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Dieses eBook enthält über 50 Beiträge, die zuerst auf meinem Blog erschienen sind. Hinter diesen kurzen Aufsätzen steht das andauernde Bewusstsein einer Grundspannung, in der ich mich befinde: Ich bewege mich in der Welt meines Vaters. Er hat alles gemacht, es gehört Ihm. So sagt es schon David in Psalm 24,1-2. Diese Erkenntnis stimmt mich äußerst zuversichtlich. Gleichzeitig wandere ich als „Pilger“ durch diese Welt. Das heißt, ich bin auf der Durchreise zur „ewigen Seligkeit“. Das Grundgefühl, in dieser Zeit nur „Fremdling“ zu sein, bewahrt mich davor, zu stark im Hier und Jetzt aufzugehen bzw. die Erfüllung im Diesseits zu suchen. Hanniel Strebel
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Seitenzahl: 155
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Als Fremdling in des Vaters Welt
Eine christliche Sicht für das gesamte Leben gewinnen
Christliche Weltsicht, Band 5
Hanniel Strebel
© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe
Autor: Hanniel Strebel
Cover: Caspar Kaufmann
ISBN: 978-3-944187-98-3
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
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Hanniel Strebel, 1975, verheiratet, Vater von fünf Söhnen, wohnhaft in Zürich. Betriebsökonom FH und Theologe (MTh / USA), arbeitet in der Personal – und Führungsentwicklung. Er schloss sein Theologiestudium mit einer Arbeit über Home Education ab, die 2011 im Verlag für Kultur und Wissenschaft erschien.
2013 promovierte er an der Olivet University (PhD / USA) in Systematischer Theologie mit einer Studie über den niederländischen Denker Herman Bavinck und dessen »Theologie des Lernens“. Er bloggt täglich zu den Themen Theologie, Familie, Bildung und Selbstführung unter www.hanniel.ch.
Widmung Für Daniel & RenataMeine Freunde und Mitreisenden zur ewigen Seligkeit
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Inhalt
Vorwort
Familie und Erziehung
Bildung
Kirche und geistliches Leben
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Anmerkungen
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Dieses eBook enthält über 50 Beiträge, die zuerst auf meinem Blog erschienen sind. Hinter diesen kurzen Aufsätzen steht das andauernde Bewusstsein einer Grundspannung, in der ich mich befinde: Ich bewege mich in der Welt meines Vaters. Er hat alles gemacht, es gehört Ihm. So sagt es schon David in Psalm 24,1-2. Diese Erkenntnis stimmt mich äußerst zuversichtlich. Gleichzeitig wandere ich als „Pilger“ durch diese Welt. Das heißt, ich bin auf der Reise zur „ewigen Seligkeit“. Das Grundgefühl, in dieser Zeit nur „Fremdling“ zu sein, bewahrt mich davor, zu stark im Hier und Jetzt aufzugehen bzw. die Erfüllung im Diesseits zu suchen.
Das bedeutet, dass ich mich neugierig den Herausforderungen meines Alltags in der Familie, der Gemeinde, im Beruf und als Bürger meines geliebten Heimatlandes, der Schweiz, widme. Gleichzeitig fühle ich mich in mancher Hinsicht „fremd“. Meine Interessen und Prioritäten haben sich durch den Glauben verschoben.
Ich hoffe und bete, dass Sie diese Anstöße ermutigen, Ihr ganzes Leben unter der Herrschaft von Christus neu zu ordnen und sich noch stärker von ewigen Ziel bestimmen zu lassen!
Ihr Hanniel Strebel
Es drängt mich, wieder einmal für die Mütter eine Lanze zu brechen. Meine Frau füllt diese Gott gegebene Aufgabe seit Jahren mit Hingabe aus. Immer wieder wird sie von anderen Frauen gefragt: „Macht dir dein Job Spaß?“ Ich widme mich der Terminologie von „Job“ und „Spaß“, denn sie zeigen beispielhaft auf, wie es zwischen den beiden Kategorien „Spaß“ und „Freude“ zu unterscheiden gilt.
Also: Soll der „Job“ – definiert als Rolle, die man ausfüllt, um das Ich zu befriedigen – als Mutter Spaß machen? 16 Stunden täglich, mit Dutzenden von Aufgaben, im Fall meiner Frau mit der Doppelaufgabe von Familienmanagement und Unterricht auf fünf verschiedenen Lernstufen? Nein, es liegt kein Kino drin, auch kein Wellness-Wochenende. Es braucht Organisationstalent, um die vielen Termine zu koordinieren. Es bleibt kaum Zeit für den eigenen Termin beim Zahnarzt oder den Kleiderkauf.
Auf der Spaßebene ist das Muttersein nicht anzusiedeln. Als Ehemann muss ich gestehen, dass mich solche Fragen schon mal zornig machen können! Da kommen die Evangelisten der Freizeitgesellschaft und wollen einer hart arbeitenden Mutter noch den sozialen Druck der Vergleichsgruppe gleichaltriger Frauen aufs Auge drücken. Mit welcher Absicht? Als ob eine Mutter von der sozialen Akzeptanz der Gruppe leben würde!
Wenden wir uns der zweiten Kategorie zu. Mein Ältester hat es kürzlich auf den Punkt gebracht: „Mami, deine Tage sind zwar oft nicht spaßig, aber sie sind gefüllt von Freude.“ Ich kenne keine engagiertere Beterin als meine Frau. Sie betet sich förmlich durch den Tag. Sie weiß genau, dass sie es aus eigener Kraft nicht schafft. Als Ehemann stehe ich staunend daneben und beobachte, wie sie Gott täglich versorgt. Das Gebet ist für sie eine lebenserhaltende Notwendigkeit. Sie ist die „Pipeline von oben“ mitten im Gefecht des Alltags.
Es fehlt meiner Frau an der Zeit, an der Muße und auch an den Mitteln, um in der Spaßgesellschaft mitzuziehen. Das Buch des Predigers veranschaulicht die Situation: Wer den Spaß sammeln muss, wird davon nie satt. Der Liebestank bleibt immer leer. Er muss täglich oder zumindest jedes Wochenende neu gefüllt werden. Nur ein Leben durch die Kraft Gottes eröffnet wahres Genießen. Damit kehre ich die Behauptung um: Viele Anfragen widerspiegeln die Spaßfülle des Gegenübers, kombiniert mit einem Sinnvakuum.
In den Psalmen lese ich von der Daseinsfreude eines Menschen, der von Gott gesättigt ist (z. B. Psalm 73,25). Meine Frau gehört zu dieser Gruppe. Viele Menschen beklagen, dass sie Gott nicht erleben. Die Schlussfolgerung aus dem Vergleich wäre: Erst wenn die Spaßfaktoren wegfallen, zeigt sich, ob das Leben aus der Fülle der wahren Freude gespeist wird. Lieber eine Spaßbremse als ein Freudenkiller!
Mein jüngster Sohn hat lesen gelernt und ist begeistert von Zahlen. Mein Ältester ist begeisterter Klavierspieler und steht an der Schwelle ein Mann zu werden. Es wird Zeit mich auf die kommenden Jahre vorzubereiten. Mir wird die Aufgabe zufallen, sie ins Erwachsenenalter zu begleiten. Ich habe intensiv darüber nachgedacht und von verschiedenen erfahrenen Großvätern und Vätern Rat eingeholt. Dies sind 30 Entschlüsse, an die ich mich mit Gottes Kraft zu halten gedenke. Ich habe sie meinen Söhnen vorgelesen und sie gebeten, mich daran zu erinnern.
Lass deine Jungs in der Küche wirken. Sie sollen sich darin üben, Gastgeber zu sein.
Lass es nicht zu, dass sich deine Jungs über die Kirchgemeinde lustig machen. Nimm ihre Bedenken ernst.
Spare Kraft für die Momente am Abend auf, wenn sie dich an ihrem Innenleben teilnehmen lassen wollen.
Vertraue auf Gott, dass er ihnen heilsame, harte Erfahrungen angedeihen lässt. Nimm ihnen diese Steine nicht aus dem Weg und bete für sie. Sprich nicht zynisch über diese Lernanlässe.
Nimm deine Söhne beim Wort. Wenn sie ankündigen etwas zu tun, dann stelle sie zur Rede, wenn sie es nicht ausgeführt haben.
Räume nicht hinter deinen Kindern auf.
Weise die Älteren an, für die jüngeren Geschwister zu sorgen.
Überlege dir, mit welchen älteren weisen Menschen du sie in Kontakt bringen kannst.
Überlege mit ihnen zusammen, wie sie ihre überschüssige Kraft gut investieren können. Es gibt viele Möglichkeiten unternehmerisch tätig zu werden.
Sprich mit ihnen über dein eigenes Versagen und deine Lernfelder.
Identifiziere mit dem Einzelnen Charakter-Entwicklungsfelder. Lass sie regelmäßig Stellung dazu nehmen und eigene Schritte entwickeln.
Sprich mit ihnen über das Heil in Christus. Ermutige sie, Gott im Gebet zu suchen. Verstärke positive Signale, die du bei ihnen wahrnimmst.
Beschaffe gute Literatur. Frage erfahrene Menschen nach Buchhinweisen. Notiere alle Hinweise, die dir täglich begegnen.
Sprich mit ihnen über die Predigt. Lass sie auch Kritik äußern. Sorge dafür, dass sie für sich eine Verbindung für den Alltag finden.
Fordere sie immer wieder zu geistiger Anstrengung heraus. Es sind ihre kraftvollsten Jahre!
Sprich regelmäßig über ihren Umgang mit Geld und den Stellenwert, den es in deinem und ihrem Leben einnimmt.
Frage behutsam nach, wie es um ihre innere Reinheit bestellt ist. Lass dich gerade bezüglich Internet und Pornografie nicht mit ausweichenden Antworten abspeisen.
Führe ihnen vor Augen, dass du deine Frau liebst und Fehlverhalten mit ihr in Ordnung bringst.
Sprich mit ihnen über deine Arbeit. Nimm sie wenn möglich bei einzelnen Aktivitäten mit.
Unterstütze gezielt Projekte, bei denen sie sich körperlich und/oder geistig betätigen.
Nimm sie auf Spaziergänge und Wanderungen mit. Die stillen Momente sind Gold wert.
Lies ihnen aus der Bibel, den Katechismen, aus Zeitungsmeldungen und aus Biografien vor. Diskutiere über Fragen und Spannungen, die darin vorkommen.
Weise ihnen einen Anteil an der Verantwortung innerhalb der Familie zu. Beziehe sie bei einzelnen Aufgaben (wie z. B. Feste feiern, Finanzen planen) mit ein.
Schaffe ihnen Zugang zu Menschen, die von ihrer Berufung begeistert sind und Gott durch ihre Aufgaben mit Hingabe dienen.
Warne sie vor schlechtem Umgang und Freunden. Bespreche mit ihnen negative Beispiele aus ihrem Umfeld.
Weise sie unter vier Augen zurecht. Bete für den richtigen Zeitpunkt hierfür.
Bete täglich für einen passenden Beruf und für Christus hingegebene Schwiegertöchter.
Nimm jeden weltanschaulichen Einwand ernst und verdeutliche ihnen, dass dieses Leben ein geistlicher Kampf ist und bleibt.
Verdeutliche ihnen, dass deine eigene Kraft abnimmt und ihre Fähigkeiten zunehmen.
Lass sie in jeder Hinsicht über dich hinauswachsen. Freue dich über ihre Fortschritte!
Seit bald 14 Jahren bin ich verheiratet. In dieser Zeit durfte ich mehrere Paare an und über die Startlinie ihrer Bundesgemeinschaft vor Gott führen. Von Zeit zu Zeit mache ich mir darüber Gedanken, welche Aspekte sich in Ehe und Familie als wichtig erweisen, welche ich immer wieder vergesse und welche in den Hintergrund rückten. ich bin mir bewusst, dass ich als „Kopfmensch“ schreibe und lebe und dass dies für meine Nächsten, besonders für meine Frau, nicht immer einfach ist.
Als Ehemann bin ich der geistliche Leiter der Familie. Damit stehe ich in der Pflicht, meine Ehefrau und die Kinder geistlich zu versorgen. Diese Versorgung fängt bei mir selbst an. Wenn ich ausgetrocknet bin, wird es meine Familie merken. Zentral sind für mich das tägliche gemeinsame Gebet und Gespräch mit meiner Frau, die gemeinsamen Mahlzeiten, die Familienandachten und das Anleiten des Bibelstudiums der Kinder.
Das gesellschaftliche Umfeld stellt eine Vielzahl an Rollenmodellen bereit. Der Mann kann unterschiedlich in die Erwerbs- und Familienarbeit eingebunden sein. Etwas scheint mir dabei wesentlich: Wenn beide Ehepartner zu stark von Arbeits- und Freizeitaktivitäten in Anspruch genommen sind, geht das immer auf Kosten der Ehe und der Familie. Es ist unabdingbar, Abstriche in Kauf zu nehmen. Wenn sich Mann und Frau nur noch die Türklinken in die Hand geben, wird das gemeinsame Familienleben ausgehöhlt.
Die Frage der Bildung sollte keinem Ehepaar mit Kindern auf die leichte Schulter genommen werden. Das Kind verbringt Tausende von Stunden in einem säkularen Umfeld. Das verlangt nach einem Zuhause, das diese zahllosen Impulse aufgreift. Es reicht nicht, materielle Versorgungsstation zu sein und bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Noch wichtiger ist die charakterliche Arbeit und das Aufarbeiten von weltanschaulichen Themen. Wir dürfen unsere Kinder nicht aufs Spielfeld schicken, ohne sie mit der Taktik der Gegner vertraut zu machen. Es braucht Spielanalyse, Timeouts und die regelmäßige Auseinandersetzung mit der Religion unserer Nachbarn.
Ich stehe ständig in der Gefahr, nach außen zu viel Kraft abzugeben. Dies schleicht sich regelmäßig ein, wenn ich zu viele externe Engagements annehme, zu viel blogge oder mich gar mit Diskussionen in den sozialen Medien „verbrate“. Hier braucht es immer wieder die klare Stimme meiner Frau und meiner Söhne, die mich auf das Kräfteungleichgewicht aufmerksam machen.
In besonders anstrengenden Wochen kommt es immer wieder vor, dass ich der körperlichen Anspannung (Sport) zu wenig Beachtung schenke. Hier genügt der Rückblick auf die vergangenen zwei, drei Wochen und die Frage, ob ich mich wenigstens dreimal die Woche in Ausdauer und/oder Kraft betätigt habe.
Durch den Fokus auf gemeinsame Familienzeit, die intensive Beschäftigung mit der Bildung der Kinder und der Betonung von gemeinsamer Zeit fielen zahlreiche Beschäftigungen weg, die unsere Gesellschaft zur Pflicht erklärt hat: Wir gehen selten einkaufen; wir haben keinen Fernseher; wir gehen so gut wie nie ins Kino; wir verzichten auf Prestige-Urlaub. Manchmal fallen auch Dinge unter den Tisch, die ich den Kindern eigentlich gern ermöglicht hätte wie z. B. das Skifahren.
Das Ansammeln von materiellen Gütern müssen wir hinten anstellen. Wir haben kein Auto, keine eigene Wohnung und keinen eigenen Garten. Die Wohnungseinrichtung ist sehr funktionell. Ich will diesen Zustand nicht verklären oder zur Pflicht erklären. Ich merke einfach, dass durch das Beschaffen und Pflegen solcher Güter viel Zeit und Geld gebunden wird. Manche jungen Menschen werden nach Mitte Dreißig zu absorbierten Konsumenten. Sie sind eingefahren und verschwinden von der Bildfläche.
Unser Leben ist wie ein Hauch und wie eine Blume, die schnell vergeht. Daran erinnert uns die Bibel oft (Ps 102,12).
Die „bösen Tage“ kommen, in denen die Körperfunktionen abnehmen (Prediger 12). Erfahre ich schon heute, dass mein Inneres Tag für Tag erneuert wird (2Kor 4,16)?
Welche Überschrift würde Gott wohl über mein Leben setzen? Die Könige Israels sind uns Warnschild: Bin ich ihm ganz nachgefolgt, mit kleineren oder größeren Kompromissen, oder tue ich das, was „böse ist in seinen Augen“?
Wie stark hänge ich an dem, was ich habe? Nimmt meine Lust am Herrn zu (Ps 37,5)? Wird mir die Aussage, „neben dir begehre ich nichts“, fremder oder vertrauter (Ps 73,25)?
Habe ich den Wunsch, in der Erkenntnis des Herrn zu wachsen (2 Petrus 3,18)?
Lasse ich mich von anderen korrigieren oder laufe ich aus der Schule (Spr 10,17)?
Bin ich Teil von Gottes Volk? Oder ziehe ich mich auf meine „private Insel“ zurück (2Tim 4,10)?
Nehmen das Bewusstsein meiner Sündhaftigkeit und das Vertrauen auf Gottes Souveränität zu (vgl. Röm 7,14-25)?
Hänge ich inhaltlich stark von der „Lieferung“ der Medien ab? Muss ich mich ablenken?
Niemand kann essen und genießen ohne ihn (Prediger 2,24-25). Ist meine grundsätzliche Zufriedenheit je länger je mehr von Luxusgütern abhängig?
Kann ich mich jederzeit freuen, bin ich ohne Unterbrechung im Gebet und in allem dankbar (1Thess 5,16-18)?
Ich kann diese Fragen moralistisch beantworten. Zum Beispiel, indem ich mir selbst eine „Latte“ stecke, die ich gerade überspringen kann. Oder ich kann ihnen relativistisch den Rücken kehren und sie für mich als nichtssagend erklären. Ich bin bei der Beantwortung von seiner Gnade abhängig, Tag für Tag, Stunde für Stunde. Herr, gib mir immer mehr den Wunsch nach dir selbst (Ps 27,4)!
Diese Woche druckte die FAZ ein Interview mit einer Therapeutin ab. Die Schlagzeile: „Viele Kinder von heute werden totale Narzissten“. Die Prognose: Das wird gravierende Folgen für das spätere Zusammenleben und die zukünftige Gesellschaft haben.
Hier ist meine Best of-Liste, wie wir Eltern dieser Entwicklung Vorschub leisten können.
Frage jeden Tag 100-200 Mal in Details, was das Kind will.
Füge dich den Launen des Kindes.
Halte es in einer Scheinwelt, in dem es keinen Widerstand in Kauf nehmen muss.
Räume hinter ihm auf.
Sorge vor, dass es bei Pannen nie selbst die Konsequenzen tragen muss.
Versorge es überreich mit billigen Spielzeugen.
Wenn es dir in die Komfortzone geht, dann betäube es mit Online-Spielen.
Behüte dein Kind vor Dingen, die es schon verstehen würde.
Applaudiere bei Leistungen, die keine Anstrengung erforderten.
Bestätige es jedes Mal, wenn es sich deiner Gegenwart entzieht und bei Gleichaltrigen das sucht, was du ihm geben könntest: Schutz, Raum und Halt.
Ermutige es, die besten Jahre Lebenszeit mit Ausgehen und Feiern zu vernichten und sich regelmäßig zu betäuben.
Lass es zu, dass es deinem Ehepartner frech kommt und ziehe dich in solchen Momenten zurück.
Mach deinem Kind klar, dass deine eigenen Ressourcen für alle Engpässe ausreichen.
Stürze dich in die Arbeit, wenn es in anstrengenden Entwicklungsschüben steckt.
Wiederhole möglichst oft, dass Gott das Kind genauso liebt, wie es ist.
Meine Jungs gehen im Trupp voraus, um am Waldrand ein Feuer zu entfachen. Mama würde später mit dem Mittagessen nachkommen. Mit Freude machen sie sich an die Aufgabe. Als der erste Rauch aus dem nassen Holz aufsteigt, kommt die Waldspielgruppe am Rastplatz an. Die Leiter verlangen lautstark, dass ihnen der Platz überlassen wird. Meine Jungs beginnen darauf, in der Nähe eine neue Feuerstelle zu bauen.
Als Mama auftaucht, sieht sie die Buben eifrig an einer zweiten Feuerstelle an einem ungünstigen Platz bauen. Sie wird von den Leitern der Spielgruppe darauf hingewiesen, dass der Förster dieses Bauvorhaben nicht tolerieren würde.
Sie informiert sich bei den Söhnen über den Hergang und gibt den Verantwortlichen zur Antwort: „Vor wenigen Minuten habt ihr meine Buben anscheinend in unfreundlichem Ton von der Feuerstelle vertrieben.“ Auf die klare Rückmeldung greift die Vorgabe der Political Correctness. Mit Kindern darf nicht unfreundlich geredet werden.
Nachdem der Topf Spaghetti für die Spielgruppe endlich fertig gekocht ist, macht sich meine Frau an die Arbeit. Nach wenigen Minuten ist sie von den Kindern der Spielgruppe umringt. Sie stellen ihr ununterbrochen Fragen. Sie wollen unbedingt mit meiner Frau und den Buben ihr Mittagessen einnehmen. Die Leiter, ganz verlegen, versuchen sie mit Spielen zurück zu locken. Vergeblich.
Dieses unscheinbare Erlebnis aus dem Alltag hat uns zu denken gegeben. Meine Jungs haben die Leiter beobachtet: Sie tranken an einem Wochentag morgens in der Gruppe Bier, unterhielten sich über den Ausgang und waren ständig am Handy. Sie sahen sehr gelangweilt aus und warteten anscheinend nur auf den Feierabend.
Die Kinder waren in der „wunderbaren Umgebung des Waldes“ sprachlich und inhaltlich nicht gefordert. Es herrschte trotz lautstarkem Hin- und Herspringen inhaltliche Leere. Außer Anweisungen gibt es kaum Kommunikation mit den Leitern. Diese gebärden sich zwar als Spielgefährten. Doch eigentlich werden die Kinder nur vertröstet. Die indirekte Botschaft an die Kinder lautet: Es braucht euch nicht. Es wäre keinem Leiter eingefallen, die Kinder beim Kochen einzubeziehen.
Ich fragte meine Buben: Was lernen sie an einem solchen Tag? Antwort: „Sie merken, dass das Leben eigentlich keinen tieferen Sinn macht und man sich betäuben muss.“ Meine Antwort liegt auf der der Hand. Es fehlt die Mama!
Ich beobachte sehr gerne, wie sich erwachsene Jüngste (mit mehreren Geschwistern) im öffentlichen und privaten Raum bewegen. Auf die Gefahr hin, dass ich hier einer Verallgemeinerung bezichtigt werde, stelle ich fest: Sie sind wortgewandt und stellen sich gerne in den Mittelpunkt. Sie sind es gewohnt, beachtet und umsorgt zu werden. Nur ungerne sind sie alleine. Sie tun sich gerne mit verantwortungsbewussten Ältesten zusammen. Sie wurden von klein auf von den älteren Geschwistern umsorgt. Manche Unannehmlichkeit wurde ihnen von den Schultern genommen. Klar, sie mussten auch „unten durch“. Die Interessen der Älteren waren oft andere, ebenso die Tischgespräche und das Tempo beim Unterwegssein. Im (christlichen) Gemeindekontext konnte es schon mal vorkommen, dass die Jüngsten einfach mitgeschleppt wurden. Sie langweilten sich, aber es interessierte niemanden. So hängten sie zuerst innerlich und später äußerlich ab. Schulisch hatten die älteren Geschwister schon alle Wege vorgebahnt. Also war es dem Jüngsten überlassen, sich seine eigene „Laufbahn“ zu zimmern.
Dies sind vorsorgende Überlegungen von uns Eltern bezüglich unseres Jüngsten: