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Latin Rock ist die Verschmelzung von Elementen lateinamerikanischer Musik mit Formen und Instrumenten der Rockmusik. Er hat seinen Ursprung in rasanten rhythmischen Musiktraditionen aus Afrika und verströmt pure Energie, große Lebensfreude und lodernde Leidenschaft. Der Begriff tauchte erstmalig nach der Veröffentlichung des Debütalbums von Santana mit seiner gelungenen Fusion aus lateinamerikanischen und karibischen Rhythmen, Blues, Funk, Jazz und Rockelementen auf. Das vorliegende Buch beschreibt die Geschichte dieses Musikgenres und stellt etliche Beispielkünstler mit einigen ihrer Veröffentlichungen vor. Abgerundet wird dies durch eine Liste hervorragender Latin-Rock-Songs sowie weiterführende Quellen- und Literaturangaben.
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Seitenzahl: 62
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Vorwort
Kurze Geschichte des Latin Rock
Namhafte Musiker und Bands
1 Santana
2 Malo
3 Sapo
4 Azteca
5 El Chicano
6 Tierra
7 Ocho
8 Luis Gasca
9 José Areas
10 Gregg Rolie
11 Abraxas Pool
12 Mandrill
13 War
14 Osibisa
15 Gloria Estefan
16 Los Lobos
17 Maná
18 Santana IV
Latin Rock-Kompilationen
Fünfzig Latin Rock Monster Tracks
Quellenangaben
Im Juni 1980 ist es an einem schwül-heißen Abend eigentlich viel zu warm, um ein Konzert in einer stickigen Messehalle in Hannover zu besuchen. Aber sobald der Mexikaner Carlos Santana mit seiner Band auf die Bühne kommt, ist dieser Gedanke bald vergessen. Als die Musiker anfangen zu spielen, hocken viele der 20.000 Konzert-Besucher noch im Schneidersitz vor der Bühne. Nach drei Stunden Rock-Fiesta sitzt keiner mehr, alle tanzen und die Halle gleicht einem Tollhaus.
Es ist ein begeisterndes und unvergessliches Musikfest mit einer zeitlosen Mixtur aus Blues, Jazz, lateinamerikanischer Musik, Rock, Soul und Weltmusik, die ihresgleichen sucht. Pure Energie, Lebensfreude und leidenschaftliche Klänge auf einem rasanten Rhythmus-Teppich sind die Kennzeichen des dargebotenen Latin Rock.
An der Geschichte dieses erfolgreichen Musikgenres haben jedoch nicht nur Santana, sondern auch viele andere Musiker und Bands mitgeschrieben, denen dieses Buch gewidmet sein soll.
L.C. Wizard, Weserbergland, im März 2024
Latin Rock ist die Verschmelzung von Elementen lateinamerikanischer Musik (vor allem Rhythmik) mit Formen und Instrumenten der Rockmusik. Um den lateinamerikanischen Ursprung zu kennzeichnen, wird in der englischen Sprache dafür auch die Bezeichnung Chicano Rock verwendet.
Lateinamerikanische Musik hatte ihren Ursprung häufig in sehr rhythmischen musikalischen Traditionen aus Afrika. Denn mit der Verschleppung afrikanischer Sklaven nach Amerika kam auch ihre Kultur über den Ozean.
Zur traditionellen afrokubanischen bzw. afrokaribischen Musik der speziell nach Kuba und den benachbarten Inseln verschleppten Afrikaner und ihrer Nachkommen wird z.B. die Rumba, der Son, der Mambo, der Cha-Cha-Cha, der Merengue oder der Calypso gezählt.
Ebenfalls schon im 18. und 19. Jahrhundert entstanden weitere Untergruppen traditioneller lateinamerikanischer Musik, die sich teilweise deutlich voneinander unterscheiden: so zum einen die afrobrasilianische Musik als eine in Brasilien entstandene Mischung der Rhythmen der afrikaninischen Sklaven mit portugiesischen Elementen (z.B. Samba, Samba-Reggae, Axé).
Die in Kolumbien entstandene afrokolumbianische Musik entwickelte sich als eine Mischform aus europäischen und afrikanischen Elementen, die anders als in der afrokubanischen und afrobrasilianischen Musik von Melodie-Instrumenten wie dem Akkordeon dominiert wird (z.B. Cumbia).
Weiterhin finden sich in Argentinien, Chile und Uruguay entstandene Musikformen, die der spanischen Folklore-Musik entstammen (z.B. Chacarera), und die Musik von Andenländern wie Bolivien, Peru und Ecuador, in der sowohl spanische Melodie- als auch präkolumbische Musikelemente der indigenen Bevölkerung enthalten sind (z.B. Carnavalito).
Die insbesondere in der kubanischen, brasilianischen oder jamaikanischen Musik entstandene Synthese von rhythmisch-afrikanischen sowie melodiösen spanischen und portugiesischen Einflüssen mündete etwa ab Mitte des 20. Jahrhunderts schließlich in weitere Mischformen mit anderen Musikrichtungen.
So wurden z.B. karibische Rhythmen in der Surfmusik verwendet, und einige Rock´n`Roll-Songs basierten auf dem Cha-Cha-Cha oder Mambo.
Ebenfalls als eine Mixtur mehrerer Stile aus dem karibischen Raum entstand in den USA die musikalische Stilrichtung Salsa. In Brasilien kam der Bossa Nova auf, eine Mischform aus einheimischen Stilrichtungen und Jazz-Elementen.
Beim Songo, einer modernen Form des Son, wurden melodische Elemente des Son mit den rhythmischen Elementen der traditionellen Rumba sowie des Funk, Rock und Rhythm & Blues verbunden. Außerdem entwickelten sich Tex-Mex, eine Mischform aus texanischen und mexikanischen Folklorestilen; Latin Pop, ein Mix aus Popmusik und lateinamerikanischen Stilelementen; und Latin Jazz, eine Fusion aus Jazz mit afrokubanischer Musik (v.a. Mambo).
In der Mitte des 20. Jahrhunderts hatten lateinamerikanische Bands auch begonnen, ihre Instrumente zu elektrifizieren oder E-Gitarren einzubauen, aber sie kopierten zunächst hauptsächlich die internationale Rockmusik (= Rock en espanõl). Latin Rock wurde dann Ende der 1950er Jahre in den USA geboren, wiewohl der Begriff zu dieser Zeit noch gar nicht erfunden worden war.
Rockmusiker wie Ritchie Valens („La Bamba“), The Champs („Tequila“) oder Sam the Sham and the Pharaohs, Sir Douglas Quintet, The Midnighters oder Question Mark & the Mysterians bauten lateinamerikanische Rhythmen in ihren Songs ein. Auch in Lateinamerika verbanden z.B. die Gruppe Os Mutantes (Brasilien) und die brasilianische Sängerin Gal Costa Rockmusik mit Bossa Nova und anderen lateinamerikanischen Elementen.
Der Begriff Latin Rock tauchte schließlich in den USA und anderswo erstmalig nach der Veröffentlichung des Debütalbums von Santana mit seiner gelungenen Fusion aus lateinamerikanischen und karibischen Rhythmen, Blues, Funk, Jazz und Rockelementen auf (siehe ab S. →). Hier wurden Rockinstrumente (z.B. Gitarre, Bass, Schlagzeug) hervorragend mit Perkussion-Instrumenten und auch
mit für die lateinamerikanische Musik tpyischen Piano-Passagen, wie sie z.B. im Son oder im Merengue vorkommen, kombiniert.
Danach waren es ab den 1970er Jahren v.a. weitere größtenteils US-amerikanische Bands und Musiker wie Malo (siehe S. →), Sapo (siehe S. →), Azteca (siehe S. →), El Chicano (siehe S. →), Tierra (siehe S. →), Ocho (siehe S. →), Luis Gasca (siehe S. →), José „Chepito“ Areas (siehe S. →), Gregg Rolie (siehe S. →), Abraxas Pool (siehe S. →), Mandrill (siehe S. →), War (siehe S. →), Chango, Harvey Averne Barrio Band oder Benitez (siehe S. →), die zur großen Popularität des neuen Musikgenres beitrugen.
Eine Entsprechung in Lateinamerika waren Bands wie Black Sugar (Peru), Siglo Cero (Kolumbien), Arco Iris (Argentinien) und Los Jaivas (Chile); nach Europa gelangte das Genre mit Barrabás (Spanien), Massada (Niederlande) oder Osibisa (Großbritannien, siehe S. →).
Auch nach 1980 wurden verschiedenste Musikgruppen immer wieder von lateinamerikanischer Musik beeinflusst.
So enthielten einige britische Punk- und New-Wave-Stücke (z.B. von The Clash oder Gang of Four) lateinamerikanische Elemente; ebenso in Spanien einige New-Wave- oder Post-Punk-Acts wie Los Coyotes oder Radio Futura.
In Frankreich spielten Bands wie Les Négresses Vertes oder Mano Negra (später bekannt als Latin Alternative) Rock mit weltmusikalischen und lateinamerikanischen Elementen.
Ähnliches gilt im Gebiet der USA für Musiker und Bands wie David Byrne (Ex-Leader von den Talking Heads), Willy DeVille, El Vez, Gloria Estefan (siehe S. →), Los Lobos (siehe S. →) oder Rage Against The Machine.
In den 1990er Jahren traten auch in Mittel- und Südamerika eine Vielzahl von Rockbands auf, die lateinamerikanische Rhythmen in ihre Kompositionen einfließen ließen: z. B. Maná (Mexiko, siehe S. →), Soda Stereo (Argentinien), Aterciopelados (Kolumbien), Los Tres (Chile), Karnak (Brasilien), Arena Hash (Peru), Octavia (Bolivien) oder Los Rabanes (Panama)1.
(santana.com)
Die im Jahr 1965 in San Francisco von dem Mexikaner Carlos Santana (* in Autlán de Navarro) gegründete Latin-Rock-Band2 mischte afrokubanische Rhythmen, virtuoses Gitarrenspiel und lateinamerikanische Sounds zunächst mit Rock- und Bluestechniken und später auch mit jazzigen Klängen und „funky West Coast vibes“.3
Der große Durchbruch gelang Santana beim Auftritt auf dem Woodstock-Musikfestival im Jahr 1969 (Carlos Santana, Gitarre; Gregg Rolie, Keyboards, Gesang; Michael Shrieve, Schlagzeug; David Brown, Bass; Michael Carabello, Congas, Perkussion; José Chepito Areas, Timbales, Perkussion), bei dem ihre Präsentation des Songs „Soul Sacrifice“ als einer der Höhepunkte dieses legendären Festivals gilt.
Im selben Jahr erschien das erste, sehr beliebte Album „Santana“ (Columbia; s. S. →), das von Autor und Radiomoderator Rickey Vincent bei den essentiellen Black Rock-Alben mit „good grooves“ gelistet ist.4
1970 verkaufte die Band bereits mehrere Millionen Platten des Nachfolgers „Abraxas“ (Columbia; siehe S. →), und auch „Santana III“5 (1971, Columbia) war kaum weniger erfolgreich.