9,49 €
Der Begriff "Zwangsarbeit" wird benutzt, um den Kern der nationalsozialistischen Beschäftigungspolitik zu charakterisieren. Diese Politik setzte in verschiedenen Abstufungen Pressionen und in Millionen Fällen nackte Gewalt ein, um Arbeitskräfte aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten für die deutsche Kriegswirtschaft anzuwerben bzw. zu verpflichten. Insbesondere die Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion bekamen die Folgen der nationalsozialistischen Rassenideologie zu spüren. In Schleswig-Holstein sind Zwangsarbeiter im großen Umfang eingesetzt und ausgebeutet worden: in der Landwirtschaft, in der Industrie, in Handwerksbetrieben und in privaten Haushalten. Zwangsarbeiter oder Fremdarbeiter wurden gemäß der Rassenlehre der Nationalsozialisten klassifiziert: Am unteren Ende der Zwangsar-beiterhierarchie standen die Ostarbeiter. Sie waren russische, weißrussische oder aus der Ukraine stammende Arbeiter, stigmatisiert durch das Abzeichen "Ost", dadurch auch äußerlich gekennzeichnet und mussten in sehr primitiven Lagern leben, in Kellinghusen im ehemaligen Schweinestall des Bauern Gosau, das umgebende Gelände war mit Stacheldraht umzäunt. Die Verbrechen der Nazi-Barbarei wurden nach 1945 einfach vergessen, man leugnete sie. Berichte von Morden und Plünderun-gen dagegen, begangen von Polen und Sowjetrussen nach der Befreiung 1945, hielten sich zäh in Familien und Heimatschriften. Auch die Geschichtsschreibung passte sich an und klammerte unangenehme Themen aus. Gänzlich verdrängt wurde das Schicksal der "slawischen Untermenschen", denn Polen und Sowjetbürger standen weit unten in der Rassenhierarchie der nationalsozialistischen "Rassenwächter".
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 213
Für Pauline
Danksagung
Die „Fremdarbeiterlager“ im Kreis Steinburg - 1947
Zwangsarbeiterlager und Kriegsgefangenenkommandos in Städten und Dörfern des Kreises Steinburg während des Zweiten Weltkrieges
Die Zwangsarbeitenden im Kreis Steinburg 1939 – 1945 Kiebitzreihe bis Wulfsmoor
Das Thema „Nationalsozialismus“ im Unterricht
Konstruktivistische Didaktik und Methodik am Beispiel Lernen an Stationen – Lernen in Projekten
Projektunterricht –verschiedene Modelle
Projektunterricht – Vorteile eines nachhaltigen Unterrichts
Unterrichtseinheit: Lernen an Stationen – Lernen in Projekten zum Thema: „Zwangsarbeitende 1939 – 1945 am Beispiel des Kreises Steinburg: Hinweise für die Lehrkraft
Lernen an Stationen – Lernen in Projekten
Planung und Durchführung eines Projektes zum Thema: „Zwangsarbeitende im Kreis Steinburg“
Anhang
Literaturhinweise
Zeitzeugengespräche – Interviewpartner
Archive
Löhne der polnischen Zwangsarbeiter*innen
Bekleidung der Ostarbeiter*innen
Friedhofspläne
An dieser Stelle ist es mir eine Freude, ein herzliches Dankeschön zu schreiben. Ein Projekt dieses Umfangs ist nur durch die Hilfe vieler möglich. Alle hier nicht genannten Personen und Institutionen sind selbstverständlich eingeschlossen und der geneigte Leser und die geneigte Leserin findet die gemeinten Personen und Institutionen unter den Zeitzeugenhinweisen.
Zunächst möchte ich mich herzlich bei meinem langjährigen Weggefährten Heinz-Jürgen Heidemann für die Mitwirkung an dieser Arbeit und für die vielen Jahre in herzlicher Verbundenheit im gemeinsamen Bemühen bedanken. Bedanken möchte ich mich bei dem Verein für Kultur und Geschichte von Hohenlockstedt e. V., der in der Person von Herrn Joachim Jabusch diese Arbeit umfänglich unterstützte. Mein besonderer Dank geht auch an meinen ehemaligen Kollegen Hans-Joachim Eckmann, der sich die Zeit nahm, uns in Wilster und Umgebung auf eine historische Exkursion mitzunehmen und der mich mit diversen Chroniken der Gemeinden der Wilstermarsch ausstattete. Insbesondere möchte ich mich auch bei Herrn Uwe Ibs aus Hadenfeld bedanken, der dieses Projekt mit Herz und viel Wissen begleitete. Sodann sei Herr Klaus Lange an dieser Stelle bedankt, der mit seinem enormen Wissen über die Kremper Marsch meine Recherche unterstützte. Ein großes Dankeschön auch an Ernst Otto Kölling, der mir so manche Zeitreise ermöglichte. Ich bin dem Landesarchiv Schleswig-Holstein in Person von Herrn Thorge Christian Jeß zu herzlichem Dank für seine hervorragende Unterstützung, speziell bei meinen Quellenrecherchen, verpflichtet.
Besonders zu danken habe ich der AG Horster Ortsarchiv in der VHS Horst, Frau Helma Behrens, Hohenaspe, Herrn Christian Boldt, Leiter des Detlefsen- Museums in Glückstadt, Herrn Ernst Clausen, Brokstedt, Herrn Peter Fischer, Oelixdorf, Herrn Reimer Loop, Rade, Herrn Behrend Lorenz und Herrn Otto Soyka, Münsterdorf, Herrn Ingo Lafrentz, Itzehoe, Herrn Johann Löding, Oldenborstel, Frau Mehrens-Alfer, Leiterin des Stadtarchivs Kellinghusen, Herrn Dr. Reimer Möller, Herrn Rudolf Mohrdieck, Puls, Frau Kirsten Puymann, Leiterin des gemeinsamen Archivs des Kreises Steinburg und der Stadt Itzehoe, Herrn Klaus Rave aus Lockstedt, Frau Rühmann und Frau Ellie Ruß, Wrist, Herrn Hans Siedenburg, Vaalermoor, Frau Ingrid und Herrn Hermann Schwichtenberg, Frau Vukomanovic, Rosdorf.
Im Mai 1947 forderte das Zentral-Justizamt für die Britische Zone, Sievekingplatz 1, Hamburg alle in ihrer Zone befindlichen Regierungen, Ministerien und Verwaltungen auf, Auskünfte über die in ihrem Bereich vorhandenen Ausländerlager zu geben. Im Detail bat das Zentral-Justizamt um Informationen zu den folgenden Sachverhalten:
1. Angaben aller im Bereich Ihres Amtes in der Nazizeit vorhanden gewesenen Lager ausländischer Arbeiter. Die Aufstellung müsste nach Möglichkeit enthalten:
2.
1. Ort des Lagers
2. Nationalität, Geschlecht und Anzahl der Lagerinsassen
3. Ort des Arbeitseinsatzes der Lagerinsassen (Angabe des Betriebes oder Arbeitgeber)
4. Für die Überwachung der Lagerinsassen zuständige Ortsgruppe der NSDAP.
3. Angaben über besondere Vorkommnisse in einzelnen Lagern (z.B. Hinrichtungen, Misshandlungen, schwere Bestrafungen von Lagerinsassen, große Verluste durch Fliegerangriffe infolge des Verbots, deutsche Luftschutzeinrichtungen zu benutzen, usw.) 1
Eine Zusammenstellung der Rückläufer an das Zentral-Justizamt für die Britische Zone ergab das folgende vorläufige Ergebnis für den Kreis Steinburg:
Ort/Ortsgruppe Belegt mit: Arbeitseinsatz: der NSDAP:
Itzehoe
Leuenkamp
102 Personen, 91 Russinnen, 4 Polinnen, 6 Polen, 1 Slowake
Sauerkohlfabrik Hengstenberg
Schulenburg
95 Italiener, 2 Franzosen, 5 Holländer, 31 Polen, mit Familien, deren Anzahl nicht angegeben werden kann.
Alsen´sche Portland-Cement-Fabriken
Fuchsberg
149 Personen: Polen, Ukrainer, Holländer, Belgier, Dänen, Italiener (männliche und weibliche Arbeiter)
Pumpenfabrik Siemen & Hinsch
Juliengardeweg
Polen, Russen, Franzosen, Italiener ( männliche und weibliche Arbeiter) 16 Personen
Sozialgewerk der Kreishandwerkerschaft Itzehoe
Glückstadt
Christian IV- Str. 1
28 Franzosen und Serben (männliche und weibliche Arbeiter)
Fa. J. J. Augustin
Stadtstraße, Am Rhin 7, Am Hafen 26
3 Russen, 56 Russinnen, 38 Franzosen, 12 Holländer, 1 Jugoslawe
Fa. Peter Temming AG in Glückstadt
Stadtstraße
10 Polinnen
Glückstädter Wäscherei
Stadtstraße
32 Franzosen, 5 Belgier, 3 Holländer, 4 Polinnen, 2 Italienerinnen, 18 Italiener
Schleswig-Holsteinische Farbenfabriken H. Wilckens Sohn Glückstadt
Jungfernstieg 1
24-90 männliche Franzosen, Belgier, Jugoslawen
verschiedene Betriebe und verschiedene Landwirte
Klaus-Groth- Straße, Große Kremper- Straße, Königstraße
230 Franzosen, 20 Polen, 20 Holländer, 2 Ukrainer, 93 Ostarbeiter, 67 Ostarbeiterinnen
Reichsbahn-Ausbesserungswerk in Glückstadt
Krempe
Kriegsgefangenenlager: Auf dem Pferdemarkt
25-30 kriegsgefangene Franzosen
Genossenschaftsmeierei Krempe, Kremper Lederwerke, Reichsbahn Glückstadt und verschiedene Bauern
Wilster
Rumflether Straße 6
40-100 Personen, (männlich und weiblich), Ostarbeiter, Franzosen, Italiener
Fa. Günther & Co
Rumflether Straße 6
25-30 Polen
bei der Reichsbahn
Brokdorf
Kriegsgefangenenlager
15-20 Franzosen
verschiedene Bauern in der Gemeinde Brokdorf
Kriegsgefangenenlager
15-20 Russen
verschiedene Bauern in der Gemeinde Brokdorf
.
Außerdem wurde kurz vor Kriegsende eine größere Anzahl ausländischer OT-Arbeiter eingesetzt. Personalien dieser Arbeiter sind nicht vorhanden. Es handelte sich ausschließlich um männliche Arbeitskräfte französischer, lettischer, litauischer und polnischer Nationalität. Sie wurden für Stellungsbauten eingesetzt.
Brokstedt
Kriegsgefangenenlager
ca. 30 Franzosen
verschiedene landwirtschaftliche Betriebe
Büttel
20 männliche Zivilpolen
Deichverband Wilstermarsch
Ecklak
Kriegsgefangenenlager Ecklak
Kriegsgefangene: Polen, Russen, Franzosen, Serben, Belgier, Wallonen
verschiedene landwirtschaftliche Betriebe in Ecklak
Kriegsgefangenenlager in Ecklakerhörn
Kriegsgefangene: Polen, Russen, Franzosen, Serben, Belgier, Wallone
verschiedene landwirtschaftliche Betriebe in Ecklak
Kremperheide
Kriegsgefangenenlager beim Gastwirt Karl Wilke
15 männliche Franzosen
in der Landwirtschaft
Lager- Wilh. Jürgens, Herfahrt
12 männliche Weißrussen
Fritz Deckmann, Formsandgrube, Kremperheide
Hohenfelde
Kriegsgefangenenlager
30-40 männliche Franzosen
verschiedene Bauern
Lockstedter Lager
Ostarbeiter 135 Personen, Polen, Russen, Ukrainer, 30 Holländer, 30 Belgier (männlich und weiblich)
Heeresmunitionsanstalt
Looft
Looft (Kathstelle)
Polen: 5 männlich, 7 weiblich, 12 Kinder
landwirtschaftliche Betriebe
Horst
Kriegsgefangenenlager
ca. 100 französische Kriegsgefangene
landwirtschaftliche Betriebe
Moorfleth
Gefangenenlager
polnische, belgische und französische Kriegsgefangene
landwirtschaftliche Betriebe
Hinter-
Neuendorf
Nortorf
Ortsteil- Dwerfeld Kriegsgefangenenlager
Belgier, Italiener, Russen, Franzosen - etwa 30 Kriegsgefangene zusammen
landwirtschaftliche Betriebe
Schlotfeld
Kriegsgefangenenlager
20 französische Kriegsgefangene
landwirtschaftliche Betriebe
Westermoor
2 Lager
35 Franzosen, 15 Italiener (männlich)
landwirtschaftliche Betriebe in Westermoor, Kronsmoor, Breitenberg und Moordieck
Wiedenborstel
Lager Wiedenborstel
16 Russen (männlich)
landwirtschaftlicher Betrieb Wiedenborstel
2
Die deutschen Behörden kamen ihrer Meldepflicht nur sehr widerwillig nach. Man schob Bombenschäden und den Verlust von Firmenkarteien vor. Der großen Mehrheit der Deutschen fehlte ein Unrechtsbewusstsein. Die obige Liste ist aus diesen Gründen sehr unvollständig.
1 BArch, Z 42-I/255, Seite 407
2 BArch, Z 42-I/255), Seiten 391ff
Ortsname
Bezeichnung/Lage am Ort
Art der Arbeit
Anzahl
Nationalität
Aasbüttel
Kdo Bodenstab
Lw.
20-27
F
Agethorst
Kdo Altenteil Bruhn
Lw.
33
F
Altenmoor
Kdo
20-25
F, SU
Auufer
Kdo Körner
Lw
100
SU
Auufer
Kdo „Rote Brücke“
Lw
30
F
Barenfleth
Kdo Neuenkirchen
80
SU
Barenfleth
Kdo Großwisch
40
F
Beidenfleth
Kdo
Lw.
40
F, SE, SU
Blomsche Wildnis
Sperforkenweg
-
-
PL
Borsfleth
Kdo Christian Stange, Büttel 40a
-
-
F
Borsfleth
Schulstraße 39
-
-
SU
Brokdorf
Kdo
Lw
21
F
Brokdorf
Kdo
Lw
21
SU
Brokdorf
Kdo - Organisation Todt
Stellungsbauten
-
F,LET,LIT, PL
Brokstedt
Kdo
Lw.
40
F
Brokreihe
Kdo Altersheim
Lw.
15 - 20
PL
Büttel 1939- 1941
Schweinestall Heinrich Rusch Wilstermarsch
Lw./ Deichv.
20
PL
Büttel 1941- 1945
Marie Bohm, Büttel, Altenkoog
-
20
JU, (Serben und Kroaten)
Dammfleth
90
PL, F, I, SU
Dägeling
Hof Rieger
Lw.
40
PL, versch. Nationen
Dägeling
Kdo
Lw
18
F, SE
Drage
Kdo
Lw
40
SU
Dwerfeld
Kdo
Lw
30
versch. Nat.
Ecklak
Kdo K. Rehder
Lw
30
F, B
Ecklak
Kdo R. Laackmann
Lw.
25
Pl, SU
Ecklakerhörn
Kdo
Lw.
-
versch. Nat.
Elskop
Gw. Krempermarsch-Haus, Pferdestall
Lw.
-
F
Fitzbek
Kdo Anna Stühmer
Lw
31
F
Glückstadt
Kdo Junfernstieg
Lw., Ind.
24-90 200
F, JU, B, SU
Glückstadt
Gw. „Die Hoffnung“ Christianstraße 1, auch Kgf J.J. Augustin
-
28
F, JU(SE)
Glückstadt
Gw. „Erholung“ Am Rhin 7
-
50
F(38), NL(12)
Glückstadt
Klaus-Groth-Straße, auch Kgf, 4 B Reichsbahn- Ausbesserungswerk
-
250
F(230), PL(20)
Glückstadt
Gw. „Stadt Altona“, Große Kremper Straße, Reichsbahn-Ausbesserungswerk
-
22
NL(20), UKR(2)
Glückstadt
Königstraße, Reichsbahn- Ausbesserungswerk
-
225
SU
Glückstadt
Wäscherei Benirschke,
-
14
PL(10), F (4 Kgf)
Stadtstraße/Königstr aße 23
Glückstadt
Kdo Franscher Garten, Großer Schwibbogen 21, Reichsbahn
-
50
F
Glückstadt
H. Wilkens Sohn
Ind
64
F (32), B (5), NL (3), PL (4), I (20)
Glückstadt
Am Hafen 26 Peter Temming
-
1 59
JU SU
Glückstadt
Kdo 543 Eisenbahn
-
180
F(162), B(18)
Glückstadt
Kdo 932
Ind
26
-
Grevenkop
Kdo Schweinestall bei Ehlers
Lw.
-
F
Grevenkop
Kommando Wulff, Hauptstraße 14
Lw.
30-40
F, dann SU
Hennstedt
Itzehoer Str.
Lw.
10 -15
Pl, SE
Herzhorn
Kdo Ledtje
-
-
F
Hinter- Neuendorf
Kdo
Lw.
-
Pl, F, B
Hodorf
Kdo Schule
30
F
Hodorf
Gw Jürgens
15
UKR
Hohenaspe
Kdo „Zur Post“
F,B,UKR
Hohenfelde
Kdo
Lw.
30-40
F
Hohenfelde
Kdo
-
-
PL
Horst
Kdo
Lw.
100
F
Itzehoe
Offizierslager XA
-
-
PL
Itzehoe
Leuenkamp Sauerkohl-Fabrik Hengstenberg
Ind.
102
SU(91), PL(10),SLO (1)
Itzehoe
Kdo 976, Schulenburg, Alsensche Portland Zementfabrik
Ind.
131
I(95), PL(31), F(2),NL(3)
Itzehoe
Fuchsberg, Siemen & Hinsch
Ind.
149
PL, UKR, NL,B,D,I
Itzehoe
Juliengardeweg, Kreishandwerkerschaft
-
16
PL, SU, F, I
Itzehoe
Kdo Gallwitz- Kaserne
-
100
PL
Itzehoe
Kdo 253 Reichsbahnlager
Ind.
113
F(92), B(21)
Itzehoe
Hotel „Adler“
-
F
Kaaks
Kdo Hermann Lahann
Lw.
20
F
Kellinghusen
Carl Symanowski, Werkzeug- und Gerätestiele
-
-
-
Kellinghusen
Kdo 1368, Schweinestall Gosau, Overndorfer Straße 14
-
47
SU
Kellinghusen
Gut Louisenberg
Lw.
36
SU, PL, I, F
Kellinghusen
Lager 1419, Ziegelei Voss, Rensing
-
20
JU
Kellinghusen
Gw. „Patentkrug“, Hauptstraße 5
-
16
PL(7), I(7), F(2)
Kellinghusen
„Lindenhof“; Friedrichstraße 7
-
8
I
Kellinghusen
Gw. „Näther“, Hauptstraße
-
-
I
Kellinghusen
Singelmann & Co
Ind.
13 (6)
LE und Kinder (6)
Kellinghusen
Lkw in der Lindenstraße
-
6
SU
Kellinghusen
Storjohann, Brauerstraße 1
-
6
SU(4), F(2)
Kleve
Kdo „Gut Krummendieck“
Lw:
20
F
Kollmar
Schulstraße
-
-
F
Krempe
Kdo „Auf dem Pferdemarkt“
Meierei, Lederwerke, Reichsbahn, Lw
25-30
F
Krempe
Kdo 932, Alter Sportplatz
-
-
F
Kremper- heide
Kdo Gw. K. Wilke
Lw.
15
F
Kremper- heide
Wilh. Jürgens, Herfart, Arbeit bei Fritz Deckmann - Formsandgrube
Ind.
12
SU
Krummendi ek
Kdo
Lw.
20
F
Krummendi ek
Kdo
Lw.
20
SE
Kudensee 14.4.194510.5.1945
-
-
10
PL
Lägerdorf
Kdo Thormannsches Gewese, Alte Schulstraße, Alsensche Landwirtschaft
Lw.
20-40
F, I
Lägerdorf
Breitenburger Portlandzementfa- brik
Ind.
90
I
Landrecht
Kdo
Lw.
25-30
SU, P
Landscheide
Arbeitslager
-
89
F(26), SU(25), PL(38)
Lockstedter Lager
Heeres- Munitionsanstalt
Ind.
200
SU(130), NL(40), B(30)
Lockstedter Lager
Kdo
Lw.
30
F
Lohbarbek
Kdo 271
Lw.
SE
Looft
1.Kathstelle, Heinrich Behrens 2. Hauptstraße, Friedrich Behrens
Lw.
24
PL
Looft
Kdo
Lw
30
B.F
Moorhusen
Kdo Voss
Lw
20-30
F
Moorhusen
Kdo Voss
Lw
20-30
SE
Münsterdorf
Anscharstraße 43
Lw.
10
JU
Neuenbrook
Kdo Henning Hoffmann
Lw.
20
I,PL
Neuenbrook
Kdo Klaus Hellmann
-
20 -30
F
Neuendorf
Kdo Hof Ehlers, Kuhle 12
30
PL, B, F
Nortorf
Kdo
Lw.
123
B, SU(38) als Kriegsgefangene, I(10), SU(75)
Nutteln
Kdo Harders
Lw.
30
P, SU
Oldendorf
Kdo
Lw.
20-30
F
Oldendorf
Kdo
Lw.
20-30
SE
Oelixdorf
Tischlerei Jochims
Lw.
PL, F, SU, I
Oeschebüttel
Kdo 330
Lw.
20
20 SE
Oeschebüttel
Kdo
Lw.
F
Ottenbüttel
Kdo Schlüter
Lw.
25-30
F, S, I
Peissen
Kdo Fülscher
Lw.
12
SE, P,B
Peissen
Kdo Hollesen
Lw.
22
F, B
Quarnstedt
Kdo Stietzweg
Lw.
20
F, SU
Reher
Kdo Voss
Lw.
9
I
Reher
Kdo Oldsen
Lw.
30
F
Rethwisch
Gw. Lüdemann
Lw.
50
F, SE
Sachsenban de
Kdo
Lw
20
SU
Sarlhusen
Kdo Brockmann
Lw
20-25
F,SE
St. Margarethen
Kdo
Lw
25
JU
Schlotfeld
Kdo Gw. Oesau
Lw.
20
F
Schlotfeld
Hans Wiese
Lw.
-
-
Sommerland
Gw. Scharmer
Lw.
F,PL
Steinburg
Kdo
Lw.
40
F, JU
Stördorf
Kdo
Lw.
20
F
Süderaudorf
Kdo
-
45
F
Vaale
Bollweg 34
Lw.
-
SE,PL
Vaale
Kdo. Mühlenberg
Lw.
-
SU
Vaale
Heuweg
Lw.
-
F, B
Vaalermoor
Straflager Gw. Schütt
Entwäs serung Moor, Lw.
70-100
SU
Vaalermoor
Kdo Gw. Schütt
Lw.
20
PL
Warringholz
Kdo. Karl Schwerdtfeger
Lw.
10-20
F, B, GR
Warringholz
Arbeitslager Ziegelwerk
Ind.
33
P, SU
Westermoor
2 Arbeitslager
Lw.
50
F(35), I(15)
Wewelsfleth
Peters Schiffswerft-Hallengebäude
-
-
-
Wewelsfleth
Kdo
30
F
Wewelsfleth
Kdo
15
SU
Wiedenborstel
Arbeitslager
Lw.
20
SU
Wilster
Rumflether Straße 6, Günther & Co
-
40-100
PL, SU, F, I
Wilster
Rumflether Straße, Reichsbahn
-
25-30
PL
Wilster
Kdo 480
Lw. Ind.
53
F(46), B(7)
Winseldorf
Lw.
-
Wrist- Heidrehm
Kdo Bursegg
Lw.
26
F
Wrist
Kdo
Lw.
12
SE
Wrist
Kdo
Lw.
30
I
Wulfsmoor
Kdo
Lw.
19
F
Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeitergräber findet man in: Beidenfleth, Borsfleth, Brokdorf, Glückstadt, Hohenaspe, Hohenlockstedt, Horst, Itzehoe,Kellinghusen, Kollmar, Krempe, Krummendiek, Münsterdorf,Neuenbrook, Neuenkirchen, St. Margarethen, Wacken, Wilster, Wrist-Stellau
Kriegsgefangene – Russen
Nordwestlich von Elmshorn liegt Kiebitzreihe mit den beiden Ortsteilen Wischreihe und Bekenreihe. Kiebitzreihe hat 2200 Einwohner.
In Kiebitzreihe ist lediglich bekannt, dass auf den einzelnen Höfen französische und polnische Kriegsgefangene arbeiteten und auch auf den Höfen untergebracht waren. So arbeitete auf dem Hof Winter ein Pole und auf dem Hof Gosau ein Franzose. Ein zentrales Lager gab es nicht. 3
Kleve liegt etwa 8 km westlich von Itzehoe. Im Jahre 1480 wurde die Gemeinde erstmals urkundlich erwähnt. Die Güter Krummendiek und Kleve liegen in der Gemeinde. Kleve hat 560 Einwohner.
Um 1940 gab es in Kleve noch 28 Landwirte im Neben- und Vollerwerb. In dem Dorf arbeiteten russische, französische und serbische Kriegsgefangene, aber auch polnische Mädchen und Frauen waren hier zwangsweise beschäftigt und untergebracht. Die Polin Maria Spazymiska arbeitete bei Anna Kohl in Kleve.
Arbeitskarte der Polin Maria Spazymiska (Quelle: ITS Bad Arolsen, Signatur 10003889)
Auf Gut Krummendieck befand sich ein Lager für die französischen Kriegsgefangenen. Dieses Lager wurde später nach Huje verlegt. Auf Gut Kleve arbeiteten eine 16-jährige polnische Zwangsarbeiterin, sie war auch auf dem Gut untergebracht, ein französischer Kriegsgefangener und ein serbischer Kriegsgefangener. Das Lager für die serbischen Kriegsgefangen befand sich in Moorhusen bei dem Bauern Voß. 4
Auf dem elterlichen Hof, wusste Peter Hintz zu berichten, musste ein russischer Kriegsgefangener arbeiten, der auch auf dem Hof lebte.5
Kollmar liegt zwischen Glückstadt und Elmshorn, etwa 13 km westlich von Elmshorn, an der Elbe im Landschaftsschutzgebiet Kollmarer Marsch. Landwirtschaft und Elbe haben das Dorf geprägt.
In Kollmar gab es ein Kriegsgefangenenlager für Franzosen. Es lag in der dortigen Schulstraße und die Franzosen waren in einem Stallgebäude interniert. 6
Kollmoor liegt etwa drei Kilometer östlich von Itzehoe an der Stör und ist landwirtschaftlich geprägt. Kollmoor hat heute 33 Einwohner.
Um 1940 existierten in dem kleinen Dorf 10 landwirtschaftliche Vollerwerbsstellen. Auf den einzelnen Bauernhöfen wohnten und arbeiteten französische und sowjetische Kriegsgefangene. Ein zentrales Lager gab es in Kollmoor nicht. 7
Krempdorf ist ein typisches Reihendorf der holsteinischen Marsch, dessen Erscheinungsbild durch die Landwirtschaft geprägt ist. Das Gebiet der Gemeinde ist nahezu rechteckig und erstreckt sich südlich von Krempe entlang der Kremper Au. Bis heute ist die Besiedlungs- und Entwässerungsstruktur, wie sie im 12.Jahrhundert von holländischen Siedlern angelegt wurde, weitgehend erhalten.
In Krempdorf gab es kein zentrales Lager. Die Zwangsarbeiter und –arbeiterinnen wohnten und arbeiteten auf den einzelnen Höfen.8
Krempe liegt rund 50 Kilometer nordwestlich von Hamburg und zehn Kilometer südlich von Itzehoe in ländlicher Umgebung an der (ehemals schiffbaren) Krempau, einem Nebenarm der Stör. Mit rund 2300 Einwohnern ist Krempe nach Arnis die zweitkleinste Stadt Schleswig-Holsteins.
In Krempe existierten zwei Kriegsgefangenenkommandos. Französische Kriegsgefangene waren in der alten Turnhalle in der Nähe des Platzes „Auf dem Pferdemarkt“ untergebracht. Die 25 bis 30 französischen Gefangenen arbeiteten in einer Meierei, in den Kremper Lederwerken, bei der Reichsbahn und in der Landwirtschaft. In einem zweiten Lager waren in einer Baracke auf dem alten Sportplatz ebenfalls Franzosen interniert. 9
Im Ahsbahsstift (Krankenhaus) in Krempe waren insgesamt 20 Zwangsarbeiter*innen untergebracht - ein Patient belgischer Nationaltät, 19 Patient*innen polnischer Nationalität und ein Baby.
(Quelle: ITS Bad Arolsen, Signatur 9074500, Nr. 82428367)
Krempermoor liegt drei Kilometer südlich von Itzehoe in einem ausgedehnten Moorgebiet. Der Ort wurde 1271 erstmals erwähnt als „Cremper Mohr“ und hat 570 Einwohner. In Krempermoor befand sich kein Lager.
Kremperheide liegt südlich der Kreisstadt Itzehoe, hat 2500 Einwohner und grenzt als Geestgemeinde an die Krempermarsch. Im 30jährigen Krieg und im folgenden Schwedischen Krieg wurden in Kremperheide 24 Katen niedergebrannt. Trotzdem entwickelte sich die Siedlung in der Heide. Nach und nach ersetzten größere Bauten die kleinen Hütten. Bis 1900 entwickelte sich dann die „Kleine-Leute-Siedlung“ Kremperheide immer mehr zu einem Bauerndorf.
In Kremperheide existierte ein Lager mit kriegsgefangenen Franzosen. Es befand sich in der Gastwirtschaft Wilke. Die französischen Kriegsgefangenen wurden zu Tätigkeiten in der Landwirtschaft eingesetzt. In einem zweiten Lager waren 12 kriegsgefangene Sowjetrussen bei Wilhelm Jürgens in Herfart untergebracht worden. Sie mussten in der Formsandgrube von Fritz Deckmann arbeiten.
Kronsmoor liegt etwa fünf Kilometer östlich von Itzehoe an der Stör. Der Ort ist überwiegend durch landwirtschaftliche Betriebe geprägt.
In Westermoor waren zwei zentrale Arbeitslager installiert worden. In den beiden Lagern waren 35 Franzosen und 15 Italiener untergebracht. Ein Teil dieser Zwangsarbeiter musste morgens zur Arbeit nach Kronsmoor marschieren, um dort Arbeiten in den landwirtschaftlichen Betrieben zu verrichten. 10 Kronsmoor ist nur wenige hundert Meter von Westermoor entfernt
Krummendiek liegt etwa 7 km westlich von Itzehoe und hat über 90 Einwohner. Im 13. Jahrhundert wurde ein befestigter Herrensitz an der Bekau, sie fließt durch die Gemeinde, errichtet. 1227 erhielt der damalige Besitzer des Gutes, Hartwig Busche de Crummendike, von Graf Adolf IV. von Holstein das umliegende Land samt der Siedlung zu Lehen.
Um 1940 existierten in Krummendiek fünf landwirtschaftliche Vollerwerbsstellen. In dem kleinen Dorf waren 20 französische und 20 serbische Kriegsgefangene interniert. Auf den Höfen lebten und arbeiteten sowjetische Zwangsarbeiterinnen. Gustav Dunker berichtete, dass auf dem elterlichen Hof eine russische Zwangsarbeiterin lebte, die ein Liebesverhältnis mit einem russischen Kriegsgefangenen aus Landrecht hatte, das nicht ohne Folgen blieb. Die schwangere Russin durfte ihr Kind auf dem Hof zur Welt bringen und großziehen.11
Weißrussische Zwangsarbeiterinnen auf dem Weg zu ihrem Arbeitseinsatzort
Kudensee liegt etwa fünf Kilometer km nordöstlich von Brunsbüttel und wurde erstmals 1454 unter dem Namen „Uth dem Kudensee“ urkundlich erwähnt. Kudensee hat über 110 Einwohner.
In Kudensee befand sich ein Lager mit 10 Polen in der Zeit vom 14.04. 1945 bis zum 10. 05. 1945. Danach wurden die polnischen Kriegsgefangenen nach Itzehoe transportiert. Zuständig für die Bewachung war Walter Franzenburg aus St. Margarethen.12
Lägerdorf liegt etwa fünf Kilometer südöstlich von Itzehoe. Die direkte Umgebung des Ortes prägt die Zementindustrie in Form von Kreidegruben. Lägerdorf hat 2700 Einwohner.
Auf nahezu jedem Bauernhof in Schleswig-Holstein wurden in der Zeit des 2. Weltkriegs Zwangsarbeiter eingesetzt. Ab Juni 1940 bis zum Kriegsende bestand ein Kriegsgefangenlager mit durchschnittlich 20 Franzosen auf dem Gutshof. Außerdem arbeiteten auf dem Alsen’schen Gutshof in Lägerdorf während des Krieges polnische Zwangsarbeiter und ab 1943 italienische und sowjetische Kriegsgefangene. Landwirtschaftlicher Vogt auf dem Gut war Hermann Papist. Papist war auch Angehöriger der Landwacht. Im Juni 1944 nahmen er und der Polizeibeamte Wolf Frau K. wegen unerlaubten Umgangs mit einem italienischen Kriegsgefangenen fest. Frau K. wurde 1944 vom Sondergericht zu 2 Jahren Zuchthaus und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt, die sie im Frauengefängnis Lübeck verbüßte. Am 24. Juni 1944 gab sie vor der Polizei die folgende Erklärung ab:
Im Frühjahr diesen Jahres, den Tag weiß ich nicht mehr, ging ich in die Feldmark, um für meine Kaninchen etwas trockenes Heu zu pflücken. Auf dem Rückweg begegnete ich fünf oder sechs Badoglio-Italiener, die zur Arbeit gingen. Einer von diesen hielt mich an und fragte mich, was ich in meinem Sack habe. Er verstand es aber nicht. Ich habe versucht mich mit ihm zu unterhalten, was mir aber nicht gelang, weil er kein deutsch verstand. Aus der Unterhaltung entnahm ich, dass sein Essen nicht besonders ist. Da er einen guten Eindruck auf mich machte und ich Mitleid für ihn empfand, habe ich am nächsten Tag wieder dieselbe Strecke abgegrast für meine Kaninchen. Ich steckte mir ein Butterbrot in die Tasche und wollte es ihm geben, falls ich ihn wieder traf. Ich traf ihn auch wieder und gab ihm das Brot. Wir haben uns wieder, so gut es ging, unterhalten. Die anderen Italiener gingen an ihre Arbeit. Es war immer um die Mittagszeit herum. Ich habe nun diesem Italiener wiederholt Brot gegeben. Hatte ich einmal etwas vom Mittagessen übrig, so habe ich ihm auch davon gegeben. Ich lernte ihn nun mit der Zeit näher kennen und auch lieben. Ich fragte ihn nach seinen Verhältnissen. Er sagte, dass er verheiratet sei, dass seine Familie in Palermo wohne und er keine Post bekommt. Ich hatte nun immer mehr Mitleid mit ihm und versorgte ihn mit Essen so gut ich es konnte. Im Frühjahr noch, es war sehr kalt, kam er bei meiner Wohnung vorbei. Als ich sah, dass er fror, forderte ich ihn auf, mit in meine Wohnung zu kommen. Er kam mit und ich gab ihm heißen Kaffee zu trinken. Er war ungefähr eine halbe Stunde bei mir. Mein Mann war nicht zu Hause. Ich brachte dem Italiener von nun an mehrmals in der Woche zu essen, hauptsächlich um die Mittagszeit. Wir suchten uns zu diesem Zwecke ein kleines Plätzchen im Wald aus. Eines Tages zeigte er mir die Photographie von seiner Frau und seinen beiden Kindern. Er fragte mich, ob ich sie leiden mag. Ich sagte ja – besonders das kleine Mädchen, das ihm sehr ähnlich sieht. Da ich keine Kinder habe und von meinem Mann auch keine erwarte, habe ich von dem Tag an den Italiener lieben gelernt. Ich habe ihn weiterhin mit Verpflegung versorgt. Meine Liebe zu ihm steigerte sich bis zum Geschlechtsverkehr. Ende April oder Anfang Mai diesen Jahres habe ich mich mit ihm zum ersten Mal eingelassen. Es war im Wald an einem versteckten Platz. Ich sagte zu ihm, dass ich nicht krank sei. Daraufhin hat er mich gebraucht ohne besondere Schutzmittel. Heute am 24.06.1944 haben wir zuletzt geschlechtlich verkehrt. Wir haben nicht bei jedem Zusammensein geschlechtlich verkehrt, sondern nur ab und zu. Wie oft kann ich nicht sagen. Es kann cirka 10-mal gewesen sein. Irgendwelche Folgen haben sich bei mir noch nicht bemerkbar gemacht. Ich kann nur sagen, dass ich mit dem Badoglio-Italiener Mitleid empfunden habe und ihn auch aus diesem Grunde mit Verpflegung versorgte.
Dass es dabei zu dem intimen Verkehr kam, war die Folge unserer Zusammenkunft im Wald.
Es ist mir bekannt, dass es verboten ist, sich mit Kriegsgefangenen einzulassen, vielweniger mit ihnen zu verkehren. Ich tat es, weil er so schöne schwarze Haare hatte und so schöne dunkle Augen und ich von ihm gerne ein Kind haben wollte. Ich gebe weiter zu, dass ich dem Italiener zweimal einen kleinen Zettel zugesteckt habe, in dem ich ihm für seine Liebe dankte. Auch habe ich ihm zum Andenken einen kleinen Freundschaftsring geschenkt. Ebenfalls habe ich ihm meine goldene Armbanduhr geschenkt. Ich sagte hierbei zu ihm, dass er, wenn der Krieg zu Ende ist, die Uhr seiner kleinen Tochter schenken soll.
Ich bereue meine Tat sehr.
Mein Mann weiß bis jetzt noch nicht, dass ich mit einem Badoglio-Italiener ein Verhältnis habe und dass ich geschlechtlich verkehrt habe. 1314
Zettel von Frau K. an den Militärinternierten Anzalone Salvadore
Von September 1944 bis Februar 1945 waren bei der Breitenburger Portland-Cement-Fabrik mindestens 87 italienische Kriegsgefangene beschäftigt, die im Gemeinschaftslager Sandweg (Baracken auf Hohlstein) untergebracht worden sind. Auch bei Alsen sind zur gleichen Zeit 158 Italiener und in Itzehoe und Lägerdorf zudem polnische Zwangsarbeiter beschäftigt gewesen. 15
(Quelle: ITS Bad Arolsen, Signatur 9074500, Nr. 82428372)
Vermutlich serbische und italienische Kriegsgefangene an den Alsen´schen Portland-Cement-Fabriken in Itzehoe - Schulenburg nach der Befreiung. Das Werk lag an der Ortsgrenze zu Münsterdorf.
(Foto: Aloys Lindenblatt)