Advaita – Einssein mit Allem - Daniel Meurois - E-Book

Advaita – Einssein mit Allem E-Book

Daniel Meurois

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Beschreibung

Dieses Buch spricht das Wichtigste an, das es im Leben eines Menschen gibt: die ihm innewohnende Kraft, ein wundervolles Licht, das ihn beseelt. Es möchte unsere Ängste und Sorgen, Irrwege und Leiden lindern sowie uns einen Raum des Friedens und Einsseins in uns selbst aufzeigen, den nichts verunreinigen kann. Der Zustand, durch den dieser innere Raum erfahren wird, hat einen Namen: Advaïta. Die Traditionen sagen, dass wir erst nach einer langen Weisheitssuche davon kosten können. Daniel Meurois spricht hier in einer neuen, einfachen Weise darüber und zeigt auf, wie wir Advaïta in unserem täglichen Leben verwirklichen können. Durch eingehende Erläuterungen, Anekdoten und Betrachtungen sowie praktische Übungen und Meditationen führt er in die von tiefer Weisheit geprägte Tradition des Advaïta ein. Advaïta schenkt uns einen Weg zum Wachstum, der wie geschaffen ist für unsere sich so rasant wandelnde Gesellschaft. Es macht deutlich, dass die Befreiung des Göttlichen in uns selbst alles andere als unerreichbar ist und zum klaren, unvermeidlichen Ziel aller werden kann, die nach Frieden und Freude streben … in uns selbst und in unserer Welt. Ein Buch, das das Subtile und Konkrete miteinander vereint … Ein Buch, das unabdingbar ist.

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Seitenzahl: 212

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Daniel Meurois

ADVAÏTA

EINSSEIN MIT ALLEM

Befreie das Göttliche in dir

Aus dem Französischen von Anja Schmidtke

Alle Rechte vorbehalten.

Außer zum Zwecke kurzer Zitate für Buchrezensionen darf kein Teil dieses Buches ohne schriftliche Genehmigung durch den Verlag nachproduziert, als Daten gespeichert oder in irgendeiner Form oder durch irgendein anderes Medium verwendet bzw. in einer anderen Form der Bindung oder mit einem anderen Titelblatt als dem der Erstveröffentlichung in Umlauf gebracht werden. Auch Wiederverkäufern darf es nicht zu anderen Bedingungen als diesen weitergegeben werden.

Copyright der Originalausgabe © by Daniel Meurois, 2012. Titel der Originalausgabe: »Advaïta. Libérer le Divin en soi…«, Éditions Le Passe-Monde.

Veröffentlicht in Partnerschaft mit Maurice Baldensperger und Francis Hoffmann GbR »Publish Vision« · www.publishvision.de · [email protected]

Copyright der deutschen Ausgabe © 2023 Verlag »Die Silberschnur« GmbH

ISBN: 978-3-96933-078-4

eISBN: 978-3-96933-918-3

1. Auflage 2024

Übersetzung: Anja Schmidtke

Gestaltung & Satz: Beeg | graphics, Kirchheimbolanden

Umschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim

Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstr. 1 · 56593 Güllesheim

www.silberschnur.de · [email protected]

In Erinnerung anmeinen Freund Roger Oudart,einen Pilger des Selbst

»Geheim lebt unter der Brust ihr die Wunde …«

Vergil, Aeneis

Inhalt

Das Alphabet einer anderen Art zu leben

1. Kapitel: Die Anatomie des Göttlichen

Eine offenkundige Präsenz

Göttlich oder Gott?

Auf der Suche nach der Gebrauchsanleitung fürs Leben

Die Nacht von Varanasi

Tausend Universen in uns

Eine Frage des Engagements und der Methode

Vorbemerkungen zu den Übungen

1. Die Visualisierung

2. Die Atmung

1. Übung: Der kosmische Körper

1. Phase

2. Phase

3. Phase

4. Phase

Der Personalausweis des Lichts

Von der Allgegenwärtigkeit trinken

Die Noten entdecken, die es zu spielen gilt

Die Entscheidung zur Hingabe

2. Übung: Francescos Schale

2. Kapitel: Eine Erkundung des Egos

Das Gefängnis und seine Gitterstäbe

Von der Seele zum Ego

Raum für Dampf schaffen: Die aufsteigende Materie

Das Streben nach Klarsicht

3. Übung: Das Spiel der Transparenz

Fehler und Schwächen, Qualitäten und Potenziale

Das Prinzip der Herausforderung

Neid

Groll

Kritiksucht

Fazit

Eine aufschlussreiche Frage

Von der Konfrontation zur Überwindung

4. Übung: Jeshuas »Warum-Übung«

Das Warum der Warums: Die Reifung der Antworten

Die Falle unserer Erinnerungen

Von Erinnerungen des Egos zum Gedächtnis der Seele

5. Übung: Die christliche Übung der zwei Rosen

3. Kapitel: Von uns selbst zum Selbst

Die Erweiterung unseres Weges

Auf der Suche nach der Startbahn

Was ist das Selbst?

Begegnung mit Meister Morya

Das schlechte Cholesterin der Seele

Unsere Essenz kann nicht verunreinigt werden

Die Geburt der Masken

6. Übung: Das Juwel

Die Übung verstehen, um sie richtig zu verinnerlichen

Geistes-Furcht

Das Unbehagen der Verwandlung

Das Trugbild des Egos

Zwischen Maya und Advaïta … Unsere Dekonditionierung

Eine Unterweisung Babajis

7. Übung: Babajis Übung

Die Entscheidung zu vertrauen

4. Kapitel: Vom Sündenfall zur Entschuldung

Die Notwendigkeit zur Deprogrammierung

Ein freier Fall?

Der Fall im Fall

Das Recht zur Rebellion

8. Übung: Training zur mentalen Deprogrammierung

Unser Zellgedächtnis neutralisieren

9. Übung: Übung zur Befreiung der Zellen

Die Bedeutung des Einsseins

Die Pixel unseres Lebens

Das innere Auge

Die Baustelle der Entmutigten

Entschlossenheit zur Entspannung

5. Kapitel: Mythos und Realität der Rückkehr zum Selbst

Leitplanken eines gewundenen Weges

Die Weisheit eines alten Mythos

Die Straßen des Erwachens

Ein unbekannter Meister

Psychische und spirituelle Erschütterungen

Körperliche Erschütterungen

Swami Geduld …

Die vier goldenen Regeln

10. Übung Vergebung und Güte schenken

Die Straße der Meister

6. Kapitel: Wege, um neu geboren zu werden

Den Weg des Dienens neu definieren

11. Übung: Der Kalender der Verwandlung der Essener

Ein Frühlingsnachttraum

Die Macht der Erfahrung

Das Gelübde der Gelübde

Über die Übungen hinaus: Das Gelübde nach Babaji

Ein Körper, eine Seele

Das Geheimzeichen

Gebet der Dankbarkeit

Der Autor

DAS ALPHABET EINER ANDEREN ART ZU LEBEN

Möchten Sie gerne »weitergehen«, Ihre Art zu leben verändern? Möchten Sie gerne all die Automatismen ablegen, in die Sie immer wieder verfallen, wenn Sie sich Sorgen machen, Angst haben, sich schützen wollen, sich ärgern oder frustriert sind?

Kurzum: Möchten Sie endlich, und sei es auch nur ein wenig, wahren Frieden finden und einfach wieder Sie selbst sein, so wie Sie wissen, dass Sie tief in Ihrem Herzen sind?

Ich persönlich glaube: Auch wenn sich manche aus Stolz dagegen sträuben, wünscht sich das eigentlich jeder – zumindest alle, die sich bewusst sind, eine Seele zu haben, und sie in ihrem täglichen Leben gerne mehr »berühren« würden.

Ich glaube auch, dass sich das alle zutiefst wünschen, die fühlen, dass die Welt, die wir uns geschaffen haben und in die wir akzeptiert haben, uns einzwängen zu lassen, ein Friedensverächter und Bewusstseinsvernichter ist … eine Welt, die uns zersplittert und spaltet, statt uns zusammenzuführen, uns Trost zu spenden und uns mit uns selbst zu vereinen.

Bedeutet das etwa, dass alles Schicksal ist, eine Folge, die der großen Bewegung des Lebens von Natur aus innewohnt?

Dieses Buch ist dazu da, um das zu verneinen. Es ist dazu da, um uns daran zu erinnern, dass es ein anderes Alphabet gibt, mit dem wir nicht nur dieses Leben, sondern auch unser Leben lesen können.

Es ist dazu da, um wieder die Erinnerung an die Verbindung in uns wachzurufen, die uns mit der Präsenz der Liebe vereint, die wir das Göttliche nennen.

Einfach gesagt gibt es dieses Buch, um Gutes zu bewirken, um das essenziellste Gute zu unterstützen, das vorstellbar ist: die Anerkennung des Lichtes in unserem Wesen und unserer Fähigkeit, Zugang dazu zu erhalten.

Natürlich wollte ich, dass es undogmatisch ist, offen für alle klaren Horizonte, innere Ausdehnung fördert, beruhigt und tröstet.

Dafür habe ich auf meinen Erfahrungsschatz, meinen persönlichen Weg und die Begegnungen zurückgegriffen, die ich das Glück hatte, erleben zu dürfen.

Dieses Buch ist daher ein wichtiger Teil meiner Wegstrecke hin zur Entdeckung des Advaïta, des Einsseins mit Allem.

Wenn ein Duft des Friedens daraus aufsteigt und den tiefen Wunsch in Ihnen weckt, einen inneren Wandel zu beginnen, dann waren diese Seiten nicht umsonst.

Sie werden darin einige Übungen und Meditationen finden, die jedem zugänglich sind. Sie sind eine Art Reinigungsprogramm zum inneren Einswerden. Je nach den Umständen und der Persönlichkeit des Einzelnen können sie komplett oder zum Teil durchgeführt werden.

Sie stammen größtenteils aus der alten Ärzteschule Alexandrias, von den Essenern vom Karmel, von Jesus Christus, von Meister Morya und von Mahavatar Babaji und laden jeden ein, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und die Illusion der Getrenntheit zu überwinden, die allen unseren täglichen Problemen und Leiden zugrunde liegt.

Wie alle meine bisherigen Bücher und Berichte, wurde auch Advaïta in Aufrichtigkeit und Liebe geschrieben.

Sie können es sich also zu eigen machen und nach Herzenslust seinen Duft atmen …

Daniel Meurois

1. Kapitel

DIE ANATOMIE DES GÖTTLICHEN

Eine offenkundige Präsenz

Das Göttliche … Der Begriff allein löst bei nicht wenigen in unseren »erwachsenen, befreiten« Breiten Ärger oder Sarkasmus aus. Bei vielen provoziert er eine Art allergische Reaktion.

Und das aus gutem Grund! Denn wir verbinden ihn unweigerlich mit der missbräuchlich allmächtigen, ja sogar diktatorischen Allmacht einer gewissen Kirche. Im Bruchteil einer Sekunde kann er bei uns Gedanken an die Beichte, den verpflichtenden Sonntagsgottesdienst, die Absurditäten eines zeitlich erstarrten Dogmas, ein Lügengebäude oder ganz einfach einen konditionierenden, versklavenden Mythos auslösen.

Wir könnten hier lange darüber sprechen und damit die ermüdende geistige Maschinerie am Laufen halten, die uns zu Wesen der Dualität gemacht hat. Aber zum Glück lade ich Sie hier nicht in diese Richtung und auch nicht auf diese Art von Weg ein. Die Landschaft, durch die ich Sie führen möchte, ist ungleich leichter und freudiger, denn sich auf die Suche nach der Einheit im Selbst, also nach dem Göttlichen, zu machen, hat nichts Trauriges an sich. Es ist sogar ein schönes Abenteuer, das die Verfechter von Fesseln und Enthaltsamkeit Lügen straft. Ein Abenteuer, das uns mit uns selbst, mit dem Leben versöhnt.

Um diesen Weg mit mir zu gehen, müssen Sie natürlich, wenn auch nur ganz vage, innerlich eine Präsenz wahrnehmen, eine heilige Präsenz, die zugleich eine absolute Intelligenz und ein absolutes Herz ist. Doch das ist bestimmt der Fall, da Sie ja etwas dazu veranlasst hat, dieses Buch zu öffnen. Falls nicht, nun – dann kann ich nichts für Sie tun, außer vielleicht Ihre Neugier wecken.

Ist all das eine Glaubensfrage? Nein, ganz und gar nicht. Man kann bei allem immer sagen: »Ich glaube, dass …« Es kostet nicht viel und bedeutet auch nicht gerade viel, denn im Allgemeinen beruhen unsere Glaubenssätze auf der vermeintlichen Akzeptanz einer Wahrheit, die von unseren Eltern, unserem sozialen Umfeld und unserer Kultur postuliert wurde. Nur selten bringen sie unsere eigenen Erfahrungen zum Ausdruck, da sie vor allem unsere Konditionierung widerspiegeln. Zu Beginn der Reise geht es mehr um dieses innige Gefühl, das wir den Glauben nennen und das mit der Suche nach der Erfahrung einer geheimnisvollen Facette des Lebens, des Heiligen, einhergeht.

Es ist also nicht mein Anliegen, zum Glauben einzuladen, sondern zum Erfahren. Nicht aus Spaß am Argumentieren, sondern um der Heiterkeit und der Freude willen. Mit anderen Worten: Um des Glücks willen, denn in Wahrheit versucht niemand, sich dem Göttlichen zu nähern, einfach um sich dem Göttlichen zu nähern. Ziel ist immer das Glück und dann die Glückseligkeit, deren Vorbote es ist.

Mit einer Prise Humor könnte man also fast sagen, dass alle wahren Mystiker – die Glauben wirklich erfahren wollen und sich ihm nicht einfach nur beugen wollen – große Egoisten sind, da sie alles daran setzen, sich aus dem Kreislauf des Leidens zu befreien.

Ja, man könnte das fast sagen – wäre da nicht eine Art »göttlicher Egoismus«, der zur dringenden Pflicht wird, sobald wir zu verstehen beginnen, dass der Daseinsgrund der Sonne darin besteht, zu erhellen und zu wärmen.

Damit möchte ich sagen, dass der Zustand des Glücks und der Glückseligkeit, den ein Wesen zu leben und auszustrahlen vermag, die Aufgabe hat, ansteckend zu sein.

Mit anderen Worten: Wie können wir Liebe schenken – da es ja letztendlich um sie geht –, wenn wir sie nicht selbst gefunden oder zumindest nicht von ihr gekostet haben?

Es ist also mein Anliegen, dass Sie sie in sich selbst kennenlernen.

Doch um diese Reise zu unternehmen, also den Experimentierbereich zu betreten, müssen wir uns vor allem erst einmal trauen, die wahren Fragen zu stellen.

Die erste dieser Fragen lautet:

Göttlich oder Gott?

Das Fragezeichen mag belanglos aussehen, aber das ist es nicht.

Ja, die Unterscheidung zu treffen, vom Göttlichen statt von Gott zu sprechen? Weil es nicht wirklich dasselbe ist.

Für die allermeisten von uns bleibt Gott »jemand«, ein »Super-Jemand«, der irgendwo in der Unermesslichkeit der Himmelsgefilde beheimatet ist. Wohl oder übel stellen wir uns Ihn immer noch ein bisschen mit den Gesichtszügen vor, die Michelangelo Ihm in der Sixtinischen Kapelle in Rom verliehen hat.

Natürlich wissen wir, dass das falsch ist, aber wir wurden darauf konditioniert, Ihn als Wesen zu sehen, das uns ähnelt, da wir »nach Seinem Abbild« erschaffen wurden, also nach dem Abbild eines Wesens, das außerhalb Seiner Schöpfung existiert und sich vor allem deutlich von ihr, also auch von uns, unterscheidet. Auch wurden wir darauf konditioniert zu glauben, dass wir ohne Unterlass von Ihm überwacht, bestraft und gezwungen werden, Ihn nach bestimmten Regeln anzubeten, wenn wir nicht bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren wollen, nachdem unsere Stunde des Gerichts gekommen ist.

Es mag sich wie eine Karikatur anhören, aber diese bildhaften Vorstellungen, die im Laufe der Jahrtausende gehegt und gepflegt wurden, sind weiterhin tief in unserem kollektiven Bewusstsein verankert. Ihr kindischer Mummenschanz hat stark zur Ablehnung des Gottesbegriffs im modernen Westen beigetragen.

Die Muslime ihrerseits mussten sich nie mit dieser Art von Problem auseinandersetzen, weil sie von Anfang an so intelligent waren, keine bildliche Darstellung der allem innewohnenden Präsenz zu akzeptieren.

Tatsächlich haben wir Gott aus Unreife getötet, aus dem Bedürfnis heraus, Ihn in einen menschlichen Käfig zu sperren, aus unserem Unvermögen heraus, Ihn zu fühlen, zu empfangen und zu leben.

Deshalb sollte sich von nun an ganz still und selbstverständlich der Begriff des »Göttlichen« durchsetzen und in uns sein Werk der Versöhnung tun.

Denn das Göttliche definiert nicht, es grenzt nicht ein. Es drängt nicht auf, sondern schlägt nur vor. Damit lässt es unserer Seele, was sie am meisten braucht: die vollkommene Freiheit, sich auszudehnen.

Das Göttliche ist ein Versuch der Heraufbeschwörung, der Empfindung der herrlichen Strömung des Lebens, die durch das Universum zirkuliert und sogar über das hinaus, was wir davon verstehen können. Es skizziert in uns das unglaubliche, unendlich intelligente, unendlich liebende Bewusstseinsfeld, das (oft inkognito) alles, absolut alles, durchdringt, was ist.

Das Göttliche ist daher grundsätzlich unfassbar. Es sieht weder wie ein Mann aus noch wie eine Frau und noch viel weniger wie ein Richter. Es ist wie eine Welle oder ein Fluss, der alles durchströmt und durchtränkt.

Es ist keine Option im Leben und ist auch nicht im Besitz irgendeiner Tradition, sondern Es ist das Leben selbst, ein Leben, an dem wir in jeder Nanosekunde unserer Existenzen mitwirken, ob wir es wollen oder nicht.

Wir können Es uns auch als Feuer vorstellen, als Glut, die jedes Wesen mehr oder weniger in Form eines Funkens zum Ausdruck bringt, der sich erinnern und wachsen will.

Sind all das symbolische Bilder? Ja und nein, denn Symbole und Archetypen sind die erste Sprache des Göttlichen1, deren Sinn wir uns alle bemühen müssen zu erfassen, wenn Worte machtlos sind.

Das Göttliche ist der »Namenlose«, den einige alte Völker, die die Grundlagen unserer Kultur geschaffen haben, respektvoll heraufbeschworen. Aber selbst wenn wir »Der Namenlose« sagen, benennen wir ja schon wieder! Vielleicht ist es ja dieser schwer zu überwindende Widerspruch, der so manchen großen Mystiker veranlasst hat, ein Schweigegelübde abzulegen …

Der Begriff des Göttlichen bringt also nicht die Empfindung irgendeiner Präsenz in uns zum Ausdruck, sondern der Präsenz, des geheimnisvollen Lebensfunkens, der in jedem Blick erstrahlt. Das Wunderbare an Ihr ist, dass Sie weder ein Glaubensbekenntnis noch einen Ritus vorschreibt. Sie ist einfach … Was auch völlig genügt, ist Sie doch der Schlüssel zu diesem »friedvollen, freudigen Selbst«, das wir verzweifelt überall suchen.

Auf der Suche nach der Gebrauchsanleitung fürs Leben

All das wissen wir natürlich mehr oder weniger ungenau, seit wir begonnen haben, über den Sinn unseres Lebens und über unser Ziel nachzudenken. Leider erfassen wir im Dschungel unseres Alltags nur selten die Tragweite und die möglichen Konsequenzen all dessen.

Warum? Wohl weil uns in unserer Gesellschaft niemand – von Ausnahmen einmal abgesehen – jemals eine Gebrauchsanleitung dafür gibt, wer wir sind und was das Leben ist.

Aber kann es eine derartige Gebrauchsanleitung denn überhaupt geben? Sicherlich nicht in einer starren Form – denn der Weg und die Erfahrung jedes Einzelnen sind einzigartig und unersetzbar –, aber in Grundzügen ja.

Mir selbst wurde eine der schönsten Zeilen dieser »Gebrauchsanleitung« vor etwas mehr als 30 Jahren in Indien übermittelt. Hier meine Schilderung, wie all das vom Göttlichen in Szene gesetzt wurde …

Damals hielt ich mich mit meinen Reisegefährten in Varanasi auf. Die dem Ganges geweihte heilige Stadt zog mich sofort in ihren Bann mit ihren bunten Menschenmengen, die im schlammigen Wasser des Flusses ihr rituelles Bad nahmen.

Faszinierend waren auch die unzähligen Sadhus und Yogis, die ununterbrochen auf ihren Steinblöcken saßen, mit verlorenem – oder gefundenem – Blick, der auf irgendeinen inneren Horizont gerichtet war.

Auf einem Spaziergang fiel einer dieser Männer mir besonders auf. Auf einem »Ghat«2 sitzend, hätte er einfach als Meditierender unter vielen durchgehen können. Aber seine Kleidung veranlasste mich, mich ihm etwas zu nähern, indem ich mir einen Weg durch die Abfälle und verwelkten Blütenketten bahnte, die auf den Treppenstufen herumlagen. Im Gegensatz zur Kleidung der anderen Asketen, Yogis und Pilger war sie extrem gepflegt …

Sein safrangelbes Gewand war so sorgfältig um seinen Körper drapiert, dass man hätte meinen können, der Mann würde auf das Klicken eines Fotoapparates warten, um dann die Hand auszustrecken und ein paar Rupien für sein Essen einzusammeln. Aber nichts dergleichen.

Mit geschlossenen Augen, anscheinend unempfindlich gegenüber dem Lärm und dem geschäftigen Treiben, war er offensichtlich »anderswo«, ich möchte sagen außerhalb der Sorgen und Belange unserer Welt. Für einen Augenblick glaubte ich sogar, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen auszumachen, als würde er irgendeine unaussprechliche Wirklichkeit an einem anderen Ufer berühren …

Ich suchte vergeblich seinen Blick … Hinter dem geschlossenen Vorhang seiner Lider mit ihren pechschwarzen, langen Wimpern schien er auch zu lächeln.

Schließlich fühlte ich mich vier Schritte von ihm entfernt irgendwie überflüssig und entfernte mich von ihm mit dem seltsamen Gefühl, ein Mysterium gestreift zu haben.

Die Sonne ging fast ohne Vorankündigung unter, wie so oft in diesen Breiten, und in meinem kleinen, mehr als bescheidenen Zimmer überließ ich meinen müden Körper der Nacht. Erschöpft schlief ich ein, den Blick der Seele noch voll von den tausend Eindrücken des Tages.

Die Nacht von Varanasi

Doch nach einiger Zeit, ich weiß nicht wann, »wachte« ich plötzlich im Schlaf auf. Ich war damals schon an diesen faszinierenden Zustand gewöhnt, der nichts mit Träumen zu tun hat und in dem unser Bewusstsein extrem klarsichtig wird, während der Körper schläft.

In einem undefinierbaren Raum stand direkt vor mir der Yogi (oder Sanyassin), der mir einige Stunden zuvor so besonders aufgefallen war.

Ich wusste sofort: Wenn ich hier vor ihm stand, dann deshalb, weil er mich gerufen hatte.

Im perfekten Lotussitz saß er völlig regungslos inmitten der Sternennacht und schien noch nicht einmal zu atmen. Er sagte kein einziges Wort, aber was ich dann sah, markierte den Beginn einer wahrhaften Umwälzung meines Geistes, der begierig war, zu verstehen und zu begreifen …

Plötzlich atmete der Mann langsam und tief ein … und während seine Lunge sich mit Luft füllte, sah ich, wie sämtliche Sterne am Firmament durch alle Poren seines Wesens in ihn hineinströmten.

Er wurde zum Ebenbild des Kosmos … Seine Körperoberfläche war dunkel wie die Nacht geworden, und doch funkelte sie vor Sonnen, Monden, Sternenbildern und Himmelsstaub, die vor Leben knisterten.

Die Erfahrung dauerte nur wenige Augenblicke. Kurz darauf war ich hellwach in meinem Körper, mit einem unglaublichen Gefühl der Erfüllung. Alles war so präsent und klar! Noch ganz ergriffen von diesen Bildern wurde mir unmittelbar klar, dass »Man« gerade die Voraussetzungen in mir geschaffen hatte, um das Leben und den Menschen voll und ganz zu verstehen.

Mir war nicht nur gezeigt worden, dass der Mensch einen ganzen Kosmos verkörpert, sondern auch, dass er durch die Suche nach seiner Befreiung dazu eingeladen ist, diese Wahrheit bis in seine Zellen hinein zu verinnerlichen. Nicht mit Luft füllte der Yogi sein Wesen, sondern mit Energie im reinen Zustand. Offensichtlich hatte er zu einer »Seelenatmung« gefunden, die das Universum absorbierte und in ihm niederließ … bis er sich vollkommen mit dem Körper des Göttlichen identifizierte.

In seiner Meditation wurde er so zu einem Kosmos, indem es ihm gelang, dessen Präsenz in sich zu verinnerlichen. Durch die Art und Weise, wie er mir sein Vorgehen gezeigt hatte, verstand ich nun auf eine andere als intellektuelle Weise den Ausdruck, nach dem der Mensch nach dem Ebenbild des Göttlichen geschaffen ist.

Ich sah, berührte mit dem Herzen diese Wahrheit, nach der die Gesamtheit des materiellen Universums, in dem wir leben und uns weiterentwickeln, nichts anderes ist als der Ausdruck des physischen Körpers des Göttlichen.

Im vollkommenen Erstaunen erkannte ich, wie wir uns an Seiner Oberfläche und in Seinem Raum bewegen, ohne Es aber wahrnehmen zu können, weil wir so unendlich klein sind und es uns an der nötigen Höhe fehlt.

Was konnten wir also tun, um zu wachsen und unsere Flügel auszubreiten? Was war das wahre Geheimnis des Mannes, der mir diese wunderbare Lektion erteilt hatte?

Aber damit endeten auch schon meine fragenden Gedanken, denn kurz darauf bekam ich den nächsten »Schlafanfall« und wachte wieder mit derselben Klarsicht im Traum auf.

Wieder saß der Yogi in derselben Pose vor mir, den ganzen Körper voller Gestirne, Sternenbilder und Sternenstaub … Ich erinnere mich, dass mich kein einziger Gedanke streifte. Ich wartete …

Ich wartete, bis der Blick meiner Seele von einem bestimmten Bereich seines Körpers angezogen wurde; ich glaube, es war der Bereich seiner Leber. Dann tauchte jenseits aller Willenskraft »etwas« von mir in ihn hinein, als würde mein inneres Auge von einer höheren Absicht ferngesteuert. Es ist schwierig zu beschreiben, was ich erlebte … Ich hatte den Eindruck, endlos zu fallen und unermesslich klein zu sein …

Tausend Universen in uns

Entdeckte ich gerade das Universum einer Leber? Vor einem purpurfarbenen Firmament schwebte ich in etwas, das ein echtes Sonnensystem zu sein schien. Es gab zahlreiche Planeten darin und ein Feuer, das sie zu umkreisen schienen. Dieses Feuer war eine Keimzelle, eine pulsierende Kraft, die, da war ich mir sicher, wie ein Gedächtnis die unzähligen Planeten speiste, die auf sie ausgerichtet waren.

Wo war ich? War ich im Herzen des Lebens? Dort, wo es in größter Intimität entstand?

Es war so intensiv, dass mir kurz darauf übel wurde und ich mich praktisch ohne wahrnehmbaren Übergang jäh in meinem Körper auf dem Bett ausgestreckt wiederfand.

Ich war nicht zur kleinsten Bewegung fähig und fühlte mich weiter in einem extremen Wachzustand, mehr als je davon überzeugt, dass »Man« erneut unzählige Informationen in mir ausgeschüttet hatte.

Mir wurde sonnenklar, dass der Mensch definitiv und grundsätzlich in allen Punkten dem Göttlichen ähnlich war.

Er hatte die Verantwortung für seinen physischen Körper, genauso wie das Göttliche sie für Seinen konkreten Ausdruck, unser Universum, hatte. Dem Menschen kam also die Rolle zu, das Leben seiner Organe weiter zu verbreiten und zu erhalten, indem er ihnen vor allem Intelligenz und Liebe zukommen ließ. Mehr als eine Rolle, war es eine Aufgabe, eine Notwendigkeit, durch die er letztendlich Glückseligkeit erlangen konnte.

Das unendlich Große spiegelte sich im unendlich Kleinen wider. Das war also nicht einfach nur ein schönes, poetisches Bild, sondern eine grundlegende Wirklichkeit, und es musste uns gelingen, uns von ihr durchdringen zu lassen, um in Weisheit und Licht zu wachsen.

Was konnte es Wichtigeres geben als uns selbst zu vervollkommnen, indem wir der absurden Wiederholung der Leidensmuster ein Ende setzten, die in uns eingraviert waren … weil wir unsere eigene Natur nicht kannten?

So wie das Göttliche Sein eigenes Wachstum und immer größere Vollständigkeit suchte durch die Aussaat Seines Prinzips in allem, was die Schöpfung ausmachte, waren wir im Laufe des Lebens dazu aufgerufen, unser Wesen zu einen und zu vergöttlichen … ohne dabei aber unseren fleischlichen Körper zu vergessen.

Daraus ergab sich, dass unsere Organe Planetensysteme waren oder enthielten, unsere Körperfunktionen ein Spiegelbild der Sternenbilder waren und unsere gesamte persönliche Galaxie zwangsläufig von einer herrlichen Zentralsonne regiert oder orchestriert werden musste, um die herum sich alles ganz selbstverständlich anordnete … eine Art »Sirius«, der jedem von uns zu eigen war.

All das nahm seinen Platz in meinem Bewusstsein ein, sicherlich noch etwas ungeordnet, aber auch so kristallklar und offenkundig, dass ich den Rest der Nacht nicht mehr einschlafen konnte.

Mir wurde schlagartig klar: Jeder von uns trug das Prinzip der Göttlichkeit in sich und damit die Verantwortung für die Entwicklung der Mikro-Schöpfung, die sein gesamtes Wesen darstellte, bis ins Herz seiner Zellen, Atome und Moleküle hinein.

Ebenso verkörperte jeder von uns eine Zelle, ja sogar ein Atom oder ein Molekül der Wirklichkeit des Göttlichen. Jeder von uns war ein Teil Dessen, das Es ist, eine Parzelle, die dazu aufgerufen war zu wachsen – also sich ihrer selbst bewusster zu werden –, um wiederum Es, Ihn, wachsen zu lassen.

Alles war nicht nur miteinander verbunden und voneinander abhängig, sondern vor allem war alles nur Eines! Jeder von uns war ein Glied einer fantastischen Kette …

Die Arbeit an unserer Seele lud uns also dazu ein, früher oder später an unserem Körper, unseren Zellen und unseren Atomen zu arbeiten. Außerdem brachte uns all das gleichzeitig dazu, an der Ausdehnung des Göttlichen mitzuwirken, uns Ihm zu nähern, bis wir uns mit Ihm identifizierten.

Es war eine Art lichtvolle »Gebetskette« aus süßen Notwendigkeiten, bei der es nur befriedend und befreiend sein konnte, sie der Reihe nach abzuarbeiten. Heute, nachdem einige Zeit vergangen ist, könnte ich den Prinzipien des Hologramms entsprechend noch hinzufügen, dass wir als Glieder dieser Kette ihre Gesamtheit in uns tragen.

Seit dieser magischen Nacht in Varanasi habe ich mich oft innerlich an meine »Sternenbilder« und die sichtbaren oder unsichtbaren Himmelswege gewandt, durch die sie kommunizieren. In schwierigen Momenten hat mir das immer sehr geholfen, vor allem, sobald nicht mehr mein Verstand die Wahrheit erfasste, sondern die Zentralsonne meiner eigenen Galaxie: mein sichtbares und unsichtbares Herz.

Damals habe ich gefunden, was ich seitdem als »Gebrauchsanleitung« des Lebens in uns betrachte: den Pfad des Advaïta.3

Das zu verinnerlichen und uns selbst im Ganzen und im Herzen als vom Göttlichen durchdrungener Kosmos zu erkennen, hat nichts mit dem Ego zu tun, sondern es bedeutet, einen entscheidenden Schritt hin zu uns selbst, hin zu Allem, zu gehen.

Eines ist klar: Wenn unsere Gesellschaft es zulassen und dafür Sorge tragen würde, dass wir genauso viel Energie darauf verwenden, das zu verstehen und zu leben, wie darauf, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen, dann wären innere Ruhe und Freude nicht mehr ganz so sehr Mangelware auf dieser Welt!

Ich glaube aber, dass es nicht nur wichtig ist zu lernen, im Alltag zurechtzukommen. Genauso wichtig ist auch zu lernen, wer wir wirklich sind, und uns als Teil eines Alles zu fühlen, das unendlich mit der Ordnung des Universums verbunden ist.

Im Laufe der Jahre bin ich zu dem Schluss gekommen, dass wir durch unsere radikale Abtrennung von unserem »inneren« Wesen und seinem göttlichen Funken einem Fahrer gleichen, der praktisch nichts von seinem Fahrzeug weiß: weder die Marke noch den Kraftstoff noch die meisten Bedienelemente oder das Fahrtziel.

Kurz gesagt sind wir im Blindflug unterwegs, ohne zu wissen, was das Leben uns geschenkt hat und vor allem, was das Prinzip dieses Lebens bedeutet.