Zarter Speck in scharfer Falle - Günter Dönges - E-Book

Zarter Speck in scharfer Falle E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Josuah Parker war der Meinung, daß Lady Simpson sich recht albern benahm. Seine Herrin, die sich schon seit etlichen Jahren unverändert als Sechzigerin bezeichnete, saß in einem Boot und stieß einen teenagerhaften Jauchzer aus, als der Holzkahn sich dem tosenden Wasserfall näherte. Sie hielt ihren Hut fest, der ein wenig an einen Südwester erinnerte, jauchzte erneut auf und verschwand dann in den Wasserschleiern. Butler Parker fand, daß Agatha Simpson sich ein wenig zu laut und ausgelassen benahm. Er mißbilligte das sehr. Er saß zu seinem Leidwesen ebenfalls in diesem Einbaum und machte einen äußerst abweisenden Eindruck. Steif, als habe er einen Stock verschluckt, drückte er seine schwarze Melone mit dem Bambusgriff seines Universal Regenschirms auf den Kopf und kniff die Augen zu. Nun war nämlich die Reihe an ihm, in die Wasserschleier einzutauchen. Es ging alles blitzschnell. Der hölzerne Kahn neigte sich vor und jagte dann über den Rand des Wasserfalls. Sekunden später war dieser Sturz in die Tiefe bereits überstanden. Die Spitze des Einbaums ließ das Wasser des kleinen Bergsees aufschäumen, glitt weiter und hielt auf den Wildwasserkanal zu, in dem die Wasserfluten zu kochen schienen. »Ist das nicht wunderbar?« Lady Agatha wandte sich zu ihrem Butler um und sah ihn mit funkelnden Augen begeistert an. »Wie Mylady meinen«, gab Josuah Parker neutral zurück. »Gleich wird es noch spannender werden.« Lady Simpson deutete auf den Wildwasserkanal Sie jauchzte noch ein drittes Mal begeistert auf und veranlaßte Parker dadurch nur zu einem gequälten Lächeln. Er war von Anfang an gegen diese Art von Belustigung gewesen. Der vollbesetzte Kahn

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Butler Parker – 120 –

Zarter Speck in scharfer Falle

Günter Dönges

Josuah Parker war der Meinung, daß Lady Simpson sich recht albern benahm. Seine Herrin, die sich schon seit etlichen Jahren unverändert als Sechzigerin bezeichnete, saß in einem Boot und stieß einen teenagerhaften Jauchzer aus, als der Holzkahn sich dem tosenden Wasserfall näherte. Sie hielt ihren Hut fest, der ein wenig an einen Südwester erinnerte, jauchzte erneut auf und verschwand dann in den Wasserschleiern.

Butler Parker fand, daß Agatha Simpson sich ein wenig zu laut und ausgelassen benahm. Er mißbilligte das sehr.

Er saß zu seinem Leidwesen ebenfalls in diesem Einbaum und machte einen äußerst abweisenden Eindruck. Steif, als habe er einen Stock verschluckt, drückte er seine schwarze Melone mit dem Bambusgriff seines Universal Regenschirms auf den Kopf und kniff die Augen zu. Nun war nämlich die Reihe an ihm, in die Wasserschleier einzutauchen.

Es ging alles blitzschnell.

Der hölzerne Kahn neigte sich vor und jagte dann über den Rand des Wasserfalls. Sekunden später war dieser Sturz in die Tiefe bereits überstanden. Die Spitze des Einbaums ließ das Wasser des kleinen Bergsees aufschäumen, glitt weiter und hielt auf den Wildwasserkanal zu, in dem die Wasserfluten zu kochen schienen.

»Ist das nicht wunderbar?« Lady Agatha wandte sich zu ihrem Butler um und sah ihn mit funkelnden Augen begeistert an.

»Wie Mylady meinen«, gab Josuah Parker neutral zurück.

»Gleich wird es noch spannender werden.« Lady Simpson deutete auf den Wildwasserkanal Sie jauchzte noch ein drittes Mal begeistert auf und veranlaßte Parker dadurch nur zu einem gequälten Lächeln. Er war von Anfang an gegen diese Art von Belustigung gewesen.

Der vollbesetzte Kahn geriet leicht ins Schwanken. Die Insassen kreischten vergnügt, schaukelten noch zusätzlich und ließen sich ohne Protest von den überschwappenden Wellen unter Wasser setzen.

Parkers Gesicht hatte einen mißbilligenden Ausdruck angenommen, was bei ihm schon viel bedeutete. Normalerweise zeigte er kaum eine Reaktion. Selbstbeherrschung und Haltung waren Tugenden, die für Josuah Parker eine Selbstverständlichkeit darstellten.

Seine Mißbilligung hing damit zusammen, daß eine über Bord schwappende Welle bereits sein gestärktes Vorhemd erreichte. Das Wasser netzte zu ausgiebig seine Brust.

Eine zweite Welle landete in seinen schwarzen Schuhen und verordnete seinen Füßen ein nicht eingeplantes, gründliches Bad. Parkers Gesichtszüge entgleisten endgültig, als er von einer dritten Welle förmlich geohrfeigt wurde.

»Wunderbar«, rief Lady Agatha Simpson ihrem Butler zu. Wie eine erfahrene Wikingerin saß sie im Holzkahn und trotzte Wind und Wellen. Hinter ihrem breiten Rücken hatte Kathy Porter Schutz gesucht und auch gefunden. Sie bekam von dem unfreiwilligen Bad kaum etwas ab.

Der Wildwasserkanal war inzwischen auch überstanden. Die Fahrt ging weiter und näherte sich einer Stromschnelle, die weitere unangenehme Überraschungen verhieß. Parker wischte sich die Wasserperlen aus dem Gesicht und bereute seinen Entschluß, an dieser Bootsreise teilgenommen zu haben. Er hatte sich diesen Nachmittag anders vorgestellt.

Die Stromschnelle tat ihre Pflicht überaus gründlich.

Sie durchnäßte Parkers Hosenbeine völlig, verabreichte ihm eine zweite Ohrfeige und weichte sein Gesäß nachhaltig ein. Der Kahn erreichte einen kleinen See, beschrieb einen sanften Bogen und hielt dann vor dem langen Bootssteg.

»Ich möchte die Strecke am liebsten noch einmal fahren«, sagte Lady Simpson, als Parker ihr auf den Bootssteg half. »Oh, Mr. Parker, Sie sind naß geworden?«

»Ein wenig, Mylady«, erwiderte Parker gemessen und steif. »Mylady bestehen auf einem zweiten Durchgang?«

»Unbedingt«, entschied Lady Agatha unternehmungslustig. »Aber vorher will ich mir noch die Alligatorenfarm ansehen. Nun kommen Sie schon, Mr. Parker. So etwas wird einem nicht alle Tage geboten.«

»Wenn Mylady meine bescheidene Wenigkeit vielleicht entschuldigen wollen?«

»Papperlapapp, Mr. Parker.« Sie sah ihn streng an. »Ich möchte auf Ihre Begleitung in keinem Fall verzichten.«

»Mylady schmeicheln einem alten, müden und verbrauchten Mann. Ich möchte mir allerdings erlauben darauf hinzuweisen, daß meine Kleidung durchnäßt ist.«

»Das trocknet alles wieder, Mr. Parker. Wir haben doch ein selten schönes Wetter. Nach den Alligatoren werden wir uns die Feen und Zwerge ansehen.«

»Myladys Wünsche sind mir Befehl«, gab Josuah Parker würdevoll zurück. Er hatte sich entschlossen, das hier alles über sich ergehen zu lassen. Schlimmer als die Wildwasserfahrt konnte es ja wohl kaum noch kommen.

Doch darin sollte Butler Parker sich gründlich getäuscht haben!

*

Der Mann war klein und fett.

Er erinnerte ein wenig an einen degenerierten Buddha, wozu seine Glatze noch ein Übriges tat. Der Mann saß in einem Drehsessel und beobachtete die Bilder, die ihm die sechs Monitoren lieferten.

Er beugte sich vor und deutete auf den dritten Kontrollfernseher. Seine Augen verengten sich, und sein Gesicht nahm einen gespannten Ausdruck an.

»Da ist sie wieder«, sagte er und wandte sich an einen jungen, drahtigen Mann, der vor einem Kontrollpult stand. »Gehen Sie näher heran, Steve. Ja, noch näher. Natürlich, das ist sie.«

»Sie war eben auf der Wild wasserbahn«, bestätigte der junge Mann. Er drückte auf verschiedene Knöpfe, worauf das Bild auf dem Monitor noch deutlicher wurde.

Es zeigte eine gewisse Lady Agatha Simpson, die wie ein etwas zu füllig und zu groß geratenes Kind in einem breiten Ruderboot saß und sich die Alligatoren aus nächster Nähe anschaute. Daß sie diese Fahrt genoß, war ihr deutlich anzusehen. Sie wandte sich gerade an ihre Begleiterin und deutete auf einen besonders mächtigen Alligator, der nach dem Boot schnappte, es jedoch knapp verfehlte.

Die junge Begleiterin der Lady schien von dem Alligator nicht viel zu halten. Sie bog sich unwillkürlich zurück und verzog angewidert ihr Gesicht.

»Die sieht verdammt gut aus, Sir«, sagte der junge Mann, dessen Vorname Steve war.

»Also gut, Steve. Merken Sie sich die Kleine ebenfalls vor. Sie sollen nicht leer ausgehen.«

»Vielen Dank, Sir.« Steve griff nach einem Fotoapparat und schoß das Bild, das immer noch auf dem Monitor zu sehen war. Er machte einige Aufnahmen und griff dann nach einem Funksprechgerät, das neben dem Kontrollstand auf einem Tisch lag.

Während er sich mit der »Außenstelle Alligator« in Verbindung setzte, beobachtete der Glatzköpfige weiter die Fernsehbilder. Der fette Mann, der etwa fünfundfünfzig Jahre alt sein mochte, suchte nach weiteren Testpersonen für seinen großangelegten Versuch.

Ihm ging es da um eine Mischung, die gute Resultate versprach. Zum anderen mußte sie einen gewissen Unterhaltungswert darstellen. Über das geplante Experiment hinaus wollte der Fette sich auch amüsieren.

»Was halten Sie von dem Butler der ›Alten‹?« erkundigte sich Steve. Der junge Mann drückte wieder Bedienungsknöpfe und regulierte‘ mit einem Drehknopf das Bild. Steve deutete auf den Monitor, auf dessen Bildscheibe nun der Butler zu sehen war, wie er eigentlich nur noch in nostalgischen Filmen zu genießen war. Dieser Butler trug einen schwarzen Zweireiher, eine schwarze Melone und hielt einen altväterlich gebundenen Regenschirm in der Hand. Er saß hinter der jungen Frau, die bereits notiert worden war.

»Uninteressant«, meinte der Fette und schüttelte den Kopf. »Dieser Mann gibt nichts her, Steve. Er wird schon nach ein paar Stunden aus den Schuhen kippen und die Nerven verlieren.«

»In Ordnung, Sir.« Steve verzichtete auf jedes Gegenargument. Er kannte seinen Chef nur zu gut. Hatte er einmal entschieden, so war die Sache erledigt.

Der glatzköpfige Fette schüttelte unwillig den Kopf, als Steve das Bild umschalten wollte. Er beugte sich wieder vor und sah sich den Butler noch einmal genau an. Irgendwie gefiel ihm dieser so korrekt aussehende Mann nicht. Instinktiv spürte der Fette, daß dieser Butler nicht einzuordnen war. Dieser Mann im schwarzen Zweireiher war für jede Überraschung geeignet. Der Fette spürte förmlich die Herausforderung, die von diesem so gemessen aussehenden Mann ausging. Er war fast versucht, seinen Entschluß rückgängig zu machen, ließ es dann aber. Unnötige Risiken brauchten nicht unbedingt eingegangen zu werden. Was er plante, war ohnehin gefährlich genug.

*

Lady Agatha Simpson ließ sich von einem waschechten Chinesen den Tee servieren.

Sie saß zusammen mit ihrer Gesellschafterin und Sekretärin in einem Pavillon und erholte sich etwas von der massierten Unterhaltung, die man ihr serviert hatte.

Die Dame – immens reich und unabhängig – hatte sich auf den Besuch dieses Ferienparadieses schon seit Wochen gefreut. Sie erfüllte sich damit einen Kindertraum und war tatsächlich noch einmal zu einer Halbwüchsigen geworden.

»Wonderland«, wie das Ferienparadies hieß, war vor knapp einem Jahr etwa anderthalb Autostunden von London entfernt in der Nähe von Oxford errichtet worden. Kenner der Vergnügungsindustrie hatten hier in einem sanften Hügelland, das von einigen Tälern durchschnitten wurde, eine Art Disneyland aus dem Boden gestampft. Es gab im Grunde nichts, was es nicht gab.

Lady Simpson hatte die ersten Attraktionen bereits andeutungsweise genossen.

Sie war auf dem Wildwasserkanal gewesen und hatte sich vom Boot durch die tosenden Fluten tragen lassen. Dieser Kahn war natürlich unterhalb der Wasseroberfläche an einer Führungskette befestigt und nahm seinen vorprogrammierten Kurs. Auch der Wasserfall war nichts als eine geschickte Täuschung, die allerdings den Blutdruck ansteigen ließ.

Die Alligatoren im Dschungelsee bestanden aus Plastik und waren täuschend nachgeahmt worden. Ihr Schnappen nach dem trägen Ruderboot wurde elektronisch gesteuert, was dem Spaß aber keinen Abbruch tat.

Echte Alligatoren hingegen konnte man in einem benachbarten See bewundern. Auf ihm verkehrten natürlich keine Besucherboote. Die Panzerechsen sollten nicht unnötig gefüttert werden. Die Besucher konnten sich diese Ungeheuer aus grauer Vorzeit von einer sicheren Plattform aus ansehen.

Obwohl ein normaler Wochentag, war das Ferienparadies überaus gut besucht. Die Fahrt hinaus nach »Wonderland«, war vor allen Dingen für Familien ein Ereignis. Es gab so viel zu sehen, daß man den ganzen Tag lang bleiben konnte.

»Was haben wir bisher abhaken können, Kindchen?« fragte Lady Simpson, sich an Kathy Porter wendend. Kathy lächelte, nahm den Parkführer hoch und reichte ihn Lady Agatha.

»Den Wildwasserkanal haben wir, dann den Alligatorensee und das Feenschloß«, meinte Lady Simpson. »Richtig, dann die Delphin-Schau, die Western-Eisenbahn und ›Gun Town‹.«

»Die Goldmine, Mylady, die Reptilienfarm und auch das ›Reich der Gnome‹.«

»Eine ganz hübsche Liste, Kindchen.« Lady Agatha lehnte sich zufrieden zurück. »Nach dem Tee werden wir uns die Zauberburg und die Raubtier-Safari vornehmen.«

»Hoffentlich läßt sich das zeitlich schaffen, Mylady.« Kathy Porter wunderte sich wieder einmal über die Energie der älteren Dame. Lady Agatha wollte sich wirklich nichts entgehen lassen.

»Falls nicht, kommen wir morgen noch einmal zurück«, erklärte Lady Simpson. »Haben Sie mitbekommen, daß Mr. Parker sich gar nicht wohl fühlt?«

»Mr. Parker hält, glaube ich, nicht viel von solchen Belustigungen, Mylady.« Kathy lächelte wieder. Sie hatte sogar noch reichlich untertrieben. Sie kannte den Butler nur zu gut, der für solche Ferienparadiese überhaupt nicht geschaffen war.

»Und was sagen Sie dazu, Kindchen? Hand aufs Herz, machen Sie mir nichts vor.«

»Ich amüsiere mich, Mylady.« Kathy meinte es ehrlich. »Man kann sich gruseln und weiß, daß einem nichts passieren kann.«

»Ich werde mit meinem Vermögensverwalter ein offenes Wort reden müssen«, sagte Lady Agatha nachdenklich. »An solch einem Ferienpark sollte man sich beteiligen. Ich hätte eine Menge Ideen für zusätzliche Attraktionen. Sagen Sie, wo bleibt denn Parker? Hat er sich etwa abgesetzt?«

»Er trocknet wahrscheinlich seine Kleidung«, antwortete Kathy. »Der Wildwasserkanal schien es auf ihn abgesehen zu haben.«

Lady Agatha hätte gar zu gern einige spitze Bemerkungen gemacht, doch sie wurde plötzlich abgelenkt. Zwei Herren traten an den Tisch. Sie waren feierlich gekleidet und hielten große Blumensträuße in Händen.

»Dürfen wir vielleicht einen Moment stören?« fragte der jüngere der beiden Männer und verbeugte sich höflich.

»Sie haben gewonnen«, verkündete der zweite Mann, der ein wenig füllig war.

»Und was?« erkundigte sich Lady Simpson sofort. Gegen Gewinn hatte sie grundsätzlich nichts einzuwenden.

»Zuerst einmal die Blumen, Madam«, meinte der junge Mann, der mit dem Steve identisch war, der sich im Kontrollraum des Ferienparks befunden hatte.

»Der eigentliche Preis wartet auf Sie in unseren Geschäftsräumen«, fügte der Füllige freundlich hinzu. »Wenn wir die Damen einladen dürften?«

»Wieso hat Mylady gewonnen?« wollte Kathy wissen. Sie hatte von Parker gelernt, immer mißtrauisch zu sein.

»Sie sind die 500 000. Besucherin in dieser Saison«, sagte der junge Mann.

»Und wieso finden Sie mich erst jetzt?« wollte Lady Simpson genau wissen.

Steve griff in seine Brusttasche, holte zwei Polaroid-Farbfotos hervor und reichte sie Lady Simpson.

»Sie wurden an der Kasse bereits fotografiert, Madam«, meinte er geschmeidig.

»Worauf warten Sie noch, junger Mann?« Lady Simpson ließ ihre tiefe Stimme ertönen. »Sagen Sie mir endlich, was ich gewonnen habe?«

»Wollen Sie sich nicht überraschen lassen, Madam? Der Wagen wertet bereits vor dem Pavillon.«

»Und wie verständigen wir Mr. Parker?« Kathy Porter war mit dieser Einladung nicht sehr einverstanden. Sie wußte aus Erfahrung, daß Lady Simpson gefährlich lebte. Was immer sie auch anpackte, es wurde daraus früher oder später ein Kriminalfall.

»Sie haben noch einen Begleiter bei sich?« fragte der Korpulente.

»Mein Butler.« Lady Simpson war ungeduldig geworden. Sie wollte endlich ihren Preis kassieren.

»Ich werde hier auf ihn warten«, meinte der Füllige, indem er mit seinem Begleiter Steve einen schnellen Blick wechselte.

»Wollen Sie mich um meinen Preis bringen?« Lady Simpson war noch ungeduldiger geworden. Sie setzte sich bereits in Bewegung und war nach Lage der Dinge nicht mehr zu stoppen. Kathy folgte ihr notgedrungen. Sie wollte Lady Simpson auf keinen Fall allein gehen lassen.

Und damit marschierten die beiden Damen unwissend bereits in ihr nächstes Abenteuer hinein.

*

Butler Parker kam sich ein wenig unglücklich vor.

Er wartete nun schon seit einer halben Stunde auf die Rückgabe seines schwarzen Zweireihers, doch bisher hatte sich nichts getan. Er war in die Schnellbügelanstalt in der Nähe des Wildwasserkanals gegangen, um sein Äußeres wieder in die alte Form bringen zu lassen. Vor einer halben Stunde noch hatte er die Einrichtung solch einer Schnellbüglerei äußerst begrüßt, doch nun änderte sich seine Meinung gründlich. Ohne Jackett und Hose kam er sich hilflos und verlassen vor.

Er saß in einer freundlich eingerichteten Kabine und ließ sich von Musik berieseln. Er hatte in den hier ausliegenden Magazinen lustlos herumgeblättert, immer wieder auf seine unförmig aussehende Taschenuhr geblickt und schließlich sehr nachdrücklich auf den Klingelknopf gedrückt, um die Bedienung herbeizurufen.

Nun, entweder war die Klingel nicht in Ordnung, oder man reagierte überhaupt nicht.

Josuah Parker erhob sich aus dem kleinen Sessel und ging zur Tür. Er kam dabei an dem großen Wandspiegel vorüber und warf einen prüfenden Blick auf sich.

Besonders korrekt sah er wirklich nicht aus.

Er trug geblümte Shorts, ein Baumwollunterhemd und sah nicht unbedingt wie ein Leistungssportler aus. Vielleicht störte es den Gesamteindruck, daß er seine schwarze Melone trug. Sie paßte nicht recht zu seiner momentanen Kleidung.

Verblüfft nahm der Butler zur Kenntnis, daß die Tür der Umkleidekabine verschlossen war.

Parker rüttelte an dem Türknauf und war sofort hellwach. Hier stimmte etwas nicht. Das Zuschließen der Tür war völlig irregulär. Er hämmerte mit dem Bambusgriff seines Universal-Regenschirms gegen die Türfüllung und legte sich dabei keinerlei Hemmung auf. Da der Bambusgriff mit Blei ausgegossen war, fielen diese Schläge sehr laut aus. Sie dröhnten durch die Umkleidekabine und mußten auch drüben im Laden mit Sicherheit wahrgenommen werden.

Es rührte sich jedoch nichts.

Parkers Mißtrauen wuchs zusehends. Er hatte nun das feste Gefühl, daß man ihm aus irgendeinem Grund einen bösen Streich gespielt hatte. Er dachte natürlich sofort an Lady Agatha und an Kathy Porter. Wurde er hier festgehalten, um sich nicht mit den beiden Damen beschäftigen zu können? War der Zufall genutzt worden, daß er hier seine Hosen neu aufbügeln lassen mußte?

Er war nicht der Mann, geduldig und ergeben zu warten.