Das kleine Buch der schlechten Menschen - Hauke Brost - E-Book

Das kleine Buch der schlechten Menschen E-Book

Hauke Brost

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Beschreibung

Bestsellerautor Hauke Brost ('Wie Männer ticken', 'Wie Frauen ticken') trifft hier wieder mal den Nerv von Millionen, wenn er sich die schlechten Menschen vorknöpft: im Bus und in der Bahn, in der Firma, im Service, im Urlaub, in der Politik. Er fragt: Warum sind die Wartezimmer unserer Ärzte so grottig möbliert und die Illustrierten dort niemals aktuell? Warum sprechen Arzthelferinnen immer so von oben herab? Was verbirgt sich wohl hinter dem fiesen Lächeln der unfreundlichen Kellnerin? Was geht eigentlich in der Restaurant-Küche ab, und warum behandelt uns die Verkäuferin in der feinen Boutique wie Aussätzige? In dieser ebenso ehrlichen wie fiesen Abrechnung kriegen die schlechten Menschen ihr Fett weg. 'Genau so ist es!', werden Sie beim Lesen schon auf den ersten Seiten jubeln. Lesen, lachen und nie wieder auf die vielen Schlechten reinfallen! Das neue Buch von Hauke Brost ist ein Befreiungsschlag gegen die Schlechten in unserem Lande – von den notorischen Kreuzungs-Verstopfern bis zu den senilen Tomaten-im-Supermarkt-Betatschern.

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Seitenzahl: 268

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Hauke Brost

Das kleine Buch der schlechten Menschen

Eine Typologie

Vorwort

Sie nerven uns tagtäglich: Menschen ohne Hirn und Geschmack. Unerträgliche Aufschneider und eitle Selbstdarsteller. Arschlöcher, Egozentriker, Faulpelze, Ignoranten. Blender, Schleimer, Schmarotzer, Spinner. Angepasste, Neider, Zyniker, Lügner, Miesmacher. Selbstüberschätzer, Oberlehrer, Gutmenschen, Besserwisser. Kleinbürger, Feiglinge, Hinterfotzige und viele andere unerträgliche Kreaturen.

Von ihnen handelt dieses Buch. Es handelt von den vielen schlechten Menschen, die uns den Alltag vermiesen.

Wir, also die Guten, sind zahnlos und schwach. Der Zeitgeist und unsere gute Erziehung hindern uns nämlich daran, ein Arschloch Arschloch zu nennen, Faulpelze in den Hintern zu treten und Gutmenschen ihre Scheinheiligkeit mit der Peitsche auszutreiben. Wir sind zwar politisch korrekt, aber tolerant bis zur Selbstaufgabe. Wir lassen uns fast alles gefallen. Das macht uns handlungsunfähig und hilflos. Die schlechten Menschen sind es nicht. Sie bleiben einfach so, wie sie sind. »Auf die bösen Menschen ist Verlass, sie ändern sich wenigstens nicht«, sagte schon William Faulkner.‹ William Faulkner (1897–1962), Nobelpreisträger für Literatur›

Die eine Hälfte der Menschheit ist lieb und nett und angreifbar. Zu der gehören wir. Die andere Hälfte der Menschheit ist dumm und fies und resistent. Zu der gehören die Schlechten. Sie breiten sich aus, sie werden immer mehr. Und darum ist es Zeit für dieses Buch.

Das kleine Buch der schlechten Menschen zeigt aber nicht nur mit dem Finger auf »die anderen«. Ein bisschen vom »schlechten Menschen« steckt nämlich in jedem von uns. Mal gefallen wir uns in der Rolle des kleinen Oberlehrers, mal geben wir den rücksichtslosen Alltags-Egozentriker, und auch wir nerven unsere Umwelt bisweilen durch pure Gedankenlosigkeit. Sind Sie nicht erst neulich mit Absicht auf der Überholspur geblieben, weil hinter Ihnen ein umweltverpestender Schnellfahrer aufs Überholen lauerte und Sie ihn zwangserziehen wollten? Haben Sie nicht erst kürzlich im Supermarkt heimlich die Tomaten betatscht und sich nur die festen herausgesucht?

Auch Sie sind manchmal das Hassobjekt von anderen. Erkennen Sie sich gerne in diesem Büchlein wieder, wenigstens hier und da in einem plötzlichen Anfall von Selbsterkenntnis, der aber sicherlich rasch wieder abklingen wird.

Hauke Brost/ www.haukebrost.de

1. KAPITEL

Schlechte Menschen auf der Straße, im Bus und in der Bahn

Warum Fahrradkuriere so rücksichtslos rasen, hat noch niemand richtig untersucht. Man könnte natürlich einmal darüber nachdenken, warum jemand überhaupt Fahrradkurier wird und nicht zum Beispiel als Elektriker, Verkäufer oder Zahnarzt arbeitet. Vermutlich kommt man bei diesen Überlegungen zu dem Ergebnis, dass der Fahrradkurier als solcher ein schlecht durchblutetes Gehirn hat. Dafür hat er aber kräftige Beine.

Warum, zum Teufel, pflegt ihr euch nicht?

Mit der U-Bahn oder mit dem Bus zur Arbeit zu fahren ist einem Menschen mit Stil und Geschmack kaum zuzumuten. Mit viel Geld wurden überall an den Stadträndern Park-and-ride-Parkplätze gebaut, damit wir unsere Autos stehen lassen und nicht die Umwelt verpesten. Viel sinnvoller wäre es jedoch, an den Bahnstationen und Bushaltestellen Gesichts- und Geschmackskontrollen einzurichten. Es würden dann viel mehr Menschen so wie Sie und ich, also die Guten im Lande, den öffentlichen Nahverkehr nutzen.

Was man frühmorgens in Bus und Bahn erleben bzw. ertragen muss, ist optische Körperverletzung. Das prekäre Milieu belästigt uns nicht nur mit üblen Gerüchen‹ Einer neueren Umfrage zufolge putzt sich jeder vierte Deutsche morgens nicht einmal die Zähne.›, sondern auch mit Outfits, die wohl selbst einen KiK-Einkäufer abschrecken würden‹ KiK ist die größte deutsche Textil-Discounter-Kette. Sie fällt auf durch eher geschmacklose, aber spottbillige Kleidung. Wegen katastrophaler Arbeitsbedingungen in vielen asiatischen Zulieferbetrieben, wegen allerlei Chemikalien in KiK-Klamotten und wegen einer ausgesprochenen Antipathie der KiK-Geschäftsführung gegen Betriebsräte gerät das zu Tengelmann gehörende Unternehmen immer wieder in die Schlagzeilen – deshalb müsste man KiK-Managern in diesem Buch eigentlich ein eigenes Kapitel widmen. ›. Wir erschrecken über die denkbar unvorteilhaftesten Klamotten, über fettige Haare, Schuppen auf schmutzigen Kragen, schwarze Fingernägel, angsteinflößendes Übergewicht, über ungeputzte Schuhe, Mitesser im Gesicht und über offene, Kaugummi schmatzende Münder mit erkennbarem dentalen Behandlungsbedarf.

Wir schlagen entsetzt die Hände vor die Augen, blinzeln dann doch durch die Finger und sehen – Herrensandalen mit weißen Socken. Würden wir an den dazugehörigen Cordhosenbeinen entlang nach oben schauen, so spränge uns – die Farbe Lila an. Ein schrecklicher Alternativer! Ein Müsli-Esser aus der WG! Wahrscheinlich ein Lehrer! Das Outfit lässt Rückschlüsse auf seinen Charakter zu: schlampig, uniform und geprägt vom gelangweilten Protest der jungen Wohlstands-Pseudo-Wilden. Busse und Bahnen sind morgens voller junger Pädagogen, die nicht einmal einen Hund führen könnten, geschweige denn eine Schulklasse mit vorwiegend Kindern aus schwierigen Familienverhältnissen. Kaum einer von ihnen wird bis zum Pensionsalter durchhalten, sondern 70 Prozent werden sich vorher in die soziale Hängematte fallen lassen.‹ Nur circa ein Drittel der beamteten Lehrer arbeitet bis zum Erreichen der Regelpensionszeit, also bis zum 65. Lebensjahr.›

Wir jedoch wenden den Blick mit Grausen ab – und er fällt auf die Speckfalte einer 16-jährigen Pickel-Else, und diese Speckfalte befindet sich zwischen »Hose hängt auf halbmast« und »T-Shirt lässt Bauch frei«. Sie hat einen Bauch.‹ Jeder fünfte Jugendliche ist übergewichtig. Bereits in wenigen Jahren wird es jeder vierte sein. Internetforen wie gesundheit.de spekulieren bereits, dass die heutige junge Generation wegen der alarmierend hohen Quote von Fettleibigen die erste Generation sein könnte, in der Kinder mehrheitlich vor ihren Eltern sterben. Übergewicht ist ein gravierender lebensbedrohlicher Risikofaktor so wie Rauchen, Diabetes und Alkoholmissbrauch.› Ja. Dachten wir nicht immer, dass Fettsein nur in Hungerländern als sexy gilt? Diese Else hat nichts gelernt, sie ist vermutlich faul wie die Sünde und außerdem ist sie hässlich. Dafür kann sie nichts. Aber für ihr Outfit schon. Bei einem kurzen Blick in die weitere Runde stellen wir fest: Gefühlte 90 Prozent der Mischpoke in Bus und Bahn ist eine optische und hygienische Beleidigung.

Deshalb fahren wir ab morgen wieder mit dem Auto zur Arbeit.

Lahmärsche machen die Rushhour zur Folter

Aber auch die Fahrt mit dem eigenen Auto ist kein Vergnügen. Auf unseren Straßen sind morgens in aller Herrgottsfrühe derart viele hirnamputierte Träumer und Lahmärsche unterwegs, dass man am liebsten sofort wieder umkehren möchte.

Mangelnde Konzentration am Steuer sowie die Unfähigkeit, auch nur fünf Sekunden vorauszudenken, sind für den Verkehrsfluss viel hinderlicher als die vielen roten Ampeln. Wäre zum Beispiel ein jeder bei Gelb zum Anfahren bereit und würde bei Grün zügig Gas geben, würden doppelt so viele Autos in eine Grünphase passen. Was machen die schlechten Menschen stattdessen? Sie gucken die Ampel an, sie warten auf Grün, sie denken nach, sie legen den Gang plus eine Gedenksekunde ein und fahren nun endlich, endlich, endlich mal los.

Sie schließen auch nicht auf und halten in etwa dasselbe Tempo wie der Vordermann, nein! Sondern wenn der Zweite zum Ersten sechs Meter Abstand hält, wo nur vier notwendig wären, dann hält der Dritte zum Zweiten acht Meter Abstand usw. Das summiert sich!

»Immer mit der Ruhe«, sagt sich der Egoist am Steuer. »Wir sind doch nicht auf der Flucht«, murmelt der autofahrende Früh-Stoffel und ahnt nicht einmal, was er anrichtet mit seiner Schlenderei. Haben wir an der vierten Ampel die Nase voll und hupen ihn an, damit er endlich mal aufwacht, dann wird er auch noch frech und zeigt uns den Stinkefinger. Leute, gebt doch endlich mal Gas! Der Hintermann wird es euch danken.

Zweite-Reihe-Parkern sollte man an den Kotflügel pinkeln

Noch schlimmer als die Lahmärsche an der Ampel sind aber die notorischen Zweite-Reihe-Parker. Damit spreche ich allen Autofahrern aus der Seele, abgesehen von Paketauslieferern, Handwerkern, Taxifahrern und Pizzaboten. Denn sie sind die wahren Terroristen des heutigen Straßenverkehrs: ignorant und sozialschädlich.

Paketausfahrer wie UPS, DHL, FedEx und wie sie alle heißen versperren uns den Weg, als wäre ihr Warnblinker ein Blaulicht. Handwerker legen handgemalte Schilder ins Autofenster, auf denen so etwas wie »Eiliger Rohrzangentransport« oder »Gas-Wasser-Scheiße-Reparateur im Noteinsatz« geschrieben steht und legitimieren damit ihre Rechte-Spur-Blockade. Taxifahrer sind zu faul und möglicherweise auch einfach zu dumm, um sich einen vernünftigen Platz zum Kassieren oder zum Warten zu suchen. Und Pizzaboten genügt schon das Argument, dass sie heiße Ware ausliefern, um kilometerlange Staus zu verursachen.

Jeder denkt nur an sich und an seinen piefigen kleinen Individualauftrag. Ich habe hier etwas abzugeben, ich habe hier jemanden abzusetzen, ich habe hier auf jemanden zu warten, ich habe hier etwas zu erledigen, ich habe hier etwas zu reparieren. Ich stehe hier, und ich bleibe hier. Ich, ich, ich. Sollen die anderen doch um mich herumfahren!

Nicht wenige Zweite-Reihe-Parker verursachen einen Stau von 500 Metern. Zehn von ihnen lassen den Verkehr also auf fünf Kilometern stocken, und weil es bundesweit in jeder Minute vermutlich 50.000 Zweite-Reihe-Parker gibt, sind sie für eine Staulänge von 25.000 Kilometern verantwortlich. Das sind in acht Stunden 12 Millionen Kilometer, also 15-mal die Strecke von hier bis zum Mond und zurück, und wir stehen irgendwo mittendrin in diesem Mega-Stau.‹ FDP und Grüne in Berlin haben kürzlich einen Monat Führerscheinentzug für Zweite-Reihe-Parker gefordert, die fünfmal erwischt worden sind. Allerdings ist es bisher bei der Forderung geblieben.›

Natürlich wären wir, die gequälten Guten, eine zahlenmäßig viel größere und stärkere Gruppe als diese gewissenlosen Straßenverkehrsterroristen, aber wieder einmal fehlen uns Entschlussfreudigkeit und Durchsetzungskraft. Sondern seufzend setzen wir den Blinker und ordnen uns brav auf die linke Spur ein, anstatt kurz anzuhalten und irgendetwas Verbotenes mit dem gottverdammten warnblinkenden Hindernis anzustellen. Wir könnten zum Beispiel ebenfalls die Warnblinker einschalten, aussteigen und dem Zweite-Reihe-Parker genüsslich an den Kotflügel pinkeln. Aber auch daran hindert uns natürlich unsere gute Erziehung.

In jedem zweiten Radfahrer steckt ein kleiner Blockwart

Radfahrer liegen voll im Trend, denn Autofahrer verpesten die Umwelt und sind deshalb Verbrecher, genauso wie die Raucher. Radfahrer halten sich daher für die besseren Menschen und wollen jeden belehren, der sich anders benimmt als sie. Das nennt man Blockwart-Mentalität.‹ Blockwarte waren in der Nazi-Zeit unter anderem dafür zuständig, über die Regimetreue der Bewohner eines oder mehrerer Wohnblocks zu wachen. In der NSDAP standen sie am unteren Ende der Partei-Hierarchie. Sie hatten zum Beispiel nazikritische Äußerungen zu melden. Für das Jahr 1935 wird die Zahl der Blockwarte auf circa 200.000 geschätzt. › Und tatsächlich: Wenn man die Intoleranz und Bösartigkeit vieler Radfahrer beobachtet, dann bekommt man sehr schnell den Eindruck, dass mindestens in jedem zweiten ein kleiner Blockwart steckt.

Wir Autofahrer erleben es täglich auf der Straße. Ganz normal ist diese Situation: Man hat eine Kreuzung überquert und muss unmittelbar dahinter wegen einer kleinen Verzögerung bremsen. Nun steht man mit dem Heck noch einen Meter auf dem Überweg, während die kreuzenden Fußgänger Grün bekommen und loslaufen. Alle machen einen kleinen Bogen um das Auto und haben damit überhaupt kein Problem. Es ist garantiert ein Radfahrer, der Stress macht. Entweder schlägt er einem mit der Faust auf den Kofferraum oder er bleibt einfach stehen und pöbelt lautstark vor sich hin. Dasselbe erlebt man, wenn man beim Einparken auch nur 20 Zentimeter in einen Radweg hineinragt. Die meisten Radfahrer sind nicht tolerant, sondern besserwisserische Oberlehrer.‹ Den »Oberlehrer« gab (und gibt) es tatsächlich. Früher war »Oberlehrer« die nächste erreichbare Karrierestufe für Volksschullehrer. Oberlehrer gibt es heute zum Beispiel noch im Ausbildungssystem des deutschen Justizwesens, ferner in Österreich und der Schweiz. In der DDR wurde der Titel »Oberlehrer« Pädagogen verliehen, die sich besonders parteitreu verhielten.›

Und genau hier sollten wir aufmerken: Den Oberlehrer früherer Zeiten stellte man sich doch mit Recht als knorrigen, vom Leben und den Lausbuben heftig gebeutelten, durch allerlei Kalkablagerungen im Hirn starrsinnig und intolerant gewordenen wandelnden Brockhaus im deutlich fortgeschrittenen Alter vor, also als einen unbelehrbaren älteren Herrn kurz vor der Pensionierung.

Der Oberlehrer von heute, der aggressive Radfahrer also, ist hingegen gar nicht senil und auch nicht verkalkt, jedenfalls nicht im medizinischen Sinne, sondern er kann gleichermaßen im abiturfähigen Alter oder ein Vater von Kleinkindern sein. Und genau das sollte uns zu denken geben. Es ist ein Alarmsignal für unsere Gesellschaft. Heute sind nicht nur die Gehirne von senilen Rentnern verkalkt, sondern krankhafter Starrsinn ist gesellschaftlich legalisiert. Schon das schnullerlutschende Gör im Kindersitz hinten auf dem Fahrrad lernt vom pöbelnden Papa, dass man Falschparker, Raucher und andere böse Menschen getrost beschimpfen und umerziehen darf.

Radfahrende Väter von Kleinkindern sind sogar besonders gefährlich, da sie durch unkontrollierte Wutausbrüche gegen harmlose Autofahrer nicht nur ihre eigene Welt zu retten meinen, sondern die ihrer Kinder gleich mit, was ihren unflätigen Pöbeleien den Strahlenkranz des Heiligen Zorns verleiht, so als wären sie lauter kleine Jesusse und wir Autofahrer die Händler und Schacherer im Tempel, denen man getrost eins mit der Peitsche überziehen sollte.

Wenn die Oberlehrer aber immer jünger werden, dann fragt man sich: Was wächst denn da für eine verspießerte Gartenzwerggeneration heran? Das Deutschland von morgen: Nicht das Land der Dichter und Denker, sondern das Land der Wichtel und Stänker? Wie werden diese verbohrten Frühvergreisten ihre Kinder erziehen? Wacht bald ein Uniformierter in Pampers darüber, dass sich in der Kita-Frühstücksbrotdose politisch korrekte Öko-Wurst befindet? Werden Zwerge vom Topfschlagen ausgeschlossen, wenn der Geländewagen ihres Papas mehr als vier Liter auf 100 Kilometer verbraucht?

Die Zeichen mehren sich, dass junge Oberlehrer und fanatische Meinungsfunktionäre in der Gewissheit ihrer eigenen Vollkommenheit das vollenden, was Rudi Dutschke immer erstrebt hat. Zwar wissen sie nicht mehr so genau, wer Rudi Dutschke eigentlich war.‹ Rudi Dutschke (1940–1979) war Soziologe, Sozialist und Sprachrohr der linken Studentenbewegung Ende der 1960er-Jahre. Er starb in der Badewanne an einem epileptischen Anfall, der Spätfolge eines Anschlages war, den ein Neonazi auf ihn verübt hatte. Allerdings war der Begriff »Neonazi« damals noch nicht Bestandteil des allgemeinen Sprachgebrauchs.›

Aber den »Marsch durch die Institutionen« (1967 von diesem erträumt und gefordert) haben sie geschafft. In Hamburg, Berlin und anderswo stehen die Ampeln auf Rot; das ist politisch so gewollt und soll uns Autofahrer »umerziehen«. Die »Grüne Welle«, einst zu Recht als Lösung aller Stauprobleme und als Motor für die Belebung des innerstädtischen Geschäftslebens erkannt, ist für radfahrende Klimaneurotiker der heutigen Generation schuld an der Gletscherschmelze und dem Flüchtlingsstrom aus Afrika.

Das traurige Ergebnis ist allgemein bekannt: Durch die verwaisten Einkaufspassagen in den Innenstädten flattern die Tauben, denn hier kauft keiner mehr ein, sondern die Menschen fahren mit ihren Autos an den Stadtrand, wo sie jederzeit einen kostenfreien Parkplatz vor OBI, Saturn, Ikea und Media Markt kriegen.

Danke schön, ihr radfahrenden Oberlehrer und verhinderten Blockwarte! Ihr haut uns nicht nur Beulen ins Auto, sondern ihr lasst auch unsere Innenstädte veröden. Aber wir, also die Guten, haben jetzt endgültig die Nase voll von euch. Künftig werden wir uns gegen euch wehren. So werden wir zum Beispiel vor der roten Ampel so dicht am Kantstein halten, dass sich kein Radfahrer mehr dazwischenmogeln kann. Wir werden jeden Radler, der eine Ampel bei Rot überquert, mit wütendem Gehupe belästigen. Wir werden nicht mehr ängstlich bremsen, wenn wir einen militanten Grünen mit Fahrradhelm erblicken, sondern wir werden von unserem Recht auf Vorfahrt ganz einfach Gebrauch machen. Passt auf, ihr radfahrenden Weltverbesserer! Der Autofahrer als solcher ist eine gebeutelte Kreatur und Kummer gewohnt. Eigentlich entschuldigt er sich schon, wenn er den Motor anlässt. Aber man darf ihn nicht bis ins Maßlose reizen.

Hinterm Steuer von Bussen sitzen viele Sadisten

Immer wieder erlebt man, dass es unter den Fahrern von Linienbussen richtige Sadisten gibt. Vor allem Rentner können das bestätigen.

Oma mit ihrem Rollator ist schon oftmals dem herannahenden Bus entgegengehumpelt, hat dabei auf Schlaglöcher im Asphalt und Pfützen auf dem Gehweg keine Rücksicht genommen, hat die eine oder andere beim Aldi erstandene Billigware durch Erschütterungen wegen überhöhter Geschwindigkeit aus dem Einkaufskörbchen hüpfen lassen und einen Oberschenkelhalsbruch riskiert, damit sie den Bus noch kriegt.

Aber was soll Oma machen? Der Bus naht unerbittlich. Oma weiß, dass der Busfahrer sie längst im Auge hat. Und sie weiß, dass er ihr wieder die Tür vor der Nase zudrücken wird. Und darum rennt sie und rennt und rennt. Vergeblich.

So blind kann ein Busfahrer gar nicht sein, dass er die heranwetzende Oma mit ihrem Rollator übersieht. Nun nimmt Oma auch noch die eine Hand vom Rollator-Lenker und schwenkt sie in der Luft hin und her wie eine Schiffbrüchige, um dem Busfahrer damit zu signalisieren, dass sie, die Oma, genau diesen Bus noch kriegen möchte. Sie läuft so schnell, wie es die welken Beine und die Arthrose-geplagten Gelenke hergeben.

Der Bus hält, einige junge Menschen steigen aus und ein, der Fahrer schaut durch seine verspiegelte Marsbewohner-Sonnenbrille kurz in den Rückspiegel, Oma hat vielleicht noch 20 Meter, ihr Puls ist auf 130, die Türen schließen elektronisch und der Bus fährt ab.

Leute, das ist kein Einzel- und kein Zufall. Das hat auch nichts mit Fahrplan zu tun. Das ist seelische Grausamkeit, Körperverletzung durch Unterlassen, brutale Ignoranz und bewusstes Fahrgast-Vergraulen. Wäre Oma süße 17 und hätte Brüste wie Fußbälle sowie einen Minirock an, hätte der Bus natürlich gewartet. Oma steht nun 20 Minuten im Regen, verkühlt sich die Blase und weint. Schämt euch, ihr schlechten Busfahrer!

Aber genauso fies sind eigentlich die Fahrgäste, die bereits im Bus sitzen und diese alltägliche Szene kommentarlos beobachten. Wer geht jetzt mal nach vorn und schlägt dem Fahrer (nein, nicht die Faust ins Gesicht, sondern:) vor, demnächst auf Rentner etwas mehr Rücksicht zu nehmen? Oma klopft noch verzweifelt mit ihrer Gicht-Faust an die sich schließende Bustür, da murmeln sie drinnen verstohlen: »Die hätte er ja nun wirklich noch mitnehmen können.«

Aktiv wird keiner. Die Insassen eines Linienbusses sind willenlose Partikel einer Schwarm-Desintelligenz, die als Ziel nur das Abfahren und Ankommen an unterschiedlichen Haltepunkten hat und wegen der relativ kurzen Zugehörigkeit zum jeweiligen Schwarm (Spanne zwischen Zu- und Aussteigen) keinerlei soziale Kompetenz entwickelt.

Zu diesem Bereich gehören auch die vielen Berichte über Straftaten in Bussen und Bahnen, aus denen man folgern könnte, dass der durchschnittliche Fahrgast im öffentlichen Nahverkehr seine Zivilcourage gegen die Monatskarte eingetauscht hat.

Da können vollgekiffte Kriminelle Leute zusammenschlagen und berauben, ohne dass auch nur einer einen Finger rührt. Stattdessen wird kollektiv weggeschaut. Niemand erwartet ja, dass sich ein einzelner Fahrgast einmischt und als Märtyrer ebenfalls verprügelt wird! Aber warum ist es nicht selbstverständlich, dass der ganze Waggon geschlossen aufsteht und das Opfer allein schon durch die gemeinsame Aufmerksamkeit schützt? Man wird das ungute Gefühl nicht los, dass wir damit schon wieder dicht an der Mentalität der Nazi-Zeit dran sind. Damals war es bekanntlich vollkommen normal, dass Leute aus unserer Mitte einfach abgeholt wurden und niemals mehr auftauchten. Gewusst hat das jeder, gesehen hat das keiner. Genauso wie heute in der S-Bahn, wenn jemand belästigt oder gar ausgeraubt wird.‹ »Die Forderung zum Hinsehen statt Wegschauen bei Mitreisenden lässt sich natürlich leicht formulieren, doch ist Zivilcourage nicht selbstverständlich – und erfolgt schon gar nicht automatisch. Der Mensch will Konflikt- und Gefahrensituationen instinktiv aus dem Wege gehen, und gerade wenn größere Gruppen potenzieller Helfer vor Ort sind, fühlt sich schnell niemand mehr verantwortlich und zuständig. (…) Es entwickelt sich daher gerade, wenn viele mögliche Helfer vor Ort sind, eine gefährliche Spirale der Passivität. Menschen, die bedroht werden, sollten deshalb unbeteiligte Zuschauer gezielt aus ihrer Anonymität der Masse herausholen, sie direkt und einzeln ansprechen und um Hilfe bitten. Einen Notruf an die Polizei abzusetzen ist allerdings jedem Zeugen einer Gewalttat zuzumuten.« (Quelle: sicherheit.info)›

Ganz schlimm sind auch die Fahrradkuriere

Die absolute Pest im Straßenverkehr sind die Fahrradkuriere. Diese sollte man sofort verbieten. Sie verzichten grundsätzlich auf jegliches Beleuchtungszubehör, weshalb man sie an dunklen Winterabenden überhaupt nicht sehen kann. Wahrscheinlich soll man das auch gar nicht. Ihre abenteuerlichen Verkehrsverstöße begehen sie nämlich lieber im Dunkeln. Auch können sie ohne Licht schneller verschwinden, wenn sie einen umgefahren haben. Sie müssen dann nicht für unsere Oberschenkelhalsbrüche haften.

Alle Fahrradkuriere sind augenscheinlich farbenblind; man hat noch keinen einzigen an einer roten Ampel halten oder auch nur bremsen sehen. Kreuzungen überqueren sie am liebsten diagonal, und zwar mitten durch den fließenden Verkehr hindurch. Omas mit Rollator stellen für Fahrradkuriere überhaupt kein Hindernis dar. Und Mütter mit Kinderwagen haben selbst Schuld, wenn sie nicht rechtzeitig das Weite suchen.

Vorzugsweise rasen Fahrradkuriere über Bürgersteige, und zwar so dicht an den Hauswänden entlang, dass man erst den Hut an einem Stock aus der Tür heraushalten sollte. Ist die Luft rein und der Hut ist von keinem Fahrradkurier mitgerissen worden, dann kann man vorsichtig selbst aus der Tür treten, muss aber auch hierbei äußerst aufmerksam nach links und rechts schauen. Fahrradkuriere kommen gern in dem Moment um die Ecke gerast, in dem man die Haustür geschlossen hat und den ersten Schritt auf dem Bürgersteig wagt. Und sie nageln einen gnadenlos um.

Warum Fahrradkuriere so rücksichtslos rasen, hat noch niemand richtig untersucht. Man könnte natürlich einmal darüber nachdenken, warum jemand überhaupt Fahrradkurier wird und nicht zum Beispiel als Elektriker, Verkäufer oder Zahnarzt arbeitet. Vermutlich kommt man bei diesen Überlegungen zu dem Ergebnis, dass der Fahrradkurier als solcher ein schlecht durchblutetes Gehirn hat. Dafür hat er aber kräftige Beine.

Wer nicht gut denken und stattdessen sehr gut in die Pedale treten kann, der wird dann eben Fahrradkurier. Boxer können ja meistens auch nicht viel mehr als boxen. Man hat jedenfalls noch nie einen Fahrradkurier gesehen, der auf einen Auftrag wartet und dabei ein gutes Buch liest. Sondern sie brüllen ständig ihre Nummer ins Mikro: »Die 13! 13! 13!«, »Die Doppel-Zwo, die Doppel-Zwo, die Doppel-Zwo!« und so weiter, denn sie hoffen, dass die Zentrale sie besser hört, wenn sie mehrmals ins Mikrofon hineinbrüllen. Kriegen sie dann einen Auftrag, hechten sie in den Sattel und jagen los wie Nilpferde: Die gucken auch nicht nach rechts und links, weil sie keine natürlichen Feinde haben.

Fahrradkuriere haben natürliche Feinde. Der stärkste von ihnen ist der Autofahrer, weil er im Zweifelsfall etwas mehr Blech um sich herum hat. Aber der Autofahrer traut sich nix gegen den Fahrradkurier, sondern er geht voll in die Bremse, wenn ihn der Kurier mit seinem Fahrrad angreift.

Das kommt davon, wenn alle vernünftigen Menschen zu Weicheiern verkommen! Man weicht einem militanten Fahrradkurier lieber aus, als ihn vom Sattel zu schubsen, auch wenn man Vorfahrt hat. Sieht man einen Fahrradkurier, hat man schon Angst. O je, man könnte sich unkorrekt verhalten, denn der hat ja ein Fahrrad, und man selbst ist der Umweltverpester! Dabei ist der Fahrradkurier der eigentliche schlechte Mensch.

Ein weiterer natürlicher Feind des Fahrradkuriers wäre die Polizei, die aber längst resigniert hat. In manchen Städten gibt es Fahrrad-Polizisten, die gegen diese modernen Pestbeulen unserer Innenstädte kämpfen sollen. Aber Fahrrad-Polizisten sind in der Regel ganz liebe Menschen, die dem Touristen den Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit zeigen und mit jedem gern ein Schwätzchen halten. Keinesfalls würden sie einen Fahrradkurier von seinem waffenscheinpflichtigen Geschoss runterholen, zu Fuß aufs nächste Revier schicken und die zweirädrige Nahstreckenrakete beschlagnahmen. So etwas tut unsere Polizei nicht. Brauchen wir eine Bürgerwehr gegen militante Fahrradkuriere? Wir sollten zumindest mal darüber nachdenken.

Viele Politiker fordern jetzt eine Kennzeichenpflicht für Fahrräder, damit man die rasenden Psychopathen irgendwie identifizieren und aus dem Verkehr ziehen kann. Da fasst sich der Normalbürger jedoch an den Kopf und fragt sich, in welchem Elfenbeinturm diese Idee geboren wurde. Die hervorstechende Eigenschaft der Fahrradkuriere ist es doch gerade, dass sie an einem vorbeinageln wie ICEs und man nur noch den Lufthauch verspürt! Wie soll man da ein Kennzeichen ablesen? Man muss sie gleich vor Ort ergreifen, festhalten, die Luft aus den Reifen lassen und sie xxxxxxxxxxxxxx.‹ Wir dürfen hier nicht zu roher Gewalt aufrufen. Deshalb wurden einige Worte gestrichen.›

Kreuzungsverstopfern sofort den Schlüssel wegnehmen

Die Dämlichkeit, mit der Dreiviertel aller Autofahrer unsere Kreuzungen verstopfen, sollte zum sofortigen Entzug des Führerscheins führen. Ist es denn wirklich so schwer zu begreifen, dass man erst dann in eine Kreuzung hineinfahren darf, wenn man auf der anderen Seite auch wieder herauskommt? Millionen Autos verstopfen täglich unsere Städte und verpesten die Luft, indem sie mitten auf der Kreuzung stehen bleiben und den Querverkehr blockieren. Dabei wäre jedes dreijährige Kind in der Lage, diese Regel zu begreifen: Fahr erst rein, wenn du drüben rauskommst.

Der CO2-Ausstoß der gesamten EU ließe sich vermutlich halbieren, wenn jeder Kreuzungsverstopfer sofort aus dem Verkehr gezogen und zu Fuß nach Hause geschickt würde. Natürlich kann es passieren, dass man denkt, es geht jetzt endlich weiter, und erst im letzten Moment hängt man doch noch auf der Kreuzung fest. Aber das kann doch nur die Ausnahme sein, nicht die Regel! Andere Länder sind da besser als wir: Sie schraffieren die Kreuzungen gelb; allein durch diese Maßnahme werden sie freigehalten. Das gibt es bei uns nicht.

Es ist purer Egoismus, der den deutschen Autofahrer eine Kreuzung nach der anderen so gründlich verstopfen lässt, dass einfach gar nichts mehr geht. Stur schaut er dabei geradeaus. Nicht einmal eine entschuldigende Geste nach links und rechts gönnt er sich, weil ihn die Anonymität des Verkehrsgewühls vor Enttarnung schützt. Mitten auf der Kreuzung zeigt der deutsche Autofahrer, was er wirklich ist: ein denkfaules, egozentrisches Herdentier.

Was ist der notorische Kreuzungsverstopfer aber ansonsten für ein Mensch? Würde er in einer Tempo-30-Zone vor dem Kindergarten abbremsen? Würde er als eiliger Fußgänger freundlich dem Autofahrer zuwinken und ihm damit signalisieren, dass er gerne wartet? Oder würde er die Polizei rufen, wenn der betrunkene Nachbar seine Frau schlägt? Dreimal nein! Der notorische Kreuzungsverstopfer ist so, wie man nicht sein sollte: ohne soziale Kompetenz, egoistisch, stur, blind für die berechtigten Interessen seiner Mitmenschen, engstirnig, geistig eingeschränkt bis knapp vor die Null-Linie, ein böser Nachbar, ein schlechter Ehemann, ein mieser Vater, ein penetranter Kollege, ein Vordrängler an der Supermarkt-Kasse, ein Frauenfeindliche-Witze-Reißer, ein Gartenzwerg-im-Garten-Aufsteller, ein Nach-oben-Buckler-und-nach-unten-Treter, ein Jeden-Samstag-sein-Auto-Wascher, und in den Puff geht dieser unsagbar dämliche Kleinbürger wahrscheinlich auch. Aber Kreuzungen verstopfen.

Das nutzlose Dauerhupen, mit dem der Kreuzungsverstopfer so gern bepöbelt wird, ist zwar ebenso nervig und hat etwas von oberlehrerhaftem Erziehungszwang. Es hat aber auch seinen Charme: Wenn alle von allen Seiten auf den Kreuzungsverstopfer einhupen wie blöde und dabei auch noch wie von Sinnen mit der Lichthupe morsen, und wenn alle so dicht an ihn heranfahren, dass er Angst um seinen geliebten Autolack bekommt, und wenn das an jeder Kreuzung passiert, dann wird er irgendwann von ganz alleine schauen, ob er drüben wieder rauskommt, bevor er reinfährt.

Chaos-Parker an den Pranger

Außer den Kreuzungsverstopfern sind die Parklücken-Nieten so lästig wie Wespen auf dem Pflaumenkuchen. Warum stellen sich die Leute kreuz und quer in die Parklücken und rücken nicht zusammen? Warum machen sie sich auf einer Fläche, die lässig für zwei Autos reichen würde, so unverschämt breit? Warum stellen sie sich derart bescheuert hin, dass keiner mehr reinpasst? Warum fahren sie nicht vernünftig dicht auf den Vordermann auf, sondern lassen eine Lücke, als wenn sie einen Panzer fahren oder sechs Meter lange Gerüstteile aus ihrem Kleinwagen ausladen müssten?

Die Parkplatzsuche kostet uns in Großstädten abends bis zu einer halben Stunde Zeit. Das sind, wenn wir mit 20 das erste Auto haben und bis 80 am Steuer sitzen, 456 Tage unseres Lebens, die wir sinnlos ums Viertel schleichen und nach einer freien Parklücke Ausschau halten. Also ein Jahr und drei Monate! Noch auf dem Sterbebett sollten wir diese verdammten Parkplatz-Nieten verfluchen, denn ohne sie hätten wir jetzt noch satte 15 Monate mehr zu leben.

Wird schräg geparkt, hat man dasselbe Problem. Die Leute eumeln sich schräg und halb quer hinein in die Lücke, geben zu viel Gas, lassen die Kupplung schleifen, brettern hirnlos auf ächzenden Felgen über Kantsteine, die ihren Unterboden aufkratzen, und stehen am Ende so überaus verachtungswürdig hingerotzt in zwei Parklücken, dass man mit Fug und Recht eine Handgranate in ihre Spießerkarre werfen und sie mit dem Vorschlaghammer bearbeiten möchte.

Der fehlende Parkraum in unseren Städten ist nicht das Ergebnis falscher Verkehrsplanung, sondern die natürliche Konsequenz der Hirnlosigkeit und Denkschwäche des durchschnittlichen Verkehrsteilnehmers bzw. Verkehrsverhinderers. Ignoranten, Dilettanten, Egozentriker und andere unakzeptable Elemente stehlen uns die Parklücken. Nur deshalb fahren wir abends wieder und wieder im Kreis. Denn wir kommen später nach Hause als diese Schwachköpfe, da wir einer anspruchsvollen Arbeit nachgehen. Das Ergebnis ist: Parkplätze gibt es keine mehr.

Das ist übrigens ein interessanter Gedanke: Was sind das eigentlich für Menschen, die bereits am frühen Abend sämtliche Parkplätze blockieren? Sicher ist doch, dass sie nicht bis in die Nacht hinein arbeiten müssen, denn sonst wären sie ja noch nicht da. Sie haben also geregelte Arbeitszeiten. Daraus kann man folgern, dass sie sich in einem höchstens mittelmäßig, wenn nicht gar schlecht bezahlten Anstellungsverhältnis befinden. Spitzenleute arbeiten abends immer sehr lange, und Selbstständige kommen auch erst spät nach Hause. Ahnen Sie schon, worauf der Autor hinauswill?

Es gibt einen natürlichen Zusammenhang zwischen dem intellektuellen Niveau des Fahrers und dem Blockieren von Parkplätzen. Das Mittelmaß findet einen Parkplatz, weil es einfach früher daheim ist, und die gesellschaftliche Elite kurvt nachts mit eingeschaltetem rechten Blinker durch unsere Wohnstraßen und hofft auf ein Wunder. Vielleicht tröstet Sie diese These ja ein wenig, wenn Sie wieder einmal keinen Parkplatz finden: Auch Sie gehören zur Elite.‹ Verallgemeinern kann man das allerdings nicht. Es gibt ja auch Mittelmäßige, die Spätschicht haben oder nach der Arbeit erst einmal eine Kneipe aufsuchen bzw. sich sonst wo herumtreiben.›

Wer für einen lächerlichen Kleinwagen mindestens zwei Parklücken braucht, den sollten wir an den Pranger stellen. Wir könnten zum Beispiel ein Foto von dem verachtungswürdigen Menschen und seiner Karre machen und es an die Laternenpfähle im Viertel kleben: »Diese Niete blockiert jeden Abend zwei Parklücken!« Das könnte uns ein gutes Stück im Kampf gegen Parklücken-Luschen weiterbringen.

Tankstellen sind nur noch grottenschlechte Supermärkte

Die Tankstelle war früher ein Ort, wo man zuverlässig alles rund ums Auto kaufen konnte. Diese merkwürdige Zeit, an die sich nur noch die Älteren unter uns erinnern, ist längst vorbei. Jüngere Menschen halten es für vollkommen normal, dass am nächstgelegenen Supermarkt »Aral« oder »Shell« dran steht, und sie wundern sich allenfalls, dass es dort auch noch Benzin gibt.

Fahren Sie heute mal an eine Tanke und sagen zu der Frau an der Kasse, dass eine Birne in Ihrem Scheinwerfer defekt ist und diese bitte ausgetauscht werden möge! Die Dame hat nicht nur nix in der Birne, sondern sie hat auch keine Birne, und außerdem ist niemand da, der diese Birne, selbst wenn sie zum Angebot dieses strafwürdig überteuerten Supermarktes gehören würde, austauschen könnte.

Auch die Frage, ob es wenigstens einen Schraubendreher gibt, mit dem man selbst den Scheinwerfer aufschrauben könnte, stößt auf ein leeres Lächeln mit einem großen Fragezeichen drin. Ebenso gut hätte man chinesisch sprechen können.

Sie werden an einer durchschnittlichen Tanke auch vergeblich nach lächerlichem Kfz-Zubehör wie zum Beispiel Isolierband suchen. Auch ein Überbrückungskabel findet man nur mit Glück an der Tanke, und wenn, dann ist es eher ein Spielzeugkabel mit dem Durchmesser eines Bindfadens. Damit kann man vielleicht einen elektrischen Rollstuhl aufladen, aber keinesfalls einen durchschnittlich stark motorisierten Pkw. Die normale Tankstelle, mit der wir es heute zu tun haben, ist eigentlich gar keine. Sie ist ein Witz.

Der Wein von der Tanke ist ein Fall für den Staatsanwalt

Stattdessen gibt es an der Tanke von heute, und da wenden wir uns mal an die wahrhaft schlechten Menschen in den Führungsetagen der Ölkonzerne, den allerschlechtesten Wein zu derart sündhaft überhöhten Preisen, dass dieser Tatbestand schon wieder ein Fall für den Staatsanwalt ist.

Natürlich kauft man keinen Wein an der Tanke. Das macht nicht mal ein Penner. Aber wenn man nun mal zu Hause keinen mehr hat und es schon ziemlich spät am Abend ist, dann verlockt die Tanke dazu, es doch noch einmal zu versuchen. Obwohl bereits die letzten 40 Versuche, einen auch nur einigermaßen trinkbaren Wein an einer Tanke zu kaufen, im reinsten Desaster geendet sind.

Man fährt also wieder eine Tanke an, natürlich dieses Mal eine andere als die letzten 40 Male, und steht grübelnd vor einer Armada von Weinflaschen, die allesamt gar nicht mal so schlecht aussehen. Billig sind sie auch nicht. Das geht so ungefähr bei sieben Euro los. Man kauft sich also eine Flasche, fährt nach Hause, macht sie auf und hat zum einundvierzigsten Mal den billigsten, gepanschtesten, schrecklichsten und untrinkbarsten Kochweinverschnitt aller Zeiten auf der Zunge.

Er würde beim Aldi gar keine Chance haben, sondern die Aldi-Einkäufer würden ein solch schlechtes Gesöff nicht einmal in die Grabbelkiste legen. Sie würden dem Lieferanten die Tür zeigen und die Probeflasche an der Wand zerschmettern.