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Zwei zwischen den Gipfeln: 2 Heimatromane E-Book

Anna Martach

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane: Keine Rettung für den Hof? (Alfred Bekker) Nur die Berge schauen zu (Anna Martach) Ein einfacher Jäger, das ist nicht die rechte Partie für Lisa, die Tochter des Stadler-Bauern. Doch als der Bauer überraschend stirbt, steht die Zukunft des Hofs und somit der ganzen Familie auf dem Spiel. Muss die Stadler-Lisa nun einen anderen heiraten, um den Hof zu retten?

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Anna Martach, Alfred Bekker

Zwei zwischen den Gipfeln: 2 Heimatromane

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Inhaltsverzeichnis

Zwei zwischen den Gipfeln: 2 Heimatromane

Copyright

Keine Rettung für den Hof?

Nur die Berge schauen zu

Zwei zwischen den Gipfeln: 2 Heimatromane

Alfred Bekker, Anna Martach

Dieser Band enthält folgende Romane:

Keine Rettung für den Hof? (Alfred Bekker)

Nur die Berge schauen zu (Anna Martach)

Ein einfacher Jäger, das ist nicht die rechte Partie für Lisa, die Tochter des Stadler-Bauern. Doch als der Bauer überraschend stirbt, steht die Zukunft des Hofs und somit der ganzen Familie auf dem Spiel. Muss die Stadler-Lisa nun einen anderen heiraten, um den Hof zu retten?

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

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© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Keine Rettung für den Hof?

von Alfred Bekker

Ein einfacher Jäger, das ist nicht die rechte Partie für Lisa, die Tochter des Stadler-Bauern. Doch als der Bauer überraschend stirbt, steht die Zukunft des Hofs und somit der ganzen Familie auf dem Spiel. Muss die Stadler-Lisa nun einen anderen heiraten, um den Hof zu retten?

Cover Alfred Hofer/123rf

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1

"Mei, net so wild!", lachte das junge Madel. Es war die Lisa vom Stadler-Bauern, der es sicher nicht so gern gesehen hätte, hätte er gewusst, dass seine Tochter zu dieser späten Stunde noch mit einem jungen Mann durch den Hochwald tollte.

Sie war ganz außer Atem und der Brandner-Thomas hatte sie jetzt eingeholt.

"Ich kann net mehr...", rief sie und fiel dem Burschen in die Arme.

Und obgleich der Thomas von Beruf ein Jäger und recht ausdauernd war, rang auch er nach Luft.

"Wir sind ein schönes Stückl gelaufen", meinte der Thomas, "Aber ich hab dich am End doch noch gekriegt..."

"Freilich. Aber du hättest mich net gekriegt, wenn ich es net gewollt hätte!", behauptete die Stadler-Lisa mit einem koketten Lächeln, das ihrem hübschen Gesicht etwas Schelmisches gab.

"Ja, das lässt sich hinterher immer behaupten, Madel!"

"Es ist die Wahrheit, Thomas!" Sie gab ihm einen Kuss und setzte hinzu: "Nix, als die reine Wahrheit!"

Die Stadler-Lisa seufzte.

Ja, der Thomas, das war schon ein fescher Bursche. Und so recht nach ihrem Geschmack war er auch.

Groß gewachsen mit hellblondem Haar und braungebrannt von der Sonne. Er war halt viel draußen in der Natur. In den Hochwäldern und auf den Hochwiesen, wo er sich um das Wild zu kümmern hatte.

Alle anderen Dirndln im Dorf hätten liebend gern mit dem Brandner-Thomas angebandelt, aber der junge Jäger hatte nur Augen für die Lisa.

Einmal hatte er ihr sogar schon einen Antrag gemacht, aber sie war ausgewichen.

"Ein bisserl Zeit musst mir noch geben", hatte sie ihm gesagt und er hatte versprochen, zu warten. Das musste sie ihm hoch anrechnen.

Die Lisa spürte, wie der Brandner-Thomas sie näher an sich zog. Die Mondlicht schien auf die beiden herab und es war eigentlich ein Augenblick, um glücklich zu sein.

"Mei", begann der Thomas und die Lisa konnte sich bereits denken, womit er jetzt beginnen würde. Er strich ihr sanft über das lange, etwas gelockte Haar und meinte: "Ich weiß, dass ich versprochen hab', geduldig auf dich zu warten, aber ich weiß eigentlich net, was unserer Hochzeit noch im Wege steht!"

"Thomas..."

"Ist es denn net die wahre Liebe zwischen uns beiden?"

"Sicher ist es das."

"Mei, dann versteh ich dich net, Madel. Ist das denn net das einzige, was wirklich zählt?"

Lisa seufzte. Wie sollte sie es dem Thomas nur klarmachen, ohne ihn dabei zu verletzen? Es schien einfach nicht möglich zu sein.

"Schau, Thomas", begann sie. "Der Vater, der..."

"Mei, ich weiß, was dein Vater von mir denkt!", rief der Thomas aufgebracht. "Er meint, dass einer wie ich, ein einfacher Jäger, nicht die rechte Partie ist für die Tochter des Stadler-Bauern - net wahr?"

"Thomas..." Die Stadler-Lisa schüttelte energisch den Kopf. Sie hielt den jungen Mann bei den Schultern, aber dieser wandte sich von ihr ab. Er war verärgert.

"Madel, ich sag's doch nur so, wie es ist!"

Die Lisa seufzte. Ein bisserl konnte sie den Thomas ja verstehen. Und wenn es nach ihr gegangen wäre, dann hätte es schon längst eine Hochzeit gegeben.

Aber der Stadler-Bauer lag seit einiger Zeit sehr schwer krank darnieder.

So schwer krank, das die Ärzte nicht viel Hoffnung gemacht hatten, dass er je wieder auf die Beine kam. Und da Lisa wusste, dass der Stadler sich weiß Gott einen anderen Bräutigam für sie wünschte, als ausgerechnet einen Jäger, wollte sie ihm jetzt nicht unnötig Kummer machen.

Dem Brandner-Thomas wollte sie allerdings auch keinen Kummer machen, aber wie es schien war beides einfach nicht zu schaffen.

"Mei, Thomas, können wir net alles noch eine Weile so lassen, wie es ist?"

"Denkst vielleicht, das noch ein besserer daherkommt als ich?", versetzte der Thomas. Es war halb im Scherz gesagt, aber ein bisschen Ernst schwang auch mit. Die Lisa spürte, dass er wirklich verärgert war.

Lisa seufzte.

"Mei, es wird jetzt aber wirklich Zeit für mich. Die anderen werden sich schon fragen, wo ich wohl bleib."

Thomas zuckte die Schultern. "Hast was dagegen, wenn ich dich nach Hause bring, Madel?"

"Du Depp! Natürlich net!"

Und damit küsste sie ihn auf die Wange.

Mei, ein fesches Madel ist sie schon!, dachte der Thomas bei sich. Zu gern hätte er sie vor den Altar geführt. Aber im Moment, so schien es, konnte er nicht mehr erreichen.

Hand in Hand stiegen sie vom Hochwald herab in Richtung des Stadler-Hofs. Der helle Vollmond war dabei ihr allgegenwärtiger Begleiter.

Den Weg über sprachen die beiden jungen Leute nicht viel.

Und dann tauchten auch schon die Lichter des Stadler-Hofes in der Dunkelheit auf.

"Was ist, Thomas? Warum bleibst stehen?"

"Besser ich komme net weiter mit", erklärte er. "Wenn ich einen von den Stadlern treffe, dann gibt's doch nur neuen Hader. Und das will ich net."

"Geh, komm schon!"

Eine Gestalt kam als Schattenriss durch die Dunkelheit und ließ die beiden jungen Leute herumfahren. "Lisa?", fragte eine Männerstimme.

Lisa atmete auf.

Es war Corbinian, der Großknecht auf dem Stadlerhof, der praktisch die Stelle des Bauers eingenommen hatte, seit dieser so schwer krank darniederlag.

"Ja, ich bin's, Corbinian", erwiderte die Lisa.

Der Corbinian war ein großer, hagerer Mann. Er kam noch etwas näher und sagte: "Lisa, dein Vater, der Stadler Bauer..."

"Mei, was ist mit ihm?"

"Er ist heute Abend gestorben!"

Einen Augenblick lang sagte niemand ein Wort. Die Lisa schlug die Hände vor das Gesicht, ein dicker Kloß steckte ihr im Hals und schnürte dem Madel die Kehle zu.

Corbinians Blick fiel jetzt auf das Gesicht des Brandner-Thomas, das im Mondlicht gut sichtbar war.

"Ah, du bist also auch da... Hätt' ich mir ja denken können, Kruzifix nochmal!" Der Ärger in der Stimme des Großknechts war unüberhörbar.

"Wenn ich jetzt irgendwas für dich tun kann...", begann der Brandner-Thomas.

Aber Corbinian fuhr grob dazwischen.

"Nix kannst jetzt tun, Brandner! Am besten, du ziehst jetzt deines Weges."

Brauchst dich net gerad' so aufzuspielen!, ging es dem Thomas ärgerlich durch den Kopf.

Aber er sagte nichts. Um der Lisa willen.

"Ist schon recht, Thomas", sagte das Madel. "Ich muss jetzt rein, zur Mutter."

2

Drinnen saß die Stadler-Bäuerin ganz verheult in der Stube.

Lisa setzte sich zu ihrer Mutter und hielt ihr tröstend die Hand.

Die Stadlerin blickte auf und sah ihre Tochter einen Moment lang nachdenklich an.

Dann sagte sie: "Es wird net leicht werden, Madel!"

"Wir werden es schon schaffen, Mutter!", war die Tochter zuversichtlich. "Wenn wir nur alle zusammenhalten!"

"Schon recht, Lisa..." Die Mutter seufzte und schüttelte stumm den Kopf. "Dass der Herrgott meinen Maxl schon so früh hat von uns nehmen müssen", murmelte sie und die ganze Verzweiflung, die sie empfand, schwang in ihrem Tonfall mit.

"Im Grunde war's doch eine Erlösung für ihn", meinte der Corbinian.

"Mei, wie kannst nur so herzlos daherreden!", hielt ihm da die Lisa entgegen.

Corbinian zuckte nur die Schultern.

"Es war ja net böse gemeint", raunte er.

"Es ist schon gut", murmelte die Stadlerin mit gesenktem Kopf. Es war der armen Frau anzusehen, dass sie mit den Gedanken ganz woanders war.

Der Corbinian seufzte indessen gut hörbar und sagte dann: "Trotzdem, auch wenn es vielleicht net der rechte Zeitpunkt ist, aber irgendwann muss ich darauf zu sprechen kommen."

"Was red'st denn nun schon wieder, Corbinian?", rief die Lisa. "Mei, was ist bloß in dich gefahren!"

"Nix is in mich gefahren! Ich sorge mich nur um die Zukunft des Stadler-Hofes, das ist alles. Kruzifix nochmal, aber es scheint, als wäre ich der einzige hier, der sich solche Sorgen macht!"

"Net jetzt!", fuhr die Stadlerin auf. "Der Bauer liegt noch net unter der Erde und da kommst du daher und red'st so etwas!"

"Auch wenn's keiner hören will: Aber auf dem Stadler-Hof ist schon seit langem net so gewirtschaftet worden, wie es hätte sein sollen! Und wenn jetzt net aufgepasst wird, dann geht alles den Bach runter!"

"Was?", fuhr die Lisa auf.

Es war das erste Mal, dass sie davon hörte. Sicher, seit der Bauer krank gewesen war, war vieles liegengeblieben und manches nicht so gemacht worden, wie es hätte sein sollen.

Aber das es so schlimm stand, davon hatte das Madel keine Ahnung gehabt.

"Kein Wort mehr!", sagte jetzt die Stadlerin und kam ihrer Tochter damit zuvor, die nachfragen wollte. "Es ist jetzt net die Zeit..."

"Die rechte Zeit ist nie!", schimpfte der Corbinian, atmete tief durch und lief dann wütend aus dem Raum. Lisa hörte, wie er hinaus ins Freie ging und dabei etwas Unverständliches vor sich hin murmelte.

"Wovon hat der Corbinian gesprochen?", erkundigte sich das Madel bei seiner Mutter. Aber die wich dem Blick der Lisa aus und schüttelte den Kopf.

"Ich will jetzt net darüber reden", sagte sie.

"Steht es wirklich so schlimm um den Hof?"

Die Stadlerin nahm den Arm der Lisa und drückte ihn fest.

Und dann sagte sie: "Wir werden es schon schaffen, Lisa. Mei, irgendwie werden wir es schon schaffen!"

3

Der Brandner-Thomas bewohnte ein kleines Haus, dass dem zuständigen Revierjäger zur Verfügung gestellt wurde. Es war früh am Morgen und der junge Jäger hatte gerade gefrühstückt.

Jetzt stand er vor dem Haus und ließ den Blick über das gewaltige Bergpanorama gleiten, dass sich vor ihm erstreckte.

Steile Hänge, Hochwälder, Felswände und schneebedeckte Gipfel. Und aus den Tälern stieg der Frühnebel auf und tauchte Teile dieser bezaubernden Bergwelt in ein milchiges Licht.

Aber am diesem Morgen konnte der Thomas sich kaum über diesen Anblick freuen, den er eigentlich so sehr liebte.

Er dachte an den vergangen Abend.

Wie würde es nun weitergehen mit der Lisa und ihm? Er schwärmte schon lange für das blitzsaubere Dirndl vom Stadler-Hof.

Bislang hatte ihr Vater zwischen ihm und einer Hochzeit mit dem Madel gestanden. Aber war das am Ende nicht vielleicht nur vorgeschoben gewesen?

Der junge Mann schalt sich einen Narren.

Mei, was hast du nur für Gedanken!, ging es ihm durch den Kopf. So etwas war der Lisa nicht zuzutrauen.

Aus der Ferne sah der Thomas eine Gestalt den Hang hinaufkommen. Es dauerte ein wenig, bis die Gestalt größer wurde, aber Thomas erkannte ihn schon vorher. Es war der Franz Eder, der ihm als Forstgehilfe zugeteilt war und dem Jäger bei der Arbeit half.

Der Eder-Franz kam recht schnell daher und hatte den Thomas bald erreicht.

"Mei, was läufst du denn daher, als ob der Teufel hinter dir her wäre!", begrüßte der Jäger den Forstgehilfen, der seinerseits erst einmal nach Luft schnappen musste, bevor er etwas sagen konnte.

"Puh!", brachte er dann heraus. "Ich bin ganz außer Atem!"

Und dann hob der Franz etwas in die Höhe, was er in der Rechten mit sich getragen hatte.

Das Gesicht des Brandner-Thomas veränderte sich.

Er sah sofort, worum es sich handelte.

"Eine Falle!", stellte er mit grimmigem Unterton fest.

Immer wieder gab es Unverbesserliche, die in den Bergen Fallen aufstellten, in der die Tiere dann qualvoll verendeten. Den Fallenstellern ging es dabei vor allem um Trophäen und Felle.

"Wo hast das her, Franz?", erkundigte sich der Thomas.

"Das habe ich in der Nähe des Teufelsgrats gefunden. Und es würde mich net wundern, wenn wir im Hochwald noch mehr davon finden würden, Thomas!"

Der Thomas nickte düster. Dann sagte er: "Wart einen Moment! Ich hole nur noch meine Sachen, dann machen wir uns auf den Weg."

Wenig später gingen sie los.

"Mei, es gibt wirklich Arbeit genug für uns", meinte der Franz, während sie so dahergingen. "Und dann kommt auch noch so etwas dazu!"

"Vielleicht haben wir Glück und ertappen den Übeltäter!", erwiderte der Brandner-Thomas.

Der Franz zuckte die Schultern.

"Das wird net gerad' einfach!", war er überzeugt und zuckte dabei die breiten Schultern.

"Wer hat gesagt, dass es einfach wird!", brauste der Thomas auf. "Aber so einem Waldfrevler muss das Handwerk gelegt werden!"

"Dagegen will ich doch gar nix sagen!", kam es vom Franz zurück. "Aber wenn ich der Fallensteller wäre, dann würde ich mich kaum am helllichten Tage bei meinem Handwerk erwischen lassen! Wahrscheinlich werden wir uns ein paar Nächte um die Ohren schlagen müssen!"

Das Gesicht des Brandner-Thomas entspannte sich ein wenig.

"Na, begeistert scheinst du davon ja net gerad!"

"Ist das ein Wunder?"

Es dauerte eine Weile, bis die beiden Männer den Ort erreicht hatten, an dem der Franz die Falle gefunden hatte.

Es war auf einer Hochwaldlichtung.

In der Nähe sprudelte ein Wildbach den steilen Hang hinunter und überdeckte mit seinem Rauschen das Gezwitscher der Vögel.

"Ich schlag vor, dass wir uns ein bisserl umsehen", schlug Thomas vor und Franz war damit einverstanden.

"Ich hab schon ein bisserl herumgeguckt, aber nix gefunden, das uns einen Hinweis geben könnte."

"Jede Kleinigkeit kann wichtig sein!"

"Kruzifix nochmal, das weiß ich!"

Sie suchten im Unterholz herum, fanden aber nichts, was irgend einen Hinweis geben konnte.

Inzwischen war es recht warm geworden und den beiden Männern stand vor Anstrengung der Schweiß auf der Stirn.

Angestrengt ließen sie den Blick schweifen.

"Mei, es hat keinen Sinn!", meinte der Franz schließlich, aber der Brandner-Thomas war nicht gewillt so einfach aufzugeben.

Sie suchten weiter und trennten sich. Der Brandner-Thomas arbeitete sich in Richtung des Wildbachs vor, während der Franz im Unterholz blieb.

Thomas hatte kaum die helle Lichtung erreicht, die sich in der Nähe des Baches befand, da hörte er seinen Forstgehilfen plötzlich laut aufschreien.

Der junge Jäger wirbelte herum.

"Was ist los?"

Aber der Franz schien nicht in der Lage zu sein, etwas zu sagen. Ein unterdrückter Schmerzensschrei ging durch den Wald und scheuchte die Vögel auf.

Der Thomas rannte schnell zurück, dorthin, wo er seinen Gehilfen zuletzt gesehen hatte.

Doch den Franz konnte er nirgends entdecken.

Er schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Nur sein Stöhnen war zu hören. Es musste ihm etwas passiert sein.

"Mei, wo bist du denn, Franz!", rief der Jäger.

"Hier!", stöhnte der Franz.

Thomas kämpfte sich durch das Unterholz und hatte den Forstgehilfen wenig später gefunden.

"Kruzifix nochmal, was ist denn passiert?", rief der Jäger, als er den Franz am Boden liegen sah.

Aber schon im nächsten Moment sah er es selber.

Der Franz war in eine Falle getreten, die der Unbekannte aufgestellt haben musste.

"Hilf mir, Thomas!", stöhnte der Franz und dann kam noch ein Schwall wilder Flüche aus seinem Mund. Kein Wunder, dass er ziemlich wütend auf den unbekannten Fallensteller war.

Der Brandner-Thomas beugte sich über den Forstgehilfen und befreite dessen Fuß mit einiger Mühe aus der Falle.

Der Franz musste dabei die Zähne aufeinanderbeißen, um nicht laut loszuschreien.

"Mei, tut das weh!", meinte er, als es vorbei war.

Der Thomas machte ein sorgenvolles Gesicht, als er sich den Fuß ansah. Um den Knöchel herum hatte der Franz eine böse Verletzung.

"Das sieht net gut aus, Franz! Du musst auf schnellstem Weg ins Spital!"

Thomas hatte für die erste Hilfe Verbandszeug und etwas zur Desinfektion in seiner Jagdtasche. Aber damit würde es vermutlich längst nicht getan sein... Möglicherweise war der Knöchel sogar gebrochen. Von außen konnte man das gar nicht sehen.

Der Franz ballte wütend die Faust.

"Wenn ich den Kerl erwische, der hier auf die wahnsinnige Idee gekommen ist, Fallen aufzustellen, dann..."

"Mei, halt keine Volksreden! Lass uns erstmal sehen, ob du aufstehen kannst!"

Und damit fasste er seinem Forstgehilfen kräftig unter die Arme, um ihm aufzuhelfen.

Der Franz versuchte aufzutreten, zuckte jedoch sofort wieder zurück. Sein Gesicht verzog sich dabei vor Schmerz.

"Es geht net, Thomas!"

"Ich werde dir helfen", versprach der Jäger. "Allzuweit ist es net bis zur Sägemühle vom Hinzmayer. Und von dort kann dich jemand mit dem Wagen ins Spital bringen!"

4

Der Weg, den die beiden Männer zurücklegen mussten, war recht beschwerlich. Zumindest für den verletzten Franz. Thomas tat zwar, was er konnte, aber dennoch kamen sie nur langsam voran.

So waren sie recht erleichtert, als endlich die Sägemühle vom Xaver Hinzmayer vor ihnen auftauchte.

"Das Schlimmste haben wir jetzt geschafft", meinte der Brandner-Thomas zuversichtlich, um seinen Forstgehilfen etwas aufzumuntern.

Franz sagte nichts. Er holte nur kräftig Luft und dann sahen sie zu, dass sie auch noch die letzten Meter hinter sich brachten.

Der Hinzmayer-Xaver und sein Sohn Ludwig hatten die beiden Männer offenbar schon von weitem gesehen, denn sie kamen ihnen entgegen.

"Mei, was ist denn passiert?", fragte der Sägemüller, woraufhin Thomas ihm in knappen Worten erläuterte, was sich zugetragen hatte.

"Ein Fallensteller bei uns in der Gegend? Kruzifix, ich hoffe nur, dass du den zu fassen kriegst, der dafür verantwortlich ist", meinte der Sägemüller daraufhin mit deutlichem Ärger in der Stimme. "Und das alles nur wegen ein paar Jagdtrophäen!"

"Die aber viel Geld wert sein können", gab der Brandner-Thomas zu bedenken.

Sie brachten den Franz ins Haus des Sägemüllers und legten ihn in der Stube auf eine Bank.

"Jemand müsste ihn zum Spital fahren", meinte der Thomas.

"Mein Ludwig wird das übernehmen", erwiderte der Sägemüller. "Das ist doch eine Selbstverständlichkeit!"

Und der Hinzmayer-Ludwig nickte sogleich.

"Ja, freilich!", sagte er bereitwillig. "Der Niederberger-Bauer wird zwar net begeistert sein, wenn ich ihm seine Holzfuhre erst etwas später bringe, aber dafür wird er schon Verständnis aufbringen müssen. Schließlich ist das ja ein Notfall!"

Der Sägemüller schüttelte indessen den Kopf und meinte: "Ich versteh net, wie jemand so etwas Verantwortungsloses tun kann! Diese Fallen sind schließlich net allein für die Tiere gefährlich!"

"Da sagst etwas Wahres, Hinzmayer!", erwiderte der Brandner-Thomas seufzend.

Ein breites Lächeln ging über das wettergegerbte Gesicht des Sägemüllers, als er dem Thomas auf die Schulter schlug.

"Mei, aber du wirst dem Kerl, dem vermaledeiten, schon auf die Schliche kommen, so wie ich dich kenne!"

Thomas zuckte die Achseln.

"Das ist leichter gesagt als getan!"

"Ah, geh! So ein Jäger wie du wird doch net gleich mutlos werden, oder?" Dann kam der Sägemüller etwas näher an den jungen Mann heran und fragte mit gedämpftem Tonfall: "Du wirst es sicher schon gehört haben, dass der Stadler-Bauer das Zeitliche gesegnet hat, net wahr?"

"Freilich", sagte der Thomas und dabei verdüsterte sich sein Gesicht deutlich.

"Lang hat er leiden müssen, bis der Herrgott ihn endlich erlöst hat", meinte der Sägemüller nachdenklich. Und dann raunte er noch hinzu: "Man munkelt ja so einiges über den Stadler-Hof, Thomas!"

Der Thomas runzelte die Stirn.

"So, was denn?"

"Dass bald alles unter den Hammer kommt, wenn so weitergewirtschaftet wird!"

Der Thomas zuckte die Achseln.

"Geh, das ist doch wohl alles nix als Gerede!"

"Also die Holzrechnung bei mir ist noch net beglichen. Und wie ich so von anderen höre, bin ich net der einzige, bei dem noch was aussteht, Thomas!"

Der Brandner-Thomas schüttelte energisch den Kopf.

"Mei, das kann ich kaum glauben!"

"Es wäre bitter für die Stadlerin und ihre Tochter, die Lisa, wenn jetzt alles den Bach hinunterginge, wo sie doch gerad erst diesen Schicksalsschlag haben verwinden müssen! Aber es wird so kommen. Bist du dir denn inzwischen mit der Lisa einig?"

"Naja..."

"Also, wenn ihr auf dem Stadler-Hof noch eine zünftige Hochzeit feiern wollt, müsst ihr euch wohl beeilen!"

Der Thomas zuckte die Schultern und machte ein ziemlich mutloses Gesicht. "Mei, ich weiß net, ob das überhaupt noch was wird mit der Lisa und mir!"

"Mei, da redet doch schon das ganze Tal davon, dass ihr dereinst ein Paar werdet!", meinte Hinzmayer stirnrunzelnd.

"Inzwischen bin ich mir da net mehr so sicher!", erwiderte Thomas.

Er sah den Hinzmayer nachdenklich an.

Thomas trug die Sache jetzt schon ziemlich lange mit sich herum und vielleicht wurde es Zeit, dass er sich einmal mit jemandem darüber aussprach. Und warum nicht mit dem Sägemüller? Der Thomas hatte ihn schon gekannt, als er selbst noch ein kleiner Bub gewesen war. Ein väterlicher Freund, das war der Ludwig Hinzmayer für ihn. Jemand,dem man sich anvertrauen konnte.

"Nun sag schon, was los ist", forderte der Sägemüller.

"Ich weiß es auch net!" Der Brandner-Thomas zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf.

Auf den Sägemüller machte er alles andere als einen glücklichen Eindruck.

Nach kurzer Pause fragte Xaver Hinzmayer daher: "Seid ihr euch net mehr gut, du und die Lisa?"

"Doch, das schon...", begann der Thomas zögernd.

Der Sägemüller hob verständnislos die breiten Schultern und legte die Stirn in Falten.

"Mei, was ist es denn dann?", wollte er wissen. Er konnte sich auf die Sache keinen rechten Reim machen. Aber der Brandner-Thomas selbst im Augenblick wohl auch nicht.

"Ich würd' das Madel lieber heut als morgen vor den Altar führen, aber immer, wenn ich darauf zu sprechen komm, dann weicht die Lisa mir aus und vertröstet mich!"

"Mei, kannst dir net vorstellen, was in dem Madel vorgegangen ist, Thomas? Die Sache mit ihrem Vater..."

"Ja, das sag ich mir auch immer!", unterbrach der Thomas den Sägemüller. "Aber langsam weiß ich auch net mehr, was ich glauben soll!"

"Du musst ihr halt ein bisserl Zeit geben, Thomas. Dann regelt sich alles wie von selbst."

"Und wenn sie mich gar net mehr so recht liebt?"

Der Sägemüller machte eine wegwerfende Handbewegung und meinte: "Die Dirndln aus dem Dorf sind doch ganz wild auf einen so feschen Burschen wie dich! Da wirst schon net lang allein bleiben, Thomas!"

5

An einem der folgenden Tage wurde der Stadler-Bauer zu Grabe getragen.

Fast das ganze Tal war zugegen und folgte dem Sarg auf den Friedhof. Auch der Brandner-Thomas ließ es sich nicht nehmen, dem Stadler die letzte Ehre zu erweisen.

Die Stadlerin stand verheult neben dem Grab und nahm die Beileidsbekundungen entgegen. Daneben die Lisa mit in sich gekehrtem Gesicht. Beiden war die Sorge darüber, was kommen würde, deutlich anzusehen.

Als der Thomas der Stadlerin die Hand reichte, nickte diese dem jungen Jäger nur stumm zu.

Sie schien durch ihn hindurchzublicken und ihn gar nicht zu erkennen. Es war wohl einfach zuviel auf einmal auf die arme Frau eingestürzt.

Dann stand Thomas vor der Lisa, die ihn mit traurigen Augen ansah. Tränen glitzerten auf ihren Wagen.

"Mei, ich weiß gar net, was ich sagen soll", begann der Brandner-Thomas etwas unbeholfen und nahm dabei ihre Hand.

Sie war ganz kalt.

"Ach, du brauchst auch nix zu sagen, Thomas! Das du hier bist ist schon genug!"

Sie versuchte zu lächeln.

Einen Augenblick noch hielt er ihre Hand, dann ging er weiter. Als er den Kopf wandte, blickte er direkt in ein paar eisgraue Augen, die den Jäger schon die ganze Zeit über gemustert hatten.

Der Brandner-Thomas zuckte fast etwas zusammen unter diesem Blick.

Es war die hoch aufgeschossene, hagere Gestalt vom Corbinian, die da vor ihm stand. Das Gesicht des Großknechts vom Stadler-Hof wirkte in diesem Augenblick wie aus Stein gemeißelt.

"Glaubst vielleicht, dass du jetzt bei dem Madel freie Bahn hast, net wahr?", raunte der Corbinian ihm zu. Dabei blieb gerade noch leise genug, dass es niemandem aus der Trauergemeinde auffiel.

Der Thomas staunte nicht schlecht.

In der Stimme des Großknechts schwang Feindseligkeit mit.

"Wenn du mir was zu sagen hast, kannst du es jederzeit tun. Aber net jetzt. Jetzt ist net die rechte Zeit dazu, Corbinian!"

"Ich rate dir nur, dir das Madel aus dem Kopf zu schlagen, Thomas."

"Kruzifix, ich wüsst net, was dich das angeht, Corbinian!"

Der Thomas hätte gerne noch das eine oder andere Wort hinzugefügt. Aber einige der umstehenden Leute hatten sich schon nach ihnen umgedreht und so schwieg er.

"Servus, Corbinian", murmelte Thomas daher und ging an ihm vorbei.

Und dabei dachte er: Was fällt dem Corbinian eigentlich ein? Ist auf dem Stadler-Hof gerade mal der Großknecht und führt sich auf, als wäre er net nur der Bauer, sondern auch so etwas wie Lisas Vater!

Da war er entschieden zu weit gegangen!, fand der Brandner-Thomas und er nahm sich vor, Corbinian das bei nächster Gelegenheit auch zu sagen.

Aber nicht an einem Tag wie diesem.

6

Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben und Lisa Stadler erwachte aus dem unruhigen Schlaf, in den sie gefallen war.

Sie war früh am Abend zu Bett gegangen, aber in der Zwischenzeit musste dieses Unwetter heraufgezogen sein. In der Ferne hörte sie es donnern.

Und als das Madel ans Fenster trat, sah sie zwischen den Bergmassiven die Blitze leuchten.

Ein Gewitter in der Bergwelt, das war ein grandioses Naturschauspiel, das das Madel normalerweise immer ganz gefangen genommen hatte.

Aber heute konnte sie dem nichts abgewinnen.

Und dann hörte sie von unten, aus der Stube Stimmen.

Es war schon sehr spät und Lisa wunderte sich, dass überhaupt noch jemand auf war. Sie machte Licht und trat hinaus auf den Flur. Die Tür zur Stube stand halb offen.

Die eine Stimme, das war die ihrer Mutter. Die andere gehörte dem Corbinian.

Ziemlich heftig schien es zwischen ihnen hin und her zu gehen. Es war kein Streit, aber sie redeten ziemlich erregt.

Vor allem der Corbinian.

"Es wird alles den Bach hinunter gehen!", sagt er. "Alles kommt unter den Hammer, wenn net ein Wunder geschieht!"

"Und was meinst du, was wir tun sollen, Corbinian?", fragte die Stadlerin. "Ich weiß, dass manches versäumt worden ist in der letzten Zeit. Aber das ist doch jetzt net mehr gutzumachen!"

"Wenn man nur auf das Madel zählen könnt", meinte der Corbinian.

Die Stadlerin war erstaunt.

"Die Lisa?"

Der Corbinian nickte und erklärte dann, was ihm im Kopf herumspukte. "Solange das Madel nur Augen für diesen Jäger hat, besteht ja wohl kaum die Chance, dass sie mal eine gute Partie macht! Mei, warum muss sich das Dirndl auch ausgerechnet in diesen Habenichts vergucken?"

"Der Vater war ja auch immer dagegen, aber sie hat sich halt net davon abhalten lassen. Was soll man da machen?", erwiderte die Stadlerin seufzend.

Und der Corbinian fuhr fort: "Wenn sich die Lisa doch nur für einen der Bauernsöhne erwärmen könnt! Mei, dann wäre der Stadler-Hof vielleicht noch zu retten!"

"Der Hinzmayer-Ludwig, der Sohn vom Sägemüller, der hat ja mal für das Madel geschwärmt. Aber dann hat die Lisa den Brandner-Thomas kennengelernt und seitdem hat sie nur noch Augen für den!" Die Stimme der Stadlerin klang sehr traurig.

"Mei, nur gut, dass mein armer Mann net mehr miterleben muss, wie jetzt alles kommt..."

Die Lisa, die noch immer im Flur stand, schämte sich ein wenig dafür, dass sie gelauscht hatte.

Aber schließlich wurde da drinnen ja über ihre Zukunft gesprochen. Und da hatte sie ja wohl auch noch ein Wörtl mitzureden...

So ging Lisa also die Treppe hinab und trat in die Stube.