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Airto Moreira - einer der anerkannt weltweit besten Perkussionisten - hat in seiner langen Karriere seit Ende der 1960er Jahre nachweislich entscheidend dazu beigetragen, Perkussion zu einem wesentlichen Bestandteil des modernen Jazz zu machen. Das Arsenal an Schlaginstrumenten dieses brasilianischen Jazzmusikers und -produzenten ist riesig: Berimbau, Bongos, Congas, Ratschen, Triangel, selbstgebaute Perkussion u.v.m. Die Handtrommel Pandeiro kann Airto sogar so kunstfertig bedienen, dass man eine ganze Sambatruppe zu hören glaubt. Dieses Buch würdigt und beschreibt den Werdegang, die weltweite künstlerische Karriere und erreichte Erfolge dieses Ausnahmekönners. Ergänzt wird dies durch Hinweise auf weiterführende websites und musikalische Tipps zu anderen wichtigen Vertretern des Fusion Jazz.
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Seitenzahl: 51
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Vorwort
Airto Moreira - Meister-Perkussionist des Fusion Jazz
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… In Brasilien
… Auswanderung in die USA
… Solo-Veröffentlichungen
… Gemeinschaftsarbeiten mit Flora Purim
… Produzent von Opa
… Fourth World
… Als Sideman
Nachwort
Tipps zum Weiterhören und -schauen
Quellenangaben
Perkussion-Instrumente (wie z.B. Fasstrommeln, Handtrommeln, Klanghölzer, Musikbogen, Rasseleier, Rumba-Kugeln oder Schüttelrohre) waren einst lediglich Nebeninstrumente eines Schlagzeugers gewesen.
Im Verlauf der 1960er Jahre bildete sich aber dann aufgrund eines unübersehbar gewordenen Arsenals dieser kleineren Schlaginstrumente der Typ eines neuen Musikers – des Perkussionisten – heraus, wiewohl auch etliche Schlagzeuger bekannt sind, die Perkussionisten waren oder sind und umgekehrt.
Ein Schlaginstrument ist ein Musikinstrument, das durch Schlagen oder Schütteln zur Schwingung angeregt wird und so einen Ton von meist kurzer Dauer mit bestimmter oder unbestimmter Tonhöhe bzw. ein Geräusch erzeugt.
Im Jahr 1972 führte das angesehene US-amerikanische Jazz-Magazin DownBeat schließlich die neue Rubrik Percussion ein, die sich in der Folge international durchsetzte.1, 2
Einen erheblichen Anteil hieran hatte der brasilianische Perkussionist, Jazzmusiker und -produzent Airto Moreira, dessen Werdegang, weltweite künstlerische Karriere und erreichte Erfolge in diesem Buch beschrieben und gewürdigt werden.
L.C. Wizard, Weserbergland, im November 2022
Airto Guimorvan Moreira wurde am 5.8.1941 in Südbrasilien im Bundesland Santa Catarina in dem kleinen Ort Itaiópolis in eine Familie spiritueller Heiler (insbesondere sein Vater José Rosa Moreira) geboren und wuchs in Curitiba auf, der Hauptstadt des südbrasilianischen Bundesstaates Paraná.
Es war vor allem seine Großmutter, die den Drang des kleinen Airto begleitete, zum Rhythmus von Radio-Musik mit den Fäusten auf den Boden zu trommeln. Sie kümmerte sich um die musikalische Ausbildung ihres Enkels, der zunächst Klavier und Gitarre lernte, sich an Schlaginstrumenten wie dem Pandeiro (kleine Rahmentrommel mit Schellenkranz) versuchte und auch gerne sang.
Bereits im Alter von 6 Jahren trat Airto im Rundfunk auf, gewann Gesangs-Wettbewerbe und war an der Organisation einer Musiksendung im Radio beteiligt. Als 12-Jähriger spielte er in kleinen Bands. Bereits mit 13 Jahren wurde er professioneller Musiker – u.a. in der Dance-Band Jazz Estrela, wo er sang und ausschließlich Schlaginstrumente spielte.
Im Jahr 1957 ging Airto nach São Paulo, wo er in verschiedenen Shows im Fernsehen und in Nachtclubs als Perkussionist und Schlagzeuger auftrat und als 24-Jähriger mit César Camargo Mariano (Klavier) und Humberto Clayber (Bass) die Samba-Jazz-Band Sambalanço Trio bildete. Diese Band, die fünf Alben veröffentlichte und sich 1965 wieder auflöste, spielte eine Mixtur aus Bossa Nova (Musikgenre aus Brasilien) und Jazz, wurde zu einem Eckpfeiler der brasilianischen Popmusik in dieser Zeit und beeinflusste viele andere Musik-Gruppen.
Bald danach gründete Moreira (Perkussion) zusammen mit dem linken Protestsänger Geraldo Vandré das einflussreiche Quarteto Novo mit Hermeto Pascoal (Akkordeon, Flöte, Saxophon), Heraldo do Monte (Gitarre, Viola) und Theo de Barros (Bass), das weltweit als eine der progressivsten Latin Jazz-Gruppen angesehen wird.
Das Quarteto Novo tourte durch Brasilien (in Rio de Janeiro begegnete Airto im Jahr 1965 dabei der Sängerin Flora Purim, die er bald darauf genauer kennenlernte; Heirat 1966) und nahm 1967 sein einziges Album „Quarteto Novo“ auf (Odeon, s. nächste Seite; es erhielt den Preis für die „Beste Fernsehaufnahme einer Musikgruppe“).3, 4, 5, 6
Titel:
1. O Ovo 2:17, 2. Fica Mal Com Deus 3:28, 3. Canto Geral 3:43, 4. Algodão 7:20, 5. Canta Maria 2:45, 6. Sintese 2:37, 7. Misturada 4:16, 8. Vim De Sant´Ana 5:10
Auf jahrelangen Erkundungs-Reisen durch Brasilien war der Autodidakt während dieser Zeit außerdem durch die Urwälder Amazoniens, die trockenen Regionen des Nordostens oder die Steppen des Mato Grosso gereist und hatte über 120 verschiedene Perkussion-Instrumente studiert und zusammengetragen (s.u.).7
Ende 1967 emigrierte Airto aus politischen Gründen (in Brasilien herrschte seit 1964 eine verbrecherische Militärdiktatur) zusammen mit seiner Frau Flora Purim in die Vereinigten Staaten.
Gefäßrasseln, Schellenring, Live Shaker, Bongo-Trommeln
Djembé (Bechertrommel) Mini Conga
Bald nach der Ankunft in Los Angeles, wo es zunächst zu einer Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Arrangeur, Songwriter und Saxophonisten Moacir José dos Santos kam, zog das frisch verheiratete Paar weiter in die Jazz-Metropole New York.
Erst mit Airtos Ankunft wurde der US-Szene die „perkussionistische Seite der brasilianischen Musik“ vollends bewusst8 und der Brasilianer sollte einer der ersten lateinamerikanischen Musiker werden, der einen großen Einfluss auf die amerikanische und europäische Jazz-Szene hatte.
Es verging also nicht viel Zeit, bis Airto Moreira dort immer wieder mit Jazzmusikern wie Walter Booker (Bass), Reggie Workman (Bass), J.J. Johnson (Posaune), Cedar Walton (Klavier), Gil Evans und Joe Zawinul (Keyboards) zusammenspielte und tourte. Letzterer war es dann, der den Brasilianer mit dem Jazz-Trompeter Miles Davis bekannt machte.
Davis experimentierte in dieser Zeit mit elektronischen Instrumenten und Funk- und Rock-Rhythmen, die bald als Fusion Jazz bezeichnet wurden.
In dessen Band (mit berühmten Kollegen wie Wayne Shorter, Saxophon; Dave Holland, Bass; Jack DeJohnette, Schlagzeug; Chick Corea und Keith Jarrett, Keyboards; und John McLaughlin9, Gitarre) nahm Airto (Zitat Miles Davis: „Er war großartig.“10) über mehrere Jahre hinweg an einigen der wichtigsten Projekte dieser aufstrebenden Musikrichtung teil (z.B. „Bitches Brew“, 1970; „Miles Davis at Fillmore East“, 1970; „Isle of Wight - Live 1970“, „Live-Evil“, 1971; s. auch S. 78) und tourte auch viel mit dem einflussreichen Bandleader, der ihn gern als „Crazy Brazilian“ bezeichnete.
Kurz nachdem Airto Davis´ Band im Jahr 1971 verlassen hatte11, schloss er sich Joe Zawinuls Fusion Jazz-Band Weather Report an (bis zu ihrer Auflösung 1985 die erfolgreichste Fusion-Gruppe12; mit Wayne Shorter; Miroslav Vitouš, Bass; Alphonse Mouzon, Schlagzeug) und spielte auf ihrem ersten Album „Weather Report“ (1971) Perkussion (s. auch S. 80).
Anschließend wirkte Moreira (später durch Mingo Lewis, Perkussion, und Lenny White, Schlagzeug, ersetzt) bei Chick Coreas Fusion Jazz-Band Return To Forever (Chick Corea, Keyboards; Stanley Clarke, Bass; Joe Farrell, Flöte, Saxophon; Flora Purim, Gesang; Bill Connors, später durch Al Di Meola ersetzt, Gitarre) auf ihren ersten beiden Alben „Return To Forever“ (1972, s. S. 82) und „Light As A Feather“ (1973, s. S. 84) als Schlagzeuger und Perkussionist mit.