Als Erinnerung noch Realität war! - Harry H.Clever - E-Book

Als Erinnerung noch Realität war! E-Book

Harry H.Clever

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Beschreibung

Eine biographische Aufarbeitung und Geschichte einer Kindheit während der Kriegszeit eines kleinen Jungen, der nach dem Ausgebombtsein als Zwangsevakuierter in fremden Landesbereichen seine Einschulung hatte und fast zum Kriegsende eine lange Wanderung mit Bruder und Mutter, aber ohne Papiere und Schuhe, vom Thüringer Wald aus über Friedland nach seiner Heimatstadt unternehmen musste. Nach insgesamt sechs Einschulungen in verschiedenen Landes- und Stadtbereichen folgte der Schulabschluss und '53 eine damals nicht leicht zu findende Berufsausbildung, die aber unverschuldet vorzeitig fehlschlug. So begann zur damaligen schlechten Zeit ein verzweifeltes Suchen in verschiedenen Branchen nach einer abgeschlossenen Ausbildung, selbst bei der Bundeswehr war ihm kein Glück in dieser Richtung beschieden. Somit war nicht nur die Kindheit recht holprig und entbehrungsreich, sondern auch seine Jugend lief nicht so, dass man sie gern wiederholen möchte, trotzdem fand er seine Kindheit irgendwie schön, obwohl es insgesamt gesehen eine sehr karge Zeit war.

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Jeder Schritt ein Wagnis!

Impressum:

2020 (©) Harry H.Clever

Techn. Beratung: Frank Maier-Hasenclever

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44/ 22359 Hamburg

ISBN:   978-3-347-08341-7   Paperback

ISBN:   978-3-347-08342-4   Hardcover

ISBN:   978-3-347-08379-0   E-Book

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwendung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors Unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Als Erinnerung noch Realität war!

Gestohlene Kindheit,

im Scherbenhaufen der Welt!

Krieg, Heimat, zu Hause, Normalität?

Biographisches von Harry H.Clever

Band I

Vorwort:

Im und direkt nach dem Krieg haben Frauen mit kleinen Kindern es wirklich nicht leicht gehabt, besonders wenn auch noch das Dach über dem Kopf durch Bomben von einem zum anderen Moment verloren gegangen war und man gezwungen war, in total fremden Gebieten nur ungern geduldet, leben zu müssen. Es wird ein recht bewegtes Kinderleben vom Autor beschrieben und beleuchtet, er war eigentlich zu klein und jung für den Krieg, aber doch schon mittendrin, mit sehr vielen herben und auch krassen Brüchen, und vielen Neuanfängen in allen möglichen schillernden Farben.

Eben wie ein Kaleidoskop, dass bei der kleinsten Bewegung und Anlass, ein neues faszinierendes Ergebnis zeigt. Es war im Ganzen ein buntes Bild, in einer recht bizarren und auch nicht gerade kinderfreundlichen Zeit, wo man mit nur wenigen Ausnahmen, überall eigentlich nur negatives sehen und erleben konnte, betrachtet aus der Sicht eines kleinen Kindes der damaligen Zeit.

Schon die lange Geschichte der Welt spricht in den vielen Jahrhunderten des Öfteren von besonders Herrschsüchtigen und brutalen Machthabern, die für eine gewisse Zeit alle Humanen und normalen menschlichen Aspekte außer Acht gelassen haben, sie werden wohl auch immer wieder, auch in neueren Zeiten auf das Neue ihr Unwesen irgendwo auf der Welt treiben, meistens wurden diese unschönen Jahre aber nach einer gewissen Zeit gewaltsam beendet. Ein Ende hat aber auch immer einen Anfang, oder besser gesagt, einen Grund etwas Neues anzustreben oder zu machen. Ob nun aus eigenem Entschluss oder von Außenstehenden aufgezwungen, ist dabei eigentlich nicht relevant, es ist trotzdem fast immer ein bedeutender und gravierender Eingriff in jedes einzelne Leben.

Denn in Zeiten wo praktisch nur Willkür und verblendeter Machtwille vorzufinden war, hatte man kaum eine Chance eigene Gedanken oder Pläne zu verwirklichen. Denn der Druck von außen bestimmte in allen Phasen des Lebens was zu geschehen hat, besonders in den direkten Kriegs und Nachkriegszeiten, in dem großen Scherbenhaufen der damaligen Jahre, war jeder Tag ein Wagnis und ein Schritt in eine ungewisse Zeit.

Es war eben auch so, jeder war sich zwangsweise eben doch der Nächste. Geleistete Nächstenliebe war dabei sehr dünn gesät, da es auch nicht immer gänzlich ungefährlich für die menschenfreundliche Person war und kann daher auch im Nachhinein gar nicht hoch genug gelobt werden.

Geboren wurde der Autor 1938 im Bergischen Land in einer pulsierenden, von Chemie, Textil und Metall geprägten Industriestadt, deren Namensnennung zugleich stets den Spruch nach sich zog, aha die Stadt, wo die Bahn aufgehangen ist und den Leuten über den Köpfen schwebt. Aufgewachsen ist er aber, nach dem totalen Ausbomben seiner Heimatstadt, in den allgemeinen Kriegswirren an sehr vielen verschiedenen ständig wechselnden Ortschaften und Begebenheiten, daher auch verschiedenen Schulen, sowie auch unter den damaligen kargen Lebensbegebenheiten, für wahr ergibt das Erlebte eine bewegte Biographie von dem Autor.

So war der immer folgende, zwangsweise Neuanfang schon fast ein ganz normaler Vorgang, es folgte ständig auf ein auch manchmal ungeplantes Ende, stets auch ein neuer Anfang. Wo zumeist nicht gleich zu sehen war, wie und wohin es denn dieses Mal führte, es galt ständig die Devise, mach aus dem was auf dich zu kommt das Beste daraus, was natürlich nicht immer glanzvoll endete und somit auch viele Facetten im späteren Leben und der Ausbildung mit sich brachte.

Story einer gestohlenen Kindheit im Krieg, und was danach kam!

Biografische Zeitreise, die Kindheit des Autors!

Das Bild zeigt den Autor mit seinem großen, drei Jahre älteren Bruder, direkt nach seiner Einschulung Ostern 1944, Rotblond, Klein und mit blauen wachen Augen, in den Kriegsbedingten unruhigen Zeiten, wo das Leben damals mehr einem großen wirren Trümmerhaufen glich, als einem geordneten Leben und Dasein. In einem ihm noch völlig ungewohnten fremden Landstrich, als Zwangsevakuierter im tiefen ländlichen Thüringen, in das er und seine Familie im Herbst ´43 vom Amt aus verpflanzt wurde.

Eine eigentlich schöne Kindheit, nach heutigem Maßstab war es in den vierziger Jahren gewiss nicht, aber sie war es eigentlich doch für den Autor, in der damaligen schlimmen Zeit mit unzähligen neuen Begebenheiten, mit den für ihn äußerst spannenden und auch zum Teil strapaziösen Erlebnissen, aber im Nachhinein betrachtet kann man wiederum nur das Gegenteil davon behaupten, denn man hatte ja damals nichts anderes als Vergleich erlebt und gesehen.

Wo Egoismus und Denunziation den Tag nicht nur bei den Erwachsenen bestimmte und der ständige Hunger und die Entbehrungen ein ständiger Begleiter waren, zu der Zeit haben wir in total fremden Gefilden leben müssen. Geht nicht war damals wohl der häufigste kurze Satz, ein normaler kindlicher Wunsch blieb damals eben meist ein unerfüllter Wunsch.

So fehlte in der Kriegszeit über viele Jahre hinweg doch auch jede Vergleichsmöglichkeit, denn das Überleben und etwas zu essen, war zu der Zeit eigentlich oberste Prämisse in der chaotischen Zeit und auch später noch. Stets mit der Frage behaftet was geschieht im nächsten Moment, Tag oder Jahr.

Die tiefen Eindrücke, besonders die Negativen der damaligen Zeit, die aber eine lange Zeit die einzige Realität darstellten, eben durch das Fehlen der Vergleichsmöglichkeiten.

Sie haben dann auch indirekt das kindliche Gemüt auf Jahre auch späterhin geprägt und gaben auch noch viele Jahre später sehr oft auch unbewusst, aber doch auch gravierende Impulse in seinem Leben. Im Nachhinein muss man schon sagen, dass das was unsere Mutter in der damaligen Zeit ganz alleine für uns geleistet hatte, wäre auch im Nachhinein schon einer mehrfachen Auszeichnung wert gewesen.

So, dass das Streben, der über viele Jahre drei köpfigen Familie, nach besseren Wohn und Lebensverhältnissen, dann doch über viele Jahre hinweg, und auch später fast ein Leben lang angehalten hat.

Konnte man einer irgendwie auftauchenden Schwierigkeit nicht ausweichen, wurde es als gegeben hingenommen, aber sogleich auch ein anderer Weg gesucht und eingeschlagen, der sich dann aber auch nicht immer zum Besten herausstellen sollte, was für uns in den chaotischen Kriegs und Nachkriegszeiten eben dann doch ein ganz normaler Alltag war.

Später musste er aber auch schmerzlich feststellen, dass ihm in der damaligen Zeit, ein Großteil seiner Kindheit durch die wirren Vorkommnisse regelrecht gestohlen worden ist, wie bei einem Balanceakt war jeder Schritt ein Wagnis und trotzdem hatte der Autor für die damaligen widrigen Verhältnisse eine bescheidene, aber doch auch schöne Kindheit.

Ein Leben bunt wie ein Kaleidoskop.

Schön, recht bunt und holprig, zersplittert und farbig wie der Blick durch ein Kaleidoskop, wenn man es auch nur leicht bewegt, so sollte sich das Leben des Autors von Beginn an, über viele Jahre hin fast schon zwangsläufig gestalten.

Auch sein späterer Bildung und Berufsweg war aber auch genauso holprig und mit vielen herben Einschnitten gepflastert, doch vielleicht auch daher bekam er später über viele Jahre die Gelegenheiten mit vielen Größen der internationalen Unterhaltung und auch aus der Motorsportbranche zusammenzutreffen und zusammen arbeiten.

Die umfangreichen Erlebnisse und Erinnerungen des Autors, die damals aber doch bittere Realität waren, unterteilen sich eben in mehrere Bereiche, die aber alle in dem persönlichen Rückblick unter einem umfassenden vergleichenden Begriff: Kaleidoskop! standen. Es waren eben doch nur, viele bunte Splitter, aber in der Abfolge dann doch wiederum bunt und schön!

Geboren und Aufgewachsen in einem Jahrzehnt, dass gewiss nicht zu den Schönsten und Ruhmreichsten in der Geschichte der deutschen Nation zählte und zudem noch in eine zerrissenen Familie hinein geboren worden ist. In einer konfusen Zeit, wo die spürbare Arroganz, Überheblichkeit und Menschenverachtung in der gesamten Bevölkerung fast schon als gänzlich normal angesehen wurde, und sich dann auch besonders ausgeprägt stellenweise in diversen Verwaltungen zeigte, denn so genannte Herrenmenschen bestimmten allerorten nach eigenem wohldünken über viele Jahre über das Wohl und Wehe einer vermeintlich schwächeren Person und Bevölkerungsschicht.

Über Allem schwebte zudem stets die Frage, ob man auch Arisch rein und unbescholten war, dass musste bei jeder Kleinigkeit erst einmal nachgewiesen und geprüft werden, bevor dann auch nur eine für uns dringend nötige und wichtige Verwaltungstätigkeit angegangen wurde.

Als erstes wurde einem auf einem Amt mit Nachdruck erstmal vermittelt, dass man praktisch störend sei, und dann erst gefragt was denn nun so dringlich sei, erst danach nahm man sich etwas unwirsch des anliegenden Problems an.

Ein ganz normaler Amtsbesuch war stets eine indirekte Erniedrigung für unsere Mutter, da sie ja als eine geschiedene Frau mit zwei kleinen Kindern, mit einem unausgesprochenen aber deutlichen Makel in der damaligen Zeit, als eine fast schon verachtenswerte Person aus der unteren Hierarchie des Volkes angesehen wurde, diese nötigen Amtswege haben wir, um auch unflätige Ansagen zu vermeiden immer zu Dritt wahrgenommen.

Dass bekam man immer über eine längere Zeit auch deutlich, überall und nicht nur in den Amtsstuben zu spüren, denn es herrschte doch in erster Linie auch bei der normalen Bevölkerung eine schon deutlich sichtbare Überheblichkeit und Arroganz, immer mit dem imaginären Ziel der eigenen Vorteilsnahme oder Selbstbereicherung.

Was aber auch schon bei dem kleinsten Vergehen gegen die Vorgaben, Repressalien einbringen konnte, da war das Fehlen des allgegenwärtigen Führergrußes schon eine große Widrigkeit.

Stets schon von klein auf und besonders in der Nachkriegszeit wurde dann überall eine gewisse Normalität von ihm wie auch von aller Welt gesucht und erwartet.

Aber was ist denn schon Normal, wenn rund um nur Chaos und Überheblichkeit und vor allem, ein deutlich sichtbarer Mangel an fast allem was zum Leben gehörte herrschte, vielleicht eben nur der jeweilige Moment oder die günstige Gelegenheit?

Eigentlich war es stets ein Leben lang auch später noch das Suchen nach etwas, dass man aber noch gar nicht kennen gelernt hatte, deshalb war alles Neue auch zugleich das vielleicht unbewusst Gesuchte. Ein gravierender Umstand der für ihn in seiner Kindheit zuerst eigentlich gar kein Begriff darstellte, das Gefühl der Geborgenheit im Zuhause bei der Familie, denn die suchende Unruhe war konstant in seiner Erinnerung von klein auf wie gänzlich Selbstverständlich eingebrannt.

Der lange Weg und die unterschwellige Suche nach einer Normalität begannen daher fast schon unbewusst auch in der frühesten Kindheit im Krieg. Da sind in kürzester Zeit viele verschiedene aber auch prägende Eindrücke, fast wie in einem Zeitraffer, auf einen jungen Menschen von gerade noch nicht einmal sechs Jahren eingestürmt.

Dass seine Eltern kurz nach seiner Geburt geschieden worden sind und die damals damit dann verbundenen großen Probleme wurden ihm dann viele Jahre später erst durch eigenes Erleben dann richtig klar und bewusst, aber den wahren Grund dazu hat er nie erfahren können.

In der damaligen Zeit, den Dreißigern und vierziger Jahren war dieses aber ein gewaltiges Makel, dass man indirekt zu jeder Zeit stets zu spüren bekam, denn wenn in einer Familie etwas sich nicht so darstellte wie die arrogante Hochnäsige Gesellschaft es für genehm ansah, war automatisch erstmal die Frau daran schuld.

Da spielte letztendlich die persönliche Schuldfrage im allgemeinen Umfeld die kleinste Rolle, obwohl diese eigentlich bei seinem, ihm für lange Zeit unbekannten Vater wohl zu finden gewesen wäre.

Es war in der nationalistischen Zeit stellenweise wie ein tägliches wahres Spießruten laufen, für uns und im speziellen aber auch für unsere Mutter, denn in der gültigen damaligen Weltanschauung galt nur eine komplette Familie mit arischem Nachweis als ein guter und akzeptierter Bestandteil der damaligen Gesellschaft.

Sie wurde dadurch in der eigentlich von Männern geprägten Gesellschaft fast schon automatisch zu einer Person zweiten Grades und natürlich auch entsprechend in ihrem, unserem Umfeld von der Allgemeinheit und besonders in öffentlich amtlichen Angelegenheiten behandelt.

Im Alltagsgeschehen zeigte es sich damals besonders bei Angelegenheiten mit den Verwaltungen, unsere Mutter hatte eben wie schon erwähnt einen nicht unerheblichen Makel und sie wurde dadurch auch entsprechend behandelt, da interessierte es niemanden direkt, warum und wieso denn die Eltern geschieden worden sind und welches momentane Anliegen so wichtig sein könne.

Denn sie musste damals mit gerade mal vierundzwanzig Jahren bei meiner Geburt und nach ihrer späteren Scheidung danach mit uns beiden Jungs, der Bruder war gerade mal drei Jahre älter als er selbst, mit den täglichen Problemen klarkommen.

Zu dieser Zeit war es Gesellschaftlich für eine Frau überhaupt auch noch besonders schwierig und auch ein anhaftendes Makel, mit Kind Alleinstehend zu sein.

So etwas gehörte sich einfach nicht, dass wieso interessierte doch wirklich niemanden, dann gewiss auch nicht nach irgendwelchen Schuldfragen und Hintergründen zu fragen oder dafür Verständnis zu zeigen.

Das Leben, dass zeigte sich bereits da schon, war so gefährlich wie der Balanceakt auf schmalem Grat und gewiss nicht so bunt wie eben ein Kaleidoskop nur sein kann, dass ja auch bei jeder leichten Bewegung ein gänzlich anderes buntes, aber eben auch zerrissenes Bild zeigt.

Man hatte sich über lange Zeiten, über Jahre hinweg eben kaum irgendwie etwas ein oder an etwas gewöhnt und war dann doch kurz darauf auch schon wieder wo anders und unter anderen Leuten mit all ihren jeweiligen Eigenheiten und auch manchmal unverhohlenen persönlichen direkt abwertenden Meinungen und Reaktionen.

Normalität bedeutet eigentlich doch auch Kontinuität, aber davon war Jahrelang wirklich nichts zu spüren, außer dass man sich an das ständige krasse Wechseln der Situationen und der Wohnorte gewöhnt hatte.

Das war dann paradoxer Weise auch schon wieder Normal und wenn es dann auch mal keine Änderung gab, hatte man zugleich das ungute Gefühl das hier eventuell doch etwas nicht stimmen kann.

Nicht alle Ortschaften und Gegenden sind gleichmäßig von den Kriegsbegebenheiten gleich stark betroffen gewesen. Für diverse Bereiche war es dann schon ein gravierendes Ereignis, wenn die feindlichen Flieger besonders tief über die Ortschaften geflogen sind, aber es gab dann auch besonders mit Industrie bestückten Bereiche die massiv heimgesucht und auch massiv bis zur Totalvernichtung Bombardiert worden sind.

Entsprechend ausgeprägt sind und waren die vielen Erlebnisse und Erinnerungen der Kinder und Heranwachsenden an die damalige schlimme Zeiten.

Glücklich konnten sich die Personen trotzdem schätzen, die, wenn sie durch die widrigen Umstände nicht ihre Gesundheit und zudem auch noch ihre angestammte Heimat ganz oder auf lange Zeit verloren haben, oder sogar verlassen mussten.

Aber allen Menschen war damals eins gemeinsam, jeder versuchte aus den persönlich schlechten Situationen noch das Beste für sich selbst zu machen, dass spürte man besonders wenn man dann auch noch auf das Wohlwollen anderer Leute angewiesen und dadurch abhängig war.

Eine Kindheit und Jugend in den vierziger Jahren in der es zum Träumen und Schwärmen wirklich keine Zeit und auch keinen Anlass gab, es fehlte aller Orten ja zudem auch jede Art von männlichem Vorbild eben selbst auch der normale männliche Gegenpart innerhalb der Familie.

So verlief für Harry die Kindheit dennoch zwischen recht vielen unterschiedlichen und trotzdem aber für einen wachen kleinen Jungen auch schöne aufregende Augenblicke und eben auch trotz der sehr vielen unschönen Momenten in einer harten und erbarmungslosen Zeit.

Eine Zeit wo sehr stark Egoismus und auch eine allgemeine Rücksichtslosigkeit an der Tageordnung war und im Grunde jeder erst einmal nur nach seinem eigenen persönlichen Vorteilen trachtete. Wer dieses nicht tat, war schon fast selber schuld daran, wenn etwas nicht funktionierte oder nicht erreicht wurde.

Doch es gab auch immer wieder Personen die einem fast uneigennützig helfend zur Seite standen, soweit die Situation es damals eben zu ließ. Es bleiben somit doch auch gute Erinnerungen und erste Eindrücke, die Erlebnisse einer Kindheit in einer irrealen Kriegszeit und auch danach.

Auch noch nach dem Krieg, nach einem Kriegsende das von der allgemeinen Bevölkerung lange recht schnell erwartet worden war, aber in der Realität und in den Köpfen dann eher doch erst ganz langsam Wirklichkeit wurde, man versuchte insgeheim zum eigenen Vorteil Stellenweise immer noch die alte selbstverständliche Machtherrlichkeit aufrecht zu erhalten um seine eventuellen Vorteile so lange wie möglich zu erhalten.

Da waren selbst in den engsten Lebensbereichen viele Dinge geschehen, die nicht so schnell vergessen werden konnten und alleine schon daher war dann kaum noch ein vernünftiges Miteinander, wie lange vor dem Krieg möglich. Unzählige Familien wurden durch irgendwelche Zwänge auf Jahre getrennt und in alle Winde zerstreut oder auch völlig ausgelöscht, es gab wohl Land auf Land ab keine Familie wo nicht mindestens ein Opfer des Krieges zu beklagen war.

Alle, die überlebt hatten hofften inständig, dass bald alles wieder in normalen geordneten Bahnen verlaufen würde, was aber ist schon normal, eigentlich vielleicht auch nur das was man sich idealisiert vorstellte. Doch so mancher musste auch seine Hoffnungen bald aufgeben, wenn er mit den total neuen unumstößlichen harten Begebenheiten dann wiederum erneut konfrontiert wurde.

Althergebrachtes war zu der Zeit eigentlich gar nichts mehr wert, aber man hatte genau genommen eigentlich nichts anderes, eben nur dieses.

Neues tat sich unendlich schwer, da ja fast alles erst mal wieder aus Ruinen und Resten nach und nach entstehen musste, improvisieren in allen Lebenslagen war eben oberstes Gebot der damaligen Zeit, wo das Fehlen von Material und Technik der alles umtreibende Faktor und große Behinderung war.

Diese Zeit, wo in erster Linie das Überleben wichtig war, war das Wie schon fast zweitrangig, jeder trachtete eigentlich mit den jeweiligen Begebenheiten nach seinen eigenen Vorteilen, und daher nicht unbedingt nach dem Wohlwollen und Ergehen anderer.

Besonders denen die auf unbestimmte Zeit irgendwo willkürlich wie wir zugeordnet worden waren. Man war eigentlich in ihren Kreisen störend, aber als billige fast rechtlose Arbeitskraft wie auch die vielen ausländischen Landarbeiter aus den östlichen Besatzungsbereichen, doch im täglichen und ländlichen Leben auch wiederum für die Allgemeinheit vorrübergehend sehr nützlich und hilfreich.

Ein Erwachsener hatte mit dieser Einstellung damals schon seine erheblichen Probleme, aber ein Kind war diesen Unwägbarkeiten mit aller Härte ausgeliefert, die es natürlich noch nicht ergründen, begründen und verstehen konnte. Denn an allen Ecken und Enden herrschte damals im Grunde doch auch nur Mangel und das Gesetz des Stärkeren und der Denunziation, irgendwie war für Jeden das eigene Wohlergehen das oberste Gebot aber trotzdem eben auch nicht für jeden machbar.

Es war eine für wahr harte entbehrungsreiche und auch nicht ganz ungefährliche Zeit. Denn Ungemach drohte von allen Seiten und eine Hilfe war auch von einer Verwaltungsperson kaum oder nur sehr selten zu erwarten, denn diese Personen lebten regelrecht in ihren eigenen Hemisphären, die man tunlichst nicht stören sollte.

Ein normal humanes, friedvolles und verständnisvolles Miteinander, was für einen Heranwachsenden genau gesehen schon ein Muss ist, war fast gar nicht mehr existent, jeder wähnte meist in einem Gegenüber einen feindlich gesonnenen Menschen, was dieser auch leider viel zu oft auch war.

Erwachsene Männer, zwischen zwanzig und vierzig Jahren bekam man fast gar nicht mehr zusehen und wenn dann fast nur noch in Uniformen. Denn die überwiegende Zahl der Männer waren in Stadt und auch auf dem Land ja alle bei der Wehrmacht und meist dann auch, sehr weit weg. Außerdem sah man dann höchstens noch einige, aber meist unhöfliche und überwiegend überhebliche herrschsüchtige Beamten in den diversen Verwaltungsbereichen.

Besonders wenn die Herren in ihren dunklen, schwarzen oder auch braunen Uniformen dann noch einen vermeintlichen Grund sahen mitsprechen zu müssen, konnte es plötzlich doch recht ungemütlich und auch gefährlich werden, denn nur sehr selten konnte man ihrer scheinbaren Allmacht entgehen. Vor allem in der Verpflegungsfrage war es besonders ausgeprägt, man musste schon froh sein, wenn man über einigermaßen ausreichend Brot und Butter oder etwas Schmalz verfügen konnte.

Was aber auch nicht immer der Fall war, denn man war als Evakuierter eben auch generell auf das Wohlwollen der Wohnungsgeber angewiesen war, was gewiss auch nicht immer uneigennützig geleistet wurde. Egal wie und was an Mangel und Unbill um einen rechten Lausbuben herum geschah war für ihn eigentlich neben Rangig, außer wenn der Magen es überdeutlich durch sein knurren kundtat, wurde auch ihm schmerzlich bewusst, dass vieles nicht so war wie es eigentlich sein sollte.

Aber für Harry war es trotzdem auch irgendwie eine abenteuerliche, erlebnisreiche und daher, trotz allem Negativen eine schöne Kinderzeit. Viele neue, noch nie erlebte Eindrücke hier auf dem Land gab es ja zu Hauff, was einen kleinen Jungen aus einer großen Stadt wohl brennend interessieren und auch faszinieren konnte.

Das aber einen Erwachsenen wiederum schon eher zur Abneigung tendieren und des Öfteren verzweifeln ließ. Denn was in einer Stadt normal und üblich ist, war hier auf dem Land unmöglich oder sogar total verpönt. Auch was es gewohnt in der Stadt im nahe gelegenen Laden zu kaufen gab, war hier nur mit einer einige Kilometer weiten Fahrt mit einem Fahrrad, sofern man eines hatte oder sich ausleihen konnte, nach Gotha möglich und dann vielleicht aber auch dort zur Zeit nicht erhältlich.

Egal was auch immer um einen kleinen Jungen herum geschehen wird, ein kleiner neugieriger Lausbub ist und bleibt eben doch auch ein Lausbub. Und zudem ist es ja auch so, was man noch nicht kennen gelernt hatte, vermisst man ja bekanntlich auch nicht.

Ganz egal wie es in der Welt um ihn herum auch zugehen mochte, er war zu der Zeit über viele Jahre hinweg eben unablässig auf einer nie enden wollenden Entdeckungstour. Es hätte doch wohl die schönste Kindheit die man sich vorstellen konnte werden können, wenn eben die unschönen Begleitumstände nicht gewesen wären.

Was und wo bitte sehr, ist denn nun das zu Hause oder das Daheim, eine solche Frage stellte man sich als Ausgebombter und auch Vertriebener ohne Dach über dem Kopf eigentlich damals überhaupt nicht. Man wurde ja beinahe fast ungefragt von einem Amt einfach dahin verfrachtet wo Platz war und wo man zudem auch dringend billige hilfreiche Hände, nur für Kost und Logis, eventuell ein kleines Handgeld benötigte.

Als Mensch, der im städtischen Gepräge aufgewachsen ist, ist das Landleben schön, es wird dann doch schon eher mehr idyllisch angesehen, doch wenn man dann fast über Nacht dorthin versetzt wird, ist es dann doch schon etwas befremdlich und total ungewohnt, denn fast alles Bekannte war weit fort, und das total unbekannte war normaler Alt Tag.

Besonders hart trafen einen diese fast schon gewollten behelfsmäßigen Unzulänglichkeiten, weil man ja nicht einen Moment vorher, Zeit und Gelegenheit hatte sich auf solche grundlegenden lebensverändernde Begebenheiten auch nur annähernd einzustellen, solche Probleme und Schwierigkeiten hatten die diversen Herrschaften in den gehobenen Bereichen eben nicht und taten, dass dann auch meist mit offenem Unverständnis kund.

Es begann ja schon damit, dass keinerlei Garderobe, die für das Landleben entsprechend gewesen wäre vorhanden war, es musste mit allem Möglichen und Unmöglichen ständig improvisiert werden. Deshalb konnte man auch in den ersten Wochen gleich feststellen wer ein Einheimischer oder ein Evakuierter war, denn sie bildeten schon einen fast exotischen Anblick in ihren städtischen und auch provisorischen Bekleidungen.

Denn kaum einer hatte die dort übliche und nötige Bekleidung, jeder war froh, dass er überhaupt etwas zum Anziehen hatte, da musste eine Jacke oder Mantel von mehreren Altersstufen hinter einander getragen werden. So wurde manche unschöne Situation hingenommen und in paradoxer Weise fast schon als doch hilfreich und nötig angesehen. Weil man ja in erster Linie etwas zu Essen und ein Dach über dem Kopf brauchte und der Rest war im Moment völlig egal und nebensächlich.

Auch wenn von diversen Personen einem das sowieso schon schwere Leben nicht gerade leichter gemacht wurde, so war man doch wiederrum sehr froh das man erstmal ein heiles Dach über dem Kopf und etwas zu Essen hatte.

An oberster Stelle stand somit über lange Zeit die persönliche Unversehrtheit, da waren offensichtliche Mangelernährung und einer Person nicht zugehörige Bekleidung keine besonders aufregende Angelegenheit.

Was aber auch Augenfällig, besonders hier im ländlichen Bereichen war, auf den Straßen waren überwiegend nur ältere Menschen zusehen, junge Frauen oder jugendliche Mädchen sah man nur sehr selten, wenn überhaupt dann nur in der Begleitung von älteren Personen, so gehörte der ländliche Außenbereich fast gänzlich den Knaben im Kindesalter.

Die Begriffe männliche oder weibliche Garderobe war zudem über eine längere Zeit überhaupt kein Thema, nur eins war wichtig, Hauptsache ganz und warm.

Da standen irgendwelche persönlichen Befindlichkeiten automatisch total hinten an, was aber dann auch von einigen zu jeder Zeit in den verschiedensten Versionen schamlos ausgenutzt wurde. Alleine schon aus diesem Grunde war es schon von weitem ersichtlich zu welcher Bevölkerungsgruppe ein Mensch der einem begegnete, gehörte.

In den Städten war es fast immer ein deutlich sichtbarer Judasstern auf der Brust, hier auf dem Land war es eben eine nicht angepasste Garderobe, die den persönlichen Status schon deutlich nach Außen deklarierte.

Was und Wo ist zu Hause oder Daheim?

Das sind im Grunde zwei Begriffe die doch eigentlich das gleiche ausdrücken, zu Hause ist aber doch eigentlich mehr das Dach, unter dem man wohnt und sich sicher fühlt.

Aber Daheim ist doch mehr eine innere, fast undefinierbare Gefühlsache, eben da wo man sich richtig geborgen fühlt, wo man hingehört und gefühlsmäßig auch wiederum seine angestammte Heimat hat, diese Begriffe sind für ein kleines Kind sehr wichtige Lebenskomponenten, auch wenn es sie noch nicht einmal erklären könnte.

Doch viel zu oft traf vor allem auch später über viele Jahre dann doch keiner der Begriffe so richtig zu, denn da wo man sich sicher fühlte war man nicht unbedingt auch zu Hause. Denn wenn man ständig wo anders wohnt und sich jedes Mal in völlig fremde Gefilde, Menschen und Gepflogenheiten neu eingliedern muss, bekommt man wohl kaum ein Gefühl für den Begriff Heimat und Zuhause.

Denn nicht immer war der Ort oder die Leute geeignet für lange Zeit ein einigermaßen vernünftiges und geordnetes Leben führen zu können, man spürte immer und überall, man war eben nur auf unbestimmte Zeit, wenn überhaupt, geduldet.

Ein kleiner heranwachsender Mensch benötigt eigentlich aber unbedingt genau dieses nicht verhandelbares Gefühl der wirklich verlässlichen Geborgenheit und Zugehörigkeit, eben das Zuhause, wenn das komplett fehlt bekommt der Begriff des Entwurzelt sein, erst seine völlige Bedeutung.

Wie eine Kreatur sein Nest oder seine Höhle als ein absolut sicheres Refugium mit seinen Eltern zusammen fühlt und betrachtet, genauso empfindet ja auch ein Mensch, besonders in den ersten Kinderjahren sein zu Hause. Dass dieses Gefühl viele Jahre aber nicht gegeben war, hat Harry in seiner frühen Kindheit nicht direkt besonders gestört, aber etwas später doch, es hat irgendwie immer schmerzhaft gefehlt und zudem ihn auch nicht unwesentlich auf sehr lange Zeit geprägt.

Denn es war für ihn über lange Zeit doch recht abenteuerlich, da fast ja täglich irgendetwas Neues unbekanntes passierte, man war daher schon unbewusst stets auch auf der Suche nach etwas Neuem und wurde eigentlich doch nie so richtig sesshaft, auch noch viele Jahre später nicht.

Zudem war es eine lange Zeit ganz normal, mal hier und mal da zu wohnen ohne zu wissen wie lange dauert es nun dieses Mal, Hauptsache war stets für uns ein Dach über dem Kopf zu haben, es waren daher wesentlich mehr Orte als vergangene Jahreszahlen.

Heimat war daher nur ein Wort ohne größere Bedeutung, das war für mich nur eine Frage die sehr lange Zeit im Grunde auch unbeantwortet blieb, denn immer wieder mal hieß es auf´ s Neue, hier sind wir jetzt zu Hause und Daheim.

Mit der Zeit war es dann auch total gleichgültig wie die Bezeichnung war, Hauptsache wir hatten neben dem Dach über dem Kopf auch etwas zu Essen. In einer solchen gewiss nicht gerade besonders schönen Zwangssituation stumpft man automatisch auch ein wenig ab und ist dann auch nicht an einer Erklärung und Deutung solcher Begrifflichkeiten direkt interessiert.

Daher blieb über viele Jahre, bis in die späteren Siebziger eigentlich die Klärung dieser Frage für den Autor auch immer unbedeutend und offen. Unbewusst war man sogar über viele Jahre hinweg stetig auf der Suche nach Neuem oder vermeintlich Besserem, denn schlechtes hatte man ja schon im Übermaß gehabt.

Wobei dann auch die Eine oder andere Entscheidung und Änderung sich im Nachhinein als nicht besonders glücklich zu bezeichnen war. Denn man hatte ja eine gewisse Beständigkeit von Grund auf ja praktisch nie richtig kennen gelernt, der einzige Beziehungspunkt war nicht irgendein Gebäude oder eine Örtlichkeit an den man sich auch noch nach Jahren erinnert und indirekt auch gebunden ist, sondern nur und vor Allem war es der direkte Bereich wo sich unsere Mutter aufhielt.

Diese schwere Hypothek für unsere Mutter wurde dem Autor auch erst viele Jahre später richtig bewusst, nachdem er mit seiner eigenen Familie so seine Probleme hatte.

War die momentane Wohnung in der wir wohnen durften dann nun auch Heimat? Das war dann doch sehr oft meist mehr ein Wunsch als die wahre Wirklichkeit und hatte lange Zeit überhaupt keinen prägenden Sinn.

Denn es war dann plötzlich doch wieder ganz anders, es war eben ein Leben in ständiger Ungewissheit und lange Zeit auf Abruf, es war praktisch das Leben aus dem Rucksack oder Koffer, es sollten einige Jahre eines in gewisser Weise geliehenen Lebens auf Abruf werden.

Keinesfalls waren diese ständigen Veränderungen immer gewollt, sondern der damaligen wirren Allgemeinsituationen geschuldet, das endgültige Ziel war über lange Zeit aber unbestritten stets auch die Rückkehr in unsere Heimatstadt.

Gott sei Dank ist es einem kleinen Jungen mit gerade mal knapp sechs Jahren nicht gegeben die Geschehnisse, vor allem die Schlechten um ihn herum in diesem Sinne zu bewerten und in ihrer Tragweite überhaupt voll zu erfassen.

So lange keine Schmerzen oder direkte unangenehme körperliche Beeinträchtigungen für ihn selbst damit verbunden waren, war eigentlich alles in diesem Moment erst einmal prima. Es zeigte sich auch später noch, nach jedem Umzug und Wechsel war eben alles neu und auch stellenweise recht abenteuerlich und aufregend für ihn, so etwas kann auf Dauer fast schon süchtig nach immer Neuem machen.

Was so alles an großen und kleinen Begebenheiten in den Kriegszeiten und danach damals geschehen war, ob nun gut oder schlecht, man nahm es eben hin wie es im Moment war, ändern ließ sich daran ja auch nichts. Im Grunde eine eher verkehrte Welt denn das was eigentlich zu einer sorglosen Kinderzeit gehörte, war wiederum doch recht selten oder auch gar nicht mehr existent. Aber alles was auch für Erwachsene schon recht unangenehm war, war da eher schon wieder alltäglich und auch im Übermaß vorhanden.

So kam es dann auch, dass man alles Geschehen, selbst das unangenehmste um einen herum als ganz normal und in jedem Falle vergänglich ansah und dass was man gar nicht erst kennen gelernt hatte, konnte man ja auch nicht entbehren. Erst viele Jahre später bei Unterhaltungen mit Altersgenossen stellt man dann erstaunt fest, dass man sehr viel mehr erlebt hatte als sie, aber sehr vieles auch wiederum noch gar nicht kennen gelernt hatte. Man muss einfach feststellen, dass, auch wenn man es nicht bewusst wahrgenommen hat eine ganze Menge an Kindheit nicht erleben durfte.

Ja, dass einem ein Großteil der Kindheit doch regelrecht gestohlen oder vorenthalten worden ist, da man von klein auf ja praktisch doch wie ein Erwachsener reagieren und auch handeln musste. Man war genau genommen eigentlich stets irgendwie nur auf Besuch, Beständigkeit war daher über viele Jahre hin ein echtes Fremdwort und musste erst einmal mit der Zeit mühsam gelernt werden.

Wie soll also ein kleiner Junge sich in solch chaotischen Zeiten und Zuständen und den Irrungen jener Zeit zurechtfinden, wenn selbst viele Erwachsene dann schon nicht mehr genau wussten, was richtig oder falsch ist und war. Es wurde genau betrachtet eigentlich auch im engsten Vertrauten Kreise, wenn es eben ging über nichts und niemand gesprochen das verfänglich sein konnte.

In einer Zeit wo Jeder Jeden als Feind oder Konkurrent um Hab und Gut ansah und jede offen geäußerte Meinung die nicht der amtlich vorgegebenen entsprach, oder ein eventueller Änderungsgedanke von Außenstehenden als Landes oder sogar als Hochverrat ausgelegt werden konnte.

Denn wenn ein Kind so eine kritische Aussage unbedacht machte wurde sofort daraus geschlossen das in dem Familienkreis auch solches gesprochen wird und schon war man unter Beobachtung von gewissen Systemüberzeugten Personen.

Deren Hauptaufgabe wohl darin bestand Mitbewohner auszuhorchen und zu denunzieren um sich selbst dadurch einen meist materiellen Vorteil zu verschaffen. Da spielte nicht immer die Frage nach dem Alter einer Person eine maßgebliche Rolle, allein die nicht als genehm angesehenen Worte genügten schon in den meisten Fällen, um für eine ganze Familie unangenehmen Zeiten anbrechen zu lassen.

Ein Großteil der maßgeblich tonangebenden Personen in den Verwaltungstuben war mit einer übergroßen Portion an Arroganz und Überheblichkeit ausgestattet, daher war der Umgangston auch entsprechend, sie ließen Einem, besonders als Bittsteller nie das Gefühl loswerden das man eigentlich für sie nur lästig und nicht gern gesehen war.

Man wurde unwillkürlich schon in den jüngsten Jahren darauf getrimmt, keinem anderen Menschen zutrauen, denn dieser könnte mit den kindlichen unbedachten Äußerungen doch der ganzen Familie ernsthaft schaden. Man konnte eben nur von einen auf den anderen Moment mit den allgemeinen Unzulänglichkeiten leben und dem Misstrauen von Anderen keinen Anlass zu geben. Weniger darüber nach zu denken war eigentlich stets mehr angesagt als darauf zu reagieren, um dann aber etwas später festzustellen das es anders gemacht vielleicht doch besser gewesen wäre.

Wie man es auch drehte und wendete es war besonders auch für unsere Mutter damals wirklich keine leichte und angenehme Zeit. Denn als geschiedene, gutaussehende mittelblonde junge Frau mit knapp dreißig Jahren mit zwei kleinen Kindern, das war in der damaligen Zeit und Öffentlichkeit schon ein gewaltiger Makel, dass sie unentwegt auch durch entsprechende Anzüglichkeiten und auch Nachstellungen zu spüren bekam.

Deshalb war es fast immer ein Familienausflug, wenn etwas in der Öffentlichkeit zutun und erledigen war, denn in unserer Begleitung waren die betreffenden Herrschaften doch etwas geziemter. Die Prägungen jeder Art die man in den ersten Kinderjahren erfährt, werden einen bewusst oder vielleicht auch unbewusst in späteren Jahren bei Entscheidungen und Handlungen ein Leben lang zu einem nicht unerheblichen Teil doch sehr stark beeinflussen.

Durch die frühe Scheidung seiner Eltern hatte er seinen Vater erst während der Evakuierung mit knapp sechs Jahren, bei der Widerheirat seiner Eltern nur für ein paar Tage das erste Mal in seinem Leben bewusst gesehen.

Da einem ja auch schon von klein auf, der Vater als positives oder wenn man so will auch mal negatives Vorbild fehlt und auch sonst keine Kontinuität im gesamten Lebensumfeld über Jahre hinweg zu finden war, es fehlten zudem nicht nur in dem persönlichen gesamten privaten Umfeld, sondern zum größten Teil in der Öffentlichkeit überhaupt, ja auch die männlichen Personen im Alter zwischen achtzehn bis über vierzig Jahren fast komplett, als Vorbild oder auch als normales Anschauungsobjekt als Vergleich.

Woher sollen denn dann für das spätere Leben denn die so wichtigen prägenden und vor allem positiven Einflüsse kommen, denn der ganz natürliche Nachahmungseffekt war über viele Jahre eben nicht vorhanden.

Ob nun als positiver oder auch negativer Zeitgenosse, existierten eben erwachsene Männer fast nur in irgendwelchen Uniformen, ob nun von der Wehrmacht oder den berühmt berüchtigten dunkel gekleideten Gruppierungen. Daher konnte ja auch kaum eine Erfahrung oder natürliche Reflektion im normalen Leben stattfinden, somit war auch kein großer Anreiz für irgendwelche Nachahmungen bei vielen Tätigkeiten gegeben.

Männer diverser Altersgruppen kannte man ja fast nur in den verschiedenen Verwaltungspositionen oder in irgendwelchen Uniformen. Und damit verbunden mit einem unpersönlichen und nicht gerade freundlichen Umgangston, diesen Menschen ging man dann schon automatisch soweit es möglich war gleich aus dem Wege.

Insgeheim wurden Personen ja nur in Uniform und in einer mehr oder weniger wichtigen Position als vollwertig angesehen, entsprechend war eben auch die Akzeptierung zwischen den Menschen allgemein.

Es galt daher im Allgemeinen doch nur die ganz einfache Formel, die da Oben und die da Unten, dazwischen gab es fast keine nennenswerte Basis bis auf ganz wenige seltene Ausnahmen. Da man ja fast nur noch ältere oder gebrechliche Männer im Alltagsgeschehen, wenn überhaupt zu sehen bekam, hatte man das Gefühl das dieses dann doch wieder ganz normal war.

Wenn man bedenkt das statistisch auch nach dem Krieg noch auf einen Mann rund fünf Frauen im mittleren Alter kamen, kann man sich das alltägliche Bild in Stadt und Land im gesamten Umfeld als recht gestört ansehen. Dadurch fehlte aber auch der indirekte Impuls des Nacheiferns im täglichen Leben und das machte sich besonders später auch in den Berufswünschen bemerkbar.

Da ja viele Jahre auch der Anschauungsunterricht vieler männlicher Berufstätigkeiten in der Realität gefehlt hatten. Zudem wurden über lange Zeiten ja auch unzählige Betriebe und Handwerksbetriebe nur noch behelfsmäßig mehr recht als schlecht von Frauen weitergeführt, somit fehlte auch hier auf lange Zeit die männliche berufliche vorbildliche Basis.

Fast paradox mutet es heute einen dann doch an, wenn man bedenkt, dass bis in die siebziger Jahre eine Frau um arbeiten zu dürfen eine Genehmigung von ihrem Mann benötigte, aber damals in dieser Zeit doch schon als selbstverständlich galt, dass eine Frau einen Mann in Geschäft und Arbeit völlig ersetzen kann und auch musste.

Wenn das Alles aber als vorbildliche Basis eine lange Zeit gar nicht existent ist und zudem das entsprechende Spielzeug auch nicht vorhanden war. So fehlt somit auch der Grundstoff für das kindliche Träumen, der Nachahmerei und der kindlichen Vorbildung auch auf und in späteren Zeiten.

Wenn bei Kindern zu allen Zeiten schon von klein auf feststeht und auch heute noch der Wunsch zu einem Beruf wie Lokführer oder Feuerwehrmann oder zu einem anderen technischen Beruf, geschieht das ja meist doch durch das Sehen, Erleben und auch eben durch die sie umgebenden Vorbildern.

Auch aus der kindlichen Phantasie und Träumerei wird meist der Berufswunsch durch entsprechendes Spielzeug schon von klein auf maßgeblich unterstützt. Aber eben vermehrt durch ein Vorbild in persönlicher Nähe, wird auch durch das Spielen mit einem entsprechenden Spielzeug ein späterer Berufswunsch noch verstärkt. Doch auch Träume und Vorstellungen brauchen eben auch reale Vorgaben, sonst zerplatzen sie auch sehr schnell wie ein Luftballon oder verlaufen sich in Utopien.

Sie wurde in den meisten Fällen durch gesteigerte Aktivitäten oder so genanntes altkluges Verhalten unbewusst versucht zu kompensieren, nicht selten musste ein kleiner Knirps mit seinen begrenzten Möglichkeiten zwangsläufig aber dann doch auch einen erwachsenen Mann ersetzen.

Wenn über viele Jahre hinweg nur ein weibliches Vorbild zur Verfügung steht, tut man sich sehr schwer in den späteren jugendlichen Jahren dann die unbekannte andere Seite zu erlernen. Was dann nicht immer gelingt, oder auch einige unerklärliche Probleme mit sich bringen kann.

Dieser fehlende indirekte Einfluss auf das normale kindliche Verhalten und der Bildung einer eigenen Persönlichkeit lässt sich nur sehr schwer ersetzen oder später auch nicht wirklich nachholen.