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Funk - eine Melange aus Soul, Rhythm&Blues, Gospel und Jazz - ist ein Musikstil der Extraklasse, der sich von dem Adjektiv "funky" ableitete und viele Menschen bis heute zum Tanzen bringt. Die Redewendung "It´s funky" steht für alles, was "kickt und Pfiff hat", und dient hier auch als programmatischer Titel für dieses Buch, das die große Bedeutung der Funk-Musik bis zum heutigen Tag beschreibt. Nach einer genaueren Darstellung der geschichtlichen Entwicklung des Funk werden etliche Beispielkünstler rund um dieses Musikgenre biographisch vorgestellt und mit einigen ihrer erfolgreichen Veröffentlichungen gewürdigt. Abgerundet wird dies durch eine Liste von 100 wichtigen Funk-Songs von 1964 bis 2021, interessante Literaturangaben und Hinweise zu weiterführenden websites.
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Seitenzahl: 94
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Vorwort
Kurze Geschichte des Funk
Namhafte Musiker und Bands:
Sly & The Family Stone
Earth, Wind & Fire
Tower Of Power
War
Mandrill
Stevie Wonder
Johnny „Guitar“ Watson
Miles Davis
Herbie Hancock
Funk, Inc.
George Duke
Stanley Clarke
Marcus Miller
Level 42
Candy Dulfer
Nils Landgren Funk Unit
Talking Heads
Incognito
Santana
Buddy Miles
Defunkt
Sade
Osibisa
Daft Punk
L.C. Wizards 100 funky tracks
Quellenangaben
Funk - eine Melange aus Soul, Rhythm & Blues, Gospel und Jazz - ist ein Musik-Stil der Extraklasse, der die Menschen bis heute aus ihren Sitzen reißt und zum Tanzen bringt. Als eigenständiges musikalisches Genre besteht Funk innerhalb der afroamerikanischen Musik etwa seit den 1960er Jahren, als Künstler nach einem neuen musikalischen Weg suchten, der „den Rhythmus weiter in den Fokus stellt als die meiste populäre westliche Musik zuvor.“1
Der Begriff leitete sich von dem Adjektiv „funky“ im Sinne von dreckig und erregt ab, das - obwohl ehemals abwertend gebraucht - für ein besonderes Lebensgefühl und gesteigertes Selbstbewusstsein der schwarzen Amerikaner steht. Die Redewendung „It´s funky“ entwickelte sich dann zum Modewort für alles, was „kickt und Pfiff hat“2, und tauchte immer häufiger in der Jazz-Musik auf, um die Spielweise von Musikern zu beschreiben.
„It´s funky“ dient hier auch als programmatischer Titel für dieses Buch, das die große Bedeutung der Funk-Musik bis zum heutigen Tag beschreibt:
“Was Jazz für den Kopf ist und Soul für die Seele, ist Funk für den Körper.“3
Das nachfolgende Buchkapitel enthält eine genauere Darstellung der Entstehung und geschichtlichen Entwicklung des Funk, der ursprünglich Wurzeln in der Trommelmusik Westafrikas hat4, sich danach im Verlauf seiner Historik immer wieder mit anderen Musikstilen wie Fusion, Rock, Disco oder Hip-Hop vermischt und dabei stetig weiterentwickelt hat.
Im Anschluss daran werden einige Beispielkünstler rund um dieses Musikgenre biographisch vorgestellt und anhand einiger ihrer erfolgreichen Veröffentlichungen beschrieben und gewürdigt.
Abgerundet wird dies durch eine Liste der 100 meiner Ansicht nach besten Funk-Songs von 1964 bis 2021, denn
„If you got funk, you got class, you´re out on the floor movin´ your ass.“5
L.C. Wizard, Weserbergland, im März 2023
Wie so oft in der Musik, scheiden sich die Geister auch hinsichtlich des genauen Datums der Entstehung des Funk in den USA. Gelegentlich wird in diesem Zusammenhang New Orleans, die Geburtsstadt des Jazz, genannt, in der Musiker wie Fats Domino oder Henry Roeland Byrd bereits Ende der 1940 Jahre mit Spieltechniken und Stilmitteln experimentierten, die später den typischen Charakter der Funk-Musik ausmachten.6
Durch die aufregende Kombination von Gospel-, Soul-, Jazz-, Rhythm & Blues- und Rockelementen mit einer stärkeren Betonung des Rhythmus entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten eine neue Musikrichtung, die der „Godfather of Soul“ James Brown (vgl. sein 1. Funk-Album „James Brown Live at the Apollo“, 1963, und sein Stück „Papa´s Got a Brand New Bag“, 1965) entscheidend prägte und schließlich als Funk deklarierte. Andere wichtige Vertreter dieses musikalischen Weges waren z.B. Horace Silver (mit „Opus de Funk“, 1954), Clark Terry („Funky“, 1957), Ray Charles „Blue Funk“, 1958), Dyke and the Blazers („Funky Broadway“, 1966/67), Sly & The Family Stone (mit „I Want To Take You Higher“, 1969) oder Willie Henderson („Funky Chicken“, 1970).7
Als revolutionäre Innovation des Funk, der Hörer durch treibende Beats zum Tanzen brachte, bildete sich dabei das dem Soul-Gesang und dem Schlagzeug ebenbürtige, rhythmisch groovende Bass-Spiel heraus (vgl. die Slaptechnik8 auf dem Bass von Larry Graham - in Sly Stones Band -, den Bassisten Bootsy Collins bei James Brown oder Francis Rocco Prestia bei Tower Of Power). Dazu kamen rhythmische Gitarrenriffs (z.B. von Jimmy Nolen bei James Brown, Freddie Stone bei Sly & The Family Stone, Ernie Isley bei den Isley Brothers) und knackige Bläsersätze – z.B. von Maceo Parker (Saxophon) und Fred Wesley (Posaune) in der Band von James Brown oder Emilio Castillo und Steven Kupka (jeweils Saxophon) bei Tower Of Power.9, 10, 11
Vor allem in den 1970er Jahren, aber auch später erreichte der Funk eine immense Popularität, wozu James Brown (s. rechte Seite); Sly & The Family Stone (s. S. →); die Average White Band; Earth, Wind & Fire (s. S. →); die Isley Brothers; Tower Of Power (s. S. →); The Meters; War (s. S. →); George Clinton; Mandrill (s. S. →); Barry White; Stevie Wonder (s. S. →); Rufus; Johnny „Guitar“ Watson (s. S. →) u.a. maßgeblich beitrugen.
„Gravity“, das 53. Studio-Album des „hardest working man in show business“, wurde im Jahr 1986 mit etlichen funkigen Stücken wie z.B. „Goliath“ und „Gravity“ herausgebracht (Scotti Bros.; Produzent: Dan Hartman; Komposition: Dan Hartman, Charlie Midnight, Alison Moyet).12 Die auf dem Album enthaltene, aber schon zuvor veröffentlichte Hit-Single „Living In America“ war auch Bestandteil des Films „Rocky IV“ gewesen.
Im Verlauf der 70er Jahre kam es dann aufgrund von veränderten Produktionstechniken (mit Synthesizern oder Drum Computern) zu einer Kommerzialisierung und Einmündung des Funk in die Disco-Musik, gegen die sich wiederum George Clinton mit seinen Bands Parliament und Funkadelic und deren P-Funk wendete.
Andererseits bildeten sich im Funk weitere stilistische Unterarten mit ihrem ganz eigenen Sound heraus, die sich deutlich gegen die anderen abgrenzten. So führte die wechselseitige Beeinflussung zwischen Jazz, Rock und Funk z.B. zum Jazzrock, wobei diese Mischung auch als Fusion bezeichnet wird, bzw. zum Funk-Rock, Funk Metal, Acid Jazz13 und weiteren Subgenres.
Jazzmusiker wie Miles Davis (s. S. →), Betty Davis, Herbie Hancock (s. S. →), Caldera, Funk Inc. (s. S. →), George Duke (s. S. →), Stanley Clarke (s. S. →), Marcus Miller (s. S. →), Ramsey Lewis, Level 42 (s. S. →), Sun Ra, Candy Dulfer (s. S. →), Opa, Nils Landgren Funk Unit (s. S. →) oder Rockbands wie Mother´s Finest, Wild Cherry und Talking Heads (s. S. →) sowie Acid Jazz-Bands wie die Brand New Heavies, Jamiroquai oder Incognito (s. S. →) erregten in den 1970er Jahren und danach immer wieder mit Funkproduktionen Aufmerksamkeit.
Elemente der Funk-Musik fanden sich bald auch in den Songs anderer zeitgenössischer Musiker: So bauten z.B. Künstler wie Michael Jackson, Dave Matthews, Nile Rodgers, Prince, Santana (s. S. →), Buddy Miles (s. S. →), Defunkt (s. S. →), Sade (s. S. →) oder Kool & the Gang ebenfalls Funk-Rhythmen in ihre Produktionen ein.
Auch der Afrobeat mit seinen bekannten Protagonisten Candido, Fela Kuti, Osibisa (s. S. →) u.a.; zahlreiche angesagte und aktuelle Hip-Hop-Künstler wie Digital Underground, EPMD, OutKast; G-Funk (auch Gangsta Rap: z.B. Dr. Dre, Snoop Doggy Dogg, Tupac) oder House-Musik (Subgenre der elektronischen Tanzmusik: z.B. Avicii, Karl Cox, Daft Punk, s. S. →) wären ohne die Vorreiterrolle der Funk-Musik nicht denkbar gewesen.14, 15, 16, 17
Obwohl seine Popularität in den 1970er und 1980er Jahren am größten und die vor Groove sprühenden Songs in dieser Zeit weltweit von Interesse waren, ist Funk bis heute sehr beliebt und wird Musikkennern wohl für immer in guter Erinnerung bleiben. Dazu sollen auch die folgenden Kapitel beitragen, in denen einige Akteure innerhalb der Funk-Musik aus verschiedenen Phasen seiner geschichtlichen Entwicklung vorgestellt werden.
(slystonemusic.com)
Die 1960er Jahre waren in den Vereinigten Staaten eine Phase der Sehnsucht nach gesellschaftlichen Veränderungen. Junge weiße Mittelschichtler begannen sich von den Wertesystemen ihrer Eltern abzugrenzen und die schwarze Bevölkerung kämpfte für mehr Freiheit, gegen Rassentrennung und Unterdrückung.
Als Ausdruck gestiegenen Selbstbewusstseins der Afroamerikaner änderten manche Bands ihren musikalischen Stil und wurden perkussiver, dreckiger und selbstbewusster in der Aussage (z.B. James Brown: „Say It Loud, I´m Black And I´m Proud“).18
Sly Stone (* 1941; bürgerlich: Sylvester Stewart; Gesang, Orgel) war im Jahr 1966 inmitten der Dramatik lebensgefährlicher Rassenunruhen mit „einem Haufen schillernder Paradiesvögel“ dem rauen Vorstadtklima von San Francisco entflohen, um mit ungewohnt schrillen Outfits in Hippie-Optik, mit „Black Rock“ voller Kraft und Rhythmus sowie mit Texten voller Optimismus Inspiration für eine Welt ohne Konflikte zwischen verschiedenen Rassen und Geschlechtern zu vermitteln.
Schon als 15-Jähriger hatte Sly eigene Songs produziert und war danach eine Zeitlang als Discjockey für eine R&B-Radiostation in San Francisco und als Produzent für lokale Tanzbands tätig.
Mit dem so verdienten Geld finanzierte er sein College-Studium in Musiktheorie und gründete 1969 mit ein paar Geschwistern, Verwandten und Studienfreunden die Band Sly & The Family Stone (Rose Stone, Klavier, Gesang; Freddie Stone, Gitarre, Gesang; Larry Graham, Bass; Cynthia Robinson, Trompete, Gesang; Jerry Martini, Saxophon, Flöte; Greg Errico, Schlagzeug).
Sly & The Family Stone werden als „Pioniere des Funk“ bezeichnet und gelten mit ihrer einzigartigen Musik-Mixtur aus Soul und Rock, polyrhythmischen Beats, dominanten Bassriffs, einer groovenden Rhythmus-Gitarre, messerscharfen Bläsersalven und emotionalem Gesang heute als eine der stilprägendsten Bands dieses Genre.
Sie ist Inspirationsquelle für unzählige weitere Musiker, wie z.B. Jimi Hendrix, Miles Davis, Stevie Wonder, Herbie Hancock, Michael Jackson, War, Johnny Guitar Watson, und später auch für den Glamour Rock, die Disco-Welle oder den frühen Rap und Hip-Hop der Generation X gewesen.19, 20
„Dance To The Music“ (1968, Epic; Produzent und Komponist: Sly Stone) war das zweite Studio-Album von Sly & The Family Stone, das mit seinem Psychedelic Soul-Funk die Massen elektrisierte.
Angeregt von den Hits „Higher“ und „Dance To The Music“ stürzten sich sowohl weiße als auch schwarze Fans auf Platten und Konzert-Eintrittskarten dieser Band (letzte Studioalbum-Veröffentlichung - von insgesamt 18 Alben - im Jahr 1982), die ihrer Zeit weit voraus war.21
1. Dance To The Music 3:00
2. Higher 2:49
3. I Ain´t Got Nobody (For Real) 4:26
4. Dance To The Medley 12:12
5. Ride The Rhythm 2:48
6. Color Me True 3:10
7. Are You Ready 2:50
8. Don´t Burn Baby 3:14
9. I´ll Never Fall In Love Again 3:25
Sly Stone: Gesang, Orgel, Piano, Gitarre, Harmonika; Freddie Stone: Gesang, Gitarre; Rose Stone: Gesang, Tasteninstrumente; Cynthia Robinson: Trompete, Gesang; Jerry Martini: Saxophon; Greg Errico: Schlagzeug; Vet Stone, Mary McCreary, Elva Mouton: Gesang
Im Jahr 1969 wurde das Album „Stand!“ (Epic; Komposition und Produktion: Sly Stone) veröffentlicht, das sich mit Themen wie Diskriminierung und Rassentrennung aufgrund der Hautfarbe beschäftigte und sich mit hohen Chartpositionen weltweit millionenfach verkaufte (1. Stand! 3:08; 2. Don´t Call Me Nigger 5:58; 3. I Want To Take You Higher 5:22; 4. Somebody´s Watching You 3:20; 5. Sing A Simple Song 3:56; 6. Everyday People 2:21; 7. Sex Machine 13:45; 8. You Can Make It If You Try 3:37).22
Hiervon beflügelt geriet der Auftritt von Sly And The Family Stone vor rd. 400.000 Menschen auf dem Woodstock-Festival im August 1969 (ein Dreisong-Medley mit „I Want To Take You Higher“) zu einem Riesenerfolg und kann auf dem Oscar-prämierten Dokumentarfilm (1970) von Michael Wadleigh sehr anschaulich nachvollzogen werden.
Auf dem anschließenden Greatest-Hits-Album (1970, Epic) von Sly And The Family Stone, das in den USA mit fünffachem Platin ausgezeichnet wurde, waren 5 funkige Songs von „Stand!“ enthalten sowie vor allem das fulminante „Thank You (Falettinme Be Mice Elf Agin)“. Diese Funk-Bombe hat vielleicht mehr als jeder andere Song das Jahrzehnt des Funk eingeleitet.23
1994 kam ein gegenüber dem Film von 1970 um 40 Minuten verlängerter „The Director´s Cut