111 Gründe, Hunde zu lieben - Erweiterte Neuausgabe - Hauke Brost - E-Book

111 Gründe, Hunde zu lieben - Erweiterte Neuausgabe E-Book

Hauke Brost

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Beschreibung

10 Millionen Deutsche haben einen Hund. Die anderen hätten gern einen. Zumindest kennen sie jemanden, der sich einen Vierbeiner wünscht. Hund oder nicht: Vor dieser Frage steht jede Familie mehrmals, bevor die Kinder groß sind. Und wenn die Kinder groß sind, stellt sich die Frage erst recht. Aber was erlebt man mit einem Hund? Was ist so toll daran, bei Wind und Wetter mit ihm rauszumüssen? (Ehrlich gesagt, nichts ist toll daran.) Ist der Hund nicht der Verursacher von Problemen, die man ohne ihn gar nicht hätte? (Ja, das ist er.) Warum also sollte man sich einen anschaffen? Weil es viel mehr als 111 Gründe gibt, einen Hund zu lieben, sagt der Autor. Und trifft mitten ins Herz von Hundehaltern und Hundezweiflern.

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Hauke Brost

111 Gründe, Hunde zu lieben

Eine Liebeserklärung an des Menschen treuesten Freund

Erweiterte Neuausgabe mit 33 zusätzlichen Gründen

Schwarzkopf & Schwarzkopf

INHALT

Statt des Vorworts: eine Warnung

Ich schreibe dieses Buch mit einem Lächeln. 111 Gründe, Hunde zu lieben: Was für ein Buchtitel! So positiv, so schön, so herzerwärmend. Eine durchgängige Liebeserklärung darf es werden. Eine Liebeserklärung an alles, was vier Beine hat und bellen kann.

Aber ganz so nett soll es nun doch nicht werden, dieses Hundebuch. Schließlich gibt es mindestens 111 gute Gründe, sich niemals einen Hund zuzulegen. (Ich werde die Formulierung »sich einen Hund anschaffen« konsequent vermeiden. Anschaffen kann man sich ein Auto, aber kein Lebewesen.)

Ich glaube, dass die meisten Menschen, die sich einen Hund zulegen, einen Fehler machen. Entweder sind sie mit dem Hund überfordert. Oder ihr Hund ist unterfordert (das ist sogar noch häufiger der Fall). Sie kaufen den Hund nach ihrem persönlichen Geschmack, zum Beispiel nach dem Äußeren oder weil sie schon als Kind von dieser Rasse geträumt haben. Sie fragen aber nicht danach, was die natürliche Bestimmung dieser Rasse ist.

Nehmen wir einmal als Beispiel den Modehund 2009, den Australian Shepherd. Ein ausgesprochen kluger, lernbegieriger, lauffreudiger (zugegebenermaßen auch ein bildschöner) Hütehund. Diese Rasse in einer Etagenwohnung zu halten und dreimal am Tag ums Viereck Gassi zu führen ist ganz sicher nicht artgerecht. Dieser Hund muss laufen, laufen, laufen. Und vor allem: Er braucht, wenn er schon nicht hüten darf, immer neue Aufgaben. Er will gefordert sein. Wenn ich an der Hamburger Alster entlangspaziere und mir die Leute so ansehe mit ihren Vorzeige-Hunden, dann habe ich gewisse Bedenken.‹ Protestbriefe von Australian-Shepherd-Menschenpartnern bitte direkt an meinen Verleger.›

Es wäre also unverantwortlich, eine Liebeserklärung an das Leben mit Hund ohne Erwähnung der zahlreichen »Aber« zu schreiben. Das Leben mit einem Hund hat nämlich auch eine Menge Schattenseiten! Da werden finstere Flüche ausgestoßen. Da verwünscht man die schreckliche Töle und den Tag, an dem man sich auf sie eingelassen hat. Schweiß fließt in Strömen. Und manchmal fließt auch Blut. Ich möchte Ihnen ein bisschen erzählen von den vielen Kehrseiten, die das Leben mit einem Hund mit sich bringt. Ja, manchmal ist es ein »Hundeleben« …

Manchmal … bin ich ganz traurig. Dann muss ich daran denken, dass alle Hunde klüger sind als meine. Sie gehorchen auch besser. Und sie haben nicht so einen Dickkopf. Wenn man sie ruft, dann kommen sie sofort. Gelehrig sind sie und gar nicht stur. Sie freuen sich, wenn sie etwas Nahrhaftes zu fressen kriegen, und sie sind keine verwöhnten Gourmets. Sondern sie sind zufrieden mit dem, was die Hundefutterindustrie im Angebot hat. Sie benehmen sich anständig und wedeln mit dem Schwanz, wenn sie jemanden mögen. Meine Hunde legen sympathischen Besuchern stets die Pfoten auf die Schultern: »Na, Alter? Hübsches Jackett! Riecht lecker! Lass mal knabbern! Mhm!« Und ab damit in die Reinigung. Oder gleich auf die Mülle.

Manchmal … bin ich ganz verzweifelt. Dann schrecke ich aus dem Schlaf hoch und habe wieder einmal geträumt, dass sich mein Hund auf einem Rastplatz an der Autobahn von seiner Leine befreit hat und auf der Überholspur Fangen spielt. Das Blöde daran ist: Es ist kein Traum, sondern es ist passiert. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass ein Erlebnis wie dieses auf Jahre für Schlafstörungen sorgt.

Manchmal … bin ich ganz sauer. Dann hasse ich diese vierbeinigen Ungeheuer und verfluche den Tag, an dem ich auf den Hund gekommen bin. Ohne könnte ich morgens ausschlafen und einfach so in Urlaub fliegen. Ich hätte ein sauberes Auto, ich müsste nachts nicht mehr durch den Regen laufen, ich müsste keine Zecken aus der Hundehaut drehen, ich hätte keine leeren Kack-Beutel mehr in der Jackentasche und keine vollen mehr in der Hand, und von den Kosten wollen wir mal gar nicht erst reden. Ja: Manchmal bin ich wirklich sauer auf meine Hunde.

Aber ist es mit der Liebe zwischen Menschen nicht genauso? Bevor man richtig glücklich wird, ist man wahlweise traurig, verzweifelt oder sauer. Da muss man durch. Das ist normal. Und dann wird eines Tages womöglich doch noch die »ganz große Liebe« draus. Im Übrigen gilt für Mensch / Mensch dasselbe wie für Mensch / Hund: »Drum prüfe, wer sich ewig bindet.«

Mein kleines, dickes Mäuschen ist gerade aufgewacht. Niemand kann sich genau daran erinnern, warum dieses 70 Kilo schwere junge Neufundländer-Ungetüm ausgerechnet »mein kleines dickes Mäuschen« heißt. »Mein großes dickes Ungeheuer« wäre passender, aber was soll’s: Das »kleine dicke Mäuschen« hebt den Kopf. Und da fällt mir schon der erste von 111 Gründen ein, warum man Hunde einfach lieben muss.

***

So viele Leserzuschriften, so viele Fragen nach dem »dicken Mäuschen« haben mich seit dem Erscheinen der ersten Ausgabe erreicht! Neufundländer sind absolute Sympathieträger. Beinahe jeder, der das Buch gekauft hat, wollte mehr wissen über Zero vom Wiehen, genannt Fender oder eben auch »kleines dickes Mäuschen«. Viele haben natürlich seine Fotos auf meiner Website gesehen. Und sie haben sich gewundert, dass da ein zweites, ebenso pechschwarzes Monster neben ihm saß.

111 Gründe, Hunde zu lieben ist ein Bestseller geworden. Das Buch stand und steht auf Platz eins vieler Top-Seller-Listen. Nun ist es Zeit, es zu erweitern. Und natürlich auch, von dem »zweiten, ebenso pechschwarzen Monster« zu erzählen! Denn seit dem Erscheinen der ersten Ausgabe ist viel passiert …

Hauke Brost

www.haukebrost.de

Kapitel 1

Der Hund als solcher

Grund Nr. 1

Weil Rituale was Feines sind

Herrlich durchgefroren. Die Nase rot. Die Haare zerzaust. Die Lungen voller Sauerstoff. Jetzt schnell ins Warme! Die klammen Klamotten vom Körper, rein in den dicken Schmuse-Pullover und die Heizung aufdrehen. Oder den Kamin anschmeißen, wenn man einen hat. Dann vielleicht einen Whisky oder einen heißen Tee? Ach, was ist das Leben schön.

Aber halt: Erst einmal müssen wir ihn trocknen. Er liebt das Abrubbeln, er streckt sich wohlig, und als intensivsten Ausdruck des Glücksgefühls niest er heftig, kurz und feucht. Haaa-tschi! Ist er kurzhaarig, geht das Abtrocknen ziemlich schnell. Ist er langhaarig, dauert es gut und gern zwanzig Minuten oder länger. Denn man trocknet ihn ja nicht nur, so wie man sich vielleicht die Menschenhaare trocknet. Man findet dabei auch allerlei, was er sich einfing unterwegs: Kletten zum Beispiel, die man so einfach nicht entfernen kann. Kleine Äste mit unangenehmen Widerhaken dran; da muss schon mal die Schere her. Allerlei Ungeziefer. Vielleicht auch eine Zecke oder zwei? Das alles ist ein Ritual. Es kostet zwar Zeit, aber es macht jeden Tag aufs Neue Spaß. Denn Rituale sind was Feines! Kinder lieben sie, Hunde haben sie. Nur wir Erwachsenen vergessen manchmal den Segen der festen Gewohnheiten.

Endlich ist er fertig. Bettreif, sozusagen. Alle viere streckt er von sich. Behäbig steht er auf. Je nach Rasse sucht er sich nun den kühlsten oder den wärmsten Platz. Er liebt vielleicht die nackte Unfreundlichkeit der Badezimmerfliesen oder den kuscheligen Platz an der Heizung. Auf jeden Fall – und auch das ist natürlich ein Ritual – wird er sich zweimal um die eigene Achse drehen, bevor er sich zur Ruhe legt. Jetzt ein Hundeknochen, das wäre schön. Natürlich kriegt er ihn, denn er war brav, hat alle seine Geschäfte erledigt und auch sonst relativ wenig Unfug getrieben. Ein schöner Tag neigt sich dem Ende zu. Im Halbschlaf schnarcht der liebe Köter vor sich hin, er dreht sich auf den Rücken und streckt die Beine in die Luft. Wachsam ist er trotzdem! Das leiseste Geräusch im Treppenhaus lässt ihn die Ohren spitzen. Wer will da was? Geht vorbei und schaut nicht rein, wird wohl nichts gewesen sein. Nun aber weiterschlafen. Ein wohliges Grunzen, ein tiefer Atemzug, und draußen gehen die Laternen an. Schlaf gut, lieber Hund. Ganz ehrlich: Dein feuchtes Fell, es stinkt wie Sau. Denn richtig trocken kriegt man es nie. Das ist der Duft des Lebens. Das Aroma der Natur. Ein »Eau de Koetèr«. Die Fliesen im Flur, sie trocknen von selbst. Wozu wischen? Morgen sehen sie doch wieder aus wie heute. Es macht einen so gelassen, einen Hund zu haben.

Wenn wir ihn anschauen, wie er da liegt und selig schläft, geht uns noch mehr durch den Kopf. Alle guten Eigenschaften dieser Welt vereint der Hund in sich: Genussfähigkeit und Treue, bedingungsloses Vertrauen und vollkommene Liebe. Tief atmet er durch und träumt. Die Läufe zucken im Schlaf. Wen mag er gerade jagen? Hase, Jogger, Ratte, Postbote: Träumen ist ja erlaubt. Nichts ist unmöglich. Nur ein Leben ohne Hund: Das ist fast unmöglich – für jeden, der mal einen hatte.

Grund Nr. 2

Weil er diesen Dackelblick draufhat

Zu viel der Ehre für den Dackel! So treu und grundgut-bettelnd wie dieser kleine Rattenfänger guckt jeder Hund. Meiner ist soeben aufgewacht. Es ist nun Zeit für die allerletzte Runde, bevor sich auch der Mensch zur Ruhe legt. Das weiß der Hund genau. Was er uns aber sagen will, das sagen seine Augen. Es sind große braune Augen; und sie schauen erwartungsvoll und gespannt. Jetzt erhebt er sich schwerfällig, wie das seine Art ist. Er setzt sich brav vor mich hin und legt die rechte Pfote auf mein Knie. Er stupst an meine Jackentasche, wo stets ein Leckerli drin ist.

Och bitte, sei nicht so! Gib mir schon eins! Da ist er wieder, dieser Dackelblick. Dabei weiß er doch genau, dass es ohne getane Arbeit und ohne erfüllten Auftrag niemals ein Leckerli gibt. Und selbst dann nicht immer. Aber na ja: Versuchen darf man es doch mal! Oder? Listig legt er den Kopf schief. Der Gauner. Jetzt nimmt er die Pfote von meinem Knie, dreht mir demonstrativ den Rücken zu, legt sich wieder hin, setzt seine unnachahmliche Trauermiene auf und gibt ein wahrhaft herzergreifendes Schnaufen von sich. Hach, schade! Leider hat es nicht geklappt. Oder besser: Dieses Mal hat es nicht geklappt. Schon dreht er den Kopf nach hinten (zum Aufstehen ist er schon wieder viiiiel zu faul), er guckt von unten zu mir auf und seine Augen sagen: Na du Mensch, ich krieg dich schon noch rum. Warte nur ab!

Du schaust dem Hund in die Augen, und du weißt, was er dir sagen will. Er braucht die Sprache nicht. Vielleicht hatten wir Menschen ja früher auch so ausdrucksvolle Augen wie der Hund? Dann haben wir es vielleicht nur verlernt, mit Blicken zu sprechen. Uns kam buchstäblich die Sprache dazwischen. So wie das Internet die Menschen vom Nachblättern in alten Schinken abhält, so hält uns die Sprache vom ausdrucksvollen Dreinschauen ab. Wären wir auf Blicke und Körpersprache angewiesen so wie der Hund, dann wäre jeder von uns ein genialer Schauspieler! Und das bringt uns direkt zu Grund Nr. 3.

Grund Nr. 3

Weil er ein perfekter Schauspieler ist

Sie müssen gar keinen eigenen Hund haben. Sie müssen nur mal einen in Pflege nehmen. Und wenn es nur für einige Stunden ist. Dann merken Sie schon: Ausnahmslos jeder Hund ist ein oscarreifer Schauspieler. Egal, ob Promenadenmischung oder Rassehund: Sein ganzes Leben ist ein Theaterstück. Er selbst spielt natürlich die Hauptrolle. Im Publikum sitzt der Mensch. Und weil der Hund als Schauspieler perfekt ist, trifft er den Menschen direkt ins Herz.

Er kann uns zum Lachen bringen und zur Verzweiflung. Er kann uns glücklich und wütend machen. Er führt uns an der Nase herum, lässt uns mal schmusig sein und macht uns dann wieder aggressiv. Er fordert uns heraus, er lässt uns abblitzen, er unterwirft sich dem Publikum mit großer Geste, er reizt es mit lächerlichen Provokationen. Er lässt den Chef raushängen und gibt die Rolle des Naiven; er mimt den Komiker, den Tragikomischen, den Tragischen, den Loser, den Winner, den Beau, den Lover, den Helden, den sterbenden Schwan.

Wie er sich anschleicht, wenn er seinesgleichen trifft! Halb gierig, halb auf der Hut. Immer zur Flucht oder zum Angriff bereit. Oder zum friedlichen Spiel (je nachdem, wie dieses erste Abchecken ausfallen wird). Dazu müsste im Hintergrund eine Verdi-Oper ertönen: Die beiden Helden begegnen sich zum ersten Mal auf dem Schlachtfeld der Entscheidung. Vermutlich wird nur einer als Sieger heimkehren und um die Hand der schönen Prinzessin anhalten dürfen. Und mit des anderen Blut wird die Erde getränkt. Aber vielleicht werden sie ja auch Blutsbrüder, und beide verschmähen die Prinzessin – weil keiner den anderen kränken will?

Und wie er stutzt, wenn eine Situation ihm ungewohnt und seltsam vorkommt! Erst einmal hinsetzen. Dann nachdenken. Und dann sehen wir weiter. Nur nichts überstürzen: Hier haben wir den weisen Gralshüter mit den Narben der schmerzlichen Erkenntnis auf der Seele. Der muss sich nichts mehr beweisen. Er hat schon alles erlebt, sowie das Gegenteil davon. Er bewahrt die jungen hitzigen Hüpfer vor Fehlern, die nur die Jugend macht. Als Klangkulisse wählen wir dieses Mal Wagner: heroisch und getragen, schwülstig und tragisch zugleich.

Und wie er sich windet, wenn er ein schlechtes Gewissen hat! Plötzlich ist er nur noch halb so hoch, aber gelenkig wie eine Schlange. Die Ohren schleifen auf dem Boden, und hinten schleift der Schwanz hinterher. Als Mensch würde er theatralisch auf die Knie fallen und laut klagend um Gnade betteln. Shakespeare! Großes Theater! Danach dann die zwingend folgende Versöhnung, wenn er sich an Herrchens und Frauchens Beinen reibt: »Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte …«

Warum haben wir eigentlich ein Abo fürs Stadttheater gekauft und ärgern uns letztendlich doch nur über geistlose Inszenierungen? Die schönste Bühne der Welt mit den besten Darstellern und den grandiosesten Handlungen ist die Hundewiese im Stadtpark. Als Schauspieler sind Hunde göttlich. Apropos Gott: siehe Grund Nr. 4.

Grund Nr. 4

Weil Gott am siebten Tag den Hund schuf

Allein wegen seiner vollkommenen Mimik muss man den Hund lieben. Dieser herzzerreißende »Gib-mir-doch-endlich-ein-Leckerli-Blick«, von dem bereits die Rede war, ist ja nur einer von vielen Hundeblicken! Da gibt es den »Ich-hab-doch-gar-nichts-gemacht-Blick«: Die perfekte Unschuldsmiene nach dem Auf-frischer-Tat-ertappt-Werden, begleitet von der entsprechenden Körperhaltung. Scheinbar ist er mit seinen Gedanken ganz woanders. Nur nicht mehr an die Missetat erinnern und einfach so tun, als wäre nichts passiert! Kann ja sein, dass das Donnerwetter dieses Mal ausbleibt. Es fehlt nur noch, dass der Hund ein Liedchen pfeift: »Tralala, tralala, ich bin die Unschuld in Person!« Der Hund »guckt« nicht einfach nur mit den Augen, so wie wir Menschen das tun. Nein: Sein ganzer Körper ist ein einziges Gucken.

Ja, ja: Ich höre die Experten schon protestieren. Aber muss man immer so ganz korrekt sein? Also: Natürlich verhält es sich nicht ganz so wie beschrieben. Der Hund kennt eigentlich überhaupt kein Mienenspiel, ergo hat er auch keine unterschiedlichen Blicke drauf. Er kann weder grinsen noch arrogant oder abweisend sein. Zwar fletscht er manchmal wütend seine Zähne, aber das war es auch schon. Würde man alles vom Hund abdecken und nur seine Augenpartie freilegen, dann würde man ihn überhaupt nicht verstehen! Weil seine Augen, streng genommen, immer denselben Ausdruck haben. Um ganz korrekt zu sein, muss man also sagen: Der Hund drückt jede, wirklich jede Emotion per Körpersprache aus. Wir Menschen sagen: »Schau mal, wie er guckt!« Aber wir meinen: »Schau mal, was er uns mit seiner Körpersprache sagen will!« Hier, in diesem Kapitel, bleiben wir aber weiterhin beim Hundeblick. Auch wenn es vielleicht nicht ganz korrekt ist.

Denn es gibt ja auch noch diesen unwiderstehlichen »Kommst-du-mit-raus?-Blick«, begleitet von einem leisen Fiepen. Sehr beliebt, wenn er mal muss und nicht länger warten möchte. Quer durch die Wohnung höre ich seinen schweren Schritt näher kommen. Taps, taps, taps. Direkt vor meinem Schreibtisch bleibt er stehen, legt sich aber nicht hin. Kopf schief und zur Tür gucken, wieder auf mich, wieder zur Tür. Einige kleine Schritte rückwärts: »Na, was ist?« »Ja, wir gehen gleich«, sage ich. »Aber in Ruhe. Ich schreibe noch das Kapitel zu Ende, okay?« Plumps, da liegt er auf dem Boden, aber nicht ohne seinen »Na-gut-wenn’s-sein-muss-Seufzer«.

Wissen Sie was? Der Mensch und sein Hund sprechen mitunter mehr miteinander als der Mensch und seine Frau.

Dann gibt es natürlich den »Gleich-tricks-ich-dich-aus-Blick«. Den kann man beobachten, kurz bevor der Hund seinen Koller kriegt. Er weiß genau, was er darf und was nicht. Aber manchmal kann er nicht anders. Dann gehen die Gäule mit ihm durch. Er braucht das hin und wieder. Dann muss er einfach ungezogen sein, es ist seine Show, er tobt wie wild durchs Gebüsch, er knurrt sein Herrchen an und zeigt ihm sogar rotzfrech die Zähne (!), er rempelt einen an und schlägt einen Purzelbaum und klaut sich was und rennt damit weg und stößt sich die Birne am nächsten Baum, weil er anstatt nach vorn nach hinten zu Herrchen geguckt hat (»Siehst du auch zu, wie toll ich bin?«). Jede Muskelfaser sagt: »Komm doch! Kriegst mich doch nicht! Ätschi-bätschi!« Aber wenn man die Hand in die Tasche steckt, wo die Leckerlis drin sind, dann besinnt er sich und kommt harmlos pfeifend angedackelt, als könnte er kein Wässerchen trüben.

War was? Nö. Hat da jemand alle Regeln vergessen? Nicht, dass ich wüsste. Wer ist hier der Chef? Du Mensch natürlich, und ich habe es nie angezweifelt. Ich doch nicht! Ich bin ein braver Hund. Aber jetzt her mit dem Leckerli! Nicht zu vergessen den »Bist-du-etwa-schlecht-drauf?-Blick«: wenn er einen trösten möchte. Dieser Hundeblick ist so voller selbstloser Liebe und Fürsorge! Erst jetzt glaubt man zu ahnen, was diese Worte eigentlich bedeuten: Selbstaufgabe. Hingabe. Treue. Und was es noch für schöne Worte gibt, deren wahre Bedeutung wir Menschen doch allzu oft vergessen. Der Hund kennt sie alle. Er lebt sie. Ohne Arg und Fehl.

Vielleicht stimmt es gar nicht, was in der Bibel steht! Der liebe Gott wollte zwar den perfekten Menschen schaffen und hatte sich dieses Projekt auch ganz bewusst für den Schluss aufgehoben. Als er aber am Ende des sechsten Tages der Schöpfungsgeschichte damit fertig war, stellte er fest, dass er ein bisschen schlampig gearbeitet hatte. Der liebe Gott sah sich das Ergebnis an, kratzte sich am Kopf und murmelte: »O Gott, das kannst du aber wirklich besser!« Dann, am siebten Tag, als er eigentlich ruhen wollte, schuf Gott den Hund. Und mit dem war er richtig zufrieden. Nur haben das die Chronisten später ein bisschen anders dargestellt …

Grund Nr. 5

Weil er uns unendlich liebt

Wahre Liebe erwartet nichts. Sie fordert nichts, sie fragt nichts, sie rechnet nichts auf. Sie ist einfach da, zu hundert Prozent, und wir können auf sie bauen. Gott liebt dich!, sagt die Bibel. Egal, was du machst. Er soll dein Vorbild sein.

Das ist eine schöne Botschaft, und vielleicht ist es ja so: Der liebe Gott hat mit voller Absicht einige seiner lobenswertesten Eigenschaften auf den Hund übertragen! Damit wir Menschen uns daran ein Beispiel nehmen können. Der Hund liebt auf jeden Fall genau so, wie es in der Bibel steht. Er erwartet nichts und fordert nichts. Er akzeptiert dich so, wie du bist. Und er stellt keine Bedingungen.

Das ist allerdings nicht immer zu seinem Vorteil. Schließlich gibt es genug Menschen, die ihre Hunde schlecht behandeln, sie schlagen und treten. Die Hunde laufen nicht weg, sie wehren sich nicht, sie himmeln ihren Herrn trotzdem an. Weil sie bedingungslos lieben. Bis hin zur Selbstaufgabe.

Hundeliebe kennt kein Ende. Das ist natürlich in solchen Fällen traurig. Man würde sich doch wünschen, dass derart schlecht behandelte Tiere ihre Besitzer beißen oder sich sonst irgendwie wehren oder wenigstens davonlaufen!

Diese Art der Liebe, die wir abschätzig »unterwürfig« nennen, passt so gar nicht in unser moralisches Denkschema. Es wäre ja auch verhängnisvoll, wenn wir von unseren Hunden diesbezüglich lernen würden. Eine Frau, die sich von ihrem brutalen Ehemann schlagen lässt, liebt bedingungslos und verhält sich deshalb so, wie der liebe Gott es gewollt hat? Natürlich nicht!

Aber der Hund ist nun einmal kein Mensch. Auch wenn wir dazu neigen, ihn zu »vermenschlichen«. Er ist weder moralisch noch unmoralisch. Er kennt überhaupt keine »Moral«. Sittliche Werte sind ihm fremd. Der Hund kennt nur seinen Platz. Und der ist an der Seite seines Menschen. Ohne Wenn und Aber. In guten wie in schlechten Zeiten.

Das macht ihn bewundernswert, aber es erweckt auch Mitleid; anderswo noch häufiger als bei uns. In vielen Kulturen hat der Hund nämlich einen sehr niedrigen sozialen Status. Wer viel in südlichen Ländern unterwegs ist, kennt die erbarmungswürdigen Bilder von halb verhungerten, verletzten und ungepflegten Hunden, die sich aus Mülltonnen ernähren müssen oder sogar ausgesetzt werden. Man begegnet ihnen bei Wanderungen im Hochgebirge oder beim Spaziergang in Bananenplantagen. Und diese Hunde hatten vielleicht noch Glück! Andere werden geschlagen oder auf einem Flachdach, das sie nie verlassen dürfen, der sengenden Sonne ausgesetzt. Man ertränkt den unerwünschten Nachwuchs oder erschlägt ihn mit dem Knüppel. Hunde, die der Zucht dienen und diesen Auftrag nicht mehr erfüllen können, werden aus fahrenden Autos geworfen oder irgendwo angekettet, bis sie verhungert sind. Der Hund ist manchmal ein armes Schwein.

Grund Nr. 6

Weil er uns zu besseren Menschen macht

Da sitzt du nun abends bei Kerzenlicht und einem guten Scotch mit zwei Würfeln Eis auf deinem Lieblingsplatz, und der Hund liegt zu deinen Füßen auf seinem Lieblingsplatz, und ihr beide denkt so über dies und jenes nach. Das heißt: Du denkst, und der Hund träumt glücklich vor sich hin. Du überlegst vielleicht gerade, wie deine Mutter dich eigentlich gern haben wollte. Damals, als du noch ein kleiner Junge warst. Und du kommst zu dem Ergebnis, dass es nicht so doll gelaufen ist mit dir. Du bist ein fieser Egozentriker geworden. Bindungsunfähig, missmutig, elitär und menschenscheu. Der Hund schaut zu dir auf, als wollte er sagen: »Was redest du da nur für einen Scheiß! Für mich bist du ein guter Mensch.«

Aber das siehst du nicht so. Der Hund hingegen, das ist ein guter Hund. Er ist so gut, wie man selbst werden sollte. So, wie Mama es gewollt hätte. Der Hund ist weder hinterhältig noch gemein. Er vertraut ohne Hintertür und Rücktrittsklausel. Er kämpft nur, wenn es sein muss. Ansonsten ist er friedlich und total ausgeglichen. Du solltest lernen von deinem Hund. Und wenig später, bei Whisky und Kerzenschein, da wirst du tatsächlich ein besserer Mensch. Wenn auch nur für diese eine Nacht.

Grund Nr. 7

Weil kein Mensch so dankbar ist wie ein Hund

Viele meiner Hunde waren aus dem Heim. Alle bleiben mir unvergesslich. Aber einer verdient es besonders, an dieser Stelle erwähnt zu werden. Dieser Hund saß mit einer geradezu buddhistischen Gelassenheit in einer absolut apokalyptischen Umgebung. Links und rechts, vorn und hinten nur aggressive Kläffer, in Blickweite nur Gitter und Beton. Ohrenbetäubender Lärm, Gestank, vierbeinige Psychopathen, bleckende Gebisse, angekautes Eisen, überforderte Pfleger, kleine Boxen mit hartem Asphalt: Es war ein San Quentin für Hunde. Er saß nur so da in seiner Zelle und schenkte mir seinen »Hol-mich-hier-raus-Blick«. Der sagte: »Ich werde dich auch immer lieben.« Ich ging weiter. Seine Augen folgten mir. Er wusste: Der kommt zurück.

Man interpretiert ja gern etwas hinein in die Augen eines Hundes, in seine Körpersprache, in seine ganze Haltung. Aber wer sagt denn, dass man damit falsch liegt? Dieser Hund spürte instinktiv: Das ist meine Chance, und es kommt so bald keine neue. Da draußen vor dem Gitter, da steht ein Mensch, mit dem man leben könnte. Dem muss man dann aber auch dankbar sein. Konzentriere dich, Hund. Schau ihm hinterher. Lass ihn nicht aus den Augen. Der – oder keiner.

Ich schlenderte zurück und ließ diese Box aufschließen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange er da schon drin war. Es war übrigens ein großer Hund. Ein sehr großer sogar. So groß, dass er nicht mehr so leicht zu vermitteln war.

Ich nahm ihn an die Leine, wir gingen eine Runde über die Wiese vom Tierheim, und er sah mich dabei unverwandt an. Ich sah ihn an. Er ging bei Fuß, er machte Platz, er zeigte sich wirklich von seiner besten Seite (später nicht mehr sooo …). Er wusste: Es ging ums Ganze. »Na?«, fragte er mit seinem unnachahmlichen Blick und stupste mich an: »Holst du mich raus?«

»Ja«, sagte ich. »Ich hol dich hier raus.«

Der Hund nickte, so wie nur ein Hund nicken kann. Er sagte: »Wenn du das wirklich machst, dann werde ich dich immer bedingungslos lieben dafür.« »Ja«, sagte ich zu dem Hund, »ich dich auch. Soweit ich das eben kann. Denn ich bin nur ein Mensch, und du bist ein Hund.«

Ich erledigte das Notwendige, wir fuhren zu mir nach Hause, der Hund schaute sich bedächtig meine Wohnung an und legte sich dann direkt an die Tür. So, als hätte er da schon immer gelegen. Er schnaufte und seufzte und fühlte sich wohl. Wenn ich ihn ansprach, wedelte er müde mit dem Schwanz. Für heute hatte er eigentlich genug Aufregung erlebt. Eine Stunde später klingelte es bei mir; meine Waschmaschine war kaputt und ich hatte den Service bestellt. Der Hund sprang auf, er zeigte die Zähne, er knurrte und ging in Hab-Acht-Stellung. Es war sein Zuhause. Er bewachte unser Reich. Hier wollte er leben.

Hallo? Der Hund war fremd! Noch gar nicht eingelebt! Keine Erfahrung! Neues Revier! Er hat es von der ersten Minute an bewacht. Er wusste: Ich jetzt hier, ich jetzt aufpassen, ich gleich Flagge zeigen. Mein Herrchen kenne ich erst seit einer Stunde, aber macht nix. Herrchen ist Herrchen. Klingeln blöd. Fremder kommt. Besser knurren. Gleich aufpassen. Ich auch beißen. Kein Problem. Herrchen sagt, Waschmaschine ist kaputt und Fremder ist okay? Gut, dann ich wieder hinlegen. Aber immer gucken, ob auch stimmt. Waschmaschine gern reparieren, aber dann fort mit ihm. Tür zu, Fremder weg, ich aufpassen. Am besten gleich wieder hinlegen vor Wohnungstür.

Und dabei schaute mich dieser einmalige Hund unverwandt an mit einer Hingabe, die ich niemals vergessen werde. Wenn ich aufs Klo ging, dann stand er auf und legte sich so hin, dass er mich wenigstens ein bisschen sehen konnte. Obwohl da wirklich nix Spannendes passierte auf dem Klo.

So lebten wir glücklich und zufrieden, bis er knapp vier Jahre später (er war inzwischen geschätzte elf oder zwölf Jahre alt, Genaueres war nicht bekannt) an einer akuten Magenverschlingung starb. Dass ich die Symptome in jener Nacht für eine akute Magenverstimmung gehalten hatte, das werde ich mir wohl nie verzeihen. Ruhe sanft, du guter Hund.

Grund Nr. 8

Weil keiner uns derart gute Laune macht

Der Mensch liebt ja alles, was ihn zum Lachen bringt. Bei mir war das schon als Baby so. Meine vier älteren Schwestern pflegten die Backen aufzublasen und mir auf den nackten Babybauch zu pusten, und dabei brach ich regelmäßig in ein meckerndes, glückliches Lachen aus. Ich liebte sie dafür. Alle vier.

Als ich dann selbst laufen konnte, ging ich manchmal – kulturbeflissen, wie ich schon im zarten Alter von fünf Jahren war – in ein Theater. Dass der Kasper die Sache der Gerechtigkeit vertrat, war mir egal. Aber dass er so lustig war, verschaffte ihm meine spontane Sympathie. Und wenn er ständig über seinen Knüppel oder das Krokodil stolperte und einfach zu dämlich war, um den bösen Buben zu entdecken – »Nein, nicht da, Kasper! Andere Seite! Nein, da auch nicht!« –, dann liefen mir die Lachtränen übers Gesicht.

Später lernte ich dann, die Frauen zu verführen, und begriff recht schnell: Bring sie zum Lachen! Dann sind sie willig. Das klappte immer recht gut. Der Mensch hat ja recht wenig zu lachen. Es sei denn, er hat einen Hund.

Der Hund wacht morgens auf und hat bereits gute Laune. Er sieht Herrchen und Frauchen wie jeden Morgen mit Griesgram im Gesicht erwachen und möchte sie sofort umarmen. Er sieht die Leine, er weiß: Gleich geht es raus, und er pisst fast in den Flur vor Freude. Im Park kriegt er sich dann gar nicht mehr ein. Mit ungelenken Sprüngen rennt er jedem Vogel hinterher, holt Stöckchen, macht Männchen und explodiert dabei fast vor Lebenslust.

Ich hatte mal einen, der war sehr gut im Apportieren. Aber nur aus Bock sprang er stets über den geworfenen Ball hinweg, machte einen eleganten Purzelbaum und schnappte sich den Ball auf dem Rückweg in vollem Lauf, alle viere in der Luft. Das sah so lustig aus, dass sich mein schlaftrunkenes Gesicht spätestens in diesem Moment in ein fröhliches verwandelte. Die Welt sah plötzlich anders aus. Schöner und heller. Besser irgendwie. Ich bemerkte, dass Vögel zwitscherten, und erinnerte mich der Sympathie meines Chefs sowie der bevorstehenden Steuererstattung. Der Tag schien gut zu werden. Und diese Erkenntnis verdankte ich nur einem: meinem lustigen Hund.

Grund Nr. 9

Weil sie so schön miteinander sprechen

Eine der schönsten Tier-Reportagen, die ich jemals sah, war auch eine der lustigsten. Darum ging es: Man hatte vor fünf wohlerzogene Hunde, die nebeneinander in einer Reihe Platz machen mussten, fünf leckere Würste gelegt. Die Hunde bekamen den ausdrücklichen Befehl, »Sitz« zu machen. Dann zogen ihre Menschen ab. Die Kamera lief; sie war in Höhe der Grashalme postiert und zeigte die fünf Hundegesichter von schräg unten in Großaufnahme. Was würde nun geschehen? Zwei Mischlinge, eine Dogge, ein Schäferhund und ein Polizeihund, dessen Rasse ich vergessen habe, saßen da nebeneinander. Sie hatten nichts zu tun, außer stur sitzen zu bleiben. Und vor ihnen, so ungefähr drei Meter weit entfernt, lagen fünf Würste im Gras. Eine Wurst für jeden.

Ihr Dialog mit Gesten und Augen war derart unvergleichlich lustig, dass ich diese Perle der Reportage gern noch einmal sehen würde. Der Sabber lief ihnen nur so herunter. Aber noch war der Gehorsam stärker als die Gier. Die Hunde fingen an, sich per Körpersprache zu unterhalten.

Der eine schaute sich um. »He, die sind weg! Wollen wir?« Der andere wandte sich demonstrativ ab und drehte ihm den Rücken zu, ohne die Wurst aus den Augen zu verlieren. »Du spinnst wohl.« Der dritte mischte sich ein und wand sich förmlich unter der Last dieser schweren Entscheidung. »Aber na ja, er hat nicht unrecht!« Wieder der zweite. »Kommt nicht in Frage.« Der vierte schien eine neue Idee zu entwickeln. »Vielleicht wissen die gar nicht, dass die Würste da liegen?« Der fünfte: »Genau, dann merken sie auch nichts.« »Ihr Weicheier. Ich hole mir meine.« (Das war ausgerechnet der Polizeihund!!) Er legte sich auf den Bauch, sah sich fortwährend um, kroch wie ein Indianer auf dem Kriegspfad zur Wurst, schnappte sie sich und saß wieder kerzengerade da, und außer seinen heftigen Kaubewegungen war alles wie vorher. Woraufhin drei der anderen mit einem Riesensatz ebenfalls ihre Würste holten und nur einer der fünf stur sitzen blieb. Das war einer der beiden undefinierbaren Mischlinge.

So etwas Quasi-Menschliches sieht man selbst bei klugen Hunden nur sehr selten. Aber die Kunst der Körpersprache haben sie alle drauf. So, als wenn sie »richtig« sprechen könnten.

Grund Nr. 10

Weil man stundenlang mit ihnen kuscheln kann

Manchmal sitze ich stundenlang auf dem Teppich und streichele meinen Hund. Ein kuscheligeres Wesen kann ich mir nicht vorstellen. Streicheln macht friedlich. Wenn alle Menschen Hunde hätten, dann gäbe es bestimmt weniger Kriege. Einen Hund zu streicheln, das setzt nämlich im Menschen positive Energien frei. Die Gedanken fließen beim Streicheln einfach schneller und sauberer. So wie ein schöner, kalter, klarer Bergbach. Sicher kann man das nicht verallgemeinern; auch fiese Zuhälter und Menschenhändler streicheln ihre Hunde, und sogar Hitler soll seinen geliebt haben. Aber wenn wir von solch abstoßenden Ausnahmen einmal absehen, sind Hundestreichler doch irgendwie die besseren Menschen.