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When children develop an anxiety disorder, the best solution is to provide ongoing help within the familial context. How that can best be implemented may be seen in this articulate and impressive book.Anxiety disorders in children can disturb family life considerably. Haim Omer´s concept of a "new authority" offers a helpful approach to coping according to the motto "support but don´t shield." The central idea is one of parents as anchors for their children, i.e., besides protection and security they provide facilitative support for their offspring. A wealth of instructive case examples – from the infant to the adult still living with the parents, from separation anxiety to OCD – provide the practitioner with all the necessary tools.
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Seitenzahl: 324
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Haim Omer / Eli Lebowitz
Ängstliche Kinder unterstützen
Die elterliche Ankerfunktion
Mit 3 Tabellen
2., unveränderte Auflage
Vandenhoeck & Ruprecht
Aus dem Hebräischen von Miriam Fritz Ami-Ad.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-525-40218-4 ISBN 978-3-647-40218-5 (E-Book)
Umschlagabbildung: 106313 / photocase.com
© 2015, 2012 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen/Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Oakville, CT, U.S.A. www.v-r.de
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.
Printed in Germany. Satz: SchwabScantechnik, Göttingen Druck und Bindung: Hubert & Co., Göttingen
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Inhalt
Vorwort von Arist von Schlippe
Einleitung
Der Eltern-Kind-Zusammenhang
Elterliche Präsenz – unterstützen und beschützen
Ankerfunktion
Erlernte Angst
Charakterisierung von Angststörungen bei Kindern und die Mitverantwortung der Eltern
Zum Buch
Erstes Kapitel Unterstützen, Beschützen und die Ankerfunktion
Der Verlust der Ankerfunktion: beschützende Eltern
Übergriff statt Verankerung: fordernde Eltern
Übergangsphasen im Leben
Eltern als ausführende Instanz der Ängste
Zweites Kapitel Elterliche Unterstützung in Zusammenarbeit mit dem Kind
Wie wirkt Angst?
Wie kann vermieden werden, dass eine vorübergehende Krise zum chronischen Problem wird?
Psychotherapie bei Angststörungen
Die Entwicklung eines positiven inneren Dialoges
Die Aneignung von praktischen Fähigkeiten zur Überwindung der Angst
Systematische Desensibilisierung
Hinweise für elterliche Unterstützung
Drittes Kapitel Einseitige Maßnahmen der Eltern
Die positiven Stimmen im Kind
Einseitigkeit: Die Vorteile eines Nachteils
Die elterliche Erwartung, dass das Kind ihren Handlungen zustimmt
Einseitige elterliche Maßnahmen
Die Ankündigung
Reaktionen auf die Ankündigung
»Was nun?«
Der Kampf gegen den Nährboden der Angst
Die einseitige Desensibilisierung
Allmähliche Steigerung des Schwierigkeitsgrades und Wiederholung
Ein Beispiel für eine einseitige Desensibilisierung
Viertes Kapitel Die Zusammenarbeit der Eltern
Gängige Differenzen zwischen Eltern
Annäherung von Gegensätzen
Verheimlichung und Absprache
Beschuldigungen mäßigen
Wie kann man eine begrenzte Zusammenarbeit erreichen?
Wenn einer der Eltern die Zusammenarbeit verweigert
Fünftes Kapitel Vom Vermeidungsverhalten zur Kontrollherrschaft
Kontrollbedürfnis und Kontrollübernahme
Die Tyrannei der Zwangsstörung
Die Notwendigkeit des gewaltlosen Widerstandes
Erklärungen für die elterliche Unterwerfung
Der Preis des Kindes für seine Kontrollübernahme
Die positive Bedeutung des elterlichen Widerstandes
Prinzipien des elterlichen Widerstandes gegen die Zwangsstörung
Sechstes Kapitel Die Auseinandersetzung mit Angststörungen
Vorwort
Angst und Furcht gehören zum Menschsein. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben eines Menschen, die eigene Angst zu überwinden, sich ihr in angemessener Weise zu stellen, nicht tollkühn und nicht zaghaft. Zugleich ist Angst ein unangenehmes Gefühl. Wir versuchen, diesem Gefühl auszuweichen und es zu vermeiden, falls irgend möglich. Das Fatale ist nur, dass Angst durch Vermeidung nicht geringer wird, sondern größer, bis man schließlich alles Zutrauen verloren hat, sich dem zu stellen, vor dem man sich fürchtet. In Urzeiten hatten die Angst und die dauerhafte Vermeidung des Angstauslösers einen Überlebenssinn, in den komplexen Lebenswelten unserer Gegenwart sind die Situationen selten geworden, wo die Angst ihren ursprünglichen Sinn erfüllt. Wann begegnet man heute noch einem Löwen in freier Wildbahn?
Die alten Spuren unserer Evolution stecken in uns. Kindliche Ängste sind dabei eine besondere Herausforderung, denn Angst und Vermeidung bringen das Kind und oft genug sein soziales Umfeld in einen sich dynamisch verstärkenden Angstzirkel bis hin zur Lähmung. Wer versucht, seinem Kind die Konfrontation mit der Angst zu ersparen, beteiligt sich – sei es aus Liebe, sei es aus Ratlosigkeit – an der Verfestigung der Ängste. Oft genug aber wissen die Eltern gar nicht, wie sie das Kind darin unterstützen können, Ängste durchzustehen und zu verkraften und am Ende gestärkt aus dieser Auseinandersetzung herauszugehen. Dann kann der Angstzirkel sich ausweiten und die Angst kann zu einem »Monster« werden.
In einer schönen, ein bisschen unheimlichen Geschichte beschreibt die Kinderbuchautorin Irina Korschunow, wie eine Familie von einem derartigen Monster heimgesucht wird. Die Familienmitglieder können es sogar leibhaftig sehen: ein »Unugunu« kommt zu Besuch. Es ist eines Tages einfach da und besetzt immer mehr Räume des Familienalltags, ein gieriger und bösartiger Fresssack, der ununterbrochen Essen fordert und damit droht, Giftgas auszustoßen, wenn seine Befehle nicht befolgt werden. Durch die Drohung wird es immer mächtiger, zugleich wird der Bewegungsspielraum für alle Familienmitglieder immer stärker reduziert, Lähmung greift um sich. Der Sohn der Familie ist in dieser Dynamik mit gefangen, doch gibt er sich nicht mit der Anpassung an die Forderungen des Unugunu zufrieden, das hemmungslos verlangt, immer mehr zufriedengestellt zu werden, und zugleich die Beteiligten zwingt, sich vor ihm zu demütigen. Als ihm durch einige Zwischenfälle bewusst wird, dass das Ungeheuer gar nicht so allmächtig ist, wie es tut, heckt er gemeinsam mit einem Freund, dem er endlich alles offenbart, einen Plan zur Vertreibung des Ungetüms aus. Zur Überraschung aller gelingt dies leichter, als alle befürchtet hatten.
Heute müssen Familien und vor allem Eltern sich nicht allein und ratlos fühlen. Das systemische Elterncoaching bietet inzwischen zahlreiche Handlungsmöglichkeiten an, mit dem Ungetüm der Angst, das sich vielleicht schon in der Mitte der Familie breitgemacht hat, umzugehen. Vor allem geht es dabei für die Eltern darum, nicht in eine der beiden großen Fallen zu geraten, die sich hier auftun, nämlich entweder auf der einen Seite der Angst nachzugeben und alles zu tun, um dem Kind unangenehme Gefühle zu ersparen, es zu beschützen, auch da, wo Schutz nicht wirklich notwendig ist, oder andererseits mit übergroßer Härte und Verständnislosigkeit das Kind allein zu lassen bzw. seine Angst noch zu verstärken, in der (irrigen) Hoffnung, es dadurch besser kontrollieren zu können. Beide Wege führen nicht wirklich weiter. Denn in beiden Fällen besteht die Gefahr, dass die Beziehung zwischen Eltern und Kind schlecht wird, dass also das Wichtigste gefährdet wird, was Familie ausmacht. Zugleich verstärken sich die Ängste und steigert sich das damit verbundene Vermeidungsverhalten des Kindes, ob dieses in Form von Rückzug und Passivität auftritt, in körperlichen Reaktionen von Bauchweh bis Schlafstörungen und Herzrasen oder in starken und Besorgnis erregenden Unruhezuständen und Reizbarkeit.
Mit diesem Buch bekommen professionelle Helfer nun ein Instrumentarium an die Hand, das den Eltern helfen kann, sie aus dem Dilemma zu befreien, entweder der Angst mehr und mehr nachzugeben oder sich im ständigen Kampf aufzureiben. Die in diesem Buch vorgestellten Konzepte sind inzwischen breit erprobt. Sie entstammen der Tradition des gewaltlosen Widerstands, sie sind in einer Vielzahl von Problemstellungen für eine große Zahl von Eltern und Familien hilfreich gewesen. In diesem Buch werden die Konzepte nun für die Situation ängstlicher Kinder konkretisiert. Indem Eltern dem Kind mitteilen und zeigen, dass sie entschieden sind, sich der Angst entgegenzustellen und sich von dem »Monster« nicht mehr bestimmen zu lassen, sind sie auch ein Modell für das ängstliche Kind. Die Erfahrung, dass die Eltern stärker als das Ungetüm sind, hat eine beruhigende Wirkung. Das Kind erlebt die Eltern, auch wenn sie sich kritisch auf sein Verhalten beziehen, als Menschen, die auf eine gute Weise in seinem Rücken stehen. Die Eltern brauchen dazu ebenfalls das Bewusstsein, dass sie ihrerseits von guten Kräften und freundlichen Stimmen begleitet werden. Angst muss keiner allein bewältigen. Er oder sie muss sich ihr zwar allein stellen, aber immer im Bewusstsein, dabei nicht allein gelassen zu werden. Im guten Sinn ist dieses Buch so etwas wie eine gute innere Stimme, die Eltern sich »in ihren Rücken« holen können, wenn sie beginnen, das Monster zu vertreiben.
Ich bin sicher, dass dieses Buch, ähnlich wie die vorhergehenden Bücher von Professor Haim Omer, für Beraterinnen und Berater, für Lehrkräfte und vielleicht auch für betroffene Eltern selbst hilfreich und gewinnbringend sein wird. Da ich an den vorhergehenden Ausgaben der deutschen Fassungen verschiedener Bücher von Haim Omer beteiligt war, freut es mich besonders, nun auch diese Facette des Weges des gewaltlosen Widerstands in Erziehung, Elterncoaching und Familientherapie mit diesem Vorwort begleiten zu dürfen.
Arist von Schlippe
Einleitung
Ängste gehören zur Entwicklung eines Kindes. Kinder, die sich in Übergangsphasen befinden, die in ihrem Leben Erschütterungen erfahren oder Krisen durchleben, können für eine gewisse Zeit Ängste entwickeln. Bei manchen Kindern halten diese Angstzustände jedoch länger an. Manchmal werden diese Ängste zu dauerhaften Begleitern des Kindes oder tauchen im späteren Leben immer wieder auf. Forscher schätzen, dass etwa 10 % bis 15 % aller Kinder unter Angstzuständen leiden. Dies entspricht der Tatsache, dass Angststörungen die häufigste Art psychischer Störungen darstellen. Es besteht die Gefahr, dass die Ängste bis ins Erwachsenenalter andauern, wenn das Problem unbehandelt bleibt.
Der Eltern-Kind-Zusammenhang
Ein entscheidender Unterschied zwischen Angststörungen von Kindern und denen von Erwachsenen besteht darin, dass sich bei Kindern die Ängste nicht nur auf das Kind auswirken, sondern auch seine Eltern mit einbezogen sind: Die Eltern bilden den natürlichen sozialen Kontext des Kindes, der die Existenzbedingungen seiner Ängste bestimmt. Ein Kind, das unter Ängsten leidet, stellt keine autonome Einheit dar. Stattdessen fühlt es sich in den Schoß der Eltern gedrängt und sucht dort Schutz und Hilfe. Deren Reaktion beeinflusst notwendigerweise die Ängste des Kindes. Die Eltern stellen die Schlüsselfigur dar, die dem Kind helfen kann, Ängste abzubauen, Übergangsphasen erfolgreich zu meistern und Krisen durchzustehen. Umgekehrt können Eltern auch unbeabsichtigt zur Verstärkung und zum Fortbestehen der Ängste beitragen. Deswegen kann die Angststörung bei Kindern als ein systemisches Problem definiert werden. Die Reaktion der Eltern ist kein unabhängiger Faktor, sondern wird inhärenter Teil des Problems. Es ist daher schwierig, die Ängste eines Kindes zu verstehen und zu behandeln, ohne nicht auch die elterlichen Reaktionen zu begreifen und zu verändern.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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