dasweißich.Ichhätteauchnicht einfach etwas veröffentlicht, sondern mit dir und deiner Familie geredet, um euch die Chance zu geben …«

»Chance.« Nate schnaubte. »Ich dachte eigentlich, wir hätten eine Chance, aber wie soll ich dir jetzt noch vertrauen?«

»Du hast jeden Grund, an mir zu zweifeln, aber du kannst mir vertrauen.IchhabemirnurSorgengemacht,wolltenichtdengleichenFehler begehen wie in Colorado, wo ich völlig blind war. Aber jetzt weiß ich, dass es den Tieren nirgendwo so gut gehen würde wie bei euch. Ich … ich mag dich, Nate, und ich werde dir nie wieder wehtun. Bitte verzeih mir.«

Je mehr Sekunden vergingen, desto mehr verknotete sich mein Magen. Als ich schon dachte, ich würde keine Antwort mehr bekommen, sagte Nate plötzlich: »Dein Artikel hat übrigens ganz schön eingeschlagen. Wir sind jetzt schon bis zum Ende der Saison ausgebucht.«

Ichlächeltetraurig.»Dasfreutmich,Nate.Dasfreutmichwirklich.«

Er sah mir so intensiv in die Augen, dass ich das Gefühl hatte, er könnte bis in meine Seele blicken. Schließlich hellte sich seine Miene auf. »Hast du Lust auf eine Schlittenfahrt? Eine Runde habe ich noch vormir,bevorPacoübernimmt.DukannstauchwasvonderZimtschnecke und der Schokolade abhaben.«

Mein Herz machte einen Satz. »Liebend gern.«

Nebeneinander gingen wir auf den Schlitten zu, und während es wieder zu schneien begann und ein Student in unserer Nähe die Melodie vonJingle Bellspfiff, griff Nate mit seiner freien Hand nach meiner.

3

Schneebälle und andere Überraschungen I

OLIVER

»Irre!« Dieses Wort kam lauter aus meinem Mund, als mir lieb war, aber es schneite schon wieder, und das Beste war, dass der Schnee seit Tagen liegen blieb – ein für mich gänzlich ungewohntes Bild. Breit grinsend schaute ich aus den großen, mit verschnörkelten Eisengittern gesicherten Fenstern der Bibliothek auf den verschneiten Campus, während dicke Schneeflocken vom Himmel tanzten.

Mit dem kleinen Ausruf hatte ich erneut die Aufmerksamkeit der anderen Studierenden auf mich gezogen, die wie ich den SonntagvormittagzumLernennutzten.AuchdieBibliothekarin,MsSpencer,hatte mich gehört. Grundsätzlich war sie eine umgängliche Person, doch bei Lärm in ihren heiligen Hallen verstand sie keinen Spaß.

Ihre Schritte hallten gedämpft von den Wänden voller Bücher wider, bis sie neben meinem Tisch stehen blieb, auf dem ich meine Lernunterlagen für Rechnungswesen ausgebreitet hatte.

»Ich bitte Sie nicht zum ersten Mal, die Regeln zu beachten und leise zu sein – auch wenn das Wetter bei Ihnen offenbar für Begeisterung sorgt«, raunte sie mir zu.

Grinsend murmelte ich eine Entschuldigung, was sie mit einem strengen Blick, gefolgt von einem sanften Lächeln quittierte.

Kaum war sie wieder auf dem Weg zu ihrem Bibliothekstresen, zwinkerte ich den beiden Kommilitoninnen zu, die sich zu mir umgedrehthatten.DieeinewickelteeineblondeHaarsträhneumihrenZeigefinger, die andere hatte das Ende ihres Kugelschreibers an ihre Lippen gelegt. Schon letzte Woche hatten die zwei in der Mensa mit mir geflirtet.

»Hi, ich bin Oliver«, sagte ich leise, doch zu mehr kam ich nicht.

Coby, mein Mitbewohner, der konzentriert am Nebentisch büffelte, zischte mir ein verärgertes »Pssst« zu. Mit dem Zeigefinger schob er seineBrillehoch,mitdererwieClarkKentausderSuperman-Serieaussah. »Reiß dich zusammen, oder willst du es dir mit Ms Spencer verscherzen?«

Ein kurzer Blick zur Bibliothekarin bestätigte Cobys Aussage. Mit wachsamer Miene schaute sie in meine Richtung. In den wenigen Wochen, in denen ich nun an der Pine Hills University studierte, war ich bisher bei niemandem angeeckt. Das sollte auch so bleiben, denn auf keinen Fall wollte ich negativ auffallen und mir damit vielleicht Chancen verbauen. Das galt auch für den Zutritt zur Bibliothek, ohne den ich aufgeschmissen wäre. Also versuchte ich, mich zu konzentrieren und meine Freude über die weiße Pracht draußen zu bändigen – was mir nur mäßig gelang. Für alle anderen hier mochte der viele Schnee vielleicht nichts Besonderes sein, doch ich konnte gerade sehr gut nachempfinden, wie es den Leuten ging, die zum ersten Mal das Meer sahen.

Da ich grundsätzlich nicht zu den Menschen zählte, die stundenlang schweigen konnten, beschloss ich nach einer Weile, meinen Standort zu wechseln. Ich packte meine Sachen und bedeutete Coby, dass ich hier raus musste. Er nickte und folgte mir an die frische Luft.

»Hey, Mann, was sollte das denn?« Er grinste.

»Was meinst du?«, stellte ich mich unwissend. Dass man auf den ersten Blick den braun gebrannten Surfer in mir erkannte, war schon blöd genug. Ich musste nicht auch noch zugeben, dass ich mich wie ein kleines Kind über Schnee freute. Dennoch konnte ich nicht widerstehen und legte grinsend den Kopf in den Nacken, um die kalten Flocken auf meinem Gesicht zu spüren.

Coby lachte. »Du tust ja gerade so, als hättest du noch nie in deinem Leben Schnee gesehen.« Er stieß mich in die Seite, doch als er mich anschaute, riss er die Augen auf. »Echt jetzt? Das ist kein Scherz?«

Seit ein paar Tagen war Pine Hills das reinste Winter Wonderland und ich nach wie vor fasziniert davon. »Doch schon, aber da war ich vielleicht fünf und wusste noch nicht, dass ich erst studieren gehen muss, um das erneut zu erleben.« Ich bückte mich und formte etwas Schnee zu einer Kugel. Die Kälte biss in meine Handflächen, doch ich genoss dieses einzigartige Gefühl.

Coby war die Überraschung anzusehen. »Du verarschst mich doch.«

Ich lachte laut auf. »Nein, das ist mein voller Ernst. In San Diego haben wir im Winter zwischen fünfzehn und zwanzig Grad. Falls es docheinmalschneit,schmilztderSchneeindemMoment,indemerden Boden berührt. Wenn überhaupt bleibt höchstens feuchter Matsch zurück, und selbst der verflüssigt sich schnell wieder. Und bisher war ich nur einmal mit meinen Großeltern in den Bergen, wo es Winter in diesem Stil gab.«

»Aber du hast damals hoffentlich einen Schneemann gebaut? Oder warst rodeln?«

IchschütteltedenKopf.»Nope,nichtsdavon.KeinenSchneegegessen, keine Schneeballschlacht oder Schneeengel gemacht. Ich habe zwar einen Skikurs besucht, aber davon weiß ich kaum noch was. Ich war nur neulich mit Chloe auf einer Schlittenfahrt durch Pine Hills.«

Cobysahmichan,alswäreereinemAußerirdischenbegegnet.»Und mit deinen Großeltern hast du nicht im Schnee gespielt oder so?«

KnappschüttelteichdenKopf.»Siehabenmichnurinden