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Von Geistern, Hexen und dem Teufel. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass wir sozusagen umzingelt sind von guten und bösen Geistern, von Hexen und sogar vom Teufel? Täglich beeinflussen sie unser Verhalten. Tatsächlich? Ja! Manchmal ruft einer aus: Du bist ja von allen guten Geistern verlassen! Oder: Dich reitet wohl der Teufel? An Silvester gibt es ein Glücksschweinchen aus Marzipan. In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai laden die Hexen zum Tanz auf dem Brocken ein, um die Walpurgisnacht zu feiern. Manch einer wirft eine Münze in einen Brunnen. Sie soll Glück bringen und den Wunsch erfüllen, an denselben Ort zurückzukehren. Ein anderer erspäht eine Sternschnuppe und hat einen Wunsch frei. Sternschnuppen bringen Glück. Fällt eine vom Himmel, soll der Wunsch in Erfüllung gehen. In diesem Buch wird in vier Kapiteln auf die Schwerpunkte rund um das Thema Aberglaube eingegangen. Natürlich darf die schwarze Katze nicht fehlen, kommen Amulette zur Sprache, wird von Orakeln geredet, von Hochzeitsbräuchen und von Ritualen, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Lassen Sie sich entführen in die mystische Welt der magischen Umgangsformen. Und, bitte nicht alles zu ernst nehmen.
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Seitenzahl: 148
Veröffentlichungsjahr: 2016
VORWORT
Von Geistern, Hexen und dem Teufel
HINLEITUNG ZUM THEMA
D
ER UN-AUFGEKLÄRTE
M
ENSCH
Aberglaube damals und heute
Gottesurteile
Kausale Zusammenhänge
Aberglaube-Verhaltensmuster in der heutigen Zeit
TEIL 1
DIE LINKE HAND DES TEUFELS UND DIE SCHWARZE KATZE
WIR MACHEN ES ALLEN RECHT
„S
EI NICHT SO LINK
!“
Das Kreuz mit der linken Hand
Das unschöne linke Händchen
Die schöne rechte Hand
Wer geht wo?
Und was ist mit dem linken Fuß?
Rechts ist richtig
Der Kopf
W
ENN DIE
N
ASE JUCKT ODER WENN ES IN DEN
O
HREN KLINGELT
Es juckt!
Speichel und Spucke
V
ON SCHWARZEN
K
ATZEN UND ANDEREN WUNDERSAMEN
B
EGEGNUNGEN MIT
T
IEREN
Die Katze von links
Weiße Schäfchen
Weiße Tauben und andere Vögel
Schwein gehabt – das Glücksschwein
Das Pferd und sein Hufeisen
TEIL 2
DIE GLÜCKLICHE 7 UND DIE UNGLÜCKLICHE 13
GLÜCKSZAHLEN UND GLÜCKSSYMBOLE
K
ANN EINE
Z
AHL BÖSE SEIN?
Die liebe Sieben und die böse Dreizehn
I
M EIGENEN
H
EIM
Zu Hause in den eigenen vier Wänden
Bei Tisch – Das umgeschüttete Salzfass
G
ELD STINKT NICHT
Die Münze im Brunnen
Glückspfennig
K
LEINE
F
ARBPSYCHOLOGIE
Blass vor Neid und grün hinter den Ohren
A
M
E
NDE DES
J
AHRES
Der erste April
Rauhnächte
Silvester
Befragen von Orakeln
TEIL 3
MOND, STERNE UND ZUKUNFT
WELCHEN EINFLUSS DIE STERNE HABEN
U
NTER EINEM GUTEN
S
TERN GEBOREN
Planeten, Götter und Wochentage
Tierkreiszeichen
Chinesisches Horoskop
Sternschnuppe
Zunehmender Mond
I
CH HABE ES JA GLEICH GEWUSST
Vorahnung
Die Prophezeiung, die sich selbst erfüllt
W
AS DIE
Z
UKUNFT BRINGT
Wahrsagerei
Das Orakel von Delphi
Traumdeutung
Kartenlegen
Handlesen
Pendeln
U
MGANG MIT
G
EISTERN
Sprachformeln
„Toi, toi, toi“
Bauernregeln
Geisterstunde
Geisterwelt am Tag und in der Nacht
Hausgeister
Naturgeister
Geisterwelt im Schlaf
N
AMEN SIND
S
CHALL UND
R
AUCH
. O
DER DOCH NICHT
?
Vornamen – Nomen est omen
Talisman
Amulett
Glückssteine
Edelsteine
TEIL 4
VERLIEBT, VERLOBT, VERSTORBEN
WO DIE LIEBE HINFÄLLT
„E
R LIEBT MICH, ER LIEBT MICH NICHT
...“
Blumensprache
P
OLTERABEND UND
T
RAUUNG
Was tun, damit die junge Partnerschaft glücklich verläuft?
Junggesellinnen-Abschied
Je mehr Scherben, je mehr Glück
Alt, neu, gebraucht, geliehen, blau
Der Brautstrauß
Schmuck
Gemeinsam sind wir stark
Die Hochzeitstorte
Entführung der Braut
Braut über die Schwelle tragen
V
ON DER
G
EBURT BIS ZUM
T
OD
Vom Kleinkind bis zur alten Frau
Geburtstag
Die alte Dame
Der Tod hält Einzug
Unglück abwehren
STICHWORTVERZEICHNIS
KNIGGE ALS SYNONYM UND ALS NAMENSGEBER
U
MGANG MIT
M
ENSCHEN
Adolph Freiherr Knigge
Liebe Leserin, lieber Leser,
ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass wir sozusagen umzingelt sind von guten und bösen Geistern, von Hexen und sogar vom Teufel? Täglich beeinflussen sie unser Verhalten. Tatsächlich? Ja! Manchmal ruft einer aus: „Du bist ja von allen guten Geistern verlassen!“ Oder: „Dich reitet wohl der Teufel?“ An Silvester gibt es ein Glücksschweinchen aus Marzipan.
In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai laden die Hexen zum Tanz auf dem Brocken ein, um die Walpurgisnacht zu feiern. Manch einer wirft eine Münze in einen Brunnen. Sie soll Glück bringen und den Wunsch erfüllen, an denselben Ort zurückzukehren. Ein anderer erspäht eine Sternschnuppe und hat einen Wunsch frei. Sternschnuppen bringen Glück. Fällt eine vom Himmel, soll der Wunsch in Erfüllung gehen.
In diesem Buch wird in vier Kapiteln auf die Schwerpunkte rund um das Thema Aberglaube eingegangen. Natürlich darf die schwarze Katze nicht fehlen, kommen Amulette zur Sprache, wird von Orakeln geredet, von Hochzeitsbräuchen und von Ritualen, wenn ein geliebter Mensch stirbt.
Lassen Sie sich entführen in die mystische Welt der magischen Umgangsformen. Und – bitte nicht alles zu ernst nehmen.
In unseren Ratgebern rund um das Thema ‚Lebenseinstellung‘ (siehe auch Lügen und Egoismus-Knigge 2100) betrachten wir, wie ein Mensch im Leben von außen beeinflusst wird und wie er sein eigenes Leben im Idealfall optimieren kann.
Viel Spaß beim Lesen der Hinweise und Tipps. Vergessen Sie dabei nicht, egal wie abergläubisch Sie sind, dass sich keinerlei rechtliche Verpflichtungen aus dem Text ergeben können.
Horst Hanisch
Wir müssen erkennen, dass es Aberglaube ist, wenn wir annehmen, Gott würde handeln, wenn wir müßig bleiben.
Dr. Martin Luther King, US-amer. Bürgerrechtler (1929 - 1968)
Amres sitzt mit seiner Frau, seinen neun Kindern, der Mutter sowie einigen Familienmitgliedern eng aneinander gedrängt. Seit Stunden regnet es sintflutartig, es blitzt heftig und donnert gewaltig. Einige der kleineren Kinder weinen leise vor sich hin, seine Frau zittert heftig am ganzen Leibe. Bei ganz lautem Donnern schreien einige der Gruppe angstvoll auf.
Woher kommt nur der Blitz und der so Angst einflößende Donnerschlag? Wer war böse auf Amres und seine Familie? Es musste irgendjemanden geben, der ungehalten war. Böse mit Amres und mit seiner Familie. Was hatten sie getan? In Gedanken ging Amres die letzten Tage durch. Ihm fiel nichts ein. Oder hatte er vielleicht zu viele Fische gefangen? War er vorgestern zu spät zur Jagd aufgestanden? Amres nahm sich vor – sollte das Gewitter jemals aufhören – demjenigen, der so böse reagierte, einen besonders großen Fisch gut zuzubereiten und diesen dann zum Dank in das nahe vorbeifließende Gewässer zu werfen.
Der Glaube war geboren. Der Glaube an eine höhere Macht. Der Glaube half, Unerklärbares zu verstehen und damit beruhigt weiterleben zu können. Es war ja ‚logisch‘, dass irgendjemand hinter den extremen Wetterausbrüchen stehen musste. Und dieser Jemand musste unglaublich stark sein, konnte er doch deutlich die menschlichen Fähigkeiten übertrumpfen. Es musste also eine höhere Macht geben.
Der Glaube half und hilft über Jahrtausende hinweg bis heute, vieles im Leben zu akzeptieren, was mit der eigenen mentalen Intelligenz nicht erklärbar war oder ist.
So entwickelten sich Glaubensrichtungen in allen Kulturen, die mehr oder minder für die jeweilige Gesellschaft gültig waren. Die Religion und damit die Kirche gewannen eine relativ große Macht und einen beachtlichen Einfluss bei der Bevölkerung.
Nun gab es allerdings auch Personen, die von den allgemeinen Glaubenslehren abweichen und an die Wirkung magischer, übernatürlicher Kräfte in Menschen oder Dingen glauben.
Gewissermaßen praktizierten sie schließlich einen gegensätzlichen Glauben.
Spätestens von jetzt an lässt sich von Aberglaube (auch Aberglauben) sprechen.
Seit dem zwölften Jahrhundert gibt es in der spätmittelhochdeutschen Sprache den Begriff ‚abergloube‘. Dabei steht das ‚aber‘ für ‚wider‘ und bezeichnet alles, was dem christlichen Glauben widerspricht. Im Sprachgebrauch kennen wir zum Beispiel das Wort Aberwitz. An anderer Quelle wird das Wort ‚Afterglaube‘ erwähnt. Das steht für Missglaube und aus religiöser Sicht ein falscher Glaube ist, der von der geltenden Glaubenslehre abweicht. Solch ein Verhalten wurde als Aberglaube bezeichnet und schnell als heidnisch betrachtet. In den Augen des Klerus galt dieser als ketzerisch. Schon entstand die Jagd auf Zauberer und Hexen, die im 15. Jahrhundert voll ausbrach. Trug eine Frau rote Haare, was in unseren geographischen Kreisen eher selten vorkam, war sie per se eine Außenseiterin und mit großer Skepsis zu betrachten. Wie schnell gelang es scheinbar Gläubigen solch einer Rothaarigen ketzerisches Tun nachzusagen. Es wird geschätzt, dass die Jagd auf Hexen, die Hexenverfolgung, Hexenjagd in Europa 40.000 bis 60.000 Todesopfer forderte.
Übrigens: Fairerweise soll auch erwähnt werden, dass es Hexer gab.
Rund um den Begriff Aberglaube sind auch Begriffe wie Götzendienst, Irrglaube, Häresie, Abgötterei, Idolatrie (bildliche Darstellung von Göttern mit übertriebener Ehrerbietung), Vergottung und Superstition (aus dem Lateinischen) zu finden. Superstition steht für Überglauben und bedeutet Abfall vom echten Glauben.
Weshalb wurde denn überhaupt Aberglaube praktiziert? Das gesellschaftliche System wurde durch die politischen und religiösen Verantwortlichen geregelt. Durch abergläubisches Handeln konnte (vermeintlich) darüber hinausgehenden, drohenden Gefahren aus dem Wege gegangen werden. So war es möglich, natürlich im Sinne des Aberglaubens, Unglück abzuwenden oder Glück herbeizuführen.
Übrigens: Ein Unglück kommt bekannterweise selten allein.
Es baute sich eine Welt auf von Göttern, Engeln, guten und bösen Geistern, vom Klabautermann, vom Wahrsager und Menschen mit dem Bösen Blick, Hexen und schließlich gar von Luzifer, dem Teufel.
Waren sich die Menschen nicht mehr sicher, ob jemand böse gehandelt hat, konnte ein so genanntes Gottesurteil gefällt werden. Das war die allerletzte Möglichkeit, wenn kein eindeutiges Urteil gefällt werden konnte.
Beispielsweise gab es die Feuerprobe und die Wasserprobe.
Bei der Feuerprobe musste der Angeklagte ein glühendes Stück Eisen mit bloßen Händen mehrere Schritte von A nach B tragen. Verheilten die Brandwunden war er unschuldig. Entzündeten sie sich war er schuldig.
Die Wasserprobe konnte mit siedendem oder in kaltem Wasser durchgeführt werden. Im ersten Fall, auch Kesselprobe genannt, wurde in einen Kessel mit heißem Wasser ein Stein oder ein Ring gelegt, den der Angeklagte mit nacktem Arm herausholen musste. Wie bei der Feuerprobe wurde genau geschaut, ob die Wunde anschließend verheilte.
Beim Kesselfang wurde dem Beschuldigten ein Kessel mit siedendem Wasser zugeworfen. Der Beschuldigte musste den Kessel auffangen. Die Verletzungen wurden später wie oben begutachtet.
Bei der Kaltwasserprobe, auch Hexenbad genannt, wurde der Angeklagte an Händen und Füßen gefesselt ins kalte Wasser hineingeworfen.
Blieb er an der Wasseroberfläche war er schuldig, weil ihn das reine Wasser, das als Teil der Schöpfung Gottes galt, nicht aufnehmen wollte. Ging er unter, galt er allerdings auch nicht als unschuldig. Da der Angeklagte der Hexerei beschuldigt wurde sollte es ihm möglich sein, unterzugehen und Unschuld vorzutäuschen. Er war dem Urteil nicht unbedingt entkommen.
Nach Meinung vieler Menschen im Mittelalter konnten Hexen fliegen. Demnach mussten sie leichter sein als der Durchschnittsmensch.
Wurde eine Frau als Hexe beschuldigt wurde sie auf einer Waage gewogen. In eine Waagschale wurde ein vom Gericht festgelegtes Gewicht gelegt. Wenn die Angeklagte weniger wog, wurde sie der Hexerei beschuldigt. War sie schwerer als das Gewicht, wurde ihr vorgeworfen, dass sie die Waage verhext habe. Egal, wie die Wiegeprobe ausging, die Verurteilte war immer die Dumme. Wirklich raffiniert, diese Hexenprobe.
Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, wird Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung erkennen. Er sieht: „Wenn ..., dann ...“. „Wenn ich die Saat rechtzeitig aussähe, dann werde ich später eine erfolgreiche Ernte einbringen können.“ Aufgrund dieser Kausalität konnte sich das Leben entwickeln. Erst eine Ursache, dann eine Wirkung.
Dummerweise werden manchmal kausale Zusammenhänge hergestellt, wo es gar keine gibt. Trägt der Sportler rote Socken und fährt einen Gewinn ein, stellt er möglicherweise einen nicht zutreffenden Zusammenhang her. Er sieht als Ursache für seinen Erfolg das Tragen der roten Socken. Es kann sein, dass er in Zukunft immer wieder bei sportlichen Wettkämpfen ebendiese roten Socken trägt.
Einem nüchtern denkenden Menschen wird klar sein, dass die rote Socke nicht die Ursache für den Gewinn sein kann. Hier kommt eine Art sich selbst erfüllender Prophezeiung ins Spiel. Darauf werden wir später im Buch noch eingehen. Obwohl es den meisten Menschen klar ist, dass es hier keinen Zusammenhang gibt, findet sich dieses Verhalten häufig in unserem täglichen Leben. Hier wird ein Maskottchen mit zur Prüfung genommen, dort eine Kastanie in die Manteltasche gesteckt, um nicht an Rheuma zu erkranken. Sagen wir mal so: „Es schadet ja nichts.“
Selbst für den relativ aufgeklärten Zeitgenossen, der rational denkend sein Leben genießt, gibt es eine überraschend große Zahl an Aberglaube–Verhaltensmuster. Die meisten Befragten werden antworten, dass sie selbstverständlich nicht abergläubisch sind, aber „sicher ist sicher – toi, toi, toi – man kann ja nie wissen.“
In unserem Leben gibt es viele Situationen, in denen der Aberglaube nach wie vor eine Rolle spielt. Um niemanden zu kompromittieren wird alles Mögliche vermieden, was – im Sinne des Aberglaubens – ein Risiko bedeuten könnte. Hände nicht über Kreuz reichen – keine 13 Personen an derselben Tafel platzieren – Salzstreuer nicht umwerfen – nichts Böses beschwören – beim Tod eines Menschen die Spiegel im Haus verhängen – vierblättriges Kleeblatt zu Silvester verschenken – Hals- und Beinbruch wünschen und unendlich vieles mehr.
Aber weshalb denn alle diese Aberglaube-Regeln? Irgendetwas muss doch sein – oder gewesen sein – dass diese Rituale entstanden? Löste ein Einzelner oder eine gesellschaftliche Gruppe diese Verhaltensmuster aus?
Weshalb soll nicht unter einer an einer Hausfassade angelehnten Leiter durchgegangen werden? Nun, ganz einfach: Oben auf der Leiter könnte ein Anstreicher stehen, dem just dann der Farbeimer herunterfällt, wenn einer unter der Leiter herläuft. Also: Sicher ist sicher.
Es gibt noch eine weitere Erklärung. Von der Seite betrachtet bildet die angelegte Leiter mit der Hauswand und dem Boden ein Dreieck. Dieses Dreieck hat eine religiöse Bedeutung. Im Christentum steht es für die Heilige Dreifaltigkeit (auch Dreieinigkeit oder Trinität). Diese soll nicht gestört werden, weshalb nicht unter der angelehnten Leiter durchgegangen werden soll.
Und weshalb sollen bei der Begrüßung die Hände nicht über Kreuz gereicht werden, wenn sich vier Personen untereinander begrüßen? Nun, weil – bildlich betrachtet – ein Kreuz entsteht.
Und dann, so der Aberglaube, muss jemand am Kreuz sein Leben aushauchen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas heute passieren würde, und vor allem gerade und genau im Moment des Händeschütteln, außerordentlich gering ist, „muss man es ja nicht drauf anlegen.“ Also: Hände zurück. Erst die ersten beiden, dann die anderen beiden den Gruß austauschen!
Bei der Recherche zu diesem Thema fiel auf, dass es unglaublich viele Lebensbereiche gibt, in denen der Aberglaube greift und das tägliche Leben beeinflusst.
Sie mögen sagen: „Interessiert mich alles nicht, denn ich bin nicht abergläubisch.“ In Ordnung. Dann sind Sie fein heraus. Vielleicht ist es so, wie Dr. Martin Luther King an andere Stelle sagte: „Leichtgläubige Menschen verfallen leicht dem Aberglauben.“ Vielleicht ist es so. Möglicherweise treffen Sie auf einen Menschen, der seinerseits abergläubisch ist. Wollen Sie jenen in eine (für ihn) unangenehme Situation bringen? Hoffentlich nicht. Die Konsequenz daraus lautet, Verhaltensmuster zu vermeiden, die für einen Dritten unangenehm sind. Damit zeigen Sie Ihrem Gegenüber Einfühlungsvermögen und, so ganz nebenbei, höfliche Umgangsformen untereinander.
Und für alle Fälle: Um Zauber abzuwehren, dreimal auf den Boden spucken. Unter diesen Vorüberlegungen sollen die Betrachtungen auf den nächsten Seiten gesehen werden.
Ein jeder Aberglaube versetzt uns in das Heidentum.
Justus von Liebig, dt. Chemiker (1803 - 1873)
Die linke Hand ist die unreine Hand. So dachten und denken viele Menschen auf der Erde. Ältere Leserinnen und Leser können sich bestimmt an Aussagen erinnern wie: „Die linke Hand ist die Hand des Teufels.“ Mit Schrecken werden sich auch einige daran erinnern, wie Linkshänder unter heute sehr fragwürdig anzusehenden Methoden mit Zwang auf Rechtshändigkeit umtrainiert wurden. In einigen Fällen ist das gelungen; in anderen Fällen leiden heute noch die damals Malträtierten.
In vielen Verhaltensmustern der modernen Zeit ist nach wie vor erkennbar, dass die rechte Hand die ist, mit der agiert werden soll.
So wird zum Beispiel der Handschlag mit der rechten Hand ausgeführt. Sollte jemand an der rechten Hand verletzt sein und die linke einsetzen müssen, kommt oft ein ‚Spruch der Entschuldigung‘ wie: „Kommt von Herzen“. Dieser Spruch soll die Regel, die rechte Hand als Grußhand einzusetzen, ersetzen. Ist denn solch ein Entschuldigungsspruch überhaupt nötig in der heutigen Zeit? Ja, offensichtlich. Denn, wie oben beschrieben, könnte der Begrüßte sich in eine unangenehme Situation gebracht sehen, wenn ihm die linke Hand entgegengestreckt würde. Wie sollte er sich dann verhalten?
„Wenn man vom Teufel spricht – kommt er.“ Ebenso ungeschickt: „Du sollst den Teufel nicht an die Wand malen.“ Dann kommt er nämlich auch.
Sie kennen bestimmt auch den Spruch „es ist der Teufel los“ oder gar „jemanden reitet der Teufel“. Das ist natürlich höchst gefährlich, denn der Teufel will den Berittenen beeinflussen. Passen Sie auf, dass Sie nicht „ganz schnell in Teufels Küche kommen.“ Wenn es auch nicht unbedingt die Küche des Teufels sein muss, so zumindest eine Hexenküche. Bekanntlich treffen sich Hexen dort mit dem Teufel.
Bei dieser Gelegenheit einen Hinweis zum Gähnen. Wenn Sie ausgiebig Luft holen und herzergreifend mit weit geöffnetem Mund gähnen müssen, kann der Teufel in Form einer Fliege in den Hals fliegen. Unangenehm. Deshalb die Hand vor den Mund halten.
Übrigens: Luzifer und Satan sind ebenfalls Bezeichnungen für den Teufel.
„Ich werde den Teufel tun!“ „Zum Teufel mit meinem Chef!“ „Der soll doch zum Teufel gehen!“
Diese Situation kennen die meisten. Zwei Paare stehen einander gegenüber und wollen sich die Hände reichen. Einer streckt eine Hand aus, ein anderer gleichzeitig auch – aber, oh Schreck – beide Hände bzw. beide Arme würden sich kreuzen! Sofort zuckt jeder mit einem verlegenen Lächeln zurück. Es wird gemunkelt, dass beim Kreuzen der Arme ein Mensch sterben müsse. Der Aberglaube soll auf die Kreuzigung von Jesus Christus zurückzuführen sein. Wie dem auch sei: Richtig ist bei gegenüberstehenden Paaren, dass sich erst die beiden Damen, dann die sich gegenüber Stehenden und schließlich die beiden Herren die Hand reichen. Zwei Paare stehen sich gegenüber und verfahren wie folgt:
1. Schritt
Diagonal. Zuerst reichen sich die beiden Damen die Hand.
2. Schritt
Parallel. Die gegenüber Stehenden reichen sich die Hand.
3. Schritt
Diagonal. Und schließlich geben sich die beiden Herren die Hand.