2089 - Amelie C. Vlahosz - E-Book

2089 E-Book

Amelie C. Vlahosz

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Beschreibung

Die Welt steht vor dem Ende. Alle, die über 18 sind, müssen helfen, etwas zu erschaffen, das uns von hier weg bringt. Denn die Erde wird bald nicht mehr länger unser zu Hause sein, sondern die Vernichtung von uns allen.

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Für meine Freunde, deren Namen ich missbraucht habe (und ein paar weitere Dinge)

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Sonnensturm

Kompass

Stadt

Roterpulli

Regierung

Gefangen

Entführt

Bitte

Umzug

Ankunft

Er

Bunker

Angst

Fremder

Gericht

Anklage

Angriff

Eintrag 1

Eintrag 2

Eintrag 3

Blut

Dieses kleine Miststück von einer Freundin, namens Alina!

Sorge

Feind

Rückkehr

Silas

Das sind meine Gründe und Erklärungen

Pause

Später

Brief

Entscheidung

Amy

Rettung

Hass

Kampf

Jonas

Mia

Bau

Weg

Suche

Gefunden

Schuss

Lehre

Kuss

Streit

Beerdigung

Panik

Es tut mir leid

Zurück

Überraschung

Raus

Einbürgerung

Ende

Nachwort

Prolog

Wir schreiben das Jahr 2089 und die Welt steht vor dem Abgrund.

Wir Menschen haben uns schon immer über alles gestellt, so tun wir es auch jetzt. Wir wollen nicht auf dem Planeten bleiben, den wir zerstört haben. Wir wollen auch nicht einsehen, dass wir ihn zerstört haben. Wir wollen nur hier weg. Uns retten, aber nur Lebensnotwendige Tiere.

Eine gute Sache hat es: Wir sind endlich alle Vegetarier und Veganer geworden. Kein sinnloses Abschlachten mehr. Nur leider zu spät.

Wo wir hinwollen?

Fürs erste ins Weltall (Wo auch sonst?), danach kommt noch nichts.

Es wird eh erst ein Raumschiff gebastelt.

Weil das Christentum noch so verbreitet ist (Wie man zu so einer Zeit noch so religiös sein kann, verstehe ich nicht. Aber irgendwas brauchen die Menschen wohl, um sich dran zu klammern.), haben sich die Nationen (alle Länder der Erde haben sich für dieses Projekt zusammengeschlossen. Rassismus ist leider dennoch recht vertreten) dazu entschlossen, es die Arche zu nennen. Noah und Sintflut und so. Retter aller.

Viele haben sich dagegen entscheiden wollen, weil die Arche immer je zwei Spezies gerettet hatte, aber bessere Einfälle gab es bis jetzt nicht.

Ich kenne meine Eltern kaum, weil ich sie fast nie sehe. Alle ab achtzehn Jahre müssen nämlich am Bau helfen. Jedes Land für sich baut einzelne, riesige Kuppen, die am Ende aneinander gekuppelt werden sollen, zu einem riesigen Raumschiff. An einem Ring, im Weltraum.

Die Idee kam von einer Ehemaligen TV-Serie die sich the 100 genannt hat. Ein Wissenschaftler kam auf die Idee, Fiktion zur Realität umzuwandeln, denn für unmöglich hielt er es nicht. Er hatte sich ein Team zusammengestellt, um Pläne zu konstruieren. Das wurde dann in Länderverbunden weitergereicht.

Vor kurzer Zeit hat man den Strom, in allen Bereichen des Landes, abgestellt, um ihn ganz für den Bau der Arche zu nutzen.

Ich konnte die Serie sehen. Ich fand sie gut, nur auch beängstigend.

Wer hätte gedacht, dass so was mal Wirklichkeit werden würde?

Insgeheim doch jeder. Wahrhaben wollte es aber nie wer.

Noch etwas Gutes hat das Ganze: Es wird keine Raucher mehr geben. Die Gefahr, dass es deswegen zu einem Feuer kommt, ist zu groß, deswegen darf keiner so etwas mitnehmen.

Die Erde wird uns außerdem los.

Ob sie sich von uns erholt oder so wie der Mars wird?

Meine Theorie (von denen ich wirklich viele habe) ist ja, dass der Mars mal wie die Erde war. Wir lebten früher auf ihm und haben dasselbe gemacht, wie jetzt. Nur sind wir direkt zur Erde.

Warum sollten es sonst Rohre, Kabel und so geben, die schon da waren, bevor wir es eigentlich erfunden hatten?

Und Aliens werden immer mit großen Augen und großer Stirn dargestellt. Bei uns ist das über die Jahrtausende auch gewachsen. Was, wenn diese Aliens eigentlich Menschen waren? Aber Evolution war da.

Sind wir nicht vielleicht dieser Asteroid, der die Dinos aussterben lassen hat? Danach kamen ja immerhin erst die Menschen. Die Dinos waren aber zu gefährlich für uns. Also mussten sie weg.

Nun müssen wir weg. Und wer weiß, was da alles noch auf uns zukommen wird.

Sonnensturm

Die Sonne hat früher wohl alles hell scheinen lassen. Ich habe Bilder gesehen.

So sieht es heute leider nicht mehr aus.

Die Schutzschicht der Erde ist verschwunden.

Wir werden schneller Krank. Die Sonne scheint nun in rötlichem Licht auf uns. Es ist so gelb-orange-rot. Als wären wir auf einem anderen Planeten.

Früher soll es wegen einem Ozonloch wohl große Probleme und Angst gegeben haben, heute ist es so, dass es fast die ganze Erde betrifft.

Kein Schutz vor dieser großen Mengen an UV-Licht. Dafür aber auch kein Schutz vor den Sonnenstürmen.

Wenn wir in einer Hölle oder einem Haus sind, dann haben wir einen Schutz, aber wenn sie kommen und man keinen Schutz hat, dann verbrennt es einem die Haut. Das sind große Schmerzen. Man überlebt es, aber danach hat man immer noch riesen Schmerzen.

Wobei, es gibt auch welche, die daran gestorben sind, weil sie die Schmerzen nicht ausgehalten haben.

Am Anfang gab es kaum welche. Der erste war allerdings ein großer Schock. Weil es eine ganze Stadt getroffen hat. Viele sind draußen gewesen und wollten bei Marktständen etwas kaufen oder in Supermärkten. Diejenigen, die auf Marktplätzen waren, haben alles abbekommen. Sie waren draußen. Das Essen ist sofort eingegangen.

Große Pflanzen halten das besser aus. Bäume haben an ihrer Rinde nur manchmal schwarze Rußflecken, aber mehr nicht.

Aber die Menschen auf dem Marktplatz sind in Panik verfallen, als eine Hitzewelle auf sie zu kam und ihre Haut traf. Alle schrien. Es war eine kurze Welle, darum haben es die Leute recht gut überstanden, aber es gab ab da überall Warnungen vor Sonnenstürmen.

Es ist so, dass die Sonne manchmal Explosive Stellen hat, wo sie ihre heißen Stellen abschießt. Normalerweise waren wir durch den Schutzmantel der Erde davor geschützt, aber jetzt, wo er fast weg ist, schießen diese heißen Wellen auf uns zu. Aber nicht mehr länger als Polarlichter, sondern als Verletzungsrisiko.

Sie fluten über das Land und verschwinden dann wieder.

Je mehr wir diesen Schutzmantel verloren, umso häufiger kamen diese Wellen.

Ich lebe in einem Teil der Erde, wo es noch genug Schutz davor gibt.

Es kommt auch eigentlich nur am Tag vor (Wenn dieser Teil der Erde, der Sonne zugeneigt ist), weswegen man ungefähr einschätzen kann, wann es gefährlich wird. Im Sommer ist es deswegen besonders schlimm.

Aber es gibt nicht nur dieses Problem.

Wir haben durch den Verlust des Schutzmantels auch einen Verlust an Luft und somit Sauerstoff. Es reicht aber noch aus, dennoch wird es bald zu einer Katastrophe deswegen kommen.

Die am Bau beschäftigt sind, haben extra Schutzräume dafür anfertigen lassen.

Wir anderen sind auf uns allein gestellt.

Im Moment herrscht auch ein Verbot: Keine Kinder.

Niemand darf gerade Kinder bekommen. Erst, wenn der Bau fertig ist. Dann darf jeder seine restlichen Kinder holen und alle anderen dürfen Kinder bekommen.

Ansonsten wird jeden Monat jemand in jedes Dorf und jede Stadt geschickt, um alle zu holen, die schon achtzehn sind. Sie sollen dann am Bau helfen. Sie sollen-

„Wo bleibst du denn?“

Ich drehte mich um.

Meine kleine Schwester.

Sie ist sieben. Zwei schiefe Zöpfe auf beiden Seiten. Helle glatte Haare, die schon fast weiß aussehen, und ein einfaches helles grün in ihren Augen.

„Schreibst du schon wieder Tagebuch?“, fragte sie und zeigte mir dabei ihre Zahnlücken.

„Das ist kein Tagebuch! Es ist für die Generationen nach uns. Sie sollen wissen, wodurch das alles passiert ist, wie, warum, was. Das alles.“

Sie sah mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen an.

„Du verstehst das ja eh nicht.“

Sie wurde vor dem Kinderverbot geboren. Gerade rechtzeitig. Alle wurden für den Bau gebraucht. Kinder würden alles nur herauszögern. Aber es musste schnell gehen.

„Gini wartet.“

„Ich komme ja schon.“

Ich stand von meinem Bett auf und wir liefen aus unserer Kleinen Holzhütte.

Um uns war der Wald. Neben dem Haus unsere Tiere mit ihrem Stall und Gehege.

Wir hatten drei Ziegen, zwei Schweine (andere hätten sie jetzt als Verschwendung angesehen, aber nicht wir. Wir lieben unsere Tiere. Alle von ihnen. Wir stellen sie mit uns gleich. Sie leben, fühlen und atmen, so wie wir), sieben Hühner und wir versuchten noch irgendwo einen Hahn her zu bekommen, dazu ein Schaf.

Alle glücklich.

Ansonsten noch einen Hamster im Haus, zwei Katzen und einen Hund.

Wir töten keine Tiere mehr. Die Massentierhaltung ist einer der fünf Gründe, für dieses Chaos.

Gini saß bei den Hühnern und streichelte eins.

„Das gefällt dir, ge? Ja, das magst du.“

Wir liefen zu ihr.

Kurze Harre (bis zu ihren Schultern), dunkles braun, so wie ihre Augen.

„Da seid ihr ja!", fing sie an, als sie uns bemerkte und stand auf.

Die hellbraune Henne, die wir liebenswürdig Klara nannten, sprang erschrocken von ihr und fing laut zu gackern an.

„Oh, tut mir leid, Klara.“ Sie sah ebenfalls erschrocken zu der Henne runter und hielt sich eine Hand vor ihren Mund. Sie stieg aus dem Gehege und lief zu uns.

„Ich muss mit euch sprechen.“ Sie holte etwas aus ihrer Tasche. Es war ein dreckiges Blatt. „Da stehen seltsame Sachen drauf. Hing am Baum in der Nähe vom Haus.“

Wir und noch zwei andere Mädchen wohnten hier alle zusammen.

Ein Hang war direkt neben unserem Haus mit ein bisschen Gestrüpp, dann waren da Bäume.

„Die roten Pullikerle.“

Ich sah es verwundert an und las es noch mal, um sicher zu gehen, dass ich es mir nicht nur einbildete.

„Nein, echt. Heißen die wirklich so?“

Gini nickte.

Alina, ein blondes Mädchen, mit braunen Augen, das recht groß gewachsen war für ihr Alter, kam mit einer zweiten dazu.

Sie war auch eine von uns. Kleiner als Alina. Braune Haare, blaue Augen.

Alina war fünfzehn.

Gini war wie ich siebzehn. Wir würden nächstes Jahr mit am Bau beschäftigt sein.

Mia, die neben Alina stand, war dreizehn und recht ruhig.

Wir alle hatten eine Gemeinschaft für uns im Wald geschaffen. Aber es gab auch noch andere.

Keine Erwachsenen hieß gleichzeitig auch keine Regeln.

Da gab es in diesem Wald uns und noch eine andere Gruppe. Wir waren so was in der Art wie Feinde.

Früher hätte man uns alle sicher als so was wie eine Bande bezeichnet, aber heute nicht. Wir sind in einer Zeit wo es nur den puren Ernst gab. Keiner machte hier etwas aus Spaß. Wir alle waren auf uns selbst gestellt.

Schule gibt es seit zehn Jahren nicht mehr.

Meiner Schwester musste ich das schreiben selber beibringen. Lesen, schreiben, rechnen. Das konnte ich, das restliche habe ich aus alten Schulbüchern.

Alles unwichtiges Zeug gewesen.

Bei uns lernt man wirklich was fürs Leben.

Nur Fremdsprachen habe ich mir angeeignet. Es sollen fünf Sprachen gesprochen werden. Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch und Chinesisch (Mandarin). Der Rest darf die Sprache unter sich sprechen, aber wenn es im Nationalen was ist, dann werden diese Hauptsprachen benutzt. Jeder muss sie können.

Wir haben uns alles schon beigebracht. Nur wenn es um die Aussprache geht ... Naja, keine Ahnung wie das alles funktioniert, aber die anderen Muttersprachler werden uns dann oben sicher helfen.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen.

„Das sind doch die Jungs oder nicht?“ Alina starrte den Zettel an.

„Die großen?“, fragte ich nun.

„Ja, waren doch die, mit denen ihr in einer Klasse wart.“

Alle sahen mich und Gini an.

Wir nickten.

Die gab es wirklich. Fünf Idioten. Die haben sich am meisten über keine Regeln gefreut.

Etwas raschelte.

Da war einer in Kapuze.

Ich rannte zu ihm und er vor mir weg.

Er hatte einen roten Pulli an, seine Kapuze über den Kopf gestülpt. Das war bestimmt ...

Da tauchte ein zweiter auf.

Ich rannte den Berghang rauf. Er dachte wohl mich abgeschüttelt zu haben, aber da hatte ich beide schon erreicht.

Beide hatten ihre Kapuze auf, einem riss ich sie runter.

... doch nicht.

„Wer seid ihr denn?“, kam Alina neben mich geschritten, die anderen dicht hinter ihr.

Das waren nicht die Jungs, die wir kannten. Die hier waren dreizehn oder so, die wir meinten waren auch siebzehn, so wie wir.

„Seid ihr so was wie Nachahmer“, fing Mia an zu lachen und hob die Kapuze von dem an, dem ich seine runtergezogen hatte.

„Nein! Natürlich nicht“, fing der Blonde an los zu keifen. „Wir haben uns die nur als sowas wie ein Vorbild genommen.“

„Also doch Nachahmer“, lachte sie weiter.

„Nein, du doofe Zicke“, fauchte er sie an und zog seine Kapuze zurecht.

„Was soll das hier überhaupt werden?“, fragte ich sie nun.

Sie sahen sich an.

„Seid es nur ihr zwei?“

Sie nickten.

„Wir bauen ein Raumschiff.“

Alina lachte noch lauter. „Ihr? Ihr spinnt wohl.“

„Dann halt nicht. Komm, Stev.“

Da stapften sie über den großen Hang und verschwanden.

Alina lachte noch.

„So eine schlechte Idee ist das doch gar nicht mal.“

Gini sah Mia angeekelt an. „Stimmt schon. Trotzdem: Wie sollte man das bitte machen?“, fragte sie.

Wir nickten.

Ich sah meine Schwester in die Augen. „Durch die Sonne sieht deine Haut so rötlich aus.“ Ihre Augen sahen auch etwas anders aus.

„Das stimmt. Aber das ist jetzt schon länger so. Und es wird noch schlimmer.“ Gini war wirklich mies drauf.

„Was ist denn heute mit dir los?“

Sie seufzte. „Ach nichts. Dieses Licht nervt mich nur. Sommer nervt. Im Winter sieht man alles etwas heller. Wie auf den Bildern von früher. Da sah alles viel klarer aus.“

Ja, das war auch so.

Ich habe gelesen, das gefrorenes Wasser vom Himmel fiel. Es war kalt und das Wasser gefror.

Der letzte Schnee fiel irgendwo in Amerika 2056. Meine Oma hatte das noch erlebt und meine Eltern hatten auch mal Schnee gehabt. Ich kenne das nicht.

Es gab auch Eisberge, am Süd- und Nordpol. Heute sind dort Wüssten, die manchmal überflutet werden.

„Lasst uns zurück gehen.“

Wir gingen den Abhang in diese kleine Kuhle, die wir als Tal bezeichneten, aber nur ein Loch eines Meteoriten war, hinab zu den Tieren.

Was würde mit ihnen geschehen, wenn wir nach oben müssen?

„Wollen wir was essen?“, fragte Gini.

Alle stimmten freudig zu.

In der kleinen Hütte gab es ein Hochbett voller Kleidung, ein Metallschrank (Früher war es in der Schule als Schließfächer benutzt worden, aber alle Schulen wurden geräumt), und zwei Schreibtische. Diese Hütte gehörte mir und meiner Schwester. Die anderen hatten eine andere zum Schlafen. Und wir hatten eine Gemeinschftshütte zum Essen, duschen und baden. Da gab es auch eine Toilette. Wir hatte wirklich Luxus. Wir hatten sogar Fenster. Und auch eine Holzterrasse mit Dach. Sah wie ein Amerikanisches Haus aus. Wir hatten einen Herd, etwas umentwickelt, dass man mit Holz Energie und somit Wärme bekam. Es gab keinen Stromanschluss, nur auf dem Bau. Alle Ressourcen werden für den Bau genutzt, keine darf verschwendet werden.

„Brot mit Butter und Käse und dazu eine Pilzsuppe?“

Gini konnte wundervoll kochen. Sie gab jeder von uns Aufgaben, die wir zum Kochen erfüllen mussten, und kochte dann neben bei alles.

„Geht ihr Pilze holen?“ Sie zeigte auf mich, Alina und Mia.

Wir nickten.

„Linda hilft mir währenddessen Brot zu backen. Ge?“

Linda nickte und zeigte dabei ihre Zahnlücken.

Ich und die anderen holten sich Körbe von einem Tisch.

Alles hier haben wir selber gemacht. Das Haus, die Hütten und Ställe, Zäune, ein Großteil der Möbel und, und, und.

Wir liefen einen Hügel hoch.

Jetzt kommt bestimmt wer, der was von früher erzählt, dass es Pilze nur im Herbst gab.

Die Zeiten haben sich nur verändert (Aber gab es Pilze damals nicht auch schon auch im Sommer?).

Es gibt bestimmte Regionen, wo alles ganz jährlich wächst, weil der Winter und alles Kalte nun ausfällt. Evolution.

„Da ist schon eine Wiese.“ Mia zeigte in den Wald.

Eine große Pilzfläche war da.

Wir wussten, welche essbar, giftig, genieß- und ungenießbar waren. Auch andere Pflanzen. Wir konnten Medizin machen und uns selbstversorgen.

Früher wäre das bei den meisten Leuten sicher nicht der Fall gewesen, besonders die aus der Stadt, hatten keine Ahnung.

Es gab doch wirklich welche, die dachten, dass es lila Kühe gab. Wohl wegen so einer Schokolade. Die gibt es heute aber auch kaum noch. Ist schwierig herzustellen. Und heutzutage gibt es so etwas wie Industrie und Konzerne nicht mehr (zumindest nicht richtig).

Geld hat auch an Bedeutung verloren, denn Geld kann man nicht essen. Es kommt nur noch auf Ressourcen an. Wir sind wieder bei „Wie viel Kühe hast du? Wie viele Tiere bietest du für mein Kind?“

Wir hatten unsere Körbe schnell voll.

Ich entdeckte etwas.

„Alina, nimmst du meinen Korb schonmal mit?“, fragte ich, während ich meinen Fund nicht aus meinen Augen ließ.

„Ja, klar.“

Ich spürte, wie er mir aus meinen Händen genommen wurde und die beiden schon gingen.

Ich hatte mich noch schnell bedankt und lief dann auf den Fund zu.

Ich konnte noch hören, wie sie kein Problem sagte, dann waren sie weg. Und ich betrachtete, was ich fand.

Ich lief näher und näher, bis ich genau davor war.

Es war etwas Kleines, glänzendes.

Ich grub es aus.

Was war das?

Kompass

„Ganz klar ein Kompass. Da hast du aber Glück gehabt. Die gibt es nicht mehr so häufig, weil man die für den Bau benötigt.“

Gini betrachtete das dreckige Teil etwas in ihrer Hand.

Die anderen standen um sie rum und machten große Augen.

„Dachte ich mir schon, aber ich hatte es nicht aufbekommen. Ich mach ihn mal sauber und lege ihn dann mit zum Rest.“

Gini nickte und gab ihn mir wieder.

Wir hatten ein Regal neben einem Sofa (war gar nicht so einfach, das große Teil, her zu bringen) am Fenster stehen, wo unsere ganzen Fundstücke waren. Im untersten Teil waren Kisten. Alles was wir mehrfach hatten, lagerten wir in Kisten. Knöpfe hatten eigene Kisten. Plüschtiere waren in extra Kisten oder auf dem Sofa, Sesseln oder Betten, Regalen und sonst wo. Klamotten hatten wir auch schon oft gefunden.

Drei von uns gingen immer auf Wanderschaft, um neues Zeug zu finden. Linda ging allerdings nie, weil sie noch zu jung war. Wir brachten ihr aber immer etwas mit, damit sie deswegen nicht eingeschnappt sein brauchte.

Wir hatten für alles feste Tage.

Morgen würde es wieder so weit sein.

„Mittwoch, dritte Woche im Monat: Alina, Mia, Amy. Ihr seid dran. Morgen geht ihr dann nach …“

Gini sah sich die große Karte an, die an der gesamten Wand hing.

Die Wand war ein Überstück, durch das kleine Bad. Das Bad war in die linke Ecke des Hauses gebaut. Wenn man reinkam, durch die Mitte, dann sah man schon, wie der Raum von der Größe her gebaut war.

„Ah, da.“ Sie zeigte auf eine rote Stelle. „Da haben wir letztes Mal aufgehört. Also müsst ihr im Haus daneben weiter machen.“

Ich nickte.

„Ich habe vorhin auch schon eine Liste geschrieben, was wir so am dringendsten brauchen. Streichhölzer, Messer, Waschmittel, Seife, Tücher, Stifte, Blätter, …“, fing ich an alles aufzuzählen.

„Und wenn es geht, bringt ihr mir dann noch Geschirr mit?“, fragte Gini.

Ich nickte.

„Hast du noch einen bestimmten Wunsch?“, fragte ich meine Schwester.

Sie schwang sich sofort hin und her, grinste und kicherte und sagte dann: „Ein Märchenbuch oder so.“

Ich nickte erneut.

„Gut. Dann lasst uns mal was essen. Linda, holst du Teller. Mia kann ja schonmal das Brot schneiden, es sollte jetzt nicht mehr so heiß sein.“

Gini nahm den Topf vom Herd und stellte ihn auf eine Platte in der Mitte des Tisches.

Linda legte gerade um jeden der Tiefenteller, einen Löffel und setzte sich dann auf ihr Kissen, das als Sitzerhöhung diente.

Ich schmierte noch Butter auf alle geschnittenen Brote und Alina legte auf alle eine Käsescheibe.

Alles selbst produziert.

Die Kuh hatte ein Kalb, aber wir nahmen immer nur ein bisschen Milch, dass es für uns etwas und für das Kalb genug gab.

„Wir bräuchten auch wieder Salz, wäre toll, wenn ihr ein bisschen was finden könntet.“

Ich schrieb alle Wünsche auf meine Liste, faltete sie wieder zusammen und steckte sie dann wieder in meine Tasche.

„Die Beutel und Rucksäcke hatte ich vorhin schon fertig gemacht. Für jeden zwei große Wasserflaschen und das restliche Brot von heute früh. Dazu noch für jede einen Apfel und ein kleiner Beutel voll Nüsse und getrockneter Früchte. Die Nüsse wie immer schon aufgeknackt.“

Wir sahen Gini glücklich an.

„Ach, wenn wir dich nicht hätten.“

Sie sah mich streng an, lächelte aber dann.

„Jaja, wenn ihr mich nicht hättet, dann würdet ihr alle verhungern, weil ihr nicht mal das einfachste Gericht zu Stande bekommt.“

Dabei musste ich an unsere Anfänge denken, als wir noch keine Hütten, Tiere oder so hatten. Nur ein Zelt aus Fetzen.

Wir versuchten geröstete Nüsse mit Honig zu machen, verbrannten sie aber total.

Wir haben eigentlich die ganze Pfanne in Brant gesetzt. Und es war die einzige Pfanne, die wir hatten.

Großes Problem.

Gini hat uns allen dafür richtig eine gepfeffert. Das hat richtig laut geklatscht, dass die Tiere im Wald sich sicher erschrocken haben.

„Wenn wir Topfhandschuhe finden, bringen wir sie dir mit“, versprach ich ihr.

„Na das will ich aber hoffen“, lachte sie und nahm sich zwei Kellen von der Pilzsuppe, wobei es schon eher wie ein Eintopf aussah. Es schwammen auch ein paar angebratene Kartoffel drin rum.

Alles wurde aufgegessen, bis zum letzten Tropfen. Teller wurden hier abgeschleckt, bis sie blitzten. Aber das Essen schmeckte auch immer recht gut.

„Es ist schon dunkel. Geht mal lieber schlafen. Linda und ich kümmern uns noch um die Tiere. Und wir waschen ab.“

Super, denn ich hasse abwaschen.

Wir standen auf und gingen alle zu ihrer Hütte.

SO machten wir es immer.

Wenn ich mit den beiden unterwegs war, schlief ich immer in Ginis Bett und sie in meinem, bei Linda.

SO war alles leichter.

Die Rucksäcke und Beutel lagen auch schon bereit an allen Betten.

Hier gab es auch ein Hochbett.

Wir hatten bedingt Strom.

Auf unserem Dach vom Haupthaus hatten wir eine Solarzelle, weswegen dort gerade Licht schien. Es erhellte das gesamte Haus, weil es nicht ganz so groß war. Für uns aber mehr als genug.

„Soll ich euch morgen wecken?“, fragte ich und zog mich um.

„Oh bitte nicht“, stöhnte Alina.

„Warum nicht?“

„Weil du mich immer aus dem Bett trittst, bis ich auf dem Boden liege.“

„Aber auch nur, weil du nicht wach wirst. Ich kann dir nächstes Mal gerne auch einfach ins Gesicht schlagen, aber davon wirst du ja leider auch nicht wach.“

„Daher also der blaue Fleck. Ich habe mich schon gewundert.“

Ich verdrehte meine Augen. Dieses Mädchen war wirklich ein kompletter Reinfall.

Mia kicherte und sagte dann: „Also mich kannst du gerne wecken. Ich bin kein Dornrösschen.“

„Was soll denn das heißen? Die ist immerhin durch nen Kuss wach geworden und nicht durch nen Tritt“, beschwerte sich Alina.

„Um genau zu sein wurde sie in der Originalfassung vergewaltigt und hat Zwillinge geboren. Sie ist erst dann wach geworden, als eins der Kinder den Dornen aus ihrer Hand gesaugt hat. Und wie es weiter gegangen ist erzähle ich mal besser nicht weiter.“

Beide sahen mich verstört an.

„Du kannst das Alina doch nicht antun! Einfach ihre Hoffnungen und Träume zerstören, du Mensch!“

„Erzählst du deiner Schwester auch immer die Originalen Märchen?“

Jetzt sah ich Alina schockiert an.

„Warum sollte ich ihr die Originalen Märchen erzählen? Ich will sie doch nicht traumatisieren.“

„Ist sie von dem ganzen hier nicht eh schon traumatisiert genug? Wer weiß, vielleicht würde sie die originalen Fassungen deswegen sogar als ganz lieb und friedlich betrachten.“ Mia sah uns monoton an.

„Was denn?“, fragte sie, als sie unsere Gesichtsausdrücke betrachtete. „Ist doch so.“

Wir konnten weder dafür, noch dagegen sprechen. Wir selber kannten die Realität. Wir lebten selber in diesem Chaos.

„Aber prinzipiell geht es ihr doch ganz gut.“

„Uns allen hier geht es prinzipiell gut. Denkt erstmal an die, die in der Stadt leben. Kein Fernseher zum Serien und Filme gucken. Handys sind auch nicht mehr möglich.“

„Warum denn nicht? Wir haben doch auch unsere Mobilphones“, grinste Mia und wackelte mit ihre Hand mit einem schwarzen WalkiTalki oder WalkyTalki? Ich sollte das nochmal in einem Wörterbuch nachschlagen. Ist doch was englisches? Wird sicher drinstehen. Vielleicht unter Mobilephone oder so, wie es Mia halt gesagt hat.

„Das ist doch was ganz anderes. Ein Handy mit ner bestimmten Reichweite. Außerdem müssen wir auch immer den gleichen Sender drin haben.“

Alina fand, obwohl sie das sagte, den Gedanken dennoch sehr belustigend.

„Aber für uns ist es so gesehen ein Handy.“

„Auch egal. Wir sollten jetzt wirklich schlafen.“ Ich kroch in Ginis Bett und zog mir die dünne Decke über mich.

Die anderen machten es mir nach und legten sich auch hin.

Das Licht vom Haupthaus ging auch aus. Durch die Tür kamen die anderen beiden mit einer Laterne raus und liefen zu den Tieren, ehe sie selber schlafen gingen.

Als das Licht in der anderen Hütte verschwand, schloss ich meine Augen und schlief ein.

Morgen würde ein anstrengender Tag werden.

Stadt

„Aufstehen! Los! Los! Los!“

Alina schlief weiter, Mia fiel schreiend aus ihrem Bett.

„Du hast dich angehört, als wäre eine Bombe eingeschlagen.“

„Ja, und trotzdem wird die nicht wach“, beschwerte ich mich, während ich auf Alina zeigte.

„Du solltest sie wohl doch besser treten, das hilft wenigstens.“

Ich nickte und ging zu Alina.

Ein paar Tritte und sie lag am Boden.

Ein dumpfes Geräusch, ein genervtes Stöhnen und sie stand motzend auf.

„Warum machst du das immer?“

„Anders bist du nun mal nicht wach zu bekommen.“

„Doch! Sicher. Vielleicht ...“ Sie sah zur Seite. „Aber trotzdem brauchst du mich deswegen, nicht so zu verletzen!“

„Ich hab nicht mal doll gemacht.“

„Und ob! Das werden bestimmt blaue Flecke.“ Alia sah ihren Körper herab und betastete sich. „Da! Da an meiner Seite! Und auch an meinem Bein. Das werden große Flecken. Ich spüre schon die Schwellungen.“

„Dann kühl es ein bisschen, wenn es so schlimm ist.“

Ich drehte mich lachend von ihr und fing an mir meine Sachen für den Tag anzuziehen.

Es war wieder sehr warm.

Kurze Sachen: Trägerhemd, kurze Hose, feste Schuhe, dünne Socken. Ich hatte noch meinen Hüftgürtel. In dem hatte ich alles Notwendige: Verbandszeug, meine Flasche, Batterien, ein Messer und, und, und.

Die anderen zogen sich nun auch um.

Alina hatte es aufgegeben, sich zu beschweren. Es brachte ihr ja ohnehin nichts.

Ich zog mir meine Schuhe an, schnürte sie fest und machte einen dicken Knoten. Das restliche Band steckte ich mir in die Seiten vom Schuh.

Ich schnappte mir noch einen Rucksack und einen Umhänge Beutel und öffnete dann die Tür. Ich schritt schon nach draußen, während sie anderen beide sich noch die Schuhe banden.

Linda lief auch gerade raus. Sie hielt etwas in ihrer Hand, aber ich konnte nicht genau erkennen, was es war. Ich konnte nur sehen, dass es etwas Kleines war.

Sie sah zu ihrer Hand, auf den Gegenstand.

Gini kam auch gerade raus.

Linda sah nach oben und als sie mich sah, fing sie sofort an zu grinsen. Sie rannte auf mich los, ihre Arme geweitet. Sie schmiss ihren kleinen Kopf in meinen Bauch und ihre kurzen Arme, schlang sie um meine Taille.

Sie sah hoch und ich zu ihr runter. Ihr Kinn war spitz, es bohrte sich in meinen Magen.

„So früh schon wach? Seit wann gibt es denn sowas?“

Sie ging nicht auf meine Frage ein und sagte einfach nur: „Ich habe was für dich.“

Sie zog meine linke Hand zu sich und Band etwas drum. Als sie los ließ betrachte ich es genauer.

Ein Armband, selbst gemacht aus Rest-Stoffen und Wollfäden.

„Habe ich gemacht.“

Sie grinste so breit, dass sie ihre Augen schließen musste.

„Dachte ich mir schon.“

Ich lächelte und sie umarmte mich nochmal.

Mia und Alina kamen raus.

„Wir sind fertig; wir können los.“

Mia strich Linda über den Kopf, als sie an ihr vorbeilief.

Alina nahm sie hoch und drehte sich einmal mit ihr im Kreis. Sie gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und ließ sie dann wieder runter.

Ich zog sie auch noch mal kurz an mich.

Dann verabschiedeten wir uns bei Gini und liefen los, den Weg an der anderen Hütte nach oben.

Bis zur nächsten Stadt waren es ungefähr dreißig Minuten.

Es war furchtbar warm. Früher war der Himmel blau, heute ist er eher türkis, manchmal kann man ihn aber trotzdem noch blau sehen, wenn Winter ist. Trotzdem ist es im Winter warm, nur nicht so warm, wie im Sommer. In Regionen, wo es früher warm war, so wie in Afrika, gibt es keine Lebenden Wesen mehr (mal von Kakteen abgesehen und ein paar Insektenarten). Sie sind ausgestorben oder in andere Länder geflohen. Irgendwo, wo es kühler war. Dadurch kam es zu noch mehr Platzmangel.

Dafür hat man das Verbot zur Erlösung eines Todkranken Menschen, der sterben will, zu entfernen verordnet. Wer eine Nicht heilbare Krankheit hat, der durfte erlöst werden. Schwangerschaftsabbrüche wurden komplett erlaubt. Ab einem gewissen Punkt wurde sogar vom Arzt ein Schwangerschaftsabbruch befehligt.

Alle die im Rollstuhl, nicht eigenständig lebensfähig oder der gleichen waren, wurde vertrieben und sind gestorben.

Die meisten haben sich einfach hinrichten lassen.

Menschen, die ihre Arme noch bewegen konnten, wurden am Leben gelassen. Sie waren für andere Baustationen vorgesehen.

Die Menschheit hatte vor dreißig Jahren eine Weltbevölkerung von fünfzehn Milliarden Menschen.

Es kam zu mehr Krankheiten, wogegen mit mehr Hygiene gekämpft wurde, wodurch die Menschen noch anfälliger für Krankheiten wurden.

Die Lebensmittel und Wohnplätze wurden knapp.

Der Wald Anteil wurde immer kleiner. Mehr durfte ab einem bestimmten Grad nicht mehr geholzt werden, sonst gäbe es nicht mehr genügend Sauerstoff.

Es kam zu Hungersnöten.

Immer mehr Probleme kamen auf.

Dann kam das Chaos.

Der Schutzmantel der Erde verschwand.

Die Hölle auf Erden war los. Die Hölle auf Erden ist los. Und so sieht es auch in der Stadt aus.

Das Erste, was wir sahen, als wir in die Stadt kamen, waren zwei sich streitende Kinder.

Es ging um eine Jacke.

„Die ist mir!“, schrie das erste Mädchen.

„Nein, mir!“, schrie das andere.

Bei ein paar Jungs, sah das Ganze nicht anders aus.

Es war, als hätten die Erwachsenen uns einfach zurückgelassen.

Naja, eigentlich haben sie es ja.

Es gab einige Unstimmigkeiten deswegen, aber es wurde ein Gesetz, das zu befolgen war und niemand konnte etwas dagegen tun, weil jeder die Dringlichkeit dahinter kannte.

Ich holte meine Liste raus und gab Alina und Mia weiter, was wir brauchten.

Wir liefen zusammen in ein Haus, keine von uns, trennte sich voneinander.

Eigentlich durfte niemand, die Sachen einfach rausholen, aber wir waren auf uns alleingestellt, warum sollten wir uns dann nicht nehmen, was wir brauchten? Da scheißt man einfach auf das Eigentum anderer.

Das Haus war ein Hochhaus mit vielen Wohnungen.

Eine Regelung gab es allerdings doch: Wenn die Kinder einer Person noch dort wohnten, dann geht niemand daran.

Jeder hält sich daran.

Jeder.

Unter uns allen gab es nämlich dennoch ungeschriebene Regeln, die zu befolgen waren. Dazu gehörte nun mal auch sich nicht gegenseitig zu berauben.

Die ersten fünf Wohnungen waren belegt, erst die sechste war frei.

Wir durchsuchten zuerst das Wohnzimmer, zogen jegliche Schubfächer auf und durchwühlten sie.

Am Ende stand alles über Kopf.

Wir hatten einiges gefunden, wir brauchten aber noch Batterien.

Ich fand welche in der Küche.

„Hier sind ein Haufen Konservendosen!“, rief Alina.

Ich kam sofort zu ihr, genauso Mia.

Es war ein ganzes Lager.

Nudeln und anderes war auch hier.

Wir nahmen alles mit.

Nach zwei Wohnungen waren wir komplett befüllt.

Wir fanden schon ein paar gute Sachen, sogar Topfhandschuhe, neues Geschirr und anderweitiges, aber nichts für Linda.

Wir waren schon am Gehen, als ich ein paar Kinder mit Büchern sah.

Sofort ging ich zu ihnen und schaute mir an, was für Bücher sie da so hatten. Ich fand ein dünnes Büchlein mit Kindergeschichten.